HIMMEL
Dem hebräischen Wort schamájim (immer im Plural), das mit „Himmel“ wiedergegeben wird, scheint die Bedeutung „hoch sein“ oder „erhaben sein“ zugrunde zu liegen (Ps 103:11; Spr 25:3; Jes 55:9). Die Herkunft des griechischen Wortes für Himmel (ouranós) ist ungewiss.
Der materielle Himmel. Im Urtext umfasst der Begriff jeweils den gesamten Bereich des materiellen Himmels. Gewöhnlich enthält der Kontext genügend Angaben, um zu ermitteln, welcher Bereich des materiellen Himmels gemeint ist.
Die Erdatmosphäre als Himmel. Der „Himmel“ (oder die „Himmel“) kann sich auf den gesamten Bereich der Erdatmosphäre beziehen, in dem sich Tau und Reif bilden (1Mo 27:28; Hi 38:29), die Vögel fliegen (5Mo 4:17; Spr 30:19; Mat 6:26), die Winde wehen (Ps 78:26), Blitze aufleuchten (Luk 17:24) und die Wolken dahinziehen, aus denen Regen, Schnee und Hagel herabfällt (Jos 10:11; 1Kö 18:45; Jes 55:10; Apg 14:17). Mit „Himmel“ ist manchmal das Himmelsgewölbe gemeint, d. h. die sich scheinbar über die Erde wölbende Kuppel (Mat 16:1-3; Apg 1:10, 11).
Dieser Luftraum entspricht im Großen und Ganzen der in 1. Mose 1:6-8 beschriebenen „Ausdehnung [hebr. raqíaʽ]“, die in der zweiten Schöpfungsperiode geschaffen wurde. Offensichtlich beziehen sich 1. Mose 2:4; 2. Mose 20:11; 31:17, wo von der Erschaffung „der Himmel und der Erde“ gesprochen wird, auf diesen „Himmel“. (Siehe AUSDEHNUNG.)
Als die atmosphärische Ausdehnung geschaffen wurde, wurde das Wasser auf der Oberfläche der Erde von dem anderen Wasser oberhalb der Ausdehnung getrennt. Dies erklärt die Ausdrucksweise, die mit Bezug auf die weltweite Flut der Tage Noahs gebraucht wird: „Alle Quellen der großen Wassertiefe [wurden] aufgebrochen, und die Schleusen der Himmel wurden geöffnet“ (1Mo 7:11; vgl. Spr 8:27, 28). Bei der Sintflut stürzten allem Anschein nach die Wassermassen, die sich oberhalb der Ausdehnung befanden, gewissermaßen wie durch Kanäle und auch als Regen herab. Als sich dieses gewaltige Reservoir geleert hatte, wurden diese „Schleusen der Himmel“ sozusagen „verstopft“ (1Mo 8:2).
Das Weltall. Der materielle „Himmel“ erstreckt sich über die Erdatmosphäre hinaus bis zu den Regionen des Weltalls mit seinen Gestirnen, dem „ganzen Heer der Himmel“: Sonne, Mond, Sterne und Sternbilder (5Mo 4:19; Jes 13:10; 1Ko 15:40, 41; Heb 11:12). Aus dem ersten Vers der Bibel geht hervor, dass dieser Sternenhimmel erschaffen worden war, bevor die Erde als Wohnstätte für den Menschen vorbereitet wurde (1Mo 1:1). Dieser Himmel verkündet die Herrlichkeit Gottes – was auch auf die atmosphärische Ausdehnung zutrifft –, ja er ist das Werk der „Finger“ Gottes (Ps 8:3; 19:1-6). Der Lauf all dieser Himmelskörper wird durch die „Satzungen der Himmel“, die Gott aufgestellt hat, bestimmt. Trotz moderner Ausrüstung und fortgeschrittener mathematischer Kenntnisse sind Astronomen noch immer außerstande, diese Satzungen völlig zu begreifen (Hi 38:33; Jer 33:25). Ihre Entdeckungen bestätigen aber, dass es dem Menschen unmöglich ist, diesen Himmel zu messen oder die Gestirne zu zählen (Jer 31:37; 33:22; siehe STERN). Gott dagegen hat sogar ihre Zahl festgelegt und ihnen einen Namen gegeben (Ps 147:4; Jes 40:26).
Die „Mitte des Himmels“ und die „äußersten Enden der Himmel“. Der Ausdruck „Mitte des Himmels“ oder „Himmelsmitte“ bezieht sich auf den Bereich innerhalb der Ausdehnung der Erdatmosphäre, in dem Vögel wie der Adler fliegen (Off 8:13; 14:6; 19:17; 5Mo 4:11 [wtl. „Herz der Himmel“]). Etwas Ähnliches ist mit dem Ausdruck „zwischen Erde und Himmel“ gemeint (1Ch 21:16; 2Sa 18:9). Von den Truppen, die gegen Babylon ziehen würden, heißt es, sie kämen vom „äußersten Ende der Himmel“; offensichtlich bedeutet dies, dass sie vom fernen Horizont heranrücken würden (wo sich Himmel und Erde scheinbar berühren und die Sonne auf- und unterzugehen scheint) (Jes 13:5; vgl. Ps 19:4-6). Die Wendung „von den vier äußersten Enden der Himmel“ bezieht sich allem Anschein nach auf die vier Himmelsrichtungen, was die gesamte Erde abdeckt (Jer 49:36; vgl. Da 8:8; 11:4; Mat 24:31; Mar 13:27). Da die Erde auf allen Seiten vom Himmel umgeben ist, erstreckt sich die Fähigkeit Jehovas, alles „unter dem ganzen Himmel“ zu sehen, auf die ganze Erdkugel (Hi 28:24).
Der Wolkenhimmel. Ein weiterer Begriff, das hebräische Wort scháchaq, bezieht sich auf den „Wolkenhimmel“ oder auf die Wolken (5Mo 33:26; Spr 3:20). Mit „Wolkenhimmel“ kann die atmosphärische Ausdehnung gemeint sein, die die Erde umgibt und in der Wolken dahingleiten (Jes 45:8), oder auch die sich scheinbar über die Erde wölbende Kuppel, die tagsüber eine blaue Färbung zeigt und nachts mit Sternen übersät ist (Ps 89:37). In den meisten Fällen bezogen sich die Bibelschreiber offenbar lediglich auf etwas, was hoch erhaben ist im Vergleich zum Menschen, ohne näher auf ein bestimmtes Merkmal des „Wolkenhimmels“ einzugehen (Ps 57:10; 108:4).
Die feinen Staubteilchen, die Wassermoleküle und teilweise auch andere Gase in der Erdatmosphäre (z.B. Sauerstoff, Stickstoff und Kohlendioxid) streuen das Licht. Dabei werden die blauen Wellen am stärksten gestreut, wodurch der Himmel seine charakteristische blaue Farbe erhält. Auch bei der Entstehung von Wolken spielen feine Staubteilchen eine Rolle, da sich Wasserdampf an ihnen sammelt und kondensiert.
Das hebräische Wort scháchaq wird von einer Wurzel abgeleitet, die „[fein] zerreiben“ (2Sa 22:43) bedeutet und auf etwas Zerkleinertes, Feingemachtes oder Zerriebenes hinweist, wie den „Staubbelag“ aus Jesaja 40:15. Diese Wiedergabe ist bestimmt passend. Wolken bilden sich nämlich, wenn sich von der Erde aufsteigende Warmluft auf eine Temperatur abkühlt, die als „Taupunkt“ bekannt ist, und der mitgeführte Wasserdampf zu winzigen, manchmal als „Wasserstaub“ bezeichneten Teilchen kondensiert. (Vgl. Hi 36:27, 28; siehe WOLKE.) Der Ausdruck „Staubbelag“ ist auch passend, weil der visuelle Eindruck von dem blauen Himmelsgewölbe durch die Streuung des Sonnenlichts an den Gasmolekülen und anderen Partikeln wie Staubteilchen verursacht wird.
Jehova sagt von sich selbst, er habe die ‘Wolkenhimmel breit gehämmert, hart wie einen gegossenen Spiegel’ (Hi 37:18). Er hat dem atmosphärischen Gewölbe über dem Menschen somit eine bestimmte Grenze oder klare Abgrenzung gesetzt. Tatsächlich werden die Teilchen, die die Atmosphäre bilden, durch die Anziehungskraft der Erde zusammengepresst und innerhalb der äußeren Grenzen der Atmosphäre gehalten, da die Schwerkraft das Entweichen der Teilchen aus dem Bereich der Erde verhindert (1Mo 1:6-8).Sie reflektieren das Sonnenlicht ähnlich wie ein Spiegel. Aus diesem Grund sieht der Himmel hell aus. Ohne eine Atmosphäre würde der Himmel dagegen dem Betrachter auf der Erde völlig schwarz erscheinen, und die Himmelskörper würden vor einem schwarzen Hintergrund leuchten, wie es beim Mond der Fall ist, der keine Atmosphäre besitzt. Astronauten, die die Erdatmosphäre vom Weltraum aus beobachten können, beschreiben sie als einen hell leuchtenden Ring.
In bildlicher Sprache warnte Jehova die Israeliten vor den Folgen des Ungehorsams: Der Himmel über ihnen würde zu Kupfer werden und die Erde unter ihnen zu Eisen, und Flugsand und Staub würden auf ihr Land regnen. Unter solch einem Regenmangel würde der „verschlossene“, wolkenlose Himmel eine rötliche, kupferne Färbung annehmen, da bei einer erhöhten Dichte von Staubteilchen das blaue Licht so stark gestreut wird, dass die roten Wellen überwiegen. So erscheint auch die untergehende Sonne rot, weil die Sonnenstrahlen einen längeren Weg durch die Atmosphäre zurücklegen müssen (5Mo 28:23, 24; vgl. 1Kö 8:35, wo das Wort „Himmel“ mit Bezug auf die Ausdehnung gebraucht wird).
Als Jesus in den Himmel auffuhr, nahm ihn eine Wolke auf und entzog ihn den Blicken der Jünger. Während die Jünger unverwandt zum Himmel schauten, erschienen Engel und sagten: „Männer von Galiläa, warum steht ihr da und schaut zum Himmel empor? Dieser Jesus, der von euch weg in den Himmel aufgenommen worden ist, wird so kommen, in derselben Weise, wie ihr ihn in den Himmel habt gehen sehen“ (Apg 1:9-11, Fn.). Die Engel gaben den Jüngern sozusagen zu verstehen, dass es sinnlos sei, wenn sie zum Himmel schauten, um Jesus dort zu sehen. Die Wolke habe ihn nämlich aufgenommen, und er sei nun unsichtbar. Er werde aber in derselben Weise zurückkommen: unsichtbar, vom buchstäblichen Auge nicht wahrzunehmen.
„Die Himmel der Himmel“. Man glaubt, dass sich dieser Ausdruck auf die höchsten Himmel bezieht, die – da sich der Himmel von der Erde aus nach allen Richtungen hin erstreckt – den gesamten Bereich des materiellen Himmels umfassen, wie ausgedehnt er auch sein mag (5Mo 10:14; Ne 9:6).
Salomo, der Erbauer des Tempels in Jerusalem, äußerte die Feststellung, dass „die Himmel selbst, ja die Himmel der Himmel“ Gott nicht fassen können (1Kö 8:27). Als der Schöpfer des Himmels steht Jehova weit über ihnen allen, und „sein Name allein ist unerreichbar hoch. Seine Würde ist über Erde und Himmel“ (Ps 148:13). Jehova misst den materiellen Himmel genauso leicht, wie ein Mensch einen Gegenstand misst, indem er seine Finger so spreizt, dass sich der Gegenstand zwischen der Daumenspitze und der Spitze des kleinen Fingers befindet (Jes 40:12). Salomos Feststellung besagt nicht, dass Gott keinen bestimmten Wohnort habe. Genauso wenig besagt sie, dass er in dem Sinn allgegenwärtig sei, dass er sich buchstäblich überall und in allem befände. Das sieht man daran, dass Salomo zu Jehova ferner sagte: „Mögest du deinerseits [von] den Himmeln, deiner festen Wohnstätte, [her] hören.“ Damit bezog er sich auf den Himmel des geistigen Bereichs (1Kö 8:30, 39).
Somit erstreckt sich der Begriff „Himmel“ in buchstäblichem Sinn über einen weiten Bereich. Obschon er sich auf die entferntesten Gegenden des Weltalls beziehen kann, kann er sich auch auf etwas beziehen, was einfach außergewöhnlich hoch oder erhaben ist. So heißt es von Menschen an Bord von Schiffen in sturmgepeitschtem Meer: „Sie steigen auf zu den Himmeln, sie fahren nieder zu den Gründen“ (Ps 107:26). In diesem Sinn wollten auch die Erbauer des Turms zu Babel ein Bauwerk errichten mit seiner „Spitze bis in die Himmel“, einen „Wolkenkratzer“ sozusagen (1Mo 11:4; vgl. Jer 51:53). Und die Prophezeiung in Amos 9:2 spricht von Menschen, die sich vergeblich bemühen, dem Strafgericht Jehovas zu entkommen; es heißt von ihnen, dass sie „zu den Himmeln aufsteigen“, womit offensichtlich gemeint ist, dass sie in den hoch gelegenen Berggegenden Rettung suchen.
Der sinnbildliche Himmel. Die gleichen Wörter, die im Urtext für den materiellen Himmel gebraucht werden, werden auch auf den sinnbildlichen Himmel angewandt. Wie wir gesehen haben, wohnt Jehova Gott nicht im materiellen Himmel, er ist ein Geist. Da er jedoch der „Hohe und Erhabene“ ist, der in der „Höhe“ weilt (Jes 57:15), und da in dem hebräischen Wort die Grundbedeutung von etwas „Emporgehobenem“ oder „Erhabenem“ zum Ausdruck kommt, ist es passend, von Gottes „erhabenem Wohnsitz der Heiligkeit und Schönheit“ zu sprechen (Jes 63:15; Ps 33:13, 14; 115:3). Da Jehova den materiellen Himmel gemacht hat (1Mo 14:19; Ps 33:6), gehört er ihm auch (Ps 115:15, 16). Was immer er gern im Himmel tun möchte, tut er, auch Wundertaten (Ps 135:6).
In vielen Texten steht daher „Himmel“ für Gott selbst und für seine souveräne Stellung. Sein Thron befindet sich im Himmel, das heißt in dem geistigen Bereich, über den er ebenfalls herrscht (Ps 103:19-21; 2Ch 20:6; Mat 23:22; Apg 7:49). Von seiner alles überragenden Stellung aus schaut Jehova gewissermaßen auf den materiellen Himmel und auf die Erde herab (Ps 14:2; 102:19; 113:6), und von dieser erhabenen Stellung aus redet er auch, erhört Bitten und hält Gericht (1Kö 8:49; Ps 2:4-6; 76:8; Mat 3:17). Deshalb lesen wir, dass Hiskia und Jesaja angesichts einer ernsten Bedrohung ‘unablässig beteten und zu den Himmeln um Hilfe riefen’ (2Ch 32:20; vgl. 2Ch 30:27). Auch Jesus gebrauchte das Wort „Himmel“ für Gott, als er die religiösen Führer fragte, ob die Taufe des Johannes „vom Himmel oder von Menschen“ stamme (Mat 21:25; vgl. Joh 3:27). Der verlorene Sohn bekannte, sowohl „gegen den Himmel“ als auch gegen seinen Vater gesündigt zu haben (Luk 15:18, 21). Der Ausdruck „das Königreich der Himmel“ bedeutet demnach nicht nur, dass das Königreich im sinnbildlichen Himmel gegründet worden ist und dort seinen Sitz hat, sondern auch, dass es „das Königreich Gottes“ ist (Da 2:44; Mat 4:17; 21:43; 2Ti 4:18).
Wegen dieser Stellung Gottes im Himmel erhoben sowohl Menschen als auch Engel ihre Hände oder ihr Gesicht zum Himmel, um Gott zum Handeln zu ersuchen (2Mo 9:22, 23; 10:21, 22), um einen Eid zu schwören (Da 12:7) und um zu beten (1Kö 8:22, 23; Klg 3:41; Mat 14:19; Joh 17:1). In 5. Mose 32:40 sagt Jehova von sich, er ‘hebe in einem Eid seine Hand zum Himmel empor’. In Einklang mit Hebräer 6:13 bedeutet dies offensichtlich, dass Jehova bei sich selbst schwört. (Vgl. Jes 45:23.)
Die Wohnstätte der Engel. Der sinnbildliche Himmel ist auch die „rechte Wohnstätte“ der Geistsöhne Gottes (Jud 6; 1Mo 28:12, 13; Mat 18:10; 24:36). Der Ausdruck „Heer der Himmel“, der oft auf die Gestirne angewandt wird, bezeichnet manchmal auch diese Engelsöhne Gottes (1Kö 22:19; vgl. Ps 103:20, 21; Da 7:10; Luk 2:13; Off 19:14). Desgleichen steht der personifizierte „Himmel“ für die Engel, die „Versammlung der Heiligen“ (Ps 89:5-7; vgl. Luk 15:7, 10; Off 12:12).
Sinnbild für Herrschaft. Wir haben festgestellt, dass sich der Himmel auf Jehova Gott in seiner souveränen Stellung beziehen kann. Als somit Daniel Nebukadnezar mitteilte, ihm, dem Herrscher über das Babylonische Reich, stehe ein Erlebnis bevor, durch das er erkennen werde, „dass die Himmel herrschen“, bedeutete es das Gleiche, wie zu erkennen, „dass der Höchste der Herrscher ist im Königreich der Menschheit“ (Da 4:25, 26).
Doch außer den Fällen, in denen sich der Begriff „Himmel“ auf den höchsten Souverän bezieht, kann er auch andere Herrscher bezeichnen, die in erhöhter oder erhabener Stellung über dem Volk stehen, das ihnen untergeben ist. Selbst die Dynastie babylonischer Könige, die durch Nebukadnezar repräsentiert wurde, wird in Jesaja 14:12 mit einem Stern verglichen und „Glänzender, Sohn der Morgenröte“ genannt. Durch die Eroberung Jerusalems im Jahr 607 v. u. Z. erhob jene babylonische Dynastie ihren Thron „über die Sterne Gottes“; mit diesen „Sternen“ war offensichtlich die davidische Linie judäischer Könige gemeint (desgleichen wird der Erbe des davidischen Thrones, Christus Jesus, in Off 22:16 als der „hell glänzende Morgenstern“ bezeichnet; vgl. 4Mo 24:17). Indem die babylonische Dynastie den davidischen Thron stürzte, auf dem mit göttlicher Vollmacht ausgestattete Könige saßen, erhob sie sich gewissermaßen himmelhoch (Jes 14:13, 14). In Nebukadnezars Traum wurden diese erhabene Größe und das ausgedehnte Herrschaftsgebiet auch durch einen symbolischen Baum dargestellt, dessen Höhe „die Himmel erreichte“ (Da 4:20-22).
Neue Himmel und neue Erde. Die Bedeutung des Ausdrucks „neue Himmel und eine neue Erde“, der in Jesaja 65:17 und 66:22 zu finden ist und vom Apostel Petrus in 2. Petrus 3:13 zitiert wird, ist leichter zu verstehen, wenn man im Sinn behält, dass „die Himmel“ mit Herrschermacht in Verbindung stehen. Auf einen solchen Zusammenhang wird in der Cyclopædia von M’Clintock und Strong (1891, Bd. IV, S. 122) aufmerksam gemacht: „In Jes LXV, 17 bedeuten ein neuer Himmel und eine neue Erde eine neue Regierung, ein neues Königreich, ein neues Volk.“
Genauso, wie sich der Begriff „Erde“ auf eine menschliche Gesellschaft beziehen kann (Ps 96:1; siehe ERDE), können auch „die Himmel“ die höher stehende Herrschermacht oder Regierung über eine solche „Erde“ symbolisieren. Die von Jesaja übermittelte Prophezeiung, die die Verheißung über „neue Himmel und eine neue Erde“ enthielt, handelte ursprünglich von der Wiederherstellung Israels nach dem Babylonischen Exil. Als die Israeliten in ihre Heimat zurückkehrten, kamen sie unter ein neues System. Gott gebrauchte vor allem Cyrus den Großen, um diese Wiederherstellung herbeizuführen. In Jerusalem diente Serubbabel (ein Nachkomme Davids) als Statthalter und Josua als Hoher Priester. In Übereinstimmung mit Jehovas Vorsatz wurde das untergebene Volk durch diese neue Regierung oder diese „neuen Himmel“ geleitet und beaufsichtigt (2Ch 36:23; Hag 1:1, 14). Dadurch wurde Jerusalem, wie in Jesaja 65:18 prophezeit, „Ursache zur Freudigkeit und ihr Volk ... Ursache zum Frohlocken“.
Die Tatsache, dass Petrus jene Worte zitierte, zeigt indes, dass aufgrund der Verheißung Gottes eine Erfüllung in der Zukunft erwartet werden sollte (2Pe 3:13). Da sich die Verheißung Gottes in diesem Fall, wie aus Vers 4 zu ersehen ist, auf die Gegenwart Christi Jesu bezieht, muss sich der Ausdruck „neue Himmel und eine neue Erde“ auf Gottes messianisches Königreich und auf dessen Herrschaft über gehorsame Untertanen beziehen. Christus Jesus wurde durch seine Auferstehung und durch seine Auffahrt in den Himmel, wo er zur Rechten Gottes Platz nahm, „höher als die Himmel“ (Heb 7:26). Dies geschah dadurch, dass er „hoch über jede Regierung und Gewalt und Macht und Herrschaft“ gesetzt wurde, „nicht nur in diesem System der Dinge, sondern auch in dem künftigen“ (Eph 1:19-21; Mat 28:18).
Nachfolger Jesu setzt Gott als „Mitgenossen der himmlischen Berufung“ (Heb 3:1) zu „Erben“ in Gemeinschaft mit Christus ein, durch den Gott beabsichtigte, „wieder alle Dinge zusammenzubringen“. „Die Dinge in den Himmeln“, d. h. die zu himmlischem Leben Berufenen, sind die Ersten, die durch Christus mit Gott in Einheit zusammengebracht werden (Eph 1:8-11). Das Erbe ist für sie „in den Himmeln aufbehalten“ (1Pe 1:3, 4; Kol 1:5; vgl. Joh 14:2, 3). Sie sind in den Himmeln „eingetragen“ und haben dort ihr „Bürgerrecht“ (Heb 12:20-23; Php 3:20). Sie bilden das „Neue Jerusalem“, das Johannes in seiner Vision „von Gott aus dem Himmel herabkommen“ sah (Off 21:2, 9, 10; vgl. Eph 5:24-27). Da in der Vision anfangs erklärt wird, dass es sich um „einen neuen Himmel und eine neue Erde“ handelt (Off 21:1), geht es auch im Rest der Vision um beides. Somit muss der „neue Himmel“ Christus und seiner „Braut“, dem „Neuen Jerusalem“, entsprechen, und die „neue Erde“ findet sich in den „Völkern“ der „Menschen“ wieder, die die Untertanen des „neuen Himmels“ sind und denen die in den Versen 3 und 4 geschilderten Segnungen seiner Herrschaft zugutekommen.
Dritter Himmel. In 2. Korinther 12:2-4 spricht der Apostel Paulus von einem Menschen, der „bis zum dritten Himmel“ und „in das Paradies entrückt“ wurde. Da in der Bibel von niemand anderem die Rede ist, der so etwas erlebt hatte, handelte es sich hierbei wahrscheinlich um ein Erlebnis des Apostels selbst. Man hat versucht, zwischen dem von Paulus erwähnten dritten Himmel und der altrabbinischen Ansicht von Himmelsstufen – insgesamt sogar „sieben Himmel“ – eine Verbindung herzustellen, doch für diese Ansicht findet sich in der Bibel keine Stütze. Wie wir gesehen haben, wird vom Himmel nirgends gesagt, er lasse sich in Stufen oder Ebenen einteilen. Vielmehr muss man gemäß dem Kontext ermitteln, ob mit „Himmel“ der Raum innerhalb der Erdatmosphäre, das Weltall, der sinnbildliche Himmel oder etwas anderes gemeint ist. Der Ausdruck „dritter Himmel“ scheint auf die unübertreffliche Herrschaftsform des messianischen Königreiches hinzudeuten. Man beachte, wie in Jesaja 6:3, Hesekiel 21:27, Johannes 21:15-17 und in Offenbarung 4:8 Wörter und Ausdrücke dreimal erwähnt werden, offensichtlich um eine Steigerung auszudrücken.
Der frühere Himmel und die frühere Erde, die vergehen. In der Vision des Johannes wird darauf Bezug genommen, dass der „frühere Himmel und die frühere Erde“ vergangen seien (Off 21:1; vgl. 20:11). In den Christlichen Griechischen Schriften wird dargelegt, dass die irdischen Regierungen und die dazugehörigen Völker unter der Herrschaft des Teufels stehen (Mat 4:8, 9; Joh 12:31; 2Ko 4:3, 4; Off 12:9; 16:13, 14). Der Apostel Paulus bezog sich auf die „bösen Geistermächte in den himmlischen Örtern“ mit ihren Regierungen, Gewalten und Weltbeherrschern (Eph 6:12). Das Vergehen des „früheren Himmels“ bedeutet also das Ende der von Satan und den Dämonen beeinflussten Staatsregierungen. Das entspricht dem, was in 2. Petrus 3:7-12 über die Vernichtung der „Himmel ... die jetzt sind“, gesagt wird. Auch in Offenbarung 19:17-21 wird die Vernichtung des weltweiten politischen Systems und seiner Unterstützer beschrieben; von dem sinnbildlichen wilden Tier heißt es, es werde „in den Feuersee geschleudert, der mit Schwefel brennt“. (Vergleiche Off 13:1, 2.) Der Teufel selbst wird gemäß Offenbarung 20:1-3 für tausend Jahre „in den Abgrund“ geschleudert und dann „für eine kleine Weile losgelassen“.
Die Erniedrigung des Erhöhten. Da der Himmel das Erhabene darstellt, wird die Erniedrigung erhöhter Dinge manchmal durch den Sturz oder das ‘Erschüttern’ oder ‘Erbeben’ des Himmels dargestellt. Von Jehova heißt es, er habe die „Schönheit Israels“ zur Zeit seiner Verwüstung „vom Himmel auf die Erde hinabgeworfen“. Diese Schönheit schloss das Königreich Israel mit seinen Fürsten und deren Macht ein; sie wurde wie von Feuer verzehrt (Klg 2:1-3). Doch der Eroberer Israels, Babylon, machte später die Erfahrung, dass sein eigener „Himmel“ erschüttert wurde und seine „Erde“ erbebte, als die Meder und Perser Babylon stürzten und sich seine Himmelsgötter als falsch und als unfähig erwiesen, es vor dem Verlust seiner Herrschaft über das Land zu bewahren (Jes 13:1, 10-13).
Eine ähnliche Prophezeiung besagte, dass die himmelhohe Stellung Edoms es nicht vor der Vernichtung bewahren würde: Das strafende Schwert Jehovas würde in den Höhen oder „Himmeln“ der Edomiter getränkt werden, ohne dass irgendjemand vom Himmel oder von einer anderen erhöhten Stelle aus den Edomitern helfen würde (Jes 34:4-7; vgl. Ob 1-4, 8). Prahlerische Menschen, die in hochtönender Weise Böses reden, als ob sie „ihren Mund sogar in die Himmel gesetzt“ hätten, werden „in Trümmer fallen“ (Ps 73:8, 9, 18; vgl. Off 13:5, 6). Die Stadt Kapernaum hatte zufolge der Beachtung, die ihr Jesus im Rahmen seines Dienstes schenkte, Grund, sich hochbegünstigt zu fühlen. Da sie es aber verfehlte, auf seine Machttaten positiv zu reagieren, fragte Jesus: „Wirst du vielleicht bis zum Himmel erhöht werden?“ Stattdessen prophezeite er: „Zum Hades hinab wirst du kommen“ (Mat 11:23).
Die Verfinsterung des Himmels. Die Verfinsterung des Himmels oder der Gestirne wird oft als ein Sinnbild dafür gebraucht, dass günstige, vielversprechende Verhältnisse beseitigt und durch düstere, Unheil kündende Verhältnisse und Aussichten ersetzt werden, so wie an einem finsteren Tag die Wolken kein Licht hindurchlassen. (Vgl. Jes 50:2, 3, 10.) Dieser sinnbildliche Gebrauch der materiellen Himmel in Verbindung mit der Geistesverfassung der Menschen ähnelt der alten arabischen Redewendung „Sein Himmel ist zur Erde gefallen“, was bedeutet, dass jemandes Überlegenheit oder Gedeihen stark geschwunden ist. Manchmal hat Jehova durch Himmelsphänomene (als sich zum Beispiel die Himmel buchstäblich verfinsterten) seinen göttlichen Zorn zum Ausdruck gebracht.
In Erfüllung des Richterspruches, den Jehova durch seinen Propheten Joel ergehen ließ, kam ein solcher Tag der Finsternis über Juda und erreichte seinen Höhepunkt, als Juda von Babylon verwüstet wurde (Joel 2:1, 2, 10, 30, 31; vgl. Jer 4:23, 28). Jegliche Hoffnung auf Hilfe himmlischen Ursprungs schien dahin zu sein, und wie in 5. Mose 28:65-67 vorhergesagt, waren die Juden „bei Nacht und Tag in Schrecken“, sodass es weder am sonnigen Morgen noch am mondhellen Abend Erleichterung oder Hoffnung gab. Aber zugleich ließ Jehova die Feinde Judas durch denselben Propheten, Joel, davor warnen, dass sie in die gleiche Situation kämen, wenn er an ihnen das Gericht vollstrecken werde (Joel 3:12-16). Hesekiel und Jesaja bedienten sich ebenfalls dieses bildlichen Vergleichs, als sie jeweils das Gericht Gottes an Ägypten und an Babylon vorhersagten (Hes 32:7, 8, 12; Jes 13:1, 10, 11).
Der Apostel Petrus zitierte am Pfingsttag aus der Prophezeiung Joels, als er eine Menschenmenge, die ihm zuhörte, nachdrücklich aufforderte, ‘sich aus dieser verkehrten Generation retten zu lassen’ (Apg 2:1, 16-21, 40). Die Unachtsamen aus jener Generation erlebten eine Zeit tiefer Finsternis, als die Römer nicht einmal 40 Jahre später Jerusalem belagerten und schließlich dem Erdboden gleichmachten. Vor Pfingsten jedoch hatte Jesus eine ähnliche Prophezeiung geäußert, die sich nach seinen eigenen Worten zur Zeit seiner Gegenwart erfüllen sollte (Mat 24:29-31; Luk 21:25-27; vgl. Off 6:12-17).
Die Beständigkeit des materiellen Himmels. Eliphas, der Temaniter, sagte von Gott: „Siehe! In seine Heiligen setzt er keinen Glauben, und selbst die Himmel sind bestimmt nicht rein in seinen Augen.“ Jehova sagte jedoch zu Eliphas, dass er und seine beiden Gefährten ‘von ihm nicht geredet hätten, was wahrhaftig ist, wie sein Knecht Hiob’ (Hi 15:1, 15; 42:7). Im Gegensatz dazu wird in 2. Mose 24:10 auf den Himmel als ein Sinnbild für Reinheit Bezug genommen. Somit wird in der Bibel kein Grund dafür genannt, warum Gott den materiellen Himmel vernichten sollte.
Dass der materielle Himmel von Bestand ist, geht daraus hervor, dass er in Vergleichen erwähnt wird, die sich auf ewigwährende Dinge beziehen, wie zum Beispiel auf die friedlichen, gerechten Auswirkungen der Herrschaft des davidischen Königreiches, das Gottes Sohn geerbt hat (Ps 72:5-7; Luk 1:32, 33). Bibeltexte wie Psalm 102:25, 26, die sagen, dass die Himmel „vergehen“ und wie ‘zerfallene Kleidung ersetzt werden’, sind nicht wörtlich zu verstehen.
Gemäß Lukas 21:33 sagte Jesus: „Himmel und Erde werden vergehen, meine Worte aber werden auf keinen Fall vergehen.“ Aus anderen Schriftstellen geht hervor, dass „Himmel und Erde“ ewig bestehen werden (1Mo 9:16; Ps 104:5; Pr 1:4). Demnach sind die in Lukas erwähnten „Himmel und Erde“ wohl ebenso sinnbildlich zu verstehen wie „der frühere Himmel und die frühere Erde“ in Offenbarung 21:1; vergleiche Matthäus 24:35.
Psalm 102:25-27 betont, dass Gott ewig und unvergänglich ist, wohingegen Himmel und Erde, seine materiellen Schöpfungswerke, vergänglich sind, das heißt, sie könnten vernichtet werden – wenn Gott es wollte. Im Gegensatz zur ewigwährenden Existenz Gottes ist jede materielle Schöpfung nur von bedingter Beständigkeit. Wie auf der Erde zu beobachten ist, muss sich die materielle Schöpfung einem ständigen Erneuerungsprozess unterziehen, wenn sie bestehen bleiben oder ihre gegenwärtige Form erhalten will. Dass der materielle Himmel von dem Willen und der erhaltenden Macht Gottes abhängig ist, geht aus Psalm 148 hervor. Nachdem Sonne, Mond und Sterne zusammen mit anderen Teilen der Schöpfung Gottes erwähnt worden sind, wird in Vers 6 über Gott gesagt: „Er lässt sie für immer bestehen, auf unabsehbare Zeit. Eine Bestimmung hat er gegeben, und sie wird nicht vergehen.“
Die Worte in Psalm 102:25, 26 beziehen sich zwar auf Jehova Gott, doch der Apostel Paulus wandte sie auf Jesus Christus an. Er konnte dies tun, weil der einziggezeugte Sohn Gottes als Gottes persönlicher Vertreter dazu eingesetzt worden war, das materielle Universum zu erschaffen. Paulus stellte den Sohn in seiner Beständigkeit der materiellen Schöpfung gegenüber, die Gott wie einen Mantel „zusammenrollen“ und beiseitelegen könnte (Heb 1:1, 2, 8, 10, 12; vgl. 1Pe 2:3, Fn.).
Verschiedene poetische und bildliche Ausdrücke. Da der materielle Himmel eine wesentliche Rolle dabei spielt, dass das Leben auf der Erde erhalten bleibt und gedeiht – man denke an Sonnenschein, Regen, Tau, frische Brisen und andere nützliche Naturerscheinungen innerhalb der Atmosphäre –, wird er in poetischer Sprache als Jehovas „gutes Vorratshaus“ bezeichnet (5Mo 28:11, 12; 33:13, 14). Jehova öffnet die „Türen“ dieses Hauses, um seine Diener zu segnen, wie er es zum Beispiel tat, als er Manna, „das Korn des Himmels“, auf den Erdboden regnen ließ (Ps 78:23, 24; Joh 6:31). Die Wolken sind wie „Wasserkrüge“ in den Obergemächern des Vorratshauses, der Regen strömt wie durch „Schleusen“ herab, und bestimmte Faktoren – dabei kann es sich um Berge oder sogar um ein übernatürliches Eingreifen Gottes handeln – bewirken, dass in ganz bestimmten Gebieten Wasserdampf kondensiert und anschließend Regen fällt (Hi 38:37; Jer 10:12, 13; 1Kö 18:41-45). Wenn Gott andererseits seinen Segen entzog, führte das manchmal dazu, dass der Himmel über dem Land Kanaan „verschlossen“ war und so hart aussah wie Eisen und auch genauso undurchlässig war sowie einen kupferfarbenen metallischen Glanz annahm, weil die Atmosphäre voller Staub war (3Mo 26:19; 5Mo 11:16, 17; 28:23, 24; 1Kö 8:35, 36).
Dies hilft uns, die Bildersprache in Hosea 2:21-23 zu verstehen. Nachdem Jehova die verheerenden Folgen der Untreue der Israeliten vorhergesagt hat, beschreibt er nun die Zeit ihrer Wiederherstellung und die sich daraus ergebenden Segnungen. An jenem Tag, sagt er, „werde [ich] den Himmeln antworten, und sie ihrerseits werden der Erde antworten; und die Erde ihrerseits wird dem Korn und dem süßen Wein und dem Öl antworten; und sie ihrerseits werden Jesreel ... antworten“. Offenbar wird in dieser Darstellung das Flehen der Israeliten um den Segen Jehovas durch eine Kette der hier aufgeführten Schöpfungswerke Jehovas weitergeleitet. Aus diesem Grund werden die Schöpfungswerke personifiziert, als ob sie bitten oder flehen könnten. Israel bittet um Korn, Wein und Öl; diese Erzeugnisse wiederum suchen sich pflanzliche Nährstoffe und Wasser aus der Erde zu beschaffen; um dieses Bedürfnis befriedigen zu können, braucht (oder bildlich ausgedrückt „erbittet“) die Erde vom Himmel Sonne, Regen und Tau; der Himmel aber (der bis dahin „verschlossen“ war, weil Gott seinen Segen entzogen hatte) kann nur dann reagieren, wenn Gott das Flehen erhört, der Nation wieder seine Gunst schenkt und dadurch den Kreislauf der Fruchtbarkeit in Gang setzt. In der Prophezeiung wird die Zusicherung gegeben, dass er dies tun werde.
In 2. Samuel 22:8-15 gebraucht David anscheinend das Bild von einem heftigen Sturm, um die Wirkung zu schildern, die Gott durch sein Eingreifen zu Davids Gunsten erzielte, als er daranging, ihn von seinen Feinden zu befreien. Die Gewalt dieses symbolischen Sturms ließ die Grundfesten der Himmel erbeben, sodass sie sich unter dem Gewicht finsterer, tief hängender Wolken „zu neigen“ begannen. Vergleiche die in 2. Mose 19:16-18 beschriebenen Verhältnisse, die während eines buchstäblichen Sturms herrschen, und auch die poetischen Ausdrücke in Jesaja 64:1, 2.
Von Jehova, dem „Vater der himmlischen Lichter“ (Jak 1:17), wird häufig gesagt, er habe ‘die Himmel gleich einem Zelttuch ausgebreitet’ oder ‘ausgespannt’ (Ps 104:1, 2; Jes 45:12). Für einen menschlichen Betrachter auf der Erde sieht der Himmel – sowohl die atmosphärische Ausdehnung am Tag als auch der Sternenhimmel bei Nacht – aus wie ein riesiger gewölbter Baldachin. In Jesaja 40:22 wird ein Vergleich zu dem Ausspannen von „feinem Flor“, also nicht von gröberem Zelttuch, gezogen. In diesem Vergleich kommt der seidige Glanz des Himmelsgewölbes zum Ausdruck. In einer klaren Nacht bilden Tausende von Sternen tatsächlich ein spitzenartiges Gewebe, das über den schwarzen Samthintergrund des Alls gespannt ist. Interessanterweise sieht auch die als „Milchstraße“ oder Via Lactea bekannte Riesengalaxis, in der sich unser Sonnensystem befindet, von der Erde aus gesehen, wie ein hauchdünner Flor aus.
Aus dem Vorhergehenden ist ersichtlich, dass man stets den Kontext berücksichtigen muss, will man den Sinn dieser bildlichen Ausdrücke ermitteln. Als Moses demnach „die Himmel und die Erde“ aufrief, zu bezeugen, was er Israel verkündet hatte, meinte er eindeutig die vernunftbegabten Bewohner des Himmels und der Erde und nicht die unbelebte Schöpfung (5Mo 4:25, 26; 30:19; vgl. Eph 1:9, 10; Php 2:9, 10; Off 13:6). Das Gleiche ist auch gemeint, wenn es in Jeremia 51:48 heißt, dass Himmel und Erde über Babylons Fall jubeln. (Vgl. Off 18:5; 19:1-3.) Es muss ebenfalls der sinnbildliche Himmel sein, der gemäß der Schilderung in Jesaja 45:8 ‘mit Gerechtigkeit rieselt’. In anderen Fällen ist zwar der buchstäbliche Himmel gemeint, doch wird von ihm bildlich gesagt, dass er sich freue oder laut jauchze. Wenn Jehova, wie in Psalm 96:11-13 geschildert, kommt, um die Erde zu richten, wird der Himmel zusammen mit der Erde, dem Meer und dem Feld seiner Freude Ausdruck verleihen. (Vgl. Jes 44:23.) Auch preist der materielle Himmel seinen Schöpfer in der gleichen Weise, wie ein kunstvoll geformtes Erzeugnis seinem Hersteller Lob und Anerkennung einbringt. Gewissermaßen spricht er von Jehovas Macht, Weisheit und Majestät (Ps 19:1-4; 69:34).
Himmelfahrt. In 2. Könige 2:11, 12 wird geschildert, wie der Prophet Elia ‘im Windsturm zum Himmel auffuhr’. Der hier erwähnte Himmel ist der atmosphärische Himmel, in dem Windstürme auftreten, nicht der sinnbildliche Himmel der Gegenwart Gottes. Elia starb nicht zur Zeit dieser Himmelfahrt, sondern lebte noch einige Jahre, nachdem er von seinem Nachfolger Elisa weg in den Himmel getragen worden war. Elia fuhr auch bei seinem Tod nicht in den sinnbildlichen Himmel auf, denn wie Jesus, als er auf der Erde war, unmissverständlich sagte, „ist kein Mensch in den Himmel hinaufgestiegen“ (Joh 3:13; siehe ELIA [Elisa wird Nachfolger]). Zu Pfingsten sagte Petrus von David, er sei „nicht in die Himmel aufgefahren“ (Apg 2:34). Tatsächlich gibt es in der Bibel keinerlei Anhaltspunkte dafür, dass Gottes Diener vor dem Erscheinen Christi Jesu die Hoffnung hegten, in den Himmel zu kommen. Eine solche Hoffnung zeichnete sich zuerst in den Worten ab, die Jesus an seine Jünger richtete (Mat 19:21, 23-28; Luk 12:32; Joh 14:2, 3), und wurde von ihnen erst nach Pfingsten 33 u. Z. völlig verstanden (Apg 1:6-8; 2:1-4, 29-36; Rö 8:16, 17).
Aus der Bibel geht hervor, dass Christus Jesus der Erste war, der von der Erde in den Himmel der Gegenwart Gottes auffuhr (1Ko 15:20; Heb 9:24). Indem er in den Himmel auffuhr und dort sein Loskaufsopfer darbrachte, erschloss er für die, die ihm nachfolgen würden – die geistgezeugten Glieder seiner Versammlung –, den Weg (Joh 14:2, 3; Heb 6:19, 20; 10:19, 20). Bei ihrer Auferstehung müssen sie „das Bild des Himmlischen“, Christus Jesus, sein, damit sie in den Himmel des geistigen Bereichs auffahren können, denn „Fleisch und Blut“ können jenes himmlische Königreich nicht erben (1Ko 15:42-50).
Wie können Personen in den „himmlischen Örtern“ dennoch auf der Erde sein?
Der Apostel Paulus beschrieb in seinem Brief an die Epheser damals auf der Erde lebende Christen so, als ob sie bereits eine himmlische Stellung dadurch eingenommen hätten, dass sie auferweckt worden wären und „in den himmlischen Örtern in Gemeinschaft mit Christus Jesus“ säßen (Eph 1:3; 2:6). Wie der Kontext zeigt, werden gesalbte Christen so von Gott angesehen, weil er sie in dem himmlischen Erbe mit seinem Sohn „zu Erben eingesetzt“ hat. Durch diese Einsetzung sind sie schon auf der Erde gleichsam emporgehoben oder erhöht worden (Eph 1:11, 18-20; 2:4-7, 22). Diese Umstände mögen auch Licht auf die Vision in Offenbarung 11:12 werfen. Desgleichen liefern sie einen Schlüssel zum Verständnis des prophetischen Bildes aus Daniel 8:9-12. Dort wird von einem Horn, das gemäß der vorausgegangenen Schilderung eine politische Macht darstellt, gesagt, es werde „ständig größer bis zum Heer der Himmel“, sodass es einige von diesem Heer und von den Sternen zur Erde fallen lasse. In Daniel 12:3 wird von den Dienern Gottes, die in der vorhergesagten Zeit des Endes auf der Erde leben würden, gesagt, sie würden leuchten „wie die Sterne auf unabsehbare Zeit“. Man beachte auch die symbolische Erwähnung von Sternen im Buch der Offenbarung, Kapitel 1 bis 3. Wie der Kontext zeigt, sind mit solchen „Sternen“ Personen gemeint, die offensichtlich auf der Erde leben, dort Erfahrungen sammeln und Versuchungen ausgesetzt sind; diese „Sterne“ sind für die Versammlungen verantwortlich, die sich in ihrer Obhut befinden (Off 1:20; 2:1, 8, 12, 18; 3:1, 7, 14).
Der Weg zu himmlischem Leben. Der Weg zu himmlischem Leben setzt mehr voraus, als an Christi Loskaufsopfer zu glauben und im Gehorsam gegenüber Gottes Anweisungen Glaubenswerke zu vollbringen. Die inspirierten Schriften der Apostel und Jünger machen deutlich, dass eine solche Person auch von Gott durch seinen Sohn berufen und auserwählt sein muss (2Ti 1:9, 10; Mat 22:14; 1Pe 2:9). Diese Einladung setzt eine Reihe von Schritten oder Taten voraus, die einen solchen Menschen für die himmlische Berufung geeignet machen, wobei viele dieser Schritte von Gott, andere wiederum von dem Berufenen unternommen werden. Zu diesen Schritten oder Taten gehören: die Gerechtsprechung des berufenen Christen (Rö 3:23, 24, 28; 8:33, 34); er wird durch heiligen Geist hervorgebracht („gezeugt“) (Joh 1:12, 13; 3:3-6; Jak 1:18); er wird in Christi Tod getauft (Rö 6:3, 4; Php 3:8-11); er wird gesalbt (2Ko 1:21; 1Jo 2:20, 27); er wird geheiligt (Joh 17:17); der Berufene muss seine Lauterkeit bis zum Tod bewahren (2Ti 2:11-13; Off 2:10), und schließlich wird der Christ, der seiner Berufung und Auserwählung treu geblieben ist (Off 17:14), zu Leben als Geistperson auferweckt (Joh 6:39, 40; Rö 6:5; 1Ko 15:42-49; siehe AUFERSTEHUNG; GERECHTSPRECHEN; GESALBT, SALBUNG; HEILIGUNG).