„Dinge, die unsere Erwartungen steigern“
SONNTAG, der 10. September, war ein warmer Tag. 4 155 Personen versammelten sich am Vormittag in dem schönen Kongreßsaal der Zeugen Jehovas in Jersey City (New Jersey) anläßlich der Abschlußfeier der 87. Klasse der Wachtturm-Bibelschule Gilead. Anwesend waren die 24 Studenten und ihre Gäste sowie Glieder der Bethelfamilie aus Brooklyn und von den Farmen der Gesellschaft.
Punkt 10 Uhr begrüßte Albert Schroeder, der als Vorsitzender diente, die Zuhörer. Nach einem einleitenden Lied sprach John Barr das Gebet. Beide Brüder sind Glieder der leitenden Körperschaft. Bruder Schroeder gab eine kurze Klassenübersicht und bemerkte dann, daß die Absolventen darauf „vorbereitet wurden, sich an dem weltweiten Werk zu beteiligen, das Jehovas Zeugen nun in 210 Ländern durchführen“. Daraufhin leitete er nacheinander sieben weitere Redner ein.
Robert Wallen, der in der Verwaltung der Zentrale in Brooklyn tätig ist, stützte sein Thema „Habt inbrünstige Liebe zueinander“ auf 1. Petrus 4:8. Er erklärte, daß sich Missionare gegenseitig helfen müssen, und da alle Studenten dieser Klasse verheiratet sind, waren seine Äußerungen besonders auf Ehepaare ausgerichtet. Bruder Wallen gab den Rat: „Eine Frau muß ihren Mann lieben, selbst wenn sie vielleicht eine Fremdsprache schneller lernt als er. Sie sollte verständnisvoll und mitfühlend sein. Außerdem muß sie sich bemühen, Verständnis für ihn zu zeigen, wenn er seinen wöchentlichen Kochtag hat.“ (Gewöhnlich erhält jeder Missionar die Zuteilung, an einem bestimmten Tag die Mahlzeiten für alle Bewohner des Missionarheims zuzubereiten.) Danach beschrieb der Redner einige enttäuschende und einige lustige Erlebnisse, die manche Ehemänner haben, wenn sie kochen lernen. Zum Beispiel schilderte er den Fall eines Ehemanns, der statt Backpulver Soda verwendete. Bruder Wallen wies auch darauf hin, daß der Mann „die Bedürfnisse seiner Frau erkennen“ sollte, da er möglicherweise sehr viel Zeit für Versammlungsaufgaben einsetzen muß. Zu Ehemännern und Ehefrauen sagte er: „Seid stets erbauend; macht keine negativen Bemerkungen, auch nicht gegenüber eurem Ehepartner. Sondert euch nicht ab. Und wenn ihr einen Fehler macht, gebt ihn zu.“
Der nächste Redner, Daniel Sydlik, ein Glied der leitenden Körperschaft, wählte das Thema: „Schürt das Feuer des Geistes Gottes“, das sich auf 1. Thessalonicher 5:19 gründete. „Feuer kann sowohl wärmen als auch zerstören“, erklärte er. „Manchmal ermuntern Missionare andere, und manchmal schüchtern sie sie ein. Ein alter Afrikaner sagte einmal: ‚Blase sanft‘ — als würde man versuchen, einen Funken zu einem Feuer zu entfachen. Wenn ihr über Dinge sprecht, die euch in eurer Zuteilung auffallen, z. B. offene Abwasserkanäle, Fliegen, lärmender Verkehr, neue Sitten, ungewohnte Glaubensansichten, dann seid respektvoll. Fliegen fängt man mit Honig, nicht mit Essig. Lernt es, sozusagen sanft zu blasen, und schürt das Feuer des Geistes Jehovas.“
Danach sprach Kenneth Flodin, der Heimaufseher auf den Wachtturm-Farmen, über das Thema „Mit Begeisterung und Vorsicht in eurer Zuteilung an die Arbeit gehen“. Da sich die Gileadschule nun auf den Wachtturm-Farmen befindet, kannten alle Absolventen Bruder Flodin. In seinem Vortrag behandelte er zwei Gebiete, auf denen man Vorsicht walten lassen muß: 1. Materialismus und 2. negatives Reden und Denken. „Seid nicht selbstsüchtig, sondern selbstlos“, lautete sein Rat. „Freut euch auf die Annehmlichkeiten und die schönen Dinge in der neuen Welt; sucht sie nicht jetzt zu erlangen“, sagte er. Um den Studenten zu helfen, Negativität zu vermeiden, zitierte der Redner 4. Mose 13:28, 32. „Zuweilen sehen Leute die gleiche Sache, aber manche denken negativ darüber, andere hingegen positiv. Vertraut auf Jehova wie Kaleb in alter Zeit. Teilt anderen eure positiven Gedanken mit. Und falls ihr negatives Gerede hört, dann wechselt das Thema, um keine negativen Gedanken aufkommen zu lassen.“
Lloyd Barry, ein Glied der leitenden Körperschaft und ehemaliger Missionar, gab praktische Ratschläge. „Liebe, Freude und Frieden sind wesentliche Eigenschaften für neue Missionare“, erklärte er. „In eurem Missionarheim werdet ihr die Schwächen anderer feststellen, aber konzentriert euch auf eure eigenen Schwächen.“ Er erinnerte sich an seine erste Zeit in Japan, als die Missionare jeden Tag gern Fisch aßen, doch später trafen neue Missionare ein, die gegen Fisch allergisch waren. Also änderte man den Speiseplan aus Liebe zu den Neuen. Des weiteren riet er: „Verliert nicht euren Sinn für Humor; laßt niemals die Sonne über irgendwelchen Problemen, die ihr vielleicht habt, untergehen. Bewahrt den Frieden im Heim, und ihr werdet ein glückliches Missionarleben führen“ (Epheser 4:26).
Jack Redford, einer der Unterweiser der Gileadschule, sprach anschließend über das Thema „Jehova wird eure Schulung beenden“ und gründete seine Ausführungen auf 1. Petrus 5:10. Er sagte: „Jehova kann euch schulen, indem er zuläßt, daß Situationen entstehen, mit denen man schwer fertig wird. Ebenso, wie er die Apostel schulte, ihre Persönlichkeit zu verbessern, so wird er auch euch schulen. Verzweifelt nicht, wenn es Meinungsverschiedenheiten gibt. Seid bereit, an eurer Persönlichkeit zu arbeiten. Stolz macht dies schwierig, aber Demut macht es möglich. Lernt, flexibel zu sein. Jehova wird euch außerdem schulen, mit anderen auszukommen. ‘Gebt einfach nicht euer Herz all den Worten hin, die die Menschen über euch reden mögen’“ (Prediger 7:21, 22). Auch Verfolgung dient zur Schulung. Missionare, die Verfolgung erduldet haben, sind glücklich und empfinden kein Bedauern, sondern nur Freude darüber, daß sie durch Verfolgung geschult worden sind.
Ulysses Glass, ein weiterer Unterweiser, richtete dann seine abschließenden Worte an die Absolventen. Er lenkte die Aufmerksamkeit auf Epheser 4:1-3 und lobte die Klasse dafür, daß sie die in diesen Versen beschriebenen einigenden Eigenschaften bekundet hat. Auch ermunterte er sie, dies weiterhin zu tun. „Frieden ist eine vereinigende Kraft, die für die Einheit unerläßlich ist.“ Er setzte seine Erläuterungen mit Epheser 4:4-6 fort und erinnerte daran, wie ehrfurchteinflößend Gottes Geist ist und daß „Jehova der Quell aller dynamischen Kraft ist. Wir sollten Ehrfurcht vor ihm haben; es ist etwas Furchtbares, in seine Hände zu fallen“ (Hebräer 10:31).
Hohe Erwartungen
Schließlich lauschten alle gespannt den Ausführungen von Theodore Jaracz, einem Glied der leitenden Körperschaft der Zeugen Jehovas, der die Hauptansprache mit dem Thema hielt: „Dinge, die unsere Erwartungen steigern“. Er besprach 1. Korinther 2:9 und sagte: „In diesem Vers ist nicht von materiellen Dingen die Rede, denn im nächsten Vers, in 1. Korinther 2:10, wird von ‘den tiefen Dingen Gottes’ gesprochen. Dazu gehört ‚Gottes Weisheit‘ in Zusammenhang mit dem ‚heiligen Geheimnis‘, seine ,verborgene Weisheit‘, die jenseits unseres Sonnensystems ihren Ursprung hat, nämlich von Gott selbst“ (1. Korinther 2:7). Die Zuhörer wurden dann mit Jesaja 64:4 daran erinnert, ‘auf Gott zu harren’ und auf das, was er bereitet hat.
Welche Erwartungen Gottes Volk doch hegt! Bruder Jaracz wies auf folgendes hin: „Im Jahre 1919 wurde Babylon die Große gestürzt; 1922 erging der begeisternde Aufruf, den König und sein Königreich zu verkünden und weltweit das aufgerichtete Königreich bekanntzumachen; 1935 erkannte Gottes Volk die Bedeutung der ,großen Volksmenge‘ aus Offenbarung 7:9; 1943 erlebte es, wie man anfing, Absolventen der Gileadschule als Missionare in viele Teile der Erde auszusenden; heute, im Jahre 1989, habt ihr Absolventen das Vorrecht, Menschen in eurer Zuteilung, die bereit sind zuzuhören, gute Dinge zu berichten.“
Nach der Aushändigung der Diplome las ein Student im Namen der Klasse einen zu Herzen gehenden Brief der Wertschätzung vor.
Am Nachmittag leitete Lon Schilling, der Koordinator des Komitees der Wachtturm-Farmen, ein verkürztes Wachtturm-Studium. Danach boten die Studenten ein schönes Musikprogramm dar und setzten einige ihrer Predigtdiensterfahrungen in Szene. Anschließend führten einheimische Verkündiger das eindrucksvolle Drama auf „Mit Satans listigen Anschlägen fertig werden“. Den Abschluß bildeten Interviews mit sechs der neuen Absolventen, worauf die freudige Menge ein Lied sang und sich gern mit dem 96jährigen Präsidenten der Gileadschule, Frederick Franz, im Gebet vereinte.
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KLASSENÜBERSICHT
Anzahl der Herkunftsländer: 5
Anzahl der zugeteilten Länder: 10
Anzahl der Ehepaare: 12
Anzahl der Studenten: 24
Durchschnittsalter: 30,9
Jahre getauft (Durchschnitt): 13,4
Jahre im Vollzeitdienst (Durchschnitt): 9,2
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Absolventen der 87. Klasse der Wachtturm-Bibelschule Gilead
In der Namenliste sind die Reihen von vorn nach hinten numeriert und die Namen von links nach rechts aufgeführt.
(1) Heindel, E.; Andrews, D.; Casavant, D.; Montanez, E.; Nale, P.; Koukaras, S. (2) Miell, T.; Heithaus, M.; Melton, T.; Hagberg, N.; Kettinen, M. (3) Kettinen, L.; Andrews, W.; Koukaras, E.; McCollough, S.; Melton, G.; McCollough, J. (4) Heindel, W.; Casavant, G.; Miell, G.; Montanez, J.; Nale, M.; Hagberg, I.; Heithaus, K.