Wie christliche Hirten dir dienen
VIELERORTS kann man beobachten, wie sich Schafhirten um eine Herde kümmern. Sie leiten, schützen und versorgen die Schafe. Das ist für christliche Älteste von Interesse, weil auch ihre Arbeit die Hirtentätigkeit einschließt. Ja, zu ihrer Verantwortung gehört es, „die Versammlung Gottes zu hüten“ und ‘auf die ganze Herde achtzugeben’ (Apostelgeschichte 20:28).
Auf welche Weise können dir, wenn du zur Christenversammlung gehörst, geistige Hirten dienen? Und wie solltest du auf ihre Bemühungen reagieren? Wieso benötigt die „Versammlung Gottes“ überhaupt ihre Hilfe?
Schutz vor wem?
In alter Zeit bedrohten Löwen und andere wilde Tiere die Schafherden und rissen einzelne Tiere. Die Hirten mußten für Schutz sorgen (1. Samuel 17:34, 35). Auch Satan, der Teufel, „geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht jemand zu verschlingen“ (1. Petrus 5:8). Zornig führt er nicht nur gegen Jehovas gesamte irdische Organisation Krieg, sondern auch gegen jeden einzelnen Diener Gottes. Was ist Satans Ziel? Er möchte Jehovas Diener entmutigen und sogar davon abhalten, die ‘Gebote Gottes zu halten’ und „das Werk des Zeugnisgebens für Jesus“ auszuführen (Offenbarung 12:17).
Jehova beschuldigte die Hirten oder Regenten Israels in alter Zeit der Nachlässigkeit, weil seine Schafe „jedem wilden Tier des Feldes zur Speise wurden“ (Hesekiel 34:8). Christliche Älteste haben jedoch den aufrichtigen Wunsch, die Glieder der Versammlung zu schützen, damit niemand durch Vernachlässigung oder durch den Einfluß Satans, der Welt oder abtrünniger „Wölfe“ verlorengeht (Apostelgeschichte 20:29, 30). Wie helfen die Hirten all denen, die zur Herde gehören, besonnen und wachsam zu sein? Das geschieht im Königreichssaal durch ihre gut vorbereiteten biblischen Ansprachen von der Bühne, aber auch durch positive, ermunternde Gespräche vor und nach den Zusammenkünften. Eine weitere wirkungsvolle Hilfe sind persönliche Besuche bei den „Schafen“ zu Hause. (Vergleiche Psalm 95:7.) Doch was ist ein Hirtenbesuch? Wie könnte ein solcher Besuch durchgeführt werden, und wer sollte besucht werden?
Was ist ein Hirtenbesuch?
Bei einem Hirtenbesuch handelt es sich nicht lediglich um einen freundschaftlichen Besuch mit belangloser Unterhaltung. Ein Ältester bemerkte: „Den meisten Verkündigern gefällt es, wenn man eine Bibelstelle vorliest oder eine biblische Person betrachtet. Natürlich redet nicht nur der Älteste. Ein Königreichsverkündiger, der besucht wird, äußert gewöhnlich gern seine Gedanken zur Bibel; außerdem wird dadurch sein eigener Glaube gestärkt. Der Älteste könnte eine Ausgabe des Wachtturms oder des Erwachet! mitnehmen und einen erbauenden Artikel besprechen. Ein Hirtenbesuch unterscheidet sich wahrscheinlich gerade durch diese biblische Betrachtung von einem reinen Höflichkeitsbesuch.“
Ein anderer erfahrener Ältester erklärte: „Der Älteste beschäftigt sich mit dem Verkündiger, den er besuchen möchte, vorher gedanklich. Was könnte den Verkündiger erbauen? Aufrichtiges Lob ist ein wesentlicher Bestandteil der Hirtenarbeit, denn dadurch wird jemand gestärkt auszuharren.“ Ja, ein Hirtenbesuch ist mehr als ein freundlicher Besuch, wie ihn jeder in der Versammlung durchführen könnte.
Warum werden Hirtenbesuche gemacht?
Wenn ein Ältester Glaubensbrüder zu Hause besucht, ist er darauf vorbereitet, sie zu ermuntern und ihnen zu helfen, im Glauben standhaft zu sein (Römer 1:11). Wie reagierst du also, wenn dich ein oder zwei Älteste besuchen möchten? Ein reisender Ältester bemerkte: „Kommt man nur dann, wenn etwas nicht stimmt, dann ist immer die erste Frage, wenn man sich zu einem Hirtenbesuch anmeldet: ‚Was ist bei mir nicht in Ordnung?‘“ Liebevolle geistige Hirten ahmen Jehova nach; er kümmerte sich um den Psalmisten und ‘erquickte ständig seine Seele’, vor allem dann, wenn der Psalmist in Bedrängnis war und besonders der Hilfe bedurfte (Psalm 23:1-4).
Ein Hirtenbesuch erfolgt „zum Erbauen und nicht zum Niederreißen“ (2. Korinther 13:10). Wirklich ermunternd sind Worte der Wertschätzung für das Ausharren, den Eifer und die treue Arbeit dessen, der besucht wird. Ein Ältester bemerkte folgendes: „Bei einem Hirtenbesuch sollte man nicht den Eindruck erwecken, man komme in der Absicht, etwas aufzudecken oder Probleme zu besprechen. Natürlich könnte es sein, daß der Verkündiger von sich aus über eine bestimmte Schwierigkeit sprechen möchte. Und wenn ein Schaf hinkt oder sich von der übrigen Herde absondert, muß der Älteste etwas tun, um zu helfen.“
Christliche Hirten sind zweifellos besonders um Personen besorgt, die denen gleichen, die in folgenden Worten erwähnt werden: „Nach dem Verlorenen werde ich [Jehova] suchen, und das Versprengte werde ich zurückbringen, und das Gebrochene werde ich verbinden, und das Leidende werde ich stärken“ (Hesekiel 34:16). Ja, Schafe müssen womöglich gesucht, zurückgebracht, verbunden oder gestärkt werden. Die Hirten Israels vernachlässigten diese Pflichten. Bei dieser Aufgabe muß sich ein Hirte einem bestimmten Schaf zuwenden und sich seiner Bedürfnisse annehmen. Grundsätzlich sollte das heute jeden Hirtenbesuch auszeichnen.
Gesunde Schafe benötigen Fürsorge
Sollten wir daraus schlußfolgern, geistige Hirten brauchten gesunden Schafen keine besondere Aufmerksamkeit zu schenken? Nun, einem buchstäblichen Schaf, das in Not gerät, kann viel leichter geholfen werden, wenn es Vertrauen zum Hirten hat. In einem Handbuch heißt es: „Von Natur aus sind Schafe dem Menschen gegenüber scheu, und es ist nicht immer einfach, ihr Vertrauen zu gewinnen.“ Das Buch nennt unter anderem folgende Grundregeln, wie die Zutraulichkeit der Schafe gefördert werden kann: „Die Tiere regelmäßig ansprechen. Sie gewöhnen sich an die Stimme und es wirkt auf sie beruhigend. Die Tiere öfters auf der Wiese besuchen“ (Alles für das Schaf — Handbuch für die artgerechte Haltung).
Der persönliche Kontakt ist somit die Voraussetzung für ein vertrautes Verhältnis zwischen Hirte und Schaf. Ebenso verhält es sich in der Christenversammlung. Ein Ältester bemerkte: „In der Versammlung als ein Ältester bekannt zu sein, der die Schafe regelmäßig besucht, erleichtert es, jemand zu besuchen, der Probleme hat.“ Geistige Hirten sollten also nicht nur im Königreichssaal bemüht sein, die Schafe zu weiden und für sie zu sorgen, sondern sie sollten, soweit es die Umstände erlauben, die Schafe durch Hirtenbesuche kennenlernen. Ein christlicher Ältester erinnert sich, daß er als ein neuernannter Ältester vom vorsitzführenden Aufseher telefonisch gebeten wurde, einen Bruder, der kurz zuvor durch einen schrecklichen Autounfall seine Tochter verloren hatte, aufzusuchen und ihm Trost zu spenden. Der Älteste gesteht: „Mir war völlig unwohl zumute, denn ich hatte den Bruder noch nie besucht und wußte nicht einmal, wo er wohnte. Ich war erleichtert, als sich ein reifer Ältester anbot, mich zu begleiten.“ Ja, Älteste können einander bei Hirtenbesuchen helfen.
Ein Ältester kann auch einen Dienstamtgehilfen, der nach der ‘vortrefflichen Arbeit’ eines Aufsehers strebt, in die Vorbereitung und Durchführung einiger Hirtenbesuche einbeziehen (1. Timotheus 3:1, 13). Wie sehr es doch ein Dienstamtgehilfe schätzen wird, in der Praxis mitzuerleben, wie ein Ältester durch Hirtenbesuche den Schafen dient! So kommen die Ältesten und Dienstamtgehilfen allen in der Versammlung näher, und das Band christlicher Liebe und Einheit wird gestärkt (Kolosser 3:14).
Zeit für Hirtenbesuche einplanen
Als die Ältestenschaft einer Versammlung die Hirtenbesuche ausschließlich der Initiative ihrer Versammlungsbuchstudienleiter überlassen hatte, wurden in einigen Buchstudiengruppen alle Brüder innerhalb von sechs Monaten besucht, in anderen wurden dagegen gar keine Besuche durchgeführt. Das veranlaßte einen Ältesten zu der Bemerkung: „Es scheint so zu sein, daß einige Älteste aus eigener Initiative sehr viel Hirtenarbeit leisten, während andere dazu die Ermunterung ihrer Mitältesten benötigen.“ Daher sorgen einige Ältestenschaften dafür, daß in einem bestimmten Zeitraum bei allen Verkündigern ein Hirtenbesuch gemacht wird.
Natürlich kann ein Ältester wie jeder andere Verkündiger irgend jemand in der Versammlung besuchen, ohne darauf zu warten, daß dafür besondere Vorkehrungen getroffen werden. Ein Ältester pflegt sich vor einem Hirtenbesuch telefonisch anzumelden, indem er sagt: „Ich besuche jeden Monat eine Familie. Darf ich euch nächsten Monat für etwa eine Stunde besuchen? Wann würde es euch passen?“
Segensreiche Hirtenbesuche
Da der Druck von seiten des heutigen bösen Systems ständig zunimmt, gewinnen ermunternde Besuche einfühlsamer Hirten immer mehr an Bedeutung. Wenn allen in der Herde durch Hirtenbesuche Ermunterung und Hilfe zuteil wird, fühlt sich jedes Schaf geborgen und sicher.
Über eine Versammlung, in der alle Verkündiger regelmäßig von Hirten besucht werden, wird berichtet: „Die Verkündiger waren zu Hirtenbesuchen sehr positiv eingestellt. Nicht selten wandten sich Verkündiger an einen Ältesten mit der Frage, wann er sie wieder besuchen würde, weil ihnen das erbauende Gespräch beim letzten Mal gut gefallen hatte. Hirtenbesuche trugen mit zur Verbesserung des Geistes der Versammlung bei.“ Weitere Berichte zeigen, daß die Einheit einer Versammlung zunimmt sowie die Liebe und die Herzlichkeit, wenn Hirten so liebevoll dienen. Welch ein Segen!
Christliche Hirten besuchen die Schafe, um deren geistiges Wohl zu fördern. Älteste wollen ihre Glaubensbrüder ermuntern und stärken. Falls bei dem Besuch plötzlich ernste Probleme zum Vorschein kommen, sollte vielleicht vereinbart werden, sie ein andermal zu besprechen, besonders wenn der Älteste in Begleitung eines Dienstamtgehilfen ist. Auf jeden Fall ist es angebracht, zum Schluß eines Hirtenbesuchs ein Gebet zu sprechen.
Möchte dich demnächst ein Hirte der Versammlung zu Hause besuchen? Wenn ja, dann freue dich auf die zu erwartende Ermunterung! Er kommt, um dir zu dienen und dich in deinem Entschluß zu bestärken, auf dem Weg zum ewigen Leben zu bleiben (Matthäus 7:13, 14).
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Anregungen für Hirtenbesuche
◻ Einen Termin vereinbaren: Es ist gewöhnlich am besten, sich vorher anzumelden. Wenn du als Ältester die Absicht hast, ein ernstes Problem anzusprechen, wäre es angebracht, den Verkündiger vorher davon zu unterrichten.
◻ Vorbereitung: Berücksichtige die Person und ihre Umstände. Sprich ein aufrichtiges Lob aus. Setze es dir zum Ziel, eine ermunternde, glaubensstärkende „geistige Gabe“ mitzuteilen (Römer 1:11, 12).
◻ Wer dich begleiten könnte: ein anderer Ältester oder ein geeigneter Dienstamtgehilfe.
◻ Während des Besuchs: Du solltest entspannt, liebevoll, positiv und flexibel sein. Erkundige dich zum Beispiel nach dem Wohlergehen der Familie. Höre gut zu. Falls ernste Probleme zum Vorschein kommen, ist es vielleicht am besten, einen weiteren Hirtenbesuch zu vereinbaren.
◻ Länge des Besuchs: Halte dich an die verabredete Zeit, und dehne deinen Besuch nicht ungebührlich aus.
◻ Zum Schluß des Besuchs: Ein Gebet ist passend und wird wirklich geschätzt (Philipper 4:6, 7).
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Christliche Hirten sorgen für geistigen Schutz
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Hirtenbesuche sind vorzügliche Gelegenheiten, andere geistig zu ermuntern