Kapitel 15
„Wer ist würdig, die Buchrolle zu öffnen?“
1. Was sieht Johannes nun in der Vision?
GROSSARTIG! EHRFURCHTGEBIETEND! Mit diesen Worten kann die beeindruckende Vision von Jehovas Thron, der in Verbindung mit Feuerlampen, Cheruben, 24 Ältesten und einem gläsernen Meer erwähnt wird, beschrieben werden. Doch was sieht Johannes als nächstes? Johannes richtet die Aufmerksamkeit direkt auf den Mittelpunkt dieser himmlischen Szene, indem er sagt: „Und ich sah in der Rechten dessen, der auf dem Thron sitzt, eine Buchrolle, innen und auf der Rückseite beschrieben, fest versiegelt mit sieben Siegeln. Und ich sah einen starken Engel, der mit lauter Stimme ausrief: ‚Wer ist würdig, die Buchrolle zu öffnen und ihre Siegel zu lösen?‘ Doch kein einziger, weder im Himmel noch auf der Erde, noch unter der Erde, vermochte die Buchrolle zu öffnen oder in sie hineinzuschauen. Und ich weinte sehr, weil niemand für würdig befunden wurde, die Buchrolle zu öffnen oder in sie hineinzuschauen“ (Offenbarung 5:1-4).
2, 3. (a) Warum ist Johannes daran interessiert, daß jemand gefunden wird, der die Buchrolle öffnen kann, doch wie scheinen die Aussichten zu sein? (b) Worauf war Gottes gesalbtes Volk in unserer Zeit gespannt?
2 Jehova selbst, der Souveräne Herr der ganzen Schöpfung, hält diese Buchrolle in seiner ausgestreckten Hand. Die Buchrolle muß viele wichtige Informationen enthalten, denn sie ist auf der Vorder- und auf der Rückseite beschrieben. Unsere Neugier ist geweckt. Was steht darin geschrieben? Wir erinnern uns daran, daß Jehova folgende Einladung an Johannes ergehen ließ: „Komm hierherauf, und ich werde dir die Dinge zeigen, die geschehen sollen“ (Offenbarung 4:1). Voller Spannung warten wir darauf, zu erfahren, um welche Dinge es sich handelt. Doch leider ist die Buchrolle fest verschlossen, mit sieben Siegeln versiegelt.
3 Wird der starke Engel jemanden finden, der würdig ist, die Buchrolle zu öffnen? Gemäß der Kingdom Interlinear Translation befindet sie sich „auf der rechten Hand“ Jehovas. Das deutet darauf hin, daß er sie in seiner ausgestreckten geöffneten Hand hält. Doch anscheinend ist niemand im Himmel oder auf der Erde würdig, die Buchrolle zu nehmen und zu öffnen. Nicht einmal unter der Erde — von treuen Dienern Gottes, die verstorben sind — ist jemand dieser großen Ehre würdig. Kein Wunder, daß Johannes sichtlich bestürzt ist! Vielleicht wird er „die Dinge ..., die geschehen sollen“, gar nicht kennenlernen. Auch heute haben Gottes Gesalbte gespannt darauf gewartet, daß Jehova auf die Offenbarung Licht werfen würde. Er tat dies Schritt für Schritt — je nachdem, wann sich eine Prophezeiung erfüllte —, um sein Volk auf dem Weg „großartiger Rettung“ zu lenken und zu leiten (Psalm 43:3, 5).
Derjenige, der würdig ist
4. (a) Wer wird schließlich für würdig befunden, die Buchrolle und ihre Siegel zu öffnen? (b) Welchen gemeinsamen Lohn und welches gemeinsame Vorrecht erhalten jetzt die Johannes-Klasse und ihre Gefährten?
4 Ja, es gibt jemanden, der die Buchrolle öffnen kann. Johannes berichtet: „Doch einer von den Ältesten spricht zu mir: ‚Hör auf zu weinen. Siehe! Der Löwe, der vom Stamm Juda ist, die Wurzel Davids, hat gesiegt, so daß er die Buchrolle und ihre sieben Siegel öffnen kann‘ “ (Offenbarung 5:5). Johannes kann ruhig seine Tränen trocknen. Die Johannes-Klasse und ihre treuen Gefährten haben heute ebenfalls jahrelang schwere Prüfungen ertragen, während sie geduldig auf Erleuchtung gewartet haben. Und die Geduld ist belohnt worden. Wir können die Vision heute verstehen und dürfen an ihrer Erfüllung einen Anteil haben, indem wir ihre Botschaft anderen verkündigen.
5. (a) Welche Prophezeiung wurde, Juda betreffend, geäußert, und wo regierten die Nachkommen Judas? (b) Wer ist Schilo?
5 Gut, daß „der Löwe, der vom Stamm Juda ist“, erwähnt wird! Johannes kennt die Prophezeiung, die Jakob, der Vorfahr der Juden, seinen vierten Sohn, Juda, betreffend, äußerte: „Ein Löwenjunges ist Juda. Vom Raub wirst du, mein Sohn, gewiß emporsteigen. Er hat sich niedergekauert, er hat sich ausgestreckt wie ein Löwe, und, wie ein Löwe, wer wagt es, ihn aufzustören? Das Zepter wird nicht von Juda weichen noch der Befehlshaberstab zwischen seinen Füßen hinweg, bis Schilo kommt; und ihm wird der Gehorsam der Völker gehören“ (1. Mose 49:9, 10). Die Königslinie des Volkes Gottes war aus dem Stamm Juda. Beginnend mit David, waren alle Könige, die bis zur Vernichtung Jerusalems durch die Babylonier in dieser Stadt regierten, Nachkommen Judas. Aber keiner von ihnen war der von Jakob vorhergesagte Schilo. Schilo bedeutet „derjenige, dessen es [das Recht] ist“. Dieser Name wies prophetisch auf Jesus hin, dem das Königtum Davids nun für immer gehört (Hesekiel 21:25-27; Lukas 1:32, 33; Offenbarung 19:16).
6. In welchem Sinne war Jesus „ein Reis“ Isais und auch „die Wurzel Davids“?
6 Johannes erkennt sogleich, warum „die Wurzel Davids“ erwähnt wird. Der verheißene Messias wird prophetisch als „ein Reis aus dem Stumpf Isais [des Vaters König Davids] ... und ein Sproß“ bezeichnet sowie als „die Wurzel Isais ..., die dastehen wird als ein Signal für die Völker“ (Jesaja 11:1, 10). Jesus war insofern ein Reis Isais, als er in die Königslinie Davids, eines Sohnes Isais, hineingeboren wurde. Und als Wurzel Isais ließ er die davidische Dynastie wieder sprossen, gab ihr also Leben und erhält sie für immer aufrecht (2. Samuel 7:16).
7. Warum ist Jesus würdig, die Buchrolle aus der Hand dessen entgegenzunehmen, der auf dem Thron sitzt?
7 In seinem Dienst für Jehova bewahrte Jesus als vollkommener Mensch auf hervorragende Weise unter qualvollen Prüfungen seine Lauterkeit. Er sorgte dafür, daß Satan auf seine Herausforderung eine vollständige Antwort erhielt (Sprüche 27:11). Deshalb konnte er in der Nacht vor seinem Opfertod sagen: „Ich habe die Welt besiegt“ (Johannes 16:33). Jehova gab daher dem auferstandenen Jesus „alle Gewalt im Himmel und auf der Erde“. Von allen Dienern Gottes ist er der einzige, der berechtigt ist, die Buchrolle zu nehmen, um die darin enthaltene bedeutsame Botschaft bekanntzumachen (Matthäus 28:18).
8. (a) Aus welchem Grund ist Jesus würdig, die Buchrolle entgegenzunehmen und zu öffnen, wenn man an das Königreich denkt? (b) Warum ist es passend, daß einer der 24 Ältesten Johannes denjenigen offenbart, der würdig ist, die Buchrolle zu öffnen?
8 Bestimmt ist es angebracht, daß Jesus die Buchrolle öffnen soll. Seit 1914 sitzt er als König des messianischen Königreiches Gottes auf dem Thron, und die Buchrolle offenbart sehr viel über das Königreich und über das, was es tun wird. Als Jesus auf der Erde war, legte er über die Wahrheit des Königreiches in Treue Zeugnis ab (Johannes 18:36, 37). Er lehrte seine Nachfolger, um das Kommen dieses Königreiches zu beten (Matthäus 6:9, 10). Am Anfang der christlichen Ära begann er mit dem Predigen der guten Botschaft vom Königreich und sagte vorher, daß das Predigtwerk in der Zeit des Endes seinen Höhepunkt erreichen werde (Matthäus 4:23; Markus 13:10). Es ist auch passend, daß einer der 24 Ältesten Johannes offenbart, daß Jesus die Siegel öffnen wird. Warum? Weil diese Ältesten auf Thronen sitzen, Kronen tragen und Miterben Christi in seinem Königreich sind (Römer 8:17; Offenbarung 4:4).
‘Das Lamm, das geschlachtet wurde’
9. Was sieht Johannes anstelle eines Löwen „inmitten des Thrones“ stehen, und wie beschreibt er es?
9 Johannes erwartet nun, diesen „Löwen, der vom Stamm Juda ist“, zu sehen. Doch welche Überraschung! Es erscheint eine ganz andere symbolische Gestalt: „Und ich sah inmitten des Thrones und der vier lebenden Geschöpfe und inmitten der Ältesten ein Lamm stehen, als wäre es geschlachtet worden, das sieben Hörner und sieben Augen hatte, welche Augen die sieben Geister Gottes bedeuten, die nach der ganzen Erde hin ausgesandt worden sind“ (Offenbarung 5:6).
10. Wer ist das „Lamm“, das Johannes sah, und warum ist diese Bezeichnung passend?
10 Direkt in der Mitte des Kreises, den die vier lebenden Geschöpfe und die 24 Ältesten bilden, neben dem Thron, steht ein Lamm. Johannes erkennt zweifellos sofort, daß es sich bei diesem Lamm um den „Löwen, der vom Stamm Juda ist“, und um „die Wurzel Davids“ handelt. Er weiß, daß mehr als 60 Jahre zuvor Johannes der Täufer Jesus vor Juden als „das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt wegnimmt“, bezeichnete (Johannes 1:29). Während seines ganzen Lebens auf der Erde blieb Jesus von der Welt unbefleckt — wie ein makelloses Lamm —, so daß er sein sündenloses Leben als Opfer für die Menschheit darbringen konnte (1. Korinther 5:7; Hebräer 7:26).
11. Warum wird der verherrlichte Jesus dadurch, daß er als „ein Lamm“ dargestellt wird, das aussieht, „als wäre es geschlachtet worden“, nicht herabgesetzt?
11 Wird der verherrlichte Jesus nicht etwas herabgesetzt oder wird nicht gewissermaßen seine Würde verletzt, wenn er durch „ein Lamm“ dargestellt wird, das so aussieht, „als wäre es geschlachtet worden“? Keineswegs! Die Tatsache, daß Jesus bis zum Tod treu blieb, war eine bedeutende Niederlage für Satan und ein großer Triumph für Jehova Gott. Diese Darstellung Jesu veranschaulicht auf eindrucksvolle Weise seinen Sieg über die Welt Satans und erinnert an die innige Liebe, die Jehova und Jesus für die Menschheit empfinden (Johannes 3:16; 15:13; vergleiche Kolosser 2:15). Außerdem weist diese Darstellung auf Jesus als den verheißenen Samen hin, der in hervorragender Weise befähigt ist, die Buchrolle zu öffnen (1. Mose 3:15).
12. Was stellen die sieben Hörner des Lammes dar?
12 Welche weitere Auskunft erhalten wir über das „Lamm“? Es hat sieben Hörner. Hörner werden in der Bibel oft als Symbol von Macht oder Amtsgewalt gebraucht, und die Zahl Sieben deutet auf Vollständigkeit hin. (Vergleiche 1. Samuel 2:1, 10; Psalm 112:9; 148:14.) Die sieben Hörner des Lammes stellen demnach die Fülle oder das volle Maß der Macht dar, die Jehova Jesus übertragen hat. Er wurde „hoch über jede Regierung und Gewalt und Macht und Herrschaft und jeden Namen, der genannt wird, nicht nur in diesem System der Dinge, sondern auch in dem künftigen“, gesetzt (Epheser 1:20-23; 1. Petrus 3:22). Jesus hat besonders seit 1914, dem Jahr, in dem Jehova ihn als himmlischen König inthronisiert hat, Macht oder Herrschaftsgewalt ausgeübt (Psalm 2:6).
13. (a) Was wird durch die sieben Augen des Lammes dargestellt? (b) Das Lamm steht im Begriff, was zu tun?
13 Darüber hinaus ist Jesus vollständig mit heiligem Geist erfüllt; das wird durch die sieben Augen des Lammes dargestellt, die „die sieben Geister Gottes bedeuten“. Jesus ist ein Kanal, durch den die Fülle oder ein volles Maß der wirksamen Kraft Jehovas seinen irdischen Dienern zukommt (Titus 3:6). Offensichtlich sieht er mit Hilfe dieses Geistes vom Himmel her, was auf der Erde geschieht. Jesus hat wie sein Vater vollkommenes Wahrnehmungsvermögen. Ihm entgeht nichts. (Vergleiche Psalm 11:4; Sacharja 4:10.) Dieser Sohn — derjenige, der die Lauterkeit bewahrte, der die Welt besiegte, der der Löwe aus dem Stamm Juda und die Wurzel Davids ist, der sein Leben für die Menschheit opferte und von Jehova ein volles Maß an Macht und heiligem Geist sowie vollkommenes Wahrnehmungsvermögen erhielt —, ja dieser ist wirklich würdig, die Buchrolle aus Jehovas Hand entgegenzunehmen. Zögert er, diesen Dienstauftrag in Jehovas erhabener Organisation anzunehmen? Nein, sondern „es [das Lamm] ging und nahm sie [die Buchrolle] sogleich aus der Rechten dessen, der auf dem Thron sitzt“ (Offenbarung 5:7). Welch ausgezeichnetes Beispiel der Willigkeit und der Unterwürfigkeit!
Loblieder
14. (a) Wie reagieren die vier lebenden Geschöpfe und die 24 Ältesten darauf, daß Jesus die Buchrolle nimmt? (b) Inwiefern wird durch die Information, die Johannes über die 24 Ältesten erhält, gezeigt, wer sie sind und welche Stellung sie bekleiden?
14 Wie reagieren darauf die anderen, die vor dem Thron Jehovas stehen? „Und als es die Buchrolle nahm, fielen die vier lebenden Geschöpfe und die vierundzwanzig Ältesten vor dem Lamm nieder, und jeder hatte eine Harfe und goldene Schalen, die voll Räucherwerk waren, und das Räucherwerk bedeutet die Gebete der Heiligen“ (Offenbarung 5:8). Sowohl die vier lebenden Cherubgeschöpfe vor Gottes Thron als auch die 24 Ältesten beugen sich vor Jesus nieder, da sie seine Autorität anerkennen. Doch nur diese Ältesten haben Harfen und Schalen voll Räucherwerk.a Und sie allein singen jetzt ein neues Lied (Offenbarung 5:9). Dadurch gleichen sie den 144 000 Gliedern des heiligen „Israels Gottes“, die ebenfalls Harfen haben und ein neues Lied singen (Galater 6:16; Kolosser 1:12; Offenbarung 7:3-8; 14:1-4). Die 24 Ältesten werden im Himmel bei der Erfüllung einer Priesterpflicht dargestellt, vorgeschattet durch die Aufgabe, die die Priester im alten Israel auf der Erde in der Stiftshütte erfüllten, indem sie Jehova Räucherwerk darbrachten, was aufhörte, als Gott das mosaische Gesetz an Jesu Marterpfahl nagelte und es so aus dem Weg räumte (Kolosser 2:14). Was kann man daraus schließen? Daß hier die gesalbten Überwinder in ihrer endgültigen Zuteilung zu sehen sind, wenn sie als „Priester Gottes und des Christus [amten] ... und ... als Könige die tausend Jahre mit ihm regieren“ (Offenbarung 20:6).
15. (a) Nur wer durfte in Israel das Allerheiligste der Stiftshütte betreten? (b) Warum hing das Leben des Hohenpriesters davon ab, daß er Räucherwerk verbrannte, bevor er in das Allerheiligste ging?
15 Im alten Israel durfte nur der Hohepriester das Allerheiligste betreten und vor die symbolische Gegenwart Jehovas kommen. Sein Leben hing davon ab, daß er Räucherwerk trug. Im Gesetz Jehovas heißt es: „[Aaron] soll das Feuerbecken voll brennender Feuerkohlen vom Altar vor Jehova nehmen und seine beiden hohlen Hände voll feinen wohlriechenden Räucherwerks, und er soll sie innerhalb des Vorhangs bringen. Auch soll er das Räucherwerk auf das Feuer vor Jehova legen, und die Wolke des Räucherwerks soll den Deckel der Lade überdecken, der auf dem ZEUGNIS ist, damit er nicht sterbe“ (3. Mose 16:12, 13). Der Hohepriester konnte nicht ohne schlimme Folgen in das Allerheiligste kommen, es sei denn, er verbrannte Räucherwerk.
16. (a) Wer kommt im christlichen System der Dinge in das gegenbildliche Allerheiligste? (b) Warum müssen gesalbte Christen ‘Räucherwerk verbrennen’?
16 Im christlichen System der Dinge betritt schließlich nicht nur der Hohepriester, Jesus Christus, das gegenbildliche Allerheiligste, den Ort der Gegenwart Jehovas im Himmel, sondern auch die 144 000 Unterpriester (Hebräer 10:19-23). Diese Priester, die hier von den 24 Ältesten dargestellt werden, können nicht in das Allerheiligste kommen, es sei denn, sie ‘verbrennen Räucherwerk’, das heißt, sie bringen Jehova ohne Unterlaß Gebete und Flehen dar (Hebräer 5:7; Judas 20, 21; vergleiche Psalm 141:2).
Ein neues Lied
17. (a) Welches neue Lied singen die 24 Ältesten? (b) Wie wird der Ausdruck „neues Lied“ gewöhnlich in der Bibel gebraucht?
17 Jetzt erklingt ein schönes Lied. Es wird für das Lamm von seinen Mitpriestern, den 24 Ältesten, gesungen: „Und sie singen ein neues Lied, indem sie sagen: ‚Du bist würdig, die Buchrolle zu nehmen und ihre Siegel zu öffnen, denn du bist geschlachtet worden, und mit deinem Blut hast du für Gott Personen aus jedem Stamm und jeder Zunge und jedem Volk und jeder Nation erkauft‘ “ (Offenbarung 5:9). Der Ausdruck „neues Lied“ kommt in der Bibel mehrere Male vor und bezieht sich gewöhnlich auf ein Lied, mit dem Jehova wegen eines großartigen Befreiungsaktes gepriesen wird (Psalm 96:1; 98:1; 144:9). Das Lied ist deshalb neu, weil der Sänger nun weitere wunderbare Werke Jehovas bekanntmachen und erneut seine Wertschätzung für seinen herrlichen Namen zum Ausdruck bringen kann.
18. Wieso lobpreisen die 24 Ältesten Jesus mit ihrem neuen Lied?
18 Die 24 Ältesten singen hier allerdings nicht vor Jehova ein neues Lied, sondern vor Jesus. Doch ihr Beweggrund ist derselbe; sie bringen Jesus wegen der neuen Dinge, die er als Sohn Gottes für sie getan hat, Lobpreis dar. Gestützt auf sein Blut, amtete er als Mittler des neuen Bundes und machte es so möglich, daß eine neue Nation hervorgebracht wurde, die Jehovas besonderer Besitz wurde (Römer 2:28, 29; 1. Korinther 11:25; Hebräer 7:18-25). Die Glieder dieser neuen geistigen Nation kamen aus vielen Nationen nach dem Fleische, doch Jesus hat sie als eine einzige Nation in eine Versammlung zusammengebracht (Jesaja 26:2; 1. Petrus 2:9, 10).
19. (a) Welches Segens ging das natürliche Israel wegen seiner Untreue verlustig? (b) Welches Segens wird sich Jehovas neue Nation erfreuen?
19 Als Jehova in den Tagen Mose die Israeliten zu einer Nation machte, schloß er mit ihnen einen Bund und verhieß, daß sie ihm ein Königreich von Priestern werden würden, wenn sie diesen Bund treu hielten (2. Mose 19:5, 6). Die Israeliten waren untreu und erlebten nie die Verwirklichung dieser Verheißung. Doch die neue Nation, die aufgrund des neuen Bundes, dessen Mittler Jesus ist, gebildet wurde, bewahrte ihre Treue. Ihre Glieder werden deshalb als Könige über die Erde herrschen und als Priester amten; sie können also rechtschaffenen Menschen helfen, mit Gott versöhnt zu werden (Kolosser 1:20). Es ist so, wie es in dem neuen Lied zum Ausdruck gebracht wird: „Und du hast sie zu einem Königtum und zu Priestern für unseren Gott gemacht, und sie werden als Könige über die Erde regieren“ (Offenbarung 5:10). Die 24 Ältesten singen demnach mit großer Freude dieses neue Loblied für den verherrlichten Jesus.
Ein Chor im Himmel
20. Welches Loblied erklingt nun für das Lamm?
20 Wie reagieren andere Glieder der himmlischen Heerscharen der Organisation Jehovas auf dieses neue Lied? Johannes ist begeistert, zu sehen, daß sie mit den 24 Ältesten von ganzem Herzen übereinstimmen: „Und ich sah, und ich hörte eine Stimme vieler Engel rings um den Thron und die lebenden Geschöpfe und die Ältesten, und ihre Zahl war Myriaden mal Myriaden und Tausende mal Tausende, die mit lauter Stimme sprachen: ‚Das Lamm, das geschlachtet wurde, ist würdig, die Macht und Reichtum und Weisheit und Stärke und Ehre und Herrlichkeit und Segen zu empfangen‘ “ (Offenbarung 5:11, 12). Was für ein beeindruckendes Loblied!
21. Wird dadurch, daß das Lamm gepriesen wird, Jehovas Souveränität oder seine Stellung geschmälert? Erkläre es.
21 Bedeutet das, daß Jesus Jehova Gott gewissermaßen ersetzt hat und die ganze Schöpfung nun ihm und nicht dem Vater Lobpreis darbringt? Keineswegs. Dieses Loblied ist vielmehr in Übereinstimmung mit dem, was der Apostel Paulus schrieb: „Gott [hat] ihn [Jesus] auch zu einer übergeordneten Stellung erhöht und ihm gütigerweise den Namen gegeben, der über jedem anderen Namen ist, so daß sich im Namen Jesu jedes Knie beuge, derer, die im Himmel, und derer, die auf der Erde, und derer, die unter dem Erdboden sind, und jede Zunge offen anerkenne, daß Jesus Christus Herr ist zur Verherrlichung Gottes, des Vaters“ (Philipper 2:9-11). Jesus wird hier gepriesen wegen des Anteils, den er daran hat, die wichtigste Streitfrage vor der ganzen Schöpfung zu klären — die Streitfrage, bei der es um die Rechtfertigung der rechtmäßigen Souveränität Jehovas geht. Auf diese Weise wurde der Vater in der Tat verherrlicht.
Eine anschwellende Hymne
22. Am Singen welcher Hymne beteiligen sich Stimmen aus dem irdischen Bereich?
22 In der von Johannes beschriebenen Szene jubeln die himmlischen Heerscharen Jesus mit Melodien zu, wodurch sie zum Ausdruck bringen, daß sie seine Treue und seine Herrschergewalt, die er im Himmel hat, anerkennen. In ihrem Gesang werden sie von Stimmen aus dem irdischen Bereich begleitet, und auch diese lobpreisen den Vater und den Sohn. Wie bei den Menschen die Leistungen eines Sohnes den Eltern zur Ehre gereichen können, so trägt der treue Lauf Jesu in der ganzen Schöpfung „zur Verherrlichung Gottes, des Vaters“, bei. Johannes fährt also fort: „Und jedes Geschöpf, das im Himmel und auf der Erde und unter der Erde und auf dem Meer ist, und alles, was in ihnen ist, hörte ich sagen: ‚Dem, der auf dem Thron sitzt, und dem Lamm sei der Segen und die Ehre und die Herrlichkeit und die Macht für immer und ewig‘ “ (Offenbarung 5:13).
23, 24. (a) Woraus ist zu schließen, wann die Hymne im Himmel zu erklingen beginnt und wann auf der Erde? (b) Wie wird der Klang der Hymne im Laufe der Jahre immer lauter?
23 Seit wann wird diese einzigartige Hymne gesungen? Es wurde damit früh am Tag des Herrn begonnen. Als Satan und seine Dämonen aus dem Himmel geworfen wurden, konnte „jedes Geschöpf ... im Himmel“ in dieses Loblied einstimmen. Und wie aus Berichten hervorgeht, haben sich seit 1919 immer mehr Personen auf der Erde — anfänglich nur wenige tausend, doch bis zum Jahr 2005 weit über sechs Millionen — ebenfalls dem Gesang zum Lobpreis Jehovas angeschlossen.b Wenn Satans irdisches System vernichtet worden ist, wird „jedes Geschöpf ... auf der Erde“ zum Lobpreis Jehovas und seines Sohnes singen. Zu Gottes bestimmter Zeit wird die Auferstehung zahlloser Millionen Toter stattfinden, und dann wird „jedes Geschöpf ... unter der Erde“, das im Gedächtnis Gottes ist, die Gelegenheit erhalten, in die Hymne einzustimmen.
24 Millionen Menschen „vom äußersten Ende der Erde“, vom „Meer“ und von den „Inseln“ singen schon heute in Verbindung mit Jehovas weltweiter Organisation ein neues Lied (Jesaja 42:10; Psalm 150:1-6). Dieses freudige Loblied wird am Ende des Millenniums, wenn die Menschheit vollkommen gemacht worden ist, ein Crescendo erreichen. Danach wird die alte „Schlange“, der Erzbetrüger Satan, vernichtet werden, womit sich 1. Mose 3:15 vollständig erfüllt; und als glorreicher Höhepunkt wird die gesamte belebte Schöpfung, sowohl die geistige als auch die irdische, in Einheit singen: „Dem, der auf dem Thron sitzt, und dem Lamm sei der Segen und die Ehre und die Herrlichkeit und die Macht für immer und ewig.“ Im ganzen Universum wird es keine Dissonanz geben.
25. (a) Wozu werden wir angespornt, wenn wir den Bericht des Johannes über die universelle Hymne lesen? (b) Welches gute Beispiel geben uns die vier lebenden Geschöpfe und die 24 Ältesten am Ende der Vision?
25 Was für eine schöne Zeit das sein wird! Ja, das, was Johannes hier beschreibt, läßt unser Herz höher schlagen und spornt uns an, in den Gesang der himmlischen Heerscharen zum Lobpreis Jehovas Gottes und Jesu Christi aus tiefster Seele mit einzustimmen. Sind wir jetzt nicht mehr denn je entschlossen, damit fortzufahren, rechte Werke zu vollbringen? Wenn wir das tun, können wir erwarten, daß wir — jeder einzelne von uns — mit Jehovas Hilfe den glorreichen Höhepunkt miterleben und in dem universellen Chor mitsingen werden. Natürlich stimmen die vier lebenden Cherubgeschöpfe und die auferstandenen gesalbten Christen völlig miteinander überein, denn die Vision endet mit den Worten: „Und die vier lebenden Geschöpfe sprachen ferner: ‚Amen!‘, und die Ältesten fielen nieder und beteten an“ (Offenbarung 5:14).
26. Woran sollten wir glauben, und was zu tun, schickt sich das Lamm an?
26 Mögest du, lieber Leser, zu denen gehören, die an das Opfer des Lammes, des ‘Würdigen’, glauben und von Jehova — dem, „der auf dem Thron sitzt“ — gesegnet werden, weil sie ihn anbeten und ihm demütig dienen, so gut sie können. Die Johannes-Klasse wird dir gern darin beistehen und für das nötige „Maß an [geistigem] Speisevorrat zur rechten Zeit“ sorgen (Lukas 12:42). Doch siehe! Das Lamm schickt sich an, die sieben Siegel zu öffnen. Wir wollen sehen, welche begeisternden Dinge uns enthüllt werden.
[Fußnoten]
a Grammatisch gesehen kann sich der Ausdruck „jeder hatte eine Harfe und goldene Schalen, die voll Räucherwerk waren“ sowohl auf die Ältesten als auch auf die vier lebenden Geschöpfe beziehen. Aus dem Zusammenhang geht jedoch hervor, daß sich dieser Ausdruck nur auf die 24 Ältesten bezieht.
b Siehe die Tabelle auf Seite 64.
[Ganzseitiges Bild auf Seite 86]