Jehova — ein scheueinflößender, doch liebevoller Gott
OHNE ZWEIFEL glaubst auch du wie die meisten Menschen an Gott. Was aber bedeutet Gott für dich? Welche Eigenschaften hat er? Wie würdest du ihn beschreiben?
Vor allem sollte man wissen, daß Gott einen Namen hat. Diesen Namen haben ihm nicht die Menschen gegeben, sondern er hat ihn sich selbst gegeben. Vielleicht hast du gesehen, daß der Gottesname, Jehova, in deiner Bibel steht. — Ps. 83:19; Jes. 42:8, SB.
Wenn du dich schon einmal mit diesem Problem auseinandergesetzt hast, bist du wahrscheinlich zu dem Schluß gekommen, daß Gott immer existiert und alles geschaffen haben muß. Du hast das ohne Zweifel glaubwürdiger gefunden als die Auffassung, das Weltall und alles, was der Mensch in der Natur um sich herum sieht, sei von allein, ohne intelligente Lenkung, entstanden. Daher hast du allen Grund, den freudigen Worten zuzustimmen, die himmlische Geschöpfe Gott zuriefen: „Du bist würdig, Jehova, ja du, unser Gott, die Herrlichkeit und die Ehre und die Macht zu empfangen, weil du alle Dinge erschaffen hast, und deines Willens wegen existierten sie und wurden erschaffen.“ — Offb. 4:11.
Du kennst ohne Zweifel den Begriff der Unendlichkeit — daß etwas unbegrenzt sein kann, ohne Anfang und ohne Ende. Du bist dir zum Beispiel darüber im klaren, daß die Zeit unendlich ist und daß der Mensch bisher keinen Anfang und kein Ende des Raums hat ermitteln können. Deshalb findest du die Tatsache einleuchtend, daß Jehova Gott der „König der Ewigkeit“ ist und daß er, wie die Bibel sagt, keinen Anfang und kein Ende hat.
SCHEUEINFLÖSSEND UND VON HERRLICHER GRÖSSE
Doch wie sieht Gott aus? Wie würdest du ihn beschreiben?
Da Jehova ein Geist ist, können wir Menschen ihn nicht sehen, und jede Beschreibung von ihm in der Sprache der Menschen vermag nur annähernd einen Begriff von seiner unvergleichlichen Pracht zu vermitteln. (Joh. 4:24) Jehova sagt: „Wem denn wollt ihr mich vergleichen, dem ich gleich wäre? ... Hebet zur Höhe eure Augen empor und sehet: Wer hat diese da geschaffen? Er, der ihr Heer herausführt nach der Zahl, ruft sie alle mit Namen.“ — Jes. 40:25, 26.
Das zeigt nachdrücklich die Größe und unvergleichliche Herrlichkeit des Schöpfers unseres bewunderungswürdigen Weltalls. Vielleicht hast du schon einmal in einem Film den ungeheuren Licht- und Energieausbruch einer Atombombenexplosion gesehen. Doch die Milliarden von Sternen oder fernen Sonnen, die Jehova geschaffen hat und die er alle mit Namen ruft, senden gewaltige Fackeln aus, gegen die die Leuchtkraft und Gewalt alles dessen, was der Mensch erzeugt, klein erscheint. Wie scheueinflößend und von welch herrlicher Größe muß der Schöpfer dieser zahllosen Sonnen sein!
Kein Wunder, daß die Menschen sich keinen rechten Begriff von Jehova Gott machen können. Gäbe Gott, der Allmächtige, uns eine Beschreibung von sich selbst in göttlichen Begriffen, so wäre das, wie wenn man Personen, die nur über mathematische Grundkenntnisse verfügen, komplizierte algebraische Gleichungen vorlegte oder wie wenn man jemandem, der blind geboren ist, erklären wollte, was Farben sind. — Hiob 37:23, 24.
Einige Diener Jehovas erhielten jedoch inspirierte Visionen von Gottes himmlischen Höfen, Gott selbst aber sahen sie nicht. (Joh. 1:18) Ihre Visionen von Gottes Gegenwart lassen nicht nur Hoheit und scheueinflößende Majestät erkennen, sondern auch heitere Ruhe, Ordnung, Schönheit und Lieblichkeit. In diesen Beschreibungen wird Jehovas Erscheinung mit Dingen verglichen, die dem Menschen bekannt sind, wie mit Edelsteinen, Feuer und Regenbogen. Aber diese Beschreibungen dürfen natürlich niemals buchstäblich aufgefaßt werden. — Hes. 1:26-28; Offb. 4:1-3.
BESCHRIEBEN, ALS HÄTTE ER DIE GESTALT EINES MENSCHEN
In der Bibel wird Jehova Gott beschrieben, als hätte er die Gestalt eines Menschen. Petrus, einer der Apostel Christi, schrieb zum Beispiel: „Die Augen Jehovas sind auf die Gerechten gerichtet und seine Ohren auf ihr Flehen; das Angesicht Jehovas aber ist gegen die gerichtet, die schlechte Dinge tun.“ (1. Petr. 3:12; Hes. 20:33; 2. Mose 15:6; Luk. 11:20) Solche Ausdrücke sind oft notwendig, um etwas so zu beschreiben, daß die Menschen es verstehen. Aber man darf sie ebensowenig buchstäblich auffassen wie die Hinweise, Gott sei eine „Sonne“, ein „Schild“ und ein „Fels“. — Ps. 84:11; 5. Mose 32:4, 31.
„Sagt die Bibel aber nicht, der Mensch sei im ,Bilde Gottes‘ geschaffen?“ magst du nun fragen. „Und deutet das nicht darauf hin, daß Gott einen ähnlichen Organismus hat wie die Menschen?“ — 1. Mose 1:27.
Die Worte der Bibel, nach denen der Mensch im Bilde Gottes geschaffen ist, bedeuten nicht, daß der erste Mensch die Gestalt Jehovas hatte, sondern daß er die gleichen Eigenschaften oder Fähigkeiten wie Jehova Gott besaß, z. B. Liebe, Denkvermögen, Gerechtigkeitssinn u. a. Daß sich der Ausdruck „im Bilde Gottes“ nicht auf die Gestalt Gottes beziehen kann, zeigen die warnenden Worte, die Jehova durch Moses, seinen Wortführer, an das Volk Israel richtete: „So hütet eure Seelen sehr — denn ihr habt keinerlei Gestalt gesehen an dem Tage, da Jehova am Horeb, mitten aus dem Feuer, zu euch redete —, daß ihr euch nicht verderbet und euch ein geschnitztes Bild machet, das Gleichnis irgend eines Bildes, das Abbild eines männlichen oder eines weiblichen Wesens.“ — 5. Mose 4:15, 16.
Das zeigt, daß es dem Menschen unmöglich ist, ein Bild von Jehova Gott zu machen, weil kein Mensch weiß, wie er aussieht, das heißt, welche Gestalt er hat. Wir wissen, daß Gott und die Geistgeschöpfe ganz anders sind als die Menschen. Sie können zum Beispiel wahrnehmen ohne solche Augen und Ohren, wie der Mensch sie besitzt.
Jehova Gott sieht ohne Licht, was in der Finsternis geschieht. (Ps. 139:1, 7-12; Hebr. 4:13) Seine Augen sind an jedem Ort der Erde. (Spr. 15:3) Auch benötigt er keine Röntgenstrahlen, um zu sehen, wie sich ein Kind im Mutterleib entwickelt. — Ps. 139:15, 16.
Außerdem hört Jehova ohne Schallwellen, denn er kann „hören“, was Menschen innerlich im Herzen „reden“. (1. Mose 24:42-45; Ps. 19:14) Der Mensch vermag die Größe des Weltalls nicht genau zu bestimmen. Aber wenn schon dieses den Wohnsitz Jehovas nicht zu fassen vermag, wieviel weniger dann ein Haus oder ein Tempel auf der Erde. (1. Kö. 8:27) Welch einen erhabenen Gott beten wir doch an!
DIE SCHÖPFUNG — EIN AUSDRUCK DER LIEBE
Wie dankbar können wir sein, daß Jehova, der scheueinflößende Gott von herrlicher Größe, vor allem ein Gott der Liebe ist!
Diese Eigenschaft kommt immer wieder in seiner Verfahrensweise zum Ausdruck. Jehova bekundete Liebe, als er seinem Geistsohn, der seine erste Schöpfung war, die Gunst gewährte, ihn bei der Erschaffung der weiteren Werke zu unterstützen, und diese Tatsache auch hochherzig bekanntmachte, was zur Folge hatte, daß seinem Sohn Ehre zuteil wurde. (1. Mose 1:26; Kol. 1:15-17) Somit befürchtete Jehova nicht, wie das ein Schwächling getan hätte, daß ihm in seinem Sohn ein Rivale erstehen würde, sondern er vertraute auf seine rechtmäßige Souveränität sowie auf die Treue und Hingabe seines Sohnes. Liebevoll gewährt Jehova seinen Geistsöhnen bedingte Freiheit in der Erfüllung ihrer Pflichten, ja manchmal fordert er sie sogar auf, sich darüber zu äußern, wie sie eine bestimmte Aufgabe lösen möchten. — 1. Kö. 22:19-22.
Jehova bewies auch seine Liebe, indem er irdische Geschöpfe schuf. Da der Mensch „im Bilde Gottes“ geschaffen ist, muß die Freude, die ein menschlicher Vater an seinem Kind hat, besonders wenn dieses Kindesliebe bekundet und weise handelt, ein Abglanz der Freude sein, die Jehova an seinen intelligenten Geschöpfen hat, die ihn lieben und die Weisheit bekunden, indem sie ihm dienen. (Spr. 27:11; Matth. 3:17; 12:18) Er freut sich über seine Geschöpfe, nicht weil er durch sie irgendwelchen materiellen Gewinn hätte, sondern er freut sich, wenn er sieht, daß sie seinen gerechten Forderungen entsprechen und Selbstlosigkeit sowie Freigebigkeit bekunden. — Ps. 147:10, 11; Hebr. 13:16.
Der erste Mensch, der vollkommene Adam, hatte gewiß Grund, vor seinem Schöpfer Ehrfurcht zu haben und ihn zu lieben. Er empfand bestimmt dasselbe wie später der Psalmist, der schrieb: „Ich preise dich darüber, daß ich auf eine erstaunliche, ausgezeichnete Weise gemacht bin. Wunderbar sind deine Werke, und meine Seele weiß es sehr wohl.“ — Ps. 139:14.
Adams Organismus — von allen irdischen Geschöpfen am anpassungsfähigsten — sowie alles, was Adam um sich her vorfand, war Grund genug, Jehova zu preisen. Jeder Vogel, jedes Landtier und jeder Fisch, jeder Strauch, jede Blume und jeder Baum, jedes Feld, jeder Wald, jeder Hügel, jedes Tal und jeder Fluß führte ihm deutlich die Tiefe und Breite der Weisheit seines Vaters vor Augen. Auch ließ ihn die große Vielfalt der Werke Jehovas erkennen, daß Jehova Eintönigkeit nicht liebt. Alle Sinne des Menschen — Gesicht, Gehör, Geschmack, Geruch und Gefühl — vermitteln seinem aufnahmefähigen Gehirn den Beweis, daß der Schöpfer im höchsten Maße freigebig und fürsorglich ist.
Gott berücksichtigte auch Adams geistige Bedürfnisse, sein Bedürfnis nach Gedankenaustausch und Gemeinschaft, denn er, sein Vater, gab ihm eine intelligente Gehilfin, die ihm entsprach. (1. Mose 2:18-23) Adam und Eva mögen ebenso empfunden haben wie später der Psalmist, der schrieb: „Fülle von Freuden ist vor deinem Angesicht, Lieblichkeiten in deiner Rechten immerdar.“ (Ps. 16:8, 11) Adam und Eva, die von Gott so viel Liebe empfingen, hätten ganz bestimmt wissen sollen, daß ‘Gott Liebe ist’. — 1. Joh. 4:16.
Vor allem aber stillte Jehova Gott die religiösen Bedürfnisse des Menschen. Er offenbarte sich seinem menschlichen Sohn, Adam, sprach mit ihm und übertrug ihm Aufgaben. Die gehorsame Erfüllung dieser Aufgaben bildete einen wichtigen Teil der Religion des Menschen. (1. Mose 1:27-30; 2:15-17) Selbst nachdem das erste Menschenpaar sich gegen das Gesetz Jehovas aufgelehnt hatte, hörte er nicht auf, die Menschen zu lieben.
Gott sorgte in seiner Barmherzigkeit dafür, daß die Nachkommen Adams wieder Vollkommenheit erlangen und die Aussicht auf ewiges Leben haben konnten — beides Dinge, die Adam verloren hatte. Die Bibel erklärt: „So sehr hat Gott die Welt [der Menschheit] geliebt, daß er seinen einziggezeugten Sohn gab, damit jeder, der Glauben an ihn ausübt, nicht vernichtet werde, sondern ewiges Leben habe.“ (Joh. 3:16) Bist du Jehova für diese liebevolle Vorkehrung nicht dankbar?
GOTTES NORMEN — EIN BEWEIS DER LIEBE
Wir können Jehova auch dankbar sein für die Beständigkeit, die wir in seinen Schöpfungswerken beobachten. Der Tag-und-Nacht-Zyklus, die Tatsache, daß alle Flüsse zufolge der Schwerkraft abwärts fließen, und zahllose andere Dinge beweisen, daß der Schöpfer der Erde kein Gott der Verwirrung, sondern der Ordnung ist. (1. Kor. 14:33) Diese Beständigkeit erleichtert dem Menschen die Tätigkeit. Er ist nicht im ungewissen, sondern kann vertrauensvoll planen und arbeiten. Daß Jehova die Naturgesetze und Schöpfungswerke genormt hat, beweist, wie sehr er den Menschen liebt und auf sein Wohl bedacht ist!
Über diese Standardisierung oder Normung kann man in dem Werk The Encyclopædia Britannica folgende interessante Ausführungen lesen:
„Was der Mensch in dieser Hinsicht erreicht hat [im Festlegen von Normen] ... ist verschwindend wenig im Vergleich zu der Standardisierung in der Natur. Die Stellung der Gestirne zueinander, die Planetenbahnen, die unveränderlichen Eigenschaften der Stoffe in der Natur wie Leitfähigkeit, Biegsamkeit, Dehnbarkeit, Härte, Durchlässigkeit, Brechungsvermögen, Festigkeit und Zähigkeit oder die Elektronenbahnen im Atom und der Aufbau der Zellen sind nur einige wenige Beispiele der erstaunlichen Standardisierung in der Natur.“
In dem erwähnten Werk wird die Bedeutung dieser Standardisierung wie folgt dargetan:
„Nur dank der Standardisierung, die wir in der Natur sehen, ist es möglich, ... die vielen Arten von Pflanzen, Fischen, Vögeln und Landtieren zu erkennen und zu klassifizieren. Die einzelnen Individuen, die zu diesen Arten gehören, gleichen sich in bezug auf Bau, Funktion und Habitus auch in der kleinsten Kleinigkeit. Wäre der menschliche Körper nicht genormt, wüßten die Ärzte nicht, ob ein Individuum gewisse Organe besitzt oder nicht und wo sie sie suchen müßten ... Ohne die Normung in der Natur wären eine organisierte Gesellschaft, eine Ausbildung und der Beruf eines Arztes undenkbar; alle drei sind von grundlegenden vergleichbaren Gleichartigkeiten abhängig“ (Band 21, S. 306, 307, Ausgabe 1959).
Wenn man diese Standardisierung bei den wunderbaren materiellen Schöpfungswerken Jehovas sieht, sollte es einen nicht befremden, daß Jehova Normen für das Verhalten des Menschen und dessen Beziehungen zu seinem Schöpfer festgelegt hat. Besonders nachdrücklich hervorgehoben wird der Gehorsam gegenüber den göttlichen Anweisungen. Durch Gehorsam gegenüber Gott können wir die Liebe erwidern, die Jehova uns erwiesen hat. Gottes Wort sagt: „Denn darin besteht die Liebe zu Gott, daß wir seine Gebote halten.“ — 1. Joh. 5:3.
Meinst du, solcher Gehorsam gegenüber Gott enge dich ein, hindere dich daran, glücklich zu sein und das Leben zu genießen? Das brauchst du nicht zu befürchten. Denn der Mensch besitzt innerhalb der Grenzen, die Jehovas Forderungen für ihn bilden, unbegrenzte Möglichkeiten, sich zu freuen. In dem Absatz über Standardisierung in der erwähnten Enzyklopädie wird über das materielle Universum gesagt:
„Trotz dieser großen Standardisierung in der Natur fällt es niemandem ein, zu sagen, sie sei eintönig. Obgleich das Spektrum, ein schmales Farbenband, die Grundlage bildet, sind die Möglichkeiten für Farbvariationen und -kombinationen, die das Auge des Menschen entzücken, sozusagen unbegrenzt. Auch der Musik, die unser Ohr erreicht, liegt ein enges Spektrum der Töne zugrunde.“
Die Forderungen, die Jehova an den Menschen stellt, gestatten diesem so viel Freiheit, wie ein rechtdenkendes Herz nur wünschen kann. Da der Mensch unvollkommen und dem entarteten Denken und den entarteten Sitten dieser teuflischen Welt ausgesetzt ist, mag es allerdings nicht immer leicht sein, die göttlichen Forderungen zu erfüllen. (Ps. 51:5; 1. Joh. 5:19) Doch wenn man sich bemüht und innerhalb der sicheren Grenzen der göttlichen Forderungen bleibt, die das Verhalten des Menschen regeln, findet man echte Zufriedenheit sowie Befriedigung und wahres Glück.
Wir haben somit allen Grund, bestrebt zu sein, den scheueinflößenden, doch liebevollen Gott, Jehova, besser kennenzulernen. Fühlst du dich nicht angespornt, die Bibel zu erforschen, in der Jehova sich uns offenbart? Welch große Gunst erweist Jehova Gott uns Menschen, indem er es uns ermöglicht, ihn zu kennen und ihm zu dienen!