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Auf der ganzen Erde ist niemand wie JehovaDer Wachtturm 1970 | 1. November
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Flucht aus dem gegenbildlichen Ägypten aufgeschoben haben, bis es zu spät ist? Oder wirst du zu dem Mischvolk gehören, das sich der marschierenden, siegreichen Schar des befreiten Volkes Jehovas angeschlossen hat? Wirst du von Herzen den Lobpreis für den Befreier erschallen lassen und mutig verkünden, daß Satan, der „Gott dieses Systems der Dinge“, und seine ganze Welt zum Untergang verurteilt sind? Möge es dein Los sein, an dem ewigen Sieg teilzuhaben, den Gott durch Christus erringen wird. An dir ist es, dich zu entscheiden und zu handeln, um dir diese glückliche Zukunft zu sichern.
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Das Vorherwissen GottesDer Wachtturm 1970 | 1. November
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Das Vorherwissen Gottes
UNSER Verständnis über Gottes Vorherwissen und darüber, wie er diese erstaunliche Macht anwendet, kann sich ernstlich auf unser Verhältnis zu Gott auswirken. Um die Sache jedoch richtig zu betrachten, müssen wir gewisse Faktoren klar erkennen.
Erstens wird Gottes Fähigkeit, Dinge vorherzuwissen und vorherzubestimmen, deutlich in der Bibel erwähnt. Jehova selbst führt als Beweis dafür, daß er Gott ist, diese Fähigkeit an, Ereignisse der Rettung und Befreiung sowie Taten des Gerichts und der Strafe vorherzuwissen und vorherzubestimmen und dann solche Ereignisse eintreffen zu lassen. (Jes. 44:6-9; 48:3-8) Dieses Vorherwissen Gottes und eine solche göttliche Vorherbestimmung bilden die Grundlage für alle wahren Prophezeiungen. (Jes. 42:9; Jer. 50:45; Amos 3:7, 8) Gott fordert die Götter der Nationen, die seinem Volk widerstehen, heraus, Beweise dafür zu liefern, daß ihre Götzen, wie behauptet wird, Götter sind, und er fordert diese Götter auf, zu diesem Zweck ähnliche Taten der Rettung oder des Gerichts vorherzusagen und sie dann herbeizuführen. Ihr Unvermögen in dieser Hinsicht zeigt, daß ihre Götzen nichts als „Wind und Leere“ sind. — Jes. 41:1-10, 21-29; 43:9-15; 45:20, 21.
Ein zweiter Faktor, der zu berücksichtigen ist, ist der freie Wille der mit Verstand begabten Geschöpfe Gottes. Die Heilige Schrift zeigt, daß Gott solchen Geschöpfen das Vorrecht und die Verantwortung gewährt, ihre freie Wahl zu treffen, von ihrem freien Willen Gebrauch zu machen (5. Mose 30:19, 20; Josua 24:15), so daß sie für ihre Taten ihm verantwortlich sind. (Röm. 14:10-12; Hebr. 4:13) Sie sind also nicht etwa nur Roboter. Der Mensch könnte nicht wirklich im „Bilde Gottes“ erschaffen worden sein, wenn er keinen freien Willen besäße. (1. Mose 1:26, 27) Natürlich sollten Gottes Vorherwissen (wie auch die Vorherbestimmung durch ihn) und der freie Wille seiner mit Verstand begabten Geschöpfe nicht zueinander im Widerspruch stehen.
Ein weiterer Faktor, der berücksichtigt werden muß und manchmal übersehen wird, sind Gottes Sittenmaßstäbe und Eigenschaften, zu denen seine Gerechtigkeit, Ehrlichkeit und Unparteilichkeit gehören, seine Liebe, Barmherzigkeit und Güte, wie es aus der Bibel hervorgeht. Ein Verständnis darüber, wie Gott die Macht des Vorherwissens und der Vorherbestimmung gebraucht, muß daher nicht nur mit einigen dieser Faktoren, sondern mit allen übereinstimmen.
Es ist klar, daß alles, was Gott vorherweiß, unweigerlich eintreten muß, so daß Gott die „nicht vorhandenen Dinge“ rufen kann, „als ob sie vorhanden wären“. (Röm. 4:17) Daher entsteht die Frage: Macht er von dem Vorherwissen unbegrenzt, uneingeschränkt, Gebrauch? Sieht und weiß er alle künftigen Handlungen all seiner Geschöpfe vorher? Und bestimmt er solche Handlungen vorher, oder prädestiniert er sogar, was das endgültige Geschick all seiner Geschöpfe sein soll, ja noch ehe sie ins Dasein gekommen sind?
Oder macht Gott von seinem Vorherwissen nach seiner Wahl und seinem Gutdünken Gebrauch, so daß er alles, was er vorhersehen und vorherwissen will, auch vorhersieht und vorherweiß, nicht aber das, was er nicht vorhersehen oder vorherwissen will? Und bestimmt Gott das ewige Geschick seiner Geschöpfe erst nach seinem Urteil über ihren Lebenslauf und über ihre unter Prüfung bewährte Einstellung, statt daß sein Entschluß schon vor ihrem Dasein feststehen würde? Die Antworten auf diese Fragen müssen unbedingt der Heiligen Schrift selbst entnommen werden.
ANSICHT DER ANHÄNGER DER PRÄDESTINATIONSLEHRE
Die Ansicht, Gott mache unbegrenzt von seinem Vorherwissen Gebrauch und er bestimme den Lauf und das Geschick aller vorher, ist als Prädestinationslehre bekannt. Ihre Anhänger schlußfolgern, Gottes Göttlichkeit und Vollkommenheit erfordere, daß er allwissend sei, nicht nur hinsichtlich der Vergangenheit und der Gegenwart, sondern auch hinsichtlich der Zukunft. Wenn er nicht alles in allen Einzelheiten vorherwüßte, wäre das gemäß dieser Auffassung ein Beweis für Unvollkommenheit.
Aber denke einmal darüber nach, was eine solche Ansicht entsprechend der Prädestinationslehre in sich schließt. Dieser Gedanke würde bedeuten, daß Gott, bevor er die Engel oder den Erdenmenschen erschuf, von seiner Macht des Vorherwissens Gebrauch gemacht und alles vorhergesehen und vorhergewußt hätte, was sich aus einer solchen Schöpfung ergeben würde, auch die Auflehnung eines seiner Geistsöhne, die darauf folgende Auflehnung des ersten Menschenpaares in Eden (1. Mose 3:1-6; Joh. 8:44) und all die bösen Folgen einer solchen Auflehnung bis in die Gegenwart hinein und noch weiter. Dies würde notwendigerweise bedeuten, daß all die Bosheit, von der die Geschichte berichtet (Verbrechen und Unsittlichkeit, Bedrückung und daraus folgendes Leid, Lügen und Heuchelei, falsche Anbetung und Götzendienst), einst, vor Beginn der Schöpfung, nur im Sinn Gottes in Form seines Vorherwissens über die Zukunft existiert hätte.
Wenn der Schöpfer der Menschheit tatsächlich seine Macht angewandt hätte, alles vorherzuwissen, was sich von der Erschaffung des Menschen an in der Geschichte ereignet hat, dann hätte Gott absichtlich die volle Gewalt all der sich danach ergebenden Bosheit in Bewegung gesetzt, als er die Worte sprach: „Lasset uns Menschen machen.“ (1. Mose 1:26) Diese Tatsachen stellen die Vernünftigkeit und Folgerichtigkeit der Prädestinationslehre in Frage, besonders da der Jünger Jakobus zeigt, daß Unordnung und andere abscheuliche Dinge ihren Ursprung nicht in Gottes himmlischer Gegenwart haben, sondern ‘irdischen, animalischen, dämonischen’ Ursprungs sind. — Jak. 3:14-18.
Das Argument, wenn Gott nicht alle künftigen Ereignisse und Umstände bis ins einzelne vorherwüßte, so wäre das ein Beweis für seine Unvollkommenheit, ist in Wirklichkeit eine willkürliche Ansicht über Vollkommenheit. Letzten Endes sind Gottes eigener Wille und das, was ihm gefällt — nicht menschliche Meinungen oder Auffassungen —, dafür entscheidend, ob etwas vollkommen ist. — 2. Sam. 22:31; Jes. 46:10.
Dies mag durch Gottes Allmacht veranschaulicht werden, die zweifellos vollkommen und an Umfang unbegrenzt ist. (1. Chron. 29:11, 12; Hiob 36:22; 37:23) Doch seine vollkommene Stärke zwingt ihn nicht, seine Gewalt in irgendeinem oder jedem Fall bis zum vollen Ausmaß seiner Allmacht zu gebrauchen. Offensichtlich hat er dies nicht getan, denn sonst wären nicht nur gewisse alte Städte und einige Nationen vernichtet worden, sondern die Erde und alles darauf wäre durch Gottes Urteilsvollstreckungen wie zum Beispiel bei der Flut oder bei anderen Gelegenheiten vor langer Zeit ausgelöscht worden. (1. Mose 6:5-8; 19:23-25, 29) Wenn Gott seine Macht ausübt, ist das daher nicht einfach ein Loslassen grenzenloser Gewalt, sondern diese Gewalt wird ständig von seinem Vorhaben beherrscht und durch seine Barmherzigkeit, wenn verdient, gemildert. — Neh. 9:31; Ps. 78:38, 39.
Ähnlich ist es, wenn Gott in mancher Hinsicht seine unbegrenzte Fähigkeit des Vorherwissens nach seiner Wahl und in dem Maße, in dem es ihm wohlgefällt, anwenden will; kein Mensch und kein Engel kann dann mit Recht sagen: „Was tust du?“ (Hiob 9:12; Jes. 45:9; Dan. 4:35) Es ist daher nicht eine Frage der Fähigkeit, nämlich was Gott vorhersehen, vorherwissen und vorherbestimmen kann, denn „bei Gott ... sind alle Dinge möglich“. (Matth. 19:26) Die Frage ist, was Gott für passend ansieht vorherzusehen, vorherzuwissen und vorherzubestimmen, denn „alles, was ihm wohlgefällt, tut er“. — Ps. 115:3.
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Wahlweiser Gebrauch des VorherwissensDer Wachtturm 1970 | 1. November
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Wahlweiser Gebrauch des Vorherwissens
DIE einzige andere Möglichkeit anstelle der Prädestinationslehre, nämlich, daß Gott die Macht des Vorherwissens nach seiner Wahl oder nach seinem Gutdünken anwendet, müßte mit Gottes eigenen gerechten Maßstäben übereinstimmen und mit dem vereinbar sein, was er in seinem Wort über sich offenbart. Im Gegensatz zur Prädestinationslehre weist eine Anzahl von Bibeltexten darauf hin, daß Gott eine jeweils bestehende Situation geprüft und aufgrund einer solchen Prüfung eine Entscheidung getroffen hat.
Nachdem zum Beispiel in den Städten Sodom und Gomorra die Bosheit aufgekommen war, setzte Jehova Abraham von seinem Entschluß in Kenntnis, (durch seine Engel) nachzuforschen, um zu „sehen, ob sie nach ihrem Geschrei, das vor mich gekommen ist, völlig getan haben; und wenn nicht, so will ich’s wissen“. (1. Mose 18:20-22; 19:1) Gott sprach davon, ‘Abraham zu erkennen’, und nachdem Abraham so weit gegangen war und versucht hatte, Isaak zu opfern, sagte Jehova: „Denn nun weiß ich, daß du Gott fürchtest und deinen Sohn, deinen einzigen, mir nicht vorenthalten hast.“ — 1. Mose 18:19; 22:11, 12.
Das Vorherwissen nach Gottes Wahl bedeutet, daß Gott sich dafür entscheiden konnte, nicht wahllos alle künftigen Taten seiner Geschöpfe vorherzuwissen. Dies würde bedeuten, daß Gott dem ersten Menschenpaar in aller Aufrichtigkeit die Aussicht auf ewiges Leben auf einer Erde vorlegen konnte, die frei von Bosheit war, statt daß die gesamte Geschichte von der Schöpfung an lediglich eine Wiederholung dessen wäre, was bereits vorhergesehen und vorherbestimmt worden wäre. Gottes Anweisungen für seinen ersten menschlichen Sohn und seine erste menschliche Tochter, als seine vollkommenen und sündenlosen Beauftragten zu wirken und die Erde mit ihren Nachkommen zu füllen und sie zu einem Paradies zu machen sowie auch Gewalt über die erschaffenen Tiere auszuüben, konnten somit erteilt werden, um ihnen wirklich liebevoll ein Vorrecht zu gewähren und ihnen kundzutun, was Gottes aufrichtiger Wunsch ihnen gegenüber war — nicht etwa, um ihnen nur eine Anweisung zu geben, der gegenüber sie im voraus zum Versagen verurteilt gewesen wären. Daß Gott im Garten Eden für eine Prüfung durch den „Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen“ sorgte und den „Baum des Lebens“ erschuf, sollte ebenfalls nicht etwas Bedeutungsloses oder Zynisches sein, indem er vorhergewußt hätte, daß das Menschenpaar sündigen würde und nie in der Lage wäre, vom „Baum des Lebens“ zu essen. — 1. Mose 1:28; 2:7-9, 15-17; 3:22-24.
Einem anderen etwas sehr Wünschenswertes unter Bedingungen anzubieten, von denen von vornherein bekannt ist, daß sie unerfüllbar sind, hält man für heuchlerisch und auch für grausam. Die Aussicht auf ewiges Leben wird in Gottes Wort als Ziel für alle Menschen dargelegt, als ein Ziel, das erreicht werden kann. Nachdem Jesus seine Zuhörer angespornt hatte, fortwährend Gutes von Gott ‘zu bitten und zu suchen’, wies er darauf hin, daß ein Vater seinem Kind, das um Brot oder um einen Fisch bittet, nicht einen Stein oder eine Schlange gibt. Dann zeigte Jesus mit folgenden Worten, wie sein Vater es ansieht, wenn jemandes berechtigte Hoffnungen enttäuscht werden: „Darum, wenn ihr, obwohl ihr böse seid, euren Kindern gute Gaben zu geben wißt, um wieviel mehr wird euer Vater, der in den Himmeln ist, denen Gutes geben, die ihn bitten?“ — Matth. 7:7-11.
Es ist somit ehrlich gemeint, wenn Gott alle Menschen einlädt und ihnen Gelegenheit bietet, Wohltaten und ewige Segnungen zu empfangen. (Matth. 21:22; Jak. 1:5, 6) Er kann in aller Aufrichtigkeit die Menschen anspornen, ‘sich von der Übertretung abzuwenden und am Leben zu bleiben’, wie er es beim Volk Israel tat. (Hes. 18:23, 30-32) Dies könnte er logischerweise nicht tun, wenn er vorherwüßte, daß sie als einzelne dazu bestimmt wären, in Bosheit zu sterben. Jehova sprach zu Israel: „Ich sprach nicht zu dem Samen Jakobs: Suchet mich vergeblich. Ich bin Jehova, der Gerechtigkeit redet, Aufrichtiges verkündet. ... Wendet euch zu mir und werdet gerettet, alle ihr Enden der Erde!“ — Jes. 45:19-22.
In einem ähnlichen Gedankengang schreibt der Apostel Petrus: „Jehova ist hinsichtlich seiner Verheißung [der Gegenwart des Tages Jehovas] nicht langsam, wie es einige für Langsamkeit halten, sondern er ist geduldig mit euch, weil er nicht will, daß irgend jemand vernichtet werde, sondern will, daß alle zur Reue gelangen.“ (2. Petr. 3:9, 12) Wenn Gott bereits Jahrtausende vorherwüßte und vorherbestimmte, welche Personen im einzelnen ewige Rettung erlangen würden und welche Personen für ewig vernichtet würden, könnte man ohne weiteres fragen, wie sinnvoll eine solche ‘Geduld’ Gottes sein könnte und wie echt sein Wunsch sein könnte, daß „alle zur Reue gelangen“. Der inspirierte Apostel Johannes schrieb, daß „Gott Liebe ist“, und der Apostel Paulus erklärte, daß Liebe ‘alles hofft’. (1. Joh. 4:8; 1. Kor. 13:4, 7) In Übereinstimmung mit dieser hervorragenden göttlichen Eigenschaft müßte Gott so lange eine wirklich offene, freundliche Einstellung gegenüber allen Menschen haben und wünschen, daß sie Rettung erlangen, bis sie sich selbst als unwürdig erweisen, so daß es keine Hoffnung für sie gibt. (Vergleiche 2. Petrus 3:9; Hebräer 6:4-12.) Daher spricht der Apostel Paulus von ‘Gottes gütiger Wesensart, die dich zur Reue zu führen sucht’. — Röm. 2:4-6.
Schließlich könnte nicht mit Recht gesagt werden, Christi Jesu Loskaufsopfer sei allen Menschen zugänglich gemacht worden, wenn die Gelegenheit, die Wohltaten dieses Opfers zu empfangen, einigen — vielleicht Millionen von Menschen — durch Gottes Vorherwissen schon vor ihrer Geburt unabänderlich vorenthalten wäre, so daß die Betreffenden sich dieser Wohltaten nie als würdig erweisen könnten. (2. Kor. 5:14, 15; 1. Tim. 2:5, 6; Hebr. 2:9) Die Unparteilichkeit Gottes ist doch nicht nur eine Redensart. „[Gott ist] in jeder Nation der Mensch, der ihn fürchtet und Gerechtigkeit wirkt, annehmbar.“ (Apg. 10:34, 35; 5. Mose 10:17; Röm. 2:11) Die Möglichkeit steht tatsächlich und wirklich allen Menschen offen, „Gott [zu] suchen, ob sie ihn wohl tastend fühlen und wirklich finden möchten, obwohl er in der Tat einem jeden von uns nicht fern ist“. (Apg. 17:26, 27) Es ist also keine eitle Hoffnung und kein leeres Versprechen, wenn am Ende des Buches der Offenbarung die göttliche Ermahnung und Einladung ergeht: „Jeder, der hört, sage: ‚Komm!‘ Und jeder, den dürstet, komme; jeder, der wünscht, nehme Wasser des Lebens kostenfrei.“ — Offb. 22:17.
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Was Gott vorhergewußt hatDer Wachtturm 1970 | 1. November
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Was Gott vorhergewußt hat
ÜBERALL im Bericht der Bibel hängt der Gebrauch, den Gott von dem Vorherwissen und der Vorherbestimmung macht, fest mit seinem eigenen Vorhaben und seinem Willen zusammen. Da sich Gottes Vorhaben mit Sicherheit erfüllt, kann er die Folgen, die schließliche Verwirklichung seines Vorhabens, vorherwissen und sie wie auch die Schritte vorherbestimmen, die er für angemessen halten mag, um sein Vorhaben durchzuführen. (Jes. 14:24-27) So wird von Jehova gesagt, er habe sein Vorhaben hinsichtlich künftiger Ereignisse oder Handlungen „gebildet“ oder „entworfen“. (2. Kö. 19:25; Jes. 46:11) Als der große Töpfer wirkt Gott „alle Dinge gemäß dem Rate seines Willens“, in Übereinstimmung mit seinem Vorhaben (Eph. 1:11), und läßt „alle seine Werke zum Guten derer mitwirken“, die ihn lieben. (Röm. 8:28) Besonders in Verbindung mit seinem eigenen vorherbestimmten Vorhaben verkündet Gott also „von Anfang an das Ende ... und von alters her, was noch nicht geschehen ist“. — Jes. 46:9-13.
Als Gott das erste Menschenpaar erschuf, war es vollkommen, und Gott konnte auf das Ergebnis seines ganzen Schöpfungswerkes schauen und es für „sehr gut“ befinden. (1. Mose 1:26, 31; 5. Mose 32:4) Statt sich mißtrauisch Sorgen darüber zu machen, wie das Menschenpaar künftig handeln würde, ‘ruhte Gott’ dann, wie es in dem Bericht heißt. (1. Mose 2:2) Er konnte dies tun, da — dank seiner Allmacht und seiner allerhöchsten Weisheit — keine spätere Handlung, kein Umstand und kein Zufall ein unüberwindbares Hindernis oder eine unabänderliche Schwierigkeit bilden konnte, um die Verwirklichung seines souveränen Vorhabens aufzuhalten. — 2. Chron. 20:6; Jes. 14:27; Dan. 4:35.
VORHERWISSEN ÜBER PERSONENGRUPPEN
Es werden Fälle vorgebracht, in denen Gott tatsächlich den Lauf vorherwußte, den gewisse Gruppen, Nationen oder die meisten Menschen einschlagen würden, und so sagte er ihre künftige Handlungsweise im wesentlichen vorher und legte im voraus fest, wie er sich ihnen gegenüber daraufhin verhalten würde. Ein solches Vorherwissen oder eine solche Vorherbestimmung nimmt jedoch nicht den einzelnen innerhalb solcher Gruppen oder Teile der Menschheit die freie Wahl hinsichtlich des Laufes, den sie einschlagen werden. Dies lassen folgende Beispiele erkennen:
Vor der Flut der Tage Noahs kündigte Jehova sein Vorhaben an, diese Vernichtungstat zu bewirken, die dazu führte, daß sowohl Menschen als auch Tiere das Leben verloren. Der Bibelbericht zeigt jedoch, daß Gott sich dazu entschloß, nachdem sich die Verhältnisse entwickelt hatten, die eine solche Handlung erforderten. Außerdem nahm Gott, der ‘das Herz der Menschenkinder zu kennen’ vermag, eine Prüfung vor und stellte fest, daß „alles Gebilde der Gedanken seines [des Menschen] Herzens nur böse [war] den ganzen Tag“. (2. Chron. 6:30; 1. Mose 6:5) Einzelpersonen jedoch, Noah und seine Familie, erlangten Gottes Gunst und entgingen der Vernichtung. — 1. Mose 6:7, 8; 7:1.
Ähnlich war es mit der Nation Israel; obwohl Gott ihr die Gelegenheit gab, durch das Halten seines Bundes ein „Königreich von Priestern und eine heilige Nation“ zu werden, sagte Jehova dennoch etwa vierzig Jahre später, als die Nation an der Grenze des Verheißenen Landes stand, vorher, daß sie seinen Bund brechen und als Nation von ihm verlassen werden würde. Dieses Vorherwissen entbehrte jedoch nicht etwa einer Grundlage, denn der Ungehorsam und die Auflehnung der Nation waren bereits offenbar geworden. Daher sagte Gott: „Denn ich kenne ihr Sinnen, womit sie schon heute umgehen, ehe ich sie in das Land bringe, von dem ich geschworen habe.“ (5. Mose 31:21; Ps. 81:10-13) Die Folgen, zu denen eine so offenkundige Neigung dann hinsichtlich vermehrter Bosheit führen würde, konnte Gott vorherwissen, ohne daß er dadurch aufgrund seines Vorherwissens dafür verantwortlich würde, ebenso, wie jemand nicht dadurch für den Verfall eines gewissen Gebäudes verantwortlich wird, daß er vorherweiß, daß dieses mit minderwertigen Baustoffen in einer schlechten Ausführung erbaute Gebäude in Verfall geraten wird. Gewisse Propheten ließen prophetische Warnungen vor den von Gott vorherbestimmten Äußerungen des Gerichts ergehen; all diesen Warnungen lagen bereits bestehende Verhältnisse und eine schon vorhandene Herzenseinstellung zugrunde. (Ps. 7:8, 9; Spr. 11:19; Jer. 11:20) Jedoch konnten auch hier Einzelpersonen dem Rat, dem Tadel und den Warnungen Gottes folgen, was sie auch taten, so daß sie seine Gunst verdienten. — Jer. 21:8, 9; Hes. 33:1-20.
Gottes Sohn, der auch in den Herzen der Menschen lesen konnte (Matth. 9:4; Mark. 2:8; Joh. 2:24, 25), war von Gott mit der Fähigkeit des Vorherwissens ausgestattet und sagte künftige Verhältnisse, Ereignisse und Äußerungen des göttlichen Gerichts vorher. Er sagte das Gericht der Gehenna für die Schriftgelehrten und Pharisäer als Klasse voraus (Matth. 23:15, 33), aber wie es der Fall des Apostels Paulus zeigt, sagte er damit nicht, daß jeder einzelne Pharisäer oder Schriftgelehrte im voraus zur Vernichtung verurteilt gewesen wäre. (Apg. 26:4, 5) Jesus kündigte im voraus Wehe für die reuelosen Massen Jerusalems und anderer Städte an, aber er deutete nicht an, daß sein Vater vorherbestimmt hätte, daß jeder einzelne in jenen Städten auf diese Weise leiden sollte. (Matth. 11:20-23; Luk. 19:41-44; 21:20, 21) Er wußte auch vorher, wozu die Neigung und Herzenseinstellung der Menschen führen würde, und sagte die Zustände vorher, die sich zur Zeit des „Abschlusses des Systems der Dinge“ unter den Menschen entwickelt haben würden, sowie die Verwirklichung des Vorhabens Gottes selbst. — Matth. 24:3, 7-14, 21, 22.
VORHERWISSEN ÜBER EINZELPERSONEN
Es gibt nicht nur ein Vorherwissen über Personengruppen, sondern in den göttlichen Vorhersagen werden auch gewisse Einzelpersonen besonders berührt. Zu ihnen gehörten Esau und Jakob, der Pharao zur Zeit des Auszugs der Israeliten aus Ägypten, Simson, Salomo, Jeremia, Johannes der Täufer, Judas Iskariot und Gottes eigener Sohn, Jesus.
Bei Simson, Jeremia und Johannes dem Täufer machte Jehova vor der Geburt dieser Männer von dem Vorherwissen Gebrauch. Dieses Vorherwissen bezeichnete jedoch nicht, was schließlich ihr Geschick sein würde. Jehova bestimmte vielmehr aufgrund eines solchen Vorherwissens vorher, daß Simson gemäß dem Gelübde eines Nasiräers leben und die Befreiung Israels von den Philistern einleiten sollte, daß Jeremia als Prophet dienen und daß Johannes der Täufer ein Vorbereitungswerk als Vorläufer des Messias verrichten sollte. (Ri. 13:3-5; Jer. 1:5; Luk. 1:13-17) Zwar wurden sie durch solche Vorrechte hoch begünstigt, doch war dies keine Sicherheit dafür, daß sie ewige Rettung erlangen würden, oder etwa dafür, daß sie treu bis zum Tod bleiben würden (obwohl sie alle drei es blieben). So sagte Jehova vorher, daß einer von Davids vielen Söhnen Salomo genannt werden würde und daß er vorherbestimmt habe, sich Salomos zu bedienen, damit der Tempel gebaut würde. (2. Sam. 7:12, 13; 1. Kö. 6:12; 1. Chron. 22:6-19) Obwohl Salomo jedoch auf diese Weise begünstigt wurde und sogar das Vorrecht erhielt, gewisse Bücher der Heiligen Schrift zu schreiben, wurde er in seinen späteren Jahren dennoch abtrünnig. — 1. Kö. 11:4, 9-11.
Ebenso wurde durch Gottes Vorherwissen bei Esau und Jakob nicht ihr ewiges Geschick festgelegt, sondern vielmehr entschieden oder vorherbestimmt, welche der von den zwei Söhnen abstammenden Völkerschaften eine vorherrschende Stellung gegenüber der anderen erlangen würde. (1. Mose 25:23-26) Durch diese vorhergesehene Vorherrschaft wurde auch darauf hingewiesen, daß Jakob das Erstgeburtsrecht erlangen würde, ein Recht, das die Ehre mit sich brachte, zu der Abstammungslinie zu gehören, durch die der abrahamische „Same“ kommen würde. (1. Mose 27:29; 28:13, 14) Dadurch ließ Jehova Gott deutlich werden, daß seine Wahl von Einzelpersonen für gewisse Zwecke nicht an die üblichen Bräuche oder das übliche Vorgehen gebunden ist, wie es menschlichen Erwartungen entspräche. Auch werden einem die von Gott gewährten Vorrechte nicht ausschließlich aufgrund von Werken geschenkt, so daß man das Gefühl haben könnte, man hätte solche Vorrechte „verdient“ und man hätte „Anspruch darauf“. Diesen Punkt hob der Apostel Paulus hervor, als er zeigte, warum Gott den heidnischen Nationen aufgrund unverdienter Güte Vorrechte einräumte, die anscheinend einst Israel vorbehalten gewesen waren. — Röm. 9:1-6, 10-13, 30-32.
Das Zitat des Paulus, Jehova hätte ‘Jakob [Israel] geliebt und Esau [Edom] gehaßt’, stammt aus Maleachi 1:2, 3, einer Stelle, die lange nach der Zeit Jakobs und Esaus geschrieben wurde. In der Bibel heißt es also nicht unbedingt, Jehova hätte eine solche Einstellung gegenüber den Zwillingen vor deren Geburt gehabt. Es ist eine wissenschaftlich begründete Tatsache, daß die allgemeine Veranlagung und Gemütsart eines Kindes aufgrund der Erbfaktoren, die von beiden Elternteilen stammen, zum großen Teil zur Zeit der Empfängnis bestimmt werden. Daß Gott solche Faktoren erkennen kann, versteht sich von selbst; David sagte zu Jehova: „Meinen Keim [Embryo, NW] sahen deine Augen.“ (Ps. 139:14-16; siehe auch Prediger 11:5.) In welchem Ausmaß dieser göttliche Einblick die Vorherbestimmung Jehovas hinsichtlich der zwei Knaben beeinflußte, kann man nicht sagen, aber jedenfalls bewirkte die Wahl Jakobs anstelle Esaus nicht an sich eine Verurteilung Esaus oder seiner Nachkommen, der Edomiter, zur Vernichtung. Die „Sinnesänderung“, die Esau ernstlich mit Tränen suchte, war jedoch ein erfolgloser Versuch, die Entscheidung seines Vaters, Isaaks, zu ändern, wonach der besondere Segen für den Erstgeborenen vollständig auf Jakob ruhen bleiben sollte. Dies war also kein Zeichen dafür, daß Esau seine materialistische Einstellung vor Gott bereut hätte. — 1. Mose 27:32-34; Hebr. 12:16, 17.
Diese Fälle des Vorherwissens über jemand vor seiner Geburt stehen somit nicht im Gegensatz zu Gottes geoffenbarten Eigenschaften und bekanntgegebenen Maßstäben. Auch gibt es kein Anzeichen dafür, daß Gott die Menschen zwingen würde, gegen ihren eigenen Willen zu handeln. Bei Pharao, Judas Iskariot und Gottes eigenem Sohn gibt es keinen Beweis dafür, daß Jehova von seinem Vorherwissen Gebrauch gemacht hätte, ehe der Betreffende ins Dasein kam. In diesen Einzelfällen werden gewisse Grundsätze beleuchtet, die mit Gottes Vorherwissen und Vorherbestimmung in Zusammenhang stehen.
Einer dieser Grundsätze ist der, daß Gott Personen prüft, indem er gewisse Umstände oder Ereignisse verursacht oder zuläßt oder indem er solche Personen seine inspirierten Botschaften hören läßt, so daß sie von ihrer freien Wahl Gebrauch machen müssen, um eine Entscheidung zu treffen und so eine bestimmte Herzenseinstellung zu offenbaren, die Jehova liest. (Spr. 15:11; 1. Petr. 1:6, 7; Hebr. 4:12, 13) Je nachdem, wie die Personen reagieren, kann Gott sie auch in dem Lauf, den sie ihrem eigenen Entschluß gemäß gewählt haben, formen. (1. Chron. 28:9; Ps. 33:13-15; 139:1-4, 23, 24) Demgemäß hat das „Herz des Menschen“ zunächst eine gewisse Neigung, bevor Jehova die Schritte des Betreffenden lenkt. (Spr. 16:9; Ps. 51:10) Unter Prüfungen kann sich jemandes Herzenseinstellung festigen, indem sich sein Herz entweder in Ungerechtigkeit und Auflehnung verhärtet wie das Herz des Pharaos zur Zeit des Auszuges aus Ägypten oder in unerschütterlicher Treue gegenüber Jehova Gott und dem Tun seines Willens gefestigt wird. (2. Mose 4:21; 8:15, 32) Wenn jemand von sich aus diesen Punkt erreicht hat, ist das Endergebnis seiner Handlungsweise vorherzuwissen und vorherzusagen, ohne dem freien Willen des Menschen unrecht zu tun oder ihn zu verletzen. — Vergleiche Hiob 34:10-12.
Die verräterische Handlungsweise von Judas Iskariot erfüllte die göttliche Prophezeiung und zeigte Jehovas Vorherwissen und auch das Vorherwissen seines Sohnes. (Ps. 41:9; 55:12, 13; 109:8; Apg. 1:16-20) Doch kann nicht gesagt werden, Gott hätte Judas selbst zu einem solchen Lauf vorherbestimmt oder prädestiniert. In den Prophezeiungen wurde vorhergesagt, daß jemand, der eng mit Jesus vertraut wäre, sein Verräter sein würde, aber es wurde nicht angegeben, wer von denen, die in einem solchen vertrauten Verhältnis standen, es sein würde. Wiederum sprechen biblische Grundsätze dagegen, daß Gott die Handlungsweise des Judas vorherbestimmt hätte. Der göttliche Maßstab, den der Apostel angab, lautet: „Lege niemals deine Hände jemandem voreilig auf; auch habe nicht an den Sünden anderer teil; bewahre dich selbst keusch.“ (1. Tim. 5:22) Wie besorgt Jesus darum war, daß die Wahl seiner zwölf Apostel weise und richtig vorgenommen wurde, wird dadurch bewiesen, daß er die Nacht damit verbrachte, zu seinem Vater zu beten, bevor er seine Entscheidung bekanntgab. (Luk. 6:12-16) Wenn Judas bereits von Gott zu einem Verräter bestimmt gewesen wäre, müßte Gottes Führung und Leitung inkonsequent gewesen sein, und gemäß der Regel hätte er an den Sünden teilgehabt, die der Betreffende beging.
Demnach scheint es offensichtlich zu sein, daß Judas’ Herz zu der Zeit, da er als Apostel ausersehen wurde, eigentlich keine verräterische Einstellung verriet. Er ließ zu, daß eine ‘giftige Wurzel aufsproßte’ und ihn verdarb, was dazu führte, daß er abwich und nicht etwa Gottes Führung annahm, sondern sich vom Teufel auf einem Weg des Diebstahls und des Verrats leiten ließ. (Hebr. 12:14, 15; Joh. 13:2; Apg. 1:24, 25; Jak. 1:14, 15) Als Judas bis zu einem gewissen Punkt abgewichen war, konnte Jesus selbst im Herzen des Judas lesen und seinen Verrat vorhersagen. — Joh. 13:10, 11.
Zwar lesen wir in dem Bericht über die Begebenheit, bei der einige Jünger über gewisse Lehren Jesu strauchelten, in Johannes 6:64: „Jesus wußte ... von Anfang an [„gleich anfangs“, Joh. 6:65, van Eß], welche es wären, die nicht glaubten, und wer es sei, der ihn verraten würde.“ Obwohl das Wort „Anfang“ in 2. Petrus 3:4 auf den Anfang der Schöpfung angewandt wird, kann es sich auch auf andere Zeiten beziehen. (Luk. 1:2; Joh. 15:27) Als der Apostel Petrus zum Beispiel vom heiligen Geist sprach, der auf Heiden gefallen war, „wie er zu Anfang auch auf uns gefallen war“, bezog er sich auf den Pfingsttag des Jahres 33 u. Z., den „Anfang“ der Ausgießung des heiligen Geistes zu einem bestimmten Zweck. (Apg. 11:15; 2:1-4) Es ist daher interessant, in dem Theologisch-homiletischen Bibelwerk von J. P. Lange folgenden Kommentar zu Johannes 6:64 zu lesen: „[‘Anfang’] heißt nicht: metaphysisch vom Uranfang an ... noch vom Anfang der jedesmaligen Bekanntschaft an ..., noch vom Anfang, da er Schüler um sich sammelte, oder vom Beginn seiner messianischen Wirksamkeit an ..., sondern von dem ersten geheimen Keimen des Unglaubens an [das bewirkte, daß einige Jünger strauchelten]. So kannte er auch seinen Verräter vom Anfang an.“ — Vergleiche 1. Johannes 3:8, 11, 12.
DER MESSIAS
Jehova Gott wußte die Leiden des Messias, seinen Tod und seine anschließende Auferstehung vorher und sagte diese Dinge voraus. (Apg. 2:22, 23, 30, 31; 3:18; 1. Petr. 1:10, 11) Die Verwirklichung von Dingen, die Gott dadurch bestimmte, daß er von einem solchen Vorherwissen Gebrauch machte, hing teilweise davon ab, daß Gott selbst seine Macht ausübte, und teilweise von den Handlungen der Menschen. (Apg. 4:27, 28) Diese Menschen ließen sich jedoch willentlich von Gottes Widersacher, Satan, dem Teufel, überlisten. (Joh. 8:42-44; Apg. 7:51-54) Ebenso, wie den Christen in den Tagen des Paulus die „Anschläge [Satans] ... nicht unbekannt“ waren, sah Gott daher die bösen Wünsche und Methoden vorher, die sein Widersacher gegen seinen Gesalbten ersinnen würde. (2. Kor. 2:11) Offensichtlich konnte Gottes Kraft auch irgendwelche Angriffe oder Mordanschläge auf den Messias, die nicht mit der prophezeiten Art und Weise oder Zeit in Übereinstimmung waren, vereiteln oder sogar verhindern.
Die Erklärung des Apostels Petrus, wonach Christus als das Opferlamm Gottes „vor Grundlegung [Form des griechischen Wortes katabolé] der Welt [kósmou] im voraus erkannt“ wurde, wird von Anhängern der Prädestinationslehre so ausgelegt, als bedeute sie, daß Gott von diesem Vorherwissen vor der Erschaffung der Menschheit Gebrauch gemacht hätte. (1. Petr. 1:19, 20) Das griechische Wort katebolé, das mit „Grundlegung“ übersetzt wird, bedeutet wörtlich „niederwerfen oder -legen“ und kann sich auf das „Empfangen“ von Samen beziehen wie in dem Text in Hebräer 11:11, der sich darauf bezieht, daß Abraham menschlichen Samen für die Zeugung eines Sohnes niederwarf und Sara diesen Samen empfing, so daß sie befruchtet wurde. Es fand zwar die „Grundlegung“ einer Menschenwelt statt, als Gott das erste Menschenpaar erschuf, wie es in Hebräer 4:3, 4 gezeigt wird, doch verlor jenes Paar danach seine Stellung als Kinder Gottes. (1. Mose 3:22-24; Röm. 5:12) Aber aufgrund der unverdienten Güte Gottes durften die beiden Samen niederwerfen (säen) und empfangen und Nachkommen hervorbringen, von denen einer ausdrücklich in der Bibel als jemand erwähnt wird, der Gottes Gunst erlangte und für Loskauf und Rettung in Betracht kam, nämlich Abel. (1. Mose 4:1, 2; Hebr. 11:4) Es ist beachtenswert, daß Jesus in Lukas 11:49-51 auf „das Blut aller Propheten“ hinweist, „das seit Grundlegung der Welt vergossen worden ist“, und hierzu als Parallele die Worte „vom Blut Abels an bis zum Blut Sacharjas“ gebraucht. Demnach wird Abel von Jesus mit der „Grundlegung der Welt“, mit jener allgemeinen Zeitspanne, in Verbindung gebracht.
Der Messias oder Christus sollte der verheißene Same sein, durch den alle Gerechten aller Familien der Erde gesegnet werden sollten. (Gal. 3:8, 14) Zum erstenmal wurde ein solcher „Same“ erwähnt, nachdem die Auflehnung in Eden bereits eingeleitet worden war, aber vor der Geburt Abels. (1. Mose 3:15) Dies war über viertausend Jahre vor der Offenbarung des „heiligen Geheimnisses“ der Verwaltung, die durch den Messias kommen sollte; es blieb demnach tatsächlich „langwährende Zeiten hindurch verschwiegen“. — Röm. 16:25-27; Eph. 1:8-10; 3:4-11.
Zu seiner Zeit bestimmte Jehova Gott seinen eigenen erstgeborenen Sohn dazu, die prophezeite Rolle des ‘Samens’ zu erfüllen und der Messias zu werden. Nichts zeigt an, daß dieser Sohn schon vor seiner Erschaffung oder vor der Auflehnung in Eden zu einer solchen Rolle „prädestiniert“ worden wäre. Auch daß Gott ihn schließlich als den mit der Erfüllung der Prophezeiungen Beauftragten auserwählte, entbehrte nicht der Grundlage. Die Zeit der engen Gemeinschaft zwischen Gott und seinem Sohn, ehe der Sohn auf die Erde gesandt wurde, führte zweifellos dazu, daß Jehova seinen Sohn in einem Ausmaß ‘kannte’, das ihm die Sicherheit gab, daß sein Sohn die prophetischen Verheißungen und Vorbilder treu erfüllen würde. — Vergleiche Römer 15:5; Philipper 2:5-8; Matthäus 11:27; Johannes 10:14, 15.
DIE „BERUFENEN“ UND „AUSERWÄHLTEN“
Es bleiben noch die Texte übrig, die von christlichen „Berufenen“ oder „Auserwählten“ handeln. (Jud. 1; Matth. 24:24) Sie werden als die „Auserwählten nach dem Vorherwissen Gottes“ (1. Petr. 1:1, 2) bezeichnet, als die ‘vor Grundlegung der Welt Auserwählten’, „zur Annahme an Sohnes Statt für ... [Gott] vorherbestimmt“ (Eph. 1:3-5, 11), ‘von Anfang an zur Rettung erwählt und gerade dazu berufen’. (2. Thess. 2:13, 14) Das Verständnis dieser Texte hängt davon ab, ob sie sich auf die Vorherbestimmung gewisser Einzelpersonen beziehen oder ob sie die Vorherbestimmung einer Personengruppe, nämlich der Christenversammlung, bezeichnen, des ‘einen Leibes’ (1. Kor. 10:17) derer, die mit Christus Jesus in seinem himmlischen Königreich Miterben sein werden. — Eph. 1:22, 23; 2:19-22; Hebr. 3:1, 5, 6.
Wenn diese Worte auf bestimmte Einzelpersonen anwendbar sind, die für die ewige Rettung vorherbestimmt werden, dann könnten sich diese Einzelpersonen nie als untreu erweisen oder in ihrer Berufung versagen, denn Gottes Vorherwissen über sie könnte sich nicht als ungenau erweisen, und ihre Vorherbestimmung durch ihn für ein bestimmtes Geschick könnte nie fehlschlagen oder vereitelt werden. Doch dieselben Apostel, die dazu inspiriert wurden, die oben angeführten Worte zu schreiben, zeigten, daß einige derer, die mit dem Blut des Loskaufsopfers Christi „erkauft“ und „geheiligt“ worden waren und die „die himmlische freie Gabe geschmeckt“ hatten und „denen der heilige Geist ... und die Kräfte des kommenden Systems der Dinge“ zuteil geworden waren, so weit abfallen würden, daß sie nicht mehr bereuten, und Vernichtung über sich bringen würden. — 2. Petr. 2:1, 2, 20-22; Hebr. 6:4-6; 10:26-29.
Wenn man dagegen die zuvor angeführten Texte so betrachtet, als wenn sie sich auf eine Klasse beziehen, auf die Christenversammlung oder „heilige Nation“ der Berufenen als Gesamtheit (1. Petr. 2:9), so würden sie bedeuten, daß Gott vorherwußte und vorherbestimmte, daß eine solche Klasse (nicht die bestimmten Einzelpersonen, die sie bildeten) hervorgebracht würde. Auch würden diese Schrifttexte bedeuten, daß er das ‘Muster’ vorschrieb oder vorherbestimmte, dem alle entsprechen müßten, die mit der Zeit zu Gliedern dieser Klasse berufen würden; all dies wäre in Übereinstimmung mit seinem Vorhaben. (Röm. 8:28-30; Eph. 1:3-12; 2. Tim. 1:9, 10) Er bestimmte auch die Werke vorher, die die Betreffenden verrichten sollten, und die Prüfung, die aufgrund der Leiden, die die Welt über sie bringen würde, über sie käme. — Eph. 2:10; 1. Thess. 3:3, 4.
Somit werden wir dadurch, daß Gott von seinem Vorherwissen Gebrauch macht, nicht von der Verantwortung befreit, uns anzustrengen und seinem gerechten Willen zu entsprechen.
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Tiefe Wertschätzung für Jehovas heilige DingeDer Wachtturm 1970 | 1. November
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Tiefe Wertschätzung für Jehovas heilige Dinge
Wem sollte man vor allem dankbar sein für das, was heilig ist?
Vor allem Jehova, der in Wahrheit der Heilige ist. Es vergeht kein Augenblick in unserem Leben, in dem wir nicht persönlich Nutzen aus der liebenden Güte Jehovas Gottes, des großen Lebengebers, ziehen — Ps. 27:4.a
Wir sollten nicht nur wegen der reichlichen materiellen Segnungen, die Jehova der Menschheit geschenkt hat, tiefe Wertschätzung für ihn haben, sondern auch wegen der zahllosen geistigen guten Dinge, unter denen sein Wort, die Heilige Schrift an erster Stelle steht. Sie hilft uns, noch mehr Wertschätzung für Gott zu haben. — Ps. 107:1.
Welches sind einige der heiligen Dinge Jehovas, für die wir tiefe Wertschätzung haben sollten?
Zu solchen heiligen Dingen gehören gewiß die Wahrheiten, die in Gottes Wort, der Bibel, zu finden sind. Eines dieser heiligen Dinge ist das Königreich Jehovas Gottes, durch das er seinen Namen rechtfertigen, der Bosheit ein Ende setzen und die ganze Menschheit segnen wird. Das kostbare Vorrecht des Gebets ist ebenfalls etwas Heiliges, denn dadurch können wir Jehova wegen seiner wunderbaren Eigenschaften preisen. Auch können wir ihm durch das Gebet für all seine Güte, die er uns erweist, danken.
Jehovas heiliger Geist, durch den Christen Erleuchtung und Kraft empfangen, um ihren Predigtdienst durchzuführen, ist ebenfalls etwas Heiliges, wofür wir tiefe Wertschätzung haben sollten. Das gleiche gilt für die Christenversammlung, die den mit ihr Verbundenen Leitung und Schutz gewährt. Weitere Vorrechte sind Hingabe und Taufe und der Schatz des christlichen Predigtdienstes, über den der Apostel Paulus schrieb: „Ich bin Christus Jesus, unserem Herrn, dankbar dafür, daß er mich für treu erachtete, indem er mir ein Dienstamt zuteilte.“ — 1. Tim. 1:12.
Wie können wir zeigen, daß wir tiefe Wertschätzung für Jehovas heilige Dinge haben?
Indem wir sie in unserem Leben dem Vorhaben Jehovas dienen lassen. Wir können zeigen, daß wir tiefe Wertschätzung für die Wahrheiten des Wortes Gottes haben, indem wir uns regelmäßig von diesem Wort ernähren, indem wir seinen Geboten gehorchen und seine Grundsätze in unserem Leben anwenden. Wir zeigen, daß wir Jehovas heiliges Königreich schätzen, indem wir unserer ausschließlichen Untertanenpflicht ihm gegenüber nachkommen, unsere Hoffnung darauf setzen und die gute Botschaft davon bei jeder Gelegenheit predigen. Wir bekunden unsere Wertschätzung für das kostbare Vorrecht des Gebets, indem wir ‘unablässig beten’, indem wir ‘im Gebet beharren’ und indem wir nie versäumen zu beten. (1. Thess. 5:17; Röm. 12:12) Wir zeigen Wertschätzung für Jehovas heiligen Geist, wenn wir Gott darum bitten und wenn wir uns die verschiedenen Mittel zunutze machen, durch die wir ihn erlangen können, zum Beispiel das persönliche Bibelstudium und das Zusammenkommen mit Mitchristen.
Und wie können wir Wertschätzung für Hingabe und Taufe, diese heiligen Vorrechte, bekunden? Zum einen dadurch, daß wir uns Jehova hingeben, um seinen Willen zu tun, und als Symbol dieser Hingabe
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