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Die einflußreichen PharisäerDer Wachtturm 1977 | 15. September
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ihren betagten und bedürftigen Eltern Hilfe zu leisten, entziehen, indem sie vorgaben, ihr ganzer Besitz sei Gott gewidmet (Matth. 15:3-9).
Natürlich vertraten nicht alle Pharisäer völlig unvernünftige Ansichten. Es gab auch Ausnahmen. Der gelehrte Pharisäer Gamaliel forderte zum Beispiel die anderen Mitglieder des Sanhedrins auf, die Nachfolger Jesu Christi in Ruhe zu lassen, indem er sagte: „Steht ab von diesen Menschen, und laßt sie gehen (denn wenn dieses Unterfangen oder dieses Werk von Menschen ist, wird es umgestürzt werden; wenn es aber von Gott ist, werdet ihr sie nicht stürzen können); andernfalls mögt ihr vielleicht als solche erfunden werden, die in Wirklichkeit gegen Gott kämpfen“ (Apg. 5:38, 39). Der Pharisäer Nikodemus interessierte sich für das Werk und die Tätigkeit Jesu Christi (Joh. 3:1, 2; 7:47-52; 19:39). Und als Paulus die Wahrheit geoffenbart wurde, blieb er kein Pharisäer, sondern wurde ein ergebener Jünger Jesu Christi (Apg. 26:5; Phil. 3:5).
Dennoch sind die Pharisäer als Gruppe für Christen von heute ein warnendes Beispiel dafür, wie gefährlich es ist, wenn man sich selbst für gut und gerecht hält. Da Jesus sagte: „Ihr alle seid Brüder“, erwartet oder wünscht ein ergebener Diener Gottes nicht, als besser zu gelten, noch wird er danach streben, wegen seiner Stellung in Gottes Versammlung von Glaubensbrüdern als prominent betrachtet und begünstigt zu werden (Matth. 23:8; 1. Petr. 5:1-4).
Angesichts dessen, wie sich die Pharisäer verhielten, tun Älteste in den Versammlungen des Volkes Gottes gut, sich daran zu erinnern, daß sie nicht befugt sind, Regeln aufzustellen, die über die deutlichen Erklärungen der Bibel hinausgehen. Zugegeben, manchmal sind gewisse Dinge festzulegen, um Ordnung zu halten, doch selbst in einem solchen Fall sollten wir uns fragen: Verfallen wir irgendwie in eine Handlungsweise, die derjenigen der Pharisäer gleicht? Die Pharisäer waren zwar der Meinung, sie würden sich von einem Eifer für Gerechtigkeit leiten lassen, doch sie zeigten keine gottgemäße Rücksichtnahme auf menschliche Bedürfnisse und Gefühle. Nicht nur Personen, die Autorität besitzen, sondern alle Glieder der Christenversammlung sollten darüber wachen, daß sie ihre Brüder und Schwestern liebevoll behandeln, nicht für die Einhaltung unbiblischer Regeln eintreten und dadurch die wirklich bedeutenden Dinge übersehen: die göttlichen Eigenschaften der Gerechtigkeit, Treue, Barmherzigkeit und Liebe.
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Die „Zwischenklasse“Der Wachtturm 1977 | 15. September
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Die „Zwischenklasse“
„Die Juden verkehrten ... nicht mit den Samaritern“, sagte der Evangelist Johannes (Joh. 4:9). Ein Studium jüdischen Schrifttums legt Zeugnis davon ab. Darüber schreibt der Bibelgelehrte A. Edersheim: „Man ging so weit, daß man sie völlig aus der Gemeinschaft ausschloß.“ Doch könnten wir sie als eine „Zwischenklasse“ bezeichnen, da die Juden sie nicht „als Heiden betrachteten, sondern sie auf dieselbe Stufe stellten wie unwissende Juden ..., sie wurden nicht als Heiden behandelt, und ihr Land, ihre Quellen, Bäder, Häuser und Straßen wurden für rein erklärt“. Da die Juden die Samariter zwar gesellschaftlich verschmähten, ihnen aber gewisse gesetzliche und moralische Sonderrechte einräumten, können wir verstehen, wieso Jesus Wasser trinken konnte, das ihm von einer Samariterin gereicht wurde, seine Jünger in einer samaritischen Stadt Lebensmittel kaufen durften und er zwei Tage bei den Samaritern verbringen konnte (Joh. 4:7, 8, 40).
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