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Fragen von LesernDer Wachtturm 1973 | 15. März
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Fragen von Lesern
● Warum gebrauchte Jesus gemäß dem Bericht des Matthäus in seinen Ausführungen über die zulässigen Scheidungsgründe zwei verschiedene Wörter: „Hurerei“ und „Ehebruch“? Ist das, was man allgemein unter „Ehebruch“ versteht, nicht der einzige schriftgemäße Scheidungsgrund? — USA.
Jesu Worte in Matthäus 5:32 (New World Translation, 1971) lauten: „Doch ich sage euch, daß jeder, der seine Frau durch Scheidung entläßt, ausgenommen wegen Hurerei [griechisch pornéia], sie dem Ehebruch [moichéia] aussetzt, und jeder, der eine Geschiedene heiratet, begeht Ehebruch.“ Ähnlich lauten die Worte in Matthäus 19:9: „Ich sage euch, daß jeder, der seine Frau durch Scheidung entläßt, ausgenommen aufgrund von Hurerei [pornéia], und eine andere heiratet, Ehebruch [moichéia] begeht.“
Matthäus gebraucht in seinem Bericht also zwei verschiedene Wörter. Wir wollen zuerst feststellen, was diese Wörter bedeuten, und dann sehen, in welchem Sinne sie gebraucht werden.
Moichéia, der eine der beiden Ausdrücke, wird in deutschen Bibeln richtigerweise mit „Ehebruch“ übersetzt. Die lateinische Vulgata gebraucht in diesem Fall das Wort adulterare, das eigentlich „verändern“ oder im weiteren Sinne „mit fremden (besonders schlechten) Bestandteilen versetzen, verfälschen“ bedeutet, wie man heute von Lebensmittelverfälschung spricht. Eine Ehe wird gebrochen oder „verfälscht“, wenn einer der beiden Partner die Ehe durch außereheliche Beziehungen verletzt. Das griechische Wort moichéia hat ebenfalls den Sinn von verfälschen oder von Treulosigkeit gegenüber etwas Heiligem. Somit lenkt sowohl das griechische als auch das lateinische Wort die Aufmerksamkeit auf die Auswirkungen, die unerlaubte Geschlechtsbeziehungen auf eine Ehegemeinschaft haben, da der untreue Partner dadurch eine andere Person in diese Gemeinschaft hineinbringt und so die Verbindung, die nur zwischen Mann und Frau bestehen sollte, zerstört.
Und wie verhält es sich mit dem anderen Ausdruck? Das Wort „Hurerei“ lenkt die Aufmerksamkeit nicht auf die Auswirkungen, die geschlechtliche Unsittlichkeit auf eine Ehegemeinschaft haben mag, sondern auf den Charakter oder die Art der geschlechtlichen Betätigung selbst. Das trifft sowohl auf das deutsche Wort „Hurerei“ als auch auf das griechische Wort pornéia, das Matthäus in seinem Bericht gebrauchte, zu. Wir sind natürlich vor allem an dem griechischen Ausdruck interessiert, den der Evangelist gebrauchte, denn nicht das, was man heute im deutschen Sprachgebiet unter dem Wort „Hurerei“ verstehen mag, ist ausschlaggebend oder entscheidend, sondern das, was der Schreiber und die Menschen im allgemeinen damals unter dem in der Bibel gebrauchten Wort verstanden.
Wenn heute von „Hurerei“ die Rede ist, denkt man im allgemeinen an außereheliche Geschlechtsbeziehungen zwischen Mann und Frau, die aber auf übliche oder natürliche Weise gepflegt werden. Deshalb waren viele der Meinung, Jesus habe, als er sagte, „Hurerei [pornéia]“ sei der einzige Scheidungsgrund, nur den üblichen oder natürlichen Geschlechtsverkehr gemeint zwischen einer verheirateten Frau und einem Mann, der nicht ihr Mann war, oder aber zwischen einem verheirateten Mann und einer Frau die nicht seine Frau war. Stimmt dies aber? Bezieht sich das von Matthäus gebrauchte Wort pornéia wirklich nur auf natürliche Geschlechtsbeziehungen? Oder sind damit alle Arten von geschlechtlicher Unsittlichkeit gemeint, auch solche zwischen Angehörigen des eigenen Geschlechts sowie perverse Formen des Geschlechtsverkehrs zwischen Mann und Frau? Was verstand man unter pornéia im ersten Jahrhundert, das heißt zu der Zeit, als Jesus auf Erden war? Und macht eine aufrichtige und sorgfältige Prüfung dieser Bedeutung eine Revision unserer Auffassung über den biblischen Scheidungsgrund notwendig?
Geht man der Sache auf den Grund, so stellt man fest, daß sich das Wort pornéia auf alle Formen geschlechtlicher Unsittlichkeit bezieht. Es ist ein vieldeutiger Ausdruck, wie etwa das Wort „Pornographie“, das auf pornéia oder auf das verwandte Verb pornéuo zurückgeht. Griechische Wörterbücher zeigen dies deutlich.
Sie zeigen, daß pornéia auf ein Wurzelwort zurückgeht, das „verkaufen“ bedeutet und das ausschweifende und uneingeschränkte (nicht durch das Band der Ehe eingeschränkte) Geschlechtsbeziehungen bezeichnet. Über den Gebrauch des Wortes pornéia in biblischen Zeiten heißt es in Thayer’s Greek-English Lexicon of the New Testament, es bezeichne „unerlaubten Geschlechtsverkehr im allgemeinen“. Nach dem Werk The Vocabulary of the Greek New Testament bezieht es sich auf „unzulässigen Geschlechtsverkehr im allgemeinen“. Im sechsten Band des Theological Dictionary of the New Testament heißt es, pornéia könne soviel bedeuten wie „‚Geschlechtsverkehr‘ im allgemeinen, ohne nähere Bestimmung“. (Siehe auch Bibel-Lexikon, herausgegeben von Herbert Haag, unter „Unzucht“.)
Da dieser Ausdruck (pornéia) so vieldeutig ist (er umfaßt mehr, als viele deutsch sprechende Personen darunter verstehen), geben ihn manche Bibelübersetzer mit „Unzucht“ oder „Ausschweifung“ wieder.
Bedeutet das, daß widernatürliche, perverse sexuelle Handlungen, wie sie Homosexuelle vornehmen, in der Bedeutung dieses Ausdrucks, den der Apostel bei der Aufzeichnung der Worte Jesu gebrauchte, eingeschlossen sind? Jawohl. Das zeigt sich auch darin, daß Judas, der Halbbruder Jesu, das Wort pornéia gebrauchte, als er auf die widernatürlichen sexuellen Handlungen der Männer von Sodom und Gomorra hinwies. (Jud. 7) Über die Anwendung des Wortes pornéia durch griechisch sprechende Juden um den Beginn unserer Zeitrechnung heißt es im sechsten Band des Theological Dictionary of the New Testament: „πορνεία [pornéia] kann sich auch auf ,widernatürliche Laster‘, ... Homosexualität beziehen.“
In welchem Sinne gebraucht denn die Bibel diese Ausdrücke, und was würde demnach alles als biblischer Scheidungsgrund gelten? Der Gebrauch dieser Ausdrücke zeigt, daß jeder Verheiratete, der außereheliche Geschlechtsbeziehungen pflegt — sei es nun mit jemandem vom anderen oder vom eigenen Geschlecht und sei es auf natürliche oder widernatürliche, perverse Art —, in biblischem Sinne pornéia oder „Hurerei“ begeht. Dabei handelt es sich nicht um kleinere Zudringlichkeiten wie einen Kuß, eine Liebkosung oder eine Umarmung, sondern um den unsittlichen Gebrauch der Genitalien zur Ausübung des Geschlechtsverkehrs auf natürliche oder widernatürliche Weise.
Im Gesetzesbund finden wir Grundsätze, die diesen erweiterten Gesichtspunkt stützen. Dieses Gesetz enthielt deutliche Bestimmungen, nach denen eine Ehe aufgelöst wurde, wenn einer der Partner auf sexuellem Gebiet eine schwere Sünde begangen hatte, und dazu gehörten auch widernatürliche sexuelle Handlungen, denn der Betreffende wurde auf Gottes eigene Anordnung hin getötet. (Vergleiche 2. Mose 22:19; 3. Mose 18:22, 23, 29; 20:10-16; 5. Mose 22:22 sowie die Worte des christlichen Apostels Paulus in Römer 1:24-27, 32.)
Wenn wir die Worte Jesu daher so nehmen, wie sie zu verstehen sind, könnte in einem Fall, in dem sich ein Verheirateter einer dieser schlimmen Formen geschlechtlicher Unsittlichkeit schuldig gemacht hat, der unschuldige Teil sich scheiden lassen, sofern er es wünscht. Eine wegen solch biblischer Gründe geschiedene Person dürfte nach der Bibel auch wieder heiraten, ohne deswegen des Ehebruchs beschuldigt zu werden.
Damit wird die in früheren Ausgaben des Wachtturms dargelegte Ansicht offensichtlich korrigiert, aber die Treue zu dem, was die Bibel sagt, verlangt dies. Da zu diesem Thema noch viel gesagt werden kann, wird es in einer kommenden Ausgabe noch eingehender behandelt werden.
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Eine Hilfe für KrankeDer Wachtturm 1973 | 15. März
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Eine Hilfe für Kranke
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