Kapitel 21
Die für die Christenheit bestimmten Plagen Jehovas
5. Vision — Offenbarung 8:1—9:21
Thema: Sechs der sieben Trompetenstöße
Zeit der Erfüllung: Von der Zeit der Inthronisierung Jesu im Jahre 1914 an bis zur großen Drangsal
1. Was geschieht, als das Lamm das siebte Siegel öffnet?
„DIE vier Winde“ werden so lange zurückgehalten, bis die 144 000 Glieder des geistigen Israel versiegelt worden sind und die große Volksmenge anerkannt ist, so daß sie überleben kann (Offenbarung 7:1-4, 9). Bevor jedoch dieser heftige Sturm über die Erde fegt, muß das ungünstige Urteil, das Jehova über die Welt Satans gefällt hat, bekanntgemacht werden. Während das Lamm darangeht, das siebte und letzte Siegel zu öffnen, ist Johannes bestimmt gespannt darauf, was er nun zu sehen bekommt. Er erzählt uns, was es ist: „Und als er [das Lamm] das siebte Siegel öffnete, entstand ein Schweigen im Himmel, etwa eine halbe Stunde lang. Und ich sah die sieben Engel, die vor Gott stehen, und es wurden ihnen sieben Trompeten gegeben“ (Offenbarung 8:1, 2).
Eine Zeit des inständigen Gebets
2. Was geschieht während der symbolischen halben Stunde des Schweigens im Himmel?
2 Dieses Schweigen ist von Bedeutung. Eine halbe Stunde kann einem sehr lang vorkommen, wenn man darauf wartet, daß etwas geschieht. Jetzt ist nicht einmal mehr der himmlische Chor zu hören, der ständig Loblieder sang (Offenbarung 4:8). Warum? Das, was Johannes in der Vision sieht, läßt den Grund erkennen: „Und ein anderer Engel, der ein goldenes Räuchergefäß hatte, kam herzu und stellte sich an den Altar; und sehr viel Räucherwerk wurde ihm gegeben, damit er es mit den Gebeten aller Heiligen auf dem goldenen Altar darbringe, der vor dem Thron war. Und der Rauch des Räucherwerks stieg aus der Hand des Engels mit den Gebeten der Heiligen vor Gott empor“ (Offenbarung 8:3, 4).
3. (a) Woran erinnert uns das Verbrennen von Räucherwerk? (b) Zu welchem Zweck entsteht im Himmel für eine halbe Stunde ein Schweigen?
3 Das erinnert uns daran, daß unter dem jüdischen System der Dinge in der Stiftshütte — und später im Tempel in Jerusalem — täglich Räucherwerk verbrannt wurde (2. Mose 30:1-8). Während das Räucherwerk verbrannte, warteten die nichtpriesterlichen Israeliten außerhalb des heiligen Bezirks, und sie beteten — zweifellos still in ihrem Herzen — zu demjenigen, zu dem der Rauch aufstieg (Lukas 1:10). Johannes sieht nun, daß im Himmel etwas Ähnliches geschieht. Das von dem Engel dargebrachte Räucherwerk wird mit „den Gebeten der Heiligen“ in Verbindung gebracht. Tatsächlich wird in einer früheren Vision gesagt, daß das Räucherwerk diese Gebete darstellt (Offenbarung 5:8; Psalm 141:1, 2). Das symbolische Schweigen im Himmel soll es also offensichtlich ermöglichen, daß die Gebete der Heiligen, die sich auf der Erde befinden, gehört werden.
4, 5. Welche historischen Entwicklungen helfen uns, festzustellen, welcher Zeit die symbolische halbe Stunde des Schweigens entspricht?
4 Läßt sich feststellen, wann dies geschah? Ja, und zwar wenn wir den Kontext zusammen mit der historischen Entwicklung am Anfang des Tages des Herrn untersuchen (Offenbarung 1:10). In den Jahren 1918 und 1919 stimmten die Ereignisse auf der Erde in erstaunlicher Weise mit dem überein, was in Offenbarung 8:1-4 beschrieben wird. Vor 1914 hatten die Bibelforscher — so wurden Jehovas Zeugen damals genannt — 40 Jahre lang mutig verkündigt, daß in jenem Jahr die Zeiten der Heiden enden würden. Die schrecklichen Ereignisse des Jahres 1914 bewiesen, daß sie recht hatten (Lukas 21:24, Einheitsübersetzung; Matthäus 24:3, 7, 8). Viele der Bibelforscher glaubten aber auch, daß sie 1914 von der Erde weggenommen und ihr himmlisches Erbe antreten würden. Das geschah jedoch nicht. Statt dessen mußten sie im Ersten Weltkrieg eine Zeit heftiger Verfolgung durchmachen. Am 31. Oktober 1916 starb der erste Präsident der Watch Tower Society, Charles T. Russell. Am 4. Juli 1918 wurden der neue Präsident, Joseph F. Rutherford, und sieben weitere Vertreter der Gesellschaft in die Strafanstalt von Atlanta (Georgia, USA) gebracht, weil sie ungerechterweise zu vielen Jahren Gefängnis verurteilt worden waren.
5 Die aufrichtigen Christen der Johannes-Klasse waren verwirrt. Was verlangte Gott von ihnen als nächstes? Wann würden sie in den Himmel genommen werden? Im Wacht-Turm (engl.) vom 1. Mai 1919 erschien ein Artikel mit dem Titel „Die Ernte ist beendet — was wird folgen?“ Dieser Artikel spiegelte Ungewißheit wider, und die Treuen wurden darin ermuntert, weiterhin auszuharren. Dann hieß es: „Wir glauben, daß nun mit Gewißheit gesagt werden kann, daß die Ernte der Königreichsklasse abgeschlossen ist, daß alle Glieder ordnungsgemäß versiegelt sind und daß die Tür geschlossen ist.“ In dieser schwierigen Zeitperiode stiegen die Gebete der Johannes-Klasse gleichsam wie im Rauch von sehr viel Räucherwerk auf. Und ihre Gebete wurden erhört.
Feuer wird zur Erde geschleudert
6. Was geschieht nach dem Schweigen im Himmel, und zwar als Antwort worauf?
6 Johannes berichtet: „Doch sogleich nahm der Engel das Räuchergefäß, und er füllte es mit etwas vom Feuer des Altars und schleuderte es zur Erde. Und es entstanden Donner und Stimmen und Blitze und ein Erdbeben“ (Offenbarung 8:5). Nach dem Schweigen kommt es plötzlich zu lebhafter Tätigkeit. Offenbar ist dies die Antwort auf die Gebete der Heiligen, denn die Tätigkeit wird durch das Feuer ausgelöst, das vom Räucheraltar genommen wurde. Im Jahre 1513 v. u. Z. zeigten am Berg Sinai ein Donnern und Blitzen, ein lautes Getöse, Feuer und die Erschütterung des Berges an, daß Jehova dem Volk seine Aufmerksamkeit zugewandt hatte (2. Mose 19:16-20). Die Kundgebungen, von denen Johannes berichtet, sind ähnlich und deuten ebenfalls darauf hin, daß Jehova seinen irdischen Dienern Aufmerksamkeit schenkt. Doch was Johannes beobachtet, ist in Zeichen dargelegt worden (Offenbarung 1:1). Was symbolisieren also das Feuer, das Donnern, die Stimmen, die Blitze und das Erdbeben?
7. (a) Welches Feuer zündete Jesus während seines Dienstes auf der Erde an? (b) Wie brachten Jesu geistige Brüder in der Christenheit ein Feuer zum Brennen?
7 Jesus sagte bei einer Gelegenheit zu seinen Jüngern: „Ich bin gekommen, um ein Feuer auf der Erde anzufachen“ (Lukas 12:49). Ja, er zündete tatsächlich ein Feuer an. Durch seine eifrige Predigttätigkeit machte er unter dem jüdischen Volk Gottes Königreich zur wichtigsten Streitfrage, und dadurch gab es in der ganzen Nation eine heftige Kontroverse (Matthäus 4:17, 25; 10:5-7, 17, 18). Im Jahre 1919 brachten Jesu geistige Brüder, die kleine Gruppe gesalbter Christen, die sich noch auf der Erde befanden und die prüfungsreichen Tage des Ersten Weltkriegs überlebt hatten, innerhalb der Christenheit ein ähnliches Feuer zum Brennen. Im September jenes Jahres wirkte Jehovas Geist auf bemerkenswerte Weise, als sich seine treuen Zeugen von nah und fern in Cedar Point (Ohio, USA) versammelten. Joseph F. Rutherford, der kurz zuvor aus dem Gefängnis entlassen worden war und der bald erleben sollte, daß alle Anklagen gegen ihn zurückgezogen werden, richtete sich mit mutigen Worten an seine Zuhörer und sagte: „Dem Befehle unseres Meisters gehorsam und unser Vorrecht und unsere Pflicht erkennend, gegen die Bollwerke des Irrtums zu kämpfen, welche so lange das Volk in Knechtschaft gehalten haben, war es und ist es unser Beruf, das Kommen des herrlichen Königreiches des Messias zu verkünden.“ Ja, in der wichtigsten Streitfrage geht es um das Königreich Gottes.
8, 9. (a) Wie beschrieb J. F. Rutherford die Einstellung und den Wunsch des Volkes Gottes in den schweren Kriegsjahren? (b) Inwiefern wurde Feuer zur Erde geschleudert? (c) Wie entstanden Donner, Stimmen, Blitze und ein Erdbeben?
8 Bezug nehmend auf die schrecklichen Erlebnisse, die Gottes Volk kurz zuvor hatte, sagte der Redner: „So unbarmherzig war der Ansturm des Feindes, daß viele von des Herrn lieber Herde betäubt waren und in Verwunderung still standen, wartend und betend, daß der Herr seinen Willen zeigen möge ... Doch trotz der momentanen Entmutigung hatten die treuen Nachfolger des Herrn den brennenden Wunsch, die Königreichsbotschaft zu verkündigen.“ (Siehe Wacht-Turm, Januar 1920, S. 8; Jehovas Zeugen in Gottes Vorhaben, S. 89.)
9 Im Jahre 1919 wurde dieser Wunsch erfüllt. Die kleine, doch aktive Gruppe von Christen wurde bildlich gesprochen angezündet, damit sie mit einem weltweiten Predigtfeldzug begann. (Vergleiche 1. Thessalonicher 5:19.) Es wurde insofern Feuer zur Erde geschleudert, als Gottes Königreich zu einer brennenden Streitfrage gemacht wurde, und so ist es auch heute noch. Laute Stimmen brachen das Schweigen, indem die Königreichsbotschaft klar und deutlich verkündigt wurde. Donnernde Sturmwarnungen aus der Bibel ertönten. Wie Blitze gingen von Jehovas prophetischem Wort helle Lichtstrahlen der Wahrheit aus, und der religiöse Bereich wurde wie durch ein großes Erdbeben bis auf seine Grundfesten erschüttert. Die Johannes-Klasse sah, daß es Arbeit zu tun gab. Und dieses Werk hat sich bis heute auf der ganzen bewohnten Erde auf wunderbare Weise immer weiter ausgedehnt (Römer 10:18).
Zum Blasen der Trompeten bereit
10. Die sieben Engel machen sich bereit, was zu tun, und warum?
10 Johannes fährt mit den Worten fort: „Und die sieben Engel mit den sieben Trompeten machten sich zum Blasen bereit“ (Offenbarung 8:6). Was bedeutet das Blasen dieser Trompeten? In alter Zeit wurden in Israel wichtige Tage oder bedeutende Ereignisse durch Trompetenstöße signalisiert (3. Mose 23:24; 2. Könige 11:14). Die Trompetenstöße, die Johannes bald hören wird, werden in ähnlicher Weise die Aufmerksamkeit auf wichtige Angelegenheiten lenken, auf Angelegenheiten, bei denen es um Leben und Tod geht.
11. In welchem Vorbereitungswerk war die Johannes-Klasse von 1919 bis 1922 auf der Erde eifrig tätig?
11 Als die Engel sich bereit machten, die Trompeten zu blasen, leiteten sie zweifellos auch ein Vorbereitungswerk auf der Erde. Von 1919 bis 1922 war die wiederbelebte Johannes-Klasse eifrig damit beschäftigt, den öffentlichen Predigtdienst zu organisieren und Einrichtungen zum Veröffentlichen von Literatur zu schaffen. Im Jahre 1919 wurde die Zeitschrift Das Goldene Zeitalter, heute als Erwachet! bekannt, als „eine Zeitschrift, gegründet auf Tatsache, Hoffnung und Überzeugung“, in englisch (deutsch: 1922) herausgegeben — ein trompetenähnliches Instrument, das eine wichtige Rolle in der Bloßstellung der Einmischung der falschen Religion in die Politik spielen würde.
12. Was wird durch jeden Trompetenstoß angekündigt, und an welche Ereignisse in den Tagen Mose werden wir erinnert?
12 Wie wir nun sehen werden, kündigt jeder Trompetenstoß eine dramatische Szene an, in der Teile der Erde von schrecklichen Plagen heimgesucht werden. Einige dieser Plagen erinnern uns an die Plagen, durch die Jehova die Ägypter in den Tagen Mose bestraft hatte (2. Mose 7:19 bis 12:32). Sie waren ein Ausdruck des Gerichts Jehovas, das er an dieser Nation vollzog und durch das er für sein Volk den Weg öffnete, von der Sklaverei freizukommen. Die Plagen, die Johannes sieht, bewirken etwas Ähnliches. Sie sind jedoch keine buchstäblichen Plagen, sondern Zeichen, die Jehovas gerechte Urteilssprüche symbolisieren (Offenbarung 1:1).
Was ist mit dem „Drittel“ gemeint?
13. Was geschieht, wenn die ersten vier Trompetenstöße erschallen, und welche Frage wird dadurch aufgeworfen?
13 Wie wir sehen werden, kommen bei den ersten vier Trompetenstößen Plagen über „ein Drittel“ der Erde, des Meeres, der Flüsse, der Wasser- und der Lichtquellen der Erde (Offenbarung 8:7-12). Ein Drittel bildet einen großen Teil von etwas, ist aber nicht alles. (Vergleiche Jesaja 19:24; Hesekiel 5:2; Sacharja 13:8, 9.) Welches „Drittel“ hat diese Plagen am meisten verdient? Die Mehrheit der Menschen ist von Satan und seinem Samen geblendet und zum Schlechten verleitet worden (1. Mose 3:15; 2. Korinther 4:4). Die heutige Situation wird von David treffend beschrieben: „Sie sind alle abgewichen, sie sind alle gleich verderbt; da ist keiner, der Gutes tut, auch nicht einer“ (Psalm 14:3). Ja, die ganze Menschheit steht in Gefahr, daß über sie ein ungünstiges Urteil gefällt wird. Doch einen bestimmten Teil trifft besondere Schuld. Ein Teil — „ein Drittel“ — hätte es besser wissen müssen. Was ist mit diesem „Drittel“ gemeint?
14. Was ist mit dem symbolischen Drittel gemeint, das von Jehova Botschaften erhält, die es plagen?
14 Damit ist die Christenheit gemeint. In den 1920er Jahren umfaßte sie etwa ein Drittel der Menschheit. Ihr Glaube ist das Ergebnis des großen Abfalls vom wahren Christentum, des Abfalls, den Jesus und seine Jünger vorhergesagt hatten (Matthäus 13:24-30; Apostelgeschichte 20:29, 30; 2. Thessalonicher 2:3; 2. Petrus 2:1-3). Die Geistlichkeit der Christenheit behauptet, sich in Gottes Tempel zu befinden, und hat sich als Lehrer des Christentums ausgegeben. Doch ihre Lehren sind weit von der biblischen Wahrheit entfernt, und sie bringt den Namen Gottes ständig in Verruf. Die Christenheit wird passenderweise durch das symbolische Drittel dargestellt, und deshalb läßt Jehova ihr machtvolle Botschaften überbringen, die sie plagen. Dieses Drittel der Menschheit verdient auf keinen Fall Gottes Gunst.
15. (a) Ist jeder der Trompetenstöße auf ein bestimmtes Jahr beschränkt? Erkläre es. (b) Wer hilft nun der Johannes-Klasse bei der Bekanntmachung der Urteilssprüche Jehovas?
15 In Übereinstimmung damit, daß mehrere Trompetenstöße aufeinanderfolgten, wurden von 1922 bis 1928 auf sieben Kongressen besondere Resolutionen angenommen. Doch das Blasen der Trompeten war nicht auf jene Jahre beschränkt. Die schlechte Handlungsweise der Christenheit wurde im Laufe des Tages des Herrn immer und immer wieder bloßgestellt. Jehovas Urteilssprüche müssen trotz internationalen Hasses und trotz Verfolgung überall, unter allen Nationen, verkündigt werden. Erst dann kommt das Ende des Systems Satans (Markus 13:10, 13). Glücklicherweise hilft nun die große Volksmenge der Johannes-Klasse bei der weltweiten Bekanntmachung der donnernden Urteilssprüche.
Ein Drittel der Erde verbrannt
16. Was folgt, nachdem der erste Engel seine Trompete geblasen hat?
16 In seinem Bericht über die Engel schreibt Johannes: „Und der erste blies seine Trompete. Und es entstand ein Hagel und Feuer, mit Blut vermischt, und es wurde zur Erde geschleudert; und ein Drittel der Erde wurde verbrannt, und ein Drittel der Bäume wurde verbrannt, und die ganze grüne Pflanzenwelt wurde verbrannt“ (Offenbarung 8:7). Das erinnert uns an die siebte Plage, die über Ägypten kam; doch was bedeuten diese Worte für uns heute? (2. Mose 9:24).
17. (a) Was wird durch die in Offenbarung 8:7 erwähnte „Erde“ dargestellt? (b) Wie wird das Drittel der Erde, das die Christenheit symbolisiert, verbrannt?
17 In der Bibel bezieht sich das Wort „Erde“ oft auf die Menschheit (1. Mose 11:1; Psalm 96:1). Da die zweite Plage auf das Meer, das ebenfalls mit der Menschheit im Zusammenhang steht, ausgegossen wird, muß sich die „Erde“ auf die scheinbar stabile menschliche Gesellschaft beziehen, die Satan aufgebaut hat und die bald vernichtet wird (2. Petrus 3:7; Offenbarung 21:1). Die Beschreibung über die Plagen offenbart, daß ein Drittel der Erde — die Christenheit — von der Hitze des Mißfallens Jehovas versengt wird. Ihre Führer, die in ihrer Mitte wie Bäume stehen, werden durch die Verkündigung des ungünstigen Urteils Jehovas verbrannt. Und wenn ihre Hunderte von Millionen Mitglieder die Organisationen der Christenheit weiterhin unterstützen, werden sie wie versengte Grashalme werden — geistig verwelkt in Gottes Augen. (Vergleiche Psalm 37:1, 2.)a
18. Wie wurde Jehovas Gerichtsbotschaft auf dem Kongreß, der 1922 in Cedar Point stattfand, verkündigt?
18 Wie wird die Gerichtsbotschaft übermittelt? Gewöhnlich nicht durch die Nachrichtenmedien, die ein Teil der Welt sind und durch die Gottes „Sklave“ oft herabgesetzt wurde (Matthäus 24:45). Die Gerichtsbotschaft wurde auf bemerkenswerte Weise auf dem zweiten geschichtlich bedeutsamen Kongreß des Volkes Gottes verkündigt, der am 10. September 1922 in Cedar Point (Ohio, USA) abgehalten wurde. Die Versammelten nahmen einstimmig und begeistert eine Resolution an, die betitelt war „Ein Aufruf an die Führer der Welt!“ Mit unmißverständlichen Worten wurde darin der heutigen symbolischen Erde folgendes zu verstehen gegeben: „Darum wenden wir uns hiermit an alle Nationen der Erde, an ihre Herrscher und ihre Führer, an alle Geistlichen sämtlicher Kirchen und Denominationen der Erde, an ihre Anhänger und Verbündeten, die finanziellen und politischen Machthaber, und fordern sie auf, nunmehr den öffentlichen Beweis zur Rechtfertigung ihrer Behauptung herbeizuschaffen, daß sie der Welt Frieden und Wohlfahrt bringen und den Völkern wahres Glück und Gedeihen sichern können. Vermögen sie es nicht, so fordern wir sie auf, dem Zeugnis Gehör zu geben, welches wir ihnen als des Herrn Zeugen heute vorlegen, und dann mögen sie erklären, ob unser Zeugnis wahr ist oder nicht.“
19. Welche Botschaft, das Königreich Gottes betreffend, überbrachte Gottes Volk der Christenheit?
19 Welches Zeugnis hatten diese Christen vorzulegen? Das folgende: „Wir glauben und verkündigen, daß das Königreich des Messias das einzige und vollkommene Universalheilmittel für alle Leiden und Wunden der Menschheit ist und Frieden auf Erden, an den Menschen ein Wohlgefallen, und das Ersehnte aller Nationen bringen wird und daß diejenigen, die sich willigen Herzens unter seine gerechte, nun begonnene Herrschaft beugen werden, mit ewigdauerndem Frieden, Leben, Freiheit und endloser Glückseligkeit gesegnet werden sollen.“ In der heutigen Zeit der Korruption, in der von Menschen eingesetzte Regierungen — besonders die in der Christenheit — absolut nicht in der Lage sind, die Probleme in der Welt zu lösen, ertönt diese trompetenähnliche herausfordernde Botschaft noch lauter als im Jahre 1922. Es ist offensichtlich, daß Gottes Königreich unter dem siegreichen Christus die einzige Hoffnung für die Menschheit ist.
20. (a) Was hat die Versammlung der gesalbten Christen benutzt, um von 1922 an Gerichtsbotschaften wie durch Trompetenstöße bekanntzumachen? (b) Wie wirkte sich der erste Trompetenstoß auf die Christenheit aus?
20 Durch Resolutionen, durch Traktate, Broschüren, Bücher, Zeitschriften und durch Vorträge wurden die soeben erwähnte Erklärung und später noch weitere von der Versammlung gesalbter Christen wie durch Trompetenstöße bekanntgemacht. Das Blasen der ersten Trompete wirkte auf die Christenheit wie das Niederprasseln von Hagel oder hartgefrorenem Wasser. Die Blutschuld, die die Christenheit sich durch ihre Beteiligung an den Kriegen des 20. Jahrhunderts aufgeladen hat, ist ans Tageslicht gebracht worden, und es ist enthüllt worden, daß sie die glühenden Äußerungen des Zornes Jehovas verdient. Die Johannes-Klasse — später unterstützt von der großen Volksmenge — hat den ersten Trompetenstoß fortgesetzt widerhallen lassen und darauf aufmerksam gemacht, wie Jehova über die Christenheit denkt, nämlich daß sie die Vernichtung verdient (Offenbarung 7:9, 15).
Gleich einem brennenden Berg
21. Was geschieht, als der zweite Engel seine Trompete bläst?
21 „Und der zweite Engel blies seine Trompete. Und etwas gleich einem großen mit Feuer brennenden Berg wurde ins Meer geschleudert. Und ein Drittel des Meeres wurde zu Blut; und ein Drittel der Geschöpfe im Meer, die Seelen haben, starb, und ein Drittel der Schiffe wurde zerstört“ (Offenbarung 8:8, 9). Was stellt diese erschreckende Szene dar?
22, 23. (a) Welche Resolution war zweifellos die Folge des zweiten Trompetenstoßes? (b) Was wird durch „ein Drittel des Meeres“ dargestellt?
22 Wahrscheinlich verstehen wir die erwähnten Verse am besten, wenn wir uns in den Sinn zurückrufen, was auf dem Kongreß geschah, den das Volk Jehovas vom 18. bis 26. August 1923 in Los Angeles (Kalifornien, USA) abhielt. Der Hauptvortrag am Samstagnachmittag, den J. F. Rutherford hielt, trug das Thema „Schafe und Böcke“. Die „Schafe“ wurden deutlich als die Gerechten identifiziert, die den irdischen Bereich des Königreiches Gottes ererben würden. Die darauf folgende Resolution lenkte die Aufmerksamkeit auf die Heuchelei von „abtrünnigen Geistlichen“ und von „den ‚Vornehmsten der Herde‘, den Großen dieser Welt, die einen mächtigen Einfluß auf Finanz und Politik haben“. Die „friede- und ordnungsliebenden Menschen“, von denen sich „noch eine große Menge in den Namenkirchen befindet“, wurden aufgefordert, „sich aus den ungerechten kirchlichen Systemen, die vom Herrn als Babylon bezeichnet werden, zurückzuziehen“ und bereit zu sein, „die Segnungen des Reiches Gottes zu empfangen“.
23 Diese Resolution war zweifellos die Folge des zweiten Trompetenstoßes. Diejenigen, die mit der Zeit auf diese Botschaft günstig reagieren würden, würden sich von Personen trennen, die Jesaja mit den folgenden Worten beschrieb: „Aber die Bösen sind wie das Meer, das aufgewühlt wird, wenn es sich nicht zu beruhigen vermag, dessen Wasser ständig Tang und Schlamm aufwühlen“ (Jesaja 57:20; 17:12, 13). Das „Meer“ symbolisiert demnach passenderweise die rastlose, unbeständige und rebellische Menschheit, die Unruhe verursacht und radikale Veränderungen herbeiführen will. (Vergleiche Offenbarung 13:1.) Die Zeit wird kommen, in der das „Meer“ nicht mehr sein wird (Offenbarung 21:1). Zuvor kündigt Jehova durch den zweiten Trompetenstoß das Strafgericht für „ein Drittel des Meeres“ an — den aufsässigen Teil, der sich im Bereich der Christenheit befindet.
24. Was wird durch die brennende bergähnliche Erdmasse dargestellt, die ins Meer geschleudert wurde?
24 Eine große bergähnliche Masse, die mit Feuer brennt, wird in dieses „Meer“ geschleudert. In der Bibel symbolisieren Berge oft Regierungen. Gottes Königreich wird zum Beispiel als ein Berg dargestellt (Daniel 2:35, 44). Das verfallene Babylon wurde zu einem „ausgebrannten Berg“ (Jeremia 51:25). Doch die Bergmasse, die Johannes sieht, brennt noch. Dadurch, daß sie ins Meer geschleudert wird, wird auf passende Weise dargestellt, wie während und nach dem Ersten Weltkrieg die Frage der Regierungsform zu einem brennenden Problem der Menschheit wurde, und zwar besonders in den Ländern der Christenheit. In Italien führte Mussolini den Faschismus ein. Deutschland unterstützte Hitlers Nationalsozialismus, während es andere Länder mit verschiedenen Formen des Sozialismus versuchten. Ein radikaler Wechsel trat in Rußland ein, wo durch die Revolution der Bolschewisten der erste kommunistische Staat gegründet wurde, und als Folge davon verloren religiöse Führer der Christenheit in einem Land, das ehemals eine ihrer Hochburgen war, an Macht und Einfluß.
25. Inwiefern blieb die Frage der Regierungsform auch nach dem Zweiten Weltkrieg ein brennendes Problem?
25 Den Experimenten des Faschismus und des Nationalsozialismus wurde zwar durch den Zweiten Weltkrieg ein Ende gesetzt, aber die Frage der Regierungsform blieb weiterhin ein brennendes Problem, und das Menschenmeer wühlte weiterhin revolutionäre Regierungen auf und brachte diese hervor. In den Jahren nach 1945 wurden in vielen Ländern, beispielsweise in China, Vietnam, Kuba und Nicaragua, solche Regierungen aufgerichtet. In Griechenland erwies sich eine Militärdiktatur als Fehlschlag. In Kamputschea (Kambodscha) hatte laut Berichten das Experimentieren mit dem fundamentalistischen Kommunismus über zwei Millionen Tote zur Folge.
26. Wie hat der „mit Feuer brennende Berg“ fernerhin im Meer der Menschheit Wellen verursacht?
26 Dieser „mit Feuer brennende Berg“ verursachte im Meer der Menschheit fernerhin Wellen. In Afrika, auf dem amerikanischen Kontinent, in Asien und auf den pazifischen Inseln ist von Streitigkeiten um die Regierung berichtet worden. Zu vielen dieser Streitigkeiten ist es in Ländern der Christenheit oder in Ländern gekommen, wo Missionare der Christenheit Aktivisten geworden sind. Katholische Geistliche haben sich sogar kommunistischen Guerillaeinheiten angeschlossen und mit ihnen gekämpft. Andererseits haben sich protestantische Evangelistengruppen in Mittelamerika daran beteiligt, den, wie sie sagen, „verwerflichen und anhaltenden Machthunger“ der Kommunisten zu bekämpfen. Doch keine dieser Erschütterungen im Meer der Menschheit haben Frieden und Sicherheit herbeigeführt. (Vergleiche Jesaja 25:10-12; 1. Thessalonicher 5:3.)
27. (a) Wie ist „ein Drittel des Meeres“ zu Blut geworden? (b) Inwiefern ist ‘ein Drittel der Geschöpfe im Meer’ gestorben, und wie wird es einem „Drittel der Schiffe“ ergehen?
27 Durch den zweiten Trompetenstoß wird ans Tageslicht gebracht, daß die Personen, die an revolutionären Streitigkeiten beteiligt waren, bei denen es um die Regierung ging, und sich nicht dem Königreich Gottes unterwarfen, Blutschuld auf sich geladen haben. Besonders das „Drittel des Meeres“ der Christenheit ist zu Blut geworden. Alle Lebewesen, die sich darin befinden, sind in Gottes Augen tot. Keine der radikalen Organisationen, die auf diesem Drittel des Meeres wie Schiffe schwimmen, können verhindern, daß sie schließlich Schiffbruch erleiden. Wir sind wirklich froh, daß Millionen schafähnliche Personen auf den gleich einer Trompete erschallenden Ruf gehört und sich von denen getrennt haben, die sozusagen noch immer in dem engstirnigen Nationalismus und der Blutschuld dieses Meeres schwimmen.
Ein Stern fällt vom Himmel
28. Was geschieht, wenn der dritte Engel seine Trompete bläst?
28 „Und der dritte Engel blies seine Trompete. Und ein großer Stern, der wie eine Lampe brannte, fiel vom Himmel, und er fiel auf ein Drittel der Flüsse und auf die Wasserquellen. Und der Name des Sterns heißt ‚Wermut‘. Und ein Drittel der Wasser wurde zu Wermut, und viele der Menschen starben von den Wassern, weil diese bitter gemacht worden waren“ (Offenbarung 8:10, 11). Auch in diesem Fall helfen uns andere Teile der Bibel, zu erkennen, auf welche Weise dieser Bibeltext auf den Tag des Herrn zutrifft.
29. Was stellt der „Stern, der wie eine Lampe brannte“, dar, und warum?
29 In den Botschaften, die Jesus an die sieben Versammlungen richtete, sind uns schon einmal symbolische Sterne begegnet; die sieben Sterne versinnbildlichen die Ältesten in den Versammlungen (Offenbarung 1:20).b Gesalbte „Sterne“ und auch alle anderen Gesalbten bewohnen bildlich gesprochen himmlische Örter, und zwar von der Zeit an, wo sie mit heiligem Geist, der ein Unterpfand ihres himmlischen Erbes ist, versiegelt worden sind (Epheser 2:6, 7). Der Apostel Paulus sagte jedoch warnend, daß von diesen sternenähnlichen Personen einige abtrünnig werden, Sekten bilden und die Herde in die Irre führen würden (Apostelgeschichte 20:29, 30). Diese Untreue hätte einen großen Abfall zur Folge, und die gefallenen Ältesten würden die Klasse des Menschen der Gesetzlosigkeit bilden, der sich auf eine Weise erhöhen würde, daß er unter den Menschen eine Stellung wie ein Gott einnähme (2. Thessalonicher 2:3, 4). Die warnenden Worte des Paulus erfüllten sich, als die Geistlichkeit der Christenheit auf der Weltbühne erschien. Diese Gruppe wird durch das passende Symbol eines ‘großen Sterns, der wie eine Lampe brannte’, dargestellt.
30. (a) Was war damit gemeint, als man dem König von Babylon sagte, er sei vom Himmel gefallen? (b) Worauf kann sich ein Fallen vom Himmel demnach beziehen?
30 Johannes sieht, daß dieser Stern vom Himmel fällt. Inwiefern? Das, was ein König der alten Zeit erlebte, hilft uns, eine Antwort darauf zu finden. Jesaja wandte sich an diesen König, den König von Babylon, mit folgenden Worten: „O wie bist du vom Himmel gefallen, du Glänzender, Sohn der Morgenröte! Wie bist du niedergehauen worden zur Erde, du, der die Nationen entkräftete!“ (Jesaja 14:12). Diese Prophezeiung erfüllte sich, als die Heere des Cyrus Babylon besiegten und sein König plötzlich als Weltherrscher entthront wurde und eine schändliche Niederlage hinnehmen mußte. Ein Fallen vom Himmel kann sich demnach auf den Verlust einer hohen Stellung beziehen, was dem Betreffenden zur Schande gereicht.
31. (a) Wann fiel die Geistlichkeit der Christenheit aus einer „himmlischen“ Stellung? (b) Wie sind die Wasser, die die Geistlichkeit darreichte, zu „Wermut“ geworden, und wie hat sich das auf viele ausgewirkt?
31 Als die Geistlichkeit der Christenheit vom wahren Christentum abfiel, fiel sie aus der erhöhten „himmlischen“ Stellung, die Paulus in Epheser 2:6, 7 beschreibt. Sie hatte anstelle des frischen Wassers der Wahrheit nur „Wermut“ zu bieten, bitter schmeckende, lügenhafte Lehren wie die Lehre von der Hölle, dem Fegefeuer, der Dreieinigkeit und der Vorherbestimmung; außerdem beeinflußte sie die Nationen, in den Krieg zu ziehen, statt aus ihnen Diener Gottes zu machen, die moralische Grundsätze anwenden. Was war die Folge? Diejenigen, die ihren Lügen glaubten, wurden geistig vergiftet. Es erging ihnen ähnlich wie den untreuen Israeliten in den Tagen Jeremias, zu denen Jehova sagte: „Siehe, ich lasse sie Wermut essen, und ich will ihnen Giftwasser zu trinken geben. Denn von den Propheten Jerusalems ist Abfall ausgegangen in das ganze Land“ (Jeremia 9:15; 23:15).
32. Wann wurde es offensichtlich, daß die Geistlichkeit der Christenheit vom symbolischen Himmel gefallen war, und wie wurde das noch deutlicher gezeigt?
32 Daß die Geistlichkeit der Christenheit vom symbolischen Himmel gefallen war, wurde im Jahr 1919 offensichtlich, als nicht sie, sondern der kleine Überrest gesalbter Christen über die Königreichsinteressen gesetzt wurde (Matthäus 24:45-47). Dieses Fallen wurde von 1922 an noch deutlicher gezeigt, denn in jenem Jahr führte diese Gruppe von Christen erneut einen Feldzug durch, in dem sie das Versagen der Geistlichkeit der Christenheit ganz offen bloßstellte.
33. Auf welche Weise wurde die Geistlichkeit der Christenheit auf dem Kongreß in Columbus (Ohio, USA) im Jahre 1924 bloßgestellt?
33 In diesem Zusammenhang sticht eine Erklärung hervor, die auf dem Kongreß gemacht wurde, der in der englischen Ausgabe des Goldenen Zeitalters als „der größte Kongreß, den die Bibelforscher je abgehalten haben“, bezeichnet wurde. Dieser Kongreß fand in Columbus (Ohio, USA) vom 20. bis 27. Juli 1924 statt. Dort wurde ohne Zweifel unter der Leitung des Engels, der die dritte Trompete erschallen ließ, eine in deutlicher Sprache abgefaßte Resolution angenommen, und später wurden 50 Millionen Traktate, in denen diese Resolution abgedruckt war, verbreitet. Sie trug den Titel Offene Anklage gegen die Geistlichkeit. Ein Unterthema lautete: „Der ‚Same der Verheißung‘ gegen den ‚Samen der Schlange‘ “. In der Resolution wurde die Geistlichkeit der Christenheit bloßgestellt, und sie wurde angeklagt, unter anderem hochtönende religiöse Titel angenommen zu haben, Handelsriesen und professionelle Politiker zu „Großen ihrer Herde“ gemacht zu haben, vor Menschen glänzen zu wollen und es unterlassen zu haben, zu dem Volk über die Botschaft des messianischen Königreiches zu sprechen. Es wurde darin betont, daß jeder Gott hingegebene Christ von Gott beauftragt ist, auszurufen „den Tag der Rache unseres Gottes, und zu trösten alle Trauernden“ (Jesaja 61:2, Elberfelder Bibel).
34, 35. (a) Was ist, seit der dritte Engel seine Trompete zu blasen begann, mit der Macht und dem Einfluß der Geistlichkeit geschehen? (b) Was steht der Geistlichkeit der Christenheit in Zukunft bevor?
34 Seit der Zeit, als der dritte Engel anfing, seine Trompete zu blasen, haben die Geistlichen viel von ihrer Macht und ihrem Einfluß eingebüßt, und heute haben nur wenige noch Macht wie ein Gott, eine Macht, die die Geistlichkeit in früheren Jahrhunderten besaß. Aufgrund der Predigttätigkeit der Zeugen Jehovas haben zahlreiche Personen erkannt, daß viele Lehren der Geistlichkeit geistiges Gift — „Wermut“ — sind. Außerdem hat sie in Nordeuropa kaum noch Macht, und in anderen Ländern haben die Regierungen den Einfluß der Geistlichkeit sehr eingeschränkt. In katholischen Teilen Europas und auf dem amerikanischen Kontinent hat sie durch ihr skandalöses Verhalten in finanziellen und politischen Angelegenheiten sowie in sittlicher Hinsicht ihrem Ruf sehr geschadet. Ihre Lage kann sich jetzt nur noch verschlimmern, denn bald wird über sie das gleiche Unheil hereinbrechen wie über alle anderen Anhänger der falschen Religion (Offenbarung 18:21; 19:2).
35 Das waren jedoch noch nicht alle Plagen, die Jehova für die Christenheit bestimmt hat. Dies ist aus dem zu erkennen, was nach dem vierten Trompetenstoß geschieht.
Finsternis
36. Was geschieht, als der vierte Engel seine Trompete bläst?
36 „Und der vierte Engel blies seine Trompete. Und geschlagen wurde ein Drittel der Sonne und ein Drittel des Mondes und ein Drittel der Sterne, damit ein Drittel derselben verfinstert werde und der Tag während seines dritten Teils keine Beleuchtung habe und die Nacht desgleichen“ (Offenbarung 8:12). Die neunte Plage, die über Ägypten kam, war buchstäbliche Finsternis (2. Mose 10:21-29). Doch welche symbolische Finsternis plagt die Menschen heute?
37. Wie beschrieben der Apostel Petrus und der Apostel Paulus den geistigen Zustand derer, die sich außerhalb der Christenversammlung befanden?
37 Der Apostel Petrus sagte zu Glaubensbrüdern, sie seien bildlich gesprochen in Finsternis gewesen, ehe sie Christen geworden seien (1. Petrus 2:9). Paulus gebrauchte ebenfalls das Wort „Finsternis“, um den geistigen Zustand derer zu beschreiben, die sich außerhalb der Christenversammlung befanden (Epheser 5:8; 6:12; Kolosser 1:13; 1. Thessalonicher 5:4, 5). Wie steht es aber mit den Angehörigen der Christenheit, die behaupten, an Gott zu glauben, und die sagen, daß sie Jesus als ihren Retter anerkennen?
38. Der vierte Engel macht mit einer Trompete welche Tatsache über das „Licht“ der Christenheit bekannt?
38 Jesus erklärte, wahre Christen seien an ihren Früchten zu erkennen und viele, die behaupten würden, seine Nachfolger zu sein, seien „Täter der Gesetzlosigkeit“ (Matthäus 7:15-23). Jeder, der die Früchte des Drittels der Welt sieht, das die Christenheit umfaßt, muß zugeben, daß sie in tiefer geistiger Finsternis tappt (2. Korinther 4:4). Sie verdient Tadel, denn sie gibt vor, christlich zu sein. Daher ist es angebracht, daß der vierte Engel mit einer Trompete bekanntmacht, daß das „Licht“ der Christenheit in Wirklichkeit Finsternis ist und daß ihre „Licht“quellen babylonisch und nicht christlich sind (Markus 13:22, 23; 2. Timotheus 4:3, 4).
39. (a) Was würde gemäß einer Resolution, die auf einem Kongreß im Jahre 1925 angenommen wurde, das Irrlicht der Christenheit bewirken? (b) Welche weitere Bloßstellung erfolgte 1955?
39 In Übereinstimmung mit dieser Bekanntmachung aus dem Himmel nahm Gottes Volk, das sich am 29. August 1925 in Indianapolis (Indiana, USA) in großer Zahl zu einem Kongreß versammelt hatte, eine in offener Sprache abgefaßte Resolution an, betitelt „Botschaft der Hoffnung“. Die Resolution brachte man in mehreren Sprachen als Traktat heraus, und wiederum wurden 50 Millionen Exemplare verbreitet. Darin wurde das Irrlicht beschrieben, auf das die profitgierigen Finanzleute, die politischen Führer und die Geistlichkeit gemeinsam hinwiesen, wodurch „die Völker in Finsternis“ gerieten. Und es machte auf Gottes Königreich aufmerksam, das einzige Mittel, durch das die Hoffnung der Menschen, „die Segnungen des Friedens, der Wohlfahrt, der Gesundheit, des Lebens, der Freiheit und der ewigen Glückseligkeit“ zu erlangen, erfüllt wird. Die kleine Gruppe gesalbter Christen mußte mutig sein, damit sie der riesigen Organisation der Christenheit solche Botschaften überbringen konnte. Doch sie hat dies von den 1920er Jahren an bis heute fortgesetzt getan. In jüngerer Zeit, im Jahre 1955, wurde die Klasse der Geistlichkeit durch die Verbreitung einer Broschüre, die den Titel trug Christenheit oder Christentum — was ist „das Licht der Welt“? und die in vielen Sprachen veröffentlicht wurde, wiederum bloßgestellt. Heute ist die Heuchelei der Christenheit so offensichtlich, daß dies vielen Personen schon selbst aufgefallen ist. Doch Jehovas Volk hat nicht aufgehört, die Christenheit als das bloßzustellen, was sie ist: ein Königreich der Finsternis.
Ein fliegender Adler
40. Welchen Zustand, in dem sich die Christenheit befindet, deckten die ersten vier Trompetenstöße auf?
40 Die ersten vier Trompetenstöße deckten zweifellos den trostlosen und lebensgefährlichen Zustand auf, in dem sich die Christenheit befindet. Es wurde ans Tageslicht gebracht, daß ihr Teil der „Erde“ Jehovas Strafgericht verdient. Revolutionäre Regierungen, die man in Ländern der Christenheit und in anderen Ländern einsetzte, wurden als schädlich für das Glaubensleben bloßgestellt. Der gefallene Zustand der Geistlichkeit der Christenheit wurde entlarvt, und die geistige Finsternis, in der sie sich im allgemeinen befand, wurde enthüllt, so daß alle es erkennen konnten. Die Christenheit ist in der Tat der tadelnswerteste Teil des Systems der Dinge, das Satan gehört.
41. Was sieht und hört Johannes, als die Folge der Trompetenstöße unterbrochen wird?
41 Was wird noch offenbar? Bevor wir auf diese Frage eine Antwort erhalten, wird die Folge der Trompetenstöße unterbrochen. Johannes beschreibt, was er als nächstes sieht: „Und ich sah, und ich hörte einen Adler, der in der Mitte des Himmels flog, mit lauter Stimme sagen: ‚Wehe, wehe, wehe denen, die auf der Erde wohnen, wegen der übrigen Trompetenstöße der drei Engel, die im Begriff sind, ihre Trompeten zu blasen!‘ “ (Offenbarung 8:13).
42. Was wird durch den fliegenden Adler möglicherweise dargestellt, und welche Botschaft überbringt er?
42 Ein Adler fliegt hoch am Himmel, so daß er in großem Umkreis gesehen werden kann. Seine Sehfähigkeit ist außergewöhnlich gut, und er kann weit in die Ferne sehen (Hiob 39:29). Eines der vier lebenden Cherubgeschöpfe, die sich beim Thron Gottes befanden, wurde als ein fliegender Adler dargestellt (Offenbarung 4:6, 7). Ob es sich dabei nun um diesen Cherub oder um einen anderen Diener Gottes, der Weitblick hat, handelt, er verkündigt laut eine machtvolle Botschaft: „Wehe, wehe, wehe!“ Mögen die Bewohner der Erde aufmerken, wenn die drei übrigen Trompetenstöße, die mit je einem der drei Wehe im Zusammenhang stehen, zu hören sind.
[Fußnoten]
a Im Gegensatz dazu wird in Offenbarung 7:16 gezeigt, daß die große Volksmenge nicht die sengende Hitze des Mißfallens Jehovas zu spüren bekommt.
b Die sieben Sterne in der rechten Hand Jesu stellen zwar die gesalbten Aufseher in der Christenversammlung dar, aber die meisten Ältesten der über 100 000 Versammlungen, die es heute weltweit gibt, gehören zur großen Volksmenge (Offenbarung 1:16; 7:9). Was für eine Stellung nehmen sie ein? Da sie vom heiligen Geist durch die Klasse des treuen und verständigen Sklaven ernannt werden, kann von ihnen gesagt werden, daß sie sich unter Jesu rechter Hand der Aufsicht befinden; außerdem sind sie seine Unterhirten (Jesaja 61:5, 6; Apostelgeschichte 20:28). Sie unterstützen die „sieben Sterne“, indem sie dort dienen, wo es keine befähigten gesalbten Brüder gibt.
[Übersicht auf Seite 139]
Die Wasser der Christenheit als Wermut offenbar gemacht
Glaubenslehren und Was die Bibel wirklich sagt
Standpunkte der Christenheit
Gottes persönlicher Name ist Jesus betete darum, daß Gottes
nicht wichtig: „Der Gebrauch Name geheiligt werde. Petrus
eines Eigennamens für den sagte: „Jeder, der den Namen
alleinigen Gott ... ist Jehovas anruft, wird gerettet
gänzlich unpassend für den werden“ (Apostelgeschichte 2:21;
umfassenden Glauben der Joel 2:32; Matthäus 6:9;
christlichen Kirche“ (Vorwort 2. Mose 6:3; Offenbarung 4:11;
Gott ist eine Dreieinigkeit: In der Bibel heißt es, daß
„Also der Vater ist Gott, der Jehova größer ist als Jesus und
Sohn ist Gott, der Heilige daß er der Gott und das Haupt
Geist ist Gott; und sind doch Christi ist (Johannes 14:28; 20:17;
nicht drei Götter, sondern es 1. Korinther 11:3).
ist ein Gott“ (Die Bekenntnis- Der heilige Geist ist
schriften der evangelisch- Gottes wirksame Kraft
lutherischen Kirche, S. 29). (Matthäus 3:11; Lukas 1:41;
Die Seele des Menschen ist Der Mensch ist eine Seele.
unsterblich: „Wenn der Mensch Wenn der Tod eintritt, kann die
stirbt, werden Seele und Leib Seele nicht mehr denken, und sie
voneinander getrennt. Der Leib fühlt nichts mehr; sie kehrt
... verwest ... Die Seele des zum Staub zurück, aus dem sie
Menschen stirbt jedoch nicht“ gemacht wurde (1. Mose 2:7; 3:19;
(What Happens After Death, Psalm 146:3, 4; Prediger 3:19, 20;
eine katholische Publikation). 9:5, 10; Hesekiel 18:4, 20).
Die Bösen werden nach dem Tod Der Lohn der Sünde ist der
in der Hölle bestraft: „Gemäß Tod, nicht ein Leben in Qual
dem traditionellen christ- (Römer 6:23). Die Toten ruhen
lichen Glauben ist die Hölle in bewußtlosem Zustand in der
ein Ort unendlicher Qual und Hölle (Hades, Scheol), und sie
Pein“ (The World Book erwartet eine Auferstehung
Encyclopedia, Ausg. 1987). (Psalm 89:48; Johannes 5:28, 29;
„Der Titel Mediatrix Der einzige Mittler zwischen
[Mittlerin] wird auf Unsere Gott und den Menschen ist
Liebe Frau angewandt“ Jesus (Johannes 14:6;
(New Catholic Encyclopedia, 1. Timotheus 2:5;
Ausg. 1967). Hebräer 9:15; 12:24).
Kleine Kinder sollen getauft Nur wer ein Jünger geworden
werden: „Von Anfang an hat die und gelehrt worden ist, alle
Kirche Kindern das Sakrament Gebote Jesu zu halten, sollte
der Taufe gespendet. Dieser sich taufen lassen. Um sich
Brauch galt nicht nur als er- taufen lassen zu können, muß
laubt, sondern es wurde ge- man Gottes Wort verstehen und
lehrt, daß er zur Rettung Glauben ausüben
unbedingt erforderlich ist“ (Matthäus 28:19, 20;
(New Catholic Encyclopedia, Lukas 3:21-23;
Ausg. 1967). Apostelgeschichte 8:35, 36).
Die meisten Religions- Alle, die zu den ersten
organisationen sind in zwei Christen gehörten, waren
Klassen aufgegliedert: die Prediger und beteiligten sich
Laien sowie die Geistlichkeit, an der Verkündigung der guten
die für die Laien tätig ist. Botschaft (Apostelgeschichte
Geistliche werden gewöhnlich 2:17, 18; Römer 10:10-13; 16:1).
für ihre Dienste bezahlt und Ein Christ sollte ‘kostenfrei
durch Titel wie „Hochwürden“, geben’, ohne dafür bezahlt zu
„Vater“ oder „Eure Eminenz“ werden (Matthäus 10:7, 8).
über die Laien erhoben. Jesus verbot ausdrücklich die
Verwendung von religiösen Titeln
In der Anbetung werden Bild- Christen müssen jede Art des
säulen, Heiligenbilder und Götzendienstes, also auch die
Kreuze verwandt: In dem Dekret sogenannten Andachtshilfen,
des Konzils von Trient meiden (2. Mose 20:4, 5;
(1545—63) heißt es, daß „die 1. Korinther 10:14;
Bildnisse Christi, der Gottes- 1. Johannes 5:21). Sie beten
gebärerin Jungfrau und anderer Gott nicht mit Hilfe von
Heiligen ... in den Kirchen sichtbaren Dingen an, sondern
gehalten und beibehalten, und mit Geist und Wahrheit
ihnen die gebührende Ehre und (Johannes 4:23, 24;
Verehrung erwiesen werden 2. Korinther 5:7).
soll“.
Angehörige der Kirchen werden Jesus predigte Gottes König-
gelehrt, daß Gottes Vorsatz reich als die Hoffnung für
durch die Politik verwirklicht die Menschheit und nicht
werden wird. Kardinal Spellman irgendein politisches System
sagte: „Es gibt nur einen Weg, (Matthäus 4:23; 6:9, 10). Er
der zum Frieden führt, ... die beteiligte sich nicht an Politik
Hochstraße der Demokratie.“ (Johannes 6:14, 15). Sein König-
Aus den Nachrichten geht reich war kein Teil dieser Welt;
hervor, daß sich die Religion folglich sind auch seine Nach-
in die Politik der Welt ein- folger kein Teil der Welt
mischt (sie ist sogar in (Johannes 18:36; 17:16). Jakobus
Revolten verwickelt) und daß warnte vor der Freundschaft mit
sie die UN „als letzte der Welt (Jakobus 4:4).
Hoffnung für die Eintracht und
den Frieden“ unterstützt.
[Bild auf Seite 132]
Das Öffnen der sieben Siegel löst sieben Trompetenstöße aus
[Bild auf Seite 140]
„Ein Aufruf an die Führer der Welt!“ (1922)
Diese Resolution trug mit dazu bei, die Plage bekanntzumachen, die Jehova über die „Erde“ brachte
[Bild auf Seite 140]
„Ein Warnruf an alle Christen“ (1923)
Jehovas Strafurteil an einem „Drittel des Meeres“ wurde durch diese Resolution weit und breit verkündigt
[Bild auf Seite 141]
„Offene Anklage gegen die Geistlichkeit“ (1924)
Mit Hilfe dieses Traktats, das eine weite Verbreitung fand, wurden die Menschen darauf aufmerksam gemacht, daß der „Stern“ der Geistlichkeit der Christenheit gefallen war
[Bild auf Seite 141]
„Botschaft der Hoffnung“ (1925)
Mit dieser in offener Sprache abgefaßten Resolution wurden die angeblichen Lichtquellen der Christenheit als Quellen der Finsternis bloßgestellt