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Das Zeichen ihres HerannahensGottes tausendjähriges Königreich hat sich genaht
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DAS GLEICHNIS VON DEN ZEHN JUNGFRAUEN
15. Wie muß das Wort parousía bei einigen Einzelheiten der Prophezeiung Jesu über das „Zeichen“ wiedergegeben werden? In welchem Gleichnis zum Beispiel?
15 Bei einigen Einzelheiten der Prophezeiung Jesu über das „Zeichen“ der Parusie und des Abschlusses des Systems der Dinge wird das Wort parousía im Sinne von „Gegenwart“ gebraucht. Wir möchten uns jetzt einmal mit dem Teil der Prophezeiung befassen, der allgemein als das „Gleichnis von den klugen und den törichten Jungfrauen“ bezeichnet wird. Jesus hatte eben eine Prophezeiung über den „treuen und verständigen Sklaven“ und den „übelgesinnten Sklaven“ geäußert, und nun prophezeite er eine weitere Einzelheit in Verbindung mit seiner Parusie. Er sagte: „Dann wird das Königreich der Himmel zehn Jungfrauen gleich werden, die ihre Lampen nahmen und auszogen, dem Bräutigam entgegen. Fünf von ihnen waren töricht, und fünf waren verständig. Denn die törichten nahmen wohl ihre Lampen, nahmen aber kein Öl mit sich, die verständigen dagegen nahmen samt ihren Lampen Öl in ihren Behältern mit.“ — Matthäus 25:1-4; 24:45-51.
16. In welchem Sinne sind gemäß der Einleitung des Gleichnisses die erwähnten Frauen „jungfräulich“?
16 Als erstes sollten wir beachten, daß in diesem Gleichnis eine ganze Klasse von Menschen versinnbildet wird und daß es daher nicht auf das Leben und den Tod des einzelnen Christen anzuwenden ist. Bei den Menschen, um die es hier geht, handelt es sich um Personen, die in einem besonderen Sinne „jungfräulich“ sind, nämlich, indem sie das „Königreich der Himmel“ vertreten, denn Jesus sagte: „Dann wird das Königreich der Himmel [wem gleich werden?] zehn Jungfrauen gleich werden.“ Hier spricht Jesus von dem gleichen „Königreich“, das er schon etwas früher in seiner Prophezeiung erwähnte, als er sagte: „Diese gute Botschaft vom Königreich wird auf der ganzen bewohnten Erde gepredigt werden, allen Nationen zu einem Zeugnis; und dann wird das Ende kommen.“ — Matthäus 24:14.
17. (a) Wen stellen die „Jungfrauen“ dar, da es ihrer zehn sind? (b) Wann begann sich dieses prophetische Gleichnis zu erfüllen und warum damals?
17 Die Zahl „Zehn“ versinnbildet in der Bibel Vollkommenheit in bezug auf irdische Dinge, daher würden die „Jungfrauen“, da es ihrer zehn sind, alle Christen darstellen, die Aussicht haben oder die glauben, Aussicht zu haben, mit Jesus Christus das himmlische Königreich zu ererben. Wann begann sich also dieses prophetische Gleichnis zu erfüllen? Vom Pfingstfest des Jahres 33 u. Z. an, das in jenem Jahr auf den 6. Siwan, einen Sonntag, fiel. Wieso? Weil die „Jungfrauen“klasse damals ins Dasein kam. Das geschah, weil die treuen Jünger Jesu Christi, die sich in einem Obersaal in Jerusalem versammelt hatten, an jenem Tag mit dem heiligen Geist getauft wurden. Dadurch wurden sie von Gott zu seinen geistigen Söhnen gezeugt, wodurch sie „Erben Gottes“ und „Miterben mit Christus“ wurden. (Römer 8:17) Aber nach der Bibel erbten gewöhnlich die Söhne; wieso kommt es, daß in dem Gleichnis alle Glieder der geistgezeugten Versammlung der Jünger Christi als Angehörige des weiblichen Geschlechts, als Jungfrauen, dargestellt werden, die in der Hochzeitsnacht ausziehen, dem Bräutigam entgegen? Und wer ist dieser „Bräutigam“?
18. Mit wem verglich Johannes der Täufer sich selbst und Jesus der damaligen Heiratssitte entsprechend, und wem führte Johannes seine Jünger zu?
18 Als erstes sei erwähnt, daß dieser „Bräutigam“ der auferstandene und verherrlichte Herr Jesus Christus ist. Als das betrachtete ihn Johannes der Täufer; deshalb verglich er sich mit dem „Freund des Bräutigams“. In jener Zeit war es Sitte, daß der „Freund des Bräutigams“ für den Bräutigam um die Braut warb. In der Hochzeitsnacht stand jedoch der Bräutigam mehr im Vordergrund als der Freund des Bräutigams. Deshalb sagte Johannes der Täufer zu seinen Jüngern, die er für das Leben mit Jesus Christus, ihrem bildlichen „Bräutigam“, vorbereitete: „Ich bin nicht der Christus, sondern ich bin diesem vorausgesandt worden. Der die Braut hat, ist der Bräutigam. Wenn aber der Freund des Bräutigams dasteht und ihn hört, ist er hoch erfreut über die Stimme des Bräutigams. Daher ist diese meine Freude voll geworden. Jener muß fortan zunehmen, ich aber muß fortan abnehmen.“ (Johannes 3:28-30) Mit Recht führte Johannes seine Jünger daher Jesus zu.
19, 20. (a) Wie verglich sich Jesus in einem Gleichnis und in der Offenbarung selbst mit einem Bräutigam? (b) Wie wird deshalb das Neue Jerusalem bezeichnet?
19 In einem anderen Gleichnis verglich sich Jesus selbst mit einem Bräutigam, und zwar in dem Gleichnis vom „Hochzeitsfest“, das ein König für seinen Sohn veranstaltete. Mit diesem Sohn ist der Sohn des großen Königs der Ewigkeit, Jehovas Gottes, gemeint. (Matthäus 22:1-14) Und in der Offenbarung, die Jesus Christus von Gott erhielt und an den Apostel Johannes weitergab, wird Jesus als das Lamm Gottes wie folgt mit einem Bräutigam verglichen, der sich mit der Versammlung seiner Jünger vermählt: „Freuen wir uns und frohlocken wir, und verherrlichen wir ihn, denn die Hochzeit des Lammes ist gekommen und sein Weib hat sich bereitgemacht. Ja, es ist ihr gewährt worden, in hellglänzende, reine, feine Leinwand gehüllt zu werden, denn die feine Leinwand stellt die gerechten Taten der Heiligen dar. ... Schreibe: Glücklich sind diejenigen, die zum Abendessen der Hochzeit des Lammes eingeladen sind.“ Der Apostel Johannes schreibt auch noch von einem Engel, der zu ihm kam:
20 „Er redete mit mir und sprach: ,Komm hierher, ich will dir die Braut, das Weib des Lammes, zeigen.‘ Und er trug mich in der Kraft des Geistes weg zu einem großen und hohen Berg, und er zeigte mir die heilige Stadt Jerusalem, die von Gott aus dem Himmel herniederkam und die Herrlichkeit Gottes hatte.“ — Offenbarung 19:7-9; 21:9-11.
21. Womit vergleicht Paulus gemäß Epheser 5:23-27 das Verhältnis zwischen Jesus Christus und seiner Versammlung?
21 Der Apostel Paulus vergleicht das Verhältnis Jesu Christi zu seiner Versammlung der 144 000 Miterben mit dem Verhältnis eines Ehemannes zu seiner Frau. Er schreibt: „Ein Ehemann ist das Haupt seiner Frau, wie der Christus auch das Haupt der Versammlung ist, er, der Retter dieses Leibes. In der Tat, so, wie die Versammlung dem Christus untertan ist, so seien es auch die Ehefrauen ihren Männern in allem. Ihr Ehemänner, fahrt fort, eure Frauen zu lieben, so, wie auch der Christus die Versammlung geliebt und sich für sie dahingegeben hat, damit er sie heilige, indem er sie mit dem Wasserbad durch das Wort reinige, so daß er die Versammlung sich selbst in ihrer Pracht darstelle, ohne daß sie einen Flecken oder eine Runzel oder etwas dergleichen habe, sondern daß sie heilig und ohne Makel sei.“ — Epheser 5:23-27.
22. Wo findet die Vermählung statt, und warum wird in Jesu Gleichnis die Braut des Bräutigams nicht erwähnt?
22 Die Vermählung des Bräutigams Jesus Christus mit seiner „Braut“, der Versammlung, findet natürlich im Himmel statt, wo sie mit dem Segen Jehovas, des himmlischen Vaters, zusammengegeben werden. Es gilt jedoch zu beachten, daß in dem Gleichnis von den zehn Jungfrauen die Braut nicht erwähnt wird. Das wird deshalb nicht getan, damit das Gleichnis nicht mißverstanden wird. Es wird deshalb nicht getan, weil die „Braut“ aus den „zehn Jungfrauen“ genommen oder ausgewählt wird. Die ausgewählten „Jungfrauen“ sind die „Glücklichen“, die „zum Abendessen der Hochzeit des Lammes eingeladen“ sind. (Offenbarung 19:9) Damit in Übereinstimmung wird in dem Gleichnis Jesu gezeigt, daß die „Jungfrauen“, die die Bedingungen erfüllen, durch die Tür in den Hochzeitssaal eingehen. In dem Gleichnis wird auch veranschaulicht, wodurch sie den Bedingungen entsprechen.
23. Wie müssen sich die Glieder der Versammlung Christi verhalten, da sie mit „Jungfrauen“ verglichen werden?
23 Die Glieder der Braut Christi, der Versammlung, werden nicht nur, weil sie mit einem keuschen Bräutigam verlobt sind, mit „Jungfrauen“ verglichen. Sie sind in geistiger Hinsicht noch in einem weiteren Sinne „Jungfrauen“. So, wie eine Jungfrau rein, keusch und unberührt ist, so müssen diese treuen Glieder der Christenversammlung unschuldig und rein sein, indem sie sich von dieser Welt absondern und mit keiner ihrer religiösen und politischen Organisationen irgendwie in Verbindung stehen. Sie beteiligen sich an keinem Bündnis zwischen Kirche und Staat. Sie bewahren ihre geistige Jungfräulichkeit, indem sie sich nicht in die Geschäfte dieser Welt verwickeln. (2. Timotheus 2:3, 4) Das ist der Sinn folgender Worte, die sich auf die 144 000 beziehen, die mit dem Lamm Gottes auf dem geistigen Berge Zion stehen: „Diese sind es, die sich nicht mit Weibern [wie mit Babylon der Großen, der religiösen Hure, und ihren Töchtern] befleckt haben; in der Tat, sie sind jungfräulich. Diese sind es, die dem Lamme beständig folgen, ungeachtet, wohin er geht.“ — Offenbarung 14:4; 17:3-5.
24. Was wird in Jakobus 1:26, 27 über die Reinheit gesagt, die von denen gefordert wird, die mit Jungfrauen verglichen werden?
24 Über die geforderte Reinheit schreibt der Jünger Jakobus: „Wenn es jemand dünkt, er beachte die äußere Form der Anbetung, und er zügelt doch seine Zunge nicht, sondern fährt fort, sein Herz zu betrügen, dessen Form der Anbetung ist nichtig. Die Form der Anbetung, die vom Standpunkt unseres Gottes und Vaters aus rein und unbefleckt ist, ist diese: nach Waisen und Witwen in ihrer Drangsal zu sehen und sich selbst von der Welt ohne Flecken zu bewahren.“ — Jakobus 1:26, 27.
SIE ZOGEN AUS, DEM „BRÄUTIGAM“ ENTGEGEN
25. Wie entstand zu Pfingsten des Jahres 33 u. Z. die Versammlung Christi mit ihrer Religion, die von Gottes Standpunkt aus rein und unbefleckt war, und welchen Beweis hatte sie dafür?
25 Am Tag des Pfingstfestes des Jahres 33 u. Z., als die treuen Jünger Jesu Christi, die in Jerusalem gewartet hatten, mit heiligem Geist getauft wurden, entstand die Christenversammlung mit ihrer „Form der Anbetung, die vom Standpunkt unseres Gottes und Vaters aus rein und unbefleckt ist“. Sie waren eine Klasse die in geistiger Hinsicht jungfräulich war, von der religiösen Organisation getrennt, die Jesus Christus verworfen hatte und dafür verantwortlich war, daß der römische Statthalter Pontius Pilatus ihn am Pfahl hatte hinrichten lassen. (Apostelgeschichte 2:1-42) Sie stützten sich von Anfang an auf die Lehren Jesu, des Messias, und auf die Lehren seiner zwölf Apostel und hielten sich von jener „verkehrten Generation“ fern, die unbiblischen religiösen Überlieferungen zugetan war, die sie von ihren irregeführten Vorvätern ererbt hatte. (Apostelgeschichte 2:40; Galater 1:13-17; Matthäus 15:1-9) Die Taufe mit dem heiligen Geist zusammen mit der Gabe, in fremden Sprachen zu reden, war ein Beweis dafür, daß sie die wahre Religion hatten, und das wußten sie auch. Nun mußten sie in „Jungfräulichkeit“ darin verharren.
26, 27. (a) Mit wem wurde die Christenversammlung zu Pfingsten des Jahres 33 u. Z. in geistigem Sinne verlobt? (b) Was sagte Paulus gemäß 2. Korinther 11:2-5 zu Christen, als wäre er ein „Freund des Bräutigams“?
26 An jenem Tag (6. Siwan 33 u. Z.) wurde die Christenversammlung mit Jesus Christus, dem himmlischen Bräutigam, verlobt; sie wurde ihm zur Ehe versprochen. Alle, die danach zu jener ursprünglichen Versammlung in Jerusalem, bestehend aus 120 Jüngern, hinzukamen, wurden Glieder dieser Brautklasse und waren verpflichtet, „jungfräulich“ zu bleiben. Auf diese Tatsache bezog sich der Apostel Paulus, als er die Christen in Korinth davor warnte, ihre Verlobung mit Jesus Christus zu lösen und sich mit einem falschen Christus zu vermählen. Paulus sagte, als wäre er sozusagen ein „Freund des Bräutigams“:
27 „Mit gottgemäßem Eifer bin ich euretwegen eifersüchtig; denn ich persönlich habe euch e i n e m Mann zur Ehe versprochen, um euch als eine keusche Jungfrau dem Christus darzustellen. Ich fürchte aber, daß etwa so, wie die Schlange Eva durch ihre List verführte, euer Sinn verdorben werde, hinweg von der Aufrichtigkeit und der keuschen Reinheit, die dem Christus gebühren. Denn so, wie es ist: Wenn jemand kommt und einen anderen Jesus predigt als den, den wir gepredigt haben, oder wenn ihr einen anderen Geist empfangt als den, den ihr empfangen habt, oder eine andere gute Botschaft, als die ihr angenommen habt, so fällt es euch leicht, ihn zu ertragen. Denn ich halte dafür, daß ich mich in keiner einzigen Sache als geringer erwiesen habe als eure superfeinen Apostel.“ — 2. Korinther 11:2-5.
28. Wie erfuhren die Jünger von Jesus selbst und von zwei Engeln, daß er wie ein jüdischer Bräutigam kommen und sie heimführen würde?
28 Die Hochzeit mit dem keuschen Bräutigam im Himmel sollte zu einer unbestimmten Zeit in der Zukunft stattfinden, eine gewisse Zeit nach der Verlobung zu Pfingsten des Jahres 33 u. Z. Zweiundfünfzig Tage vorher sagte Jesus in der Nacht, in der er von dem untreuen Apostel Judas Iskariot verraten wurde, zu seinen treuen Aposteln: „Im Hause meines Vaters gibt es viele Wohnungen. Wenn es anders wäre, hätte ich es euch gesagt, denn ich gehe hin, euch eine Stätte zu bereiten. Und wenn ich hingehe und euch eine Stätte bereite, so komme ich wieder und will euch heimnehmen zu mir, damit dort, wo ich bin, auch ihr seid. Und wohin ich gehe, dahin kennt ihr den Weg.“ (Johannes 14:2-4) Zweiundvierzig Tage danach, als er vom Ölberg aus vor den Augen einiger seiner Jünger zum Himmel auffuhr, erschienen diesen Jüngern zwei Engel, die sagten: „Männer von Galiläa, warum steht ihr da und schaut zum Himmel empor? Dieser Jesus, der von euch weg in den Himmel aufgenommen worden ist, wird so kommen, in derselben Weise, wie ihr ihn in den Himmel habt gehen sehen.“ (Apostelgeschichte 1:9-11) Die Jünger wußten also, daß Jesus, der von ihnen weggegangen war, wie ein jüdischer Bräutigam in der Hochzeitsnacht kommen und sie in das Haus seines himmlischen Vaters holen würde, so, wie Jesus es ihnen verheißen hatte. — Johannes 14:1-3.
29. (a) Wann begann die Klasse der „Jungfrauen“ auszuziehen, dem Bräutigam entgegen? (b) Welche Frage erhob sich nun, und was wird dadurch angedeutet, daß beide Gruppen der Jungfrauen gleich groß waren?
29 In der Hoffnung auf die Hochzeit zog die Klasse der verlobten Jungfrauen aus, dem Bräutigam entgegen, um ihn zu begrüßen und sich mit ihm zu freuen. Sie mußten wachsam bleiben denn sie kannten „weder den Tag noch die Stunde“. (Matthäus 25:13) Wie viele von den „Jungfrauen“, die zu Pfingsten des Jahres 33 u. Z. auszogen, und von den Tausenden, die sich ihnen später anschlossen, würden den im Gleichnis erwähnten „verständigen“ Jungfrauen gleichen und wie viele den „törichten“ oder unverständigen? In dem Gleichnis ist die Zahl der verständigen Jungfrauen gleich groß wie die Zahl der törichten. Das sollte andeuten, daß alle, die wirklich ausziehen, die gleiche Gelegenheit haben würden; es sollte nicht der Gedanke aufkommen, daß die eine Gruppe größer wäre als die andere; das Gleichnis läßt dies offen. Es sagt aber voraus, daß nicht alle „Jungfrauen“, die ausziehen, sich als würdig erweisen würden, hineingelassen zu werden und am „Abendessen der Hochzeit des Lammes“ teilzunehmen. — Lukas 12:35-38.
30. (a) Wodurch unterschieden sich die verständigen Jungfrauen von den törichten? (b) Zogen alle mit brennenden Lampen aus, und welche wichtige Frage erhob sich in diesem Zusammenhang?
30 Wodurch unterschieden sich denn die verständigen oder klugen Jungfrauen von den törichten oder unklugen? „Die törichten nahmen wohl ihre Lampen, nahmen aber kein Öl mit sich, die verständigen dagegen nahmen samt ihren Lampen Öl in ihren Behältern mit.“ (Matthäus 25:3, 4) Dabei wußten sie alle, daß ihre Lampen brennen mußten, solange der Festzug zur Begrüßung des Bräutigams dauerte, weil das anzeigen würde oder weil es ein Beweis dafür wäre, daß sie würdig wären, am Hochzeitsfest teilzunehmen. Deshalb war es nötig, genügend Öl bei sich zu haben, damit es reichen würde, bis der Brautzug die Wohnung des Bräutigams erreichte. Was wurde im Gleichnis durch das Öl veranschaulicht? Die Jungfrauen zogen aus, dem Bräutigam entgegen, ehe sein Kommen angekündigt wurde; und als sie auszogen, brannten ihre Lampen. Somit war mindestens zu diesem Zeitpunkt Öl in ihren Lampen. Aber reichte das Öl, um die Flamme brennend zu erhalten, bis der Hochzeitszug die Wohnung des Bräutigams betreten würde?
31, 32. (a) Was sollte durch das Gleichnis in bezug auf die sinnbildlichen „Jungfrauen“ gezeigt werden? (b) Was müssen sie gemäß den Worten des Apostels Paulus in Philipper 3:20, 21 erwarten?
31 Das Öl war ein Leuchtmaterial. Ohne dieses Material hätte der Docht in der Lampe kein gleichmäßiges, ununterbrochenes Licht gegeben. Was wird dadurch versinnbildet, daß sie eine brennende Lampe zum Hochzeitsfest trugen? Bei der Beantwortung dieser Frage müssen wir im Sinn behalten, warum Jesus dieses Gleichnis darlegte. Er wollte damit zeigen, daß alle, die den Wunsch haben, an der Hochzeit im Himmel teilzunehmen, sich in bestimmter Weise kenntlich machen müßten, durch eine bestimmte Persönlichkeit, und daß sie sie bis ans Ende beibehalten müßten, ganz gleich, zu welcher Zeit der Brautzug begänne und wie lange es dauerte, bis er schließlich die Wohnung des Bräutigams, die er für seine „Braut“ bereitet hatte, erreichen würde. Vor allem sollte die Klasse, die das „Königreich der Himmel bildet, während sie sich in der finsteren Welt befindet, in geistiger Beziehung „jungfräulich“ bleiben. Die Glieder dieser Klasse halten ihre Hoffnung auf den himmlischen Bräutigam gerichtet, deswegen dürfen sie sich nicht mit der unreinen Welt beflecken. Sie müssen „dem Lamme beständig folgen, ungeachtet, wohin er geht“. (Offenbarung 14:4) Sie müssen die gleiche Denkweise haben wie der Apostel Paulus, der sagte:
32 „Unser Bürgertum besteht in den Himmeln, von woher wir auch sehnlich einen Retter erwarten, den Herrn Jesus Christus, der unseren Leib der Niedrigkeit umgestalten wird, damit er seinem Leibe der Herrlichkeit gleichförmig werde, gemäß der Wirksamkeit der Kraft, mit der er sich auch alle Dinge zu unterwerfen vermag.“ — Philipper 3:20, 21.
33. (a) Wie lange müssen sie diese geistige Jungfräulichkeit bewahren, wenn sie sich als würdig erweisen wollen, als was anerkannt zu werden? (b) Wie sollte es sich nach den Worten Jesu zeigen, daß sie würdig wären, anerkannt zu werden?
33 Sie bewahren ihre geistige Jungfräulichkeit, weil sie sehnlich wünschen und entschlossen sind, sich als würdig zu erweisen, vom himmlischen Bräutigam als seine „Braut“ anerkannt zu werden. Das muß sich in ihrem Leben, das sie inmitten der von Finsternis bedeckten Menschenwelt führen, zeigen. Jesus Christus, der Bräutigam, sagte in seiner Bergpredigt, die er im Jahre 31 u. Z. hielt, zu seinen Jüngern: „Ihr seid das Licht der Welt. Eine Stadt kann nicht verborgen sein, wenn sie auf einem Berge liegt. Man zündet eine Lampe an und stellt sie nicht unter das Maßgefäß, sondern auf den Leuchter, und sie leuchtet allen, die im Hause sind. Ebenso laßt euer Licht vor den Menschen leuchten, damit sie eure vortrefflichen Werke sehen und euren Vater, der in den Himmeln ist, verherrlichen.“ — Matthäus 5:14-16.
34. Wie sollten gemäß den Worten des Paulus in Philipper 2:14-16 die Christen leuchten?
34 Auch der Apostel Paulus schrieb an einige seiner Mitchristen: „Tut weiterhin alles ohne Murren und Widerreden, so daß ihr euch als untadelig und unschuldig erweist, Kinder Gottes ohne Makel inmitten einer verkehrten und verdrehten Generation, unter der ihr wie Lichtspender in der Welt leuchtet, indem ihr euch mit festem Griff an das Wort des Lebens klammert, damit ich am Tage Christi Ursache zum Frohlocken habe, daß ich nicht vergeblich gelaufen bin oder vergeblich hart gearbeitet habe.“ — Philipper 2:14-16.
35. Was wird also dadurch veranschaulicht, daß die Jungfrauen ihre brennenden Lampen hochhalten, und in welcher Erwartung handeln sie so?
35 Damit die Klasse, die das „Königreich der Himmel“ bildet, wie „das Licht der Welt“ leuchten kann, muß sie „vortreffliche Werke“ tun, durch die der himmlische Vater verherrlicht wird; die einzelnen müssen alles ohne Murren und Widerrede tun und sich — soweit es ihr christliches Leben betrifft — untadelig und unschuldig bewahren, sie müssen sich als Kinder Gottes, die ohne Makel sind, erweisen. Sie müssen so handeln in der Erwartung, daß der Bräutigam kommt und sie in das Haus seines himmlischen Vaters holt. Ein solches Verhalten wird in dem Gleichnis dadurch veranschaulicht, daß die Jungfrauen ihre brennenden Lampen hochhalten. Das wird den Bräutigam erfreuen, wenn er es inmitten der nächtlichen Dunkelheit, in der die Welt liegt, sieht.
DAS SYMBOLISCHE ÖL UND DIE BEHÄLTER
36. Was stellt das „Öl“ als Leuchtmaterial dar?
36 Was stellt somit das Leuchtmaterial, das Öl, dar? Es versinnbildet das, was es der Klasse, die das „Königreich der Himmel“ bildet, ermöglicht, als Lichtspender in einer finsteren Welt zu leuchten. Dementsprechend würde es das „Wort des Lebens“ darstellen, an das sie sich mit „festem Griff“ klammern muß; denn es steht geschrieben: „Dein Wort ist eine Leuchte meinem Fuß und ein Licht für meinen Pfad.“ (Psalm 119:105) „Ja, die Enthüllung deiner Worte gibt Licht, läßt die Unerfahrenen Verständnis haben.“ (Psalm 119:130) Das „Öl“ würde auch den heiligen Geist Gottes darstellen, denn diese heilige unsichtbare wirksame Kraft Gottes hilft einem, das Wort Gottes zu verstehen (Johannes 16:13) Der heilige Geist offenbart sich in einem Christen auch durch entsprechende Früchte, durch die Früchte des Geistes wie Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Glauben, Milde, Selbstbeherrschung. (Galater 5:22, 23) Dieses geistige „Öl“ besitzt Leuchtkraft.
37. Was wird dadurch dargestellt, daß die Jungfrauen in ihren „Behältern“ einen Ölvorrat hatten, und warum?
37 In dem Gleichnis mußten die „Jungfrauen“ in einem Behälter einen Ölvorrat bei sich haben, damit sie aus dem Behälter Öl in die Lampe gießen konnten, die sie trugen. Sie konnten nicht sich selbst zu einem „Behälter“ machen, indem sie das Öl getrunken und dann je nach Bedarf etwas davon ausgestoßen und in die Lampe gefüllt hätten, um sie brennend zu erhalten. Daß die Jungfrauen einen mit Öl gefüllten „Behälter“ bei sich hatten, bedeutete jedoch, daß sie im Besitz eines Ölvorrats waren, doch diente ihnen als Behälter natürlich nicht ihr eigener Leib. Die Glieder der Klasse, die das „Königreich der Himmel“ bildet, sind im Besitz eines Vorrats des Wortes Gottes und des heiligen Geistes, ja sie haben diesen Vorrat in sich. Die im Gleichnis erwähnten „Behälter“ stellen somit passenderweise die Glieder der „Jungfrauen“klasse dar, die selbst im Besitz des symbolischen „Öls“ sind. Sie benötigen gewiß einen großen Vorrat an diesem „Öl“, wenn sie ausziehen, dem Bräutigam entgegen, und sich seinem Festzug anschließen.
38. Was versinnbildlichen die Lampen der Jungfrauen, und inwiefern leuchten diese?
38 In dem Gleichnis benötigten die zehn Jungfrauen ihre Öllampen, um das, was sich in der Nacht abspielte, zu beleuchten. Was stellen diese Lampen in der heutigen Erfüllung des prophetischen Gleichnisses dar? Dasselbe wie die Öl„behälter“, denn in den antiken Lampen war das gleiche Brennöl wie in den Vorrats„behältern“. Die Lampen veranschaulichen die Glieder der Klasse, die das „Königreich der Himmel“ bildet. Doch das bedeutet nicht, daß die Glieder dieser Klasse eine große Menge Öl einnehmen, daß sie sich mit Öl übergießen und sich dann anzünden, um den Weg, auf dem der Festzug vorbeikommt, als „lebende Fackeln“ zu säumen, Märtyrern gleich, die sich zu Ehren des Bräutigams selbst opfern würden. Nein, sondern sie sind erfüllt von dem erleuchtenden Worte Gottes und von Gottes heiligem Geist, deshalb leuchten sie in geistigem Sinne zu Ehren des ruhmreichen himmlischen Bräutigams. Sie selbst sind zufolge ihrer christlichen Eigenschaften „Lichtspender in der Welt“. Durch das Leben, das sie unter dem Einfluß des Wortes und Geistes Gottes führen, leuchten sie zur Verherrlichung Gottes.
39. (a) Warum wußten die „Jungfrauen“ nicht, wie lange sie auf den Bräutigam warten müßten? (b) Was hielten die verständigen Jungfrauen daher für ratsam?
39 Da es nicht feststand, zu welcher Stunde der Nacht der Bräutigam das Haus verlassen würde, wo ihm seine Braut gegeben wurde und von dem er sich anschließend in einem Festzug zurück in sein eigenes Haus begeben würde, um dort in ehelicher Gemeinschaft mit seiner Braut zu leben, wußten die Jungfrauen in dem Gleichnis nicht genau, wie lange sie auf das Erscheinen des Bräutigams warten müßten. Sie wußten also nicht, wie lange ihre Lampen brennen sollten. Daher war es ratsam, sowohl die Lampen mit Öl zu füllen als auch zusätzliches Öl in einem Behälter mitzunehmen. Die „verständigen“ oder klugen Jungfrauen erkannten das und nahmen samt ihren brennenden Lampen „Öl in ihren Behältern mit“. Die „törichten“ oder unverständigen, unklugen Jungfrauen taten das nicht, und wie töricht das war, zeigte sich dann später.
40. (a) Wie nehmen in der Erfüllung des prophetischen Gleichnisses diejenigen, die zur Klasse der „verständigen“ Jungfrauen gehören, Öl in ihren Behältern mit? (b) Wieso hilft ihnen das zu beweisen, daß sie an dem Eheversprechen, das sie ihrem Bräutigam gegeben haben, treu festhalten?
40 In der Erfüllung des prophetischen Gleichnisses nehmen die Personen, die durch die fünf „verständigen“ Jungfrauen dargestellt werden, sozusagen zusätzliches Öl in ihren Behältern mit, indem sie sich intensiv mit dem Worte Gottes befassen, indem sie Sinn und Herz damit füllen; das geschieht durch persönliches Studium, durch den Besuch christlicher Zusammenkünfte, wo das Wort Gottes gelehrt und besprochen wird, und indem sie mit anderen über das Wort Gottes sprechen und es dabei benutzen. Sie bitten um Gottes Geist und sind bestrebt, „fortwährend mit Geist erfüllt“ zu sein. (Epheser 5:18) Sollte in Zukunft eine Notlage eintreten, so wären sie imstande, da sie mit dem geistigen „Öl“ erfüllt sind, die zum Ausharren erforderliche Kraft stets zu erneuern und weiterhin als „Licht der Welt“ zu leuchten, zum Beweis dafür, daß sie an dem Eheversprechen, das sie ihrem himmlischen Bräutigam gegeben haben, treu festhalten.
„WÄHREND DER BRÄUTIGAM NOCH AUSBLIEB“
41. (a) Wann wurden die ersten Heiden Glieder der als „keusche Jungfrau“ bezeichneten Klasse, die auszog, dem Bräutigam entgegen? (b) Ist das, was im Jahre 70 u. Z. den Juden widerfuhr, ein Zeichen dafür, daß die „Jungfrauen“ damals mit dem Bräutigam zusammentrafen?
41 Im Herbst des Jahres 36 u. Z. erhielten die Heiden oder unbeschnittenen Nichtjuden Gelegenheit, sich zum Christentum zu bekehren, zu der „Form der Anbetung“, die vom Standpunkt Gottes aus „rein und unbefleckt ist“. Die Heiden, die gläubig wurden, empfingen den heiligen Geist Gottes und die Gaben dieses Geistes wie die jüdischen Gläubigen zu Pfingsten des Jahres 33 u. Z. (Apostelgeschichte 10:1 bis 11:18; 15:7-19) So wurden auch sie Glieder der als „keusche Jungfrau“ bezeichneten Klasse, die Christus „zur Ehe versprochen“ ist. (2. Korinther 11:2) Von da an waren auch sie an der Verwirklichung des Gleichnisses von den „zehn Jungfrauen“ beteiligt und nahmen, wie es im Gleichnis heißt, ‘ihre Lampen und zogen aus, dem Bräutigam entgegen’. Im Jahre 70 u. Z. zerstörte das römische Heer die Stadt Jerusalem und ihren prachtvollen Tempel, aber obwohl diese entsetzliche Zerstörung den Vollzug des Urteils, das Gott über die ungläubigen, christusfeindlichen Juden gefällt hatte, darstellte, traf die als „keusche Jungfrau“ bezeichnete Klasse nicht mit dem himmlischen Bräutigam zusammen, dem sie entgegengezogen war, um ihn willkommen zu heißen. — Lukas 21:20-24; Matthäus 24:15-22; Markus 13:14-20.
42, 43. (a) Was wurde gegen Ende des ersten Jahrhunderts durch die Offenbarung enthüllt, wodurch die als „keusche Jungfrau“ bezeichnete Klasse ermuntert und in ihrer Hoffnung gestärkt worden sein muß? Doch mit welchen Worten schloß jene Offenbarung? (b) Wessen Anwesenheit erwähnte Johannes bereits in seinem ersten Brief, den er danach schrieb?
42 Etliche Jahre waren ins Land gegangen, als der Apostel Johannes — gegen Ende des ersten Jahrhunderts oder um das Jahr 96 u. Z. — die außergewöhnliche Offenbarung erhielt, in der einiges über den himmlischen Bräutigam, Jesus Christus, und seine „Braut“, dargestellt durch das Neue Jerusalem, enthüllt wurde. (Offenbarung 21:1 bis 22:17) Das muß für die als „keusche Jungfrau“ bezeichnete Klasse, die immer noch hoffte, dem zurückkehrenden Bräutigam zu begegnen, unsäglich ermunternd gewesen sein. Doch der himmlische Bräutigam schloß jene Offenbarung mit den Worten: „Es spricht der, der von diesen Dingen Zeugnis ablegt: ,Ja, ich komme eilends.‘ “ Darauf antwortete der betagte Apostel Johannes: „Amen! Komm, Herr Jesus“, und abschließend fügte Johannes hinzu: „Die unverdiente Güte des Herrn Jesus Christus sei mit den Heiligen.“ (Offenbarung 22:20, 21) Wahrscheinlich zwei Jahre danach, um das Jahr 98 u. Z., schrieb der Apostel Johannes den ersten seiner drei Briefe, und darin führte er aus:
43 „Kinder, es ist die letzte Stunde, und so, wie ihr gehört habt, daß der Antichrist kommt, so sind nun auch viele zu Antichristen geworden; aus dieser Tatsache erkennen wir, daß es die letzte Stunde ist.“ „Wir wissen, daß jeder, der aus Gott geboren worden ist, nicht Sünde treibt, sondern der aus Gott Geborene wacht über ihm, und der Böse bemächtigt sich seiner nicht. Wir wissen, daß wir von Gott stammen, aber die ganze Welt liegt in der Macht dessen, der böse ist.“ — 1. Johannes 2:18; 5:18, 19.
44. (a) Wem öffnete sich danach durch den Tod des Johannes die Tür? (b) Wie stark müssen die Lampen der durch die „zehn Jungfrauen“ dargestellten Klasse damals noch gebrannt haben, und hatte sie noch die Hoffnung, mit dem Bräutigam zusammenzutreffen?
44 Kurz nachdem der betagte Apostel seine drei Briefe und die Lebensgeschichte Jesu, bekannt als Johannesevangelium, geschrieben hatte, muß er, zweifellos der letzte der „zwölf Apostel des Lammes“, gestorben sein. Der Tod des Johannes muß daher bewirkt haben, daß sich die Tür allmählich öffnete und der Antichrist, vor dem Johannes gewarnt hatte, hereinkam, nicht Christus, der Bräutigam. (2. Thessalonicher 2:7, 8) Zu jener Zeit war das „Licht der Welt“ beinahe erloschen. Die symbolischen „Lampen“ der durch die „zehn Jungfrauen“ dargestellten Klasse brannten nur noch ganz schwach. Die Zahl der treuen „Jungfrauen“ muß ganz gering gewesen sein. Die Personen, die vorgaben, Christen zu sein, müssen kein Verlangen mehr nach der Rückkehr des Herrn Jesus gehabt haben, sondern ihre Aufmerksamkeit anderen Interessen, weltlichen, materiellen Interessen, zugewandt haben. Eine lange Zeit war vergangen, und er war noch nicht zurückgekehrt.
45. Wie erfüllten sich besonders zur Zeit Konstantins die Worte: „Während der Bräutigam noch ausblieb, nickten sie alle ein und begannen zu schlafen.“?
45 Das war in dem Gleichnis von den zehn Jungfrauen wie folgt vorausgesagt worden: „Während der Bräutigam noch ausblieb, nickten sie alle ein und begannen zu schlafen.“ (Matthäus 25:5) So wurden die Glieder der religiösen Gruppe, die vorgab, die Christenversammlung zu sein, es müde, auf das Kommen des Bräutigams zu warten. Ja, nachdem Konstantin der Große sich „bekehrt“ und das damalige sogenannte Christentum zur Staatsreligion des Römischen Reiches erhoben hatte, sah man keine Notwendigkeit mehr für die Rückkehr Christi. Jetzt, da das Christentum Staatsreligion war, verbanden sich viele Bischöfe der Kirche mit dem römischen Staat und begannen geistliche Gewalt auszuüben. Die wahren Apostel Jesu Christi schliefen zu jener Zeit im Tode; doch diese angeblich christlichen Bischöfe begannen nun, sowohl in bezug auf ihre Christenpflichten zu schlafen als auch in bezug auf die Notwendigkeit, dafür zu sorgen, daß die Christenversammlung rein blieb, frei von den Philosophien und Überlieferungen der Menschen, ja daß sie sich von der Welt absolut rein und fleckenlos erhielt und eine Anbetung pflegte, die vom Standpunkt Gottes aus rein und unbefleckt war.
46. (a) Inwiefern entspricht der Schlaf der Klasse, die durch die „zehn Jungfrauen“ dargestellt wurde, dem, was Jesus in dem Gleichnis vom Weizen und Unkraut vorhersagte? (b) Wie lange sollte dieser geistige Schlaf andauern, und zu welcher Zeit sollten die durch die letzten Einzelheiten dieses Gleichnisses veranschaulichten Ereignisse eintreten?
46 Diese Situation auf religiösem Gebiet scheint der Situation zu entsprechen, die Jesus in dem Gleichnis vom Unkraut und Weizen wie folgt schilderte: „Das Königreich der Himmel ist einem Menschen gleich geworden, der vortrefflichen Samen auf sein Feld säte. Während die Menschen schliefen, kam sein Feind und säte Unkraut hinzu, mitten unter den Weizen, und ging davon.“ (Matthäus 13:24, 25) Erst nach einer langen Wachstumszeit sollte geerntet werden und die Zeit kommen, da der im Gleichnis erwähnte „Mensch“ zur Ernte kommen und befehlen würde, das Unkraut zusammenzulesen und den guten „Weizen“ in sein Vorratshaus einzusammeln. Es ist interessant, daß Jesus, als er dieses Gleichnis erklärte, den gleichen Ausdruck gebrauchte wie seine Apostel, als sie ihm die Frage stellten, die in Matthäus 24:3 zu lesen ist. Jesus sagte: „Die Ernte ist ein Abschluß eines Systems der Dinge.“ (Matthäus 13:39) Bis zum Abschluß des weltweiten Systems der Dinge sollte noch viel Zeit vergehen, und der in dem Gleichnis von den „zehn Jungfrauen“ vorausgesagte Schlaf erwies sich als ein sehr langer Schlaf. Die durch die letzten Einzelheiten des Gleichnisses von den Jungfrauen veranschaulichten Ereignisse sollten, wenn sie eintreten würden, zu dem „Zeichen“ dafür gehören, daß wir in der Zeit des „Abschlusses des Systems der Dinge“ leben.
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„Der Bräutigam ist da!“Gottes tausendjähriges Königreich hat sich genaht
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11. Kapitel
„Der Bräutigam ist da!“
1. Wer von den „zehn Jungfrauen“ muß während ihres unbestimmt lange dauernden Schlafes aufgewacht sein, und besonders nach welchem religiösen Erwachen?
WÄHREND des in Jesu Gleichnis vorhergesagten Schlafes von unbestimmter Dauer muß ein Teil der sinnbildlichen „Jungfrauen“, besonders der „verständigen“, die in ihren Behältern Öl zum Nachfüllen mitgenommen hatten, aufgewacht sein. Das trifft besonders auf die Zeit nach dem religiösen Erwachen zu Anfang des sechzehnten Jahrhunderts u. Z. zu, als man sich in Europa eifrig bemühte, zu der unter Inspiration entstandenen Heiligen Schrift zurückzukehren, sie als das einzige Buch göttlicher Wahrheit anzuerkennen, als zuverlässige, von Gott inspirierte Richtschnur für die Nachfolger Christi, des Bräutigams. Christi Versprechen wiederzukommen machte auf ehrliche Leser und Erforscher der Bibel einen tiefen Eindruck. Sie erkannten, daß dieses zweite Kommen vor seiner Tausendjahrherrschaft fällig wäre, ehe also das verheißene Millennium beginnen würde, die Zeit, in der Satan gebunden wäre und im „Abgrund“ gefangengehalten würde.
2. Welche Rolle spielte der lutherische Theologe J. A. Bengel in Verbindung mit diesem religiösen Erwachen?
2 In der ersten Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts wirkte zum Beispiel ein lutherischer Theologe namens Johann Albrecht Bengel, geboren 1687 in Winnenden (Württemberg, Deutschland), gestorben 1752. Er schrieb eine Anzahl Bücher über die Heilige Schrift. In der Encyclopædia Britannica (elfte Ausgabe) wird über seine Werke gesagt:
Die bedeutenderen sind: Ordo temporum [Ordnung der Zeiten], eine Abhandlung über die Chronologie der Bibel, in der er Berechnungen über das Ende der Welt anstellte, und Erklärte Offenbarung Johannis, ein Werk, das in Deutschland sehr populär war und das in mehrere Sprachen übersetzt wurde (Band 3, S. 737).
In der Enzyklopädie von M’Clintock und Strong wird über Bengel ausgeführt:
Seine chronologischen Werke, in denen er versuchte, die „Zahl des Tieres“ zu bestimmen, den Beginn des „Tausendjährigen Reiches“ (er war überzeugt, daß das Tausendjährige Reich im Jahre 1836 beginnen würde) usw., haben seinem Ruf, wohlbegründete Auffassungen zu vertreten, eher geschadet (Band 1, S. 749, 750).
3. (a) Warum erwiesen sich die Schriften Bengels nicht als der Ruf, der wegen des Bräutigams mitten in der Nacht ertönen sollte? (b) Wie kam es durch William Miller aus Pittsfield (Massachusetts) erneut zu einem Erwachen?
3 Die Schriften, die Bengel in der ersten Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts veröffentlichte, erwiesen sich jedoch nicht als der laute Ruf mitten in der Nacht: „Siehe, der Bräutigam! gehet aus, ihm entgegen!“ „Der Bräutigam ist da! Geht hinaus, ihm entgegen!“ (Matthäus 25:6, EB; NW) Die Personen, die Bengels Schriften eifrig lasen und dann entsprechend handelten, begegneten im Jahre 1886 dem himmlischen Bräutigam nicht, in dem Jahr, in dem sie erwarteten, daß er sichtbar, leiblich, wiederkäme. Im Laufe der Zeit wurden die Christen, die sich zu der als „keusche Jungfrau“ bezeichneten Klasse zählten, erneut aufgeweckt, und zwar besonders durch einen Mann, der im Jahre 1781 in Pittsfield (Massachusetts, USA) geboren wurde. Dieser Mann war William Miller, der Begründer der Milleriten oder Adventisten. Wir lesen im sechsten Band der Enzyklopädie von M’Clintock und Strong auf Seite 271:
Um das Jahr 1833, als er in Low Hampton (New York) wohnte, begann er die neue Lehre zu verkündigen, nach der im Jahre 1843 die Welt untergehen würde. Er stützte sich hauptsächlich auf den Ablauf der in Daniel 8:14 erwähnten 2 300 Tage, die er als Jahre ansah. Die in Daniel 9:24 erwähnten 70 Wochen waren in seinen Augen der Schlüssel für die Berechnung der 2 300 Tage, von denen im vorangehenden Kapitel gesprochen wird; er errechnete das Jahr 457 v. Chr. als das Jahr, in dem Artaxerxes, König von Persien, Esra, der in Gefangenschaft gewesen war, nach Jerusalem (Esra 7) sandte, um das jüdische Gemeinwesen zu ordnen, und nahm — wie die meisten Kommentatoren — an, daß die siebzig Wochen mit der Kreuzigung Christi im Jahre 33 n. Chr. endeten; so stellte er fest, daß die 1 810 Tage, die von den 2 300 Tagen übrigblieben, im Jahre 1843 enden würden. Zehn Jahre lang hielt er an dieser Erklärung fest, und er gewann viele Anhänger — es sollen fünfzigtausend gewesen sein —, die blindgläubig den festgesetzten Tag erwarteten. Doch da die Adventisten, wie sie manchmal auch genannt werden, in ihrer Erwartung enttäuscht wurden, wandten sie sich von Miller, ihrem Apostel, ab. Er starb am 20. Dezember 1849 in Low Hampton (Washington County, N. Y., USA).
4. (a) Wieso erwies sich die Miller-Bewegung nicht als der mitternächtliche Ruf? (b) Was entdeckte dreißig Jahre später eine unabhängige Gruppe von Erforschern der Bibel in bezug auf das zweite Kommen Christi?
4 Das Aufkommen der Bewegung der Milleriten erwies sich jedoch offensichtlich nicht als der mitternächtliche Ruf: „Der Bräutigam ist da!“ Der himmlische Bräutigam kam im Jahre 1843 nicht in sichtbarer, leiblicher Gestalt, um diese Adventisten in das himmlische Haus, nach dem sie sich sehnten, zu entrücken. Doch das Studium der Bibel wurde fortgesetzt. Dreißig Jahre später gab es in Pittsburgh (Allegheny, Pennsylvanien, USA) eine kleine Gruppe — sie hatte weder mit den Adventisten noch mit irgendeiner anderen Religionsgemeinschaft der Christenheit etwas zu tun —, die die Heilige Schrift erforschte. Die Glieder dieser Gruppe forschten unabhängig von den übrigen Religionsgemeinschaften, um die Bibel ganz unbeeinflußt von ihnen lesen zu können. Zu diesen Personen gehörte der etwas über zwanzig Jahre alte Charles Taze Russell. Sie waren natürlich am zweiten Kommen des himmlischen Bräutigams, Jesus Christus, brennend interessiert. Durch ihr Studium der Bibel entdeckten sie jedoch, daß Christus nicht in sichtbarer Gestalt, nicht verkörpert als Mensch, sondern unsichtbar, im Geist, wiederkommen würde, da er nicht mehr ein Mensch aus Fleisch und Blut war. Die Menschen könnten seine Ankunft somit nicht sehen, und mit dieser Ankunft würde seine unsichtbare Gegenwart oder Parusie beginnen. Doch würde sie durch Beweise offenkundig werden.
„SIEBEN ZEITEN“ — „DIE ZEITEN DER NATIONEN“
5. Mit welcher von Jesus erwähnten Zeitperiode befaßten sie sich bei ihrem Studium, und was ließ Russell im Jahre 1876 über das Ende dieser Periode veröffentlichen?
5 Diese Erforscher der Bibel befaßten sich bei ihrem Studium auch mit den „Zeiten der Nationen“, von denen Jesus gemäß Lukas 21:24 sprach, und brachten diese Zeiten der Nationen mit den „sieben Zeiten“ in Verbindung, die im vierten Kapitel des Buches Daniel viermal erwähnt werden, und zwar in den Versen 16, 23, 25, 32. Wann würden gemäß den Ermittlungen dieser Bibelforscher die „sieben Zeiten“, in denen die Nationen die Erde beherrschen würden, vom Standpunkt Gottes aus rechtlich enden? Damals erschien in Brooklyn (New York) die Monatsschrift Bible Examiner, redigiert von George Storrs. Im Jahre 1876 schrieb der vierundzwanzigjährige Russell für diese Zeitschrift einen Aufsatz über diese Frage. Dieser Beitrag wurde in der Oktober-Ausgabe des Jahres 1876 veröffentlicht, der 1. Nummer des Bandes XXI. Auf den Seiten 27 und 28 jener Ausgabe wurde Russells Beitrag unter dem Titel „Wann werden die Zeiten der Nationen enden?“ veröffentlicht. In dem Aufsatz (Seite 27) schrieb Russell: „Die sieben Zeiten werden im Jahre 1914 n. Chr. enden.“
6. (a) An der Veröffentlichung welchen Buches, das 1877 erschien, war Russell beteiligt, und was wurde darin über das Ende der Zeiten der Nationen gesagt? (b) Wann waren nach der Chronologie, auf die man sich damals stützte, 6 000 Jahre seit der Erschaffung des ersten Menschen verflossen? Wann aber sollte nach den damaligen Berechnungen das siebente Jahrtausend begonnen haben?
6 Im folgenden Jahr (1877) brachte Russell zusammen mit Nelson H. Barbour von Rochester (New York) das Buch heraus Three Worlds, and the Harvest of This World (Drei Welten und die Ernte dieser Welt). In diesem Buch wurde dargelegt, daß dem Jahre 1914 u. Z., dem Jahr, in dem die Zeiten der Nationen ablaufen würden, eine Zeit von vierzig Jahren vorausgehen würde, die im Jahre 1874 u. Z. mit einer dreieinhalbjährigen Erntezeit begonnen hätte. Man glaubte, der Herr Jesus Christus, dessen Gegenwart oder Parusie im Jahre 1874 begonnen hätte, würde die Erntearbeit unsichtbar leiten, und kurz nach dem Eintritt seiner Parusie hätte das große Jubeljahr für die ganze Menschheit begonnen, das Gegenbild des „Jubeljahres“, das die Juden unter dem mosaischen Gesetz halten mußten. (3. Mose, Kapitel 25) Gemäß der biblischen Chronologie, auf die man sich danach stützte, waren im Jahre 1872 seit der Erschaffung des ersten Menschen 6 000 Jahre verflossen, aber man glaubte nicht, daß der Herr Jesus nach Ablauf dieser 6 000 Jahre Menschheitsgeschichte gekommen sei, sondern im Oktober 1874, als das gegenbildliche Jubeljahr begonnen habe. Man errechnete, daß im Jahre 1874 die 6 000 Jahre geendet hätten, in denen die Sünde über die Menschheit herrschte. Man glaubte, von da an würden die Menschen im siebenten Jahrtausend leben. — Offenbarung 20:4.
7. (a) Warum nannte Russell seine religiöse Zeitschrift, die erstmals im Jahre 1879 erschien, auch „Verkünder der Gegenwart Christi“? (b) Was sollte nach dem Ablauf der Zeit dieser Gegenwart, der mit dem Ende der Zeiten der Nationen im Jahre 1914 zusammenfallen sollte, geschehen?
7 Aufgrund dieses Verständnisses begann die als „keusche Jungfrau“ bezeichnete Klasse im Jahre 1874, dem himmlischen Bräutigam entgegenzugehen, da sie glaubte, er sei in jenem Jahr gekommen und von da an unsichtbar gegenwärtig. Die Glieder dieser Klasse meinten, sie würden bereits in der Zeit der unsichtbaren Gegenwart des Bräutigams leben. Deshalb nannte Charles T. Russell seine religiöse Zeitschrift, die im Juli 1879 erstmals erschien, Zion’s Watch Tower and Herald of Christ’s Presence (Zions Wacht-Turm und Verkünder der Gegenwart Christi). Er kannte bereits die von Benjamin Wilson herausgegebene Bibelübersetzung The Emphatic Diaglott, in der in Matthäus 24:3 und in anderen Texten das griechische Wort parousía nicht mit „Kommen“, sondern mit „Gegenwart“ wiedergegeben wird. Die neue Zeitschrift verkündete, Christus sei seit 1874 unsichtbar gegenwärtig. Diese Gegenwart sollte bis 1914, dem Jahr, in dem die Zeiten der Nationen abgelaufen wären, andauern. Dann würden die Nationen vernichtet, und der Überrest der als „keusche Jungfrau“ bezeichneten Klasse würde sterben und durch eine Auferstehung zu einem Leben im Geiste mit dem Bräutigam im Himmel verherrlicht werden. Auf diese Weise würde die Klasse, die durch die fünf klugen Jungfrauen dargestellt wird, durch die Tür eingehen und an der Hochzeit teilnehmen.
8. (a) Welchem Tag sah der Überrest der als „keusche Jungfrau“ bezeichneten Klasse sehnsüchtig entgegen, und warum? (b) Was erklärte Russell am Morgen jenes Tages den Mitarbeitern des Hauptbüros in Brooklyn (New York)?
8 Als die Jahre verflossen und die Zeit näher rückte, sah die als „keusche Jungfrau“ bezeichnete Klasse dem entscheidenden Tag, dem 1. Oktober 1914, mit wachsendem Interesse entgegen. Es war eine Gruppe von Christen, die sich von dieser unreinen Welt abgesondert und sich durch Christus Gott voll und ganz „geweiht“ hatte, ihre „Weihung“ hatte sie durch die Wassertaufe symbolisiert. Sie war bestrebt, in der Zeit kurz vor der Begegnung mit ihrem Bräutigam im Himmel ihr Licht leuchten zu lassen. Schließlich kam der 1. Oktober 1914, und am Morgen jenes Tages erklärte Charles T. Russell, Präsident der Watch Tower Bible and Tract Society, den Mitarbeitern des Hauptbüros in Brooklyn (New York): „Die Zeiten der Nationen sind abgelaufen; die Tage ihrer Könige sind gezählt.“
9. Wann starb Russell aber, und zu welchem Schluß kam man deshalb?
9 Doch die Erwartung, daß der Überrest der Kirche nach Ablauf der Zeiten der Nationen in die himmlische Herrlichkeit eingehen würde, erfüllte sich nicht. Russell starb erst am 31. Oktober 1916, und jemand anders wurde Präsident der Gesellschaft. Bei den Berechnungen mußte ein Fehler unterlaufen sein.
10. (a) Was begann mit dem 1. Oktober 1914 für den Überrest der als „keusche Jungfrau“ bezeichneten Klasse auf der Erde? (b) Wann erreichte die Verfolgung einen Höhepunkt, und welcher Brief zeigt, wie sehr sich diese Klasse danach sehnte, mit dem himmlischen Bräutigam vereint zu werden?
10 Mit dem 1. Oktober 1914, dem Tag, an dem nach den Erwartungen die christliche Kirche im Himmel hätte verherrlicht werden sollen, begannen indessen für alle, die den Wunsch hatten, mit dem himmlischen Bräutigam vereint zu werden, große Schwierigkeiten. Nachdem der entsetzliche Erste Weltkrieg schon einige Jahre gedauert hatte, erreichte die Verfolgung der als „keusche Jungfrau“ bezeichneten Klasse einen Höhepunkt. Das war im Sommer 1918, als Joseph F. Rutherford, der neue Präsident der Watch Tower Society, und W. E. Van Amburgh, der Sekretär-Kassierer dieser Gesellschaft, sowie sechs weitere Christen, Mitarbeiter des Hauptbüros in Brooklyn (New York), zu Unrecht von einem Bundesgericht zu einer Freiheitsstrafe verurteilt wurden, die sie in der Bundesstrafanstalt in Atlanta (Georgia) verbüßen sollten. Präsident Rutherford schrieb aus seiner Gefängniszelle einen Brief an seine Mitchristen, die verfolgt wurden, ohne hinter Gittern und verschlossenen Türen zu sein. Ein Auszug aus diesem Brief wurde auf der vierten Seite des Programms für die viertägige Hauptversammlung der Internationalen Bibelforscher-Vereinigung abgedruckt, die vom 30. August bis zum 2. September 1918 in Milwaukee (Wisconsin) durchgeführt wurde.a Dieser Brief verriet deutlich, wie sehr sich die als „keusche Jungfrau“ bezeichnete Klasse danach sehnte, bald mit dem Bräutigam im Himmel vereint zu werden; das geht besonders aus folgenden Zeilen, die wir daraus zitieren, hervor:
AN DAS ISRAEL GOTTES
Geliebte in Christo!
Das Gefängnisleben ist sehr befremdlich, und dennoch wird jede Erfahrung mit Freuden aufgenommen, weil wir doch alles vom himmlischen Standpunkt aus betrachten. In der Tat können wir singen:
„Schwind, schwind, all ird’scher Tand,
Jesus ist mein.“
Fürwahr, irdische Freuden haben wir nicht mehr; aber wir blicken in froher Erwartung auf die Heimfahrt. ... Wir werden oft in zwiefacher Weise bedrängt — ob wir es vorziehen sollten abzuscheiden oder nochmals für eine kurze Zeit zu Euch zu kommen, ehe wir heimgehen. Sein Wille geschehe! Ich fühle ganz bestimmt, daß alle diese Erfahrungen die Kirche reif machen für die letzte, endgültige Sammlung. Eure Briefe sowie die lieben Briefe von allen Lieben hier und dort zeigen uns in lieblicher Weise, wie alle Ausschau halten nach dem Feuer, welches das Opfer endgültig verzehren soll. ...
... Tut alles, was Ihr könnt, die lieben Schafe des Herrn zu ermutigen. Tröstet Euch gegenseitig mit den lieblichen Verheißungen einer glorreichen und baldigen Heimfahrt. Niemals habe ich Euch so sehr geliebt wie gerade jetzt. Wie lieblich aber wird es sein, wenn wir alle um des Vaters Thron versammelt sind und jauchzen werden für alle Zeiten mit unaussprechlicher Freude! ...
Unserm lieben himmlischen Vater danke ich sehr, daß Er so gütig war, mich mit 7 Brüdern hierherzusenden, so daß wir diese Vorrechte gemeinsam genießen. ...
Seid gewiß, daß wir Euch innig lieben. Die Gnade unseres Herrn, Jesu Christi, sei mit Euch allen!
Durch seine Gnade Euer Bruder und Diener
J. F. RUTHERFORD
11. (a) Was erkannte der Überrest der als „keusche Jungfrau“ bezeichneten Klasse während jener Verfolgung in bezug auf das Jahr 1874 nicht? (b) Wie lange waren die Vertreter der Gesellschaft in der Strafanstalt, und was führte zu ihrer Entlassung?
11 In dieser trostlosen Zeit während des Ersten Weltkrieges erkannte der leidgeprüfte Überrest der als „keusche Jungfrau“ bezeichneten Klasse nicht, daß der Bräutigam in dem damals bereits über vierzig Jahre zurückliegenden Jahr 1874 nicht zurückgekehrt und die Zeit für die Ankündigung: „Der Bräutigam ist da! Geht hinaus, ihm entgegen!“ noch nicht gekommen war. Die Zeit für den mitternächtlichen Ruf lag noch in der Zukunft, aber sie war nahe herbeigekommen. Präsident Rutherford, der am 21. Juni 1918 von dem Gericht zu zwanzig Jahren Zuchthaus verurteilt worden war, mußte nur neun Monate seiner Strafe verbüßen. Am 25. März 1919 wurden er und seine sieben Gefährten aus der Strafanstalt in Atlanta entlassen und nach Brooklyn (New York) gebracht. Am 26. März wurden sie gegen Bürgschaft freigelassen, und die Wiederaufnahme des Verfahrens wurde erwirkt. Nun waren sie wieder frei und konnten mit allen übrigen Gliedern des Überrestes der als „keusche Jungfrau“ bezeichneten Klasse das Nachkriegswerk in Gang bringen. Dieser Überrest war nicht, fern von der immer finsterer werdenden bösen Welt, um den Thron seines himmlischen Vaters versammelt worden, sondern für ihn begann eine neue Zeit des christlichen Dienstes auf der Erde.
12. Was, das durch Jesu Gleichnis von den „zehn Jungfrauen“ vorhergesagt wurde, erlebte der Überrest damals?
12 In diesem kritischen Augenblick erlebte er, was der himmlische Bräutigam in seinem Gleichnis von den „zehn Jungfrauen“ mit folgenden Worten vorausgesagt hatte: „Um Mitternacht aber entstand ein Geschrei: ,Der Bräutigam ist da! Geht hinaus, ihm entgegen!‘ Da erhoben sich alle jene Jungfrauen und brachten ihre Lampen in Ordnung.“ — Matthäus 25:6, 7.
13, 14. (a) Wer kündigte in dem Gleichnis an, daß der Bräutigam da sei, und wie geschah dies in der Wirklichkeit? (b) Welche Entwicklung nach dem Jahre 1914 bewies, daß der himmlische Bräutigam wirklich gegenwärtig war?
13 In dem Gleichnis kündigten nicht die „zehn Jungfrauen“ an, daß der Bräutigam da sei. Das taten offensichtlich die Begleiter des Bräutigams. Die Jungfrauen hörten nur das Geschrei. So wurden auch im Jahre 1919 u. Z. alle, die behaupteten, zu denen zu gehören, die wie die Jungfrauen darauf warteten, daß der Bräutigam käme und sie zum geistigen Hochzeitsfest im Hause seines Vaters führe, plötzlich mit der Tatsache konfrontiert, daß der himmlische Bräutigam unsichtbar gegenwärtig sei.
14 Daher war das Jahr 1919 für alle, die bekannten, zu den „Jungfrauen“ zu gehören, für die törichten und die verständigen Jungfrauen, ein Jahr des Erwachens. Der Erste Weltkrieg war vorbei, und es wurde intensiv für den Völkerbund als eine internationale Sicherheitsorganisation zur Erhaltung des Weltfriedens geworben. Vom Ausbruch des Ersten Weltkrieges im Jahre 1914 an gingen genügend Einzelheiten der Prophezeiung Jesu über seine Parusie und den Abschluß des Systems der Dinge in Erfüllung und bildeten so ein kombiniertes „Zeichen“ dafür, daß Jesus Christus 1914, als die Zeiten der Nationen abgelaufen waren, wirklich in sein himmlisches Königreich gekommen war. Somit war das verheißene messianische Königreich Gottes im Himmel errichtet worden. Sowohl die Entwicklung in der Welt als auch auf kirchlichem Gebiet bewies eindeutig, daß Christus gegenwärtig war.
SIE BRACHTEN IHRE „LAMPEN“ IN ORDNUNG
15. (a) Welcher Teil des Namens der Zeitschrift Der Wacht-Turm traf nun zu? (b) Welche Bekanntmachung, die in der Wacht-Turm-Ausgabe vom Juli/August 1919 erschien, wirkte auf die Leser dieser Zeitschrift belebend?
15 Jetzt traf der zweite Teil des Namens der Zeitschrift Der Wacht-Turm, nämlich „Verkünder der Gegenwart Christi“, zu. Die acht Christen und Bibelforscher, die im März aus der Bundesstrafanstalt entlassen worden waren, hatten nun das Vorrecht, am Sonntag abend, den 13. April 1919 der alljährlichen Feier des Abendmahls des Herrn beizuwohnen, und nach einem in der englischen Ausgabe des Wacht-Turms vom 15. Mai (Seite 151) erschienenen, allerdings unvollständigen Bericht über die gesamte Besucherzahl kamen damals 17 961 Personen zu dieser Feier zusammen. Im Wacht-Turm vom Juli/August 1919 (Seite 117, 118) wurde bekanntgegeben, daß alle acht zu Unrecht angeklagten Personen gegen eine Bürgschaft von je 10 000 Dollar freigelassen und im Bethelheim in Brooklyn von Hunderten von Mitchristen mit großer Freude willkommen geheißen worden seien. Diese Bekanntmachung, die weltweit veröffentlicht wurde, wirkte belebend auf die Leser der Zeitschrift Der Wacht-Turm und Verkünder der Gegenwart Christi.
16. (a) Wofür war gemäß Jesaja 60:2 damals die Zeit gekommen? (b) Wodurch wurde den „geweihten“ Bibelforschern neuer Mut eingeflößt, und welche internationale Hauptversammlung wurde abgehalten?
16 Jetzt war die Zeit des geistigen Schlummers und Schlafes vorbei. Es galt jetzt, zu handeln, da sich die Worte aus Jesaja 60:2 erfüllten: „Finsternis, sie wird die Erde bedecken und dichtes Dunkel die Völkerschaften, aber über dir wird Jehova aufleuchten, und seine eigene Herrlichkeit wird über dir zu sehen sein.“ Die Weltlage verlangte, daß alle „geweihten“ Bibelforscher mutig handelten. Unverzüglich wurde den Christen, die nach dem Bräutigam Ausschau gehalten hatten, neuer Mut eingeflößt; im Wacht-Turm vom 1. und 15. August 1919 (englisch; deutsch: Oktober/November 1919) wurden zwei Artikel über das Thema „Glückselig sind die Furchtlosen“ veröffentlicht, außerdem wurde darin bekanntgegeben, daß vom 1. bis 8. September in Cedar Point, am Eriesee, eine internationale Hauptversammlung veranstaltet würde. Gottes „geweihtes“ Volk überwand seine geistige Schläfrigkeit und wurde munter; demzufolge fanden sich Tausende zum Kongreß ein; es waren täglich ungefähr 6 000 Personen, insbesondere aus Kanada und den Vereinigten Staaten, anwesend. Jener aufrüttelnde Kongreß gab den „Geweihten“ Gelegenheit, ihren Entschluß zu erneuern, Gott in Zukunft aufmerksam und emsig zu dienen.
17, 18. (a) Welche Publikation wurde am „Mitarbeiter-Tag“ dieser Hauptversammlung angekündigt, und was erwartete man davon? (b) Inwiefern wirkten die Anweisungen dafür, wie bei diesem Werk vorgegangen werden sollte, anspornend, und war das, was an diesem Kongreßtag geschah, nur eine flüchtige Erscheinung, die ohne Bedeutung gewesen wäre?
17 Große Begeisterung löste Präsident J. F. Rutherford aus, als er am Freitag, dem 5. September, dem „Mitarbeiter-Tag“, bekanntgab, daß beabsichtigt werde, vom 1. Oktober 1919 an eine neue Zeitschrift, The Golden Age (Das Goldene Zeitalter; in Deutsch vom 1. Oktober 1922 an), herauszugeben. Diese Zeitschrift sollte eine Begleitzeitschrift des Wacht-Turms sein und ebenfalls der Verkündigung der guten Botschaft von Gottes messianischem Königreich dienen. Gottes „geweihtes“ Volk wurde ermuntert, Abonnements auf diese Zeitschrift aufzunehmen, und man erwartete, daß sie bald eine Auflage von 4 000 000 Exemplaren haben würde. Später erschien im Wacht-Turm vom Januar 1920 (Seite 7—10) ein Artikel über das Thema „Die Verkündigung des Königreiches“; darin wurden weitere Anweisungen dafür gegeben, wie in diesem weltweiten Verkündigungswerk vorgegangen werden sollte.
18 Der drittletzte Absatz in diesem Artikel war für alle Leser sehr anspornend: „Die Tür der Gelegenheit öffnet sich vor dir, tritt schnell ein. Bedenke, wenn du in dieses Werk eintrittst, daß du nicht als ein Agent für eine Zeitschrift tätig bist, sondern daß du als ein Gesandter des Königs der Könige und Herrn der Herren dem Volke in dieser vornehmen Weise das Herannahen des Goldenen Zeitalters, des herrlichen Königreiches unseres Herrn und Meisters, verkündigst, für welches wahre Christen die vielen Jahrhunderte hindurch gebetet und darauf gehofft haben.“ Die Einladung, sich an diesem neuen Zweig des Königreichswerkes zu beteiligen, fand sofort ein lebhaftes Echo; und heute, mehr als dreiundfünfzig Jahre später, hat diese Zeitschrift, die jetzt unter dem Namen Erwachet! veröffentlicht wird, eine Auflage von 7 500 000 Exemplaren. Die Anwesenheit von 6 000 „geweihten“ Christen in Cedar Point (Ohio) und die Freude, die sie bekundeten, als am Freitag, dem 5. September 1919, die Zeitschrift The Golden Age angekündigt wurde, waren keineswegs nur eine flüchtige Erscheinung, die für die Geschichte der als „keusche Jungfrau“ bezeichneten Klasse in der Zeit der wirklichen Parusie Christi ohne Bedeutung gewesen wäre. Diese Jungfrauen-Klasse ist seither nicht mehr eingeschlafen.
19. Was mußte getan werden, um die Lampen in Ordnung zu bringen, und warum führte dies unter den Jungfrauen zu einer Meinungsverschiedenheit?
19 Damals erhoben sich wirklich „alle jene Jungfrauen und brachten ihre Lampen in Ordnung“. (Matthäus 25:7) In dem Gleichnis mußten die Jungfrauen ihre Lampen mit Öl auffüllen, denn sie waren „daran, zu erlöschen“. Aber o weh, die törichten Jungfrauen konnten kein Öl in ihre Lampen einfüllen! Sie hatten keine mit Öl gefüllten Behälter mitgebracht wie die verständigen Jungfrauen. Das führte unter den Jungfrauen zu einer Meinungsverschiedenheit. Warum? In Matthäus 25:8, 9 wird das wie folgt erklärt: „Die törichten sagten zu den verständigen: ,Gebt uns etwas von eurem Öl, denn unsere Lampen sind daran, zu erlöschen.‘ Da antworteten die verständigen und sprachen: ,Vielleicht mag es nicht ganz für uns und euch genügen. Geht statt dessen hin zu denen, die es verkaufen, und kauft für euch selbst.‘ “
20. Waren die verständigen Jungfrauen selbstsüchtig, weil sie nicht bereit waren, ihr Öl mit den törichten zu teilen, und wozu waren die verständigen entschlossen?
20 Wir können uns vorstellen, wie schwierig es für diese törichten Jungfrauen war, mitten in der Nacht einen Laden zu suchen, der noch geöffnet war und wo sie Öl kaufen konnten, oder einen Krämer ausfindig zu machen, der ihnen das notwendige Öl verkaufen würde. Waren die verständigen Jungfrauen aber nicht selbstsüchtig, weil sie nicht bereit waren, ihr Öl mit den unverständigen Jungfrauen zu teilen? Nein, denn hätten sie das getan, wäre keine der zehn Jungfrauen bis zur Tür des Hauses des Bräutigams gekommen und dann hätte keine am Hochzeitsfest teilnehmen können. Hätten sie das Öl unter die zehn verteilt, wären ihre Lampen verloschen, ehe sie dort angekommen wären. Die verständigen Jungfrauen zeigten dadurch, daß sie Öl zum Nachfüllen der Lampen mitnahmen, daß sie es als ihre Pflicht ansahen, dorthin zu kommen. Auch zeigte das, daß sie alle entschlossen waren, dorthin zu kommen, und die verständigen Jungfrauen wollten sich jetzt nicht daran hindern lassen, ihre gute Absicht zur Ehre des Bräutigams zu erreichen. Außerdem war es für die törichten Jungfrauen immer noch möglich, sich anderweitig Öl zu beschaffen, ohne daß sie dadurch die verständigen Jungfrauen in die Gefahr brachten, ihr Ziel nicht zu erreichen.
21. Wie würde die Klasse der „verständigen Jungfrauen“ gegenüber einem Menschen, der die Bibel studieren und Näheres über den Bräutigam erfahren möchte, jedoch nicht handeln?
21 Wie spielen sich diese in dem Gleichnis geschilderten Vorgänge jetzt, in der Zeit der Parusie oder Gegenwart des himmlischen Bräutigams, ab? Bedeutet es, daß die Glieder der als „verständige“ Jungfrauen bezeichneten Klasse nicht bereit wären, einem aufrichtigen Menschen zu helfen, der etwas von der unsichtbaren Gegenwart des Herrn Jesus Christus gehört hat und wünscht, daß mit ihm die Bibel studiert wird, damit er ebenfalls zur Ehre des Bräutigams beitragen kann? Würden sie dem Betreffenden sagen, er solle sich selbst helfen? Würde es gegen das, was das Gleichnis lehrt, verstoßen, jemandem zu helfen, der den Wunsch hat, mit Gottes Wort und dem heiligen Geist erfüllt zu werden? Nein, ganz und gar nicht.
22. An welche sinnbildliche Bedeutung des Hochhaltens der brennenden Lampe sollten wir im Zusammenhang mit dem Abgeben von Öl denken, und was versinnbildlicht das Öl?
22 Warum lehnen es denn die Glieder der als „verständige“ Jungfrauen bezeichneten Klasse ab, ihr „Öl“ mit der als „törichte“ Jungfrauen bezeichneten Klasse zu teilen? Wir dürfen nicht vergessen daß es gleichbedeutend ist, Öl in seinem Behälter und symbolisches „Öl“ in sich selbst zu haben. Die brennende Lampe hochzuhalten ist auch dasselbe wie, sein Licht leuchten zu lassen, dasselbe wie, als ein Licht zu leuchten, damit die Menschen in der finsteren Nacht der heutigen Welt unsere guten Werke sehen und Gott deshalb verherrlichen. (Matthäus 5:14-16; Philipper 2:15) Das symbolische „Öl“ vermittelt die Leuchtkraft, und dieses „Öl“ stellt sowohl Gottes Wort dar, das für einen Anbeter Gottes eine Leuchte und ein Licht ist (Psalm 119:105), als auch Gottes heiligen Geist, der uns das Wort Gottes erhellt und in allen, die ihn besitzen, die guten, gottgefälligen Eigenschaften hervorbringt, die als die „Frucht des Geistes“ bezeichnet werden. (Galater 5:22, 23; Epheser 5:18-20) Sollten die „verständigen“ Jungfrauen somit die Menge dieses „Öls“, dieses Leuchtmaterials, das sie in sich haben, vermindern? Sollten sie schließlich aufhören zu leuchten?
23. (a) Welchen Wunsch hat die Klasse der „törichten Jungfrauen“ gegenüber der Klasse der „verständigen Jungfrauen“? (b) Aus was für „Christen“ besteht die Klasse der „törichten Jungfrauen“?
23 Es würde der Klasse der „törichten Jungfrauen“ gefallen, wenn die „verständigen“ so handelten. Die „törichten“ möchten, daß die „verständigen“ mit ihnen einen Kompromiß schließen. Als im Jahre 1919 u. Z. bekanntgegeben wurde, daß der himmlische Bräutigam unsichtbar gegenwärtig sei, war das für alle, die behaupteten, zu den „Jungfrauen“ zu gehören und den Wunsch zu haben, jenem Bräutigam entgegenzugehen und sich mit ihm zu freuen, eine Herausforderung. Alle, die den „törichten“ Jungfrauen gleichen, geben nur vor, Christen zu sein; sie sind größtenteils Namenchristen, die die Forderungen des wahren Christentums nicht erfüllen. Sie mögen eine gewisse Bibelkenntnis haben, eine Kenntnis jedoch, die mit sektiererischem Verständnis gefärbt ist. Sie mögen von der Bibelkenntnis, die sie besitzen, beeinflußt worden sein, aber nicht in dem Maße, daß sie unter der Einwirkung des mächtigen Geistes Gottes die „Frucht des Geistes“ entwickelt hätten. Ihr Wandel stimmt nicht mit dem für einen wahren Christen vorgezeichneten Wandel überein. Sie leuchten lediglich als Namenchristen oder angebliche Christen im religiösen Formenwesen einer der Religionsgemeinschaften der Christenheit, der sie angehören. Sie hoffen, wenn sie sterben, in den Himmel zu kommen.
24. (a) Ist es der Klasse der „törichten Jungfrauen“ mit ihrer religiösen Einstellung möglich, die nachweisbare Tatsache, daß der Bräutigam gegenwärtig ist, anzuerkennen? (b) Auf welches angeblich christliche Niveau sollten die verständigen nach dem Wunsch der törichten herabsteigen, damit sie zusammenarbeiten könnten?
24 Zufolge der religiösen Einstellung, die sie entwickelt haben, sind sie beim Ertönen des mitternächtlichen Rufes: „Der Bräutigam ist da! Geht hinaus, ihm entgegen!“ der Herausforderung nicht gewachsen. Sie erkennen die nachweisbare Tatsache, daß der Bräutigam seit dem Jahre 1914 gegenwärtig ist, nicht an, ja sie werden sie nicht einmal gewahr. Sie geben vor, an den Bräutigam zu glauben und zu glauben, daß die Kirche seine Braut ist, aber sie wollen in ihrer eigenen Weise, in der Weise ihrer Religionsgemeinschaft, dem Bräutigam entgegengehen und sich mit ihm freuen. Somit wären gemeinsame Bestrebungen dieser Klasse und der als „verständige“ Jungfrauen bezeichneten Klasse nur aufgrund eines Kompromisses möglich. Alle, die beanspruchen, Christen zu sein und ein himmlisches Erbteil zu haben, müßten sich einer interkonfessionellen Zusammenarbeit befleißigen. Die Klasse der „verständigen Jungfrauen“ müßte von ihrem geistigen „Öl“ abgeben und von dem christlichen Niveau, das sie entwickelt hat, auf das Niveau der unverständigen Religionsanhänger herabsteigen. Die „Verständigen“ müßten also in religiöser Hinsicht töricht werden, um mit den „törichten“, unverständigen, unklugen Namenchristen gemeinsame Sache machen zu können.
25. (a) Um welche Frage geht es also in bezug auf die Klasse der „verständigen Jungfrauen“? (b) Welchen Worten des Petrus und des Paulus muß sie entsprechen, um schließlich die Forderungen zu erfüllen?
25 Die Frage, um die es geht, ist klar: Läßt sich die als „verständige“ Jungfrauen bezeichnete Klasse von religiösen Gefühlen, wie sie in der Christenheit gepflegt werden, beeinflussen? Lassen sich die Glieder dieser Klasse dazu verleiten, geistiges „Öl“ abzugeben, was zur Folge hätte, daß sie nicht bis ans Ende als wahre Christen leuchten könnten, daß sie also im Laufe der Zeit als Teilnehmer an dem Festzug der Lichtträger, die den Bräutigam zur Tür des Hochzeitssaales begleiten, ausscheiden müßten? Sie müssen, wie wir in 2. Petrus 1:10 lesen, ihr ‘Äußerstes tun, ihre Berufung und Erwählung festzumachen’. Sie müssen den Apostel Paulus nachahmen, der kurz vor seinem Tode schrieb: „Ich habe den vortrefflichen Kampf gekämpft, ich habe den Lauf vollendet, ich habe den Glauben bewahrt. Fortan ist mir die Krone der Gerechtigkeit aufbehalten, die mir der Herr, der gerechte Richter, an jenem Tage als Lohn geben wird.“ Wenn sie zu der Tür kommen, wo der Bräutigam das Hochzeitsfest feiert, müssen sie allem, was von einem Christen gefordert wird, entsprechen. — 2. Timotheus 4:7, 8.
26. Wieso war die Klasse der „verständigen Jungfrauen“ während des Ersten Weltkrieges in ihrer Handlungsweise eingeschränkt, und warum trennte sie sich im Jahre 1919 von der Klasse der „törichten Jungfrauen“?
26 Aus diesem Grund trennte sich die als „verständige“ Jungfrauen bezeichnete Klasse von den Personen, die nur vorgaben, Christen zu sein, so, wie in dem Gleichnis vom Weizen und Unkraut (Lolch) das Unkraut vom Weizen getrennt wurde. Während des Ersten Weltkrieges waren die Glieder dieser Klasse in die Gefangenschaft Babylons der Großen, des Weltreiches der falschen Religion, und ihrer Liebhaber aus den Kreisen des Militärs, der Politik und des Gerichtswesens geraten. Sie waren nicht nur in ihrer Handlungsfreiheit eingeschränkt, weil sie sich vor Menschen fürchteten, die einflußreiche Ämter bekleideten, sondern sie befanden sich auch buchstäblich in Gefangenschaft, nämlich in Gefängnissen, in Arbeitslagern und an anderen Orten, wo sie gefangengehalten wurden. Im Jahre 1919 folgten sie der Aufforderung vom Himmel, Babylon die Große zu verlassen: „Geht aus ihr hinaus, mein Volk, wenn ihr nicht mit ihr teilhaben wollt an ihren Sünden und wenn ihr nicht einen Teil ihrer Plagen empfangen wollt.“ (Offenbarung 18:4) Sie konnten in dieser Frage mit der Klasse der „törichten Jungfrauen“ keinen Kompromiß eingehen. Sie mußten Gott mehr gehorchen als Babylon der Großen und ihren weltlichen Liebhabern. Auch konnten sie nicht wie Babylon die Große das Bild des wilden Tieres anbeten, den Völkerbund, auf den sie sich im Jahre 1919 u. Z. schwang wie ein Reiter auf das Pferd. — Offenbarung 13:14, 15; 14:11, 12; 17:1-18.
27. Inwiefern nahm die Klasse der „verständigen Jungfrauen“ von Anfang an einen klaren Standpunkt ein, wofür die am Sonntag, dem 7. September 1919, abgegebene öffentliche Erklärung ein Beweis war?
27 Die als „verständige“ Jungfrauen bezeichnete Klasse nahm in dieser Frage von Anfang an einen klaren Standpunkt ein. Als Beweis dafür sei der öffentliche Vortrag erwähnt, den Präsident Rutherford am Sonntag nachmittag, den 7. September 1919 auf dem Kongreß in Cedar Point über das Thema „Die Hoffnung für die bedrängte Menschheit“ hielt. In diesem Vortrag wies er darauf hin, daß Gott den Völkerbund nicht gutheiße. Wir zitieren aus dem Bericht, den die in Sandusky (Ohio) erscheinende Zeitung Star-Journal in ihrer Ausgabe vom Montag, dem 8. September 1919, veröffentlichte:
Präsident Rutherford sprach zu fast 7 000 Personen, die sich am Sonntagnachmittag unter den Bäumen eingefunden hatten. Er erklärte, ein von den Kräften der Politik und der Wirtschaft gebildeter Völkerbund, angeregt von dem Wunsch, die Menschheit durch die Einführung von Frieden und Überfluß zu bessern, würde viel Gutes zustande bringen, und versicherte dann, daß sich der Völkerbund jedoch bestimmt des Herrn Mißfallen zuziehen werde, weil die Geistlichen — die katholischen und die protestantischen —, die behaupteten, Gottes Vertreter zu sein, seinen Plan aufgegeben und dem Völkerbund zugestimmt hätten, indem sie ihn als einen politischen Ausdruck des Königreiches Christi auf Erden begrüßt hätten (The Watch Tower, 1. Oktober 1919, Seite 298, 1. Spalte).
28, 29. Warum nahm die Klasse der „verständigen Jungfrauen“ diesen Standpunkt ein, und welcher schmachvolle Ausdruck, den Jakobus gebrauchte, traf auf sie nicht zu?
28 Die Glieder der Klasse der „verständigen Jungfrauen“ waren überzeugt, daß im Jahre 1914, nachdem die Zeiten der Nationen abgelaufen waren, im Himmel das Königreich des geliebten Sohnes Gottes aufgerichtet worden war; für dieses Königreich traten sie kompromißlos ein und weigerten sich, einen Ersatz dafür anzuerkennen und diesen zu verehren. Sie konnten es sich nicht leisten, etwas von ihrem geistigen „Öl“ abzugeben und Gottes messianischem Königreich nicht mehr voll und ganz treu zu sein. Durch ihre unwandelbare Treue zum Königreich machten sie sich in dieser Welt nicht beliebt oder wurden mit dieser Welt nicht gut Freund. Im Gegenteil, die Welt haßte sie deswegen noch mehr. Aber durch diesen Haß und diese Feindschaft von seiten der Welt wurde es nur noch deutlicher sichtbar, daß sie an ihrem Verhältnis zu ihrem himmlischen Bräutigam, dem König, festhielten. Auf sie traf der schmachvolle Ausdruck „Ehebrecherinnen“ nicht zu, mit dem der Jünger Jakobus einige Glieder der Versammlung des ersten Jahrhunderts bezeichnete, als er sagte:
29 „Ihr Ehebrecherinnen, wißt ihr nicht, daß die Freundschaft mit der Welt Feindschaft mit Gott ist? Wer immer daher ein Freund der Welt sein will, stellt sich als ein Feind Gottes dar.“ — Jakobus 4:4.
30, 31. Wem gegenüber bekundete die Klasse der „verständigen Jungfrauen“ die Eigenschaften einer jungfräulichen Braut, und wie wird die Schönheit von Bräutigam und Braut in der Prophezeiung Jesajas beschrieben?
30 Die Klasse der „verständigen Jungfrauen“ ehrte ihren himmlischen Bräutigam, mit dem sie verlobt war oder dem sie zur Ehe versprochen war, indem sie kompromißlos all ihr geistiges „Öl“ behielt und es dazu benutzte, ihre „Lampe“, das heißt sich selbst, ständig hell brennend zu erhalten. Die Glieder dieser Klasse ließen die Eigenschaften der Treue, Keuschheit, Reinheit und Unschuld hervorstrahlen, die von allen gefordert werden, die zur himmlischen Braut des ‘e i n e n Mannes’, des Herrn Jesus Christus, erkoren werden. Sie freuen sich mit ihm, daß Gottes Zeit für seinen geliebten Sohn gekommen ist, seine „Braut“ heimzuführen; sie frohlocken mit ihm, wie geschrieben steht: „Mit dem Frohlocken eines Bräutigams über eine Braut wird dein Gott auch über dich frohlocken.“ (Jesaja 62:5) Um der Schönheit des Bräutigams nicht nachzustehen, möchten sie so schön aussehen wie eine Braut an ihrem Hochzeitstag, und sie nehmen den Schmuck entgegen, den ihnen der himmlische Vater gibt. Diese Schönheit von Bräutigam und Braut wird in Jesaja 61:10 wie folgt geschildert:
31 „Denn er hat mich bekleidet mit den Kleidern der Rettung; mit dem ärmellosen Obergewand der Gerechtigkeit hat er mich umhüllt gleich dem Bräutigam, der nach Priesterart einen Kopfschmuck aufsetzt, und gleich der Braut, die sich ihre Schmucksachen anlegt.“
32. Wie leuchtet die Klasse der „verständigen Jungfrauen“ zur Ehre ihres Bräutigams?
32 Die Klasse der „verständigen Jungfrauen“ auf der Erde sollte nichts tun, was ein schlechtes Licht auf die Pracht des himmlischen Bräutigams werfen würde, der leuchtet wie die Sonne: „Sie ist wie ein Bräutigam, wenn er herauskommt aus seinem Hochzeitsgemach.“ (Psalm 19:4, 5) Es ist daher die Pflicht der Klasse der „verständigen Jungfrauen“, zur Ehre ihres Bräutigams wie Lichter zu leuchten, indem sie die christlichen Eigenschaften offenbart, durch die sie sich von der religiösen Hure, Babylon der Großen, und von all ihren in religiöser Beziehung unmoralischen „Töchtern“ unterscheidet. Wenn sie so leuchtet, stellt sie ihren geliebten Bräutigam den Menschen nicht falsch dar.
ÖL FÜR DIE LAMPEN BEIM HÄNDLER KAUFEN
33. Was konnten gemäß dem Gleichnis Jesu die „verständigen“ Jungfrauen zu den „törichten“ nur sagen, und was bewiesen die „verständigen“ dadurch?
33 Die als „törichte“ Jungfrauen bezeichnete Klasse konnte aus Mangel an geistigem „Öl“ nicht zur Ehre des Bräutigams leuchten, der angekommen und gegenwärtig war und nun zum Hochzeitsfest ging. Sie hatte keinen Anspruch auf das „Öl“, das die „Verständigen“ mitgebracht hatten und das diese benötigten, um dem Bräutigam nachfolgen zu können. Gemäß dem Gleichnis konnten die „Verständigen“ zu den „Törichten“ nur sagen: „Vielleicht mag es nicht ganz für uns und euch genügen. Geht statt dessen hin zu denen, die es verkaufen, und kauft für euch selbst.“ (Matthäus 25:9) Dadurch, daß die „verständigen“ Jungfrauen diesen Standpunkt einnahmen, bewiesen sie erneut ihre Klugheit, doch die Torheit der unverständigen, unklugen Jungfrauen erwies sich für diese als unheilvoll. Sie waren gezwungen, einen Laden zu suchen, wo sie Öl kaufen konnten, um ihre Lampen aufzufüllen.
34, 35. Wie wurde das Öl in der Wirklichkeit, die durch das Gleichnis veranschaulicht wird, gekauft? Was geschah aber gemäß dem Gleichnis in der Zwischenzeit?
34 Auch in der Wirklichkeit, die durch das Gleichnis veranschaulicht wird, mußten die „Törichten“ das notwendige geistige „Öl“ selbst beschaffen. Sie gingen dahin, wo sie aufgrund ihrer religiösen Überzeugung das „Öl“ zu bekommen hofften, mit dessen Hilfe sie — gemäß ihrem religiösen Bekenntnis — in den Himmel kämen. Folglich suchten sie ihre Religionsgemeinschaft auf, um dort das „Öl“ zu holen, das sie verkaufte, und von diesen Krämern erhielten sie die Sorte „Öl“, für die zu zahlen sie bereit waren, ohne die richtige Liebe zum himmlischen Bräutigam zu haben. Werden sie aber mit Hilfe des religiösen „Öls“, das sie von den Krämern zu dem von diesen festgesetzten Preis gekauft haben, Zutritt zum Hochzeitsfest erlangen? Wir lesen darüber:
35 „Während sie hingingen, um zu kaufen, traf der Bräutigam ein, und die Jungfrauen, die bereit waren, gingen mit ihm hinein zum Hochzeitsfest; und die Tür wurde verschlossen.“ — Matthäus 25:10.
36. Welche Jungfrauen waren im Festzug mit dem Bräutigam zusammen, und was ermöglichte es ihnen, die Prüfung an der „Tür“ zu bestehen?
36 Die „verständigen“ Jungfrauen und die „törichten“ Jungfrauen gingen in entgegengesetzte Richtungen — die „törichten“ entfernten sich vom Bräutigam, und die „verständigen“ gingen dem ankommenden Bräutigam entgegen. Die „verständigen“ Jungfrauen trafen an einem Ort mit dem Bräutigam zusammen, der noch etwas von der „Tür“ des Hauses, in dem das Hochzeitsfest stattfinden sollte, entfernt war. Von dem Ort, an dem sie mit ihm zusammentrafen, bis zu seinem Haus fand ein mit Lampen beleuchteter Brautzug statt, und in dieser Zeit waren die „verständigen“ Jungfrauen mit dem Bräutigam zusammen, und der Bräutigam war bei ihnen anwesend. Als der fröhliche Festzug seinen Bestimmungsort erreichte und durch die Tür des Hauses zog, in dem der Bräutigam wohnte, brannten die Lampen der „verständigen“ Jungfrauen hell. Das Öl war ihnen nicht ausgegangen, bevor sie die „Tür“ erreicht hatten. Bei dieser Gelegenheit bewiesen die „verständigen“ Jungfrauen, daß sie zu dem Zuge gehörten, der dem Bräutigam nachfolgte. Das berechtigte sie zur Teilnahme am Hochzeitsfest. Wie wichtig es war, für die Prüfung bereit zu sein, wird in dem Gleichnis durch folgende Worte hervorgehoben: „Und die Jungfrauen, die bereit waren, gingen mit ihm hinein zum Hochzeitsfest.“ Die Tür wurde nicht vor ihnen, sondern hinter ihnen verschlossen.
37. Als was für Personen müssen sich die heutigen „Jungfrauen“ erweisen, wenn sie die Stelle erreichen, an der die Prüfung erfolgt, und in welchem Zustand befinden sie sich, weshalb der Bräutigam sie als Glieder der „Braut“klasse annimmt?
37 Heute, in der Wirklichkeit, die durch das Gleichnis veranschaulicht wird, bleiben die Glieder der Klasse der „verständigen Jungfrauen“ in dem Festzug, wodurch der Bräutigam in seiner Herrlichkeit bis zum Ende geehrt und gepriesen wird. Wenn sie die Stelle erreichen, die „Tür“, an der die Prüfung erfolgt, erweisen sie sich als würdig, zur Hochzeitsfeier zugelassen zu werden. Die Prüfung, die der himmlische Bräutigam, dem sie zur Ehe versprochen sind, durchführt, ergibt, daß sie die strahlende christliche Persönlichkeit besitzen, die er von seiner himmlischen „Braut“ erwartet. Sie stellen sich „als eine keusche Jungfrau dem Christus“ dar. Sie haben sich nicht „verdorben ..., hinweg von der Aufrichtigkeit und der keuschen Reinheit, die dem Christus gebühren“. (2. Korinther 11:2, 3) Die heutigen „verständigen“ Jungfrauen können vom Bräutigam als Glieder der Christenversammlung angenommen werden, über die geschrieben steht: „Daß er die Versammlung sich selbst in ihrer Pracht darstelle, ohne daß sie einen Flecken oder eine Runzel oder etwas dergleichen habe, sondern daß sie heilig und ohne Makel sei.“ — Epheser 5:27.
„UND DIE TÜR WURDE VERSCHLOSSEN“
38. Wie viele werden schließlich zur Teilnahme am Hochzeitsfest zugelassen und wann wird die „Tür“ auf höheren Befehl geschlossen, und warum?
38 Natürlich werden nicht mehr durch die „Tür“ hinein- und zur Teilnahme am Hochzeitsfest zugelassen als erforderlich ist, um die Zahl von 144 000 Gliedern der himmlischen „Braut“klasse vollzumachen. (Offenbarung 7:4-8; 14:1-5) Aber wann wird die „Tür“ auf höheren Befehl geschlossen? Das geschieht, wenn die „große Drangsal“ zu der von Gott bestimmten Zeit beginnt und die Christenheit sowie die übrigen Teile der Hure, Babylons der Großen, des Weltreiches der falschen Religion, vernichtet werden. Dann wird es für alle angeblichen Christen zu spät sein, Babylon die Große zu verlassen, um an deren Sünden nicht teilzuhaben und nicht von ihren todbringenden Plagen zu empfangen. (Offenbarung 18:4) Die Tatsache, daß die Tage der „großen Drangsal“ um der „Auserwählten“ willen „verkürzt“ werden zeigt, daß zu dem Zeitpunkt, da die „große Drangsal“ beginnen wird, die „Auserwählten“ vollzählig sein werden, nämlich 144 000. Das hat zur Folge, daß die Tür verschlossen wird.
39. Was geschieht in dem Gleichnis von den „zehn Jungfrauen“ abschließend noch?
39 Was wird dann geschehen? In dem Gleichnis von den „zehn Jungfrauen“ wird das durch folgende abschließende Worte angedeutet: „Danach kamen auch die übrigen Jungfrauen und sprachen: ,Herr, Herr, öffne uns!‘ Er gab zur Antwort: ,Ich sage euch die Wahrheit: Ich kenne euch nicht.‘ “ — Matthäus 25:11, 12.
40. Weshalb konnte der Bräutigam zu den „törichten“ Jungfrauen mit Recht sagen: „Ich kenne euch nicht.“?
40 Die fünf „törichten“ Jungfrauen beschafften sich die Sorte Öl, die sie bei den Ölhändlern, die ihnen zu jener Stunde der Nacht noch etwas verkauften, bekommen konnten; so kamen sie mit brennenden Lampen an die Tür. Aber ihre Lampen hatten nicht zu Ehren des Bräutigams gebrannt. Sie waren keine Teilnehmer des Festzuges gewesen, die mit ihm zusammengetroffen waren, sich über ihn gefreut und ihn mit Freuden begleitet hatten. Was hätte denn den Bräutigam erkennen lassen sollen, daß sie zu seinem Festzug gehörten? Es gab nichts, was ihm das bewiesen hätte! Sie hatten nichts zum Glanz seines Hochzeitszuges beigetragen. Deshalb konnte er mit Recht zu ihnen sagen: „Ich kenne euch nicht.“ Das gab ihm das Recht, die Tür verschlossen zu halten.
41. Was wird die Klasse der „törichten Jungfrauen“ in bezug auf sich selbst erkennen, wenn die „große Drangsal“ über die Christenheit hereinbricht?
41 So wird auch, wenn die „große Drangsal“ mit der Vernichtung der Christenheit, des führenden Teils der religiösen Hure, Groß-Babylons, beginnt, ihre Hoffnung, wenn sie stürben, in den Himmel zu kommen, stark erschüttert oder in Frage gestellt werden. Sie werden erkennen, daß sie nicht der richtigen Religionsgemeinschaft angehörten, der Gemeinschaft, die die „keusche Jungfrau“ bildet, „die Braut, das Weib des Lammes“. Sie werden die Erfahrung machen, daß sie nicht im physischen Leib in Wolken fortgenommen oder „entrückt“ werden „zur Begegnung mit dem Herrn in der Luft“, wie ihre religiösen Lehrer 1. Thessalonicher 4:17 auslegen. Wohl haben sie als Glieder dieser oder jener Religionsgemeinschaft der Christenheit geleuchtet, aber sie waren keine echten Christen, sondern nur Namenchristen oder angebliche Christen. Was jetzt, da die „große Drangsal“ beginnt, zählt, ist nicht das, was ihre Geistlichen oder Prediger über sie dachten oder sagten, sondern wie der himmlische Bräutigam sie beurteilt.
42. Gestützt worauf werden sie dann den Bräutigam um Anerkennung anrufen, da ihre Religionsgemeinschaft, die ihnen als Mittler gedient hat, nicht mehr dasein wird?
42 Zu spät erkennen die „Ausgeschlossenen“ die Situation, versinnbildet durch die verschlossene Tür, die für sie dadurch entsteht, daß die religiöse Vorstellung, auf der ihr Glaube beruht hat, durch die „große Drangsal“ verschwindet. Da ihre Religionsgemeinschaft, die bis dahin als ihr Mittler gedient hat, vernichtet wird, werden sie direkt mit dem Bräutigam und Haupt der wahren Kirche verkehren müssen. Da seine Parusie oder Gegenwart unsichtbar ist und er von ihnen nicht gesehen wird — als befände er sich hinter einer verschlossenen Tür —, werden sie ihn anrufen, um zu sehen, ob ihr Bekenntnis zum Christentum ohne die rechten Werke sie retten und es ihnen ermöglichen wird, in den Himmel zu kommen. Sie haben ihn mit dem Munde bekannt, sollte er sie jetzt dafür nicht auch anerkennen? „Herr, Herr“, werden sie ausrufen in der Hoffnung, daß er sie hört. Das sollte bewirken, daß ihnen die Tür geöffnet wird. Geschieht das?
43. (a) Welche Worte, die Jesus in seiner Bergpredigt über diejenigen sprach, die ihn „Herr“ nannten, haben die Glieder der Klasse der „törichten Jungfrauen“ nicht ernst genommen? (b) Was wird ihnen widerfahren, wenn Jesus schließlich zeigt, daß es ihm mit diesen Worten Ernst war?
43 Sie haben das, was der himmlische Bräutigam in seiner Bergpredigt sagte, als er auf der Erde war, nicht ernst genommen, nämlich: „Nicht jeder, der zu mir sagt: ,Herr, Herr‘, wird in das Königreich der Himmel eingehen, sondern wer den Willen meines Vaters tut, der in den Himmeln ist. Viele werden an jenem Tage zu mir sagen: ,Herr, Herr, haben wir nicht in deinem Namen prophezeit und in deinem Namen Dämonen ausgetrieben und in deinem Namen viele Machttaten vollbracht?‘ Und doch will ich ihnen dann bekennen: Ich habe euch nie gekannt! Weichet von mir, ihr Täter der Gesetzlosigkeit.“ (Matthäus 7:21-23) Aber in der „großen Drangsal“ wird die Klasse der „törichten Jungfrauen“ wissen, daß es dem Bräutigam mit diesen Worten sehr Ernst war, daß sie einen Grundsatz zum Ausdruck bringen, von dem er sich leiten läßt. Er wird ihnen die Tür nicht öffnen, um sie zur Teilnahme an dem himmlischen Hochzeitsfest einzulassen. Er wird sie draußen lassen, im tiefen Dunkel der Nacht dieser Welt, wo sie mit den anderen „Tätern der Gesetzlosigkeit“ umkommen werden. Nach dieser Vernichtung werden sie nicht zu himmlischem Leben auferstehen.
44. Mit welchen Worten schloß Jesus das Gleichnis von den „zehn Jungfrauen“ ab, und was dürfen die „verständigen“ mit ihrem geistigen Öl nicht geschehen lassen?
44 Jesu Worte, mit denen er das hervorhebt, was er durch das Gleichnis von den „zehn Jungfrauen“ lehren will, sind somit besonders für uns zeitgemäß, die wir in der Zeit des „Abschlusses des Systems der Dinge“ leben, nämlich: „Wacht daher beharrlich, denn ihr kennt weder den Tag noch die Stunde.“ (Matthäus 25:13) Jetzt sollten alle, die den fünf „verständigen“ Jungfrauen gleichen möchten, durch ihre Tätigkeit und eine christliche Persönlichkeit, welche den Forderungen entspricht, die an alle Glieder der himmlischen „Braut“klasse gestellt werden, fortgesetzt leuchten. Sie dürfen keinen Kompromiß mit denen eingehen, die bestrebt sind, sie für die Torheit der anderen mitverantwortlich zu machen, und deshalb etwas oder viel von ihrem geistigen „Öl“ beanspruchen.
45. Mit wem dürfen die Glieder der Klasse der „verständigen Jungfrauen“ keine gemeinsame Sache machen, und zu wessen Ehre sollten sie ständig leuchten, und warum?
45 Wir dürfen uns nicht der Gefahr aussetzen, daß unsere Lampen verlöschen, und dürfen auf religiösem Gebiet nicht mit ihnen gemeinsame Sache machen. Wir benötigen alles geistige „Öl“, das wir für uns beschaffen können. Unser Glaube an die Ankunft und Gegenwart des Bräutigams muß stark bleiben, und wir müssen an dem mit Lampen beleuchteten Zug, der dem Bräutigam folgt, teilnehmen, bis dieser mit seiner Braut, seiner Versammlung, zu Hause ankommt. Die lange Zeit, in der der Bräutigam ausgeblieben war, ist vergangen. Er ist hier gegenwärtig in seiner Herrlichkeit. Die Zeit der Müdigkeit und des Schlafes ist vorbei! Es ist Zeit, zu seiner Ehre zu leuchten und die Freude zu teilen, die der himmlische Vater ihm bereitet hat, nämlich seine geistige „Braut“ zu sich zu nehmen und dies durch ein Hochzeitsfest zu feiern. Es ist jetzt unbedingt notwendig, wachsam zu bleiben, denn wir kennen weder den Tag noch die Stunde, da jene „Tür“ der Gelegenheit verschlossen und nie mehr geöffnet werden wird.
EIN BESTANDTEIL DES „ZEICHENS“ SEINER PARUSIE
46. (a) In Verbindung mit der Beantwortung welcher Frage seiner Apostel erzählte Jesus das Gleichnis von den „zehn Jungfrauen“? (b) Was läßt die Glieder der Klasse der „verständigen Jungfrauen“ erkennen, daß das, was durch den Höhepunkt dieses Gleichnisses veranschaulicht wird, Wirklichkeit geworden ist, und von welcher Tatsache sind sie daher überzeugt?
46 Jesus erzählte das Gleichnis von den „zehn Jungfrauen“ in Verbindung mit der Antwort auf die Frage seiner Apostel: „Was wird das Zeichen deiner Gegenwart [parousía] und des Abschlusses des Systems der Dinge sein?“ (Matthäus 24:3) Das, was durch den Höhepunkt dieses Gleichnisses veranschaulicht wird, ist vom Jahre 1914 u. Z. an Wirklichkeit geworden. Jeder kann sehen, wie die letzten Einzelheiten dieses Gleichnisses wahr werden. Die im einzelnen dargelegten Vorgänge haben sich nicht in einem Winkel zugetragen, im verborgenen, sondern in aller Öffentlichkeit, so daß aufmerksame Personen Kenntnis davon nehmen konnten, ganz gleich, ob sie ihre Bedeutung verstanden oder nicht. Wenigstens die, die zu der Klasse der „verständigen Jungfrauen“ gehören, haben diese bedeutsamen Geschehnisse beobachtet und sie sind für sie ein überzeugender Beweis dafür, daß der himmlische Bräutigam im Jahre 1914 u. Z. gekommen ist und daß wir jetzt in der Zeit seiner unsichtbaren Parusie oder Gegenwart leben. Da sie sehen, daß sich die in dem Gleichnis von den „zehn Jungfrauen“ geschilderten Vorgänge abspielen, erkennen sie mit dem Auge des Glaubens, daß er gegenwärtig ist. Sie sind überzeugt, daß im Jahre 1914 u. Z. die Zeit des „Abschlusses des Systems der Dinge“ begonnen hat.
47. Inwiefern ist das, was die „verständigen“ Jungfrauen in dem Gleichnis nach dem Ertönen des mitternächtlichen Rufes, durch den der Bräutigam angekündigt wurde, taten, eine Bestätigung für die eigentliche Bedeutung des griechischen Wortes parousía?
47 Auch bedeutet ja das griechische Wort, das der Apostel Matthäus in seinem Evangelium in Kapitel 24, Vers 3 gebraucht hat, nicht „Kommen“, wie viele Übersetzer dieses griechische Wort wiedergeben, sondern „Gegenwart“. Das wird durch das bewiesen, was in dem Gleichnis beschrieben wird. Die „zehn Jungfrauen“, die eingenickt oder eingeschlafen sind, wachen auf, sobald sie den mitternächtlichen Ruf: „Der Bräutigam ist da!“ hören. Sie lassen ihre Blicke umherschweifen auf der Suche nach seinem beleuchteten Festzug, und sobald sie beobachten, daß er den Ort erreicht, an dem sie sind, schließen sich die, die bereit sind, seinem Zuge an. Von diesem Augenblick an vergeht Zeit, ehe alle die Wohnung des Bräutigams erreichen, wo das Hochzeitsfest stattfinden wird, an dem alle Geladenen, die für würdig befunden werden, teilnehmen. Somit muß der Bräutigam von der Zeit seiner Ankunft bis zu der Zeit, da er seine Braut in das für sie bereitgemachte Haus geleitet hat, gegenwärtig oder anwesend gewesen sein.
EIN MISSVERSTÄNDNIS RICHTIGSTELLEN
48. (a) In welchem Jahr begann nach den Berechnungen des Redakteurs und Herausgebers der Zeitschrift Zion’s Watch Tower die Gegenwart Christi? (b) Welches Jahr hielt man damals für das Jahr der Erschaffung des Menschen, wie das aus dem Vermerk ersichtlich war, der jahrelang auf der Titelseite des Wacht-Turms erschien?
48 Der Redakteur und Herausgeber der Zeitschrift Zion’s Watch Tower and Herald of Christ’s Presence (Zions Wacht-Turm und Verkünder der Gegenwart Christi) errechnete allerdings, daß die „Gegenwart“ oder Parusie des himmlischen Bräutigams mit dem Jahr 1874 u. Z. begonnen habe. Russell und seine Mitarbeiter errechneten auch, daß Jehova Gott den ersten Menschen im Jahre 4128 v. u. Z. erschaffen habe, was bedeutet hätte, daß der Mensch im Jahre 1872 u. Z. 6 000 Jahre auf der Erde gewesen wäre. Man begann die Jahre nach dieser Zeitrechnung zu zählen, und auf der Titelseite der englischen Ausgabe der Zeitschrift Zions Wacht-Turm und Verkünder der Gegenwart Christi erschien vom 1. Juli 1906 an bis zur Ausgabe vom 15. September 1928 die entsprechende Jahreszahl. Auf der ersten der erwähnten Wacht-Turm-Ausgaben stand zum Beispiel: „July 1, A. D. 1906 — A. M., 6034“ (dementsprechend erschien auf der Titelseite der deutschen Ausgabe vom August 1906 die Angabe: seit Adam: 6034); die letzte der erwähnten Ausgaben trug das Datum: „Anno Mundi 6056 — September 15, 1928“ (deutsche Ausgabe: „1. Oktober 1928, seit Adam: 6056“). Als „Jahr der Welt“ errechnete man das Jahr 4128 vor unserer Zeitrechnung.
49. (a) Welches Jahr wurde als das Jahr des Sündenfalls errechnet? (b) Wann hätten demnach die tausend Jahre beginnen müssen, in denen Satan im Abgrund gewesen wäre und Christus regiert hätte?
49 Man nahm jedoch an, der vollkommene Mann und die vollkommene Frau hätten vor dem Sündenfall zwei Jahre im Garten Eden gelebt; deshalb errechnete man das Jahr 4126 v. u. Z. als das Jahr des Sündenfalls. Nach dieser Berechnung waren im Jahre 1874 u. Z. 6 000 Jahre, in denen die Menschheit in der Sklaverei der Sünde war, verflossen; ebenfalls in jenem Jahr, und zwar im Herbst, sollte das siebente Jahrtausend begonnen haben, was bedeutet hätte, daß damals der Urheber der Sünde, Satan, der Teufel, gebunden und in den Abgrund geworfen worden wäre und Christus begonnen hätte, die vorausgesagten tausend Jahre zu regieren. Das hätte bedeutet, daß das Jahr, in dem Christus seine Herrschaft begonnen hätte, auch das Jahr seiner Rückkehr und des Beginns seiner unsichtbaren Gegenwart oder Parusie gewesen wäre.
50. Welche Gedanken aus der Fußnote zu Apostelgeschichte 13:20 in Wilsons Bibelübersetzung The Emphatic Diaglott wurden bei dieser Zeitrechnung berücksichtigt?
50 Die erwähnte Zeitrechnung berücksichtigte die Vermutung, die in der Bibelübersetzung von Benjamin Wilson, The Emphatic Diaglott, in der Fußnote zu Apostelgeschichte 13:20 zu finden ist; der Text lautet: „Und hernach gab er ihnen, etwa vierhundertfünfzig Jahre, Richter bis auf den Propheten Samuel.“ Die Fußnote zu dieser Wiedergabe dieses Bibeltextes lautet:
An dieser Stelle ergibt sich eine Schwierigkeit, die den Gelehrten, die sich mit der biblischen Zeitrechnung befassen, großes Kopfzerbrechen bereitet. Die hier erwähnte Zahl der Jahre stimmt nicht mit der in 1. Könige 6:1 erwähnten Zahl überein. Es sind viele Versuche gemacht worden, dieses Problem zu lösen, aber nur eine Erklärung scheint zufriedenstellend zu sein, die Erklärung nämlich, daß der Text in 1. Könige 6:1 verderbt worden ist, indem man den hebräischen Buchstaben Daleth (4) an die Stelle des Buchstabens He (5), der ähnlich aussieht, gesetzt hat. Das ergäbe, daß vom Auszug bis zum Bau des Tempels 580 Jahre (anstatt 480) verflossen wären, und das würde mit der Zeitrechnung des Paulus genau übereinstimmen.
51. (a) Was schrieb daher C. T. Russell über 1. Könige 6:1 in seinem Buch The Time Is at Hand (Seite 53)? (b) In welches Jahr wäre demnach die Erschaffung des Menschen gefallen, in welchem Jahr wären vom Sündenfall an 6 000 Jahre verflossen gewesen, und wann hätte das große Jubeljahr beginnen müssen?
51 Auf der Seite 53 des Buches The Time Is at Hand von C. T. Russell (deutsch: Der Wacht-Turm, September 1911, S. 143) wird über 1. Könige 6:1 gesagt:
Es sollte augenscheinlich das fünfhundertundachtzigste Jahr heißen und wird möglicherweise ein Fehler bei der Abschreibung gewesen sein, denn wenn wir zu Salomos vier Jahren die vierzig Jahre Davids und die vierzig Jahre Sauls und die sechsundvierzig Jahre von dem Auszug aus Ägypten bis zur Teilung des Landes hinzuzählen, haben wir einhundertunddreißig Jahre, und ziehen wir diese von den vierhundertundachtzig Jahren ab, so bleiben nur dreihundertundfünfzig Jahre für die Periode der Richter übrig anstatt vierhundertundfünfzig Jahre, die in Richter und 1. Sam. annähernd und in Apg. 13, 19-21 bestimmt genannt werden. Der hebräische Buchstabe „Daleth“ (4 ,ד) sieht dem Buchstaben „He“ (5 ,ה) sehr ähnlich, und [es] wird angenommen, daß auf diese Weise der Fehler entstanden ist — und möglichenfalls der eines Abschreibers gewesen ist. [In] 1. Kön. 6, 1 sollte es also f ü n fhundertundachtzig heißen und somit in voller Harmonie sein mit den anderen diesbezüglichen Aussagen.
Man verlängerte also beim Zusammenstellen der biblischen Chronologie die Richterzeit um 100 Jahre; dadurch wurde die Zeit der Erschaffung des Menschen um 100 Jahre zurückgeschoben, in das Jahr 4128 v. u. Z., so daß das Jahr 6000 der Menschheitsgeschichte auf das Jahr 1872 u. Z. fiel (Die Zeit ist herbeigekommen, Seite 46). Da man annahm, daß bis zum Sündenfall zwei Jahre vergangen seien, errechnete man, daß vom Sündenfall an bis zum Jahre 1874 u. Z. 6 000 Jahre verflossen seien und damit das siebente Jahrtausend, in dem durch die Herrschaft Christi die Sünde beseitigt würde, begonnen habe. Demnach hätte in jenem Jahr das große Jubeljahr der Erde beginnen müssen.
52. Werden die in Apostelgeschichte 13:20 erwähnten 450 Jahre in den ältesten griechischen Manuskripten, wie aus modernen Bibelübersetzungen ersichtlich, auf die Richterzeit oder auf die Zeit davor bezogen?
52 Nach den ältesten Manuskripten der Christlichen Griechischen Schriften lautet der Text in Apostelgeschichte 13:20 jedoch anders, als er in der Bibelübersetzung The Emphatic Diaglott und in anderen älteren Bibelübersetzungen wiedergegeben wird. In den ältesten Manuskripten werden die vierhundertundfünfzig Jahre nicht auf die Richterzeit bezogen. In der Bibelübersetzung von Kürzinger (Ausgabe 1962) wird Apostelgeschichte 13:20 wie folgt wiedergegeben: „... nach etwa vierhundertundfünfzig Jahren. Danach gab er ihnen Richter bis zu Samuel, dem Propheten.“ Nach der Jerusalemer Bibel (Ausgabe vom Jahre 1968) lautet dieser Text: „... nach ungefähr vierhundertfünfzig Jahren. Danach bestellte er Richter bis auf den Propheten Samuel.“ Sowohl in der Menge-Bibel vom Jahre 1949 als auch in der revidierten Luther-Bibel vom Jahre 1964 wird dieser Text ähnlich wiedergegeben.
53. Wurden in den alten hebräischen Bibelhandschriften Buchstaben des Alphabets verwendet, um Zahlenwerte darzustellen?
53 Ferner wurden in den ältesten hebräischen Handschriften wie den „Schriftrollen vom Toten Meer“ keine Buchstaben des Alphabets verwendet, um Zahlenwerte darzustellen, sondern die Zahlen, die in der Bibel vorkommen, sind ausgeschrieben; das bedeutet, daß die Annahme, beim Abschreiben von 1. Könige 6:1 sei ein Fehler unterlaufen, nicht zutreffen kann.b
54. (a) Das Datum für den Beginn welcher hier zur Betrachtung stehenden Zeitperiode wurde dadurch beeinflußt, daß man die Zeitrechnung der Bibel so annahm, wie sie darin steht? (b) Bedeutete die Änderung des Namens des Wachtturms, durch die das Wort „Gegenwart“ fallengelassen wurde, daß man nicht mehr an die Gegenwart Christi glaubte?
54 Das zeigt, daß die Bibel nicht dazu berechtigt, bei der Richterzeit 100 Jahre einzufügen. Diese Einfügung sollte daher fallengelassen werden, und man sollte die Zeitrechnung der Bibel so nehmen, wie sie in der Bibel steht. Das mußte sich natürlich unweigerlich auf das Datum für den Beginn der Parusie des Bräutigams, Jesus Christus, auswirken. Man änderte den Namen der Zeitschrift The Watch Tower, beginnend mit der Ausgabe vom 1. Januar 1939, auf The Watchtower and Herald of Christ’s Kingdom (deutsch: Der Wachtturm und Verkündiger des Königreiches Christi) und, beginnend mit der Ausgabe vom 1. März 1939, auf The Watchtower Announcing Jehovah’s Kingdom (deutsch: vom 1. Mai 1939 an auf Der Wachtturm als Verkünder von Jehovas Königreich). Das bedeutete nicht, daß die Herausgeber dieser Zeitschrift nicht mehr glaubten, sie würden in der Zeit der Gegenwart oder Parusie Christi leben, sondern es bedeutete, daß mehr Nachdruck auf das Königreich gelegt wurde, auf das Königreich Jehovas Gottes unter Jesus Christus, denn durch Jehovas Königreich unter Christus wird Jehovas universelle Souveränität gerechtfertigt werden.
55. (a) Wann und wo wurden für die Richterzeit zum erstenmal nicht mehr 100 Jahre zuviel gerechnet, und wann würde demnach der Mensch sechstausend Jahre gelebt haben? (b) Wie beeinflußte dies das Datum 1874 u. Z. und welche Frage erhob sich?
55 Im Jahre 1943 gab die Watch Tower Bible and Tract Society das Buch „The Truth Shall Make You Free“ („Die Wahrheit wird euch frei machen“) heraus. Im elften Kapitel dieses Buches, das überschrieben war „Die Zeitrechnung“, wurden für die Richterzeit nicht mehr 100 Jahre zuviel gerechnet, und man berücksichtigte die älteste und zuverlässigste Lesart von Apostelgeschichte 13:20; ferner akzeptierte man die ausgeschriebenen Zahlen in den Hebräischen Schriften. Das bedeutete, daß der Mensch erst in den 1970er Jahren sechstausend Jahre auf der Erde gelebt haben würde. Natürlich konnte nun das Jahr 1874 u. Z. nicht mehr als das Datum für die Wiederkunft des Herrn Jesus Christus und den Beginn seiner unsichtbaren Gegenwart oder Parusie gelten. Somit lagen die tausend Jahre noch in der Zukunft, in denen Satan der Teufel, gefesselt im Abgrund gefangengehalten würde und die 144 000 Miterben Christi mit Christus in himmlischer Herrlichkeit regieren würden. Wie stand es aber um die Parusie (Gegenwart) Christi? Auf der Seite 325 (der deutschen Ausgabe) des erwähnten Buches wurde entschieden erklärt: „Die Gegenwart oder parousía des Königs begann im Jahre 1914.“ Auch in der Zeitschrift The Watchtower, Ausgabe vom 15. Juli 1949, Seite 215, Absatz 22 (Wachtturm vom 15. September 1949, Seite 279, Absatz 22) wurde erklärt: „... daß der Messias, der Sohn des Menschen, im Jahre 1914 n. Chr. zur Königreichsmacht kam und daß dies sein zweites Kommen und der Beginn seiner zweiten parousía oder Gegenwart ist.“
56. (a) Welche neue Bibelübersetzung wurde im Jahre 1950 veröffentlicht, und wie wurde darin Apostelgeschichte 13:20 wiedergegeben? (b) Was wurde ferner in einem Buch über die Gegenwart Christi gemäß der berichtigten biblischen Zeitrechnung gesagt?
56 Die im Jahre 1950 herausgegebene New World Translation of the Christian Greek Scriptures (Neue-Welt-Übersetzung der Christlichen Griechischen Schriften, 1963) enthielt die zuverlässigste Lesart von Apostelgeschichte 13:20 und gab an allen Stellen das Wort parousía mit „Gegenwart“ wieder. Gleich darauf erschien das Buch „This Means Everlasting Life“ („Dies bedeutet ewiges Leben“). Das 21. Kapitel dieses Buches trug die Überschrift „Zweite Gegenwart des Hauptvermittlers des Lebens“. Dieses Kapitel behandelte von Anfang bis Ende dieses Thema, gestützt auf die berichtigte biblische Zeitrechnung. Auf den Seiten 220 bis 222 lesen wir:
Die bereits betrachteten Beweise zeigen, daß Gottes Königreich im Jahre 1914 n. Chr. geboren und sein Sohn auf den Thron erhoben worden ist mit der Autorität, inmitten seiner Feinde mit eisernem Stabe zu herrschen. Er wird sie schließlich zerschmettern und das Universum von allen säubern, die wider Gottes rechtmäßige Oberhoheit kämpfen. — Psalm 2:8, 9.
Somit kennzeichnet das Jahr 1914 n. Chr. die Zeit der unsichtbaren Wiederkunft Christi im Geiste. ... Daß er im Jahre 1914 in das Königreich gekommen ist, kennzeichnet den Beginn seiner zweiten Gegenwart oder parousía. Dieses griechische Wort bedeutet Gegenwart.
... Obwohl unsichtbar, im Geiste, ist seine zweite Gegenwart für die Menschen der ganzen Erde doch von solcher Wichtigkeit, daß sie weder geheimgehalten werden darf noch wird. ... „Denn ebenso wie der Blitz ausgeht von östlichen Gegenden und hinüberleuchtet zu westlichen, so wird auch die Gegenwart [parousía] des Sohnes des Menschen sein.“ — Matthäus 24:26, 27, NW.
Seit 1914 hat der gegenwärtige Christus die Beweise seiner zweiten Gegenwart oder parousía den Menschen überall kundgetan und verständlich gemacht.
57. (a) Begann Christus vor dem Ende der Zeiten der Nationen, vor dem Jahr 1914, inmitten seiner Feinde zu regieren? (b) Wann bewirkte der Bräutigam, daß der mitternächtliche Ruf gehört wurde, und für welche wichtigen Tatsachen ist das, was seither geschehen ist, ein Beweis?
57 Wie schön stimmt doch der Gedanke mit der inspirierten Heiligen Schrift überein, daß Christus nicht vierzig Jahre vor 1914, dem Jahr, in dem die Zeiten der Nationen abliefen, zu regieren begann! Er tat das nicht, sondern er wartete zur Rechten seines himmlischen Vaters bis zu jenem Zeitpunkt, um dann zu beginnen, inmitten seiner irdischen Feinde zu herrschen, die Jehova als Schemel für seine Füße hinlegt. (Psalm 110:1, 2; Hebräer 10:12, 13) Die Anwesenheit oder Parusie des Königs begann somit richtigerweise in jenem Jahr. Wie die Geschichte zeigt, bewirkte er, daß im Jahre 1919 der mitternächtliche Ruf auf der Erde ertönte und die schlafenden „Jungfrauen“ wachgerüttelt wurden, so daß sie die Dringlichkeit der Situation erkannten. „Der Bräutigam ist da! Geht hinaus, ihm entgegen!“ Dieser Ruf gab ihnen die Gewißheit, daß der himmlische Bräutigam anwesend war. Von da an ist die als „verständige“ Jungfrauen bezeichnete Klasse ihm entgegengegangen. Die Glieder dieser Klasse scheinen wie Lichter in der finsteren Welt. Das an sich ist ein Beweis dafür, daß wir in der Zeit der verheißenen Gegenwart Christi leben. Es ist auch ein Beweis dafür, daß sich Gottes Königreich, in dem Christus tausend Jahre herrschen wird, genaht hat!
58. Warum dürfen wir uns bei einer Betrachtung des „Zeichens“ der Nähe des Königreiches nicht nur mit dem Gleichnis von den „zehn Jungfrauen“ befassen?
58 Die Erfüllung des prophetischen Gleichnisses von den „zehn Jungfrauen“ bildet nicht das ganze „Zeichen“ für das Herannahen dieser gesegneten Tausendjahrherrschaft. Wir dürfen uns daher nicht mit diesem Gleichnis begnügen, sondern müssen uns mit weiteren Bestandteilen dieses außerordentlichen „Zeichens“ befassen.
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