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Unser Gewissen schulen, damit es besser reagiertDer Wachtturm 1976 | 1. Dezember
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Unser Gewissen schulen, damit es besser reagiert
„Behaltet ein gutes Gewissen, damit in dem Besonderen, worin man gegen euch redet, die beschämt werden, welche von eurem guten Wandel in Verbindung mit Christus geringschätzig reden“ (1. Petr. 3:16).
1. Was haben wir in den letzten Jahren über das Gewissen gelernt?
IN DEN letzten Jahren haben wir ein besseres Verständnis über das biblisch geschulte Gewissen erlangt und darüber, was es ist und wie es funktioniert. Wir haben erkannt, daß es nicht lediglich ein Denkvorgang ist, sondern ein inneres Sittlichkeitsempfinden, das für oder gegen unser Denken und Handeln zeugt. Unser Gewissen spiegelt die sittliche Natur wider, die wir besitzen, weil wir in sittlicher Hinsicht im Bilde unseres Gottes Jehova erschaffen wurden (1. Mose 1:26, 27). Das Gewissen ergibt sich aus dem Zusammenwirken des Sinnes, dem Verstand innewohnt, und des Herzens, dem ein Sittlichkeitsgefühl innewohnt.
2. (a) Wieso kann die Bibel dazu beitragen, unser Gewissen zu verbessern? (b) Was sollten wir uns zum Ziel setzen, wenn wir ein gutes Gewissen haben möchten, und wie können wir dieses Ziel erreichen?
2 Dadurch, daß wir Gottes Wort studieren, können wir unser Herz und unseren Sinn richtig nähren, denn die Bibel fördert ein hohes sittliches Niveau. Die Bibel hat die einzigartige Macht, Menschen zum Guten anzuregen, denn sie macht uns mit der Persönlichkeit des Schöpfers, Jehova, vertraut, die wir widerspiegeln sollten. Wer ein gutes Gewissen haben möchte, sollte sich daher zum Ziel setzen, ein herzliches, persönliches Verhältnis zu Gott zu entwickeln, und dabei das Ziel der Heiligkeit und des ewigen Lebens im Sinn behalten. Dazu fordert uns der christliche Apostel Petrus mit den Worten auf: „In Übereinstimmung mit dem Heiligen, der euch berufen hat, werdet auch ihr selbst heilig in eurem ganzen Wandel, weil geschrieben steht: ,Ihr sollt heilig sein, weil ich heilig bin‘ “ (1. Petr. 1:15, 16; 3. Mose 11:44). Jemand, der ein solch heiliges Verhältnis entwickelt, wird mit wahrem Frieden und Glück belohnt werden.
3. In welcher Beziehung steht das Herz zum Gewissen, und wieso können die Überlegungen des Herzens verraten, was für ein Mensch wir sind?
3 Das Herz spielt eine wichtige Rolle in Verbindung mit diesem höheren sittlichen Verantwortungsbewußtsein, dem Gewissen. Daher spricht die Bibel auch von der Notwendigkeit, ein „reines Herz“ zu haben (Ps. 51:10; 73:1; Matth. 5:8). Damit ist ein Herz gemeint, das allein von dem Beweggrund und dem Wunsch angetrieben wird, ausschließlich Jehova zu dienen und seinen Namen zu heiligen. Die Überlegungen des Herzens haben einen großen Einfluß auf das Gewissen, entweder zum Guten oder zum Schlechten. Wenn wir daher unser Gewissen und die Art und Weise, wie es reagiert, untersuchen, können wir auch die Wünsche und Absichten des Herzens beurteilen. Wir werden dann feststellen, ob wir ein gutes oder ein schlechtes Herz haben. Auch wenn wir uns unserer sittlichen Verpflichtungen bewußt werden, erfahren wir, wie unser Herz und unser Sinn arbeitet, und stellen fest, was für ein Mensch wir wirklich innerlich sind, so, wie Gott uns sieht (1. Sam. 16:7).
4. Warum sollten wir wissen, was in unserem Herzen ist?
4 Wir müssen wissen, was in unserem Herzen ist, wenn wir das Gewissen richtig schulen wollen. Das kann sehr aufschlußreich sein, denn Jesus Christus sagte: „Zum Beispiel kommen aus dem Herzen böse Überlegungen, Mordtaten, Ehebrüche, Hurereien, Diebstähle, falsche Zeugnisse, Lästerungen. Das sind die Dinge, die einen Menschen verunreinigen“ (Matth. 15:18-20). Jedoch entspringen dem Herzen nicht nur böse Überlegungen, die uns verunreinigen, sondern auch Tugenden, die uns reinigen. Jesus sagte nämlich auch: „Ein guter Mensch bringt aus dem guten Schatz seines Herzens Gutes hervor, aber ein böser Mensch bringt aus seinem bösen Schatz Böses hervor; denn aus der Fülle des Herzens redet sein Mund“ (Luk. 6:45). Wenn wir wollen, daß unser Gewissen besser reagiert, müssen wir unser Herz kennen und verstehen.
5. Was kann eine Untersuchung des Gewissens verraten?
5 Eine Untersuchung unseres Gewissens kann verraten, ob wir unseren Gottesdienst und unseren Dienst am Menschen aus höheren Beweggründen verrichten als nur aus Gehorsam gegenüber ausdrücklichen Gesetzen. Mit anderen Worten, sie wird offenbaren, ob wir nur deshalb ein sittlich gutes Leben führen, weil gewisse Gesetze das von uns verlangen, oder aber, weil wir wirklich den Wunsch haben, Gott wohlzugefallen, und weil wir aufgrund unseres Verhältnisses zu ihm immer besser erkennen, woran er Wohlgefallen hat (Röm. 12:2). Eine solche Untersuchung wird uns zwingen, die Frage zu stellen und zu beantworten: Würden wir auch dann ein sittliches Leben führen, wenn es kein biblisches Gebot gäbe, das besagte, wir müßten uns sittlich verhalten?
6. Wo hat die Sittlichkeit ihren Ursprung, und wie wurde dies von Jesus Christus gezeigt?
6 Die Sittlichkeit ist ein Bestandteil des Wesens Gottes. Zweifellos ist ein sittliches Verhalten vorteilhaft, weil es zu wahrem Frieden und Glück beiträgt. Jesus lehrte, daß die Sittlichkeit ihren Ursprung bei Gott habe, denn er sagte: „Ihr habt gehört, daß gesagt wurde: ,Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen.‘ Doch ich sage euch: Fahrt fort, eure Feinde zu lieben und für die zu beten, die euch verfolgen, damit ihr euch als Söhne eures Vaters erweist, der in den Himmeln ist, da er seine Sonne über Böse und Gute aufgehen und es über Gerechte und Ungerechte regnen läßt. Denn wenn ihr die liebt, die euch lieben, welchen Lohn habt ihr? Tun nicht auch die Steuereinnehmer dasselbe? Und wenn ihr nur eure Brüder grüßt, was tut ihr da Besonderes? Handeln nicht auch die Leute von den Nationen ebenso? Ihr sollt demnach vollkommen sein, wie euer himmlischer Vater vollkommen ist“ (Matth. 5:43-48). Wer ein gut funktionierendes Gewissen haben möchte, muß sich daher in erster Linie Jehova, den himmlischen Vater, zum Vorbild nehmen. Jesus sagte daher: „Ihr sollt . . . vollkommen sein, wie euer himmlischer Vater vollkommen ist.“
7. (a) Was ist der beste Spiegel des Gewissens? (b) Weshalb sind wir moralisch verpflichtet, das widerzuspiegeln, was wir über Gott wissen?
7 Jesus, dem es meisterhaft gelang, die Empfindlichkeit des Gewissens zu erhöhen, gab zu verstehen, daß die Liebe Gottes, die sich in den alltäglichen Handlungen widerspiegelt, der beste Spiegel für ein gutes Gewissen ist. Alle Pflichten, die ein Mensch erfüllt, sollten Taten der Liebe sein. „Liebe [ist] die Erfüllung des Gesetzes“ (Röm. 13:10). Sittlichkeit läßt sich nicht erzwingen. Sie beruht auf Freiwilligkeit und Liebe. Das ist so, weil „Gott Liebe ist“ (1. Joh. 4:8). Und da Christen nicht mehr unter einem ausführlichen Gesetz stehen, sondern unter dem ‘königlichen Gesetz der Liebe’, sind wir heute verpflichtet, alles widerzuspiegeln, was wir über Jehova wissen — über seine Persönlichkeit, seine Maßstäbe und Vorsätze (Jak. 2:8). Die Liebe sollte uns veranlassen, unser vermehrtes Verständnis der Beschaffenheit und der Funktion des Gewissens nicht nur zu gebrauchen, um unser eigenes Gewissen zu verbessern, sondern auch, um anderen zu helfen, dies zu tun. Wenn wir in unserer zunehmend schwieriger und gefährlicher werdenden Zeit einen sicheren Führer haben möchten, der uns hilft, in Gottes Gunst zu bleiben, müssen wir ein empfindliches und gut reagierendes Gewissen haben.
WARUM ERKENNTNIS ALLEIN NICHT GENÜGT
8. Weshalb ist ein vermehrtes Bibelwissen allein nicht genug, wenn wir unser Gewissen verbessern wollen?
8 Wie können wir denn unser Gewissen verbessern? Eine Erkenntnis über Jehovas Persönlichkeit, seine Maßstäbe und Vorsätze allein ist nicht genug. Ein vermehrtes Bibelwissen als solches wird nicht dazu beitragen, die Funktion unseres Gewissens zu verbessern, selbst wenn es einen großen Einfluß auf Herz und Sinn haben kann. Der Psalmist schrieb: „Das Gesetz Jehovas ist vollkommen, bringt die Seele zurück. Die Mahnung Jehovas ist zuverlässig, macht den Unerfahrenen weise. Die Befehle Jehovas sind recht, erfreuen das Herz; das Gebot Jehovas ist rein, erleuchtet die Augen. . . . Auch wird dein eigener Knecht durch sie gewarnt; sie zu halten bringt große Belohnung“ (Ps. 19:7-11). Doch trotz all des Guten, das Gottes Wort für uns bewirkt, dürfen wir nicht vergessen, daß das Gewissen nicht lediglich ein Denkvorgang ist, sondern das sittliche Niveau des ganzen Menschen widerspiegelt. Das Gewissen sollte uns nicht nur sagen, was für Menschen wir sein sollten. Es muß offenbaren, was wir tatsächlich sind.
9. Was zeigt, daß wir unser Gewissen in erster Linie nach Jehovas Persönlichkeit ausrichten sollten?
9 Mit gutem Grund bringt die Bibel ein gutes Gewissen mit dem Glauben und der Liebe in Verbindung und nicht nur mit Erkenntnis. In 1. Timotheus 1:5 lesen wir: „Das Ziel dieses Auftrages ist tatsächlich Liebe aus reinem Herzen und gutem Gewissen und ungeheucheltem Glauben.“ Wir sehen also, daß Glauben, Liebe und ein gutes Gewissen Hand in Hand gehen. Wer eines davon verwirft, verwirft auch die anderen beiden. Wer das Gewissen verwirft, wird am Glauben Schiffbruch erleiden. Und wer sagt, die Liebe sei nicht nötig, verleugnet die Haupteigenschaft Gottes, denn Gott ist Liebe. Daher muß ein gut funktionierendes Gewissen nach der Persönlichkeit Jehovas ausgerichtet werden, die aus seinem Wort und aus seinem Verhalten gegenüber seinen Dienern zu erkennen ist.
10. Wie zeigte Paulus, daß die Liebe eine alles übertreffende Eigenschaft ist?
10 Saulus von Tarsus, der später als der Apostel Paulus bekannt wurde, mußte diese Tatsache als junger Mann kennenlernen. Er war im mosaischen Gesetz gut bewandert, und er war in jüdischen Schulen ausgebildet und in ihren Methoden unterrichtet worden. Doch nachdem er ein Christ geworden war, kam er zu dem Schluß: „Wenn ich mit Menschen- und Engelszungen rede, aber nicht Liebe habe, bin ich ein tönendes Stück Erz oder eine schallende Zimbel geworden. Und wenn ich die Gabe des Prophezeiens habe und mit allen heiligen Geheimnissen und aller Erkenntnis vertraut bin und wenn ich allen Glauben habe um Berge zu versetzen, aber nicht Liebe habe, so bin ich nichts“ (1. Kor. 13:1, 2). Aus diesen Worten des Paulus geht hervor, daß das Sammeln von Tatsachen oder eine vermehrte Erkenntnis über die biblischen Gesetze und Grundsätze nicht ausreicht, um die Wirkungsweise des Gewissens zu verbessern. Es könnte passieren, daß unser Kopf mit Wissen angefüllt ist, ohne daß das Herz davon berührt worden ist.
11. Erkläre, wieso wir durch Erkenntnis allein oder durch Äußerlichkeiten unser Gewissen nicht unbedingt verbessern.
11 In diesem Zusammenhang könnte eine echte Gefahr entstehen. Es könnte vorkommen, daß Äußerlichkeiten höher bewertet werden als die wahre geistige Gesinnung. Die Triebkraft für eine formelle Handlung kann — muß aber nicht — ein aufrichtiger Geist sein. Selbstsüchtige Erwägungen könnten einen dazu veranlassen, dem äußeren Anschein nach in religiöser Hinsicht ein annehmbares Leben zu führen. Selbst Handlungen, die von Liebe und Selbstverleugnung zu zeugen scheinen, könnten leicht zu einer reinen Formsache werden und wertlos sein, wenn sie ohne die richtigen Beweggründe durchgeführt werden. Jemand könnte selbstgefällig werden und sich einbilden, ein gutes christliches Gewissen zu haben, weil er nach bestimmten Regeln und Bestimmungen lebt. Doch das Leben und sogar die Anbetung könnten zu einer reinen Routinesache werden, zu einem schematischen Ablauf von Ereignissen, den man teilnahmslos mitmacht. Die Erfüllung unbedeutender Pflichten könnte leicht für wichtiger gehalten werden als die der großen Pflichten. Darauf wies Jesus die Pharisäer hin, als er sagte: „Heuchler, . . . ihr [gebt] den Zehnten . . . von der Minze und dem Dill und dem Kümmel; aber ihr habt die gewichtigeren Dinge des ,Gesetzes‘ außer acht gelassen, nämlich das Recht und die Barmherzigkeit und die Treue“ (Matth. 23:23). Die Erfüllung kleiner Pflichten kann das Gewissen einlullen, so daß es Lieblosigkeiten entschuldigt. Kleine Gesten mögen jemandem als Entschuldigung dienen, der es versäumt, die gewichtigeren Dinge zu tun, nämlich gerecht und verständnisvoll zu handeln.
12. Was muß die Erkenntnis Jehovas bewirken, wenn sie uns von Nutzen sein soll?
12 Aus diesem Grund muß eine vermehrte Erkenntnis über Jehova mehr bewirken, als nur den Sinn zu bereichern. Der mit Erkenntnis erfüllte Sinn muß mit dem sittlich empfindlichen Herzen zusammenwirken. Er muß dazu beitragen, daß du als Person das Verlangen entwickelst, dich nach den Maßstäben und Vorsätzen einer anderen Person, nämlich Jehova, zu richten, dessen Persönlichkeit wir nachahmen sollten.
SICH IMMER MEHR NACH DER PERSON JEHOVAS AUSRICHTEN
13. (a) Warum müssen wir die Bibel studieren, wenn wir unser Gewissen verbessern wollen? (b) Was sollte die biblische Erkenntnis bei uns bewirken?
13 Wie kann sich ein Mensch, der auf der Erde lebt, immer mehr nach der Person Jehovas ausrichten, der im Himmel ist? Das ist auf folgende Weise möglich: In der Bibel offenbart Gott sich den Menschen. Er offenbart darin seine Persönlichkeit, seine Maßstäbe und seine Vorsätze. Um unser Gewissen zu verbessern, müssen wir daher die Bibel studieren. Die durch ein Bibelstudium erlangte Erkenntnis sollte die Grundlage für ein enges Verhältnis zu dem Urheber der Bibel, Jehova, bilden. Dadurch sollten wir mit seinem Denken und seiner Persönlichkeit genauso vertraut werden, wie wir durch regelmäßiges Zusammensein mit einem Freund vertraut werden. Da Gott die weiseste und liebevollste Persönlichkeit im Universum ist, sollte das, was wir von ihm lernen, unseren Sinn und unser Herz nachhaltig beeinflussen (Kol. 1:9, 10; Jes. 54:13).
14. Erkläre, wie die aus dem Bibelstudium gewonnene Erkenntnis dazu beitragen kann, unser Gewissen zum Guten zu formen. Führe Beispiele an.
14 Zum Beispiel erfahren wir aus dem Schöpfungsbericht, wie liebevoll Jehova für die Menschheit gesorgt hat, und das sogar auch noch nach Eintritt der Sünde. Das sollte uns in unserem Herzen dazu anregen, unseren Schöpfer zu lieben (1. Mose 1:29, 30; 8:22). Später erhalten wir einen Einblick in die Allmacht Gottes, die dadurch zum Ausdruck kam, daß er Abraham durch ein Wunder einen Sohn gab. Abraham war aufgrund seiner Freundschaft mit Jehova davon überzeugt, daß Gott sogar imstande ist, die Toten zum Leben zu erwecken (Hebr. 11:17-19). Die bedrückten Israeliten, die aus der ägyptischen Knechtschaft befreit wurden, sahen in Jehova ‘den Einen, der Wunder tut’ (2. Mose 15:11). Josua sah in Jehova einen Gott, der sein Wort und seine Verheißungen hält, so daß er zu dem Volk Israel sagen konnte: „Kein einziges Wort von all den guten Worten, die Jehova, euer Gott, zu euch geredet hat, [ist] dahingefallen“ (Josua 23:14). Als der Apostel Petrus zu dem Heiden Kornelius gesandt wurde, erkannte er, daß „Gott nicht parteiisch ist, sondern daß ihm in jeder Nation der Mensch, der ihn fürchtet und Gerechtigkeit wirkt, annehmbar ist“ (Apg. 10:34, 35). Jesus Christus betete: „Ich preise dich öffentlich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, weil du diese Dinge vor den Weisen und Intellektuellen verborgen und sie Unmündigen geoffenbart hast. Ja, Vater, weil so zu handeln dir wohlgefällig gewesen ist“ (Matth. 11:25, 26). Wie schön offenbart uns doch die Bibel Jehovas Persönlichkeit und seine Majestät! Ihre inspirierte Botschaft sollte unser Herz berühren und unser Gewissen beleben und formen.
15. Was müssen wir tun, wenn wir unser Gewissen so schulen wollen, daß wir ein starkes Verantwortungsgefühl empfinden?
15 Bei unserem Bibelstudium sollten wir uns bemühen, einen Sinn für Gottes Liebe und Gerechtigkeit zu entwickeln und diese Eigenschaften tief in unser Herz einzupflanzen, so daß sie genauso ein Bestandteil von uns werden wie das Essen und Atmen. Wir sollten versuchen, ein noch empfindlicheres Pflichtgefühl zu entwickeln, indem wir uns stets dessen bewußt sind, was richtig und was falsch ist. Ja mehr noch, wir sollten unser Gewissen so schulen, daß wir ein starkes Verantwortungsgefühl gegenüber dem vollkommenen Gesetzgeber und Richter empfinden (Jes. 33:22). Während wir also Erkenntnis über Gott erlangen, sollten wir uns bemühen, ihn in jedem Bereich des Lebens nachzuahmen.
16. Wie kann die Erkenntnis Gottes auf das tägliche Leben angewandt werden?
16 Zum Beispiel lernen wir, daß Gott bereit ist zu vergeben. Sind auch wir dazu bereit? Gott bedrückt oder betrügt niemanden. Tun wir es? Gott ist gütig gegenüber Witwen, Waisen und Fremden. Sind wir es auch? Gott ist in jeder Hinsicht treu und gerecht. Bemühen wir uns in unserem täglichen Leben, wie er zu sein? Wir können das tun. Wer ein geschultes Gewissen hat, wird erst dann zufrieden sein, wenn er eine Persönlichkeit entwickelt hat, die in jeder Hinsicht das Bild Gottes widerspiegelt.
17. (a) Was sollten wir durch unser Bibelstudium zu erlangen suchen? (b) Inwiefern erfaßten die religiösen Führer der Juden den Sinn des gesamten Gesetzes nicht?
17 Bei unserem Bibelstudium sollten wir uns auch bemühen, den Geist und das Wesentliche der Wahrheit zu erfassen, nicht nur den Buchstaben oder den äußeren Rahmen. Die religiösen Führer der Juden des ersten Jahrhunderts hatten eine ausführliche Erkenntnis, aber sie erfaßten den Sinn des gesamten Gesetzes nicht. Sie erkannten Jesus nicht an, der die Wahrheit verkörperte (Joh. 14:6). Wie oft sahen sie nur den Strohhalm im Auge ihres Bruders, aber nicht den Balken in ihrem eigenen Auge! (Matth. 7:1-5). Wenn sich Jesu Jünger vor einer Mahlzeit nicht die Hände wuschen, regten sich die Pharisäer darüber auf. Aber es machte ihnen überhaupt nichts aus, durch ihre Überlieferungen Gottes Gebote zu übertreten (Matth. 15:1-20). Bei einer anderen Gelegenheit sahen sie, daß Jesu Jünger, als sie hungrig waren, am Sabbat Getreide pflückten und die Körner aßen. Das machte sie sehr ungehalten. Aber sie sahen nichts Verkehrtes darin, einen Mord zu begehen, und hielten daher Rat gegen Jesus, „damit sie ihn vernichten könnten“ (Matth. 12:1-14). Diese Heuchler hatten nicht die geringsten Gewissensbisse, als sie Judas Geld aus dem Tempelschatz gaben, damit er Jesus verrate, aber nachdem er seine Schandtat begangen hatte, waren sie nicht bereit, das Geld zurückzunehmen. Anscheinend betrachteten sie das Geld jetzt als unrein. (Vergleiche 5. Mose 23:18.) Doch konnten sie als Mörder ein reines Gewissen haben?
CHRISTI SINN ERLANGEN
18, 19. (a) Warum sollten wir uns bemühen „Christi Sinn“ zu erlangen? (b) Welchen hohen sittlichen Maßstab gab Jesus der Menschheit?
18 Da Jesus Christus immer die vollkommene Persönlichkeit Jehovas widerspiegelt, sollten wir unser Äußerstes tun, um „Christi Sinn“ zu erlangen (1. Kor. 2:16). Das bedeutet, daß wir uns die Gesinnung Christi aneignen sollten, denn wenn wir das tun, werden wir in jeder Hinsicht die gleiche Persönlichkeit haben wie Jesus und uns nicht nur widerwillig nach seinem Vorbild ausrichten. Das vorbildliche Verhältnis, das zwischen Jesus und seinem himmlischen Vater bestand, kommt in folgenden Worten Jesu zum Ausdruck: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Der Sohn kann gar nichts aus sich selbst tun, sondern nur das, was er den Vater tun sieht. Denn was irgend jener Eine tut, das tut auch der Sohn in gleicher Weise“ (Joh. 5:19, 20). Gottes Güte spiegelte sich in dem gesamten Leben Jesu wider. Es ist so, wie Jesus zu Philippus sagte: „Wer mich gesehen hat, hat auch den Vater gesehen“ (Joh. 14:9). Wir als Christen sollten das Beispiel Jesu nachahmen (1. Petr. 2:21; siehe auch Psalm 40:8).
19 Welch ein gutes Beispiel gab doch Jesus in sittlicher Hinsicht! Petrus, der mit ihm wandelte, sagte: „Er beging keine Sünde, noch wurde Trug in seinem Munde gefunden. Als er beschimpft wurde, gab er nicht schimpfend zurück. Als er litt, begann er nicht zu drohen, sondern übergab sich weiterhin dem, der gerecht richtet. Er selbst trug unsere Sünden in seinem eigenen Leibe an den Stamm hinauf, damit wir mit Sünden nichts mehr zu tun hätten und der Gerechtigkeit leben könnten“ (1. Petr. 2:22-24). Das Beispiel Jesu hat eine reinigende Kraft und wirkt sich zum Guten aus. Ahme es genau nach.
20. (a) Wie kann uns ein besser reagierendes Gewissen schützen? (b) Wie kann ein solches Gewissen gemäß den Worten des Paulus schließlich erlangt werden?
20 Während wir die Wahrheit Gottes, die durch Jesus als Person und Haupt der Christenversammlung geoffenbart wird, immer besser kennenlernen, sollten wir feststellen, daß sich die Neigungen unseres Sinnes und Herzens ständig bessern. Das wird dazu beitragen, daß unser Gewissen immer besser reagiert. Wenn unser Gewissen gut funktioniert, werden wir kein schlechtes Gewissen haben wie die Weltmenschen, deren Sinn verfinstert und deren Herz unempfindlich ist. Paulus hob dies in Epheser 4:17-24 hervor, wo es heißt: „Ich [sage] dies und lege Zeugnis dafür ab im Herrn, daß ihr nicht mehr so weiterwandelt, wie auch die Nationen wandeln in der Nutzlosigkeit ihres Sinnes, während sie wegen der Unwissenheit, die in ihnen ist, wegen der Gefühllosigkeit ihres Herzens in geistiger Finsternis und dem Leben, das Gott gehört, entfremdet sind. Da sie jedes sittliche Gefühl verloren haben, haben sie sich einem zügellosen Wandel hingegeben, um mit Gier jede Art Unreinheit zu verüben.“ Doch beachte, was Paulus nun sagt: „Ihr aber habt den Christus nicht so kennengelernt, sofern ihr ihn überhaupt gehört habt und durch ihn belehrt worden seid, so, wie die Wahrheit in Jesus ist, daß ihr die alte Persönlichkeit ablegen sollt, die eurem früheren Wandel entspricht und die gemäß ihren trügerischen Begierden verdorben wird; daß ihr aber erneuert werden sollt in der Kraft, die euren Sinn antreibt, und die neue Persönlichkeit anziehen sollt, die nach Gottes Willen in wahrer Gerechtigkeit und Loyalität geschaffen worden ist.“ Unser ganzes Leben muß durch die Kraft, die unseren Sinn antreibt, neugestaltet werden, und das ist möglich, wenn man „Christi Sinn“ erlangt.
21. Was wird der Christ weiterhin tun müssen, um das Bild dessen widerzuspiegeln, der ihn erschaffen hat?
21 Je mehr wir die Bibel studieren, desto besser werden wir Jehovas Persönlichkeit erkennen, wie sie im Leben Christi zum Ausdruck kam. Auf diese Weise werden wir immer besser imstande sein, gemäß dem Bild unseres Schöpfers zu handeln. Paulus forderte uns auf, dies zu tun, indem er sagte: „Werdet Nachahmer Gottes als geliebte Kinder, und wandelt weiterhin in der Liebe“ (Eph. 5:1, 2).
22. Welchen guten und zeitgemäßen Rat gibt der Apostel Petrus uns allen?
22 Als „Nachahmer Gottes“ werden wir als ein besonderes Volk für Jehova immer enger vereint werden. Man wird uns deutlich als Lichtträger in dieser finsteren Welt erkennen. Daher ermahnt uns Petrus: „Behaltet ein gutes Gewissen, damit in dem Besonderen, worin man [die unsittliche Welt] gegen euch redet, die beschämt werden, welche von eurem guten Wandel in Verbindung mit dem Christus geringschätzig reden“ (1. Petr. 3:16). Mit einem reinen und guten Gewissen werden Jehovas Diener eifrig die Botschaft vom Königreich verkündigen, während sie geduldig auf die Offenbarung des Herrn Jesus Christus zu Beginn des großen Tages der Rache Jehovas warten.
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‘Keiner Ruderflotte wird es gelingen’Der Wachtturm 1976 | 1. Dezember
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‘Keiner Ruderflotte wird es gelingen’
● Über die Sicherheit, die die Einwohner Jerusalems unter dem Schutz Jehovas genießen würden, schrieb der Prophet Jesaja: „Der Majestätische, Jehova, [wird] für uns ein Ort von Strömen, von breiten Kanälen, sein. Darauf wird keine Ruderflotte ziehen, und kein majestätisches Schiff wird darüberfahren. Denn Jehova ist unser Richter, Jehova ist unser Satzungsgeber, Jehova ist unser König; er selbst wird uns retten“ (Jes. 33:21, 22).
Die Verteidigungsanlagen der Stadt Jerusalem schlossen keine Ströme oder Kanalsysteme ein. Doch der Schutz, den Jehova der Stadt bieten konnte, war genauso wirksam wie „Ströme“ und „breite Kanäle“. Starke feindliche Streitkräfte, dargestellt als eine feindliche Ruderflotte, würden in den bildlichen Wassern des Schutzes Jehovas Schiffbruch erleiden. Ein eindrucksvolles Beispiel für diesen Schutz war zur Zeit Jesajas zu beobachten, als es dem assyrischen König Sanherib nicht gelang, Jerusalem einzunehmen. In einer einzigen Nacht tötete der Engel Jehovas 185 000 Mann des assyrischen Heeres. Nachdem er den wichtigsten Teil seiner Armee verloren hatte, war Sanherib gezwungen, seine Pläne, Jerusalem zu erobern, aufzugeben (2. Kö. 19:35, 36).
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