Jehovas Zeugen
Definition: Die weltweite christliche Gemeinschaft von Menschen, die Zeugnis geben über Jehova Gott und seine Vorsätze, die er in Verbindung mit der Menschheit hat. Sie stützen ihren Glauben ausschließlich auf die Bibel.
Durch welche Glaubensansichten unterscheiden sich Jehovas Zeugen von anderen Religionsgemeinschaften?
1. Bibel: Jehovas Zeugen glauben, daß die ganze Bibel das inspirierte Wort Gottes ist. Statt an einem auf menschlichen Traditionen fußenden Glauben festzuhalten, ist für sie die Bibel der Maßstab für jede ihrer Glaubenslehren.
2. Gott: Sie beten Jehova als den einzig wahren Gott an und sprechen freimütig mit anderen über ihn und über das, was er in seiner Liebe mit der Menschheit vorhat. Wer öffentlich über Jehova Zeugnis ablegt, wird gewöhnlich mit „Jehovas Zeugen“ in Verbindung gebracht.
3. Jesus Christus: Sie glauben nicht, daß Jesus Christus zu einer Dreieinigkeit gehört, sondern daß er — wie die Bibel sagt — der Sohn Gottes ist, der Anfang der Schöpfung Gottes; sie glauben, daß er schon existierte, bevor er Mensch wurde, und daß sein Leben aus dem Himmel in den Mutterleib der Jungfrau Maria übertragen wurde; daß sein als Opfer dargebrachtes vollkommenes menschliches Leben allen, die Glauben ausüben, die Möglichkeit gibt, gerettet zu werden und ewiges Leben zu erlangen; daß Christus seit 1914 mit Gottes Ermächtigung als König über die ganze Erde regiert.
4. Das Königreich Gottes: Sie glauben, daß das Königreich Gottes die einzige Hoffnung für die Menschheit ist; daß es eine richtige Regierung ist; daß es schon bald das gegenwärtige böse System einschließlich aller menschlichen Regierungen vernichten und ein neues System herbeiführen wird, in dem Gerechtigkeit herrscht.
5. Himmlisches Leben: Sie glauben, daß 144 000 geistgesalbte Christen mit Christus in seinem himmlischen Königreich als Könige regieren werden. Sie glauben nicht, daß alle „guten Menschen“ mit himmlischem Leben belohnt werden.
6. Die Erde: Sie glauben, daß Gottes ursprünglicher Vorsatz in Verbindung mit der Erde verwirklicht werden wird; daß die Erde einmal nur noch von Anbetern Jehovas bewohnt werden wird und daß sich diese ewigen Lebens in menschlicher Vollkommenheit erfreuen werden; daß selbst die Toten durch die Auferstehung die Gelegenheit erhalten werden, diese Segnungen zu genießen.
7. Tod: Sie glauben, daß die Toten ohne Bewußtsein sind; daß sie weder Schmerzen noch Freuden empfinden in irgendeinem geistigen Bereich; daß sie nur noch in Gottes Gedächtnis existieren und daher ihre Hoffnung auf künftiges Leben nur in einer Auferstehung von den Toten besteht.
8. Letzte Tage: Sie glauben, daß wir bereits seit 1914 in den letzten Tagen dieses bösen Systems der Dinge leben; daß einige, die die Ereignisse des Jahres 1914 gesehen haben, auch die völlige Vernichtung dieser gegenwärtigen bösen Welt sehen werden; daß alle, die Gerechtigkeit lieben, am Leben bleiben und dann auf der gereinigten Erde weiterleben werden.
9. Getrennt von der Welt: Sie bemühen sich ernstlich, kein Teil der Welt zu sein, denn Jesus sagte, daß das ein Merkmal seiner wahren Nachfolger sein werde. Sie haben echte christliche Liebe zu ihren Mitmenschen. Sie beteiligen sich weder an der Politik noch an den Kriegen der Nationen. Sie sorgen für die materiellen Bedürfnisse ihrer Familie, meiden aber das gierige Streben der Welt nach materiellen Dingen, sind nicht auf Ruhm und Ansehen aus und lassen sich nicht von der weltlichen Vergnügungssucht anstecken.
10. Anwendung biblischer Ratschläge: Sie glauben, daß es wichtig ist, die Ratschläge aus Gottes Wort im täglichen Leben anzuwenden — zu Hause, in der Schule, auf der Arbeit und in der Versammlung. Ein Mensch kann ungeachtet seiner Vergangenheit ein Zeuge Jehovas werden, wenn er Bräuche und Gewohnheiten, die in Gottes Wort verurteilt werden, aufgibt und den göttlichen Rat anwendet. Falls sich jemand aber später gewohnheitsmäßig der Hurerei, des Ehebruchs, der Homosexualität, des Drogenmißbrauchs, der Trunksucht, des Lügens oder des Stehlens schuldig macht, wird er aus der Gemeinschaft ausgeschlossen.
(In der obigen Aufzählung wurden einige auffallende Glaubensansichten der Zeugen Jehovas kurz erwähnt, doch keineswegs alle Punkte, in denen sich ihre Glaubensansichten von denen anderer Religionsgemeinschaften unterscheiden. Die biblische Grundlage für die oben betrachteten Glaubensansichten sind unter dem entsprechenden Stichwort in diesem Buch zu finden.)
Sind Jehovas Zeugen eine amerikanische Religionsgemeinschaft?
Jehovas Zeugen treten für Gottes Königreich ein, nicht für das politische, wirtschaftliche oder soziale System einer Nation, die zu der gegenwärtigen Welt gehört.
Es stimmt, daß Jehovas Zeugen der Neuzeit in den Vereinigten Staaten ihren Anfang nahmen. Der Standort ihrer Weltzentrale in diesem Land ist für das Drucken biblischer Literatur und ihren Versand in alle Welt besonders günstig. Jehovas Zeugen bevorzugen jedoch keine Nation vor einer anderen; sie sind fast in jeder Nation zu finden, und sie haben in vielen Ländern Büros, von denen aus ihre Tätigkeit in den betreffenden Gebieten beaufsichtigt wird.
Man bedenke: Jesus wurde zwar als Jude in Palästina geboren, aber das Christentum ist dennoch keine palästinische Religion. Der Geburtsort Jesu ist nicht der entscheidende Faktor. Was Jesus lehrte, ging von seinem Vater, Jehova Gott, aus, der unparteiisch mit Menschen aus allen Nationen handelt (Joh. 14:10; Apg. 10:34, 35).
Wie wird das Werk der Zeugen Jehovas finanziert?
Durch freiwillige Spenden, wie das schon bei den ersten Christen der Fall war (2. Kor. 8:12; 9:7). Sie sammeln bei ihren Zusammenkünften keine Kollekten ein und führen auch keine öffentlichen Geldsammlungen durch. Beiträge von Interessierten werden zur Förderung des biblischen Schulungswerkes verwendet, das von Jehovas Zeugen weltweit durchgeführt wird.
Die Zeugen werden nicht dafür bezahlt, daß sie von Haus zu Haus gehen oder biblische Schriften auf den Straßen anbieten. Die Liebe zu Gott und ihren Mitmenschen bewegt sie, über Gottes liebevolle Vorkehrungen für die Menschheit zu sprechen.
Die Watch Tower Bible and Tract Society of Pennsylvania, eine gesetzliche religiöse Körperschaft, der sich Jehovas Zeugen bedienen, wurde 1884 in Übereinstimmung mit dem Gesetz über nichtkommerzielle Gesellschaften des Commonwealth of Pennsylvania (USA) eingetragen. Somit kann sie schon vom Gesetz her kein gewinnerstrebendes Unternehmen sein, noch können Einzelpersonen durch die Gesellschaft Gewinn erzielen. Die Statuten der Gesellschaft besagen: „Sie [die Gesellschaft] beabsichtigt, keinen finanziellen Gewinn oder Profit zu machen, weder beiläufig noch sonst irgendwie, für ihre Mitglieder, den Vorstand oder die Beamten.“
Sind Jehovas Zeugen eine Sekte?
Für viele bezeichnet das Wort Sekte eine Gruppe, die sich von einer etablierten Religionsgemeinschaft abgespalten hat. Andere wenden das Wort auf eine Gruppe an, die einem bestimmten menschlichen Führer oder Lehrer folgt. Der Ausdruck wird gewöhnlich in abfälliger Weise gebraucht. Jehovas Zeugen sind keine Abspaltung einer Kirche. Sie kommen aus allen sozialen Schichten und haben früher den verschiedensten Religionen oder Kirchen angehört. Sie folgen keinem menschlichen Führer, sondern Jesus Christus.
Jehovas Zeugen betrachten Gottes Wort, die Bibel, als Maßstab für den Glauben und halten sich streng daran. Sie führen keine Riten oder Kulthandlungen durch. Ihre Gottesanbetung ist ein Lebensweg. Sie ziehen sich nicht von der Gesellschaft zurück, sondern leben und arbeiten mitten unter anderen Menschen.
Wie alt ist die Religion der Zeugen Jehovas?
Gemäß der Bibel geht die Linie der Zeugen Jehovas bis auf den treuen Abel zurück. In Hebräer 11:4 bis 12:1 heißt es: „Durch Glauben brachte Abel Gott ein wertvolleres Opfer dar als Kain ... Durch Glauben bekundete Noah Gottesfurcht, nachdem er eine göttliche Warnung vor Dingen erhalten hatte, die noch nicht zu sehen waren ... Durch Glauben gehorchte Abraham, als der Ruf an ihn erging, nach einem Ort auszuziehen, den er zum Erbe erhalten sollte ... Durch Glauben weigerte sich Moses, als er erwachsen war, der Sohn der Tochter Pharaos genannt zu werden, indem er es sich erwählte, eher mit dem Volk Gottes schlecht behandelt zu werden, als den zeitweiligen Genuß der Sünde zu haben ... Da wir denn von einer so großen Wolke von Zeugen umgeben sind, so laßt uns auch allen Ballast und die uns leicht umstrickende Sünde ablegen, und laßt uns in dem vor uns liegenden Wettlauf mit Ausharren laufen.“
Mit Bezug auf Jesus Christus sagt die Bibel: „Diese Dinge sagt der Amen, der treue und wahrhaftige Zeuge, der Anfang der Schöpfung Gottes.“ Wessen Zeuge war er? Er sagte selbst, er habe den Namen seines Vaters offenbar gemacht. Er war der größte Zeuge Jehovas (Offb. 3:14; Joh. 17:6).
Interessanterweise wollten einige Juden wissen, ob die Tätigkeit Jesu Christi etwas mit einer „neuen Lehre“ zu tun habe (Mar. 1:27). Später dachten einige Griechen, daß der Apostel Paulus eine „neue Lehre“ einführen wollte (Apg. 17:19, 20). Für die Ohren dieser Menschen klang es zwar neu, aber es war die Wahrheit, die mit Gottes Wort völlig übereinstimmte.
Die neuzeitliche Geschichte der Zeugen Jehovas begann mit der Gründung einer Bibelstudiengruppe in Allegheny (Pennsylvanien [USA]) zu Beginn der 1870er Jahre. Zunächst waren sie als Bibelforscher bekannt, aber 1931 nahmen sie den schriftgemäßen Namen Jehovas Zeugen an (Jes. 43:10-12). Ihre Glaubensansichten und ihre Handlungsweise sind nichts Neues, sondern eine Wiederherstellung des Christentums des 1. Jahrhunderts.
Sind Jehovas Zeugen der Meinung, daß sie allein den wahren Glauben haben?
Die Bibel stimmt nicht mit der modernen Ansicht überein, daß es viele Möglichkeiten gibt, Gott auf ihm wohlgefällige Weise anzubeten. Da ist „e i n Herr, e i n Glaube“, heißt es in Epheser 4:5. Jesus erklärte: „Eng ist das Tor und eingeengt der Weg, der zum Leben führt, und wenige sind es, die es finden. ... Nicht jeder, der zu mir sagt: ‚Herr, Herr‘, wird in das Königreich der Himmel eingehen, sondern wer den Willen meines Vaters tut, der in den Himmeln ist“ (Mat. 7:13, 14, 21; siehe auch 1. Korinther 1:10).
Die Bibel bezeichnet die Gesamtheit der christlichen Lehren wiederholt als die „Wahrheit“, und vom Christentum wird darin als vom „Weg der Wahrheit“ gesprochen (1. Tim. 3:15; 2. Joh. 1; 2. Pet. 2:2). Da Jehovas Zeugen alle ihre Glaubensansichten, ihre Sittenmaßstäbe und ihr organisatorisches Vorgehen aus der Bibel ableiten, sind sie aufgrund ihres Glaubens an die Bibel als das Wort Gottes davon überzeugt, daß sie die Wahrheit haben. Ihr Standpunkt ist daher nicht selbstgefällig, sondern verrät vielmehr ihr Vertrauen zur Bibel als dem richtigen Maßstab, an dem man seinen Glauben prüfen sollte. Sie sind auch nicht ichbezogen, sondern sind darauf bedacht, über ihre Glaubensansichten mit anderen zu sprechen.
Halten sich nicht auch andere Religionsgemeinschaften an die Bibel?
Viele gebrauchen sie schon bis zu einem gewissen Grade. Lehren und praktizieren sie aber wirklich das, was darin steht? Man bedenke: (1) Aus den meisten ihrer Bibelübersetzungen haben sie den Namen des wahren Gottes an Tausenden von Stellen entfernt. (2) Die Lehre von der Dreieinigkeit, ihrem Gottesbegriff, ist heidnischen Ursprungs und wurde in ihrer gegenwärtigen Form erst Jahrhunderte nach Vollendung der Bibel entwickelt. (3) Ihr Glaube an die Unsterblichkeit der Menschenseele als Grundlage für ein Weiterleben entstammt nicht der Bibel, sondern wurzelt im alten Babylon. (4) Das Thema der Predigttätigkeit Jesu war das Königreich Gottes; er sandte auch seine Jünger aus und beauftragte sie, mit anderen darüber zu sprechen. In den Kirchen dagegen wird dieses Königreich nur selten erwähnt, und ihre Mitglieder bemühen sich nicht, „diese gute Botschaft vom Königreich“ zu predigen (Mat. 24:14). (5) Jesus sagte, daß seine wahren Nachfolger an der aufopfernden Liebe, die sie zueinander hätten, zu erkennen seien. Trifft das auf die Kirchen der Christenheit zu, wenn ein Krieg ausbricht? (6) Die Bibel sagt, daß Christi Jünger kein Teil der Welt seien, und sie warnt davor, sich zu einem Freund der Welt zu machen, da man sich dadurch zu einem Feind Gottes machen würde. Die Kirchen der Christenheit und ihre Mitglieder beschäftigen sich dagegen intensiv mit den politischen Angelegenheiten der Nationen (Jak. 4:4). Könnte angesichts dieser Tatsachen ehrlich gesagt werden, sie würden sich an die Bibel halten?
Wie gelangen Jehovas Zeugen zu ihrer Auslegung der Bibel?
Ein entscheidender Faktor besteht darin, daß die Zeugen wirklich glauben, daß die Bibel Gottes Wort ist und ihr Inhalt zu unserer Unterweisung dient (2. Tim. 3:16, 17; Röm. 15:4; 1. Kor. 10:11). Sie nehmen daher nicht zu philosophischen Argumenten Zuflucht, um die in der Bibel deutlich dargelegten Wahrheiten zu umgehen oder um die Lebensweise von Menschen zu rechtfertigen, die den Sittenmaßstab der Bibel außer acht lassen.
Wenn in der Bibel etwas in symbolischer Sprache ausgedrückt wird, legen sie es nicht selbst aus, sondern lassen die Bibel die Erklärung geben (1. Kor. 2:13). Anhaltspunkte für die Bedeutung symbolischer Ausdrücke finden sich gewöhnlich in anderen Teilen der Bibel. (Siehe zum Beispiel Offenbarung 21:1; die Bedeutung von „Meer“ ist aus Jesaja 57:20 ersichtlich. Siehe auch Johannes 1:29 und 1. Petrus 1:19, wo das in Offenbarung 14:1 beschriebene „Lamm“ kenntlich gemacht wird.)
Was die Erfüllung von Prophezeiungen betrifft, so folgen sie der Aufforderung Jesu, nach Ereignissen Ausschau zu halten, die mit dem, was vorausgesagt wurde, übereinstimmen (Luk. 21:29-31; vergleiche 2. Petrus 1:16-19). Sie weisen gewissenhaft auf solche Ereignisse hin und lenken die Aufmerksamkeit auf ihre biblische Bedeutung.
Jesus sagte, er würde auf der Erde einen ‘treuen und verständigen Sklaven’ haben (seine gesalbten Nachfolger als Gruppe gesehen) und durch dieses Werkzeug geistige Speise für diejenigen bereiten, die den Haushalt des Glaubens ausmachen (Mat. 24:45-47). Jehovas Zeugen erkennen diese Vorkehrung an. Wenn es darum geht, schwierige Fragen zu klären, wenden sie sich wie die Christen des 1. Jahrhunderts an die leitende Körperschaft dieser „Sklaven“-Klasse, die sich bei ihren Erwägungen nicht auf menschliche Weisheit, sondern auf ihre Erkenntnis aus Gottes Wort stützt, Gottes Handlungsweise mit seinen Dienern in Betracht zieht und sich von Gottes Geist leiten läßt, um den sie inständig bittet (Apg. 15:1-29; 16:4, 5).
Warum haben sich im Laufe der Jahre gewisse Lehren der Zeugen Jehovas geändert?
Die Bibel zeigt, daß es Jehova seinen Dienern ermöglicht, seinen Vorsatz nach und nach zu verstehen (Spr. 4:18; Joh. 16:12). Deshalb konnten selbst die Propheten, die unter Gottes Inspiration am Schreiben der Bibel beteiligt waren, nicht immer alles verstehen, was sie schrieben (Dan. 12:8, 9; 1. Pet. 1:10-12). Die Apostel Jesu Christi erkannten, daß es damals noch vieles gab, was sie nicht verstanden (Apg. 1:6, 7; 1. Kor. 13:9-12). Die Bibel zeigt, daß die Erkenntnis der Wahrheit in der „Zeit des Endes“ sehr zunehmen würde (Dan. 12:4). Wenn etwas besser erkannt wird, muß man oft umdenken. Jehovas Zeugen sind demütig bereit, dies zu tun.
Warum predigen Jehovas Zeugen von Haus zu Haus?
Jesus sagte für unsere Tage folgendes Werk voraus: „Diese gute Botschaft vom Königreich wird auf der ganzen bewohnten Erde gepredigt werden, allen Nationen zu einem Zeugnis; und dann wird das Ende kommen.“ Er gebot seinen Nachfolgern auch: „Geht ... hin, und macht Jünger aus Menschen aller Nationen“ (Mat. 24:14; 28:19).
Als Jesus seine ersten Jünger aussandte, wies er sie an, in die Häuser der Menschen zu gehen (Mat. 10:7, 11-13). Der Apostel Paulus sagte über seinen Dienst: „Wobei ich mich nicht davon zurückhielt, euch alles, was nützlich war, kundzutun und euch öffentlich und von Haus zu Haus zu lehren“ (Apg. 20:20, 21; siehe auch Apostelgeschichte 5:42).
Bei der Botschaft, die Jehovas Zeugen verkünden, geht es um Menschenleben; sie achten daher sorgfältig darauf, niemand zu übergehen (Zeph. 2:2, 3). Das Motiv für ihre Besuche ist Liebe — vor allem Liebe zu Gott, aber auch Liebe zu ihrem Nächsten.
Auf einer Konferenz führender Geistlicher in Spanien wurde folgendes gesagt: „Vielleicht sind ... [die Kirchen] in höchstem Maße in dem nachlässig, worauf ausgerechnet die Zeugen ihre meiste Zeit verwenden — in den Hausbesuchen, die im Rahmen der Methoden liegen, die von den Aposteln der Urkirche angewandt wurden. Während sich die Kirchen nicht selten darauf beschränken, Tempel zu bauen, durch Glockengeläut Menschen anzulocken und in ihren Zusammenkunftsstätten zu predigen, folgen ... [die Zeugen] der apostolischen Methode, von Haus zu Haus zu gehen und jede Gelegenheit zum Zeugnisgeben wahrzunehmen“ (El Catolicismo, Bogotá (Kolumbien), 14. September 1975, S. 14).
Warum sprechen aber Jehovas Zeugen immer wieder bei Andersgläubigen vor?
Die Zeugen möchten anderen ihren Glauben nicht aufdrängen. Aber sie wissen, daß Menschen umziehen und daß sich ihre Lebensumstände ändern können. Heute mag jemand zu beschäftigt sein, um zuzuhören; ein andermal mag er sich gern die Zeit dazu nehmen. Ein Glied der Familie mag nicht interessiert sein, andere aber mögen Interesse haben. Die Menschen ändern sich auch; ernsthafte Probleme im Leben mögen bewirken, daß sich jemand seiner geistigen Bedürfnisse bewußt wird. (Siehe auch Jesaja 6:8, 11, 12.)
Warum werden Jehovas Zeugen verfolgt, und warum wird ihnen widersprochen?
Jesus sagte: „Wenn die Welt euch haßt, wißt ihr, daß sie mich gehaßt hat, bevor sie euch haßte. Wenn ihr ein Teil der Welt wäret, so wäre der Welt das Ihrige lieb. Weil ihr nun kein Teil der Welt seid, sondern ich euch aus der Welt auserwählt habe, deswegen haßt euch die Welt“ (Joh. 15:18, 19; siehe auch 1. Petrus 4:3, 4). Die Bibel zeigt, daß die ganze Welt von Satan beherrscht wird; er ist der eigentliche Anstifter der Verfolgung (1. Joh. 5:19; Offb. 12:17).
Jesus sagte auch zu seinen Jüngern: „Um meines Namens willen werdet ihr Gegenstand des Hasses aller Menschen sein“ (Mar. 13:13). Das Wort „Name“ bezieht sich hier auf die offizielle Stellung Jesu als messianischer König. Oft wird eine Verfolgung ausgelöst, weil Jehovas Zeugen seine Befehle über die Befehle irdischer Herrscher stellen.
Jemand könnte sagen:
„Warum unternehmen Sie nichts gegen die Mißstände in der Welt [in unserer Gegend]?“
Darauf könnte man erwidern: „Sie machen sich offensichtlich Gedanken über die Zustände in unserer Gegend. Das tue ich auch. Gestatten Sie eine Frage: Welches Problem müßte Ihrer Meinung nach zuerst angepackt werden?“ Dann könnte man hinzufügen: „Warum ist das Ihrer Meinung nach zu einem so großen Problem geworden? ... Bestimmt könnten sich sofortige Gegenmaßnahmen positiv auswirken. Sie werden aber sicher zugeben, daß eine langfristige Verbesserung noch erfreulicher wäre. So sehen es auch Jehovas Zeugen. [Erkläre, was wir tun, um Menschen zu helfen, biblische Grundsätze in ihrem Leben anzuwenden, um so persönlich die Wurzel des betreffenden Problems zu beseitigen, sowie was Gottes Königreich tun wird und warum dadurch dieses Problem für immer zum Nutzen der Menschheit gelöst werden wird.]“
Oder man könnte sagen (nachdem man einige Punkte aus der oben erwähnten Erwiderung behandelt hat): „Manche Leute tragen zu Verbesserungen an ihrem Wohnort bei, indem sie Geld zur Verfügung stellen; andere tun es, indem sie ihre Dienste anbieten. Jehovas Zeugen tun beides. Gestatten Sie, daß ich das erkläre.“ Dann könnte man hinzufügen: (1) „Ein Zeuge Jehovas muß gewissenhaft seine Steuern zahlen; durch die Steuereinnahmen erhält die Regierung Geld für notwendige Dienstleistungen.“ (2) „Wir gehen sogar noch weiter, denn wir sprechen bei den Menschen vor und bieten ihnen ein kostenloses Bibelstudium an. Wenn Menschen mit dem vertraut werden, was die Bibel sagt, lernen sie, biblische Grundsätze anzuwenden, und werden so mit ihren Problemen fertig.“
Eine andere Möglichkeit wäre: „Ich freue mich, daß Sie diese Frage aufgeworfen haben. Es gibt viele Menschen, die noch nie danach gefragt haben, was Jehovas Zeugen eigentlich für die Allgemeinheit tun. Offensichtlich gibt es verschiedene Möglichkeiten zu helfen.“ Dann könnte man hinzufügen: (1) „Einige gründen zu diesem Zweck gewisse Einrichtungen — Krankenhäuser, Altenheime, Rehabilitationszentren für Drogenabhängige usw. Andere stellen sich freiwillig zur Verfügung und besuchen Personen in ihrer Wohnung, um ihnen angemessene Hilfe zu leisten. Genau das tun Jehovas Zeugen.“ (2) „Wir haben festgestellt, daß das, was die Bibel uns über den eigentlichen Sinn des Lebens und über die Zukunft sagt, die gesamte Lebensauffassung eines Menschen verändern kann.“
Ein weiterer Vorschlag: „Ich bin dankbar, daß Sie diese Frage aufgeworfen haben. Wir alle würden uns doch freuen, wenn die Verhältnisse besser würden. Wenn ich aber fragen darf: Wie denken Sie über das, was Jesus Christus tat? Finden Sie, daß seine Methode, Menschen zu helfen, zweckmäßig war? ... Wir versuchen, seinem Beispiel zu folgen.“
„Christen sollten doch für Jesus Zeugen sein, nicht für Jehova.“
Darauf könnte man erwidern: „Sie erwähnen da einen interessanten Gedanken. Sie haben recht, wir sind verpflichtet, Zeugen für Jesus zu sein. Daher wird in unseren Publikationen mit Nachdruck auf die Rolle Jesu in Gottes Vorsatz hingewiesen. [Um dies zu zeigen, könnte man ein aktuelles Buch oder eine der neuesten Zeitschriften verwenden.] Hier steht jedoch etwas, was Ihnen neu sein mag [Offb. 1:5]. ... Von wem war Jesus ‚der treue Zeuge‘? ... [Lies Johannes 5:43; 17:6.] Gab uns Jesus nicht das Beispiel, das wir nachahmen sollten? ... Warum ist es so wichtig, sowohl Jesus als auch seinen Vater kennenzulernen? [Joh. 17:3].“