Wir wollen ein Haus bauen
Vom „Awake!“-Korrespondenten in Mexiko
EINES der vordringlichsten Probleme der Völker ist der Wohnungsbau. Millionen Menschen haben keine Wohnung. Millionen weitere leben in beengten Verhältnissen. Somit kann es zum Vorteil sein, zu wissen, wie man ein Haus baut.
Es ist lange üblich gewesen, Häuser aus Material zu bauen, das man in der Umgebung fand. Die alten Ägypter und Babylonier bauten ihre Häuser aus Lehmziegeln. In gewissen Gegenden werden heute noch Häuser aus Lehmziegeln gebaut. In Mexiko und im Südwesten der Vereinigten Staaten sind solche Lehmbauten üblich. In den Landgebieten Mexikos sind luftgetrocknete Lehmziegel, Adobes genannt, das hauptsächliche Baumaterial.
Diese Lehmbauten können recht dauerhaft sein. Einige stehen schon seit Jahrhunderten. Lehmhäuser sind im Sommer kühl und im Winter warm. Solche Häuser werden nicht überall gleich gebaut; wir wollen einmal die Methode kennenlernen, die in Mexiko im allgemeinen angewandt wird.
Herstellung der Adobes
Zuerst wird ein guter Lehm ausgesucht. Er sollte frei von Steinen sein und möglichst wenig Sand enthalten. Ist zuviel Sand darin, werden die Ziegel brüchig.
Dann wird etwas Erde ausgehoben. Darin wird der Lehm geknetet, und man gibt so viel Wasser dazu, daß ein plastischer Teig entsteht. Dieser Masse setzt man Heu, Stroh, Tannennadeln oder Tierhaare zu. Es wird sorgfältig darauf geachtet, daß diese Stoffe, die als Bindemittel dienen, nicht mehr als 20 Prozent vom Endergebnis ausmachen.
Zum Formen der Ziegel benutzt man Holzformen, sogenannte garrillas, In Mexiko werden meist Formen verwendet, die 40 Zentimeter lang, 30 Zentimeter breit und etwa 7,5 Zentimeter hoch sind.
Damit der Lehm nicht an den Formen haftet, werden sie angefeuchtet. Darauf wird die Masse in die Formen eingebracht. Sie ist weich und läßt sich gut verarbeiten. Sie wird mit der Hand in die Form gepreßt, so daß alle Ecken ausgefüllt sind.
Man läßt die Ziegel nicht in der Form, bis sie trocken sind. Sobald der Lehm beginnt abzubinden, wird die Form abgehoben; die Ziegel bleiben zum Trocknen auf dem Boden liegen. Bis sie eine gewisse Festigkeit erreicht haben, läßt man sie auf der Breitseite liegen. Danach legt man sie auf die Schmalseite, so daß sie schneller trocknen und erhärten können. Es dauert etwa zwei bis drei Wochen, bis die Ziegel trocken sind. Danach können sie zum Hausbau verwendet werden.
Wir bauen ein Haus aus Lehmziegeln
Zuerst tragen wir alles zusammen, was für den Hausbau notwendig ist. Dazu gehören Bandmaß und Lot. Außerdem benötigen wir eine Richtschnur, um die einzelnen Ziegelschichten ausrichten zu können. Ferner brauchen wir eine Maurerkelle und einen Mörtelkübel.
Soll unser Haus dauerhaft werden, dann müssen wir dem Fundament besondere Aufmerksamkeit schenken. Wir sollten es aus Steinen errichten. Ein Steinfundament wird die Festigkeit des Untergrundes erhöhen und Rißbildungen im Mauerwerk verhindern. Es ist auch zu empfehlen, die Hausecken aus Steinen zu bauen. Die Steine verstärken das Bauwerk und schützen es vor harten Schlägen und vor Abnutzung.
Bevor auf dem Steinfundament die Lehmziegel aufgemauert werden, wird auf der obersten Steinschicht eine Isolierschicht aus Asphalt aufgebracht. Das verhindert, daß Wasser in die Lehmziegel sickert. Feuchtigkeit kann bewirken, daß die Mauer zerfällt. Deshalb eignen sich Adobes oder luftgetrocknete Lehmziegel in kalten oder feuchten Gegenden nicht als Baumaterial.
Wenn das Fundament fertig ist, beginnen wir an den Hausecken, die Lehmziegel zu setzen. Diese setzt man ähnlich wie gewöhnliche Mauersteine. Wir achten sorgfältig darauf, daß die Stoß- und Lagefugen zwischen den einzelnen Ziegeln nie mehr als drei Zentimeter betragen. Wir vermauern die Steine so übereinander, daß die Fugen um die Hälfte ihrer Länge versetzt sind, also niemals so, daß die Fugen senkrecht übereinander verlaufen.
Als Mörtel verwenden wir ebenfalls Lehm. Dabei handelt es sich um das gleiche Material, aus dem die Ziegel hergestellt sind, nur ist es frischer, plastischer Lehm, der leicht zu verarbeiten ist. Um die Festigkeit des Mörtels zu erhöhen, werden kleine Steine beigemischt.
Während wir die Ziegel aufmauern, überprüfen wir ständig, ob die Mauer auch im Lot ist. Außerdem überprüfen wir, ob die einzelnen Schichten waagrecht verlaufen. Wir haben ein einfaches Schnurgerüst gebaut, nach dem wir uns richten können, so daß sich in die Mauer keine Ungenauigkeiten einschleichen.
Wenn wir die Mauern hochgezogen haben, verputzen wir sie innen und außen mit Lehmmörtel. Die Mauern sehen dann aus wie eine einzige feste Fläche.
So ist unser Haus in kurzer Zeit fast fertig. Vielleicht hast du gedacht, es sei unmöglich, aus Lehmziegeln ein so dauerhaftes Haus zu bauen. Später wollen wir das Haus noch verschönern, indem wir die Mauern tünchen oder mit weißem Pflaster verputzen.
Wir benötigen natürlich auch ein Dach. Wir decken das Haus mit einem Material, das zu dem ländlichen Stil paßt. Den Dachstuhl fertigen wir aus Holz, und darüber legen wir gebrannte Ziegel. Wir könnten das Haus auch mit Stroh decken. An vielen Orten ist es Sitte, weit überstehende Dachtraufen anzubringen. Sie schützen die Lehmziegelmauern vor dem Regen; Nässe würde ihnen schaden.
So, nun ist unser Haus fertig. Es sieht heimelig aus wie alle aus Adobes oder Lehmziegeln gebauten Häuser.
Vielleicht möchtest du eines Tages auch ein Haus bauen. Du magst die Arbeit selbst ausführen, und das Baumaterial wird sehr billig sein, wenn du das Haus aus Adobes oder Lehmziegeln baust.