Offset — heute das populäre Druckverfahren
Zu KEINER Zeit in der Menschheitsgeschichte ist so viel gedruckt worden wie heute. In der Wohnung und im Geschäft werden die Menschen mit Zeitschriften, Zeitungen, Büchern, Broschüren usw. überschwemmt. Der Jahresumsatz der Druckindustrie in den USA, der 1967 rund 20 Milliarden Dollar betrug, ist auf fast 30 Milliarden Dollar gestiegen.
Ein großer Teil der heutigen Druckerzeugnisse wird jedoch in einem anderen Verfahren hergestellt als früher. Man benutzt nicht mehr so häufig das Hochdruckverfahren, sondern mehr das Offsetdruckverfahren. Allerdings ist dir dieser Wandel wahrscheinlich nicht aufgefallen.
Wenn du kein Fachmann bist, wirst du kaum entscheiden können, ob es sich um Offsetdruck oder um Hoch- oder Buchdruck handelt. Selbst mit Hilfe eines Vergrößerungsglases kann man das, wenn man nicht vom Fach ist, nur schwer beurteilen. Es gibt allerdings Anhaltspunkte, die einem helfen, zwischen diesen beiden Druckverfahren zu unterscheiden.
Beim Hochdruck besteht die Tendenz, daß die Farbe zufolge des Druckes, den die Platte auf das Papier ausübt, ein ganz klein wenig ausläuft. Um jeden Buchstaben entsteht ein stärkerer Farbring. Durch den Druck der Platte entsteht manchmal auch ein Eindruck im Papier, der auf der Rückseite des Papiers leicht erhaben ist. Beim Offsetverfahren ist der Druck glatter, auch entstehen keine Eindrücke, da es sich dabei um einen Flachdruck handelt.
Ein anderes wichtiges Druckverfahren ist der Tiefdruck, der in den Vereinigten Staaten nicht so oft angewandt wird wie der Offsetdruck, doch besteht jetzt die Tendenz, ihn häufiger anzuwenden. Der Tiefdruck ist das Gegenteil des Hoch- oder Buchdrucks, von dem er sich dadurch unterscheidet, daß die Druckelemente tief gelegt sind, während sie beim Hochdruckverfahren erhaben sind.
Die Entwicklung des Offsetverfahrens
Der Offsetdruck ist nichts Neues. Dieses Verfahren wendet man schon seit Jahrzehnten an. Nur hat es in den letzten Jahren einen großen Aufschwung genommen.
Im Jahre 1925 wurden in den US-Akzidenzdruckereien nur etwa 10 Prozent im Offsetdruck hergestellt. Im Jahre 1955 waren es bereits 25 Prozent. Seit dem Jahre 1966 werden in Akzidenzdruckereien über 50 Prozent im Offsetverfahren hergestellt, im Tiefdruckverfahren dagegen weniger als 10 Prozent.
In den Vereinigten Staaten gibt es rund 19 000 Akzidenzdruckereien, und diese haben einen Jahresumsatz von über acht Milliarden Dollar. Wenn man die Buch-, Zeitungs- und Zeitschriftendruckereien dazuzählt, ergibt das eine Gesamtzahl von etwa 40 000 Betrieben. Viele dieser Druckereien, die im graphischen Gewerbe von den Akzidenzdruckereien unterschieden werden, sind ebenfalls zum Offsetdruck übergegangen.
Schätzungsweise werden etwa die Hälfte bis drei Viertel aller Bücher im Offsetdruckverfahren hergestellt. Werke wie The World Book Encyclopedia werden auf Offsetrollenrotationen hergestellt, die in dreißig Minuten fast neun Kilometer Papier verbrauchen. Auch viele Zeitungs- und Zeitschriftendruckereien sind zum Offsetdruckverfahren übergegangen.
In den 1960er Jahren sind in den Vereinigten Staaten etwa drei Prozent der Zeitungen im Offsetverfahren hergestellt worden. Im Jahre 1970 waren es bereits 61 Prozent! Da aber die meisten großen Tageszeitungen im Hochdruckverfahren hergestellt werden, überwiegt die Herstellung von Zeitungen im Hochdruckverfahren immer noch. Die in St. Louis erscheinende Zeitung Post-Dispatch ist die erste große Tageszeitung, die auf den Offsetdruck überging; vor kurzem bestellte sie fünf Offsetrotationspressen.
Jetzt werden auch immer mehr Zeitschriften im Offsetdruckverfahren hergestellt. Etwa ein Drittel der amerikanischen Zeitschriften werden in diesem Verfahren hergestellt.
Auch die Herstellung von Druckpressen zeigt, daß man immer mehr auf den Offsetdruck übergeht. Es werden jetzt weit mehr Offsetmaschinen verkauft als Buchdruckmaschinen. Im Jahre 1970 wurden in den Vereinigten Staaten Offsetmaschinen im Wert von 241 Millionen Dollar, Buchdruckmaschinen dagegen nur im Wert von 70 Millionen Dollar verkauft. In Japan wurden im Jahre 1969 Offsetmaschinen im Wert von 52 Millionen Dollar gebaut, Buchdruckmaschinen dagegen nur für 19 Millionen Dollar.
Warum wird das Offsetverfahren immer populärer, so daß es auf gewissen Gebieten sogar das Hochdruckverfahren verdrängt? Welches Prinzip liegt dem Offsetdruckverfahren zugrunde?
Ursprung und Entwicklung
Gegen Ende des achtzehnten Jahrhunderts erfand Alois Senefelder die Lithographie. Die Bezeichnung für dieses Druckverfahren war damals sehr treffend, denn das Wort Lithographie kommt von den griechischen Wörtern lithos, was „Stein“ bedeutet, und graphein, was „schreiben“ bedeutet, buchstäblich also „auf Stein schreiben“.
Genau das tat Senefelder, als er dieses Verfahren erfand. Er zeichnete mit fettiger Kreide auf einen porösen Stein und befeuchtete ihn dann mit Wasser. Darauf trug er eine bestimmte Farbe auf den Stein. Die Farbe blieb an dem mit Kreide gezeichneten Bild haften, während sie von allen übrigen Stellen, die er mit Wasser benetzt hatte, abgestoßen wurde. Preßte er ein Papier auf das Bild, so ergab das einen farbigen Abdruck.
Die Lithographie ist somit ein Druckverfahren, das auf dem Gegensatz von Fett und Wasser beruht. Bei diesem Verfahren liegen druckende und nichtdruckende Stellen in einer Ebene. Das Druckbild ist also nicht erhaben wie beim Buchdruck, und die druckenden Flächen liegen nicht vertieft wie beim Tiefdruck.
Früher wurde dieses Druckverfahren vorwiegend von Künstlern benutzt, um Kunstwerke zu vervielfältigen, und in einem gewissen Maße dient es auch heute noch diesem Zweck. Hauptsächlich wurde es dann aber in den Akzidenzdruckereien angewandt. In den 1860er Jahren wurden Steindruckmaschinen mit mechanischem Antrieb eingeführt. Die Steine, die als Druckplatten dienten, waren bis 112 mal 162 Zentimeter groß und mehrere Pfund schwer.
Diese Steindruckpressen eigneten sich gut zur Wiedergabe von Bildern, aber nicht für den Druck von Lettern. Die Buchdruckmaschinen dagegen eigneten sich vorzüglich zur Wiedergabe von Lettern, aber nicht zur Wiedergabe von Bildern. Früher wurden daher viele Bücher hergestellt, indem man das Hochdruckverfahren für den Druck von Lettern verwandte, den Steindruck dagegen zur Wiedergabe der Illustrationen.
Die Einführung der Fotografie in das graphische Gewerbe in der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts hatte einen großen Umschwung zur Folge. Bei der Fotolithographie wurde der Stein zuerst mit einer lichtempfindlichen Lösung beschichtet. Dann wurde ein fotografisches Negativ von der Vorlage angefertigt und auf den Stein kopiert. Nach der Behandlung des Steines nahmen die belichteten Stellen die Farbe an, während die anderen Stellen des Steines Wasser aufnahmen. So wurde nur die Zeichnung, die Farbe annahm, auf das Papier gedruckt.
Zu Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts begann man anstelle der sperrigen Steine Aluminium- oder Zinkplatten zu verwenden. Um den Metallplatten die Eigenschaft des porösen Steines, Wasser aufzunehmen, zu vermitteln, wurden sie rauh gemacht. Ein großer Vorteil dieser dünnen, formbaren Metallplatten bestand darin, daß man sie auf Rotationsmaschinen benutzen konnte.
Eine weitere wichtige Entwicklung in der Lithographie brachte eine zufällige Entdeckung Ira Rubels, eines in New Jersey tätigen Lithographen. Er bemerkte, daß es ein besseres Bild ergab, wenn das Druckbild von der metallischen Druckform auf ein Gummituch übertragen wurde, als wenn es direkt von der metallischen Druckform auf das Papier übertragen wurde. Im Jahre 1905 baute Rubel eine Druckpresse, bei der er dieses Prinzip des Absetzens oder „offsetting“ anwandte.
Heute sind sozusagen alle lithographischen Maschinen Offsetpressen. Bei diesen Pressen kommt der Plattenzylinder zuerst in Berührung mit dem Feuchtwerk und dann mit dem Farbwerk. Durch das Feuchtwerk werden die nichtdruckenden Stellen der Platte befeuchtet; das verhindert, daß das Farbwerk diese Stellen einfärbt. Das Farbwerk färbt daher nur das Druckbild ein. Das Bild wird dann vom Plattenzylinder über einen Gummizylinder auf das Papier übertragen.
Warum viele Firmen auf Offsetdruck umstellen
Viele Firmen haben auf Offsetdruck umgestellt, weil dadurch die Produktion beschleunigt werden kann. Eine Offsetbogenmaschine kann doppelt so schnell laufen wie ein Buchdruck-Zylinderautomat, etwa 10 000 Zylinderumdrehungen in der Stunde im Vergleich zu 4 500. Beim Hochdruck erfordert das Zurichten auch ziemlich viel Zeit, während diese vorbereitenden Arbeiten beim Offsetdruck so gut wie wegfallen.
Ein weiterer Vorzug der Offsetmaschinen ist die Möglichkeit, daß der Druckträger ganz verschieden sein kann — rauhes Papier, Blech, Zelluloid usw. —, weil das Gummituch, das das Druckbild auf den Druckträger überträgt, elastisch ist. Außerdem wird mit Offsetpressen eine hohe Qualität des Drucks erreicht, was Verfechter des Hochdruckverfahrens auch zugeben; Kritiker erklären allerdings, daß auch mit Offsetpressen schlechte Arbeit geleistet werden mag. Einer sagte zum Beispiel: „Um ständig gute Druckergebnisse zu erzielen, sind erstklassige Maschinen und außerordentlich tüchtiges Personal erforderlich.“
Ohne Zweifel haben viele Druckereien auf Offset umgestellt, weil Offsetmaschinen billiger sind als Buchdruckpressen; manchmal kostet eine Offsetmaschine nur die Hälfte von dem, was eine Buchdruckpresse kostet, die das gleiche leistet. „Die wirtschaftliche Seite des Offsetdrucks ist wahrscheinlich der Hauptgrund, warum man immer mehr dazu übergeht“, schreibt ein Beobachter.
Größere Produktion, größere Wirtschaftlichkeit und gute Druckqualität — das sind einige Gründe, warum so viele Druckereien auf Offset umgestellt haben. Und wie wird die Zukunft aussehen? In der Zeitschrift Printing Magazine vom Februar 1972 konnte man lesen: „Man kann mit Sicherheit voraussagen, daß das Hochdruckverfahren den Kampf gegen den Zylindertiefdruck, den Rollenoffset und Bogenoffset verlieren wird.“