Warum ein Aquarium?
WARUM ein Aquarium? Um ein Hobby zu haben? Um Wassertiere gut beobachten zu können? Um daran Unterhaltung- und Erholung zu finden? Um ein Einkommen zu haben? Ein Aquarium kann dem Zweck dienen, zu dem man es einrichtet; der eine verfolgt damit diesen und der andere jenen Zweck. Viele Familien haben sich der Aquarienliebhaberei zugewandt und finden nun am Aquarium Unterhaltung und Erholung, aber es ist für sie auch eine Quelle unendlich vieler interessanter Beobachtungen.
Ein Aquarium kann für jung und alt ein schönes, interessantes Hobby sein. Ein Elfjähriger bezeichnete es als ein „kurzweiliges Hobby“. Er sagte: „Mir gefällt es, etwas Lebendiges zu beobachten. Ich sehe den Fischen gerne zu, wenn sie miteinander spielen, besonders, wenn sie einander jagen.“ Ein Schriftsteller und Redakteur erklärte: „Die vier Goldfische im Aquarienglas neben meinem Polstersessel sind für mich eine Quelle der Freude. Ihre geschmeidigen Bewegungen zu beobachten verleiht mir einen größeren Auftrieb, als wenn ich meine sogenannten Kunstschätze betrachte, die die Regale und Wände meiner Wohnung schmücken.“
Für andere ist das Aquarium nicht nur eine Quelle der Freude, sondern vor allem der Erholung und Naturbeobachtung. In dem Buch Tropical Fish wird gesagt: „Die eleganten Bewegungen, das ausgelassene Spiel, die Lebensfreude gesunder Fische zu beobachten ist an und für sich schon ein Nerventonikum. ... Ferner ermöglicht ein Aquarium interessante Naturbeobachtungen ... Dadurch, daß wir den Fischen eine gesunde Umgebung schaffen, lernen wir viel über die gesamte Natur. Es wird uns vor Augen geführt, wie sich ausreichender Sauerstoff (und umgekehrt verunreinigte Atemluft) auf unsere Gesundheit auswirkt.“
Deine Pfleglinge können mit der Zeit ganz zutraulich werden. Sie gewöhnen sich an dich und daran, daß du mit der Hand im Aquarium hantierst. Offenbar können sie zwischen deiner Hand und dem Fischnetz unterscheiden. Eine Elritze mag aus dem Wasser springen, um nach einer frisch gefangenen Fliege, die man über das Wasser hält, zu schnappen.
Die Wahl des Aquariums und der Fische
Da es viele verschiedene Arten von Aquarien gibt, entsteht die Frage, was für ein Aquarium man sich kaufen sollte. Ein Aquariumglas, einen kleinen runden Glasbehälter als Zierstück, der nicht viel Pflege braucht? Oder einen viereckigen Behälter aus Winkeleisenrahmen mit eingesetzten Glasscheiben? Viele Personen geben Aquarien den Vorzug, die lang, hoch und schmal sind, um als Schaubecken, das sie aus ästhetischen Gründen ins Zimmer stellen, zu dienen. Andere, die Fische züchten möchten, ziehen ein niedriges und breites Becken vor.
Es gibt über 30 000 bekannte Fischarten, doch am beliebtesten sind die tropischen Fische. Unter diesen gibt es natürlich Süßwasserfische und Meerwasserfische. Die meisten Leute füllen ihr Aquarium mit Süßwasser und besetzen es mit einer Auswahl zueinander passender friedlicher Fische.
Wenn man weitere Fische dazukauft, muß man darauf achten, daß sie gesund sind. Würde man kranke Fische einsetzen, könnte der ganze Fischbestand im Aquarium zugrunde gehen.
Natürlich kann irgendein Teich oder Bach der Umgebung Bewohner für ein solches Aquarium liefern. Von unseren einheimischen Fischen eignet sich unter anderem die Goldorfe vorzüglich für die Aquarienhaltung. Auch die Wildform, deren dunkle Rückenfärbung an den Seiten in ein herrliches Silberblau übergeht, läßt sich in unseren Aquarien leicht pflegen. Hast du schon je an einem Teich oder Bach in der Nähe deines Wohnortes gestanden, um nach Wassertieren zu suchen?
Pflege eines Aquariums
Wenn man sich ein Aquarium anschafft, muß man auch Zeit aufwenden, um es richtig zu pflegen. Doch muß, entgegen der Meinung vieler, nicht allwöchentlich oder allmonatlich das ganze Becken erneuert werden.
Manche Aquarianer lassen ihr Aquarium jahrelang ohne vollständige Erneuerung stehen, sie saugen lediglich jede Woche einen kleinen Teil des Wassers von unten, wo sich die Ausscheidungen der Fische ansammeln, ab und ersetzen es mit frischem Wasser, oder sie halten das Wasser mit Hilfe eines mechanischen Filters sauber. Man muß aber nicht nur für sauberes Wasser sorgen, sondern es müssen noch andere Bedingungen erfüllt werden, damit die Fische gesund bleiben.
Sauerstoff und Licht
Die Fische bleiben nur gesund, wenn sie genügend Sauerstoff haben. Sie nehmen den im Wasser gelösten Sauerstoff durch die Kiemen auf. Wie groß der Sauerstoffgehalt im Aquarium ist, wird durch die Wassertemperatur bestimmt (kühles Wasser hält mehr Sauerstoff als warmes) sowie durch die Größe der Wasseroberfläche. Wasser nimmt Sauerstoff aus der Luft auf. Es gibt auch Aquarianer, die mit Hilfe einer elektrisch betriebenen Pumpe Luft durch einen Schlauch in das Aquarium einführen. Von den Luftblasen wird eine kleine Menge Sauerstoff absorbiert, doch der Hauptzweck des Luftstroms besteht in der Umwälzung des Wassers, so daß das Bodenwasser nach oben steigt, wo es Sauerstoff aufnimmt.
Da die Wasseroberfläche für den Sauerstoffgehalt des Wassers entscheidend ist, sollte man ein rundes Glas, das sich oben verjüngt, nicht ganz mit Wasser füllen. Man darf ein solches Glas nur bis etwas über die Hälfte füllen, damit die Wasseroberfläche größer ist.
Wegen des Sauerstoffbedürfnisses der Fische ist die Wasseroberfläche des Aquariums ausschlaggebend dafür, mit wie vielen Fischen es besetzt werden darf. Natürlich spielt auch die Größe der Fische eine Rolle. Ein Experte vertritt den Standpunkt, man sollte wenigstens 20 cm2 Oberfläche für jeden Fisch von der Größe eines ausgewachsenen Guppys (bis 5 Zentimeter) rechnen. Das würde bedeuten, daß man ein Aquarium mit einer Wasseroberfläche von 22 × 50 Zentimetern (1 100 cm2) mit höchstens 55 erwachsenen Guppys besetzen darf.
Es ist nützlich, ein Aquarium mit Pflanzen zu besetzen. Gesunde Pflanzen geben am Tag Sauerstoff ab und nehmen Kohlendioxyd auf. Die Fische dagegen nehmen Sauerstoff auf und geben Kohlendioxyd ab. Ein Aquarium mit gesunden Pflanzen sieht somit nicht nur schöner aus, sondern die Pflanzen sind auch eine Sauerstoffquelle.
Wenn es an Sauerstoff fehlt, atmen die Fische schneller oder kommen an die Wasseroberfläche, um Luft zu holen.
Gesundes Pflanzenwachstum ist für die Gesundheit der Fische von Nutzen, doch die Pflanzen gedeihen nur, wenn sie genügend Licht haben. Fehlt es ihnen an Licht, dann beginnen sie abzusterben, und die Kleinlebewesen im Aquarium nehmen überhand, was zur Erkrankung der Fische führen kann. Zuviel Licht kann aber auch eine übermäßige Algenbildung, grünes Wasser und hohe Temperaturen zur Folge haben. Wie in der freien Natur, so sollte auch die Helligkeitsdauer im Aquarium täglich 10 bis 12 Stunden betragen.
Temperatur und Nahrung
Die Fische benötigen aber nicht nur ausreichend Sauerstoff und Licht (für ein mit Pflanzen besetztes Aquarium ist die Lichtzufuhr von großer Wichtigkeit), sondern auch die richtige Temperatur und die richtige Nahrung. Ist eine dieser wesentlichen Bedingungen nicht ganz erfüllt, so entstehen Probleme in deiner Unterwasserwelt. Das Wort „tropisch“ deutet eine warme Temperatur an, und die meisten tropischen Fische zeigen bei Temperaturen von 22 bis 26 Grad Celsius Wohlbefinden. Längeres Verweilen in zu kühlem Wasser führt zu Krankheiten. In Wasser, das zu warm ist, erhalten sie nicht genügend Sauerstoff.
Unbedingt vermeiden sollte man einen plötzlichen Temperaturwechsel. Die Fische leiden darunter, und es schwächt auch ihre Widerstandskraft gegen Krankheiten. Wegen der Gefahr eines plötzlichen Wechsels ist die Ergänzung des Wassers im Aquarium mit frischem Wasser oder das Einsetzen neuer Fische immer kritisch. Achte sorgfältig darauf, daß das Wasser, das du nachfüllst, die gleiche Temperatur hat wie das Wasser im Aquarium. Und wenn du neue Fische einsetzen willst, kannst du ihnen die Anpassung erleichtern, indem du sie langsam in das Aquarium bringst. Am besten ist es, das Transportgefäß in das Aquarium zu hängen, bis sich die Wassertemperaturen angeglichen haben. Dazu sind gewöhnlich etwa 15 Minuten erforderlich.
Natürlich müssen die Fische regelmäßig gefüttert werden, und zwar sollte man möglichst verschiedene Futterarten geben. Man kann Trockenfutter kaufen oder tiefgekühltes frisches Futter. Oder man kann ihnen auch Mückenlarven, Würmer, Ameisen, Fliegen usw. reichen. Man kann ihnen aber auch gekochtes feingeschnittenes Rinderherz geben, feingehackten rohen Spinat oder Salat oder auch etwas Fisch. Wenn man den Fischen abwechslungsreiche Kost gibt, bleiben sie gesund, leben lange und sind lebhafter gefärbt. Natürlich muß man berücksichtigen, daß sich die verschiedenen Fische auch unterschiedlich ernähren.
Es ist aber nicht nur wichtig, womit man die Pfleglinge füttert, sondern auch wie man sie füttert. Da die Fische in warmem Wasser schneller atmen, verdauen, ausscheiden und wachsen als in kühlem, benötigen sie auch mehr Nahrung. Gesunde Fische erscheinen gewöhnlich hungrig und kommen, sobald du an das Aquarium trittst, sofort an die Glasscheibe, als wollten sie betteln. Man muß sich aber davor hüten, sie zu überfüttern.
Nach einer allgemeinen Regel sollte man den Fischen nur soviel Futter reichen, wie sie in drei bis fünf Minuten auffressen können. Überfüttert man sie und bleibt Futter übrig, so zersetzt es sich, was ein Überhandnehmen der Kleinlebewesen bewirkt, und das wiederum hat Krankheit und Tod der Fische zur Folge. Da die Fische in ihrem natürlichen Lebensraum im Laufe des Tages mehrmals kleine Mengen zu sich nehmen, ist auch zu empfehlen, daß man ihnen im Laufe des Tages mehrmals kleine Futtermengen reicht. Kann man sie aber nur einmal am Tag füttern, dann sollte man das vorzugsweise am Morgen tun.
Wie für alle lebenden Geschöpfe, so sind auch für die Fische Lebensumstände wie Überbevölkerung, Kälte, Temperaturschwankungen, schlechte Kost, Überfütterung, Lichtmangel und Berührung mit toten oder faulenden Stoffen ungesund. Irgendeiner dieser Umstände kann die natürliche Immunität der Fische zerstören.
Tropische Fische züchten
Die tropischen Fische werden gewöhnlich eingeteilt in „lebendgebärende“ und „eierlegende“ Arten. Von diesen beiden Gruppen sind die lebendgebärenden Arten gewöhnlich einfacher zu züchten. Das ist so, weil der Jungfisch, der sich im Mutterleib entwickelt, wenn er geboren wird, schon voll entwickelt und meist größer ist als der dem Ei entschlüpfende Fisch. Er kann schon gut schwimmen und frißt das gleiche wie die Eltern, nur muß es fein zerhackt sein.
Bei den lebendgebärenden Fischen kann man das Männchen leicht vom Weibchen unterscheiden, denn das Männchen hat eine Afterflosse, die als Begattungsorgan dient. Ein trächtiges Weibchen kann man ohne weiteres an dem dunklen Fleck (Trächtigkeitsfleck) vor der Afteröffnung erkennen. Viele Eltern haben die Fortpflanzung lebendgebärender Fische dazu benutzt, ihre Kinder aufzuklären.
Da das lebendgebärende Weibchen und andere die Jungfische manchmal auffressen, sollte man etwas tun, um die Jungen zu schützen. Man trennt die Mutter am besten von den übrigen kannibalischen Fischen, bevor sie die Jungen gebiert. Auch sorgt man für Schlupfwinkel für die Jungen oder setzt das Weibchen unter einen umgestülpten durchbrochenen Blumentopfkorb aus Kunststoff. Die geborenen Jungfische können durch die Spalten entschlüpfen und sind so vor dem Zugriff der Mutter geschützt.
Die meisten tropischen Fische pflanzen sich jedoch fort, indem sie Eier legen, und sie wenden verschiedene Methoden an, um den Fortbestand ihrer Art zu sichern. Einige legen ihre Eier über Sand oder Kies ab. Andere befestigen sie an Pflanzen oder Steinen. Dann gibt es aber auch eierlegende Fische, die Nester bauen und anschließend ihre Jungen vor räuberischen Fischen schützen. Viele Arten der eierlegenden Fische benötigen zum Laichen besonders geeignete Bedingungen und manchmal auch besonderes Futter. Man benötigt also mehr Kenntnisse, um solche Arten zu züchten.
Interessant unter den tropischen Fischen sind die eierlegenden Fische, die als Schaumnestbauer bekannt sind. Das Männchen beginnt atmosphärische Luft aufzunehmen, die es im Maul mit einem Sekret umkleidet und als kleine Luftblasen wieder ausspuckt. Die Blasen bilden mit der Zeit ein Schaumnest. Einem siamesischen Kampffischpärchen zuzuschauen ist fesselnd. Man bringt, sobald man beobachtet, daß das Weibchen laichreif ist, Männchen und Weibchen zusammen, hält sie aber durch ein Glas voneinander getrennt. Das Männchen versucht mit allen Mitteln, zum Weibchen zu gelangen, und beginnt einen wundervollen Balztanz, wobei es mit seinem schleierähnlichen rosafarbenen, violetten oder blauen Flossenschmuck vor dem Weibchen prunkt. Dann baut das Männchen auf der Wasseroberfläche ein etwa zwei Zentimeter breites Schaumnest. Jetzt entfernt man die Trennwand.
Nach einer wilden Jagd läßt sich das Weibchen vom Männchen umschlingen, dabei werden die Eier aus ihm herausgepreßt, worauf das Männchen sie befruchtet. Während die Eier absinken, werden sie vom Männchen mit dem Maul aufgesammelt und ins Nest gespuckt. Nachdem die Eier sicher in den Luftblasen liegen, drückt das Männchen weitere Eier heraus, bis offenbar alle — es können mehrere hundert sein — abgegeben sind. Nach etwa vierzig Stunden schlüpfen die Jungen. Da sie noch winzig klein sind, müssen sie mit Staubfutter versehen werden.
Für viele Familien ist ein Glasbehälter mit einem oder mehreren Fischen eine Quelle steter Freude und gibt ihnen Anlaß, darüber nachzudenken, wie jeder Fisch die unerschöpfliche Vielfalt der Schöpfung Gottes widerspiegelt. Es ist jedoch nur ein kleiner Vorgeschmack dessen, was wir in Gottes neuer Ordnung kennenlernen werden, in der es möglich sein wird, „alles, was die Pfade der Meere durchzieht“, genauer zu erforschen. — Ps. 8:8.
Warum ein Aquarium? Manch einer findet am Aquarium Erholung, es ist für ihn eine Quelle der Freude und unendlich vieler interessanter Beobachtungen.