Wir beobachten die Welt
„Krieg durch Stellvertreter“
◆ Der philippinische Außenminister, Carlos Romulo, hat vor der UNO-Vollversammlung den Großmächten vorgeworfen, durch Waffenlieferungen an kleinere Staaten der Anwendung von Gewalt Vorschub zu leisten. Es sei höchste Zeit, daß die Großmächte, die nicht in der Lage seien, einander anzugreifen, ohne sich selbst einer tödlichen Gefahr auszusetzen, damit aufhörten, in der Dritten Welt „Krieg durch Stellvertreter“ zu führen.
Rauschgiftkonsum in der Schule
◆ Einem Drogenreport aus Hamburg, der im Auftrag der Schulbehörde der Hansestadt von Soziologen angefertigt wurde, konnte entnommen werden, daß nahezu ein Viertel der etwa 110 000 Hamburger Schüler, die über vierzehn Jahre alt sind, Erfahrungen mit Rauschmitteln gesammelt hat. Jeder achte nimmt regelmäßig Drogen. 11,6 Prozent der Mädchen und 7,7 Prozent der Jungen gestanden, schon vor dem vierzehnten Lebensjahr das erste Mal Rauschgift probiert zu haben. Etwa 1 000 der Hamburger Schüler haben die gefährlichste Stufe der Rauschgiftsucht erreicht: Sie sind „Spritzer“, die sich Amphetamine oder Opiate injizieren.
Jugend über „Weihnachten“
◆ Im allgemeinen steht die heutige Jugend dem „Weihnachtsfest“ skeptisch gegenüber. Die Illustrierte Brigitte zitiert die Stellungnahme eines 16jährigen Oberschülers, die charakteristisch für einen großen Teil seiner Altersgenossen ist: „Dieses ganze Weihnachtsgewinsel, die Lichter in den Straßen, die Sterne und bunten Kugeln in den Auslagen, dieses Gerede von der großen Weihnachtsliebe ist doch alles falsch! Menschen, die das ganze Jahr über Krieg führen, häßlich zueinander sind und einander belügen und betrügen, können nicht einfach auf einmal zu einem bestimmten Datum Engel werden. Ich verabscheue den ganzen Rummel und das Seid-lieb-zueinander-Getue.“ Laut der Zeitung Schwarzwälder Bote äußerte sich ein 18jähriger auf die Frage, wie er „Weihnachten“ finde: „Weihnachten ist eine altmodische Geschichte. Wegen mir kann der ganze Rummel abgeschafft werden.“ Ein 17jähriges Mädchen vertrat die Meinung: „Eigentlich habe ich nichts gegen Weihnachten. Aber vielleicht kann man sich mal was Neues einfallen lassen.“
Kopflausplage in England
◆ Nach Dänemark beklagt auch England eine erschreckende Zunahme der Kopflausplage. Das Erziehungsministerium gab bekannt, daß sich die Parasiten vor allem bei der Jugend ausbreiten. Nahezu eine viertel Million Kinder und Jugendliche seien von Kopfläusen befallen. Das Ministerium führt die Zunahme nicht zuletzt auf die unter den Teenagern beiderlei Geschlechts bevorzugten langen Haare zurück. Da gemäß dem Jahresbericht des Staatsministers für Gesundheitsfragen, Sir George Godber, die Zahl der von Kopfläusen befallenen Kinder seit 1970 „beunruhigend stark“ zugenommen hat, wurde ein energischer Feldzug gegen die gemeine Kopflaus gestartet. Die Gefahr besteht, daß die befallenen Kinder ihre Familienangehörigen und andere Mitmenschen anstecken. In seinem Bericht führt der Minister aus: „Angesichts des bei beiden Geschlechtern beliebten langen Haares und der Gepflogenheit von Jungen und Mädchen, engumschlungen umherzuwandeln, muß mit einer weiteren Ausbreitung der Plage gerechnet werden.“ Der Reiz einer jungen Liebe könne in einen unangenehmen Juckreiz umschlagen.
Jugendliche verwenden jetzt mehr „harte“ Drogen
◆ Gemäß einer Mitteilung des Hamburger Abendblattes erwarten Rauschgift-Experten der Kriminalpolizei in den kommenden Monaten einen Anstieg im Vertrieb von Heroin auf dem illegalen Markt. „Die Zahl der Süchtigen“, erklärte der Hamburger Kriminaldirektor Hans Zühlsdorf, „die auf harte Drogen umsteigen, wächst ständig.“ Besonders Jugendliche machen von stärkerem Rauschgift vermehrt Gebrauch. Der Hamburger Kriminaldirektor wies darauf hin, daß die Hamburger Kripo schon bis Oktober 399 junge Menschen als „drogenabhängig“ erkannt habe. Während 1971 fünf Jugendliche an den Folgen des Drogenmißbrauchs in Hamburg starben, seien in den ersten 9 Monaten schon acht gestorben. Auch Beobachtungen des Landeskriminalamtes deuten darauf hin, daß zwar im Haschisch-Konsum eine gewisse Stagnation eingetreten ist, aber nur dadurch, daß die Konsumenten in größerer Zahl zu „harten“ Drogen übergingen. Der Frankfurter Kriminaldirektor Erich Panitz äußert sich über diese Entwicklung besorgt: „Große Sorge bereitet das in letzter Zeit in Frankfurt sehr stark auftretende Heroin. Nach der in Frankfurt eingetretenen Entwicklung wird nun versucht, in der BRD dem Heroin den Markt zu erschließen.“
Vandalismus an Stuttgarter Schule
◆ Mit Einrichtungsgegenständen in Schulen gehen die Schüler um wie die Vandalen. Sie reißen Schulbänke aus dem Boden, zerschlagen Tische, beschmutzen Wände usw. Der Oberstudiendirektor eines Gymnasiums richtete einen Brief an die Eltern der Schüler, in dem er die Situation an der Schule wie folgt beschreibt: „Das Gestühl im Physiksaal wurde gewaltsam aus dem Boden gerissen. In einigen Klassenzimmern sind faustgroße Löcher in die Wände und Schallschluckplatten eingeschlagen; Wände und Decken (auch in neuhergerichteten Räumen) sind stark verschmutzt. In den Fluren sind Steckdosen herausgerissen — Unfallgefahr! Von 261 Schülertischen sind 221, von 661 Stühlen 143, außerdem viele Vorhänge wegen mutwilliger Beschädigung und starker Verschmutzung reparaturbedürftig. ... Als vor kurzem ein mit Gewalt in die Schallschluckplatten einer Oberklasse geschmetterter Stuhl aufgefunden wurde, meinte ein Schüler der Klasse: ,Laßt die Leute doch ihren Aggressionstrieb loswerden.‘“