Wir beobachten die Welt
Kampfansage der Kirche in Spanien
◆ Da Staat und Kirche in der Vergangenheit in Spanien eng zusammenarbeiteten, ist die Öffentlichkeit in diesem Land über die Beschlüsse der Bischofskonferenz, die vor kurzem stattgefunden hat, erstaunt. Die Kirche duldete bisher jede Art der Unterdrückung durch den Staat, deshalb werden die Beschlüsse der Bischofskonferenz als offene Kampfansage angesehen. Unter anderem wurde folgendes beschlossen: „Es gilt, gegen Armut, Ungerechtigkeit und jede Art der Unterdrückung und Sklaverei zu kämpfen und die Lehre der Kirche über soziale Gerechtigkeit zu verbreiten.“ Warum setzt die Kirche sich jetzt für die unterdrückten Kreise der Bevölkerung ein? Die katholische Morgenzeitung Ya gibt folgende Antwort: „Es geht um die Führung der Kirche, nicht um den Glauben, um Klugheit, nicht um Wahrheit.“
„Zwei Drittel aller Menschen unfrei“
◆ Die amerikanische Organisation „Freedom House“ stellte fest, daß zwei Drittel der Weltbevölkerung von 3,3 Milliarden Menschen nicht im Vollbesitz ihrer Rechte in Verbindung mit Unparteilichkeit der Rechtsprechung, der Pressefreiheit, dem menschenwürdigen Strafvollzug und den demokratischen Freiheiten bei Regierungsbildungen, der Exekutive und Legislative, sind. Der Studie zufolge herrscht in Westeuropa, Nordamerika, Indien, Australien, auf Neuseeland, in Japan, auf einer Anzahl von Inseln und in mehreren lateinamerikanischen Staaten einschließlich Chiles Freiheit in den obengenannten Rechten. Zu den unfreien Staaten gehören Spanien, Portugal, Griechenland, Südkorea und eine Reihe anderer Staaten.
Jungdemokraten für Trennung von Kirche und Staat
◆ Eine eindeutige Absage haben die nordrhein-westfälischen Jungdemokraten den beiden großen Kirchen in der Bundesrepublik erteilt. Auf ihrer Landestagung forderten sie die „konsequente Trennung von Kirche und Staat“. Die 150 Delegierten verlangten in einer Resolution, die Kirchen in privatrechtliche Institutionen umzuwandeln und das staatliche Kirchensteuereinzugsverfahren abzuschaffen. Kirchenverträge und Konkordate sollten aufgekündigt und alle Gesetze von religiös motivierten Einflüssen befreit werden.
Unbeständiges Honduras
◆ Wie unzulänglich und unbeständig von Menschen gebildete Regierungen sein können, wird durch Honduras, ein Land in Mittelamerika, deutlich: Honduras hat in 148 Jahren 125 Regierungen besessen. Der Wechsel der letzten Regierung (Anfang Dezember 1972) geschah fast unbemerkt von der Weltöffentlichkeit. Das Militär setzte den 68jährigen Präsidenten Ramon Ernesto Cruz ab, der nur 18 Monate vorher vom Volk in das Amt gewählt worden war. Wahre Christen vertrauen daher auf Gottes theokratische Regierung.
„Als Hirten versagt“
◆ In einem Artikel der Münchner Katholischen Kirchenzeitung werden die Massenhinrichtungen in dem afrikanischen Staat Burundi durch die Armee des Landes als Anlaß genommen, um darauf hinzuweisen, „daß auch die Kirche in Burundi versagt hat“ und daß die Führer der Kirche die Fehler der Vergangenheit wiederholt haben. Der Verfasser dieses Artikels schreibt: „Bevor ich also auf die Fehler eingehe, welche die Bischöfe Burundis wegen einer allzu engen Bindung an eine korrupte Staatsgewalt begangen haben, muß ich zugeben, daß nur wenige europäische Bischöfe in den Krisenzeiten unserer eigenen Geschichte ihre geistige Unabhängigkeit zu bewahren wußten. Auch unsere Bischöfe — und nicht allein die aus dem Mittelalter — sind mit der Barbarei ihres Jahrhunderts oft nicht fertig geworden. ... Das gilt ebenso für die Kirche im Rom Konstantins wie für die Kirche in Hitler-Deutschland, in Ungarn und Rußland, in Südamerika und in den jungen afrikanischen Staaten. Deshalb dürfen wir das Versagen der Afrikaner nicht strenger beurteilen als unsere eigenen Fehler, durch die wir vor gar nicht allzu langer Zeit, z. B. in zwei barbarischen Weltkriegen, ein schlechtes Beispiel gegeben und unser eigenes Christentum verleugnet haben.“ Der Artikel schließt mit der Feststellung, daß die Bischöfe oft das Verkehrte taten: „Sowohl durch ihr Schweigen, wo sie hätten reden müssen, wie durch ihr Reden, wo sie hätten schweigen müssen, haben sie als Hirten versagt.“
Wo bleibt der Priesternachwuchs?
◆ Unter der Leitung des Münchner Kardinals Döpfner und des Mainzer Bischofs Volk wurde die Frage „Stirbt der Priesterberuf aus?“ diskutiert. Keiner gab sich der Hoffnung hin, daß der Zahlenrückgang bei den amtierenden Priestern und Priesteramtskandidaten in nächster Zukunft gestoppt werden könnte; vielmehr sagte man: „Es ist durchaus möglich, daß eine Generation für den Priesternachwuchs verloren ist.“ Die Entwicklung in den letzten Jahren bestätigt diese Vermutung. Im Jahre 1963 kam es in der Bundesrepublik zu 167 Amtsniederlegungen katholischer Priester, im Jahre 1970 waren es 3 800. Auch war früher die Anzahl der Theologiestudenten immer identisch mit der Zahl der Priesteramtskandidaten. In den 70er Jahren hat sich nur noch die Hälfte aller Priesteramtskandidaten zur Weihe gemeldet.
UNO gegen Terrorismus machtlos
◆ Der Rechtsausschuß der Vereinten Nationen behandelte das Problem des internationalen Terrorismus. Konnte die Organisation, die den Frieden in der Welt aufrechterhalten will, eine zufriedenstellende Lösung erreichen? Die New York Times nennt das Ergebnis der Behandlung dieses Themas: „Als die Vereinten Nationen die Vorschläge auf Eis legten, die auf eine wirksame Maschinerie zur Bekämpfung des internationalen Terrorismus abzielten, waren die Vereinten Nationen selbst die wahren Verlierer.“ Die Vereinigten Staaten und die größeren europäischen Länder wollen daher andere Möglichkeiten zur Koordinierung ihrer Bemühungen auskaufen, damit der Luftverkehr und andere Verkehrsverbindungen nicht durch Terrorakte gestört werden. Nach Ansicht der New York Times hat aber dadurch „die Mehrheit der Vereinten Nationen eine Chance vertan, schließlich doch noch die Fähigkeit der Weltorganisation zu beweisen, verantwortungsbewußt gegen politische Provokationen vorzugehen“.
Milliarden für Rüstung
◆ Das „Internationale Friedensforschungsinstitut“ in Stockholm erklärte, daß in den letzten zehn Jahren in der Welt für militärische Forschung und Rüstungsentwicklung etwa 15 bis 16 Milliarden Dollar ausgegeben wurden.
Drogenmißbrauch beginnt im Elternhaus
◆ Der Drogenmißbrauch Jugendlicher beginnt oft schon in der Hausapotheke der Eltern. Diese Meinung vertrat der Staatssekretär im hessischen Sozialministerium, Adolf Philippi, in Marburg auf der Drogenlehrschau. Eine Mutter, die vormache, daß man jede kleine Schwierigkeit im Leben mit einer Tablette beheben könne, verführe ihr Kind dazu, sich bei noch so belanglosen Problemen in den Drogenkonsum zu flüchten, sagte der Staatssekretär. Er wies die Behauptung zurück, das Drogenproblem verliere an Bedeutung. In Hessen gebe es etwa 5 000 rauschgiftsüchtige Jugendliche. Der Trend zu härteren Drogen nehme deutlich zu.
Indira Gandhi als Fruchtbarkeitsgöttin
◆ Die indische Ministerpräsidentin Indira Gandhi ist von der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) für dieses Jahr zur Fruchtbarkeitsgöttin gewählt worden. Frau Gandhis Ebenbild in der Gestalt der römischen Göttin Ceres schmückt eine Gedenkmünze der FAO, die jedes Jahr geprägt wird. Die Wahl fiel auf die indische Politikerin wegen ihrer Verdienste um die Landwirtschaft ihres Landes. Im letzten Jahr war die Schauspielerin Sophia Loren auf der Münze abgebildet.
Heroinskandal bei New Yorker Polizei
◆ Fast 100 Pfund Heroin, das vor zehn Jahren bei der Jagd auf Rauschgiftschmuggler beschlagnahmt und in der Asservatenkammer der New Yorker Polizei aufbewahrt wurde, ist verschwunden. Polizeipräsident Patrick Murphy sprach vom „schlimmsten Fall von Korruption“, der während seiner Amtszeit aufgedeckt worden sei. Er teilte mit, Staatsanwalt Maurice Nadjari, der im Auftrag von Gouverneur Nelson Rockefeller schwerwiegenden Fällen von Bestechung bei den Behörden nachgehe, habe die Untersuchung der Angelegenheit übernommen. Dies geschehe mit Unterstützung der New Yorker Polizeiverwaltung. Für die Untersuchung seien 200 Kriminalbeamte und Schutzpolizisten abkommandiert worden.
Wie hoch ist die heutige Lebenserwartung?
◆ Die Männer in der Bundesrepublik leben im Durchschnitt 67,7 Jahre, die Frauen dagegen 73,9 Jahre. Dies geht aus einer neuen Statistik der Weltgesundheitsorganisation hervor. Sie zeigt, daß in allen Ländern, für die Daten vorliegen, die Lebenserwartung der Frauen höher ist als die der Männer. In vier Ländern Europas — in Frankreich, der Schweiz, Großbritannien und Italien — werden Frauen und Männer älter als die Bewohner der Bundesrepublik. Die höchsten Lebenserwartungen haben nach wie vor bei den Männern die Schweden mit 71,8 Jahren und bei den Frauen die Norwegerinnen mit 76,9 Jahren. In keinem Fall aber wird die Regel in Psalm 90:10 ungültig gemacht, die besagt, daß die Zahl der Jahre siebzig oder zufolge besonderer Kraft achtzig sein würde.
Ehebruch und Homosexualität auf Malta straffrei
◆ Auf Malta, das eine vorwiegend katholische Bevölkerung hat, werden künftig Ehebruch und homosexuelle Beziehungen nicht mehr strafrechtlich verfolgt. Diese vom Premierminister der Mittelmeerinsel, Dom Mintoff, durchgesetzte Liberalisierung des Strafgesetzes wurde im Gesetzblatt in La Valletta bekanntgegeben. In einem Kommentar wurde hinzugefügt, daß die Änderungen „im Lichte modernerer und allgemein akzeptierter sozialmedizinischer Ansichten“ getroffen worden seien. Die Einstellung Gottes ändert sich jedoch nicht, folglich sind für einen wahren Christen Ehebruch und homosexuelle Beziehungen unerlaubte Handlungen. — 1. Kor. 6:9.
Mit der Gasmaske zum Arbeitsplatz
◆ Die 50 000 Arbeiter der 205 Industriebetriebe von Porto Marghera, dem Industriehafen von Venedig, müssen künftig Gasmasken tragen. Diese Entscheidung wurde von der Arbeitsbehörde getroffen, nachdem immer häufiger Fälle von Vergiftungen durch Industrieabgase bekanntgeworden waren. So mußten vor einigen Monaten fünfzig Arbeiter mit Vergiftungserscheinungen ins Krankenhaus gebracht werden. Außer dem giftigen Schwefeldioxyd, das normalerweise im Smog aller Großstädte vorhanden ist, sind in der Luft des Industriegebietes von Venedig zwei besonders gefährliche Gase vorhanden, die im Ersten Weltkrieg als Kampfgase dienten. Die Behörde kam jetzt zu dem Schluß, der Luftverschmutzungsgrad in den Industriebetrieben von Porto Marghera sei so hoch, daß die Belegschaften unter diesen Umständen ohne Schutz nicht mehr arbeiten könnten.
Jeder vierte Bürger wurde bestohlen
◆ Das Allensbacher Institut für Demoskopie stellte aufgrund einer repräsentativen Erhebung fest, daß fast jeder vierte Bürger (24 Prozent) der Bundesrepublik nach eigenem Bekunden in den vergangenen drei Jahren einmal oder mehrmals bestohlen wurde. Im Jahre 1962 waren es nur 18 Prozent der Bevölkerung. In 55 Prozent aller Fälle wurden Werte von weniger als hundert Mark gestohlen. 38 Prozent verloren durch Diebstähle Werte in Höhe zwischen hundert und tausend Mark, und bei 7 Prozent betrug der gestohlene Wert mehr als tausend Mark.