Missionare bringen die gute Botschaft in bisher unberührte Gebiete
DIE 57. Klasse der Wachtturm-Bibelschule Gilead bestand nur aus fünfundzwanzig Studenten. Doch bei ihrer Abschlußfeier in Queens (New York), die am Sonntag, dem 8. September 1974, stattfand, waren über 2 000 Verwandte und Freunde anwesend. Warum ein solches Interesse an einer so kleinen Gruppe?
Das liegt daran, daß die über 5 000 Absolventen, die seit 1943 von dieser Schule ausgesandt worden sind, großartige Arbeit geleistet haben. Diese Absolventen, die als Missionare dienen, haben dazu beigetragen, daß sich das Werk der Zeugen Jehovas sehr ausgedehnt hat. Vor allem haben sie mitgewirkt, neue Gebiete in fernen Teilen der Welt zu erschließen.
Bevor vom Jahre 1943 an Missionare von der Schule ausgesandt wurden, gab es in vielen südamerikanischen, asiatischen und afrikanischen Ländern sowie auf Hunderten von Inseln des Meeres keine Zeugen Jehovas. Wie erfolgreich der Missionardienst ist, zeigt die Tatsache, daß es jetzt in fünf solchen südamerikanischen Ländern über 30 000 aktive Zeugen gibt.
An diese fleißige Tätigkeit der Missionare, die den jetzigen Absolventen vorausgingen, erinnerten die Unterweiser der Schule und andere Redner in ihren abschließenden Worten. N. H. Knorr, der Präsident der Schule, wies zur Ermunterung der Missionare darauf hin, daß sie bei ihrer treuen Verkündigung der guten Botschaft ‘mit Gott zusammenarbeiten’ (2. Kor. 6:1).
Die gute Botschaft macht Menschen zu wahren Christen
Ein Missionar leistet die Arbeit eines „Evangeliumsverkündigers“, das heißt eines Boten der guten Botschaft von Gottes messianischem Königreich. Und das ist wirklich eine gute Botschaft, denn sie handelt von der Regierung, die tausend Jahre über die Erde regieren wird, um den Menschen Gesundheit, Leben und Vollkommenheit zu geben (Offb. 20:4-6; 21:3, 4).
Diese wirklich gute Botschaft macht Menschen zu wahren Christen. Sie sind keine „Reischristen“, die durch materielle Dinge „gekauft“ werden, wie diejenigen genannt werden, die ihre Kinder von Missionaren der Christenheit erziehen lassen und dafür Lebensmittel erhalten. Diejenigen, die die wahre gute Botschaft hören, empfangen geistige Speise. Sie erfahren, daß sie mit dem Blut Jesu Christi erkauft worden sind (1. Petr. 1:18, 19). Oft geben sie eine sehr entartete, götzendienerische Lebensweise auf und werden zu anständigen, ehrlichen, gottesfürchtigen Menschen und predigen dann selbst die gute Botschaft (Kol. 3:5-10).
Vorkehrungen und Erfordernisse
Die Missionare, die von der leitenden Körperschaft der Zeugen Jehovas ausgesandt werden, erhalten in einem „Missionarheim“ Unterkunft, wo sie auch ihre Mahlzeiten einnehmen; außerdem bekommen sie eine kleine monatliche Zuwendung. Sie widmen der Verkündigung der guten Botschaft 150 oder mehr Stunden im Monat und gehen dabei von Haus zu Haus und studieren die Bibel kostenlos mit Personen, die Gott und seine Vorsätze kennenlernen möchten. Sie erwarten nicht, daß die Menschen zu ihnen kommen oder ihnen dienen. Sie dienen den Menschen.
An einigen Orten werden Missionare beauftragt, bereits bestehende Versammlungen zu stärken. Andere werden als reisende Prediger ausgesandt. Doch beim Erschließen neuer Gebiete, in denen die gute Botschaft noch nicht gepredigt wurde, wird ihr Wunsch, den Menschen zu helfen, am meisten auf die Probe gestellt (Röm. 15:20, 21).
In Mikronesien evangelisieren
Die Erfahrung eines Missionarehepaares, das einer Inselgruppe Mikronesiens zugeteilt wurde, mag veranschaulichen, was Missionardienst bedeuten kann. Sie zeigt auch, daß Gott dieses Evangelisationswerk unterstützt.
Bei der Ankunft in seiner Zuteilung fand dieses Ehepaar ein Haus, das es als „Missionarheim“ mieten konnte. Es gab keinen modernen Komfort — nur Petroleumlampen, einen Herd, Regenwasser zum Trinken, das in großen Treibstoffbehältern aufgefangen wurde, und eine Toilette im Hof; die Post wurde nur wöchentlich zugestellt. Das in den Tropen übliche Ungeziefer machte es nötig, ständig wachsam zu sein und Fallen, Sprays und Moskitonetze zu verwenden.
In der Sprache, die sie erlernen sollten, stand weder ein Lehrbuch noch ein Wörterbuch zur Verfügung. Erfreulicherweise waren jedoch die Christlichen Griechischen Schriften (das „Neue Testament“) und die Psalmen in die Hauptsprache übersetzt worden.
Durch ihre Bemühungen, von Hütte zu Hütte zu predigen, durch kurze Predigten, die sie aufgeschrieben hatten, und mit der Hilfe der Einheimischen lernten sie allmählich die Sprache. Die Eingeborenen waren tief beeindruckt, daß „Ausländer“ bei ihnen vorsprachen. Sie waren das von den Missionaren der Kirchen der Christenheit nicht gewohnt.
Diese Missionare mußten unter den primitivsten Verhältnissen leben und waren ständig Gefahren auf der See und auf dem Lande ausgesetzt, wenn sie die verschiedenen Inseln besuchten. Doch ihre Mühe wurde reich belohnt. Sie begannen ihren Dienst im Jahre 1965 und gründeten bereits 1968 eine Versammlung. Sie bauten einen schönen Königreichssaal aus Dschungelholz und Seesand. Im Jahre 1971 war die Versammlung stark genug, um auf eigenen Füßen zu stehen und sich der umliegenden Inseln anzunehmen, und so erhielten die Missionare eine neue Zuteilung. Im Jahre 1973 beteiligten sich über hundert Personen an der Verkündigung der guten Botschaft auf den zwei bergigen Inseln und den acht kleinen Atollen, die in einem Gebiet von 420 Quadratkilometern im Pazifischen Ozean verstreut liegen.
Die Erfahrungen anderer Missionare sind so unterschiedlich wie die vielen Länder, in denen sie tätig sind. Ein Missionar von den Westindischen Inseln besuchte eine kleine Insel. Es gab dort keine Hotels oder Gasthöfe. Nach langem Suchen fand er schließlich ein leeres Zimmer mit einem Feldbett. In einem kleinen Laden kaufte er etwas Käse, Zwieback und Tee. Und so bestand sein Frühstück aus Käse, Zwieback und Tee, sein Mittagessen aus Käse, Zwieback und — zur Abwechslung — einem kalten Getränk. (Auf der Insel gab es keinen Strom, nur petroleumbetriebene Kühlschränke.) Zum Abendessen gab es dann wieder Käse, Zwieback und Tee.
Die Inselbewohner nannten sich zwar Christen, verhielten sich aber dem Missionar gegenüber sehr reserviert. Doch im Laufe seines Predigtdienstes von Haus zu Haus beschloß er, mehreren Frauen in einer Wohnung Hebräer 13:2 vorzulesen. Es heißt dort: „Die Gastfreundschaft vergeßt nicht, denn durch sie haben einige unbewußt Engel gastlich aufgenommen.“ Der Missionar merkte, daß dieser Text sie tief beeindruckte.
Während des Restes seines einwöchigen Aufenthaltes kamen eine Anzahl Inselbewohner zur Unterkunft des Missionars und brachten ihm überreichlich zu essen. Diese einfachen Menschen wollten nicht, daß man ihre Behauptung, Christen zu sein, für Schein hielt.
Auf einer anderen kleinen Insel waren die Einwohner anders. Sie schätzten geistige Speise und wußten, daß sie sie benötigten. Sie hörten dem Missionar bereitwillig zu. Während seines dreitägigen Aufenthaltes nahmen sie nicht nur viele biblische Schriften entgegen, sondern bestellten auch dreiundzwanzig Abonnements auf die Zeitschriften Der Wachtturm und Erwachet! Auf diese Weise konnten sie diesen guten Aufschluß über die Bibel bis zum nächsten Besuch des Missionars regelmäßig erhalten.
Durch die gute Arbeit der Missionare erfüllt sich daher das Schriftwort: „Diejenigen, an die keine Ankündigung ihn [Christus] betreffend ergangen ist, werden sehen, und die, die nicht gehört haben, werden verstehen“ (Röm. 15:21).
[Bild auf Seite 24]
Die 57. Klasse der Wachtturm-Bibelschule Gilead
In der nachstehenden Liste sind die Reihen des Gruppenbildes von vorn nach hinten numeriert, und die einzelnen Namen werden von links nach rechts angegeben.
(1) Davies, M.; Davis, L.; Moy, J.; Cairns, D.; Wentworth, S.; Alderson, R.; Lange, H.; Wierutsch, G. (2) Parczany, D.; Davis, W.; Tewolde, G.; Candee, L.; Wentworth, J.; Alderson, P.; Krenicki, B.; Wierutsch, H. (3) Lange, P.; Pijanowski, R.; Krenicki, J.; Faller, A.; Cairns, J.; Davies, E.; Burton, J.; Knaack, T.; Grafton, R.