Wir beobachten die Welt
Brasilianische Regierung verbietet Walfang
◆ Der brasilianische Sonderbeauftragte für Umweltfragen gab laut Hsinhua bekannt, daß Brasilien den Walfang in seinen Territorialgewässern verbiete. Bisher habe man in diesen Gewässern pro Jahr rund 800 Wale gefangen, was praktisch deren Ausrottung in kurzer Zeit bedeute; deshalb habe sich die brasilianische Regierung entschlossen, ihre bisherige Haltung zum Walfang grundlegend zu ändern.
Krebserzeugende Stoffe in Färbemitteln
◆ Wie der Praxis-Kurier berichtete, können Haarfärbemittel krebserzeugende Stoffe enthalten. Englische Ärzte sind beim Studium der Krankengeschichte mehrerer Patientinnen auf diese gefährlichen Substanzen aufmerksam geworden. Es handelt sich dabei um 2-Nitro-p-phenylendiamin und 4-Nitro-o-phenylendiamin. Versuchsweise wurde Mäusen das Fell mit elf verschiedenen einschlägigen Mitteln gefärbt. In zwei Kollektiven, die mit zwei bestimmten Farblösungen behandelt worden waren, traten an fast 10 % der Tiere bösartige Tumoren auf, und zwar ausschließlich im lymphatischen System.
Bei Versuchen an verschiedenen Bakterien zeigte sich ebenfalls ein mutagener Effekt. Gegenüber Kulturen menschlicher Lymphozyten wirkten diese Stoffe stark giftig, wenn ihre Konzentration 100 μg/ml (100 millionstel Gramm in einem tausendstel Liter) überstieg.
Nun hat die US-Nahrungs- und Arzneimittelbehörde (FDA) einen häufig benutzten künstlichen Farbstoff wegen möglicher Krebsgefahr verboten. Es handelt sich dabei um das Farbmittel „Red Dye No. 2“ (Roter Farbstoff Nr. 2), das auch in der Bundesrepublik und in den EG-Staaten noch zugelassen ist. In einer Studie, die von der FDA veröffentlicht worden ist, heißt es, daß das Farbmittel bei Versuchen mit Ratten in hoher Dosierung eine „erhebliche Zunahme“ bösartiger Tumoren bewirkt habe. Die Unbedenklichkeit von „Red Dye No. 2“ habe nicht belegt werden können. Daß dieser Farbstoff in der Bundesrepublik weiter verwendet werden darf, wird vom Bundesgesundheitsministerium in Bonn damit begründet, daß in den Vereinigten Staaten Arzneimittel und Lebensmittel weitaus stärker gefärbt würden als bei uns. Trotzdem bleibt dieser Farbstoff weiter in Verdacht, krebserzeugend zu sein, und daher werde in der Zukunft zusammen mit den EG-Partnern wieder über ein Verbot dieses Farbstoffes beraten werden.
Leichen zu Tausenden
◆ Sobald Kinder in den Vereinigten Staaten 13 Jahre alt geworden sind, haben sie 13 400 Leichen im Fernsehen gesehen. Dies hat der amerikanische Psychologe Robert Lieber von der Universität des Staates New York ermittelt. Nach Erhebungen der Pädagogischen Hochschule in Hildesheim sollen es in Deutschland nicht viel weniger sein. In Deutschland wird den Kindern zwischen ihrem 5. und 15. Lebensjahr die stattliche Zahl von 12 500 Toten auf dem Bildschirm geboten, Menschen, die auf mehr oder minder gewaltsame Weise ums Leben kommen.
Robert Lieber meint dazu: „Kinder werden durch das Fernsehen mit der Gewalt vertraut. Wenn sie später in entsprechende Situationen kommen, sind sie eher bereit, wie im Fernsehen zu reagieren.“
Sonntagsbraten mit unerwünschten Beigaben
◆ Aus einem Bericht der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) in Bonn geht hervor, daß in der Bundesrepublik jährlich etwa fünf Milliarden Tonnen Fleisch verbraucht werden, das sind im Jahr 80 Kilogramm pro Kopf der Bevölkerung. Da in dieser Portion Fleisch erhebliche Mengen von Rückständen in Form von Tierarzneimitteln, Futterersatzstoffen Sexualhormonen, Psychopharmaka, Pestiziden und Umweltchemikalien enthalten sind, komme den Bemühungen um die Beseitigung solcher Rückstände im Fleisch erhebliche Bedeutung zu. Es sei den Bürgern nicht zuzumuten, mit ihrem Sonntagsbraten auch diese Rückstände zu sich zu nehmen.
Besonders Rückstände in Form von Antibiotika, Hormonen und Tranquilizern gäben zu Bedenken Anlaß. Tranquilizer sind Beruhigungsmittel aus der Gruppe der Psychopharmaka, die den Tieren „absichtlich“ verabreicht würden, um sie zu beruhigen und den Streß zu mindern. Dadurch würde eine bessere Futterverwertung und damit Gewichtszunahme erreicht. Dies würde besonders auf Schweine zutreffen. Die Anwendung solcher Mittel bei diesen besonders „streßanfälligen“ Tieren sei „wahrscheinlich weit verbreitet“.
Mit Recht werden aus diesen Gründen von den Experten strenge Maßstäbe zur Regelung der Verwendung von Arzneimitteln und Futterzusatzstoffen gefordert. Im Hinblick auf die Rückstände im Fleisch aus der verschmutzten Umwelt sollten Toleranzgrenzen vorgeschrieben werden.
Sicher sind solche Bemühungen begrüßenswert, und es ist nur zu hoffen, daß sie von Erfolg gekrönt sein werden.
Genügend Zucker, aber zuwenig Getreide in der Speisekammer der Menschheit
◆ Nach den Berechnungen der Statistiker kann die Zuckerversorgung für 1975/76 als gesichert angesehen werden. Die Rohzucker-Weltproduktion wird auf 83 052 Millionen Tonnen geschätzt, der Bedarf auf etwa 81 Millionen Tonnen. Der Preis liegt mit 160 Pfund Sterling (ca. 880 DM) pro Tonne um mehr als die Hälfte niedriger als vor einem Jahr. Trockenheit und Mißernten in verschiedenen Ländern hatten beträchtliche Unruhe auf dem Weltmarkt geschaffen und stabile Preise verhindert.
Nicht so gut sieht es mit den Getreidevorräten aus. Nach einer Untersuchung des Internationalen Währungsfonds (IWF) sind die Vorräte auf ein gefährlich niedriges Niveau gesunken. Sie sollen nur noch rund 97 Millionen Tonnen betragen, während für eine reibungslose Versorgung ein Vorrat von 100 Millionen bis 110 Millionen Tonnen nötig sei. Man erwartet für die kommenden Jahre eine Steigerung der Produktion von nur einem Prozent, was kaum ausreichen dürfte, um den steigenden Verbrauch zu decken.
Die Mißerfolge mit dem sogenannten Wunderreis und unterdurchschnittliche Ernten haben die Hoffnung zunichte gemacht, einen Durchbruch in der Getreideversorgung zu erzielen. Wenn es in einigen Ländern zu weiteren Mißernten kommen würde, wäre die Versorgung mit Getreide nicht mehr gesichert.
Indien hat einen Gott mehr
◆ Zu den über 330 Millionen Göttern Indiens ist ein neuer hinzugekommen. Es ist der 29jährige jüngere Sohn der Regierungschefin Indira Gandhi, Sanjay. Er hatte sich in Kalkutta als „personifizierte, dem Gott Shiva gleiche ewige Wahrheit und Schönheit“ und als die „aufgehende Sonne Indiens“ feiern lassen. In einem Memorandum der Beamtenschaft des Bundesstaates Westbengalen wurde er außerdem als „würdiger Sohn einer würdigen Mutter und Erbe des großen indischen Erbes“ bezeichnet. Sanjay ist auf der politischen Bühne Indiens in der letzten Zeit immer mehr in Erscheinung getreten, und es wurde gemeldet, daß der „Zukunftsverheißer“ Sanjay das Dichterwort erfüllen werde, nach dem Indien „wieder einen glanzvollen Platz in der Welt gewinnen“ werde.
Ansprüche dieser Art sind in der Vergangenheit vielen hochgestellten Persönlichkeiten zugeschrieben worden, doch was sie bei ihrem Tode hinterließen, war eine Menge Menschen, die um eine Enttäuschung reicher geworden sind, aber schließlich um einen „Gott“ ärmer.
Nebenwirkungen von Medikamenten
◆ Von 1 756 Patienten, die im Laufe eines Jahres in der Medizinischen Klinik des Städtischen Krankenhauses in Kiel behandelt wurden, litten 362, also rund 20 Prozent, an Nebenwirkungen von medikamentöser Behandlung. Der Anteil der Frauen war mit 25,6 Prozent ungleich größer als der der Männer mit 16,7 Prozent, berichtet das Hamburger Abendblatt.
Besonders häufig treten Nebenwirkungen bei älteren Patienten zwischen 60 und 90 Jahren auf, die sehr oft wegen mehrerer Krankheiten gleichzeitig behandelt werden. Nebenwirkungen können durch eine Überdosierung oder auch durch Arzneimittelallergie hervorgerufen werden. Allen voran sind es besonders die sogenannten Zytostatika, die zur Krebsbekämpfung eingesetzt werden, aber auch Medikamente gegen zu hohen Blutdruck, harntreibende Mittel, Präparate zur Hemmung von Blutgerinnseln, Rheuma-Mittel und bestimmte Hormone.
Besonders die Nieren und die Herzkranzgefäße sind von solchen Nebenwirkungen betroffen, und daher empfiehlt der Ärztekongreß, bei der Auswahl und Dosierung von Arzneimitteln die größte Sorgfalt walten zu lassen. Der große Nutzen, den die Behandlung mit Medikamenten bringt, stände in keinem Verhältnis zu den Nebenwirkungen. Sie seien, gemessen am Ganzen, verhältnismäßig gering.
Die Bibel in 1 577 Sprachen
◆ Nach einer Meldung der Berner Zeitung Bund ist die Bibel oder Teile davon nun in 1 577 Sprachen zu haben. Im vergangenen Jahr sind Übersetzungen in 28 Sprachen hinzugekommen. Dies gibt vielen weiteren Menschen die Möglichkeit, die Bibel in ihrer eigenen Sprache zu lesen, selbst wenn es sich dabei um Minderheitensprachen handelt wie Afaraf (Äthiopien), Kupsapiny (Uganda), Kutschin (Alaska) oder Vaabriboli (Indien). Wie weiter mitgeteilt wird, gibt es die ganze Bibel heute in 261 Sprachen, das „Neue Testament“ in 384 Sprachen und einzelne Bücher der Bibel in 932 Sprachen. Unter den neuen Sprachen befinden sich auch Übersetzungen in Weißrussisch, Indonesisch, Kikondo (Zaire und Sambia) und Oluluyia (Kenia).
Fernsehen überwiegt Schulunterricht
◆ Eine Umfrage unter Schülern der 6.—12. Klasse in New Haven (Connecticut, USA) offenbarte, daß der typische Teenager dort mehr Zeit am Fernseher als in der Schule verbringt. Fernsehen machte täglich etwa 7 Stunden im Durchschnitt aus, verglichen mit 5 Stunden Unterricht. Mit Erstaunen wurde vermerkt, daß 19 % der Schüler angaben, 10 Stunden täglich vor dem Fernsehgerät zu verbringen. Durch diese Studie fand man eine direkte Beziehung zwischen der Zeit, die mit Fernsehen verbracht wird, und den erreichten Noten. Schüler, die gute Noten erreichten, verbrachten weniger Zeit vor der Bildröhre, und sie trafen auch eine sorgfältigere Auswahl unter den gesendeten Programmen.