Wir beobachten die Welt
Radio Vatikan erhält größte Kurzwellen-Drehantenne der Welt
◆ Der Kurzwellen-Rundfunk ist immer noch eines der wirkungsvollsten Mittel der weltweiten Nachrichtenverbreitung. Aus diesem Grunde werden immer stärkere Sendeanlagen errichtet, unter anderem auch für Radio Vatikan in Santa Maria di Galeria, 40 km nördlich von Rom. Dort wird gegenwärtig durch eine deutsche Firma die größte Kurzwellen-Drehantenne der Welt gebaut. Wenn sie in Betrieb sein wird, zählt Radio Vatikan mit zu den stärksten Stimmen im Äther. Die neue Sendeanlage wird zwei Dipol-Systeme aufweisen, die einen gemeinsamen Drahtnetzreflektor haben. Dieses gesamte Antennensystem ist zwischen zwei Türmen von je 79 m Höhe befestigt und läßt sich um einen gemeinsamen Mittelpunkt drehen. Auf diese Weise erhält man einen Richtstrahler, der in jede beliebige Richtung gedreht werden kann, um alle Gebiete der Erde auf den sieben Kurzwellen-Bändern mit 500 kW Sendeleistung zu erreichen.
Radio Vatikan nahm im Januar 1940 unter Papst Pius XII. den regulären Sendebetrieb auf. Im vergangenen Jahr sendete Radio Vatikan in 32 Sprachen. Es wurden von den verschiedenen Redaktionen 24 180 Sendungen mit einer Gesamtdauer von 8 322 Stunden produziert. Um diese auf allen Wellenbereichen auszustrahlen, mußten die Sendeanlagen insgesamt 32 000 Stunden betrieben werden.
Wie der technische Direktor, der Jesuitenpater Sabino Maffeo, mitteilte, sei die wesentliche Aufgabe von Radio Vatikan die Verbreitung der Botschaft Christi und seines Stellvertreters unter den Menschen der ganzen Welt.
Ob diese Behauptung stimmt, kann jeder nachprüfen, der Radio Vatikan einstellt und seine Sendungen hört.
Kinderhandel in Süditalien?
◆ Nach einer Meldung in der Süddeutschen Zeitung soll in Süditalien der Handel mit Kindern blühen. Kinderlose Ehepaare können sich auf dem „freien Markt“ den Wunsch nach Kindersegen erfüllen. „Bambini“ kosten mindestens eine Million Lire (rund 3 000 Mark). Die Sache kam an die Öffentlichkeit, als ein Ehepaar sich betrogen fühlte und Anzeige erstattete. Dieses Ehepaar hatte einen Sohn von einem Zigeunerpaar kaufen wollen, hatte dann aber, nachdem der Preis fast verdoppelt worden war, die erforderliche Summe nicht aufbringen können. Seither ermittelt die Polizei in dieser Angelegenheit, stößt aber auf Schweigen.
Nach Berichten von Reportern des Mailänder Corriere della Sera seien Kinder schon zwei Stunden nach der Geburt verkauft worden, und man habe bei der Bestellung auch die gewünschte Farbe der Haare und der Augen berücksichtigt.
Eine Frau habe erzählt, ihr letztes Kind sei von ihrem Mann verkauft worden, weil er kein Geld mehr für das Lotteriespiel gehabt habe.
Drastischer kann die Geldliebe der heutigen Generation wohl nicht mehr gezeigt werden.
Kalorienbewußtsein trifft „süße Branche“
◆ Wie das Hamburger Abendblatt in einem Bericht über die 6. Internationale Süßwarenmesse in Köln feststellt, können sich Bürger mit einem „süßen Zahn“ freuen, denn die Preise für Süßwaren werden nicht wesentlich steigen. Insgesamt betrug der Produktionswert der Süßwarenbranche in der Bundesrepublik im Jahre 1975 rund 7,6 Milliarden DM. Damit ist dieser Industriezweig der viertgrößte in der deutschen Ernährungswirtschaft. Die Schokoladenproduktion betrug 1975 etwa 350 000 Tonnen. Sie ging leicht zurück wie auch die Zuckerwarenproduktion mit 274 000 Tonnen, was auf das Kalorienbewußtsein der Erwachsenen zurückgeführt wird. Dauerbackwaren und Eiskrem waren vom Rückgang nicht betroffen, im Gegenteil, bei Eiskrem verzeichnete man einen absoluten Umsatzrekord, denn im Durchschnitt schleckten die Bundesbürger 6,6 Liter Eiskrem, das entspricht einem Zuwachs von 23 Prozent. Allein bei Eiskrem stieg der Umsatz auf mehr als eine Milliarde DM. Es wurde auch mehr geknabbert, denn die Produktion von Backwaren stieg um 8 Prozent auf 330 000 Tonnen.
Diese Zahlen stimmen nachdenklich vom gesundheitlichen Standpunkt aus, aber noch mehr von der Tatsache her, daß doch ein großer Teil der Erdbevölkerung Hunger leidet. Sicher würden viele auf etwas Süßigkeiten verzichten, wenn sie auf diese Weise den Hungernden helfen könnten. Doch die Frage, ob so wirksame Hilfe geleistet werden könnte, muß leider unbeantwortet bleiben.
Wird unser Lebensraum zu klein?
◆ Wenn die gegenwärtige Wachstumsrate von 1,9 Prozent anhält, wird sich die Weltbevölkerung innerhalb von 36 Jahren verdoppelt haben. Im Jahre 1974 betrug die Zahl der Erdbewohner 3,890 Milliarden, dies bedeutet gegenüber 1973 einen Zuwachs von 72 Millionen. Dies geht aus dem demographischen UNO-Jahrbuch hervor. Bei einer Landfläche von 149 Millionen Quadratkilometern ergibt dies auf der Erde eine Bevölkerungsdichte von rund 27 Personen pro Quadratkilometer. In der Bundesrepublik sind es gegenwärtig etwa 250, in der Schweiz 152, in Luxemburg 131 und in Österreich 88 pro Quadratkilometer. Wenn die Erde insgesamt so dicht bevölkert wäre wie die Bundesrepublik, dann hätten darauf über 30 Milliarden Menschen genügend Platz. Diese Zahl wird auch von der amerikanischen Academy of Science als oberste Grenze angenommen. Es wäre also genügend Platz vorhanden. Ob so viele Menschen auch ausreichend versorgt werden können, ist jedoch eine andere Frage.
Mehr als die Hälfte der Erdbewohner, so geht aus dem UNO-Jahrbuch ferner hervor, leben in Asien: 2,206 Milliarden (56,7 Prozent). In Europa (ohne UdSSR) dagegen leben nur 470 Millionen (12,1 Prozent). Mit zwei bis drei Prozent hatte Afrika die höchste Wachstumsrate zu verzeichnen. In Europa lag sie unter einem Prozent, und in manchen europäischen Ländern war sogar ein Bevölkerungsrückgang zu verzeichnen.
In der Aufstellung der bevölkerungsreichsten Länder befindet sich die Bundesrepublik an zehnter Stelle. Bei der durchschnittlichen Lebenserwartung der Frauen und Männer erscheint die Schweiz mit 75 Jahren beziehungsweise 70 Jahren auf dem zweiten Platz.