Wie kann Menschen mit Depressionen geholfen werden?
FÜR Millionen Menschen sind Gemütsdepressionen heutzutage ein schwerwiegendes Problem. Neigst du womöglich auch zu Depressionen, oder ist einer deiner Angehörigen oder Freunde depressiv? Was kann man in einem solchen Falle tun, um sich oder seinen Mitmenschen in diesem qualvollen Zustand Erleichterung zu verschaffen?
Sicherlich ist es schon wohltuend, mit jemandem, der einem nahesteht, über diese kummervolle Situation zu sprechen. Eine schwere seelische Belastung mit den Augen eines anderen zu sehen kann einem mitunter zu einer realistischeren Sicht der Dinge verhelfen. Schon das kann einem bedrückten Menschen eine gewisse Linderung bringen.
Bei manch einem führt die Frustration durch die täglichen Verrichtungen, die ihm zufolge ihrer Eintönigkeit langweilig erscheinen, zum Deprimiertsein. Ergeht es dir vielleicht auch so? Wenn ja, dann wäre es durchaus angebracht, einige einfache Veränderungen in deinem Tagesablauf vorzunehmen. So könntest du zum Beispiel alle Arbeiten, die du ungern tust, am Anfang deines Arbeitstages erledigen und solche, die dir mehr Freude bereiten, später. Auch könntest du dir von Zeit zu Zeit etwas Abwechslung verschaffen. Ein Spaziergang, etwas Gymnastik, ein kleiner „Tapetenwechsel“ durch einen Wochenendausflug oder Urlaub können viel dazu beitragen, eine gedrückte Stimmung zu vertreiben.
Jemand, der sich (aufgrund äußerer Ursachen) deprimiert fühlt, sollte keinesfalls der Versuchung nachgeben, sich abzukapseln und voller Verzweiflung „dahinzuvegetieren“. Für einen Menschen, der mit irgendeiner schweren seelischen Belastung innerlich nicht fertig wird, wäre es nützlich, sich einer Tätigkeit zu widmen, durch die er anderen dient, ein Hobby zu betreiben oder sich auf andere Weise (sinnvoll) zu beschäftigen, damit er von dem dauernden Grübeln über die ihn quälende psychische Belastungssituation abgelenkt wird.
Gefühl der Wertlosigkeit und (überwertige) Schuldgefühle
Hast du das Empfinden, unfähig oder in deinem Selbstwertgefühl beeinträchtigt zu sein, und leidest du an (überwertigen) Schuldgefühlen? Solche Empfindungen treten im Zusammenhang mit Depressionen häufig auf. Haben dich vielleicht die in der Welt gültigen Normen für „Erfolg“ zu der Ansicht verleitet, du seiest anderen nicht ebenbürtig? Es lohnt sich zu beachten, was diesbezüglich in der Bibel gesagt wird. Zum Beispiel lesen wir darin, daß das, was in der Welt populär ist, was als „knallig“ gilt und Anklang findet, ‘nicht vom Vater [Gott], sondern von der Welt stammt’ (1. Joh. 2:15, 16). Außerdem zeigt die Bibel deutlich, daß jeder Mensch positive Eigenschaften besitzt, durch die er anderen von Nutzen sein kann. Über die richtige Einstellung, die ein Christ haben sollte, schreibt der Apostel Paulus:
„Denn der Leib besteht ja nicht aus e i n e m Glied, sondern aus vielen. Wenn der Fuß sagen sollte. ,Weil ich nicht Hand bin, bin ich kein Teil des Leibes‘, so ist er nicht deshalb kein Teil des Leibes. Und wenn das Ohr sagen sollte: ,Weil ich nicht Auge bin, bin ich kein Teil des Leibes‘, so ist es nicht deshalb kein Teil des Leibes. Wenn der ganze Leib Auge wäre, wo wäre das Gehör? Wenn er ganz Gehör wäre, wo wäre der Geruchssinn? Nun aber hat Gott die Glieder am Leibe gesetzt, jedes von ihnen so, wie es ihm gefallen hat. Das Auge kann nicht zur Hand sagen: ,Ich benötige dich nicht‘ oder wiederum das Haupt nicht zu den Füßen: ,Ich benötige euch nicht.‘ Vielmehr aber sind die Glieder des Leibes, die schwächer zu sein scheinen, notwendig“ (1. Kor. 12:14-18, 21, 22).
Und was das Fehlermachen betrifft, nun, die Bibel stellt alle Menschen auf dieselbe Stufe. „Alle haben gesündigt und erreichen nicht die Herrlichkeit Gottes“ (Röm. 3:23). Der biblische Ausdruck „Sünde“ bedeutet „das Ziel verfehlen“, das heißt, der Mensch spiegelt nicht in vollkommenem Maße die Eigenschaften der Persönlichkeit Gottes wider. Alle Nachkommen Adams und Evas, des ersten Menschenpaares, haben diese Neigung (Röm. 5:12). Wenn jemand beim Schießen das Ziel verfehlt, spielt es keine Rolle, ob er zu hoch, zu niedrig oder zu weit nach rechts oder nach links geschossen hat. Entscheidend ist, daß er das Ziel verfehlt hat. Ähnlich ist es auch bei dir. Du stehst in Gottes Augen nicht unter deinen Mitmenschen, ganz gleich, welche Schwächen du ererbt hast.
Ein Beispiel dafür, wie man dadurch Trost erlangen kann, daß man einem vertrauten Freund sein Herz ausschüttet, gab uns König David, der sich häufig in Bedrängnis befand und der über den Schöpfer sagte: „Jehova ist nahe denen, die gebrochenen Herzens sind; und die zerschlagenen Geistes sind, rettet er“ (Ps. 34:18). Sich im Gebet an Gott zu wenden, wenn man in Not ist, kann einem große Erleichterung verschaffen. Betest du regelmäßig? (1. Thess. 5:17).
Was können Angehörige und Freunde tun, um einem an Depressionen leidenden Mitmenschen zu helfen? Wer einem solchen Kranken beistehen möchte, darf nicht mit der Bemerkung herausplatzen: „Reiß dich doch gefälligst ein bißchen zusammen!“ Viel besser ist es, den biblischen Rat zu beherzigen: „Redet bekümmerten Seelen tröstend zu“ (1. Thess. 5:14). Das kann man tun, indem man sie für etwas, was sie gut gemacht haben, lobt. Wenn jemand das Selbstvertrauen völlig verloren hat, kann man ihm vielleicht helfen, indem man ihm anfänglich einfache Aufgaben überträgt, die er ganz sicher erfüllen kann. Als nächstes könnte man ihm schwierigere Dinge auftragen. So baut man sein Selbstvertrauen ganz allmählich wieder auf. Kannst du vielleicht jemandem auf diese Weise helfen?
Was läßt sich jedoch tun, wenn ein traurig verstimmter Mensch auf solche Dinge nicht anspricht?
Behandlungsmethoden
Wie bereits im vorangegangenen Artikel erwähnt, gibt es einmal Depressionen infolge schwerer seelischer Belastungen, die von außen auf jemanden zugekommen sind. Das sind die sogenannten reaktiven Depressionen. Weiter können Depressionen im Zusammenhang mit jahrelang andauernden, dem Patienten oftmals unbewußten seelischen Konfliktsituationen auftreten. Diese betreffen zumeist irgendwelche zwischenmenschliche Beziehungen. Es handelt sich dabei um „neurotische“ Depressionen, gegen die man im allgemeinen die Psychotherapie anwendet. Alle zuvorerwähnten Möglichkeiten im Sinne von warmherzigem Zuspruch oder verständnisvollem Zuhören bis zur Ablenkung durch sinnvolle Beschäftigung und auch der angeführte biblische Rat können bei diesen beiden Depressionsformen die ärztliche Behandlung wirksam unterstützen.
Es gibt eine große Vielfalt von Depressionsformen, die in dem vorangegangenen Artikel nur angedeutet werden konnten. So wurden dort z. B. endogene Depressionen und manisch-depressives Kranksein erwähnt und etwas näher erläutert. Auf diese Depressionsformen, die zumeist einen weitaus quälenderen Charakter haben als das Deprimiertsein über äußere Belastungen oder im Zusammenhang mit inneren Konflikten, trifft am ehesten die bereits angedeutete Schilderung der neueren Forschungsergebnisse über die biogenen Amine zu.
Depressionen dieser Art werden daher im allgemeinen gleich von vornherein ganz anders behandelt, nämlich mit gezielt wirksamen Medikamenten. In solchen Fällen wird auch — früher noch öfter als heutzutage — die Elektroheilkrampftherapie (nur in der Klinik) angewandt. Im Gegensatz zu Menschen, die unter einer schweren äußeren seelischen Belastung stehen, sind endogen-depressive bzw. manisch-depressive Patienten anfangs oftmals kaum irgendwelchem noch so gut gemeintem Zuspruch zugänglich.
Die Depressionsforschung hat, von dem Gedanken ausgehend, daß eine biochemische Fehlsteuerung des Hirnstoffwechsels vorliegen könnte, zur Behandlung von Depressionen sogenannte „Antidepressiva“ entwickelt. Das sind keine Beruhigungsmittel, die eine Abhängigkeit hervorrufen können. Mit ganz seltenen Ausnahmen können Patienten ohne Suchtgefährdung mit der Antidepressiva-Medikation aufhören oder wieder beginnen.
Wie wirken diese Medikamente? Die Wissenschaftler haben festgestellt, daß chemische Substanzen, „biogene Amine“ genannt, in der Hirnregion hoch konzentriert vorhanden sind, die die Emotionen steuert. Wie Dr. Nathan Kline schreibt, gilt es heute praktisch als erwiesen, „daß bei depressiven Kranken gewisse ,biogene Amine‘ entweder nicht in genügender Menge gebildet oder zu schnell zerstört werden“. Man hat die sogenannten „Monoaminooxidasehemmer“ (MAO-Hemmer) entwickelt, um den Abbau der Amine zu verzögern, die offenbar erforderlich sind, um in ausgeglichener Stimmung zu bleiben. Die Lithiumsalze haben sich als recht wirksam erwiesen, um die abwechselnd krankhaft gehobenen und schwermütigen Phasen von Verstimmungen bei Manisch-Depressiven abzuschwächen. (Allerdings haben sie viele schwere Nebenwirkungen.)
Über die Vorzüge der Antidepressiva schreibt Dr. Kline: „Wenn es einer umfassenden Psychotherapie nicht gelingt, die Symptome zu beseitigen, ist ein Versuch mit Antidepressiva angezeigt. Die Zahl der Ärzte, die empfehlen, die Behandlung mit Medikamenten zu beginnen, wird immer größer. Viele Patienten brauchen nichts anderes. Nicht selten werden Erfolge erzielt, indem beides angewandt wird, Medikamente und Psychotherapie. Ein endogen-depressiver Patient ist für eine intensive Psychotherapie nicht besonders gut geeignet.“
Doch gibt es andererseits viele Patienten — etwa 40 Prozent der an Depressionen leidenden Kranken —, die auf diese Medikamente nicht ansprechen. Außerdem haben diese oftmals unerwünschte Nebenwirkungen und bergen Gefahren in sich, wenn der Patient dabei von seinem Arzt nicht sorgfältig überwacht wird.
Eine vernünftige Maßnahme, um zu erreichen, daß das Gehirn richtig funktioniert, wäre, darauf zu achten, daß der Körper richtig ernährt wird. In seinem Buch Nutrition Against Disease (Ernährung kontra Krankheit) schreibt der Biochemiker Roger J. Williams, es sei erwiesen, daß es auch als Folge eines Mangels an Vitaminen und Nährstoffen zu Depressionen kommen könne, und fügt hinzu: „Es gilt als höchstwahrscheinlich, daß die Gehirnzellen jeden essentiellen Nährstoff benötigen und daß eine ungenügende Versorgung damit Schaden stiftet.“ Das bedeutet natürlich nicht, daß man sich nun einfach mit irgendwelchen Vitaminpillen vollstopfen sollte. Nicht alle Menschen benötigen dasselbe für eine optimale Ernährung. Daher sollte man sich untersuchen lassen, um zu ermitteln, ob ein solcher Mangel vorliegt und, wenn ja, was für einer. Diese Methode, die Depression zu behandeln, wird häufig übersehen, kann jedoch erfolgreich sein.
Dauerheilung für Menschen mit Gemütsdepressionen
Wenn du an Depressionen leidest, kannst du dir vielleicht Erleichterung verschaffen, indem du eine oder mehrere der erwähnten Anregungen befolgst. Doch jetzt besteht die Aussicht, daß bald jeder, der an Depressionen leidet, für immer geheilt wird. Wie ist das möglich?
Wie bereits erwähnt, funktioniert der menschliche Körper nicht einwandfrei und ist für Krankheiten anfällig, auch für Depressionen, weil der Mensch die Sünde ererbt hat. Wie die Bibel zeigt, wird die Beseitigung der Erbsünde durch das Loskaufsopfer Jesu Christi in kurzem zur Folge haben, daß es die Krankheiten, unter denen die Menschheit jetzt leidet, nicht mehr geben wird (Jes. 33:24; Kol. 1:14; Offb. 21:1-5).
Die Bibel gibt uns auch die Gewißheit, daß alle negativen Aspekte der menschlichen Gesellschaft verschwinden werden, wenn Gottes himmlisches Königreich die politischen Regierungen der Menschen beseitigen und sich seine Herrschaft über die ganze Erde erstrecken wird (Dan. 2:34, 44). Die Prophezeiungen der Bibel lassen erkennen, daß dieser Wechsel noch zu Lebzeiten der gegenwärtigen Generation vor sich gehen wird (Matth. 24:3-8, 14, 32-34).
Aber noch bevor diese zuverlässigen Verheißungen in Erfüllung gehen, kann die Bibel Menschen, die an Depressionen leiden, helfen. Wie? Personen, die gemäß biblischen Grundsätzen leben, verfügen über etwas, was für eine günstige Beeinflussung so mancher geistigen Störung von größter Bedeutung ist.
Wie die Heilige Schrift zeigt, beherzigen Personen, die das wahre Christentum praktizieren, folgenden Rat: „Kleidet euch ... mit der innigen Zuneigung des Erbarmens, mit Freundlichkeit, Demut, Milde und Langmut ... Außer allen diesen Dingen aber kleidet euch mit Liebe, denn sie ist ein vollkommenes Band der Einheit“ (Kol. 3:12-14). Gewiß werden zu Depressionen neigende Menschen aus dem Umgang mit Personen, die nach diesen Grundsätzen leben, Nutzen ziehen. Ein Vorsitzender des Fonds zur Psychohygiene-Forschung in London sagte einmal: „Die weitaus wichtigste Entdeckung der Psychiatrie ist die Entdeckung, daß die Liebe die geistige Gesundheit zu schützen und wiederherzustellen vermag.“
Jehovas Zeugen haben schon öfter die Erfahrung gemacht, daß ein Verständnis der Bibel und die Anwendung ihrer Grundsätze dazu beigetragen haben, Menschen mit schweren seelischen Belastungen oder Konfliktsituationen aus ihren Depressionen herauszuheben. So schreibt eine Frau aus dem Westen der Vereinigten Staaten: „Ich war völlig entmutigt, deprimiert, und dachte daran, mir das Leben zu nehmen. Dann wandte ich mich Jehovas Zeugen zu und begann, ernsthaft die Bibel zu studieren. Es war, als würde Gott mein Gebet erhören. Meine Depressionen und das Gefühl der Einsamkeit verschwanden, und in mir entwickelte sich eine neue Hoffnung, nämlich Jehova zu dienen. Heute bin ich ein glücklicher Zeuge Jehovas und weiß, daß das Leben Sinn und Zweck hat und daß meine Kinder die Aussicht auf ein besseres Leben haben. Ich danke Jehova für seine liebende Güte.“
Möchtest du mehr darüber wissen, wie Gott bald das gegenwärtige deprimierende System der Dinge durch ein neues System, in dem Frieden und Glück herrschen werden, ersetzen wird? Dieser Aufschluß sowie vernünftige Grundsätze für das tägliche Leben sind in der Bibel zu finden. Möchtest du das Wort Gottes besser kennenlernen? Jehovas Zeugen sind gern bereit, dir dabei zu helfen. (Diese beiden Artikel sind eine Übersetzung eines amerikanischen Originaltextes, und die darin wiedergegebenen Ansichten und Erfahrungen beruhen zur Hauptsache auf amerikanischen Quellen.)
[Bild auf Seite 9]
Hilft dir vielleicht ein Gespräch mit einem vertrauten Freund, deine Depressionen zu überwinden?