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  • Die Antarktis — der größte „Kühlschrank“ der Welt
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Erwachet! 1977
g77 8. 7. S. 16-20

Die Antarktis — der größte „Kühlschrank“ der Welt

STELL dir in Gedanken vor, du öffnest die Tür eines Kühlschranks, der jahrtausendelang geschlossen war, und du entdeckst in jedem Fach etwas Neues — etwas, was noch nie zuvor ein Mensch gesehen hat! Etwas Ähnliches ereignete sich vor etwa 160 Jahren, als die Antarktis, der größte „Kühlschrank“ der Welt, in Augenschein genommen wurde und sich allmählich der modernen Zivilisation auftat.

Astronauten, die die Erde vom Weltraum aus betrachteten, sagten, daß die Eisschicht der Antarktis das bezeichnendste Merkmal unseres Planeten ist. Sie nimmt eine Fläche von 14 244 934 Quadratkilometern ein, ein Gebiet, das größer ist, als die Vereinigten Staaten und Mittelamerika zusammengenommen. Wissenschaftler haben festgestellt, daß sie im Mittel fast 2 000 Meter dick ist und mehr als 90 Prozent des Eisvolumens der Erde stellt. Nur ungefähr fünf Prozent des Landgebietes der Antarktis sind sichtbar. Würde man unseren neu erforschten „Kühlschrank“ abtauen, dann würde der Wasserspiegel der Ozeane um 45 bis 60 Meter ansteigen, so daß in der ganzen Welt jeder Seehafen und jede Flachküste überschwemmt würde. Wenn heute die Eisdecke auf diese Weise verschwinden würde, dann würden einige Gebiete der Antarktis unter Wasser stehen, und der Kontinent wäre somit kleiner.

Entdeckung und Erforschung

In der Mitte des achtzehnten Jahrhunderts begann sich menschlicher Forscherdrang „südwärts zu richten“. Nur einige Jahre früher war noch ein großer Teil der südlichen Halbkugel ein riesiges unbekanntes Gebiet. So grundlegende Fragen wie: Besteht es hauptsächlich aus Land oder aus Wasser? konnten wegen der gewaltigen Entfernungen, die überbrückt werden mußten, nicht beantwortet werden.

Im Jahre 1772 begab sich der britische Forscher Kapitän James Cook auf eine dreijährige Seereise, die ihn weit nach Süden führte. Das Eis hinderte ihn daran, weiter vorzudringen, und obwohl er den Kontinent umsegelte, sah er niemals das Festland der Antarktis. Zwischen 1800 und 1821 sichteten Robbenfänger und Forscher Inseln, Teile der Halbinsel und vielleicht teilweise das Festland des Kontinents. Und später leisteten der amerikanische Marineoffizier Charles Wilkes und der britische Forscher James Ross einen wesentlichen Beitrag zu dem Interesse an der Antarktis und zu den Kenntnissen, die man darüber hatte, und ebneten dadurch den Weg zur Erforschung des Landes. Der britische Forscher Robert F. Scott näherte sich im Jahre 1903 dem Südpol bis auf eine Entfernung von 925 Kilometern. Tatsächlich erreicht hat ihn der Norweger Roald Amundsen am 14. Dezember 1911. Ungefähr einen Monat später gelangte Scott mit einer Gruppe von vier anderen zum Pol, kam jedoch beim Rückmarsch auf dem Ross-Schelfeis ums Leben. Mit welchen Schwierigkeiten eine solche Polarexpedition verbunden ist, wird dadurch offenkundig, daß bis zum Jahre 1957/58 keine Expedition mehr den Pol erreichte. Dann schließlich begann sich die riesige Tür des größten „Kühlschranks“ der Welt zu öffnen. Was kam zum Vorschein?

Wetterstudien

Die Wissenschaftler zeigten sich über die Erschließung der Antarktis erfreut, da sie sich von dem bis dahin Bekannten auffallend unterschied. Während die Arktis größtenteils „aus Ozean besteht“, ist die Antarktis eine Landmasse. Das ist die Hauptursache für das kältere Klima. Die niedrigste Bodentemperatur, von der bisher berichtet wurde, war der „frostige Wert“ von −88,3 Grad Celsius, der im August 1960 an der russischen Station Wostok gemessen wurde. Die Antarktis ist bis zum heutigen Tag der einzige Kontinent, auf dem man nicht ununterbrochen ohne fremde Hilfe auskommen kann.

Das Wetter der Antarktis trägt dazu bei, das Klima des gesamten Erdballs zu regeln. Wissenschaftler sind der Ansicht, daß in dem riesigen „Kühlschrank“ mehr Kaltluft erzeugt wird als irgendwo anders auf der Welt. Die eiskalte Luft bewegt sich vom Pol aus auf die Küste zu und bildet Stürme, die mit einer Geschwindigkeit von 225 bis 230 Stundenkilometern an der Küste entlangfegen. Die kalten Winde haben sich bei der Erforschung der Antarktis als das größte Hindernis erwiesen. Sie tragen wesentlich zur Klimatisierung unserer Heimat, der Erde, bei, da selbst Chile, Argentinien und teilweise Australien und Neuseeland noch von ihren Ausläufern erfaßt werden.

Das Südpolarmeer ist eigentlich ein Teil des einen großen Ozeans der Erde. Es grenzt an den Atlantischen, den Pazifischen und den Indischen Ozean, hat aber ganz eigene Merkmale. Es ist kälter und weniger salzhaltig als die weiter nördlich liegenden Ozeane. Das kalte Meerwasser bewegt sich in nördlicher Richtung, sinkt dann im Grenzbereich zwischen dem Südpolarmeer und den nördlichen Ozeanen unter die wärmeren Wasserschichten und breitet sich weit über den Äquator nach Norden aus. Wenn die Wassermassen, die im westlichen Teil der anderen Ozeane nach Süden fließen, mit dem kalten antarktischen Wasser zusammentreffen, „drehen sie nach Osten ab“ und bilden die Westwinddrift, eine zirkumpolare Strömung, die in einem ungeregelten Kurs die südliche Halbkugel im Bereich zwischen dem 47. und 61. Breitengrad vollständig umfließt. Ozeanographen messen die Strömungen, überprüfen den Mineralgehalt, nehmen in verschiedenen Schichten Temperaturmessungen vor und ermitteln durch Schallwellen, die zum Meeresboden gesandt werden, die Tiefe. Diese Informationen erweisen sich in Verbindung mit den Angaben über Windströmungen und Gletschertätigkeit für die Meteorologie und andere Wissenschaften als wertvoll.

Tier- und Pflanzenleben

Bei dieser „Kühlschrankkälte“ können sich nur wenige Pflanzen halten. Da die antarktische Nacht so lang ist, haben die 800 Pflanzenarten — Flechten, Moose, Algen, Bakterien, Pilze und Schwämme —, die auf dem Landgebiet vorkommen, eine sehr lange Schlafperiode. Aber sobald die kurzen Sommerzeiten eintreten, die nur einige Tage, Wochen oder ein oder zwei Monate dauern, setzt bei ihnen beinahe augenblicklich wieder die Photosynthese ein.

Obwohl das Pflanzenleben karg ist, wimmelt es von Tieren; allerdings sind die Landtiere sowohl an Zahl als auch an Größe gering. Fast alle Tiere kommen am Rand der Eisschicht oder im Wasser vor, da sie entweder im Ozean leben oder von dort ihre Nahrung beziehen. Die Tiere, die auf dem Land Nahrung und Unterschlupf finden, gehören zu mikroskopisch kleinen Arten oder sind winzige Insekten oder Spinnen. Das größte Insekt ist eine Fliege, die mit der gewöhnlichen Stubenfliege verwandt ist und eine Länge von ungefähr drei Millimetern hat. Außer den fluguntüchtigen Pinguinen gibt es noch die Skua, eine Raubmöwenart, und die Sturmvögel. In der Antarktis und in den subantarktischen Inselgebieten kommen Seeschwalben, Albatrosse, Kormorane, Möwen und andere Vögel vor. Einige Vögel dringen zeitweise bis ins Innere des Kontinents vor.

Die Seeschwalbe ist der beste Navigator der Welt. Sie verbringt sechs Monate des Jahres in der Antarktis und sechs Monate in der Arktis, wobei sie eine Strecke von 17 700 Kilometern zurücklegt, um vom Norden in die Antarktis zu gelangen und dort in den Genuß des Sommers zu kommen. Auf diese Weise lebt sie fast ständig bei Tageslicht.

Man findet hier fünf der siebzehn Pinguinarten der Erde. Der Adeliepinguin und der Kaiserpinguin sind die einzigen, die auf dem Kontinent brüten. Der Adeliepinguin, der eine durchschnittliche Höhe von ungefähr 40 Zentimetern und ein Gewicht von 4,5 bis 7 Kilogramm erreicht, scheint sich mit Hilfe der Sonne und einer biologischen Uhr zu orientieren.

Der Kaiserpinguin, der größere Bruder des Adelies, kostet die Temperatur des „Kühlschranks“ bis zum Äußersten aus. Diese würdig aussehenden Vögel haben ein Gewicht von 25 bis 45 Kilogramm und eine Höhe von nahezu 1,2 Metern. Das Pinguinweibchen legt nur ein einziges Ei, und zwar mitten im Winter. Kurz bevor es soweit ist, marschiert es in Richtung Süden in die frostige Dunkelheit der langen Winternacht. Sobald das Ei gelegt ist, plaziert es das Weibchen sorgsam auf die Schwimmfüße des Männchens und überläßt ihm die Verantwortung, das Ei zu bebrüten, was er auch tut, indem er es zwei Monate lang auf seinen breiten Füßen unter einer warmen Hautfalte seines Unterleibs trägt. Während der künftige Vater beim Erfüllen seiner Aufgabe geduldig fastet, geht die Mutter nach Norden und sammelt Nahrung. Nach der Rückkehr ist sie bereit, das Junge zu füttern, indem sie die Nahrung, die sie zu sich genommen hat, erbricht. Der Kaiserpinguin ist der einzige Vogel, der nicht dem Packeis folgt, das sich im Winter nach Norden ausdehnt, sondern er bleibt im Hinterland und überdauert die bitterkalten Stürme der fast sechs Monate langen Nacht unter Bedingungen, die es nicht zulassen, so wie andere Vögel ein Nest zu unterhalten.

Im Eiswasser und um die Antarktis herum finden wir Millionen von Robben mehrerer Arten. Diese Tiere fühlen sich in ihrer Umgebung sehr wohl, da sie durch eine Fettschicht isoliert sind, die auch eine Nahrungsreserve darstellt und im Wasser den Auftrieb erhöht. Sie haben ausgedehnte „Weidegründe“ im Wasser, wo es von Fischen wimmelt. Es gibt mehrere Walarten, die ebenfalls eine Menge Nahrung finden in den riesigen, dichten Schwärmen garnelenartiger Krebse. Die Fische, die in der Nähe des Meeresbodens leben, sind eine Besonderheit der Antarktis, da 90 Prozent dieser Arten sonst nirgendwo auf der Erde vorkommen.

Taucher, die Taucheranzüge mit einer 13 Millimeter dicken Isolierschicht trugen, arbeiteten einmal eine Stunde lang im Wasser bei einer Temperatur von −2 °C und sammelten Vertreter von 130 bekannten Arten antarktischer Fische und anderer Meereslebewesen. Einige, wie zum Beispiel der Oktopus, haben kein rotes Blut, und andere sind halb durchsichtig. Es gibt auch Fische, die rotes Blut haben, das nicht einmal bei extrem niedrigen Temperaturen gefriert. Vor kurzem entdeckte ein Taucher Aallarven, die eine Länge von 1,2 bis 1,5 Metern hatten — zwanzigmal so groß wie die Neugeborenen aller bis dahin bekannten Aalarten.

Obwohl das Wetter sich in der Zeit von Oktober bis Februar ändert, überschreitet die Temperatur niemals den Gefrierpunkt, höchstens auf der Antarktischen Halbinsel, die am weitesten nach Norden vorspringt und ungefähr 970 Kilometer von Südamerika entfernt ist. Während dieser Zeitspanne werden durch die Wärme mehrere Arten winziger Insekten für nur einige Tage ins Leben gerufen, um dann durch die Kälte erneut in den Winterschlaf zu versinken. Außerdem gibt es Schneeflöhe und achtbeinige Milben. Wissenschaftler haben herausgefunden, daß sie den Stoff erzeugen, den man Glyzerin nennt. Das ist eine chemische Verbindung, die man als Gefrierschutzmittel verwenden kann. Sie dient dazu, diese kleinen Insekten während des antarktischen Winters am Leben zu erhalten.

In Verbindung mit Flöhen und Insekten denkt man unwillkürlich an Seuchen. Die alte Geschichte, daß es in der Antarktis keine Krankheitserreger gibt, ist ein Irrtum. Obwohl der Kontinent so weiß wie das Innere eines Operationssaales ist, kann man dort eine Menge Bakterien feststellen. Mikrobiologen entdeckten 27 Meter unter der Oberfläche des Südpols einige Krankheitserreger, die anscheinend dort hundert Jahre lang eingeschlossen gewesen waren. Durch die Verwendung von Gesichtsmasken und sterilen Instrumenten vermieden sie vorsichtigerweise, neuzeitliche Bakterien mit denen des neunzehnten Jahrhunderts zu vermischen. Sie fanden Staphylokokken, eine Bakterienart, die schwere Infektionen hervorrufen kann. Sofern nicht ein mangelhaftes Vorgehen oder eine fehlerhafte Ausrüstung einige der eigenen Bakterien der Wissenschaftler durchgehen ließ, sind das Bakterien, die bereits seit 1860 in der Antarktis existieren. Ferner waren die Kleinstlebewesen im Eis nicht tot, sondern konnten im Laboratorium, wo man sie erwärmte, wiederbelebt werden.

Die extreme Kälte und Trockenheit der Atmosphäre in der Antarktis hat zudem eine stark konservierende Wirkung. In der Encyclopædia Britannica heißt es: „Bis zu nahezu 50 Kilometer vom Meer entfernt und bis in Höhen von ungefähr 900 Metern hat man in den Trockentälern um McMurdo eine Anzahl vertrockneter Robbenkadaver gefunden, hauptsächlich die der Krabbenfresser [eine Robbenart]. Krabbenfresser, die bei solchen Wanderungen in das Landesinnere keine Nahrung fanden, starben schließlich, und ihre ledrigen Kadaver blieben durch die Trockenheit und Kälte des Klimas erhalten.“

Ein wissenschaftliches Laboratorium

Die Antarktis könnte man heute als ein Laboratorium für die Wissenschaft bezeichnen. Geologen suchen zu erforschen, was unter der enorm dicken Eiskruste liegt. Seismische Aufzeichnungen und Strahlungsmessungen haben vor kurzem ans Licht gebracht, daß das Gestein unter dem größeren Teil der Antarktis eher kontinentalen als ozeanischen Aufbau hat. Die Antarktis ist auch, zumindest im Moment, der ruhigste und erdbebensicherste Kontinent. Sie ist schon fast vollständig erforscht, und der größte Teil der Gebirge ist durch Luftaufnahmen und Landkarten erfaßt. Geologen, Biophysiker, Glaziologen und Geophysiker besuchen und erforschen weiterhin diese Gebiete in der Hoffnung, mehr über den Aufbau und die Umweltbedingungen der gesamten Erde zu erfahren.

In der Antarktis haben mehrere Nationen Stationen errichtet. Zehn von den zwölf Nationen, die den Antarktisvertrag unterzeichnet haben, unterhalten im Winter Stationen. Rußland hat auf der Halbinsel die Station Billinghausen. Die Hauptstation der Vereinigten Staaten ist McMurdo auf der pazifischen Seite des Kontinents. Sie ist mit einem Kernkraftwerk ausgerüstet und hat im Sommer 900 und im Winter 200 Einwohner. Außerdem unterhält sie auch kleine Stationen am Südpol und auf der Halbinsel. Obwohl manch einer diesen Kontinent als unwirtlich betrachtet, gilt er in Wirklichkeit als künftiger Anziehungspunkt für Touristen. Bereits jetzt besichtigen Touristen die wissenschaftlichen Stationen und die Brutplätze der Pinguine. Es besteht natürlich die Möglichkeit, daß es einmal ein Skiparadies wird.

Wer weiß, welche Schätze noch aus diesem kontinentalen „Kühlschrank“ kommen werden? Es sind noch viele Forschungen und Versuche nötig. Man muß noch Techniken entwickeln, um die reichen Mineralvorkommen auszuwerten. Außerdem kann ein Studium der atmosphärischen Verhältnisse und des umgebenden Ozeans den Wissenschaftlern helfen, ihr Verständnis über das Wetter in allen Teilen der Erde zu verbessern. In einer Hinsicht können wir völlig sicher sein — so wie wir für den Kühlschrank in unserer Wohnung Wertschätzung haben, werden wir unseren antarktischen „Kühlschrank“, zu dem wir freien Zugang haben, im Laufe der Zeit immer mehr schätzenlernen.

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