Nachlässigkeit kann deinen Tod bedeuten
WIE viele Personen in der Welt verunglücken jedes Jahr tödlich? Die Zahl muß sehr hoch sein, obschon sie nicht genau zu ermitteln ist. In der Bundesrepublik kamen im Jahre 1976 fast 15 000 Personen bei Verkehrsunfällen ums Leben. In den Vereinigten Staaten forderten die Verkehrsunfälle in den vergangenen 25 Jahren rund 1 500 000 Opfer, während in all den Kriegen, die Amerika vom Unabhängigkeitskrieg bis zum Vietnamkrieg (rund 200 Jahre) geführt hat, „nur“ 605 000 Amerikaner umkamen (laut einem Bericht des amerikanischen Anwaltsverbandes). Alarmierender noch ist die Zahl der Haushaltsunfälle. In der Bundesrepublik zum Beispiel verunglücken alljährlich rund 2 Millionen Männer, Frauen und Kinder in den eigenen vier Wänden.
In einer Fachschrift (The International Operating Engineer) konnte man lesen: „Man nimmt Unfälle als etwas Normales hin ... Wir sind leichtsinnig, unachtsam und lassen uns auf Risiken ein. Ein Unfall ... ist die Folge eines Fehlers, falschen Verhaltens, einer falschen Entscheidung, eines falschen Gedankens und hätte sich nicht zu ereignen brauchen, hätte man gesunden Menschenverstand angewandt, vorsorgliche Maßnahmen ergriffen und einigermaßen planvoll gearbeitet.“
Wenn Nachlässigkeit und Fahrlässigkeit ausgeschaltet werden könnten, würden sich nur wenige schwere Unfälle ereignen. Würden zum Beispiel die Werkstoffprüfungen stets sorgfältig durchgeführt, wären Materialfehler eine Seltenheit. Auch technisches Versagen käme selten vor, wenn Bauunternehmer beim Bau von Häusern und Fabrikanten bei der Herstellung von Maschinen, Autos oder elektrischen Geräten dafür sorgten, daß alles mit der gebührenden Sorgfalt ausgeführt würde. Wenn dann außerdem jeder, der ein Auto fährt oder der mit Maschinen oder elektrischen Geräten umgehen muß, die Gefahren richtig einschätzen würde, die Autos, Maschinen, Strom, Feuer, hohe Geschwindigkeiten usw. heraufbeschwören können, und wenn Werkzeuge sowie andere Gegenstände ihrem Zweck entsprechend verwendet würden, wenn mechanische Vorrichtungen nicht von Personen bedient würden, die unter Alkohol- oder Drogeneinfluß stehen, würde die Zahl der Unfälle stark zurückgehen. Würde außerdem jeder stets die Aufschriften auf den Fläschchen im Medizinschrank sorgfältig lesen, dann könnte die Gefahr einer Arzneimittelvergiftung fast vollständig ausgeschaltet werden.
Natürlich ist niemand vollkommen, und Fehler, ein Versehen, eine momentane Unaufmerksamkeit, Stolz oder fehlende Selbstbeherrschung könnten selbst dann gelegentlich einen Unfall zur Folge haben. Das ist u. a. ein Grund, warum Gesetze und Vorschriften erlassen werden. Würde man diesen Gesetzen und Vorschriften gehorchen — besonders den Verkehrsgesetzen und Sicherheitsvorschriften —, könnten sehr viele Unfälle vermieden werden.
Wir sollten aber nicht alles mit unserer Unvollkommenheit entschuldigen, denn Fahrlässigkeit ist eine Form von Trägheit, oder ihre Ursache kann auch Stolz sowie eine Mißachtung der Gesetze und der Mitmenschen sein. Das alles ist verwerflich. Wegen grober Fahrlässigkeit kann man gerichtlich bestraft werden. Verletzt man aber wegen leichter Fahrlässigkeit ein Naturgesetz, folgt die Strafe meist auf dem Fuß. Schon viele Personen sind tödlich verunglückt, weil sie unachtsam die Treppe hinabgegangen sind oder weil sie sich auf einen wackeligen Gegenstand gestellt haben, um etwas, was auf einem ziemlich hoch angebrachten Gestell lag, zu erreichen. In Verbindung mit diesem Thema schrieb ein Experte: „Die meisten Haushaltsunfälle sind die Folge einer strafbaren Nachlässigkeit auf seiten des Opfers.“
Das Gesetz, das Gott den Israeliten gab, führte ihnen deutlich vor Augen, welch ernste Folgen Nachlässigkeit haben kann. Wenn ein Israelit einen anderen unabsichtlich tötete — wenn ihm beispielsweise bei der Arbeit die Schneide von der Axt wegflog und einen seiner Mitarbeiter traf —, mußte derjenige, der für den Unfall verantwortlich war, sofort in eine der „sechs Zufluchtsstädte“, die es zu diesem Zweck im Land gab, fliehen. Dort gewährte man ihm einstweilig Asyl. Dann fand eine Gerichtsverhandlung statt. Wenn die Richter feststellten, daß es sich wirklich um einen Unfall handelte, erlegten sie dem unabsichtlichen Totschläger die Verpflichtung auf, bis zum Tod des Hohenpriesters des Volkes in der Zufluchtsstadt zu bleiben. Das bedeutete, daß er vielleicht viele Jahre die Stadt nicht verlassen durfte (4. Mose 35:11-13, 22-25).
Das veranlaßte die Person, die das erlebte, sowie alle, die sie kannten, von da an stets außerordentlich vorsichtig zu sein.
Unser Kampf gegen die Nachlässigkeit
Wie kann man die angeborene Neigung zu Fahrlässigkeit und Nachlässigkeit am besten bekämpfen? Indem man das menschliche Leben respektiert und seine Mitmenschen achtet. Wenn wir das Leben lieben, möchten wir so lange und so glücklich wie möglich leben. Wir sorgen dafür, daß die Geräte, die wir benutzen, in gutem Zustand sind. Wir sind uns dessen bewußt, daß wir keine Arbeit verrichten dürfen, bei der eine gewisse Unfallgefahr besteht, und uns nicht ans Steuer unseres Autos setzen dürfen, wenn wir müde sind oder unter Alkoholeinfluß stehen. Wir denken daran, daß wir stets die nötige Vorsicht walten lassen müssen.
Außerdem müssen wir uns dessen bewußt sein, daß wir durch Nachlässigkeit anderen Schaden zufügen können. Aus Liebe zu unseren Mitmenschen verrichten wir unsere Arbeit gewissenhaft. Ein Automechaniker zum Beispiel, der so eingestellt ist, wird nicht wissentlich ein beschädigtes Teil einbauen, und ein Tankwart wird beim Abschmieren darauf achten, daß er kein Teil übersieht. Und wenn er bemerkt, daß am Auto irgend etwas nicht in Ordnung ist, was eine Gefahr werden könnte, wird er den Wagenbesitzer darauf hinweisen. Entdeckt er einen Schaden, den zu beheben er keinen Auftrag hat, wird er den Wagenbesitzer oder den Fahrer wenigstens darauf aufmerksam machen, daß er die Sache aus Gründen der Sicherheit in Ordnung bringen lassen müsse.
Wer am Wohl seines Nächsten interessiert ist, wird nichts tun, wodurch er dessen Leben gefährden würde. Die Bibel sagt, daß wir es unseren Mitmenschen schuldig sind, sie zu lieben, denn „die Liebe fügt dem Nächsten nichts Böses zu; daher ist die Liebe die Erfüllung des Gesetzes“ (Röm. 13:10). Man sollte stets überlegen, ganz gleich, was man tut, ob man dadurch irgend jemandem Schaden zufügen könnte.
Wer fahrlässig handelt, kann Blutschuld auf sich laden wie der unabsichtliche Totschläger im alten Israel, der einen Unfall verschuldete, bei dem ein anderer ums Leben kam. Ein unabsichtlicher Totschläger war zwar kein Mörder, aber er hatte dennoch Blutschuld auf sich geladen. Das Leben ist heilig, und der Betreffende mußte in der Zufluchtsstadt bleiben. Hätte er sie verlassen, wäre das ein Beweis dafür gewesen, daß das Leben in seinen Augen nicht heilig war und daß er sich nicht um das Gesetz Gottes kümmerte. Ferner hätte er dadurch erkennen lassen, daß er seine Tat nicht bereute und deshalb den Tod verdiente.
Die Bibel zeigt nachdrücklich, wie wichtig es ist, vorsichtig zu sein und den Nächsten zu lieben; außerdem wird darin gesagt, daß jemand, der den Tod eines anderen verschuldet, selbst wenn es unabsichtlich geschieht, Blutschuld auf sich lädt. Hätte die Sünde und als Folge davon die Unvollkommenheit keinen Eingang in die Welt gefunden (durch den ersten Menschen, Adam), wäre heute niemand stolz, träge oder unvorsichtig — Eigenschaften, durch die Unfälle verursacht werden. Außerdem hätten Liebe zu Gott, Dankbarkeit für das Leben — eine gütige Gabe Gottes — und Liebe zum Nächsten dazu beigetragen, daß es keine ernsten Unfälle gegeben hätte. In einer solchen Welt hätten wir nach Gottes ursprünglichem Vorsatz leben sollen. Und er verheißt, unter seiner Herrschaft wieder ‘alle Dinge zusammenzubringen’ und alles auf der Erde vollkommen zu machen (Eph. 1:10). Auch den Tod wird er beseitigen (1. Kor. 15:26; Offb. 21:3, 4).
Bei Gott gibt es so etwas wie Fahrlässigkeit oder Unfälle nicht, denn ‘sein Tun [oder Werk] ist vollkommen’ (5. Mose 32:4). Wenn sein Wille „wie im Himmel so auch auf der Erde“ geschieht, werden Männer und Frauen ihre Fähigkeiten in der Gewalt haben und sie in vollkommener Liebe so anwenden, daß Nachlässigkeit und Unfälle der Vergangenheit angehören werden (Matth. 6:10).
Die gefährlichste Art von Nachlässigkeit
Da die Bibel von einer Zeit spricht, in der der Wille Gottes wie im Himmel so auch auf der Erde geschehen wird, müßte es eigentlich der Wunsch eines jeden sein, diese Zeit zu erleben. Nachlässigkeit gegenüber einer Gelegenheit, dann zu leben, ist die schlimmste Art von Nachlässigkeit. Jesus sagte in seiner berühmten Bergpredigt: „Glücklich sind die, die sich ihrer geistigen Bedürfnisse bewußt sind“ (Matth. 5:3). Es ist für jeden, der leben möchte, unerläßlich, sich der Bibel zuzuwenden, um zu ermitteln, was Gott zu sagen hat. Auf diese Weise kann er vermeiden, Dinge zu tun, durch die er die für die Schöpfung gültigen Natur- und Sittengesetze verletzt. Der Mensch ist so geschaffen, daß er fortgesetzt Erkenntnis über Gott in sich aufnehmen muß. Es ist buchstäblich wahr, daß „der Mensch nicht von Brot allein lebt, sondern von jeder Äußerung des Mundes Jehovas lebt der Mensch tatsächlich“ (5. Mose 8:3).
Niemand kann daher ungestraft die geistige Seite seines Lebens vernachlässigen. Wir sehen die Folgen dieser Vernachlässigung bei den Menschen der Welt im allgemeinen, die anstatt geistigen nur materiellen Dingen nachstreben. Aber für Personen, die bekennen, Christen zu sein, hat eine solche Nachlässigkeit noch ernstere Folgen. Der Apostel Paulus schrieb an Christen seiner Zeit warnend, daß sie dem, was sie gehört hatten, die größte Aufmerksamkeit schenken sollten. Er wies darauf hin, daß im alten Israel, das unter dem mosaischen Gesetz stand, jede ungehorsame Tat gemäß dem Recht bestraft wurde. Dann warf er die Frage auf: „Wie werden wir entrinnen, wenn wir eine so große Rettung [die Rettung, die Jesus Christus ans Licht gebracht hat] vernachlässigt haben ...?“ (Hebr. 2:3).
Wenn wir uns jetzt bemühen, die Vorsätze Gottes, die in der Bibel, dem Worte Gottes, dargelegt sind, kennenzulernen, werden wir glücklicher leben, auch werden wir dann die Aussicht haben, ewig in einer unfallfreien Welt, in der niemand mehr nachlässig sein wird, zu leben.