Wir beobachten die Welt
Schwarzarbeit — ein Problem
◆ Nach Ansicht der Internationalen Arbeitsorganisation IAO (Genf) gibt es in Europa 16 Millionen Schwarzarbeiter. Alle Bemühungen, die Schwarzarbeit zu unterbinden, waren bisher erfolglos und werden auch in der Zukunft zum Scheitern verurteilt sein, wenn es nicht gelingt, die Ursache der Schwarzarbeit zu beseitigen oder den Betroffenen eine andere Einstellung zur Arbeit und zum Leben überhaupt zu vermitteln. Als Hauptmotiv für die Schwarzarbeit wird der Wunsch nach einem steuerfreien Nebenverdienst angesehen. Außerdem versuchen sich Arbeiter, deren Arbeitsplatz durch die Rezession bedroht ist, eine zusätzliche Sicherheit durch diese Erwerbsquelle zu schaffen. Auf der anderen Seite ist durch die steigenden Preise die Nachfrage nach „billigeren“ Schwarzarbeitern größer geworden.
Gesundheit ist teuer
◆ Die Kosten für medizinische Maßnahmen sind weltweit weiterhin rapide gestiegen. Wie die in Wiesbaden erscheinende Fachzeitschrift Medical Tribune berichtet, klagen auch zahlreiche westliche Staaten über die Kostenexplosion im Gesundheitswesen. „Spitzenreiter sind derzeit die Vereinigten Staaten, in denen 7,4 % des Bruttosozialproduktes für die Gesundheit der Bevölkerung aufgewendet werden. Den USA folgen Schweden (7,3 %), die Niederlande (7,2 %), Frankreich (6,9 %), Kanada (6,8 %) und Westdeutschland (6,7 %). Die Schweiz liegt mit 5 % im Mittelfeld der Kostenrangliste. Die ,Schlußlichter‘ auf dieser Tabelle bilden Japan mit Ausgaben in der Höhe von 3,8 % des Bruttosozialproduktes für das Gesundheitswesen, Griechenland mit 3,5 %, Portugal mit 3,2 % und schließlich die Türkei mit 1,4 %.“
Die letzte Fahrt?
◆ Nach einem Bericht in der italienischen Zeitung Corriere della Sera hat der italienische Luxusdampfer „Eugenio C“ für eine 75tägige Kreuzfahrt auch ein Dutzend Särge mit an Bord genommen. Das Durchschnittsalter der Beteiligten an dieser Kreuzfahrt sei fortgeschritten, so hieß es. Es handelt sich dabei um eine echte Luxustour, denn für die 900 Passagiere stehen 700 Besatzungsmitglieder zur Verfügung. Sie kostet 10 000 bis 50 000 Mark, und auf der Speisekarte kann man zwischen 70 verschiedenen Spezialitäten wählen.
Hungersnot in Westafrika
◆ Die konservative englische Zeitung Sunday Telegraph hat kürzlich über eine schwere Hungersnot in Nordghana berichtet und in Verbindung mit diesem Bericht schwere Vorwürfe gegen verschiedene Stellen erhoben. Viele Menschen seien bereits verhungert und andere so geschwächt, daß sie nicht mehr auf ihren Feldern arbeiten könnten. Gemäß Berichten von Gewährsleuten, Missionaren und Krankenhäusern habe es Schlägereien bei der Verteilung von Korn gegeben, und es sei sogar vorgekommen, daß Menschen versuchten, ihre Kinder zu verkaufen, um dafür Nahrungsmittel zu bekommen.
Abtreibungen erreichen Rekordhöhe
◆ Die Kirchenzeitung des Erzbistums Köln meldet unter der Überschrift „Mehr Abtreibungen als Geburten in New York“ folgendes: „Im Jahre 1975 hat die Zahl der Abtreibungen in New York erstmals die Zahl der Lebendgeburten überholt. Das geht aus dem neuesten Unterlagen des Staatlichen Gesundheitsdienstes hervor. Nach der Statistik ließen 46 Prozent aller schwangeren Frauen einen Schwangerschaftsabbruch durchführen. Insgesamt verzeichnete der Staatliche Gesundheitsdienst im Erhebungsjahr 106 317 Abtreibungen gegenüber 105 249 Lebendgeburten.“
„Arbeitssucht“ — eine Krankheit
◆ In der Münchner Medizinischen Wochenschrift wurde die Auffassung vertreten, die „Arbeitssucht“ sei eine von der Gesellschaft geförderte Sucht und Krankheit. Nach Ansicht der Zeitschrift steht am Ende der Arbeitssucht der zerstörte Mensch. Dabei käme es weniger auf die Menge der Arbeit an, die einer leistet, als auf den Arbeitsstil. Der Arbeitssüchtige möchte bewundert werden. Herzliche Beziehungen zu anderen Menschen aufzubauen fällt ihm schwer. Unter anderem äußert sich die Arbeitssucht in psychischen Erschöpfungsgefühlen, depressiven Verstimmungen, unbegründeten Ängsten, Herz-Kreislauf-Beschwerden und auch in Kopf- und Magenschmerzen. Dies kann bis zur Arbeitsunfähigkeit führen.
Ölindustrie mit Kriegsgewinnlern verglichen
◆ Verärgert darüber, daß entscheidende Bestandteile seines Energiegesetzes in wochenlangen Debatten im Senat unter dem Druck der Ölindustrie gestrichen wurden, warf US-Präsident Carter der US-Ölindustrie vor, sie wolle sich nach der Art der Kriegsgewinnler bereichern und auf Kosten der amerikanischen Verbraucher Riesengewinne einstreichen. Gleichzeitig wies er auf einer Pressekonferenz auch auf die Möglichkeit einer Benzinrationierung in den USA hin, um die Energieverschwendung einzudämmen. Immerhin garantiere sein Programm der Industrie, wie die Schwäbische Zeitung berichtet, bis 1985 Gewinne von rund 100 Milliarden Dollar.
„Neo-Vulgata“ fertiggestellt
◆ Nach zwölfjähriger Arbeit ist eine neue Übersetzung der Bibel aus den Urtexten in die lateinische Sprache fertiggestellt worden. Die Kirchenzeitung des Erzbistums Köln berichtet, daß diese Übersetzung für den öffentlichen Gebrauch in der Liturgie der katholischen Kirche bestimmt ist. Seit dem 5. Jahrhundert, in dem Hieronymus die Bibel ins Lateinische übersetzte, sei eine solche Arbeit nicht mehr unternommen worden. Man habe versucht, sich getreu an den Urtext zu halten, aber auch die neuesten Erkenntnisse der Sprachwissenschaft und der zeitgenössischen Bibelwissenschaft anzuwenden.
Ferner wird berichtet, daß nach achtjähriger Arbeit auch eine Übersetzung des „Neuen Testamentes“ in die Chichewa-Sprache durch die Malawische Bibelgesellschaft abgeschlossen werden konnte. Es handelt sich dabei um eine ökumenische Ausgabe, die von Katholiken und Protestanten gemeinsam herausgegeben wird. Die Erstauflage hat eine Höhe von 10 000 Exemplaren, was als nicht ausreichend angesehen wird. An einer Übersetzung des „Alten Testamentes“ wird ebenfalls gearbeitet, und sie soll 1979 fertiggestellt werden.
Dickhäuter warf mit Steinen
◆ „Mit kiloschweren Steinen warf der größte Elefantenbulle im Zoo von Kronberg (Taunus) nach Besuchern“, heißt es in einem Bericht der Süddeutschen Zeitung. Der Elefant hatte sich nach diesem Bericht die Kunst des Werfens mit Gegenständen nach Personen in Selbstdressur beigebracht, und er traf immer besser. Nicht nur die Besucher, sondern auch die Wärter seien dadurch gefährdet worden. Daher habe man sich entschließen müssen, das Tier zu töten.
Neue Kritik am Buch „Christ sein“
◆ Die Deutsche Bischofskonferenz hat in einer Stellungnahme zu dem Buch des Theologen Professor Hans Küng mit dem Thema Christ sein erklärt, es stelle die wesentlichen Bestandteile des katholischen Glaubens so unvollständig dar, daß sie nur durch eine Richtigstellung als Ausdruck des katholischen Glaubens anerkannt werden könnten. Ohne diese Stellungnahme würden bei den Lesern schwerwiegende Mißverständnisse und der Eindruck entstehen, die Bischöfe würden durch ihr Schweigen ihre Zustimmung zu den Ansichten von Professor Küng geben. Wie der Wiesbadener Kurier berichtet, dauern die Auseinandersetzungen über dieses Buch nun schon drei Jahre an. Professor Küng bezeichnete die Erklärung der Deutschen Bischofskonferenz als eine „doktrinäre Selbstrechtfertigung ohne Selbstkritik“. Er sagte der Deutschen Presse-Agentur, die Menschen erwarteten in der schwierigen Situation von der Kirche und der Gesellschaft von Bischöfen nicht Verurteilung, sondern „konstruktive Antworten auf Fragen, die auch die ihren sind“. „Wann endlich lassen mich die Bischöfe in Ruhe arbeiten?“ fragte Küng.
Frauen im Cockpit
◆ Nach einer Untersuchung der amerikanischen Zeitschrift Aviation Daily gibt es unter den 40 000 zivilen Flugzeugführern in den USA nur 22 Frauen. Auch die Fluggesellschaften außerhalb der USA beschäftigen nur 10 weibliche Piloten und einen weiblichen Flugingenieur.
Tiere als „Verbrecher“
◆ In Cincinnati (USA) sprang eine Bulldogge in einen Bus, schnappte sich eine Damenhandtasche und wollte sich damit davonmachen, doch andere Fahrgäste nahmen ihr die Tasche wieder ab. Der entschlossene „Taschendieb“ schnappte sich eine andere Tasche, doch dieser Versuch wurde ebenfalls durch die Fahrgäste vereitelt. Dabei gelang es dem „verbrecherischen“ Hund zu entkommen. Der Hund war „nicht vorbestraft“, bemerkte dazu die Cincinnati Post.
Ein Farmer aus Vermont erhob vor Gericht Anklage, daß drei seiner Kühe von dem Bullen des Nachbarn „vergewaltigt“ worden seien. Der Nachbar mußte ihm 400 Dollar zahlen, denn nach Meinung der Jury war es der Nachlässigkeit des Nachbarn zuzuschreiben, daß der Bulle durch den Zaun gelangen konnte.
Fördern Gasherde Erkrankungen der Atemwege?
◆ Eine in England und Schottland durchgeführte Studie läßt den Verdacht aufkommen, daß Gasherde möglicherweise die Ursache für eine häufigere Erkrankung der Atemwege bei Kindern sind, berichtet der Praxis-Kurier. Die Überprüfung der Daten von 5 758 sechs- bis elfjährigen Kindern zeigte, daß Kinder, deren Eltern Gasherde benutzten, häufiger mit Krankheiten der Atemwege zu tun hatten als Kinder, die in Haushalten mit Elektroherden aufwuchsen. Mädchen scheinen anfälliger zu sein. Die genaue Ursache müßte erst noch erforscht werden, meinen die Wissenschaftler, doch könnte es sein, daß ein höherer Anteil an Stickoxyden in der Atemluft aufgrund der Gasverbrennung die Ursache sei.
Traurige Bilanz
◆ Wie die Süddeutsche Zeitung berichtet, hat die deutsche Dienststelle für die Benachrichtigung der nächsten Angehörigen von Gefallenen der ehemaligen deutschen Wehrmacht (WAST) ihren Arbeitsbericht für die Jahre 1975/76 vorgelegt. Er enthält Zahlen, die eine erschreckende Bilanz des Zweiten Weltkrieges und seiner Folgen darstellen. Insgesamt werden die deutschen Verluste mit 7 375 800 angegeben. Darin sind 31 Millionen dokumentierte Sterbefälle von Angehörigen der Wehrmacht (einschließlich Österreichs) enthalten, und die Zahl der vermißten Wehrmachtsangehörigen „mit deren Tod sicher zu rechnen ist“, wird mit 1,2 Millionen angegeben. Die Zivilbevölkerung hat 500 000 Personen verloren, und durch politische, rassische und religiöse Verfolgung kamen 300 000 Personen ums Leben. Die Beschreibung der Einzelschicksale, die sich hinter diesen nüchternen Zahlen verbergen, könnte sicher ganze Bibliotheken füllen. Wirklich, eine traurige Bilanz.
Zahl der Kernkraftwerke steigt ständig
◆ Nach dem neuesten Verzeichnis der Kernkraftwerke der Welt, das in atomwirtschaft-atomtechnik veröffentlicht wurde, sind gegenwärtig in 34 Ländern der Welt 187 Kernkraftwerke in Betrieb und 217 im Bau. Weitere 125 Kernkraftwerke sind bestellt. Diese insgesamt 529 Kraftwerke werden eine Gesamtleistung von 415 063 MWe (1 MWe = 1 Million Watt) haben.