„Des vielen Büchermachens ist kein Ende“
„DES vielen Büchermachens ist kein Ende, und sich ihnen viel zu widmen ist ermüdend für das Fleisch.“ An diese Worte habe ich unwillkürlich denken müssen, als ich Mitte Oktober 1977 zum ersten Mal in meinem Leben eine Buchmesse besuchte, die Frankfurter Buchmesse, eine der wichtigsten und größten der Welt. Warum werden Buchmessen abgehalten? Der geschichtliche Hintergrund mag zunächst von Interesse sein.
Entstehung der Buchkultur
Erst im Mittelalter entstand die Buchkultur, wie wir sie heute kennen. Zunächst wurden Texte durch handschriftliches Schreiben vervielfältigt, denn außer dem Holzschnitt war keine andere Methode bekannt. So wurden um das Jahr 1000 u. Z. allein im spanischen Córdoba jährlich rund 80 000 Bücher geschrieben.
Mit der Erfindung des Buchdruckes mit beweglichen, auswechselbaren Lettern im fünfzehnten Jahrhundert durch den Mainzer Bürger Johann Gensfleisch, genannt Gutenberg, entstand eine neue Technik der Buchherstellung. Diese neue Druckkunst breitete sich sehr schnell über ganz Europa aus. In erster Linie wurden religiöse Bücher hergestellt, besonders Bibeln. So war zum Beispiel bis zum Jahre 1500 u. Z. die lateinische Vulgata bereits 94mal von verschiedenen Druckereien hergestellt worden. Ein besonderes Prachtstück der Buchdruckerkunst der damaligen Zeit ist die „42zeilige Bibel“, die Johannes Gutenberg in den Jahren 1452 bis 1456 u. Z. in Mainz druckte. Der Text ist in lateinischer Sprache abgefaßt, die Verzierungen sind mehrfarbig handgemalt.
Das technische Zeitalter mit immer neuen Erfindungen im Druckgewerbe, wie Setz- und Druckmaschinen, ermöglichte immer größere Buchauflagen und ihre immer raschere Herstellung. Das Buch wurde in zunehmendem Maße auch zu einem wirtschaftlichen Faktor. Verlage wurden gegründet, und die Buchhändler suchten nach neuen Vertriebswegen.
Handelsplätze des Buchgewerbes waren die Frankfurter und die Leipziger Buchmessen. Es wurden Messekataloge hergestellt, die jeweils über die jährlichen Buchneuerscheinungen informierten (in Frankfurt seit 1564 u. Z., in Leipzig seit 1594 u. Z.). Dadurch, daß Frankfurt im 17. Jahrhundert aufhörte, internationaler Handelsplatz zu sein, entwickelte sich Leipzig zum Zentrum des nationalen Buchhandels. Die veränderte politische und wirtschaftliche Situation nach dem Zweiten Weltkrieg machte eine Neuorientierung notwendig. 1949 trafen Verlagskaufleute das erste Mal zu einer „modernen“ Frankfurter Buchmesse zusammen. Im darauffolgenden Jahr beteiligten sich auch ausländische Aussteller. In den Folgejahren entwickelte sich Frankfurt zu einer der wichtigsten Handelsmessen der Welt.
Bücher immer noch gefragt
Obwohl viele Menschen, auch hier in Europa, Fernsehen und Rundfunk vorziehen, sterben Bücher doch nicht aus. Sie werden immer noch geschrieben, gedruckt und auch verkauft. Gemäß einem Bericht der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 23. November 1977 hat „das Fernsehen keineswegs das Lesen derart beeinträchtigt, wie das ursprünglich befürchtet worden war. Horst Ernestus, der Direktor der Wuppertaler Stadtbibliothek, hat sogar beobachtet, daß als Ergänzung zu Sendungen im Rundfunk oder Fernsehen Literatur entliehen wird.“
Warum? Weil Bücher sehr viele Vorteile aufweisen. Zu Studienzwecken sind sie unerläßlich, denn ein Buch kann mehrmals aufgeschlagen und durchgelesen werden, wenn jemand sich über etwas vergewissern möchte oder sich gewisse Dinge einprägen will. Das geschriebene Wort bleibt; das gesprochene nicht. Beim Lesen hat man auch den Vorteil, selbst bestimmen zu können, wie schnell oder wie langsam man den Stoff behandeln möchte, was beim Film- oder Fernsehunterricht nicht möglich ist.
Gewisse Themen werden meistens nur in Büchern behandelt, denn ihr Interessenkreis ist so klein, daß es sich nicht lohnen würde, kostspielige Methoden anzuwenden, um den Stoff an den Mann zu bringen. Wie viele Menschen würden zum Beispiel eine Fernsehsendung über das Thema „Einführung in das Programmieren mit ALGOL W“ mit Spannung verfolgen? Aber ein Buch über das Thema (ein Buch von W. Bosse trägt tatsächlich diesen Titel) würde sicherlich bei solchen Personen Anklang finden, die sich mit dem Programmieren von elektronischen Datenverarbeitungsanlagen (Computern) beschäftigen. So enthält ein Buch in kompakter Form und zu einem erschwinglichen Preis viel Auskunft. Deshalb sind Bücher immer noch gefragt, und deshalb werden immer noch Buchmessen abgehalten.
Die Frankfurter Buchmesse
Auf der Buchmesse in Frankfurt belegten 4 534 Buchverlage des In- und Auslandes sowie Hersteller von Lehrmitteln, Sprechplatten, AV-Kassetten, Diapositiven, Kunstdrucken und Plakaten, soweit diese Erzeugnisse über den Buchhandel vertrieben werden, 55 000 qm Ausstellungs-Hallenfläche. Die Verlage stellten insgesamt 279 000 Buchtitel aus; davon waren 84 000 Titel Neuerscheinungen aus dem Jahre 1977.
Ich habe überlegt, wie lange man benötigen würde, um alle diese Bücher einmal zu lesen. Es käme natürlich auf den Umfang der Bücher an, würde aber auch davon abhängen, wie schnell man lesen kann. Räumen wir aber zunächst jedem Buch fünf Sekunden ein, damit wir mindestens den Titel lesen können. Für 12 Titel brauchten wir eine Minute. Anders ausgedrückt: Pro Stunde könnten wir 720 Titel vorlesen. Aber wieviel Zeit brauchten wir für 279 000 Bücher? Nach 16 Tagen, 3 Stunden und 30 Minuten — wenn mein Taschenrechner mir keinen Streich gespielt hat — wissen wir zwar, wie die Bücher alle heißen, wissen aber nichts über ihren Inhalt. Wer hätte den Mut, jetzt mit dem Lesen anzufangen? „Sich ihnen viel zu widmen ist ermüdend für das Fleisch.“ Wahre Worte!
Die diesjährige Frankfurter Buchmesse war eine Gesamtdarstellung der Verlagsproduktion aus nahezu allen Ländern der Welt. Es waren nicht weniger als 74 Länder vertreten. Von dem amerikanischen Doppelkontinent kamen 14 Nationen; aus Asien und Afrika waren es ebenfalls jeweils 14, und von Europa fehlte kaum ein Land.
Die meisten ausländischen Verleger kommen nach Frankfurt zu Kontaktgesprächen, weil die Frankfurter Buchmesse sehr gut organisiert ist und vorzügliche Arbeitsmöglichkeiten anbietet. „Wichtig ist uns nur, daß wir wie immer unsere alten Freunde wiedersehen und unsere Bücher verkaufen“, resümierte ein Verleger aus dem deutschsprachigen Raum. Neben der internationalen Repräsentation dient eine Buchmesse dem freien Handel und Austausch von Manuskripten, Übersetzungen, Rechten, Lizenzen und fertigen Produkten des herstellenden Buchhandels sowie dem Wareneinkauf des Buchhandels und der Information von Bibliotheken und Lesern.
Auf der Messe waren die Bücher in Sachgruppen eingeteilt: I. Belletristik, II. Religion, III. Jugend- und Kinderbücher, IV. Fach-, Sach- und Schulbücher. Trotzdem war das Angebot von 279 000 Buchtiteln für den Besucher oft sehr verwirrend, so daß eine Fachzeitschrift vom „Frankfurter Bücher-Babylon“ sprach.
Wie findet man unter so vielen Büchern gerade das Buch, das man haben möchte? Nun, es ist fast ironisch, sagen zu müssen, daß, um mit solchen Bergen von Büchern fertig zu werden, neue Bücher hergestellt werden müssen! Jawohl! Periodisch geben die Verlage Kataloge über Neuerscheinungen aus, ohne die man kaum wissen könnte, was an Büchern vorhanden ist.
In den 6 Tagen der Messe besuchten etwa 175 000 Menschen die Hallen, wo lebhaftes Marktgetümmel herrschte. Menschen drängten und schoben sich durch die Gänge zwischen den Verlagsständen, obwohl der Rummel um Schauspieler, Politiker, Sportler und andere Prominente, die ihre Memoiren geschrieben haben, dieses Jahr nicht so groß gewesen sein soll wie in den Vorjahren.
An den zum Teil aufwendig dekorierten Verlagsständen wurden Prospekte und Leseproben verteilt. Buchhändler interessierten sich für Neuerscheinungen. Hier und da bildeten sich Trauben von Neugierigen, die dabeisein wollten, als ein bekannter Schriftsteller vom Fernsehen interviewt wurde oder sein neuestes Werk signierte. „An jeder Ecke trifft man einen Bekannten — Kollegen, Buchhändler, Journalisten, Verlagsleute. Zu einem richtigen Gespräch kommt es zwar nie, die meisten Namen hat man seit dem letzten Mal vergessen, aber die Begrüßung ist immer soo herzlich“, sagte eine bekannte Autorin.
Auf die Frage nach dem Erfolg der Frankfurter Buchmesse 1977 antwortete Messedirektor Peter Weidhaas: „Die Buchhandelsnachfrage stieg zahlenmäßig gegenüber dem Vorjahr leicht an.“ Diese Tendenz wird sicherlich anhalten, denn „des vielen Büchermachens ist kein Ende“. Und was den letzten Teil des Spruches betrifft („... und sich ihnen viel zu widmen ist ermüdend für das Fleisch“), ist es so, wie ein Buchhändler feststellte: „Jedesmal stöhne ich vorher über Strapazen, unnötiges Gerede, Zeitverlust ... und vergesse in jedem Jahr alle Beschwernisse beim Betreten der ersten Halle, rede viel und auch Unnötiges ... und spüre die müden Knochen erst wieder daheim.“
Das Buch der Bücher
Man könnte sich freilich fragen, ob so viele Bücher wirklich notwendig sind. Warum werden immer mehr Bücher geschrieben? Ist nicht alles schon einmal gesagt worden? Kein Buch, auch nicht die bekanntesten Nachschlagewerke, enthalten alles, was es über ein bestimmtes Thema zu sagen gibt. So betrachtet, gibt es kein Buch, das wirklich in jeder Hinsicht vollständig ist.
Mit EINER Ausnahme. Kein Wunder, daß diese eine Ausnahme deshalb das BUCH DER BÜCHER genannt wird. Es ist etwas Einmaliges. Es handelt sich um das Buch, aus dem das Zitat stammt: „Des vielen Büchermachens ist kein Ende“ (Pred. 12:12). Es ist die Heilige Schrift, das einzige Buch, das alles enthält, was der Mensch benötigt, um heute und in der Zukunft wirklich glücklich zu sein. Daß das Buch der Bücher von vielen Menschen hoch eingeschätzt wird, zeigen einige Zitate auf der vorhergehenden Seite.
Der Apostel Paulus sagte, die Bibel sei „nützlich zum Lehren, zum Zurechtweisen, zum Richtigstellen der Dinge, zur Erziehung in der Gerechtigkeit, damit der Mensch Gottes völlig tauglich sei, vollständig ausgerüstet für jedes gute Werk“ (2. Tim. 3:16, 17). Es würde sich deshalb lohnen, dieses Buch näher kennenzulernen. Jehovas Zeugen möchten alle Menschen gern dazu ermuntern. (Siehe die Anzeige auf Seite 31.)
[Kasten auf Seite 26]
Das Buch der Bücher wird hoch eingeschätzt
„Die Bibel ist wertvoller als alle anderen Bücher, die je gedruckt worden sind“ (Patrick Henry, amerikanischer Staatsmann).
„Sie ist das beste Buch, das die Welt je gekannt hat und je kennen wird, weil sie die besten Lektionen enthält, von denen sich jeder Mensch, der sich bemüht, aufrichtig und treu zu sein, leiten lassen kann“ (Charles Dickens, englischer Schriftsteller).
„Es [das Wort Gottes] würde gewiß, je höher die Jahrhunderte an Bildung steigen, immer mehr zum Theil als Fundament, zum Theil als Werkzeug der Erziehung ... genutzt werden können“ (Goethe).
„Von ihrer Heiligkeit und Autorität abgesehen, zeugt die Bibel von mehr meisterhaftem Können und Geschmack als irgendein anderes Buch“ (Walter Savage Landor, englischer Schriftsteller).
„Jedermann, der eine gründliche Bibelkenntnis besitzt, darf als gebildet bezeichnet werden; kein anderes Wissen, keine andere Bildung, sie mag noch so umfassend oder ausgezeichnet sein, bildet ... einen geeigneten Ersatz. ... ich glaube, daß es besser ist, Bibelkenntnisse zu haben und keine Hochschulbildung als eine Hochschulbildung und keine Bibelkenntnisse“ (William Lyon Phelps, amerikanischer Pädagoge).