Warum die Bibel von den einen geliebt, von den anderen gehaßt wird
EIN Buch, das die Geschichte, die Kunst, die Sprache und die Anschauungen derart nachhaltig beeinflußt hat, verdient einfach Respekt. Ein Buch, für das Menschen bereit waren zu sterben, weil sie es unbedingt weiter übersetzen und verbreiten wollten, ist es bestimmt wert, sich damit auseinanderzusetzen.
Gerade die Tatsache, daß die Bibel nicht nur geliebt, sondern auch gehaßt wird, empfiehlt sie als ein außergewöhnliches Buch. Viele Deutsche lieben Goethe, viele, die englisch sprechen, lieben Shakespeare, und viele, die spanisch sprechen, lesen gern Cervantes. Doch die literarischen Werke dieser Dichter erzeugen keinen Haß; es stirbt niemand, weil er Goethe, Shakespeare oder Cervantes gelesen hat. Weder verabschieden Parlamente Gesetze gegen die Bücher solcher Dichter, noch erlassen Kirchenführer Bullen dagegen, nicht einmal gegen religiöse Bücher wie die Weden oder den Koran. Warum also hat die Bibel die Jahrhunderte hindurch solch leidenschaftliche Gefühle — dafür und dagegen — erregt?
Warum gehaßt
Napoleon hatte recht, als er erklärte, die Bibel verfüge über eine Macht, die alle besiege, die ihr widerstünden. Allein daß es die Bibel heute trotz aller Bemühungen, sie zu vernichten, überhaupt noch gibt, ist ein Wunder.
In der Bibel selbst steht: „Was Gott spricht, das ist voll Leben und Kraft und schärfer als das schärfste Schwert: es dringt durch, bis es scheidet Seele und Geist, Gelenke und Mark; es ist auch fähig, des Herzens Gedanken und Absichten zu beurteilen“ (Heb. 4:12, Albrecht). Ja, „was Gott spricht“ und in der Bibel aufgezeichnet ist, ist voll Leben. Unaufhaltsam geht alles, was Gott vorhergesagt hat, der Erfüllung entgegen. Währenddessen wirkt sich die Bibel nachhaltig auf das Leben von Männern und Frauen aus und bewegt viele dazu, ihre Loyalität gegenüber Gott über alles andere zu stellen. Aus diesem Grund ist sie von so vielen Diktatoren und totalitären Regimen gehaßt und verboten worden, und aus dem gleichen Grund werden die verfolgt, die danach leben.
Auch haben Führer der katholischen und der orthodoxen Kirche gegen die Verbreitung der Bibel gekämpft und sind bestrebt gewesen, zu verhindern, daß man sie in der Sprache des Volkes lesen konnte. Weshalb? Weil Menschen, die das Wort Gottes gelesen haben, von Gott entehrenden Überlieferungen und Dogmen freigekommen sind, die in der Bibel keinerlei Stütze finden und sogar ihren Lehren widersprechen.
Beurteile die Bibel nicht falsch
Begehe nicht den Fehler, die Bibel nach denen zu beurteilen, die daraus zitieren. An die treulosen Religionsführer seiner Tage gewandt, sagte Jesus: „So habt ihr das Wort Gottes um eurer Überlieferung willen ungültig gemacht [um seine Geltung gebracht, Wilckens]. Ihr Heuchler, treffend hat Jesaja von euch prophezeit, als er sagte: ,Dieses Volk ehrt mich mit den Lippen, doch ihr Herz ist weit entfernt von mir. Vergeblich bringen sie mir fortwährend Anbetung dar, weil sie als Lehren Menschengebote lehren‘“ (Mat. 15:6-9).
Bis auf den heutigen Tag haben die Geistlichen der Christenheit nur ein Lippenbekenntnis zur Bibel abgelegt. Zum Beispiel hat die katholische Kirche unlängst ihre Begeisterung für neue Bibelübersetzungen entdeckt, und seit verhältnismäßig kurzer Zeit ist es Katholiken erlaubt, in der Bibel zu lesen. Noch immer aber stützen sich die Lehren der katholischen Kirche auf Überlieferungen, die das Wort Gottes „um seine Geltung“ bringen.
Protestanten behaupten immer noch gern, die Bibel sei die „eigentliche Grundlage“ ihrer Religion, andererseits glauben sie aber an viele Lehren, die in der Bibel keine Stütze finden. Obendrein halten nicht wenige ihrer Pfarrer große Teile der Bibel für erdichtet, und Millionen Protestanten — darunter Geistliche — haben die hohen Sittenmaßstäbe der Bibel über Bord geworfen.
Genausowenig darf man die Bibel nach dem beurteilen, wie Katholiken und Protestanten die Jahrhunderte hindurch gehandelt haben. Beide haben von Zeit zu Zeit inquisitorische Methoden gegeneinander angewandt und haben in Religionskriegen Blut vergossen. Der Terror, der heute in Nordirland herrscht, beweist, daß solche Religionsgemeinschaften sich nicht wirklich auf die Bibel stützen. (Vergleiche Jesaja 2:4.)
Finde heraus, was die Bibel wirklich lehrt
In Wort und Tat haben Katholizismus und Protestantismus ein falsches Bild von der Bibel vermittelt. Ein aufrichtiger Mensch muß also alle etwaigen Vorurteile ablegen und selbst herausfinden, wovon die Bibel handelt und weshalb sie ein solch bemerkenswertes Buch ist.
Die Bibel lehrt keine Dreieinigkeit oder Dreifaltigkeit. Der Schöpfer ist nicht ein Gott aus drei Personen, sondern er ist e i n Gott, der Allmächtige (1. Kor. 8:4, 6; 5. Mo. 6:4). Sein persönlicher Name lautet Jehova, manchmal mit Jahwe wiedergegeben (2. Mo. 6:3; Ps. 83:18 [19], Jerusalemer Bibel, Kautzsch/Bertholet). Jesus ist Jehovas Sohn und ist ihm als seinem Haupt untertan (2. Joh. 3; 1. Kor. 11:3). Der Vater, Jehova, bietet uns ewiges Leben an, das wir durch seinen Sohn erhalten können (Joh. 3:16). Wir können zwischen Leben und Tod, nicht zwischen Leben und ewiger Qual wählen (Röm. 6:23; Offb. 21:7, 8). Die Möglichkeit zu wählen besteht wirklich (5. Mo. 30:19). Die kalvinistische Lehre, wonach Gott einige zum Heil und andere zur Verdammnis vorherbestimmt habe (Prädestination), entehrt den Gott der Geduld und der Liebe (2. Pet. 3:9; 1. Joh. 4:8-10).
Lerne Gott und sein Wort lieben
Je mehr du erkennst, was die Bibel wirklich lehrt, um so mehr wirst du Gott und sein Wort lieben. Die Bibel wird dich nicht nur von falschen Überlieferungen und Dogmen frei machen, die dich vielleicht veranlaßt haben, dich von Gott abzuwenden; sie wird dir auch neue, ungeahnte Aussichten eröffnen: die herrliche Hoffnung, unter Gottes Herrschaft ewig auf einer paradiesischen Erde zu leben. Davon handelt das „Vaterunser“, wenn es darin heißt: „Dein Königreich komme! Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auch auf Erden!“ (Mat. 6:10, Bruns). Wenn du erfährst, was Gott mit dieser Erde vorhat und welche großzügigen Vorkehrungen er durch seinen Sohn getroffen hat, damit du in seiner gerechten neuen Ordnung leben kannst, wirst du ganz gewiß Gott liebenlernen und wirst keine krankhafte Furcht vor ihm haben (Offb. 21:3-5; 1. Joh. 4:16-19).
Desgleichen wird deine Liebe zu Gottes Wort zunehmen, wenn du die großartigen Grundsätze für ein glückliches und sinnvolles Leben kennenlernst, die in der Bibel niedergelegt sind und die du sofort in die Tat umsetzen kannst. Dein jetziges Leben wird einen neuen Sinn erhalten. Dein ganzer Lebensstil wird sich verändern — allein schon deshalb, weil du nicht mehr für dich selbst und nach deinen eigenen Maßstäben lebst (2. Kor. 5:14, 15; Kol. 3:9, 10). Die überragende Weisheit des Wortes Gottes wird ein Schutz für dich sein und dich „die ganze Bahn des Guten“ lehren, ja „jedes gute Verhalten“ (Spr. 2:1-9, Neue-Welt-Übersetzung; Einheitsübersetzung).
Zuerst aber benötigst du Hilfe, um besser mit der Bibel vertraut zu werden. Warum dir nicht von Jehovas Zeugen helfen lassen, die sich als treue Streiter für die Bibel erwiesen haben? Sie haben zwei Extreme vermieden: den modernistischen Unglauben, der Zweifel an der Bibel ausgestreut hat, und den Fundamentalismus, der durch seine allzu wörtliche Auslegung viele denkende Menschen der Bibel entfremdet hat. Zu Anfang schlagen wir vor, daß du einen Zeugen Jehovas oder die Herausgeber dieser Zeitschrift bittest, dir das Buch Ist die Bibel wirklich das Wort Gottes? zu besorgen. Unser Wunsch ist es, dir zu helfen, diese Frage für dich selbst zu beantworten (1. Thes. 2:13).
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Die Bibel kann dir die großartige Aussicht eröffnen, unter Gottes Herrschaft ewig auf einer paradiesischen Erde zu leben.
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Wenn du die Grundsätze der Bibel in die Tat umsetzt, kann dein Leben heute einen neuen Sinn erhalten.