Junge Leute fragen sich:
Wie kann ich mich gegen den Gruppenzwang wehren?
IM Alter von vierzehn Jahren nahm Karen bereits sehr viele Drogen und betätigte sich regelmäßig sexuell. Im Alter von fünfzehn Jahren wurde Michelle wegen Wandalismus und Diebstahls verhaftet und des Besitzes von Drogen angeklagt. Mit siebzehn Jahren war Jim bereits Alkoholiker und führte ein unmoralisches Leben. Alle drei gaben jedoch zu, daß ihnen das Leben, das sie führten, eigentlich nicht gefiel und auch das nicht, was sie taten.
„Mich plagte immer mein Gewissen“, gestand Michelle. Warum haben sie und die beiden anderen dennoch so gehandelt? „Alle, mit denen ich zusammen war, führten ein solches Leben, und das übte einen starken Einfluß auf mich aus“, erzählte Karen. Jim bestätigte das mit den Worten: „Wenn ich anders gehandelt hätte, hätte ich meine Freunde verloren; das wollte ich nicht.“
Der starke Einfluß, der alle drei dem Alkohol, den Drogen, dem Verbrechen und dem Sex in die Arme trieb, war der Gruppenzwang. Wirkt sich der Gruppenzwang indessen immer schädlich aus? Kann er sich auch gut auswirken? Warum erliegen ihm so viele?
Wer oder was bestimmt die Gruppennormen?
Je älter ein Jugendlicher wird, desto deutlicher wird er sich seiner Gruppe und deren Normen bewußt. Der Wunsch, bei Gleichaltrigen populär und anerkannt zu sein, beginnt einen starken Einfluß auf sein Leben auszuüben, aber auch die Furcht, abgelehnt zu werden. In dem Maße, wie die Eltern ihren Einfluß auf das Kind einbüßen, wird es für den Einfluß Gleichaltriger empfänglich. Und jedes Vakuum, das bestehen mag, wird sofort durch Filme, Fernsehen, Musik und Werbung ausgefüllt. Diese propagieren die Auffassung, ohne sexuelle Betätigung werde man niemals akzeptiert und geliebt. Amerikanische Studien ergaben, daß 90 Prozent der Neunzehnjährigen bereits Sexerfahrungen besitzen.
Doch Dr. Corinne Devlin, Leiterin der Beratungsstelle für Geburtenkontrolle an der McMaster-Universität, schrieb ganz offen, daß viele junge Leute eigentlich gar nicht auf Sex erpicht seien. In einem Bericht der Zeitung Toronto Star erklärte sie: „Wenn Jugendliche Sex machen, geschieht das oft nicht aus einem geschlechtlichen Verlangen heraus, sondern nur, um als ,normal‘ zu gelten oder um eine Antwort auf typische Fragen von Jugendlichen zu bekommen wie: ,Hast du mich gern, oder willst du dich nur mit mir herumtreiben?‘ Eine deutliche Botschaft geht von Mund zu Mund: Wenn man jemand gern hat, zeigt man das nicht, indem man ihn ehrt, ihn respektiert und ihm ein guter Gefährte ist, sondern indem man mit ihm schläft.“
Diese Botschaft wird den jungen Menschen überall eingehämmert.
Die gleiche Botschaft wird von der Musik und von den beliebtesten Platten, die auf die Jugend abzielen, übermittelt. Das sowie das Verhalten der populären Musiker trägt zur Entstehung der Gruppennormen bei. „Die Gruppe, der ich angehörte, hatte ihre eigene Musik und ihre eigenen Idole“, erzählte Karen — jetzt alleinerziehende Mutter —, „und deshalb hörte ich mir Platten an, die von meinen Freunden akzeptiert wurden. Ich merkte gar nicht, wie stark mich die Musik beeinflußte, nicht nur, indem sie mich antrieb, Drogen zu nehmen und mich sexuell zu betätigen, sondern auch, indem sie einen Groll gegen meine Eltern und andere Autoritätspersonen in mir aufkommen ließ.“
Zu den Gruppennormen trägt außerdem die Anfälligkeit des jungen Menschen bei, sich durch Sinnlichkeit und Gefühle beeinflussen zu lassen. Wenn die Pubertät einsetzt, macht er neue Erfahrungen, gelangt zu neuen Erkenntnissen und hat Gefühle, die ihm bis dahin unbekannt waren. Und da die früheren Sittenmaßstäbe von immer mehr Leuten abgelehnt werden, beginnen viele Jugendliche ein Leben zu führen, das ihnen eigentlich gar nicht gefällt.
Wie sich gegen den Gruppenzwang wehren
Der junge Mensch erwartet, geleitet zu werden, und hat das Bedürfnis, sich mit jemand auszusprechen. Wachsame Eltern fördern bei ihren Kindern von Anfang an das offene Gespräch und nehmen sich auch später Zeit, wenn ihre heranwachsenden Kinder mit ihnen über ihre Probleme und die Versuchungen, denen sie ausgesetzt sind, sprechen möchten. Die meisten Jugendlichen reagieren positiv auf Liebe und Aufmerksamkeit. Ein junger Mensch muß das Gefühl haben, erwünscht zu sein und verstanden zu werden. Wenn sein Elternhaus ihm dieses Gefühl nicht vermittelt, wendet er sich anderswohin. So wird er dann anfällig für den Gruppenzwang.
Manche junge Leute erliegen dem Gruppenzwang, weil es ihnen an Selbstvertrauen fehlt oder weil sie sich unsicher fühlen. Wenn dir deine Eltern den Rat geben, etwas zu tun, um deine Talente und Fähigkeiten zu entwickeln oder dir ein bestimmtes Können anzueignen, dann befolge ihn. „Jugendliche, die sich auf irgendeinem Gebiet auszeichnen, sind zu Recht selbstsicherer“, erklärte der amerikanische Jugendberater Beth Winship. „Sie brauchen nicht die Anerkennung der Gruppe, um Selbstvertrauen zu besitzen.“
Und wenn sich deine Eltern bemühen, dir gute sittliche Werte einzuprägen und dich zu einem wertvollen Menschen zu erziehen, der Eigenschaften besitzt wie Entschlossenheit und Selbstbeherrschung, dann lehne dich nicht dagegen auf. Ein junges Mädchen sagte: „Meine Eltern waren streng. Damals gefiel mir das nicht. Aber jetzt bin ich froh, daß sie so energisch waren und wegen meines Umgangs ein Machtwort sprachen.“ Weil die Eltern ihr beistanden, erlag sie nicht dem Druck, Drogen zu nehmen und sich sexuell zu betätigen.
Da die Personen, mit denen du umgehst, dich und dein sittliches Verhalten beeinflussen, ist es wichtig, daß du dir deine Freunde sorgfältig auswählst. Wenn du Freunde hast, die gute Normen und Maßstäbe anerkennen, kann dich das davor schützen, unrecht zu tun. Dieser Gruppenzwang kann zum Guten sein.
Bei der Auswahl seiner Freunde wählerisch zu sein mag aber auch bedeuten, weniger Freunde zu haben. Wie kann man mit diesem Problem fertig werden und das Gefühl der Isolation überwinden? Ein junges Mädchen sagte: „Als meine Mitschüler merkten, daß ich ihre Auffassungen über Drogen und Sex nicht teilte, wollten sie mit mir nichts mehr zu tun haben. Jetzt stand ich zwar nicht mehr unter dem Zwang, mich ihnen anzupassen, dafür fühlte ich mich ein bißchen einsam. Doch dann suchte ich so lange, bis ich ein Mädchen fand, das es mit dem Lernen ernst nahm, ähnliche Wertbegriffe hatte wie ich und mit dem ich in der Schule Gemeinschaft pflegen konnte. Das hat mir viel geholfen.“
Einige Jugendliche, die keine Eltern haben, bei denen sie sich aussprechen können, haben sich mit jemand angefreundet, der älter und erfahrener ist als sie und ihnen guten Rat geben kann. Treffend sagt die Bibel: „Wer mit Weisen wandelt, wird weise werden“ (Sprüche 13:20).
Um die Kraft zu haben, dem Gruppenzwang zu widerstehen und nichts Unweises zu tun, muß man eine feste Überzeugung haben und eine starke Motivation. Wie kommt man dazu? Nun, wer kennt das Leben besser als der Schöpfer des Menschen? In der Bibel hat er Richtlinien für ein Leben niederschreiben lassen, das einen wahrhaft befriedigt (Psalm 119:9-11, 105).
Viele haben dadurch, daß sie Jehova als Freund kennenlernten, als jemand, den sie stets, Tag und Nacht, durch ein von Herzen kommendes Gebet um Hilfe anrufen können, den Mut aufgebracht, zu widerstehen, wenn die Welt sie zwingen wollte, ‘sich ihren Normen anzupassen’ (Römer 12:2, Gute Nachricht für Sie). „Ein enges Verhältnis zu Jehova Gott war mir später die größte Hilfe im Kampf gegen den Gruppenzwang und die Verlockung zu Unsittlichkeit, Drogen und Alkohol“, erinnerte sich Michelle.
Viele junge Zeugen Jehovas haben die Erfahrung gemacht, daß man sie gewöhnlich respektiert und bewundert, weil sie für gute Grundsätze eintreten. Sie kennen die Wahrheit des Bibelwortes aus Sprüche 29:25: „Vor Menschen zu zittern ist das, was eine Schlinge legt, wer aber auf Jehova vertraut, wird beschützt werden.“
[Herausgestellter Text auf Seite 22]
„Jugendliche, die sich auf irgendeinem Gebiet auszeichnen, sind zu Recht selbstsicherer“, erklärte der amerikanische Jugendberater Beth Winship. „Sie brauchen nicht die Anerkennung der Gruppe, um Selbstvertrauen zu besitzen.“