Vermischung des Katholizismus mit Wodu — Wie denkst du darüber?
Vom „Awake!“-Korrespondenten in Brasilien
VOR mehreren Jahren ließ in Brasilien eine sehr bekannte Fernsehsprecherin ihren adoptierten Sohn taufen. Am Morgen wurde er gemäß den Riten der katholischen Kirche getauft und am Nachmittag gemäß dem Ritual des candomblé (brasilianischer Wodu). Später wurde er dem Ritual einer messianischen Bewegung und dem Ritual der Rosenkreuzer entsprechend getauft. Die stolze Mutter erklärte: „Dadurch hat er, während er aufwächst, den Schutz all dieser Religionen.“
Überrascht dich ihre tolerante Auffassung von Religion? Könnte so etwas auch dort vorkommen, wo du wohnst? In Brasilien ist es nicht ungewöhnlich. Sogar die Geistlichkeit ist davon betroffen.
Vor einiger Zeit zog ein katholischer Priester nach Bahia (Brasilien), um afro-brasilianische Religionen zu studieren. Letztlich schloß er sich einer dieser Religionen an. Seine Geschichte erschien in der International Herald Tribune, in der es hieß, er habe schon vier Jahre als führender Wodupriester gedient. Als solcher habe er regelmäßig Geister angerufen, um für seine Gemeindemitglieder Fürbitte einzulegen. „Aber das bedeutet nicht, daß er den Katholizismus aufgegeben hat“, hieß es in der Tribune. Der Priester erklärte: „Ich spreche immer durch Jesus zu Gott und niemals durch die Geister.“
Es gibt einen Fachausdruck, um die Vermischung der Bräuche aus verschiedenen Religionen zu beschreiben: Synkretismus. Du bist vielleicht erstaunt darüber, aber Millionen von Brasilianern sehen kein Problem darin, katholische Bräuche mit der Anbetung heidnischer Götter des Altertums zu vermischen. Wie nahm all das seinen Anfang?
„In Brasilien ist der Synkretismus ein altes Phänomen, denn wir finden ihn seit Beginn der Kolonisation im quilombo dos Palmares (Versteck geflohener Sklaven), ... wir finden ihn auf Kuba und auf Hawaii in derselben Form wie in Brasilien.“ Das schrieb der Historiker Roger Bastide in seinem Buch Contribuic̗ão ao Estudo do Sincretismo Católico-Fetichista.
Wie es zur Vermischung kam
Er führte des weiteren aus, daß die Vermischung der Einfuhr von Sklaven aus Afrika folgte: „Als die Schwarzen in Brasilien ankamen, wurden sie oberflächlich katechisiert [in den katholischen Grundlehren unterwiesen] und wurden zumindest getauft. Sie verstanden jedoch nichts von jener Religion, die sie gezwungenermaßen annahmen.“ Was taten die schwarzen Sklaven daraufhin? Sie machten bei dieser neuen Religion der Form halber mit, aber in ihrem Herzen und in ihrem Sinn verehrten sie weiterhin die Götter ihrer afrikanischen Heimat, an die sie sich erinnerten.
Das Ergebnis? Allmählich „wurde der Katholizismus zu ... einer Art Tarnung der traditionellen Religionen: In Wirklichkeit wurde nicht der [katholische] Heilige angebetet, sondern die entsprechende orixá [afrikanische Gottheit], die dahinterstand. Der Katholizismus wurde zu einer bloßen Fassade, um ein geheimes Ritual zu verbergen. ... Beim Synkretismus liefert das Christentum lediglich die portugiesischen Wörter; alles andere ist Fetischismus“, sagte Bastide.
Etwas Ähnliches geschah bei den indianischen Eingeborenen. Ein anderer Historiker schrieb: „Die Eingeborenen dieses Landes sind, obwohl ihnen die Evangelien lange gelehrt wurden, heute keine besseren Christen als zur Zeit der Eroberung. ... Im heutigen Bolivien und im Süden Perus ist die alte heidnische Gottheit Pacha-Mama (Mutter Erde) immer noch lebendig, wenn sie auch in der Jungfrau Maria aufgegangen ist. ... In Mexiko wurzelt die Verehrung der Jungfrau von Guadalupe im Kult der Göttin Tonantzin (Mutter der Götter)“ (Mecanismos da Conquista Colonial von Ruggiero Romano).
William H. Prescott, ein Historiker, der sich hauptsächlich mit der Eroberung Mexikos befaßt, fügte in bezug auf die Indianer in jenem Land folgendes hinzu: „Sie müssen nur ihre Huldigung von dem Standbild der Quetzalcoatl, der wohlwollenden Gottheit, die unter den Menschen weilte, auf das der Jungfrau oder das des Erlösers übertragen; vom Kreuz, das sie als Zeichen des Regengottes anbeteten, auf dasselbe Kreuz, das Symbol der Erlösung“ (History of the Conquest of Mexico von William H. Prescott).
Während das katholische Ritual den afrikanischen Religionen und denen der Eingeborenen aufgepfropft wurde, flossen nichtchristliche Anbetungsformen in den Katholizismus ein. Waldemar Valente sagte: „Der Katholizismus ... wurde mit abergläubischen Vorstellungen, absurden Glaubensansichten und magisch-fetischistischen Auffassungen befleckt“ (Sincretismo Religioso Afro-Brasileiro).
Gut oder schlecht?
Was hältst du von einer solchen religiösen Mischung? Manche nehmen daran Anstoß, da sie sie als eine Entstellung des Christentums betrachten. Andere dagegen halten sie nicht für eine schlechte Sache. Im Verlauf der Geschichte sind zahllose Menschen bei Kriegen, Kreuzzügen, Verfolgungen und Aufständen der Religion wegen ums Leben gekommen. Was in Brasilien geschieht, mögen sie sagen, ist zumindest besser als das.
Wieder andere mögen sich fragen, was die ganze Aufregung soll. Sie könnten beweisen, daß die katholische Religion bereits ein Produkt von mindestens drei religiösen Überlieferungen ist: dem biblischen Christentum, der griechischen Philosophie und den populären heidnischen Religionen Europas und des Nahen Ostens. Wie kam das zustande?
Die katholische Kirche lehrt, daß die Bibel das Wort Gottes ist, und aus der Bibel stammen viele Namen und Vorstellungen, die in ihrer Religion eine Rolle spielen. Die katholischen Theologen wurden jedoch stark beeinflußt von den Philosophien der heidnischen Griechen des Altertums, und das färbte ihre Lehren. Zum Beispiel erscheint die Lehre von der Unsterblichkeit der Seele nicht in der Bibel (Hesekiel 18:4, 20). Sie wurde jedoch von den griechischen Philosophen gelehrt und ist heute eine Grundlehre des Katholizismus.
Die dritte Überlieferung — populäre heidnische Religionen — ist an vielen katholischen Glaubensansichten wiederzuerkennen. Weihnachten und Ostern, der Gebrauch des Kreuzes und von Bildnissen beim Ritual und die Anbetung einer „Dreieinigkeit“, von „Heiligen“ und einer „Mutter Gottes“ stammen nicht aus der Bibel, sondern aus diesen Religionen. Was diesen Punkt anbelangt, sei daran erinnert, daß John Henry Kardinal Newman in seinem Werk Über die Entwicklung der Glaubenslehre eine lange Liste traditioneller Gebräuche anführte, wozu „Weihrauch, Lampen und Kerzen, Weihegaben, ... Weihwasser, Zufluchtsstätten, Feiertage ...“ zählen, und dann erklärte, sie seien „alle heidnischen Ursprungs und geheiligt durch die Aufnahme in die Kirche“.
Daher könnte jemand sagen, daß es sich bei der religiösen Vermischung oder dem Synkretismus, der in Brasilien vor sich geht, lediglich um die Fortsetzung eines historischen Prozesses handelt. Würdest du es auch so betrachten? Es ist interessant, daß viele in der katholischen Kirche das nicht tun. Die Äußerungen einiger katholischer Führer verraten extremes Unbehagen.
In der Zeitschrift Time wurde berichtet, daß Papst Johannes Paul II. während seines Besuches dort warnend sagte, das Christentum könne die „kulturellen Ausdrucksformen irgendeines Volkes“ annehmen, dürfe aber nicht seine eigenen Lehren „verstümmeln“. Kardinal Brandão Vilela befürchtete, daß das brasilianische Volk in eine Epoche der „Afrikanisierung“ eintrete. Als er sah, wie die Massen zu einer Zeremonie zu Ehren der Göttin Iemanjá auszogen, prangerte er den „Mißstand des religiösen Synkretismus“ an (Veja, 7. Januar 1981).
Diese beiden Kirchenführer kritisierten die „Verstümmelung“ der Lehre. Natürlich wird jemand, der Religion lediglich als eine Sache der persönlichen Meinung ansieht, dadurch nicht beunruhigt. Für ihn ist die eine Lehre so gut wie die andere. Aber viele sind sich dessen bewußt, daß eine solche „Verstümmelung“ in der Vergangenheit katastrophale Folgen hatte.
Wozu es führt
Zum Beispiel versuchten die Israeliten, bevor Jesus auf der Erde lebte, die Glaubensansichten ihrer heidnischen Nachbarn mit der Anbetung Jehovas zu vermischen. Die Folge war, daß sie sich am Geschlechtskult, an der „heiligen Prostitution“ und sogar an Kinderopfern beteiligten. Das führte dazu, daß Jehova Gott seinen Schutz zurückzog und sie so zu einer leichten Beute der weltmachthungrigen Assyrer wurden (2. Könige 17:16-18). Warum eine solch extreme Reaktion?
Der Grund ist offenkundig. Die Anbetungsform, die Jehova für die Israeliten festlegte, förderte hohe Sittenmaßstäbe. Solange sie sich getreulich daran hielten (ohne sie mit heidnischen Lehren zu vermischen), wurden sie dadurch in körperlicher wie in geistiger Hinsicht beschützt und auf das Kommen des Messias vorbereitet. Durch die Einführung heidnischer Elemente wurde sie verderbt, ebenso wie sauberes Wasser durch das Hinzufügen von verseuchtem Wasser verseucht wird.
Dasselbe trifft auf die christliche Anbetung zu. Der Apostel Paulus warnte: „Laßt euch nicht in ein ungleiches Joch mit Ungläubigen [diejenigen, die nicht an Jesus Christus glauben] spannen. Denn welche Gemeinschaft besteht zwischen Gerechtigkeit und Gesetzlosigkeit? Oder welche Teilhaberschaft hat Licht mit Finsternis? ... Oder welchen Anteil hat ein Gläubiger mit einem Ungläubigen? Und welche Übereinkunft besteht zwischen Gottes Tempel und Götzen?“ (2. Korinther 6:14-16). Bedenke, wie die Geschichte die Weisheit der Worte des Paulus bestätigt hat.
Das Christentum ist ein einheitliches Ganzes. Es ist ein Lebensweg, der unser Verhältnis zu Gott und biblische Glaubenslehren — vor allem im Hinblick auf den Platz, den Jesus Christus in Gottes Vorsatz einnimmt — einschließt, ferner einen Verhaltensmaßstab, der alle Lebensbereiche berührt, und die besondere Verantwortung, diesen Glauben anderen weiterzuvermitteln. Kompromisse in irgendeinem Bereich schwächen das einheitliche Ganze.
Somit wurde durch die Kompromißbereitschaft, die heidnischen Lehren Tür und Tor öffnete, auch unchristlicher Unmoral, Grausamkeit, Unterdrückung usw. Einlaß gewährt. Demzufolge wurden einige der schlimmsten Grausamkeiten der Geschichte von Menschen begangen, die behaupteten, Nachfolger Christi zu sein. Nur diejenigen, die sich bemühen, am Christentum der Bibel in allen Bereichen — in der Lehre wie im Wandel — festzuhalten, sind imstande, die hohen Maßstäbe des apostolischen Christentums zu wahren.
Angesichts dessen würde eine aufrichtige Person die Sorge des katholischen Theologen teilen, der erklärte: „Objektiv gesagt, ist der Synkretismus nicht gerechtfertigt, weil er das Wort Gottes entstellt. ... Der Synkretismus ist sehr bedauernswert“ (O Estado de São Paulo von D. Estevão Bettencourt).
Jehovas Zeugen denken ebenso. Sie sind der Meinung, daß heute jeder die Freiheit haben sollte, sich selbst eine Anbetungsform auszusuchen. Aber sie sind davon überzeugt, daß es nur eine wahre Religion gibt, nämlich diejenige, die auf den Lehren und auf der Handlungsweise Jesu Christi beruht. Wie können wir diese Religion ausfindig machen?
Der Apostel Paulus wies auf die „heiligen Schriften“ hin, „die dich weise zu machen vermögen zur Rettung“. Er fuhr fort mit den Worten: „Die ganze Schrift ist von Gott inspiriert und nützlich zum Lehren, zum Zurechtweisen, zum Richtigstellen der Dinge, zur Erziehung in der Gerechtigkeit, damit der Mensch Gottes völlig tauglich sei, vollständig ausgerüstet für jedes gute Werk“ (2. Timotheus 3:15-17).
Daher wenden sich Jehovas Zeugen an die Bibel, um etwas über die wahre Religion zu erfahren. Dadurch meiden sie den Synkretismus, der heute in Brasilien vor sich geht. Sie meiden auch den Synkretismus, der vor Jahrhunderten aufkam und durch den die Lehre vom Höllenfeuer, von der unsterblichen Seele und der Dreieinigkeit sowie die Bilderverehrung, das Kreuz und andere heidnische Überlieferungen in die Anbetungsform der Christenheit eingeführt wurden. Wenn Synkretismus heute verkehrt ist, weil er die Lehre „verstümmelt“, war er sicher auch vor Jahrhunderten verkehrt.
Warum liest du nicht einmal selbst die Bibel und machst ausfindig, worin die wahre Religion eigentlich besteht? Dadurch würdest du vermeiden, deinen Dienst für Gott mit heidnischen Riten zu verseuchen, und könntest — mit Gottes Hilfe — die Weisheit erlangen, die zur Rettung führt.