Die Suche nach dem Sinn
SEIT den Tagen Darwins haben Biologen die Theorie durchzusetzen versucht, das Leben sei als Produkt der Evolution im wesentlichen sinnlos. Viele lehnen das jedoch instinktiv ab. Ein junges Ehepaar kann sich beim Anblick seines süßen neugeborenen Babys nur schwerlich vorstellen, daß dieses neue Leben sinnlos sein soll. Für beide ist es ein Wunder, das ihr Leben bereichert.
Selbst einige Wissenschaftler sind nicht der Meinung, das Leben sei durch Zufall entstanden. Warum? Wegen „der außerordentlichen Komplexität und Ordnung in lebenden Geschöpfen“, wie die Encyclopedia Americana es ausdrückt. Es heißt weiter: „Eine genaue Betrachtung der Blumen, Insekten oder Säugetiere verrät eine nahezu unglaublich präzise Anordnung.“
Gemäß der Cape Times äußerte sich der südafrikanische Wissenschaftler Dr. Louw Alberts über die Komplexität und die einzigartige Ordnung, die sogar bei den einfachsten Lebensformen zu finden sind, wie folgt: „Es ist für mich verstandesmäßig befriedigender, einen Gott zu akzeptieren, als lediglich zu akzeptieren, daß alles durch Zufall geschah.“ Der britische Astronom Sir Bernard Lovell schrieb mit Bezug auf den chemischen Aufbau lebender Organismen: „Die Wahrscheinlichkeit ... eines zufälligen Geschehens, das zur Bildung eines einzigen der kleinsten Proteinmoleküle führte, ist unvorstellbar gering. ... Sie [ist] praktisch gleich Null.“
Ähnlich äußerte sich der Astronom Fred Hoyle: „Die orthodoxe Biologie in ihrer Gesamtstruktur [hält] daran fest, daß Leben zufällig entstand. Seit jedoch die Biochemiker in steigendem Maße die ehrfurchtgebietende Komplexität des Lebens entdecken, ist sein zufälliger Ursprung ganz offensichtlich so wenig wahrscheinlich, daß man diese Möglichkeit völlig ausschließen kann. Leben kann nicht zufällig entstanden sein.“
Was bedeutet das? Wenn das Leben nicht durch Zufall entstanden ist, muß es erschaffen worden sein. In diesem Fall muß ein Schöpfer dagewesen sein. Und was für ein Schöpfer! Der Psalmist sagte zu Recht: „Ich [bin] auf furchteinflößende Weise wunderbar gemacht“ (Psalm 139:14). Doch inwiefern hilft uns das in der Frage nach dem Sinn des Lebens weiter?
Nun, auch Menschen entwerfen etwas und stellen es dann her. Sie bauen Flugzeuge, Ölraffinerien, Elektrizitätswerke und noch unzählige andere mehr oder weniger komplexe Dinge. Aber der Mensch entwirft und stellt solch komplizierte Dinge nicht ohne Grund her. Alles wird für einen bestimmten Zweck gemacht.
Da das, was der Mensch geschaffen hat, nicht im geringsten an die ehrfurchteinflößende Komplexität der verschiedenen Lebensformen heranreicht, liegt es auf der Hand, daß das Leben nicht ohne einen Zweck erschaffen wurde. Es ist äußerst unlogisch, anzunehmen, wir seien „wunderbar gemacht“ worden und seien dann uns selbst überlassen worden, ohne einen Sinn im Leben zu haben.
Die Suche nach dem Sinn
Wir Menschen suchen instinktiv nach dem Sinn in unserem Leben, was deutlich unterstreicht, daß der Schöpfer den Menschen für einen bestimmten Zweck erschaffen hat. Der Psychologe Gilbert Brim sagte über das natürliche Bedürfnis, einen Sinn im Leben zu sehen: „Viele Menschen finden Entwicklungsmöglichkeiten und Herausforderungen am Arbeitsplatz. Diejenigen, die das nicht können, wollen anderswo gefordert werden und etwas leisten: Sie machen eine Abmagerungsdiät, schießen Tore, bereiten ein perfektes Omelett zu oder suchen nach Abenteuern — die können im Drachenfliegen bestehen oder im Experimentieren mit neuen Gerichten.“ Der Psychiater Viktor Frankl behauptete sogar: „Das Bestreben, im Leben einen Sinn zu finden, ist die vorrangige Triebkraft im Menschen.“
Deshalb möchten wir uns nun mit ein paar Zielen befassen, die sich einige Menschen in ihrem Leben gesteckt haben.
Was gibt dem Leben Sinn?
Eine Jugendliche antwortete auf die Frage, worin für sie der Sinn des Lebens bestehe: „Mein Traum ist ein eigenes schönes Haus, ein schicker Wagen und dazu ein flotter Mann. Ich tu’, was mir gefällt, und denke erst mal an mich. Schließlich will ich das, was mich glücklich macht, und nicht das, was die ganze Gesellschaft glücklich macht.“ Das klingt vielleicht selbstsüchtig und ist es auch. Aber leider ist diese Einstellung nicht selten.
Doch stillt das Streben nach materiellen Dingen und nach Vergnügungen das Bedürfnis nach einem Sinn im Leben? Nein. Wenn Vergnügen zum Selbstzweck wird, ist es unbefriedigend. Wer es zu seinem Lebensinhalt macht, wird in der Regel schließlich in seinem Herzen so empfinden wie ein reicher König in alter Zeit, der seine Kraft und seinen Reichtum darauf verwandte, verschiedenen Vergnügungen nachzugehen. Er kam zu dem Schluß:
„Ich häufte mir auch Silber und Gold an und Besitz, wie er Königen und den Gerichtsbezirken eigen ist. Ich verschaffte mir Sänger und Sängerinnen und die Wonnen der Menschensöhne, eine Dame, ja Damen. ... und siehe, alles war Nichtigkeit und ein Haschen nach Wind“ (Prediger 2:8, 11).
Viele finden ihre Erfüllung in einer Karriere oder darin, ihre intellektuellen oder körperlichen Fähigkeiten für anscheinend lohnende Ziele einzusetzen. Auf lange Sicht gesehen, stillt eine Karriere jedoch nicht das Bedürfnis nach einem Sinn im Leben. Peter Lynch, der als „Superstar unter den Investmentbankern“ bezeichnet wurde, gab seine einträgliche Karriere auf, als er merkte, daß ihm im Leben etwas Wichtiges fehlte. Was war es? Zeit für seine Familie. Er gab zu: „Ich liebte meine Beschäftigung, aber dann dachte ich wie andere auch: Wofür ... mache ich das eigentlich? Ich kenne niemanden, der sich auf dem Sterbebett gewünscht hat, er hätte mehr Zeit im Büro verbracht.“
Eine Jugendliche war daher recht ausgeglichen, als sie über ihre Ziele im Leben sagte: „Einer meiner Träume ist, Karriere zu machen. Aber ich denke, mein schönster Traum ist eine glückliche Familie.“ Ja, die Familie kann dem Leben Sinn und Inhalt geben. Eine junge Ehefrau erzählte: „Von klein auf sah ich einen Sinn im Leben darin, Mutter zu werden; es stand für mich immer außer Frage, daß man dazu geboren wird.“
Manch einer sucht den Sinn des Lebens auf anderem Weg. Einige (wozu wahrscheinlich auch jene Wissenschaftler gehören, die behaupten, das Leben sei durch Zufall entstanden) sehen ihn in dem Streben nach Wissen. Der Evolutionist Michael Ruse schrieb: „Wir sind wissensdurstig, und das unterscheidet uns von den Tieren. ... Zu unseren größten Bedürfnissen und Pflichten gehört, unseren Kindern das Wissen zu vermitteln, das wir uns in der Vergangenheit angehäuft haben, genauso wie unsere Lebensfreude und unsere Leistungen. ... Das erfolgreiche Streben nach Wissen zeichnet den menschlichen Geist auf hervorragende Weise aus.“
Nicht wenige meinen, den Sinn des Lebens zu finden, wenn sie einer guten Sache dienen. Sie engagieren sich für die Erhaltung seltener Tierarten. Oder sie kämpfen gegen die Verschmutzung und die Zerstörung der Umwelt. Fürsorgliche Menschen verteidigen die Rechte der Kinder oder setzen sich für Obdachlose und Arme ein. Oder sie kämpfen gegen die Verbreitung der Drogensucht. Solche Personen können manchmal viel Gutes bewirken, und ihr eigenes Leben wird dadurch bereichert und erhält einen Sinn.
Frustrationen und Enttäuschungen
Man muß allerdings einräumen, daß der Mensch bei der Verwirklichung seiner Ziele, selbst wenn es lohnenswerte Ziele sind, häufig enttäuscht wird. Eltern, die viel Liebe und Kraft in die Erziehung ihrer Kinder investieren, verlieren ihre Kinder mitunter durch Unfälle, Verbrechen, Krankheiten oder Drogen. Oder wenn die Kinder erwachsen sind, werden sie unter Umständen von dem selbstsüchtigen Geist der Welt angesteckt und vergessen, sich für die Liebe der Eltern zu revanchieren.
Dem, der sich selbstlos für die Umwelt einsetzt, stehen oft kommerzielle Interessen oder die Sorglosigkeit der anderen im Weg. Wer sich um bessere Verhältnisse für die Armen bemüht, fühlt sich von dem ungeheuren Ausmaß dieser Aufgabe überfordert. Ein anderer, den seine Karriere ausfüllt, ist völlig entmutigt, wenn er in den Vorruhestand versetzt wird. Ein Forscher, den das Erlangen von Wissen absolut befriedigt hat, ist enttäuscht, wenn sich sein Leben dem Ende zuneigt und noch so viele Fragen ungelöst sind. Und wer sich ein Leben lang für Wohlstand abgerackert hat, muß feststellen, daß er seine Reichtümer eines Tages einem anderen überlassen muß.
Der König aus alter Zeit, der zuvor zitiert wurde, beschrieb einige solcher Enttäuschungen mit den Worten: „Verhaßt wurde mein großes Werk mir, mit dem ich mich abmühte unter der Sonne. Muß ich es doch einem anderen lassen, der nach mir kommt, und wer weiß, ob er ein Weiser oder ein Dummkopf sein wird? Und doch wird er schalten und walten mit allem, für das ich Mühe und Klugheit aufwandte“ (Prediger 2:18, 19, Zink).
Wollen diese allzu wahren Worte andeuten, daß das Leben doch keinen Sinn hat? Sind die verschiedenen Ziele der Menschen nur eine Hilfe, die 70, 80 oder bei einigen 90 Jahre hinter sich zu bringen? Sind diese Ziele an und für sich sinnlos? Nein. Im Gegenteil, sie verraten sogar etwas Wichtiges über die Art und Weise, wie wir gemacht worden sind, und beweisen, daß das Leben tatsächlich einen wunderbaren Sinn hat. Aber wie kann man ihn herausfinden?
[Bilder auf Seite 7]
Manch einer meint, daß das Erlangen von Wissen seinem Leben Sinn und Inhalt gibt
Der Mensch stellt komplizierte Dinge für einen bestimmten Zweck her
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