Junge Leute fragen sich:
Was ist schon dabei, miteinander zu reden?
„WIR haben keine Verabredungen, wir reden nur miteinander.“ So beschreibt der 17jährige Daniel sein Verhältnis zu Tinaa. Sie haben sich bei einem Kongreß der Zeugen Jehovas kennengelernt und führen seither regelmäßig längere Telefongespräche. Daniel gibt zu, daß sie beide für eine feste Freundschaft mit Heiratsabsichten noch zu jung sind. Er findet allerdings nichts dabei, einfach miteinander zu reden.
Viele Jugendliche dürfen zwar nicht mit jemandem vom anderen Geschlecht ausgehen, aber ihre Eltern verbieten ihnen nicht, eine Freundschaft durch häufige Gespräche, z. B. am Telefon, zu pflegen. Ist das nur ein harmloses Vergnügen? Vielleicht. Doch einige Eltern machen sich Sorgen. „Es scheint hier ein ziemliches Problem zu sein, daß recht junge Jugendliche ‚miteinander befreundet‘ sind“, schreibt eine besorgte Mutter. „Sie gehen nicht miteinander, aber sie betrachten sich als gute Freunde.“
Andere Jungen und Mädchen unterhalten eine Freundschaft durch Briefeschreiben. Diese Briefe sind möglicherweise nichts weiter als eine harmlose Ausdrucksform einer Freundschaft. Häufig werden sie jedoch mit der Zeit immer gefühlsbetonter. Es kann auch passieren, daß sich Jugendliche in Briefpartner verlieben, die keinen guten Ruf als Christ haben. Vielleicht wird behauptet, die Brieffreundschaft sei aus dem aufrichtigen Wunsch heraus begonnen worden, den anderen zu ermuntern.
Gespräche oder Verabredungen?
Die Bibel verurteilt es nicht, mit jemandem vom anderen Geschlecht zu sprechen oder ihm zu schreiben. Christen sollten „Liebe zur ganzen Bruderschaft“ haben, und das schließt Christen beiderlei Geschlechts ein (1. Petrus 2:17). Die Bibel fordert außerdem junge Männer auf, ‘jüngere Frauen wie Schwestern mit aller Keuschheit’ zu behandeln (1. Timotheus 5:2). Wenn dieser Grundsatz beachtet wird, können junge Männer und Frauen saubere und wohltuende Bekanntschaften — ja Freundschaften — miteinander unterhalten.
Christliche Jugendliche pflegen allerdings solche Freundschaften normalerweise in der Gruppe. Wenn daher zwei Jugendliche nur noch einander besondere Aufmerksamkeit schenken, beginnt das Verhältnis zwischen ihnen romantische Züge anzunehmen. Läuft das unbedingt auf regelmäßige Verabredungen hinaus? Die meisten Jugendlichen würden das wohl nicht so sehen. Aber Jugendliche sind sich nicht immer sicher, was Erwachsene genau unter Verabredungen verstehen.
Als eine Gruppe von Jugendlichen gefragt wurde, was sie unter einer „Verabredung“ verstehen würden, gab mehr als die Hälfte an, es würde bedeuten „mit jemandem vom anderen Geschlecht ausgehen“. Einige definierten es als „jemand besser kennenlernen“. Eine zwanglose Befragung einer Gruppe christlicher Jugendlicher brachte ähnliche Ergebnisse. Ein 13jähriger erklärte: „Eine Verabredung ist, wenn du ein Mädchen mit ins Kino nimmst, lange wegbleibst und sie dann nach Hause bringst.“
Die gängigen englischen Begriffe für Verabredung, „date“ und „dating“, werden als „private Verabredungen mit jemandem vom anderen Geschlecht“ definiert. Könnte das nicht auch auf regelmäßige Gespräche zutreffen? Und wie steht es mit solchen Gesprächen oder „privaten Verabredungen“ am Telefon? Ivan sagt: „Es ist tatsächlich eine Art von Verabredung, besonders wenn der Tag und die Uhrzeit für das Telefonat festgelegt ist und sich das Gespräch um persönliche Dinge dreht.“
In dem Buch The Family Handbook of Adolescence heißt es: „Der Kontakt zwischen Jungen und Mädchen wird oft durch Zettelchen, Briefe und das Telefon aufrechterhalten. Jede dieser Mitteilungsformen hat [unter Jugendlichen] ihren Wert, da sie einerseits eine gewisse Nähe vermitteln, andererseits aber auch etwas Distanz ermöglichen.“ Dennoch kann es wie bei allen Formen der Verabredung zu einer gefühlsmäßigen Bindung kommen. Da ist zum Beispiel Jack. Als er sich ernsthaft für ein Mädchen zu interessieren begann, verbrachte er viel Zeit mit ihr am Telefon. „Es ist tatsächlich möglich, jemanden durchs Telefon näher kennenzulernen“, erklärt er. „Man kann durch das Telefon Gedanken und sogar Gefühle übermitteln.“ Jack und seine Freundin heirateten schließlich. Viele Paare lernen sich allein schon wegen der Entfernungen größtenteils durch Telefongespräche und Briefe kennen.
Es kommt also nicht so sehr darauf an, ob man nun sagt, ein Pärchen redet nur miteinander, es sieht sich, es geht miteinander oder es verabredet sich, sondern darauf, was für ein Verhältnis zwischen den beiden besteht. Wenn ein Junge und ein Mädchen einander besondere Aufmerksamkeit schenken, kann das zumindest den Anschein keimender Verliebtheit erwecken. Und oft ist es mehr als nur ein Anschein. Es ist so, wie die Jugendliche Jane Rinzler in ihrem Buch Teens Speak Out sagt: „Wenn Menschen sich gegenseitig mögen ..., werden sie anfangen zusammenzusein. Wahrscheinlich beginnt es damit, daß sie telefonieren, vielleicht einmal, vielleicht mehrmals.“
Gefahren, wenn man noch zu jung ist
Bei zwei Menschen, die in der Lage sind, eine Ehe einzugehen, mag gegen eine feste Bekanntschaft nichts einzuwenden sein. Doch nur wenige Jugendliche, die sich miteinander verabreden, denken ans Heiraten. Gemäß dem Buch Adolescent Development (von Barbara und Philip Newman) sind Verabredungen unter Jugendlichen oft nur „eine Form der Freizeitbeschäftigung“, eine Möglichkeit, bei anderen Jugendlichen „Ansehen zu gewinnen“ und etwas „über das andere Geschlecht zu lernen“.
Was jedoch Christen betrifft, so ist für sie die Ehe heilig und ehrbar (Hebräer 13:4). Jegliche Form einer festen Bekanntschaft ist daher etwas, was man ernst nehmen sollte, und kein Spiel. Und wenn man zu jung zum Heiraten ist, dann kann ein enges Verhältnis zu jemandem vom anderen Geschlecht nur zu leicht mit Verbitterung und Tränen enden. Die Bibel drückt das so aus: „Kann ein Mann Feuer in seinem Busen zusammenscharren, ohne daß seine Kleider verbrannt werden?“ (Sprüche 6:27).
Maria fing an, mit Jungen zu telefonieren, als sie 13 war. Eine Zeitlang machte es ihr Spaß. Da sie jedoch noch nicht alt genug für die Ehe war, enttäuschten und deprimierten sie diese Freundschaften letztendlich. „Hinausgeschobene Erwartung macht das Herz krank“, heißt es in Sprüche 13:12. Außerdem belastete es sie, ihre Telefonfreundschaften vor ihren Eltern geheimhalten zu müssen. „Jedesmal, wenn das Telefon klingelte, hatte ich Angst, jemand anders würde abheben — vor allem meine Mutter. Es war sehr unangenehm, wenn sie fragte: ‚Wer ist da?‘ und dann auflegte, weil keine Antwort kam.“
Selbst das Briefeschreiben hat seine Risiken. Nicole beispielsweise hat sich in einen Ungläubigen verliebt. Sie gibt zu: „Ich fing an, ihm zu schreiben, und wir sind inzwischen mehr als nur Freunde. Er ist ein Alkoholiker, aber ich versuche mein Bestes, ihm zu helfen. Denkt Ihr, daß es irgendeine Hoffnung gibt, ihn zu mäßigerem Trinken zu bewegen?“ Nicoles Versuche, Beraterin für einen Alkoholiker zu spielen, sind jedoch unbesonnen und höchstwahrscheinlich zum Scheitern verurteilt. Leicht könnte sie in eine unglückliche Ehe schlittern (2. Korinther 6:14).b
Schütze dich durch Denkvermögen
Guter Rat ist in Sprüche 2:10, 11 zu finden: „Wenn Weisheit in dein Herz einkehrt und Erkenntnis selbst deiner eigenen Seele lieblich wird, so ist es Denkvermögen, das stets über dich wachen wird, ja Unterscheidungsvermögen wird dich behüten.“ Oft lassen sich junge Menschen bei ihren Entscheidungen von Gefühlen leiten. Mit Denk- und Unterscheidungsvermögen kannst du jedoch viel tun, um ‘Verdruß aus deinem Herzen zu entfernen und dir Unglück vom Fleisch fernzuhalten’ (Prediger 11:10).
Wenn du Unterscheidungsvermögen hast, wird dir klar sein, daß du dich in der „Blüte der Jugend“ befindest, einer Zeit, in der sich starke sexuelle Gefühle regen und man sich leicht verliebt (1. Korinther 7:36). Enge Kontakte zu jemandem vom anderen Geschlecht — ob nun durch Zusammensein, durch Telefonate oder auch nur durch Briefe — schüren oft die Flammen der Leidenschaft. Warum also seine Aufmerksamkeit lediglich auf eine Person konzentrieren? Möglicherweise möchtest du ja lernen, wie man mit Personen vom anderen Geschlecht umgeht. Das kannst du jedoch normalerweise auch innerhalb einer Gruppe lernen. Und selbst dabei solltest du dich nicht auf einen kleinen Freundeskreis beschränken. Werde in deinem Umgang mit anderen „weit“ (2. Korinther 6:13). Dann wird es dir nicht so leicht passieren, daß du dich verliebst.
Bedeutet das nun, daß du dich überhaupt nicht mit jemandem vom anderen Geschlecht schreiben oder am Telefon unterhalten kannst? Nein. Gefährlich ist die gefühlsmäßige Bindung an eine Person. Sei daher vorsichtig, damit du nicht jemand anders oder dir selbst weh tust. Und wenn sich trotz der besten Absichten romantische Gefühle regen, mußt du eventuell die Freundschaft beenden.
Es kann auch eine Hilfe sein, darüber mit einem Erwachsenen zu sprechen, dem du vertraust, z. B. mit deinem Vater oder deiner Mutter (Sprüche 23:26). Möglicherweise zögerst du anfangs, deine Gefühle zu offenbaren, oder es ist dir peinlich. Doch deine Eltern verstehen deine Gefühle vielleicht besser, als du denkst.
Unter Umständen dauert es noch Jahre, bevor du die Reife für eine feste Bekanntschaft hast. Bis dahin kannst du ein ausgeglichenes Verhältnis zum anderen Geschlecht haben, indem du vorsichtig bist und selbstloses Interesse an anderen bekundest.
[Fußnoten]
a Einige Namen wurden geändert.
b Siehe das Kapitel 30 in dem von der Wachtturm-Gesellschaft herausgegebenen Buch Fragen junger Leute — Praktische Antworten.
[Bilder auf Seite 18]
Kann ein Telefongespräch als Verabredung betrachtet werden?