Negative Gefühle — Wie können sie überwunden werden?
DER erste Schritt zur Kontrolle negativer Gefühle besteht darin, die negativen Gedanken zu ermitteln.
Als zweites sollte man daran arbeiten, die negativen Gedanken zu korrigieren. Wenn man zum Beispiel denkt: „Ich mache nie etwas richtig“, sollte man es ersetzen durch: „Ich bin einfach wie alle anderen; ich mache vieles richtig, aber ich habe auch meine Fehler.“
Man sollte nicht erwarten, daß man sich nach dieser Korrektur sofort besser fühlt (obwohl das der Fall sein kann), noch sollte man ständig darüber nachgrübeln. Es wäre gut, sich einfach diese Tatsache einzuprägen und dann zum nächsten Schritt weiterzugehen.
Der dritte Schritt besteht darin, sich zu bemühen, den beunruhigenden Gedanken aus dem Sinn zu verbannen. Man sollte versuchen, ihn so nachdrücklich zu vertreiben wie die Idee, ein schweres Verbrechen zu begehen. Man ist zwar vielleicht in der Lage, dies durch große geistige Anstrengungen zu erreichen, doch eine gewaltige Hilfe ist da der vierte Schritt: sich in etwas anderes, etwas Positives, Ermunterndes vertiefen.
Das ist sehr wichtig, denn die negativen Gedanken werden wiederholt versuchen, sich ihren Weg zurück in den Sinn zu erzwingen. Doch wir haben einen Vorteil: Wir können uns nur auf e i n e Sache völlig konzentrieren. Man kann sich davon selbst überzeugen, wenn man einmal versucht, sich gleichzeitig intensiv auf zwei Sachen zu konzentrieren. Wenn unser Sinn bereits mit etwas anderem völlig ausgelastet ist, werden die negativen Gedanken nicht so leicht wiederkommen.
Die Art und Weise, wie negative Gedanken durch positive ersetzt werden können, veranschaulicht Dr. Maxwell Maltz wie folgt: „Wenn unser Schallplattenapparat eine Musik spielt, die wir nicht leiden mögen, dann legen wir ja auch eine neue Schallplatte auf ... Es hat keinen Zweck, den Schallplattenapparat zu bestrafen, weil er schlechte Musik macht, man muß nur die Platte wechseln ... Wechseln wir also unsere Platte und lassen wir unseren Apparat die heitere Melodie spielen.“
Ja, negative Gedanken sind oft zu stark, als daß man sie einfach vertreiben könnte. Man muß sie ersetzen und dadurch zum Verschwinden zwingen. Eine andere, eine positive „Platte“ muß her. Man muß auf einen anderen, einen erbauenden „Kanal“ umschalten, einen anderen „Sender“ suchen und sich in diesen vertiefen.
Es wird schwierig sein
Die vier erwähnten Schritte sind leicht zu erklären, doch wie schwer kann es sein, sie in die Praxis umzusetzen! Seien wir daher nicht überrascht, wenn die Überwindung negativer Gedanken und Gefühle anfangs schwierig ist. Man sollte damit rechnen, aber auch wissen, daß es mit der Zeit einfacher wird.
Nehmen wir zum Beispiel Cindy, eine Lehrerin, die bei ihrer alkoholabhängigen Mutter aufgewachsen war. Jahrelang litt Cindy unter Schuld- und Unsicherheitsgefühlen. Dann entschloß sie sich, gegen das Problem anzukämpfen. Was tat sie?
Cindy erklärt: „Zuerst bemühte ich mich, herauszufinden, welche Gedanken es speziell waren, die meine negativen Gefühle verursachten. Wann immer mir diese Gedanken in den Sinn kamen, durchdachte ich sie erneut rational und objektiv. Dann bemühte ich mich, möglichst viele positive Gedanken in meinem Sinn zu bewegen. Ich zwang mich, an meine Schüler zu denken und daran, wie ich ihnen helfen könnte. Allmählich wurde es einfacher, und ich hatte das Empfinden, meine Gefühle besser unter Kontrolle zu haben.“
Doch manche mögen sich fragen:
Warum ist es so schwierig?
Sind schlechte Gewohnheiten wie Rauchen oder übermäßiges Essen leicht abzulegen? Bestimmt nicht. Nur durch bewußte, entschlossene Anstrengungen über eine längere Zeit hinweg kann man sich davon befreien. Bei vielen ist negatives Denken eine Gewohnheit — und wie andere schlechte Gewohnheiten eine, von der man nur schwer loskommt.
Wenn uns negatives Denken zur Gewohnheit geworden ist, dann wird der Kampf dagegen wahrscheinlich dieselbe Entschlossenheit erfordern, wie sie jemand aufbringen muß, der eine Diät macht oder das Rauchen aufgeben will.
Der Punkt ist, daß man nicht aufgibt und nicht zu dem Schluß kommt, lieber niedergeschlagen zu bleiben, weil es einfacher ist. Der Kampf gegen negatives Denken muß fortgesetzt werden, selbst wenn es viele Monate des Ausprobierens bedeutet und man vielleicht auch mit Rückschlägen fertig werden muß. Anhaltende Anstrengungen sind nötig, so wie für jemanden, der auf einen Sportwettkampf hin trainiert. Man sollte eher die längerfristigen Resultate im Auge behalten als die sofortige Befriedigung der eigenen Gefühle.
Können sie völlig ausgeschaltet werden?
Können negative Gefühle völlig ausgeschaltet werden? Nun, wer erwartet, heute vollkommenes Glück zu finden, wird enttäuscht werden. Glück ist in unserer Zeit relativ und unvollständig. Doch ein solches Glück ist immer noch viel besser als ein Leben voller hartnäckiger und schwächender negativer Gefühle, aus denen man keinen Ausweg findet.
Heißt das, daß negative Gefühle nie gänzlich besiegt werden? Keineswegs. Die Bibel erklärt realistisch, daß wir mit diesen unvollkommenen Bedingungen zwar eine Weile leben müssen, daß aber eine Zeit festgesetzt wurde, wo sie für immer ausgeschaltet werden. Das wird bald geschehen, wenn Gottes Königreich — seine himmlische Regierung in den Händen Jesu Christi — die volle Kontrolle über alle Angelegenheiten hier auf der Erde übernehmen und damit beginnen wird, die Menschheit zur Vollkommenheit zu führen. Jesus nannte diesen Prozeß „Wiedererschaffung“ oder „Neugestaltung“ (Matthäus 19:28, siehe Bruns; siehe auch Psalm 37:29; Matthäus 6:9, 10; Offenbarung 21:3-5).
Heutzutage wird es einen indes glücklicher machen, wenn man die Grenzen akzeptiert, die die menschliche Unvollkommenheit mit sich bringt. Statt auf der Suche nach vollkommener psychischer Gesundheit in Extreme zu verfallen, wird man frei sein, andere Ziele in seinem Leben zu verfolgen. Und man wird viel glücklicher sein und einen viel größeren inneren Frieden in dem Bewußtsein verspüren, daß die endgültige Lösung für das Problem der negativen Gefühle in den Händen Gottes, des Allmächtigen, liegt.
Sind diese Empfehlungen rein hypothetischer Natur? Helfen sie wirklich? Ja, sie helfen, wie das die folgenden Berichte zeigen.
[Herausgestellter Text auf Seite 6]
Negative Gedanken können durch positive ersetzt werden
[Herausgestellter Text auf Seite 6]
Man darf nicht aufgeben und zu dem Schluß kommen, lieber niedergeschlagen zu bleiben, weil es einfacher ist
[Bild auf Seite 7]
Zu lernen, seine Gefühle zu kontrollieren, erfordert wie der Kampf gegen das Übergewicht Zeit und Ausdauer