Lohnt es sich, Schulden zu machen?
„GIB niemals Geld aus, das du nicht hast.“ Ist dieser Rat des ehemaligen amerikanischen Präsidenten Thomas Jefferson in Anbetracht dessen, daß sich heute der Lebensstil vieler durch Schulden auszeichnet, überholt?
In vielen Ländern werden die Löhne und Gehälter im Vergleich zu den Preisen niedrig gehalten, und die Ersparnisse werden durch die Inflation aufgebraucht. Zudem beeinflußt die Wirtschaftslage die Wertvorstellungen der Menschen. Die Ehrlichkeit sollte aber keinesfalls vergessen werden. Angesichts weitverbreiteter Steuerhinterziehungen und säumiger Rückzahlungen von Schulden ist es tatsächlich eine Herausforderung, ein reines Gewissen zu bewahren. Daß die Finanzen oft Tagesgespräch sind, sich die Leute Gedanken darüber machen, wie sie ihre finanziellen Probleme lösen können, und Zeitungen, Zeitschriften und das Fernsehen ständig darüber berichten, wie man Geld verdienen oder sparen kann, ist nicht verwunderlich. Hinzu kommt noch die Sorge darum, wie man sich selbst und die eigene Familie ernährt (1. Timotheus 5:8).
Da nur relativ wenige Menschen materiell abgesichert sind, stellt sich die Frage, wie man der eigenen Familie Härten ersparen kann. Zunächst gilt es, eine wichtige Lektion zu begreifen.
Nicht zu große Schulden machen
Warum machen einige Schulden? Es muß nicht immer eine verzweifelte Lage sein, zum Beispiel eine Krankheit, die jemand dazu treibt, sich Geld zu leihen. Der Wunsch nach gewissen materiellen Dingen mag sehr stark sein. Allerdings muß es nicht unbedingt verkehrt sein, wenn man geneigt ist, Geld aufzunehmen. Zum Beispiel kann es durchaus vernünftiger sein, eine Hypothek auf ein Haus abzutragen, als Miete zu zahlen; oder man benötigt dringend ein Auto. Der Ernährer einer Familie möchte, daß seine Angehörigen glücklich sind. Er möchte als Ehemann und Vater erfolgreich sein. Und wahrscheinlich ist er der Ansicht, seine Familie habe ein Anrecht auf die gleichen materiellen Dinge, die andere besitzen.
Natürlich kann es verlockend sein, Geld zu borgen, um etwas zu kaufen, was man sich wünscht, was aber nicht unbedingt nötig ist. In der Regel hebt sich die Stimmung, wenn man etwas erworben hat. Warum nicht ein hübsches Kleid kaufen, ein Paar Schuhe oder vielleicht sogar ein nagelneues Auto? Und wer würde seine Wohnung nicht gern verschönern? Aber Vorsicht! Geschäftsleute können Überredungskünstler sein, und es wird viel Geld damit gemacht, Leuten etwas zu verkaufen, was sie gar nicht benötigen und sich auch nicht leisten können.
Bedenke auch, daß die familiären Beziehungen eventuell darunter leiden, wenn regelmäßig Schulden abgetragen werden müssen. Unstimmigkeiten und Verbitterung mögen die Folge sein. Der Dramatiker Henrik Ibsen hatte recht, als er schrieb: „Es kommt etwas Unfreies und damit auch etwas Unschönes über ein Hauswesen, das auf eine Borgwirtschaft gegründet ist.“ Kommt jemand seinen Zahlungsverpflichtungen nicht nach, bringt er sich womöglich in einen üblen Ruf. Es ist sehr viel leichter, geliehenes Geld auszugeben, als den entsprechenden Betrag samt Zinsen zurückzuzahlen, und so müssen viele feststellen, daß das Gekaufte sie doch nicht so glücklich macht, wie sie erwartet haben.
Generell gesehen verschulden sich die Regierungen immer mehr, wodurch die Zinszahlungen steigen. Warum es aber den hochverschuldeten Ländern nachmachen, auch wenn Schulden heute etwas ganz Normales sind? Statt einen höheren Lebensstandard zu ermöglichen, kann ein Schuldenberg zu größerer Armut und Instabilität führen. Ein dänisches Sprichwort lautet: „Brot, das schon gegessen wurde, kann man nur schwer bezahlen.“
Glücklicherweise läßt sich der durch eine Schuldenlast bedingte Streß größtenteils durch den richtigen Umgang mit Geld abbauen. Nimm dir daher die Zeit, deine Einkäufe gut zu planen, so daß du nicht in die Verlegenheit kommst, dir Geld leihen zu müssen. Selbst in Ländern mit einer extrem hohen Inflationsrate gibt es Möglichkeiten, Geld zu sparen — indem man bei Sonderangeboten zugreift oder nur das Notwendigste kauft. Das setzt voraus, daß man nicht über seine Verhältnisse lebt und bereit ist, zu warten oder auf etwas zu verzichten.
Frage dich: Bedeutet es für meine Familie eine Härte, wenn ich Schulden mache? Wie steht es um meinen Ruf, wenn ich den Kredit nicht zurückzahlen kann? Es mag lange dauern, bis du wieder als vertrauenswürdig giltst. Zu diesem Thema ist jedoch praktischer, zuverlässiger Rat verfügbar. Untersuche doch einmal, ob die Bibel dir und deiner Familie zum Thema Schulden Hilfe bieten kann.
Kann die Bibel helfen?
Besonders wertvoll ist, daß die Bibel uns helfen kann, unser bedingungsloses Vertrauen in Jehova zu stärken. Bestimmt benötigen wir in den heutigen ‘kritischen Zeiten’ Beistand (2. Timotheus 3:1). Die Bibel ermahnt uns: „Eure Lebensweise sei frei von Geldliebe, indem ihr mit den vorhandenen Dingen zufrieden seid. Denn er hat gesagt: ‚Ich will dich keineswegs im Stich lassen noch dich irgendwie verlassen‘, so daß wir guten Mutes sein können zu sagen: ‚Jehova ist mein Helfer; ich will mich nicht fürchten. Was kann mir ein Mensch antun?‘“ (Hebräer 13:5, 6). Wie wichtig es doch ist, unseren Glauben daran zu vertiefen, daß Gott für uns sorgen wird!
Die Bibel sagt zwar nicht im einzelnen, wie man seinen Lebensunterhalt verdienen kann, aber sie bietet vernünftige Richtlinien. Jesus Christus forderte seine Zuhörer auf, sich in erster Linie um ihr Geistiggesinntsein zu kümmern: „Glücklich sind die, die sich ihrer geistigen Bedürfnisse bewußt sind“ (Matthäus 5:3). Außerdem sollte man sich Ziele setzen: ‘Setzt euch zum Ziel, ein stilles Leben zu führen und euch um eure eigenen Geschäfte zu kümmern und mit euren Händen zu arbeiten, so wie wir es euch befohlen haben, damit ihr im Hinblick auf die Außenstehenden anständig wandelt und nichts benötigt’ (1. Thessalonicher 4:11, 12). Führt man nicht erst dann ein stilles Leben und erfreut sich einer gewissen Gelassenheit, wenn man seinen Verhältnissen entsprechend lebt?
Gottes Wort kann auch eine Änderung der Denkweise bewirken. Der Schreiber der Sprüche nahm einen ausgeglichenen Standpunkt ein, denn er bat Gott: „Gib mir weder Armut noch Reichtum. Laß mich die mir beschiedene Speise verzehren, damit ich nicht satt werde und ich dich tatsächlich verleugne und sage: ‚Wer ist Jehova?‘ und damit ich nicht verarme und ich tatsächlich stehle und mich am Namen meines Gottes vergreife“ (Sprüche 30:8, 9). Du brauchst dich daher nicht zu schämen, wenn du, wenigstens vorübergehend, mit etwas weniger auskommen mußt. Mache dein Glück niemals von Materiellem abhängig wie so viele Menschen, die sich mit anderen vergleichen oder die sich unnötigerweise Gedanken über materiellen Besitz machen (Matthäus 6:31-33).
Ferner wird einem durch die Bibel geholfen, gute Gewohnheiten zu entwickeln. Lerne, sparsam zu sein, ohne geizig zu werden, und sei mit dem zufrieden, was du dir leisten kannst. Wenn du ein Jugendlicher bist, dann verlange nicht, unverzüglich in den Genuß dessen zu kommen, was sich Erwachsene über Jahre hinweg erarbeitet haben. Laß dich nicht vom Materialismus versklaven. Passenderweise warnt uns die Bibel nicht vor Geld an sich, sondern vor der „Geldliebe“, indem sie sagt: „Die aber, die entschlossen sind, reich zu werden, fallen in Versuchung und in eine Schlinge und in viele unsinnige und schädliche Begierden, die die Menschen in Vernichtung und Verderben stürzen. Denn die Geldliebe ist eine Wurzel von schädlichen Dingen aller Arten, und indem einige dieser Liebe nachstrebten, sind sie vom Glauben abgeirrt und haben sich selbst mit vielen Schmerzen überall durchbohrt“ (1. Timotheus 6:9, 10). Es ist unbedingt erforderlich, zwischen dem zu unterscheiden, was man wirklich benötigt, und dem, was man einfach nur gern haben möchte.
Bist du jedoch der Meinung, daß du zuwenig verdienst? Natürlich fällt es nicht leicht, auf etwas zu verzichten, ohne daß sich Frustration breitmacht. Sei trotzdem bereit, mit dem Nötigsten auszukommen, statt eine schwere Schuldenlast zu tragen und womöglich sogar finanziellen Verlust zu erleiden. Teile dein Geld gut ein, und gehe sparsam damit um. Vielleicht kann dir ein Freund, der im Umgang mit Geld erfahren ist, ein paar praktische Tips geben. Oder könntest du dein Einkommen aufbessern, indem du etwas Neues lernst? Denke daran: Es ist unerläßlich, sich nach biblischen Grundsätzen auszurichten, geistigen Dingen den Vorrang zu geben und voll und ganz auf Jehova zu vertrauen — ganz gleich, wie die Umstände sein mögen (Philipper 4:11-13).
Schulden zu machen lohnt sich unter Umständen nicht. Es heißt: „In einem Netz gehangen, wer in Schulden gefangen.“ Die Schuldenlast kann dem Familienleben, der Gesundheit und dem Geistiggesinntsein schaden. Der Schuldner verarmt möglicherweise immer mehr. In Sprüche 22:7 heißt es: „Der Reiche ist der, der über die Minderbemittelten herrscht, und wer borgt, ist ein Knecht des Leihenden.“ Stürze dich daher nicht unnötigerweise in Schulden. Der Grundsatz, der in der Empfehlung des Apostels Paulus an Christen enthalten ist, gilt immer noch: „Seid niemandem irgend etwas schuldig, außer daß ihr einander liebt; denn wer seinen Mitmenschen liebt, hat das Gesetz erfüllt“ (Römer 13:8).
Blicke Gottes neuer Welt zuversichtlich entgegen, ungeachtet der Wirtschaftslage in deiner Gegend. In Kürze wird die Menschheit nicht mehr in Gläubiger und Schuldner aufgeteilt sein. Unter Gottes Königreich wird niemand mehr arm sein. Jehovas Verheißung wird sich erfüllen: „Er wird den Armen befreien, der um Hilfe ruft, auch den Niedergedrückten und jeden, der keinen Helfer hat. Es wird ihm leid sein um den Geringen und den Armen, und die Seelen der Armen wird er retten“ (Psalm 72:12, 13). Statt sich abzumühen, nur um überleben zu können, werden die Bewohner der Erde „ihre Wonne haben an der Fülle des Friedens“ (Psalm 37:11).
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Thomas Jefferson
[Bildnachweis]
Gemälde von Gilbert Stuart; mit frdl. Gen.: Bowdoin College Museum of Art/Dictionary of American Portraits/Dover
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Sich in große Schulden zu stürzen kann die Ehe belasten