Wie Babys transportiert werden — in Nordamerika und in Afrika
VON UNSEREM KORRESPONDENTEN IN NIGERIA
WELTWEIT gibt es verschiedene Methoden, Babys zu transportieren. Die Methode in Nordamerika unterscheidet sich auffallend von der in Afrika.
Die Wirtschaftslage der beiden Kontinente ist völlig unterschiedlich. Daher kann man voraussetzen, daß auch die Methoden, Babys zu transportieren, stark voneinander abweichen. Zuerst wollen wir sehen, wie die Menschen im nördlichen Teil Amerikas vorgehen.
In Nordamerika
In den Vereinigten Staaten und in anderen Teilen der Welt ist es üblich, Babys in einem vierrädrigen Kinder- oder Sportwagen auszufahren. Seit einigen Jahren sind die Wagen leichter zu handhaben, sie sind bequemer und haben ein sportlicheres Design. Viele Sportwagen haben eine weiche Polsterung, waschbare Kissen und ein hohes Sitzteil.
In einem Sportwagen ruhen sich die Kleinen gern aus, er bietet Abwechslung und Entspannung für die müden Füßchen. Für ein schläfriges kleines Kind ist er ein Bett auf Rädern. Ein müdes und quengeliges Kind beruhigt sich häufig, wenn es im Sportwagen ausgefahren wird.
Auch für Eltern ist ein Sportwagen eine Hilfe. Ein Vater sagte: „Einen Sportwagen zu nehmen ist viel besser, als sein Kind überallhin zu tragen.“ Ein sehr kleines Kind läßt sich problemlos tragen, aber wenn es das doppelte oder dreifache Gewicht erreicht hat, sieht die Sache schon anders aus. Außerdem wissen Eltern ihr Kleines gern sicher in einem Sportwagen aufgehoben, auf den sie stets ein Auge werfen können.
In den Vereinigten Staaten ist man sehr auf die Sicherheit von Sportwagen bedacht. Um ein Umkippen zu verhindern, haben sie ein breites Fahrgestell und einen niedrigen Schwerpunkt. Die Bremsen müssen gut funktionieren und dürfen nicht dort angebracht sein, wo das Kind sie lösen kann. Damit die Wagen nicht versehentlich zusammenklappen, sind Sperren eingebaut. Ferner sind sie so konstruiert, daß sich die Babys nicht irgendwo die Fingerchen einklemmen können. Haltegurte erhöhen die Sicherheit.
Sportwagen sind in den Vereinigten Staaten schon für 20 Dollar erhältlich, doch manche kosten auch das Acht- oder Zehnfache. Eine Luxusausführung zu einem Preis von etwa 300 Dollar bietet einen extra großen Korb, eine weiche Polsterung, ein wetterfestes Außenmaterial, nach allen Seiten schwenkbare Räder sowie ein schnell zusammenklappbares, leichtes Gestell. Ein spezieller „Jogger-Sportwagen“, mit dem Eltern ihr Kind beim Joggen schieben können, kostet ungefähr 380 Dollar.
In Afrika
In Afrika sowie in vielen asiatischen Ländern tragen die meisten Mütter ihr Baby auf dem Rücken, so wie es schon ihre Mütter und Großmütter taten. Es gibt wohl kaum eine kostengünstigere und bequemere Methode, als ein Baby huckepack zu tragen. Alles, was man dazu braucht, ist ein festes, dreieckiges Tuch, das Wickeltuch. Die Mutter beugt sich lediglich nach vorn, nimmt ihr Kind auf den Rücken, wickelt dann das Tuch um sich und das Kind und befestigt es — eine einfache, sichere Methode.
Kann das Baby beim Festbinden nicht vom Rücken herunterfallen? Das kommt so gut wie nie vor. Während die Mutter nämlich mit einer Hand das Tuch herumwickelt, stützt sie mit der anderen ihr Kind. Blessing, eine Nigerianerin, sagt über nicht mehr ganz so kleine Kinder: „Die Babys widersetzen sich nicht, sie halten sich fest. Sie lieben es, auf dem Rücken der Mutter zu sein. Manchmal weinen sie sogar, weil sie dorthin wollen. Wenn das Baby aber strampelt, kann die Mutter ein oder beide Ärmchen seitlich mit ihrem Oberarm festhalten, bis das Tuch richtig sitzt.“
Um das Köpfchen ganz kleiner Säuglinge abzustützen, wird ein zweites Tuch genommen, das genauso gewickelt wird wie das erste. Werden die Ärmchen mit umwickelt, haben ganz kleine oder schlafende Babys besseren Halt. Ältere Babys haben es gern, wenn sie die Arme bewegen können.
Wie lange tragen afrikanische Mütter ihre Kleinen auf dem Rücken? Früher war es bei einigen ethnischen Gruppen wie den Yoruba in Nigeria bis zu drei Jahre. Heutzutage werden die Kinder etwa zwei Jahre huckepack getragen, es sei denn, ein neues Geschwisterchen nimmt den Platz ein.
Bequem auf dem Rücken der Mutter festgebunden, begleitet das Kleine seine Mutter überallhin — treppauf und treppab, über unwegsames Gelände oder in Beförderungsmittel. Ein Kind huckepack zu tragen ist nicht nur praktisch und kostengünstig, sondern befriedigt auch wichtige emotionelle Bedürfnisse, wie zum Beispiel getröstet zu werden. Ein weinendes Baby kommt auf den Rücken der Mutter — es schläft ein, und die Mutter kann sich wieder ihrer Arbeit widmen.
Um ihr schlafendes Baby vom Rücken loszubinden und in sein Bettchen zu legen, muß die Mutter ganz behutsam vorgehen. Welches Baby läßt sich schon gern beim Schlafen stören! Sie legt sich vorsichtig auf die Seite und wickelt das Tuch langsam ab — das Tuch dient nun als Laken. Manchmal legt sie dem Baby ein Kissen auf den Bauch, damit es sich so geborgen fühlt wie auf ihrem Rücken.
Ein Baby huckepack zu tragen hat noch andere Vorteile. Dadurch erkennt eine Mutter schnell die Bedürfnisse ihres Kindes. Sie merkt, ob es teilnahmslos, unruhig, fiebrig oder naß ist. Diese Methode hat auch langfristige Vorteile. In dem Buch Growth and Development heißt es: „Enge körperliche Nähe im Säuglingsalter schafft eine starke und liebevolle Mutter-Kind-Bindung, wodurch die Grundlage für zwischenmenschliche Beziehungen in späteren Jahren gelegt wird. Ein wichtiger Aspekt dieser Bindung soll sein, daß ein Kind, das sich in einem solch engen Kontakt mit der Mutter befindet, ihren Herzschlag spüren kann, so wie im Mutterleib.“
Babys lieben den engen Kontakt zur Mutter, der durch das Huckepacktragen entsteht. In Afrika sieht man überall Mütter mit einem glücklichen Kind auf dem Rücken. Einige Kinder dösen friedlich vor sich hin. Andere spielen mit den Haaren, den Ohren oder der Halskette der Mutter. Wieder andere geben zufriedene Laute von sich, wenn ihre Mutter zum Rhythmus ihrer Schritte leise singt.
Ja, die afrikanische Methode, Babys zu transportieren, unterscheidet sich in der Regel auffallend von der nordamerikanischen. Doch jede erfüllt ihren Zweck und ist auf die jeweilige Kultur abgestimmt.