8. Kapitel
Barmherzigkeit für die Verfolgten, aber das Gericht für die Verfolger
1. Wieviel Zeit verstrich nach Haggais letzter Prophezeiung, bevor eine andere inspirierte Botschaft an die Tempelbauleute erging, und was hatten sie unterdessen getan?
IN DER Stadt Jerusalem der Tage der Propheten Haggai und Sacharja war die Zeit nun bis ins erste Viertel des Jahres 519 v. u. Z. vorgerückt, doch war es immer noch das zweite Jahr der Regierung des Darius I., des Königs des Perserreiches, der vierten Weltmacht der biblischen Geschichte. Genau zwei Mondmonate waren seit dem Tag vergangen, an dem Haggai inspiriert worden war, seine letzten Prophezeiungen an die aaronischen Priester und an den Statthalter Serubbabel zu richten. Das war am vierundzwanzigsten Tag des neunten Monats (Kislew) gewesen, was gegen Beginn des Jahres 519 v. u. Z. war. An jenem denkwürdigen Tag der Geschichte Jerusalems war die Arbeit an der Grundlegung des Tempels auf dem Berg Moria, gerade nördlich vom Berg Zion, wiederaufgenommen worden. Ehe an die jüdischen Bauleute eine weitere inspirierte Botschaft von ihrem Gott erging, arbeiteten sie unaufhörlich an der Stätte des heiligen Gebäudes, und dies zwei ganze Monate lang. Diesmal ließen sie sich durch keine Störversuche der Feinde in ihrer Arbeit aufhalten.
2. Wer erhielt offenbar die Nachricht über das, was in Jerusalem vor sich ging, ehe König Darius I. sie empfangen konnte, und wieviel Zeit erforderte es, um einen Entscheid zu erhalten?
2 Um den 24. Schebat 519 v. u. Z. mag das Wort über das, was in Jerusalem vor sich ging, dem König Darius in der fernen persischen Hauptstadt noch nicht zu Ohren gekommen sein. Die Nachrichten verbreiteten sich ziemlich langsam, selbst durch Kuriere, die auf Postpferden ritten und etwa hundertsechzig Kilometer am Tag zurücklegten. (Esther 3:13-15; 8:10, 14) Von Jerusalem auf dem Wege des „Fruchtbaren Halbmondes“ bis hinüber nach Schuschan waren es über tausendsechshundert Kilometer, und von Schuschan bis hinauf nach Ekbatana im Norden waren es noch mehr als dreihundertzwanzig Kilometer in gerader Richtung. Daher erforderte es eine geraume Zeit, bis König Darius die überraschende Nachricht erhalten konnte. Persische Amtspersonen der Provinzen jenseits (westlich) des Euphrat, vom König in Persien aus gesehen, hätten die Nachrichten logischerweise früher erhalten. Dies ist, was offenbar geschah. Die Besprechungen die folgten, und die Untersuchungen, die eingeleitet wurden, müssen Monate beansprucht haben (gemäß einigen Schätzungen vier bis fünf Monate), ehe ein Entscheid des Königs Darius in bezug auf die Streitsache empfangen und durchgesetzt werden konnte. Hier folgt, was sich zutrug, wie es in Esra 5:2 bis 6:2 aufgezeichnet ist:
3. Welche Fragen stellten die persischen Statthalter im Westen, jenseits des Euphrat, den Tempelbauleuten, und was taten diese?
3 „Damals war es, daß Serubbabel, der Sohn Schealtiels, und Jeschua, der Sohn Jozadaks, aufstanden und anfingen, das Haus Gottes wieder aufzubauen, das in Jerusalem war; und mit ihnen waren Gottes Propheten, die ihnen Beistand leisteten. Zu jener Zeit kamen Tattenai, der Statthalter jenseits des ,Stromes‘, und Schethar-Bosnai und ihre Amtsgenossen zu ihnen, und dies ist, was sie zu ihnen sagten: ,Wer hat euch Befehl gegeben, dieses Haus zu bauen und dieses Gebälk zu beenden?‘ Dann sprachen sie folgendes zu ihnen: ,Welches sind die Namen der körperlich tauglichen Männer, die diesen Bau bauen?‘ Und es erwies sich, daß das Auge ihres Gottes auf den älteren Männern der Juden war, und man gebot ihnen nicht Einhalt, bis der Bericht an Darius gelangen und diesbezüglich dann ein offizielles Schriftstück zurückgesandt werden könnte.
4. Was besagte der Brief, den die persischen Statthalter an König Darius I. sandten?
4 Hier ist eine Abschrift des Briefes, den Tattenai, der Statthalter jenseits des ,Stromes‘, und Schethar-Bosnai und seine Amtsgenossen, die Unterstatthalter, die jenseits des ,Stromes‘ waren, an Darius, den König, sandten; sie sandten ihm Bescheid, und die Schrift darin lautete wie folgt:
,An Darius, den König:
Allen Frieden! Es werde dem König bekanntgegeben, daß wir in den Gerichtsbezirk Juda zum Hause des großen Gottes gegangen sind, und es wird mit an ihren Platz gerollten Steinen gebaut, und Balken werden in die Wände gelegt; und diese Arbeit wird eifrig getan und macht Fortschritte unter ihren Händen. Dann fragten wir diese älteren Männer. Dies ist, was wir zu ihnen sagten: „Wer hat euch Befehl gegeben, dieses Haus zu bauen und dieses Gebälk zu beenden?“ Und wir fragten sie auch nach ihren Namen, um sie dir bekanntzugeben, damit wir die Namen der körperlich tauglichen Männer, die an ihrer Spitze sind, aufschreiben könnten.
Und das ist der Bescheid, den sie uns gaben, indem sie sprachen: „Wir sind die Knechte des Gottes der Himmel und der Erde, und wir bauen das Haus wieder auf, das viele Jahre vor diesem gebaut worden war, welches ein großer König von Israel gebaut und beendet hatte. Weil aber unsere Väter den Gott der Himmel reizten, gab er sie in die Hand Nebukadnezars, des Königs von Babylon, des Chaldäers, und er zerstörte dieses Haus und führte das Volk ins Exil nach Babylon. Doch im ersten Jahr des Cyrus, des Königs von Babylon, erließ der König Cyrus einen Befehl, dieses Haus Gottes wieder aufzubauen. Und auch die goldenen und silbernen Gefäße des Hauses Gottes, die Nebukadnezar aus dem Tempel, der in Jerusalem war, genommen und zum Tempel Babylons gebracht hatte, diese nahm Cyrus, der König, aus dem Tempel von Babylon, und sie wurden Scheschbazzar gegeben, das ist der Name dessen, den er zum Statthalter machte. Und er sprach zu ihm: ,Nimm diese Gefäße. Geh hin, lege sie in dem Tempel nieder, der in Jerusalem ist, und das Haus Gottes werde an seinem Ort wieder aufgebaut.‘ Als dieser Scheschbazzar kam, legte er die Grundlagen des Hauses Gottes, das in Jerusalem ist, und von damals an bis jetzt wird es wieder aufgebaut, ist aber nicht vollendet worden.“
Und nun, wenn es den König gut dünkt, möge in dem Schatzhaus des Königs, das dort in Babylon ist, eine Nachforschung angestellt werden, ob es so sei, daß von Cyrus, dem König, ein Befehl erlassen wurde, dieses Haus Gottes in Jerusalem wieder aufzubauen; und den Entscheid des Königs hierüber sende er an uns.‘
5. Wie ging König Darius nach Empfang des Briefes vor, und was wurde gefunden?
5 Damals war es, daß Darius, der König, Befehl erteilte, und man stellte im Urkundenhaus der Schätze, die dort in Babylon niedergelegt wurden, eine Nachforschung an. Und zu Ekbatana, am befestigten Platz, im Gerichtsbezirk von Medien, da fand sich eine Buchrolle, und das Memorandum darin war wie folgt geschrieben.“
6. Was taten mittlerweile die Bauleute in Jerusalem, und was geschah am 24. Schebat des Jahres 519 v. u. Z.?
6 Während all der Zeit, da sich die vom Priester Esra berichteten Dinge zutrugen, arbeitete der jüdische Überrest unter dem Statthalter Serubbabel und dem Hohenpriester Josua mutig an der Wiederherstellung des Tempels weiter. Das war am vierundzwanzigsten Tag des elften Monats der Fall, der in die Winterzeit des Jahres 519 v. u. Z. fiel. An jenem denkwürdigen Tag begann der Prophet Sacharja eine Reihe ermutigender Visionen zu haben. Darüber sagt er uns:
DIE ERSTE VISION
7. Was sah Sacharja in der ersten Vision am 24. Schebat?
7 „Am vierundzwanzigsten Tag des elften Monats, das ist der Monat Schebat, im zweiten Jahr des Darius, erging das Wort Jehovas an Sacharja, den Sohn Berechjas, des Sohnes Iddos, den Propheten, und besagte: ,Ich sah in der Nacht, und siehe! ein Mann, der auf einem roten Roß ritt, und er blieb zwischen den Myrtenbäumen stehen, die an der tiefen Stelle waren, und hinter ihm, da waren Rosse, rote, hellrote und weiße.‘ “ — Sacharja 1:7, 8.
8, 9. Wer erklärte die Sache dem Sacharja, und welche Fragen stiegen beim Anblick jener Rosse auf?
8 Während der Vision hatte Sacharja einen Engel als Führer, der ihm die Dinge erklärte, Dinge, die auch wir heute verstehen möchten. Jene Rosse mit ihren Reitern, die dort zwischen den Myrtenbäumen in der Vertiefung neben Jerusalem standen — warum waren sie dort? Was stand Jerusalem bei dieser Etappe des Tempelbaus bevor? In der Bibel sind Rosse ein Sinnbild von Krieg. (Hiob 39:19-25; Sprüche 21:31) Wer sandte jene Rosse? Wen stellen die Reiter dar? Ist ihr Ziel Kriegführung? Sacharja wünschte es zu wissen.
9 „Und da sprach ich: ,Wer sind diese, mein Herr?‘ “
10, 11. Als wer erwiesen sich jene Reiter auf den Rossen, und was berichteten sie dem Reiter zwischen den Myrtenbäumen?
10 „Darauf sprach der Engel, der mit mir redete, zu mir: ,Ich selbst werde dir zeigen, wer eben diese sind.‘ “ — Sacharja 1:9.
11 Es erwies sich, daß jene Reiter auf Rossen heilige Engel waren, die von Gott sozusagen auf eine Erkundungstour ausgesandt wurden. Dies zeigt sich beim Weiterlesen: „Dann antwortete der Mann [auf dem Pferderücken], der zwischen den Myrtenbäumen stehenblieb, und sprach: ,Diese sind es, die Jehova ausgesandt hat, um auf der Erde umherzugehen.‘ Und sie antworteten dann dem Engel Jehovas, der zwischen den Myrtenbäumen stand, und sprachen: ,Wir sind auf der Erde umhergegangen, und siehe! die ganze Erde sitzt still und hat Ruhe.‘ “ — Sacharja 1:10, 11.
12. (a) Inwiefern war „die ganze Erde“ in Frieden, wie dies die Engel als Kundschafter berichteten? (b) Worum hatte Ägypten gegen Assyrien und dann gegen Babylon gekämpft?
12 Was war es, das jene Engel, jene Kundschafter, ihrem Anführer auf dem roten Roß sagten? Sagten sie, daß auf der ganzen Erde allgemein Friede herrsche? Anscheinend ja! Doch stimmte das nur in relativem Sinne, das heißt in bezug auf etwas anderes. In bezug auf was denn? In bezug auf Jerusalem und das Gebiet Judas. Inwiefern? Indem Jerusalem seine frühere irdische Stellung unter den Nationen verloren hatte. Bis zum Jahr 607 v. u. Z. war es der Sitz des messianischen Vorbild-Königreiches Gottes auf Erden gewesen. Dieses Miniaturkönigreich Jehovas war für die nichtjüdische Welt, die heidnischen Nationen, ein unruhvoller Faktor. Ägypten hatte gegen Assyrien und dann gegen Babylon gekämpft, damit es mit Jerusalem vertragliche Beziehungen unterhalten oder in dessen Angelegenheiten eine dominierende Stimme haben könnte. Doch seit dem Jahre 607 v. u. Z. war das nicht mehr so.
13. Weshalb hörte Ägypten vom Jahre 607 v. u. Z. an auf, vertragliche Beziehungen mit dem messianischen Vorbild-Königreich in Jerusalem zu unterhalten?
13 In jenem Jahr von Weltbedeutung zerstörte König Nebukadnezar mit seinen babylonischen Heeren und Verbündeten Jerusalem und dessen Tempel. Das Königreich Davids wurde gestürzt, und kein König aus Davids Königsgeschlecht saß mehr auf dem „Thron Jehovas“ in Jerusalem. Der letzte menschliche König, der darauf saß, Zedekia, der Urgroßonkel Serubbabels, wurde gefangen nach Babylon mitgenommen, um dort den Rest seines Lebens als ein geblendeter, gefangener Verbannter zu schmachten. Während des Monats Tischri des Jahres 607 v. u. Z. waren die wenigen Juden, die als eine arme, unbedeutende Minderheit im Lande Juda zurückgelassen worden waren, aus Furcht vor den Babyloniern (Chaldäern) hinab nach Ägypten geflohen, und das Land Juda und Jerusalem wurden verödet, ohne Mensch oder gar Haustier, zurückgelassen. Das war genauso, wie es der Prophet Jeremia vorausgesagt hatte. Es war der Zeitpunkt, an dem eine von Gott gekennzeichnete Zeitspanne zu zählen begann. Welche?
14. Wie nannte Jesus Christus jene von Gott bezeichnete Zeitspanne, was bedeutete sie für die weltliche Politik, und wann endete sie?
14 „Die Zeiten der Heiden“ oder „die bestimmten Zeiten der Nationen“, wie Jesus Christus sie später nannte, als er sagte: „Jerusalem wird von den Nationen zertreten werden, bis die bestimmten Zeiten der Nationen erfüllt sind.“ (Lukas 21:24) Da Jerusalem der Sitz des messianischen Miniaturkönigreiches Gottes gewesen war und daher für das Herrscherrecht des Königtums Gottes stand, das in den Händen eines messianischen Nachkommen des Königs David lag, so bedeutete dies etwas Besonderes für jene Heidennationen, denen gestattet wurde, Jerusalem oder dessen Recht auf das Königtum zu zertreten. Was denn? Nichts weniger, als daß den nichtjüdischen Nationen von Jehova der Heerscharen gestattet würde, ohne Unterbrechung durch irgendein messianisches Königreich Gottes gleich dem früheren, dessen Hauptstadt das irdische Jerusalem war, über die Erde zu herrschen. Da diese ununterbrochenen Zeiten der Heiden sieben symbolische „Zeiten“ oder 2 520 buchstäbliche Jahre dauern sollten, würde diese bemerkenswerte Zeitspanne vom Monat Tischri 607 v. u. Z. bis zum Monat Tischri des Jahres 1914 u. Z., also bis in unser zwanzigstes Jahrhundert hinein, dauern. (Daniel, Kapitel vier) Kein Wunder, daß damals, im Jahre 519 v. u. Z., die Engel als Kundschafter berichteten, die ganze Erde habe Ruhe!
15. Warum brauchte man sich über den Zustand des Landes Juda und über seinen jüdischen Statthalter nicht zu beunruhigen, und worüber hatte sich der Statthalter Tattenai hinsichtlich der Wiederaufnahme des Tempelbaus erkundigt?
15 In jenem zweiten Jahr des Königs Darius I. war das Land Juda mit seiner Hauptstadt Jerusalem lediglich eine der 127 Provinzen des Perserreiches, das „von Indien bis Äthiopien“ reichte. (Esther 1:1-3) Es hatte einen Statthalter, Serubbabel, den Sohn Schealtiels, doch saß er nicht auf dem Thron Davids wie sein Großvater, König Jojachin, der drei Monate und zehn Tage den Thron eingenommen hatte. Er war wahrscheinlich direkt einem der Statthalter des Gerichtsbezirks auf der Westseite des Euphrat, wahrscheinlich dem Statthalter Tattenai, und letzten Endes König Darius I. verantwortlich. Somit gab es nun kaum etwas, wodurch man, was Jerusalem betraf, ernstlich hätte beunruhigt werden können. Natürlich hatte sich der Statthalter Tattenai darüber aufgeregt, daß der Wiederaufbau begonnen hatte, und zwar mit der Arbeit an der Tempelgrundlage, und er hatte sich offiziell wie folgt erkundigt: „Welches sind die Namen der körperlich tauglichen Männer, die diesen Bau bauen?“ Doch ließ er das Werk nicht durch eine Streitmacht zum Stillstand bringen. Vielmehr beschloß er, die Frage König Darius zum Entscheid nach dem „Gesetz der Meder und der Perser, das nicht aufgehoben wird“, zu unterbreiten. (Daniel 6:8) Warum hielt sich der Statthalter Tattenai in dieser Weise zurück? In Esra 5:5 wird es erklärt:
16. Warum ging der Statthalter Tattenai gemäß Esra 5:5 auf diese Weise vor?
16 „Und es erwies sich, daß das Auge ihres Gottes auf den älteren Männern der Juden war, und man gebot ihnen nicht Einhalt, bis der Bericht an Darius gelangen und diesbezüglich dann ein offizielles Schriftstück zurückgesandt werden könnte.“
17, 18. (a) Was also konnten die Engel als Kundschafter in bezug auf den Zustand der ‘ganzen Erde’ berichten? (b) Sich über wessen diesbezügliche Einstellung zu erkundigen war von höchster Wichtigkeit, und welche Frage wurde gestellt?
17 Demgemäß konnten die Engel als Kundschafter in bezug auf Unruhe in der Welt zufolge dessen, was Jerusalem plante und tat, ihrem Anführer zwischen den Myrtenbäumen an der tiefen Stelle bei Jerusalem berichten: „Die ganze Erde sitzt still und hat Ruhe.“ Die heidnische Welt ‘saß’ in der Tat selbstzufrieden und ohne Furcht vor irgendeiner Einmischung in ihre Angelegenheiten durch irgendein messianisches Königreich Jehovas Gottes ruhig da. Was aber ist von Jehova der Heerscharen selbst zu sagen? Wie verhielt er sich gegenüber Jerusalem und dem, was es vertrat? Gab es irgendeine weitere Zusicherung von ihm, jetzt, da sein Prophet Haggai aufgehört hatte, unter Inspiration zu reden? War auch er selbstzufrieden gleich den Heidennationen hinsichtlich des Wohles Jerusalems und der Rolle, die es in der Durchführung der Vorsätze Jehovas zu spielen hatte? Die Engel des Himmels interessierten sich ebenfalls dafür und besonders Michael, „der große Fürst, der zugunsten der Söhne deines [Daniels] Volkes steht“. (Daniel 12:1; 1. Petrus 1:12) Als Beweis dafür sieht der Prophet Sacharja in der Vision als nächstes folgendes:
18 „Da antwortete der Engel Jehovas und sprach: ,O Jehova der Heerscharen, wie lange wirst du selbst dich Jerusalems und der Städte Judas nicht erbarmen, die du diese siebzig Jahre öffentlich verurteilt hast?‘ “ — Sacharja 1:12.
19. Warum war es einigen vorgekommen, als ob die „siebzig Jahre“ der göttlichen Verurteilung immer noch andauerten?
19 Gemäß dem, was der Engel sagte, schien es einigen, daß „diese siebzig Jahre“ öffentlicher Verurteilung, die Jehova über Jerusalem und die anderen Städte Judas verhängt hatte, noch andauerten. Dies war der Tatsache zuzuschreiben, daß der Wiederaufbau seines Tempels während der vergangenen siebzehn Jahre vernachlässigt worden war. Jehova war sehr erzürnt gewesen über ihre Väter, die in der Verbannung waren, weil sie den früheren Tempel, der von König Salomo gebaut worden war, entweiht hatten. Jetzt, im achten Monat (Cheschwan) des Jahres 520 v. u. Z., hatte Jehova die heimgekehrten jüdischen Überrestglieder warnend ermahnt, sich nicht dadurch Gottes Zorn zuzuziehen, daß sie so handelten wie ihre Väter und nicht mit Eifer zu Jehova umkehrten, um ihm durch den wieder aufgebauten Tempel ungeteilte Anbetung darzubringen. (Sacharja 1:1-6) In diesem Lichte müssen wir den Ausruf des Engels in bezug auf das, was ihm diese Dinge hinsichtlich Jerusalems und der anderen Städte des wiederbevölkerten Judas anzeigen mochten, verstehen.
20. Weshalb also kann man den Ausruf des Engels über „diese siebzig Jahre“ nicht falsch verstehen, so, als ob jene „Jahre“ noch andauerten?
20 Die Tatsache, daß der Engel diese „siebzig Jahre“ erwähnt, erinnert uns an die von dem Propheten Jeremia erwähnten siebzig Jahre. Während jener siebzig Jahre mußten die Nationen Juda und Israel der Dynastie der Könige Babylons dienen, und am Ende dieser siebzig Jahre wollte Jehova den König von Babylon und die Chaldäer für ihr Vergehen zur Rechenschaft ziehen und sie dafür bestrafen. (Jeremia 25:11-13) Meinte denn der Engel Jehovas, daß jene siebzig Jahre noch nicht zu Ende wären oder daß sie eben erst geendet hätten? Dies konnte keine geschichtliche Tatsache sein. Warum nicht? Weil Jehova etwa zwanzig Jahre zuvor (im Jahre 539 v. u. Z.) Cyrus den Großen von Persien dazu benutzt hatte, Babylon als Weltmacht zu stürzen, und etwa zwei Jahre später, im Jahre 537 v. u. Z., hatte Jehova Cyrus, der als König von Babylon amtete, veranlaßt, die jüdischen Verbannten aus Babylon freizulassen, damit sie nach Jerusalem zurückkehrten, um Jehovas Tempel wieder aufzubauen. — Esra 1:1 bis 2:2; 2. Chronika 36:20-23.
21. Wie sollte das Land Juda während jener „siebzig Jahre“ daliegen, und was weist darauf hin, daß dieser Zustand des Landes seit geraumer Zeit vorüber war?
21 Ferner sollte das Land Juda einen „Sabbat“ halten, „um siebzig Jahre zu erfüllen“. (2. Chronika 36:21) Wie denn? Indem es als „eine wüste Einöde, ohne Mensch und Haustier“, dalag, da es „in die Hand der Chaldäer gegeben“ wurde. (Jeremia 32:43; 33:10-12) Sowohl der Prophet Sacharja wie auch die Engel wußten, daß jene siebzig Jahre gänzlicher Verödung des Landes Juda und Jerusalems, so daß es ohne Mensch und Haustier dalag, im Jahre 537 v. u. Z. geendet hatten, als die jüdischen Überrestglieder aus Babylon zurückgekehrt waren und das Land von neuem bewohnten, denn es wurde von ihnen berichtet, daß sie im siebenten Monat (Tischri) jenes Jahres wieder in ihren Städten gewesen seien. (Esra 3:1, 2) Statt daß das Land noch länger als eine wüste Einöde dalag, wurde es wieder bebaut, wie es der Prophet Haggai siebzehn Jahre später berichtet. (Haggai 1:6-11; 2:16, 17) Somit waren jene siebzig Jahre seit geraumer Zeit zu Ende.
22. Wie zeigte der Prophet Daniel an, daß die „siebzig Jahre“ nicht bis zu dem Jahre 519 v. u. Z. andauerten, in dem Sacharja seine erste Vision hatte?
22 Wenn zur Zeit der ersten Vision Sacharjas jene siebzig Jahre immer noch angedauert hätten oder gerade zu Ende gegangen wären, warum sprach dann der Engel, der wußte, was er tat, diese Worte? Weshalb sagte er, da er wußte, daß die Zeitspanne bestimmt siebzig Jahre dauerte: „O Jehova der Heerscharen, wie lange?“ (Sacharja 1:12) Ja, damals, im ersten Jahr des Darius, des Meders, nach dem Sturz Babylons, im Jahre 539 v. u. Z., merkte der Prophet Daniel „durch die Bücher auf die Zahl der Jahre, über die das Wort Jehovas an Jeremia, den Propheten, ergangen war, um die Verwüstungen Jerusalems zu erfüllen, nämlich siebzig Jahre“. (Daniel 9:1, 2) Bestimmt stellte dann Daniel die Zahl der Jahre nicht siebzehn lange Jahre vor ihrem Ende fest, sondern unmittelbar vor dem Ende der siebzig Jahre im ersten Jahr der Regierung des Königs Cyrus, des Persers. Somit konnte der betagte Prophet Daniel, der mindestens bis ins ‘dritte Jahr des Cyrus, des Königs von Persien’, lebte, wissen, daß er die Länge der Zeitspanne richtig berechnet hatte. (Daniel 10:1) Folglich reichten jene „siebzig Jahre“ nicht bis in die Zeit hinein, da Sacharja im Jahre 519 v. u. Z. seine erste Vision empfing.
23. Welche größere Zeitspanne leiteten jene „siebzig Jahre“ ein, und welchen Vergleich zog der Engel, als er fragte: „Wie lange?“?
23 Man erinnere sich auch, daß jene unvergeßlichen siebzig Jahre die ersten siebzig Jahre der Zeiten der Heiden oder der „bestimmten Zeiten der Nationen“ waren. Als daher jene siebzig Jahre 537 v. u. Z. endeten, dauerten die bestimmten Zeiten für Jerusalem, das von den Heidennationen zertreten werden sollte, noch an. (Lukas 21:24) Augenscheinlich wies der Engel, der ausrief: „O Jehova der Heerscharen, wie lange?“, auf jene frühere Siebzigjahrperiode zurück als Veranschaulichung davon, daß Jehova sein erwähltes Volk verurteilt hatte. Er stellte die Frage, ob Jehovas Verurteilung sie betreffend erneuert werde, weil sie seinen Tempel so lange vernachlässigt hatten. Somit fragte der Engel, wie lange es noch dauern werde, bis Jehova Jerusalem und den anderen Städten Judas Barmherzigkeit erweisen würde. Der Prophet Sacharja war ebenfalls daran interessiert, dies zu erkennen. Auch wir sind es!
24. Welche Antwort gab Jehova dem fragenden Engel, und wie empfand somit Jehova Jerusalem gegenüber und wie den Heidennationen gegenüber?
24 Es muß Sacharja mit Befriedigung erfüllt haben, daß er dem Gespräch zwischen Jehova der Heerscharen und dem fragenden Engel zuhören durfte. „Und Jehova antwortete dann dem Engel, der mit mir redete, mit guten Worten, tröstlichen Worten; und der Engel, der mit mir redete, sprach weiter zu mir: ,Rufe aus, indem du sprichst: „Dies ist, was Jehova der Heerscharen gesprochen hat: ,Ich habe für Jerusalem und für Zion mit großem Eifer geeifert. Mit großem Zorn bin ich erzürnt über die Nationen, die sorglos sind; denn ich meinerseits war nur in kleinem Maß erzürnt, sie aber ihrerseits haben zum Unglück geholfen.‘ “ ‘ “ — Sacharja 1:13-15.
25. Warum war Jehova über sein erwähltes Volk erzürnt, doch weshalb war er über die Heidennationen in Zorn geraten?
25 Gerechterweise war Jehova über dieses ungehorsame erwählte Volk erzürnt. Er war daher verpflichtet, eine Disziplinarstrafe über das Volk zu verhängen. Dazu benutzte er Babylon und dessen Bundesgenossen und Anhänger als sein Werkzeug zur Vollstreckung der Strafe. Indes war er „nur in kleinem Maß erzürnt“. Andererseits gingen die Heidennationen, die als sein Werkzeug der Zurechtweisung dienten, im disziplinarischen Vorgehen zu weit, und dies aus reinem Haß gegenüber seinem erwählten Volk und als Bekundung ihrer Verachtung ihm und seiner Anbetung gegenüber. Aus Bosheit ‘halfen sie zum Unglück’ seines Volkes. Böswillig fügten sie diesem Unglück ein Übermaß hinzu. Wie sind doch die Verfolger in der Neuzeit geneigt gewesen, gegenüber Jehovas Anbetern ebenso zu handeln! Aus guten, gerechten Gründen konnte Jehova der Heerscharen sagen: „Mit großem Zorn bin ich erzürnt über die Nationen.“ Mögen die nationalistisch eingestellten Verfolger von heute sich daran erinnern!
26. Was wollte Jehova daher nun in bezug auf Jerusalem tun?
26 „Dies ist darum, was Jehova gesprochen hat: ,Ich werde gewißlich zu Jerusalem mit Erbarmungen umkehren. Mein eigenes Haus wird darin gebaut werden‘, ist der Ausspruch Jehovas der Heerscharen, ,und eine Meßschnur, sie wird über Jerusalem ausgespannt werden.‘ “ — Sacharja 1:16.
27. Wie würde Jehova den Verfolgern beweisen, daß er Jerusalem nicht für immer verlassen hatte, und wie würde die Meßschnur darüber ausgespannt werden?
27 Das disziplinarische Vorgehen der Heidennationen gegen das Volk von Juda und Jerusalem wurde bis zu dem Punkt direkter Verfolgung durchgesetzt. „Dieses Volk ist von seinem Gott gänzlich aufgegeben und uns überlassen worden“, werden die Verfolger gedacht haben. Dem war aber nicht so! Jehova hatte es nicht für immer aufgegeben, und er war entschlossen, dies den Verfolgern zu beweisen. Als Sinnbild dafür wurde Jerusalem nicht für immer verödet gelassen. Jehova würde mit Erbarmungen zu Jerusalem umkehren, indem er es aus dem Staub und Schutt emporheben und wieder bevölkern lassen würde. Häuser würden darin gebaut werden, und so würde die „Meßschnur ... über Jerusalem ausgespannt werden“, während man Häuser baute. Ja, sogar das wichtigste aller Gebäude würde darin gebaut werden: Jehovas Tempel selbst! Was für ein Rückschlag dies für die Verfolger und ihre falschen Götter wäre!
28. Wem also sollte Jehovas Wahl kundgetan werden, und was war es, das Jehova erwählte?
28 Gottes Zeit für den Wiederaufbau war gekommen. Nichts würde diesen jetzt aufhalten können. Gott hatte die Wahl getroffen, und sie war auf seine sichtbare, irdische Organisation gefallen. Diese Erwählung sollte durch Gottes Gunst kundwerden, ob nun die weltlichen Nationen, die sorglos waren, es übelnahmen oder nicht. Aus dieser göttlichen Wahl sollte kein Hehl gemacht werden. Um zu zeigen, daß die Öffentlichkeit auf Gottes Entscheidung und Erwählung aufmerksam gemacht werden mußte, wurde der Befehl vor den Ohren des Propheten Sacharja gegeben: „Rufe ferner aus, indem du sprichst: ,Dies ist, was Jehova der Heerscharen gesprochen hat: „Meine Städte werden noch von Gutem überfließen; und Jehova wird gewißlich über Zion noch Bedauern empfinden und tatsächlich noch Jerusalem erwählen.“ ‘ “ — Sacharja 1:17.
29. (a) Was also beanspruchte Jehova als sein Eigentum, und wie würde er seine diesbezügliche Erwählung anzeigen? (b) Mit welchem anderen Namen wurde Jerusalem bezeichnet, und warum, und wer wohnte dort?
29 Beachten wir, daß Jehova der Heerscharen die Städte der persischen Provinz Juda „meine Städte“ nennt. Er hatte sie erwählt. Er beanspruchte sie als sein Eigentum. Er würde den Beweis liefern, daß diese wiederhergestellten Städte sein wären, indem er sie mit seinem Guten erfüllte. Demzufolge würden sie gedeihen. Jede dieser Städte würde ihre Ältestenschaft als ihre lokale Regierung haben. Solche reorganisierten Städte würden nicht ohne irdische Hauptstadt sein. Diese führende Stadt wäre diejenige, die sich Jehova erwählen würde. Es wäre die Stadt, die vor dem Exil die Hauptstadt des Volkes Jehovas war, nämlich Jerusalem, das von seinem eigenen Volke wieder aufgebaut würde. Das war weder eine demokratische noch eine Erwählung durch irgendeinen Reichsherrscher. Es war die theokratische Erwählung. Diese Stadt, die von dem himmlischen Theokraten, von Jehova der Heerscharen, erwählt wurde, wurde auch Zion genannt, weil der Berg Zion der Ort war, wo einst der Palast des Königs David stand, neben dem David das Zelt für die zeitweilige Wohnung der Lade des Bundes Jehovas aufgeschlagen hatte. Im wieder aufgebauten Zion oder in Jerusalem sollte der Sitz der leitenden Körperschaft für die Provinz sein. Somit wohnte der Statthalter Serubbabel dort.
30. Wie und wann empfand Jehova ‘Bedauern über Zion’?
30 Weil die Bewohner Jerusalems fortgesetzt ungehorsam gewesen waren, hatte Jehova verordnet, daß Zion oder Jerusalem von den Babyloniern zerstört werden und siebzig Jahre lang verödet daliegen sollte. Zu seiner bestimmten Zeit empfand Jehova Bedauern über das verödete Zion. Nicht daß er etwas falsch gemacht oder einen Fehler begangen hätte, als er Zion vernichten ließ, sondern sein Wille war ausgeführt und es war seinem Vorhaben gedient worden, wodurch er sich selbst gerechtfertigt hatte. Nun konnte sein Zorn nachlassen, und er konnte sich trösten. Er konnte jetzt über den Gegenstand seines Zornes Bedauern empfinden und sich nun frei fühlen, ihm Mitleid zu bekunden und ihn zu trösten. Ohne also irgendeinen Fehler zugeben zu müssen, empfand Jehova am Ende der siebzig Jahre der Verödung Bedauern über Zion. Ohne daß er irgendein Vergehen von seiner Seite hätte gutmachen müssen und ohne daß er Reparationen für irgendeine ungerechtfertigte Schädigung von seiner Seite leisten mußte, brachte Jehova in seiner Barmherzigkeit sein Volk aus dem Exil zurück und veranlaßte es, Zion wieder aufzubauen. Die Zeit der Zerstörung war vorbei, die Zeit des Aufbaus war da! Welche Kundgebung göttlichen Mitleids!
31. (a) Welche Nation hatte dazu aufgerufen, Jerusalem dem Erdboden gleichzumachen, und was glaubte sie? (b) Wann war die Zeit gekommen, die Wahl Jehovas, eine Stadt betreffend, bekanntzumachen?
31 Zu der Zeit, als Zion oder Jerusalem im Jahre 607 v. u. Z. dem Erdboden gleichgemacht wurde, hatten die feindlichen Edomiter die babylonischen Eroberer mit den Worten angereizt: „Lege es bloß! Lege es bloß bis auf den Grund darin!“ (Psalm 137:7) Die Feinde dachten schadenfroh, daß sein Gott, Jehova, die Stadt für immer verworfen hätte und daß er wie sie Jerusalem nie wieder erwählen würde. Aber Jehova konnte seine gütigen Prophezeiungen Jerusalem betreffend weder vergessen noch verleugnen. In Treue ‘erwählte er tatsächlich Jerusalem’, und diese Wahl galt Jahre später noch, im Jahre 519 v. u. Z., zur Zeit der ersten Vision Sacharjas. Nicht nur wurde Jerusalem von seinem eigenen Volk wieder aufgebaut, sondern die Grundlage seines Tempels wurde dort gelegt, und schon begann man mit der Arbeit an dem Aufbau. Zu der Zeit, da jener Tempel vollends errichtet wäre, würde Jehova dann seinen eigenen Namen darauf legen; er würde durch seinen Geist gegenwärtig sein, und seine Anbetung würde dort in vollem Umfang wieder fortgesetzt werden. Das würde allen Nationen beweisen, daß Jehova Jerusalem erwählt hatte. Somit war auch im Jahre 519 v. u. Z. die Zeit gekommen, seine Wahl bekanntzumachen.
32. Warum können wir in bezug auf eine Erfüllung des Textes von Sacharja 1:17 nicht nach dem neuzeitlichen Jerusalem ausblicken?
32 Ist irgend etwas Ähnliches in der Neuzeit geschehen? Bestimmt nicht hinsichtlich des neuzeitlichen Jerusalem, um das die Araber und die Israelis sowohl im Jahre 1948 als auch im Jahre 1967 kämpften. Unten an der Westmauer (Kótel Ma’arabí) klagen die orthodoxen Juden oder sagen Gebete her, während oben auf der Plattform, etwa achtzehn Meter darüber, die Mohammedaner im Felsendom und in der El-Aksa-Moschee anbeten. Südlich davon, außerhalb der heutigen Stadtmauern, liegt der biblische Berg Zion verödet da. Wenn man die tatsächliche Lage gebührend in Betracht zieht, sieht man, daß Jehova dieses irdische Jerusalem nicht als eine Stätte für seinen Namen und seine Anbetung erwählt hat. Wir müssen anderswohin blicken, um die neuzeitliche Erfüllung von Sacharja 1:17 zu sehen.
33. (a) Wer entspricht heute dem Statthalter Serubbabel, der über das ehemalige Jerusalem regierte? (b) Was ist hinsichtlich derer zu sagen, über die er regiert?
33 Auf der Erde wird heute kein Tempel von Serubbabel als dem Statthalter Jerusalems gebaut. Doch gibt es den größeren Serubbabel, nämlich den in den Himmeln verherrlichten Herrn Jesus Christus. In Jehovas Namen regiert er über das, was in Hebräer 12:22 der ‘Berg Zion und eine Stadt des lebendigen Gottes, das himmlische Jerusalem’, genannt wird. Am Ende der Zeiten der Nationen, im Jahre 1914, wurde er als regierender König dort eingesetzt, und er regiert über diejenigen, die seine wahren und treuen Jünger auf Erden sind. Diese Jünger sind keinesfalls irgendein Teil der Christenheit, denn sie besteht aus Hunderten sich widersprechenden Religionssekten und ist den Vereinten Nationen, die sie als Bewahrerin des Weltfriedens und der Sicherheit ansieht, zugetan, und ihre Hände sind voll Blut, das in den unchristlichen Kriegen dieser Welt vergossen worden ist. Der himmlische, größere Serubbabel regiert über diejenigen, die denselben Gott anbeten wie er, nämlich Jehova der Heerscharen. Diese Anbeter stehen auch unter der Verpflichtung, christliche Zeugen dieses Gottes, Jehovas, zu sein. (Jesaja 43:10-12; 44:8) Sie sind es, die in Übereinstimmung sind mit dem „himmlischen Jerusalem“, dem Sitz der Regierung des größeren Serubbabel.
34. Wieso erschien es während des Ersten Weltkrieges, von 1914 bis 1918, als ob Jehova sein geistiges Zion oder Jerusalem verlassen hätte?
34 Wegen all dieser biblischen Zusammenhänge vertreten diese christlichen Zeugen Jehovas auf Erden den Berg Zion droben und das „himmlische Jerusalem“. Was ihnen widerfahren ist, ist gleichsam dem sinnbildlichen Zion oder Jerusalem widerfahren. Im Tumult des Ersten Weltkrieges (1914 bis 1918) wurden sie von den sogenannten Christen der Christenheit verfolgt, weil sie an dem Königreich des größeren Serubbabel, Jesu Christi, festzuhalten suchten. Ihre öffentliche Zeugnistätigkeit für Jehovas messianisches Königreich wurde gehemmt und auf ein Minimum herabgesetzt. Sie kämpften nicht mit fleischlichen Waffen gegeneinander, indem sie auf den gegnerischen Seiten der kriegstollen Christenheit kämpften, doch ihre internationale Zusammenarbeit wurde von den Feinden dadurch unterbrochen, daß die Verbindungen in ihrer internationalen Organisation zerrissen wurden. Wegen der weltweiten Trübsal, die über sie kam, war es, als ob Jehova, ihr Gott, das geistige Zion oder Jerusalem verlassen hätte.
35. Zwischen welchen Gruppen traf Jehova zu Beginn der Nachkriegszeit die Wahl, wer sein geistiges Zion oder Jerusalem vertreten sollte?
35 Ganz plötzlich kam der Erste Weltkrieg durch einen Waffenstillstand im November 1918 zu Ende. Die Nachkriegszeit setzte ein. Nun konnte man wieder einer friedlichen Tätigkeit nachgehen. Im Dezember jenes Jahres begannen die Religionsanhänger der Christenheit zugunsten einer internationalen Organisation für Weltfrieden und Sicherheit einzutreten. Dies wurde öffentlich deutlich durch die Erklärung des Generalrates der Kirchen Christi in Amerika bekanntgegeben, wonach der beantragte Völkerbund „der politische Ausdruck des Königreiches Gottes auf Erden“ sei, und dies trotz der Tatsache, daß alle Nationen des beantragten Bundes mit dem Blut von Millionen im Kriege Gefallenen befleckt waren. War der Generalrat in seiner hochtönenden Erklärung korrekt, deren Wortlaut so fromm-religiös tönte? Bestimmt war es an der Zeit, daß sich Jehova der Heerscharen selbst dazu äußerte. Wen würde er als seine Vertreter des geistigen Zion oder Jerusalem erwählen, die Christenheit mit ihren blutbefleckten Verfolgern oder die verfolgten Anhänger der Königreichsregierung seines größeren Serubbabel, Jesu Christi? Wen würde er als seine Zeugen organisieren?
36. Welche Fragen werfen wir heute auf, um festzustellen, ob Jehova gleich nach dem Ersten Weltkrieg die Christenheit als seine Organisation erwählt hatte?
36 Erbringt denn die religiöse Verwirrung und Entartung der Christenheit heute den überwältigenden Beweis, daß damals, im Nachkriegsjahr 1919, die Wahl Jehovas der Heerscharen auf sie gefallen war? Beweisen die heutigen Tatsachen ohne jeden Widerspruch, daß er ihre „Städte“ bis zum Überfließen mit seinem Guten erfüllt hat? Steht sein geistiger Tempel als ein Haus der Anbetung wieder aufgebaut in ihr da, das heißt, betet sie durch ihre Hunderte von religiösen Sekten Jehova als Gott in seinem geistigen Tempel an? Wer will als Zeuge der Christenheit auftreten, um dies unzweideutig mit Ja zu beantworten? Da solche Zeugen fehlen, blicken wir anderswohin.
37. Was lenkt unsere Aufmerksamkeit hinsichtlich des veränderten Zustande in die rechte Richtung bezüglich der Wahl Jehovas?
37 Wohin denn? Nicht nur der Name ist das, was unsere Aufmerksamkeit auf die deutlich sichtbare Wahl Jehovas hinlenkt. Was die Aufmerksamkeit auf die Erwählten lenkt, ist die Art und Weise, wie sie sich für ihren Gottesdienst nach dem Krieg organisiert haben, ferner, was sie verkündigt haben und wofür sie kompromißlos auf der Weltbühne eingetreten sind, wie auch das, was sie getan haben. Ja, außerdem sprechen die „Erbarmungen“, mit denen Jehova der Heerscharen zu ihnen ‘umgekehrt’ ist, für sie. Dies können wir verstehen, wenn wir den geistigen Zustand betrachten, aus dem sie sich in der Nachkriegszeit aufgerichtet haben. Aus einem Zustand, in dem sie anscheinend von Gott verstoßen und verworfen waren, haben sie sich erhoben, ja aus dem Zustand, in dem sie fast bis zum Tode von der Christenheit verfolgt wurden, die sie nicht nur während des Ersten Weltkrieges, sondern auch während des Zweiten Weltkrieges und in der Zeit zwischen diesen Blutbädern der Welt verfolgte. Dies alles ist geschehen, um ihre Religionsorganisation zu sprengen und sie als ein störendes religiöses Problem für immer zugrunde zu richten. Wer also ist dieser Gegenstand religiöser Verfolgung und Feindseligkeit, aber auch der göttlichen „Erbarmungen“?
38. Wer auf der Erde hat sich in der Nachkriegszeit als derjenige erwiesen, auf den Jehovas Wahl gefallen ist, und durch welche kennzeichnenden Merkmale?
38 Die historischen Tatsachen seit dem Ersten Weltkrieg (1914 bis 1918) kennzeichnen die Betreffenden. Ihre Rolle auf dem internationalen Schauplatz läßt sie heute klar und deutlich hervortreten. Es sind die christlichen Zeugen, die den Namen des Gottes tragen, den sie anbeten und dem sie dienen, den Namen Jehova. Aus dem Zustand des religiösen Gelähmtseins, in dem das Nachkriegsjahr 1919 diese international verachtete Gruppe vorfand, trat dieser Überrest Gott hingegebener, getaufter und geistgesalbter Christen im Dienst Jehovas auf die Weltbühne der Tätigkeit. Als sich die Welt politisch, religiös, militärisch und sozial dem Völkerbund anschloß, trat dieser gesalbte Überrest standhaft für Jehovas messianisches Königreich als die einzige Hoffnung für die gesamte Menschheit ein und begann ein Werk des Predigens ‘dieser guten Botschaft vom Königreich’ wie nie zuvor während seiner irdischen Laufbahn. Der Beweis ist vorhanden, daß die Glieder des Überrestes „diese gute Botschaft“ genauso gepredigt haben, wie Jesus Christus es in Matthäus 24:14 vorausgesagt hatte, nämlich „auf der ganzen bewohnten Erde ..., allen Nationen zu einem Zeugnis“, und zwar in 165 Sprachen!
39. (a) Diese Großtat ist der Tatsache zuzuschreiben, daß Jehova zu wem umgekehrt ist, und womit? (b) Wem haben sich diese genaht, und wo leisten sie heiligen Dienst, wobei sich ihnen jetzt wer anschließt?
39 Dieses beachtenswerte große Werk in der Weltchronik ist weder durch menschliche Kraft noch durch menschliche Tätigkeit oder Erfindungsgabe, noch allein durch Mut und Stärke vollbracht worden. Es ist vor allem darauf zurückzuführen, daß Jehova der Heerscharen sie für den vorausgesagten Dienst und „zu einem Zeugnis“ erwählt hat. Auch ist es nicht nur dadurch erreicht worden, daß sie als Jünger Jesu Christi gänzlich Gott hingegeben waren, sondern weil er ihnen durch Jesus Christus Barmherzigkeit erwiesen hatte und nun mit „Erbarmungen“ zu ihnen ‘umgekehrt’ war. Indem sie treulich in die Fußstapfen Christi traten, haben sie sich dem Berg ‘Zion genaht und einer Stadt des lebendigen Gottes, dem himmlischen Jerusalem’. Mit einem tieferen Verständnis und größeren Unterscheidungsvermögen denn je zuvor schätzen sie Jehovas geistigen Tempel und beten ihn dort an, indem sie als geistige Unterpriester unter ihrem himmlischen Hohenpriester, Jesus Christus, Dienst leisten. In ihrer Anbetung hat sich ihnen jetzt eine unzählige „große Volksmenge“ friedliebender, schafähnlicher Personen aus allen Nationen, Völkern, Stämmen und Sprachen angeschlossen, genauso wie es vorausgesagt wurde! (Offenbarung 7:9-17) Wir finden sie in 208 Ländern und Inselgruppen.
40. (a) Warum kann Jehova diese Versammlungen „meine Städte“ nennen, und wie sind sie organisiert? (b) Inwiefern fließen jene „Städte“ „von Gutem“ über?
40 Sie haben keine politischen Gemeinden, wie es Städte sind. Ihre bildlichen „Städte“ sind religiöse Versammlungen Gott hingegebener, getaufter Jünger Jesu Christi, des größeren Serubbabel. (Matthäus 28:19, 20) Diese sind nach theokratischer Ordnung so organisiert, wie es in der inspirierten Heiligen Schrift dargelegt wird; und wie die Städte des alten Israel, so hat jede dieser Versammlungen ein lokales Presbyterium oder eine „Ältestenschaft“. Auch gibt es „Dienstamtgehilfen“ (diákonoi), die jeder Ältestenschaft beistehen. (1. Timotheus 3:1-13; 4:14; Titus 1:5-9; Philipper 1:1; 1. Petrus 5:1-4) Jehova kann diese christlichen Versammlungen passenderweise „meine Städte“ nennen, weil er in Wirklichkeit für ihre Organisation und ihr Wachstum verantwortlich ist, und sie sind ihm durch Jesus Christus rückhaltlos hingegeben. Eine Untersuchung dieser bildlichen „Städte“ Jehovas offenbart, daß sie in geistigem Sinne „von Gutem“, das von ihm kommt, „überfließen“. Wie man aus allen sich mehrenden Anzeichen schließen kann, hat Jehova der Heerscharen sie als Vertreter seines himmlischen Jerusalem erwählt. Ihm sei Lobpreis, denn die Prophezeiung von Sacharja 1:16, 17 hat sich so erfüllt!
DIE ZWEITE VISION
41. (a) Was muß mit Bezug auf die Frage gesagt werden, ob mit dem, was den Verfolgern bereits widerfahren ist, die Sache ein Ende hat? (b) In bezug auf was stellte Sacharja in seiner zweiten Vision am 24. Schebat eine Frage?
41 Was aber ist über die Verfolger und über Personen zu sagen, die die Anbeter Jehovas der Heerscharen, die sich ihm hingegeben haben, vernichten möchten? Während wir die heutigen Zustände in der Welt betrachten, können wir sehen, was ihnen bereits widerfahren ist. Aber der gegenwärtige Zustand der Verfolger ist noch nicht das Ende der Sache. Um zu veranschaulichen, was schließlich mit ihnen geschehen wird, wurde dem Propheten Sacharja eine weitere Vision direkt nach der ersten gegeben, und zwar an demselben vierundzwanzigsten Tag des elften Monats (Schebat), im Jahre 519 v. u. Z., im zweiten Jahr der Regierung des Darius I., des Königs von Persien. Das medo-persische Reich war die vierte Weltmacht der biblischen Geschichte, und diese zweite Vision hätte es interessieren sollen. Der Mann, der sie empfing, Sacharja, berichtet uns darüber: „Und ich erhob dann meine Augen und sah; und siehe! da waren vier Hörner. Somit sprach ich zu dem Engel, der mit mir redete: ,Was sind diese?‘ Darauf sprach er zu mir: ,Dies sind die Hörner, die Juda, Israel und Jerusalem versprengten.‘ “ — Sacharja 1:18, 19.
42. Was symbolisierten jene „Hörner“, und was bedeutet es, daß es ihrer vier waren?
42 Der Prophet Sacharja wußte, daß in den inspirierten Hebräischen Schriften ein Horn als Sinnbild der Regierungsmacht einer Nation oder eines Reiches gebraucht wird. Jene vier symbolischen Hörner würden nicht notwendigerweise vier einzelne Nationen oder Reiche veranschaulichen, die bis dahin die Völker von Juda, Israel und Jerusalem versprengt und deren Städte zugrunde gerichtet hatten. In der Heiligen Schrift hat die Zahl Vier eine symbolische Bedeutung. Wenn sie zum Beispiel mit Bezug auf die Winde gebraucht wird, so beziehen sich die vier Winde der Himmel auf alle Teile des Himmels oder alle Himmelsrichtungen; oder die vier Winde weisen einfach auf alle Richtungen der Erde hin. (Hesekiel 37:9; Daniel 7:2) Die vier Räder, die zu Jehovas himmlischem Wagen gehörten, den der Prophet Hesekiel sah, deuten eine gutausgeglichene Fahrgrundlage des göttlichen Wagens an. (Hesekiel 1:15, 21) Vier Hörner könnten dementsprechend alle Regierungsmächte bedeuten, die beteiligt waren, und nicht nur buchstäblich vier, denn sie wirkten aus allen Richtungen und ließen keine Unausgeglichenheit zu, indem sie irgendeine Himmelsrichtung übergingen.
43. Was für andere politische Mächte wären somit außer Ägypten, Assyrien und Babylon in dem Symbol jener „vier Hörner“ inbegriffen?
43 Somit waren in dem bösen Vorgehen gegen Jehovas erwähltes Volk nicht nur Ägypten, Assyrien und Babylon als Weltmächte an dem Versprengen Judas, Israels und Jerusalems beteiligt, sondern noch weitere Mächte wie die Nation Edom und andere verbündete Nationen oder Mitwirkende. Sie alle waren Verfolger. Jene politischen Organisationen benutzten ihre Macht, besonders die Militärmacht, auf boshafte, gewalttätige Weise wider Jehovas erwähltes Volk. — Sacharja 1:15.
44. Warum war Jehova sehr erzürnt über die Heidennationen, die sorglos waren?
44 Jene heidnischen politischen Mächte waren alle über das hinausgegangen, was Jehova der Heerscharen zur Züchtigung seines achtlosen, ungehorsamen Volkes zu tun im Sinn gehabt hatte. Sie benutzten den Spielraum, der ihnen gelassen wurde, nur dazu, ihr Übelwollen und ihren Groll, ihren Neid und ihre Gehässigkeit an Juda, Israel und Jerusalem auszulassen. Aus diesem Grund sagte Jehova der Heerscharen vor Sacharjas Ohren zu dem Engel: „Mit großem Zorn bin ich erzürnt über die Nationen, die sorglos sind.“ (Sacharja 1:15) Wie wollte Jehova seinen großen Zorn gegen jene sorglosen Nationen zum Ausdruck bringen, weil sie ihre Rache oder Bosheit an seinem Volk ausgelassen hatten? Er enthüllt dies in dem weiteren Teil der zweiten Vision, die sich vor Sacharjas Augen entfaltet. Er sagt:
45. Was zeigte Jehova in der Vision dem Sacharja als seine Werkzeuge, mit denen er seinen Zorn über die sorglosen Nationen zum Ausdruck bringen würde?
45 „Überdies zeigte Jehova mir vier Handwerker. Da sprach ich: ,Was zu tun, kommen diese?‘ Und er sprach weiter: ,Dies sind die Hörner, die Juda dermaßen versprengten, daß gar keiner sein Haupt erhob; und diese anderen werden kommen, sie zu schrecken, um die Hörner der Nationen niederzuwerfen, die ein Horn gegen das Land Juda erheben, um es zu versprengen.‘ “ — Sacharja 1:20, 21, NW; EB.
46. (a) Weshalb waren es vier dieser „Handwerker“, und was war trotz ihres Berufes ihre Mission? (b) Wer sandte sie aus, und was bedeutete dies für die Verfolger?
46 Daß es vier dieser Handwerker oder Werkleute sind, ist das Gegenstück zu den vier Hörnern. Ihre Zahl hat dieselbe Bedeutung wie diejenige im Fall der vier Hörner. Sie veranschaulicht alle „Handwerker“, die an der Sache beteiligt und auf ausgeglichene, völlig hinreichende Weise organisiert sind. Da sie Handwerker oder Werkleute waren, waren sie keine Zerstörer. In erster Linie waren sie Bauleute. Aber sie konnten zu einer Tätigkeit der Zerstörung gebraucht werden und konnten ihre Arbeitswerkzeuge zu diesem Zweck benutzen. Das war ihre Mission in der Vision. Doch wessen Handwerker waren sie, und wer sandte sie? Offenbar Jehova der Heerscharen, denn sie kamen, um die Macht der vier Hörner zunichte zu machen, die Jehovas Volk, Juda, Israel und Jerusalem, versprengt hatten. Was sie hierzu benutzten, war zweifellos der Hammer ihres Handwerks. Wehe also den Verfolgern, den ‘Hörnern’! Gottes Gericht sollte an diesen Verfolgern vollstreckt werden.
DIE AUFMERKSAMKEIT AUF DIE VERFOLGER GELENKT
47. Wie muß das, was jenen Verfolgern, den Nationen, danach widerfuhr, angesehen werden — als der natürliche Verlauf der Weltangelegenheiten oder als was?
47 Jehovas großer Zorn verfehlte nicht, sich über die Verfolger, die Nationen, zu ergießen. Die Geschichte der alten Zeit zeigt, daß es den Nationen, die Jehovas erwähltes Volk vor alters böswillig mißhandelten, danach nicht gut erging; Unglück ereilte sie. Wo sind sie heute? Dieser unglückliche Ausgang war nicht nur der natürliche Verlauf der Weltangelegenheiten, ohne daß ihre Niederwerfung beabsichtigt gewesen wäre. Es war die Auswirkung des göttlichen Zorns, der über sie kam. Daraus sollten wir heute bestimmt eine Lehre ziehen.
48. (a) Wen verfolgte dann Rom im ersten Jahrhundert u. Z., und inwiefern hat es weiterhin so gehandelt? (b) Von welchem Teil der Christenheit ist Rom heute das Haupt?
48 Im ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung kam das geistige Israel unter der Führung des von Gott gesandten Messias, nämlich Jesus von Bethlehem-Juda, ins Dasein. Die Nation des natürlichen, beschnittenen Israel wurde somit dadurch ersetzt. So, wie Ismael durch Isaak, den wahren Erben Abrahams, ersetzt wurde und dessen Verfolger wurde, so verfolgte das natürliche Israel Christi Jünger, die das geistige Israel bildeten. Dem natürlichen Volk Israel erging es deswegen schlecht, seine heilige Stadt Jerusalem wurde im Jahre 70 u. Z. zerstört, und die Überlebenden der Provinz Juda wurden versprengt, indem sie großenteils als Gefangene weggeführt wurden. (Galater 4:21-31; 1. Thessalonicher 2:14-16; 1. Mose 21:1-14) Nach dem Brand von Rom im Jahre 64 u. Z. nahm Rom die Verfolgung des christlichen, nämlich des geistigen Israel auf. Diese Verfolgung setzte es nicht nur als Herrin des heidnischen Römischen Reiches fort, sondern auch als religiöse Herrin des Heiligen Römischen Reiches. Dieses Heilige Römische Reich verschwand in den Tagen Napoleon Bonapartes, am Anfang des neunzehnten Jahrhunderts, aus dem Dasein. Doch Rom existiert immer noch als das Haupt des größten, stärksten und volkreichsten Teils der religiösen Christenheit. Aber in dieser Eigenschaft ist Rom ‘erschreckt’ worden.
49. Wer als Verfolgerweltmacht folgte Rom, und durch wen und wann wurde dies vorausgesagt?
49 Im achtzehnten Jahrhundert mußte sich Rom als die sechste Weltmacht der biblischen Geschichte vor dem Britischen Reich als der siebenten und größten Weltmacht der biblischen Prophezeiung beugen. Die Geschichte enthüllt, daß auch diese Weltmacht sich der Verfolgung und Versprengung des geistigen Israel Jehovas der Heerscharen schuldig gemacht hat. Auch die Vereinigten Staaten von Amerika haben sich daran beteiligt, da sie sich später mit der siebenten Weltmacht zu einer Doppelweltmacht, der anglo-amerikanischen, verbanden. Diese Verfolgung wütete offenkundig während des Ersten Weltkrieges gegen den Überrest des geistigen Israel und in einem noch umfassenderen Maße während des Zweiten Weltkrieges. Dies war dem verbannten Propheten Daniel unter prophetischen Symbolen anschaulich vorausgesagt worden, und zwar „im dritten Jahr des Königtums Belsazars, des Königs“, das heißt vor dem Sturz des alten Babylon und somit mehr als zwanzig Jahre bevor Sacharja die Vision von den vier Hörnern und den vier Handwerkern hatte. (Daniel 8:1, 9-12, 23-26) Somit wußte Jehova, daß seine symbolischen „Handwerker“ die „Hörner der Nationen“ mehr als 2 490 Jahre nach der Vision Sacharjas niederwerfen müßten.
50. Welche anderen „Hörner“ sind außer der siebenten Weltmacht daran beteiligt gewesen, in jüngster Zeit geistige Israeliten zu verfolgen?
50 In der Neuzeit hat nicht nur die zweihörnige anglo-amerikanische Doppelweltmacht durch Verfolgungen und Bedrückungen am Versprengen des geistigen Volkes Israel teilgenommen, sondern dies haben auch andere neuzeitliche symbolische „Hörner“ getan. Einer der empörendsten Fälle hiervon in jüngster Vergangenheit war die sadistische Mißhandlung der christlichen Zeugen Jehovas von 1933 bis 1945 im Dritten Reich unter Adolf Hitler, dem Führer der Nationalsozialisten. Die anderen Achsenmächte schlossen sich ihm in dieser boshaften Bedrückung geistiger Israeliten und ihrer Gott hingegebenen Gefährten an. Auch seither haben andere politische „Hörner“, die den kollektiven „König des Nordens“ bilden, die treuen Anbeter Jehovas herumgestoßen, sozusagen auf die Hörner gespießt und sonstwie bedroht.
51. Wann und von wem wurde die Verfolgung vorausgesagt, die durch den „König des Nordens“ erfolgen würde, und was also hatte Jehova in bezug auf Verfolgung im Sinn?
51 „Im dritten Jahr des Cyrus, des Königs von Persien“, nach dem Sturz Babylons, sagte Jehovas Engel dem Propheten Daniel voraus, daß der symbolische „König des Nordens“ in unserer Zeit Jehovas christliche Zeugen so verfolgen würde. (Daniel 10:1, 18-21; 11:29-36, 44, 45) Daraus geht hervor, daß Jehova nicht nur an „Hörner“ dachte, die in der Vergangenheit sein Vorbild-Volk verfolgten, sondern auch an „Hörner“, die in der Zukunft, nämlich in der Neuzeit, in unseren Tagen, sein gegenbildliches Volk verfolgen würden.
52. Um wen heute im voraus zu warnen, benutzte Jehova also in einem Fall der Vergangenheit sein Vorbild-Volk, und wie wurde dies in der Vision des Johannes, in Offenbarung 7:1-3, gezeigt?
52 So benutzte Jehova einen Fall der Verfolgung seines Vorbild-Volkes der Vergangenheit, um die neuzeitlichen Nationen im voraus zu warnen, die gegen den rechtmäßigen geistigen Stand seiner treuen Anbeter ‘ihr Haupt erheben’. Wider alle diese Nationen würde er seine symbolischen „Handwerker“ gebrauchen. Daß es in der Vision vier „Handwerker“ waren, ruft uns das in den Sinn, was der christliche Apostel Johannes in einer Vision gegen Ende des ersten Jahrhunderts u. Z. sah. Er beschreibt es mit den Worten: „Danach sah ich vier Engel an den vier Ecken der Erde stehen und die vier Winde der Erde festhalten, damit kein Wind über die Erde wehe oder über das Meer oder über irgendeinen Baum. Und ich sah einen anderen Engel vom Sonnenaufgang heraufkommen, der ein Siegel des lebendigen Gottes hatte; und er rief mit lauter Stimme den vier Engeln zu, denen gewährt war, die Erde und das Meer zu beschädigen, und sagte: ,Beschädigt nicht die Erde noch das Meer, noch die Bäume, bis wir die Sklaven unseres Gottes an ihrer Stirn versiegelt haben.‘ “ — Offenbarung 7:1-3.
53. Wozu wird die Loslassung jener „vier Winde“ hinsichtlich der „vier Hörner“ führen, was aber stärkt die verfolgten Anbeter Jehovas, damit sie ausharren können?
53 Wenn die vier Winde losgelassen werden, wird ein weltweiter Sturm entstehen, der alle Nationen der Erde „beschädigen“ und die symbolischen „Hörner“ vernichten wird, die sie gegen die geistigen Israeliten erhoben haben, die mit dem Siegel des lebendigen Gottes versiegelt sind. Dies wird dasselbe zur Folge haben wie das durch die „vier Handwerker“ Veranschaulichte, die die symbolischen „vier Hörner“ aller Nationen zerhämmern und zerschlagen. In scharfem Gegensatz zu all den „Erbarmungen“, mit denen Jehova zu seinen verfolgten Anbetern umkehrt, wird die Vollstreckung seiner Gerichte ihre Verfolger erbarmungslos treffen. Indem alle Verfolgten ihr volles Vertrauen auf die göttliche Zusicherung setzen, werden sie gestärkt, bis zum Ende auszuharren.