4. Kapitel
Die Veränderung, die mit dem messianischen „Knecht“ vor sich geht
1. Wie werden die Könige der heutigen Generation auf die Machtkundgebung des messianischen „Knechtes Jehovas reagieren?
DIE Könige der heutigen Generation werden ‘vor Entsetzen auf den messianischen „Knecht“ starren’, wenn er sich in seiner veränderten Stellung, die er in Gottes Organisation bekleidet, zeigen wird. Sie werden angesichts der furchteinflößenden Kundgebung, die bestätigt, daß mit Jehovas „Knecht“, dem Messias, eine Veränderung vor sich gegangen ist, ihren Mund verschließen, sie werden schweigen (Jesaja 52:13-15).
2. Warum ist die Botschaft von der Veränderung, die mit dem messianischen „Knecht“ vor sich gegangen ist, weder für die „Könige“ der Nationen noch für die meisten übrigen Erdbewohner eine gute Botschaft?
2 Die Veränderung, die mit dem messianischen „Knecht“ vor sich gegangen ist, muß von allergrößter Bedeutung sein, sonst hätte Jehova im achten Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung durch seinen Propheten Jesaja nicht besonders darauf aufmerksam gemacht. Eigentlich sollte es für jeden Erdbewohner eine gute Botschaft sein. Aber im Falle der „Könige“ der Nationen ist es anders. Im Falle dieser politischen Herrscher geht es darum, an der Macht festzuhalten oder durch das himmlische Königreich Jesu, des Messias, des erhöhten „Knechtes“ Jehovas, entmachtet zu werden. Es ist für sie nicht gerade erquicklich, denken zu müssen, durch eine bessere Regierung für alle Menschen ihrer Stellung enthoben zu werden. Es sollte uns daher nicht wundern, daß sie nicht begeistert sind zu erfahren, daß der „Knecht“ Jehovas, der sich einst geopfert hat, zum höchsten Bevollmächtigten Gottes im Universum erhöht worden ist. Doch wer von den vier Milliarden Erdbewohnern glaubt denn heute schon daran und betrachtet es als eine gute Botschaft? Wer unter diesen Milliarden Menschen glaubt an diese verblüffende Botschaft, die heute von Jehovas christlichen Zeugen in der ganzen Welt gepredigt wird?
3. Welche Frage tauchte damals auf, als Jesaja seine Prophezeiung niederschrieb?
3 Schon im achten Jahrhundert v. u. Z., als Jehova Jesaja dazu inspirierte, den erstaunlichen Wandel in bezug auf die Umstände des „Knechtes“ vorherzusagen, tauchte die Frage auf, ob dieser überraschenden Kunde geglaubt werden würde. Deshalb stellt der Prophet Jesaja, gleich nachdem er über die wunderbare Veränderung in bezug auf die Stellung des „Knechtes“ berichtet hat, die Fragen: „Wer hat an das von uns Gehörte geglaubt? Und was den Arm Jehovas betrifft, wem ist er geoffenbart worden?“ (Jesaja 53:1).
4, 5. Welche Frage in bezug auf die Prophezeiung Jesajas wurde im ersten Jahrhundert u. Z. aufgeworfen, und warum?
4 Damals, im achten Jahrhundert v. u. Z., mußte es sich erst noch zeigen, ob die Information, die Jesaja erhielt und die er an das Volk Israel weitergab, auf Wahrheit beruhte, ob die große Veränderung in bezug auf Jehovas „Knecht“ auch wirklich eintreten würde und ob sich der „Arm Jehovas“ — das heißt Jehovas große Kraft, durch die er etwas vollbringt — offenbaren und veranlassen würde, daß sich die bekanntgemachte Botschaft als wahr erwies. Rund 760 Jahre danach hätte man fragen können: Hat sich die Information, die Jesaja weitergab, als wahr erwiesen? War es möglich, jeden davon in Kenntnis zu setzen, daß sie sich durch den unbesiegbaren „Arm Jehovas“ tatsächlich bewahrheitet hat? Hat sich sein „Arm“ allen Menschen, die Augen haben und auch sehen, geoffenbart?
5 Die Frage darüber wurde im ersten Jahrhundert u. Z. aufgeworfen, weil man sich Jesu Christi wegen, des Nachkommen Abrahams und Davids, stritt. Deshalb schrieb der Apostel Paulus über dieses Thema und legte dar, daß sich das, was Jesaja vorhergesagt hatte, an Jesus Christus, dem in Jesaja 52:13 und 53:11 erwähnten „Knecht“, erfüllte. Die Verherrlichung Jesu Christi im Himmel, nachdem er als Mensch auf der Erde außergewöhnliche Leiden erduldet hatte, war eine gute Botschaft, ein Evangelium. „Dennoch“, schrieb der Apostel Paulus in bezug auf sein eigenes Volk, „haben sie nicht alle der guten Botschaft gehorcht. Denn Jesaja sagt: ,Jehova, wer hat dem von uns Gehörten geglaubt?’ Somit folgt der Glaube auf das Gehörte. Das Gehörte aber kommt durch das Wort über Christus“ (Römer 10:16, 17).
6. Trotz welcher Tatsachen kann auch heute gesagt werden, daß „nicht alle der guten Botschaft gehorcht“ haben?
6 Auch heute kann gesagt werden: „Nicht alle [haben] der guten Botschaft gehorcht.“ Dem ist so, obschon die christlichen Zeugen Jehovas seit mehr als sechzig Jahren verkündigen, daß im Herbst 1914 u. Z., während der Erste Weltkrieg im Gange war, die „Zeiten der Nationen“ endeten und Jehovas „Knecht“ eine noch höhere Stellung erhielt, indem er auf den Thron des messianischen Königreiches erhoben wurde (Hebräer 10:12, 13; Psalm 110:1, 2; Lukas 21:24; Offenbarung 12:5-10). Jehovas Zeugen weisen auf die vielen bedeutsamen Dinge hin, die sich seit 1914 ereignen und die diese unvergleichliche Tatsache bestätigen. Heute ist die gute Botschaft vom messianischen Königreich des „Knechtes“ Jehovas eine bessere Botschaft als vor neunzehnhundert Jahren, zur Zeit der Apostel. Da verhältnismäßig wenige der Weltbevölkerung „dem von uns Gehörten“ oder dem von uns Verkündigten geglaubt haben, kann mit Recht gesagt werden: „Nicht alle [haben] der guten Botschaft gehorcht.“ Das erklärt, warum sich die Menschheit heute in einem so betrüblichen Zustand befindet.
KEIN VERHEISSUNGSVOLLER ANFANG
7, 8. (a) Wohin sandte Jehova seinen Sohn, damit sich Jesajas inspirierte Prophezeiung erfüllte? (b) Wie wird in Jesaja 53:2 der Anfang beschrieben, den Gott seinem Sohn als Mensch geben würde?
7 Nach diesen Fragen berichtet der Prophet Jesaja etwas, was sich nur erfüllen konnte, wenn sich Jehovas „Knecht“ eine Zeitlang auf der Erde aufhielte. Jehova wußte das. Deshalb sandte er zu der von ihm bestimmten Zeit seinen vertrauenswürdigsten himmlischen Sohn, damit er in das Menschengeschlecht hineingeboren und ein Mensch würde, ein Mann, der Sohn einer Frau. Außerdem gab Jehova diesem vom Himmel auf die Erde verpflanzten Sohn einen anscheinend so schlichten, bescheidenen Anfang, daß es ganz unwahrscheinlich erschien, daß er je Bedeutung erlangen und sich die begeisternde Prophezeiung über Jehovas „Knecht“ je an ihm erfüllen würde. Die folgenden Worte Jesajas erklären, warum er vorher die Fragen gestellt hat:
8 „Und wie ein Schößling wird er vor einem [vor einem Beobachter] aufgehen und wie eine Wurzel aus wasserlosem Land. Keine stattliche Gestalt hat er noch irgendwelche Pracht; und wenn wir ihn sehen werden, da ist kein Aussehen, daß wir ihn begehren würden“ (Jesaja 53:2).
9. Inwiefern nahm Jesus als Mensch auf der Erde tatsächlich einen armseligen Anfang?
9 Wie ein „Schößling“ — ein Reis oder ein junger Trieb — geht er auf, ja wie eine vom Wasser abhängige „Wurzel“ aus ausgetrocknetem, dürrem, dürstendem Land. Man überlege: Wäre es nicht eine große Demütigung für Jehovas „Knecht“, wenn ihm als Mensch auf der Erde ein solch bescheidener Anfang gegeben würde? Doch gerade ein solcher Anfang wurde Jesus Christus auf der Erde gegeben. Allerdings mag es im Jahre 2 v. u. Z. prominente, hochgeachtete Familien gegeben haben, die mit König David verwandt waren, doch Jesus wurde von einer jüdischen Jungfrau geboren, die von einem einfachen Zimmermann geheiratet wurde, der in Nazareth, einem wenig bekannten Ort in Galiläa, wohnte. Maria brachte Jesus, ihren ersten Sohn, in einem Stall in Bethlehem zur Welt, und sie legte das neugeborene Kind in eine Krippe. Maria und Joseph, die nach Bethlehem gekommen waren, um sich gemäß der Verordnung des Cäsars dort einschreiben zu lassen, fanden in keiner Herberge Unterkunft, weil die Stadt voller Menschen war, die zu dem gleichen Zweck wie sie nach Bethlehem gekommen waren.
10. Wie kam es, daß Jesus in Nazareth aufwuchs, und wie wirkte sich dies auf die Einstellung der Menschen ihm gegenüber aus?
10 Danach wohnten Maria und Joseph, der Zimmermann, in einem Haus in Bethlehem. Doch da König Herodes der Große seinen Soldaten befahl, in Bethlehem alle Knäblein im Alter von zwei Jahren und darunter zu töten, mußten Maria und Joseph mit Jesus flüchten, um ihm das Leben zu retten. Als sie Ägypten, das Land, in das sie geflohen waren, wieder verließen, kehrten sie nicht an ihren Geburtsort Bethlehem zurück, sondern sie ließen sich in Nazareth nieder, einer Stadt in Galiläa, die sich keines besonderen Rufes erfreute. Dort wuchs Jesus auf und wurde Zimmermann wie sein Adoptivvater Joseph. Es ist daher nur natürlich, daß einige Zeit später ein Mann, der den Messias erwartete, sagte, als er erfuhr, daß Jesus aus jener Stadt war: „Kann aus Nazareth etwas Gutes kommen?“ Bei einer Auseinandersetzung wurde außerdem die Frage aufgeworfen: „Der Christus kommt doch eigentlich nicht aus Galiläa?“ Und herausfordernd wurde erklärt: „Forsche nach und sieh, daß kein Prophet aus Galiläa erweckt wird“ (Johannes 1:46; 7:41, 52).
11. Inwiefern hatte Jehovas „Knecht“, Jesus Christus, keine „stattliche Gestalt“ und auch keine „Pracht“?
11 Jesus schien nicht aus der richtigen Gegend zu stammen. Wohl wurde er durch die übernatürliche Wirksamkeit des Geistes Gottes als vollkommener Mensch geboren, aber da seine Mutter und sein Adoptivvater, die mit der Familie des Königs David verwandt waren, in bescheidenen Verhältnissen lebten, hatte er in den Augen derjenigen, die einen hoheitsvollen Messias erwartet hatten, der gemäß weltlichen Maßstäben eine imponierende Herkunft haben sollte, keinerlei „stattliche Gestalt“. Jesus hatte auch keine äußere „Pracht“. Er tat nicht vornehm, um herauszustreichen, daß er mit König David verwandt war und einen legitimen Anspruch auf seinen Thron in Jerusalem hatte. Jesus wußte, daß er der vom Himmel gesandte „Knecht“ Jehovas war und daß er zeitweilig „geringer ... als Gottähnliche“ gemacht, „ein wenig unter Engel erniedrigt“ worden war, daß ihn Gott aber nach seiner Rückkehr in den Himmel gemäß Psalm 8:5 „mit Herrlichkeit und Pracht“ krönen und ihm „die künftige bewohnte Erde“ unterwerfen würde (Hebräer 2:5-9).
12. (a) Was zeigt, daß nicht das Aussehen Jesu ihn zu etwas Besonderem machte? (b) Was in bezug auf sein „Aussehen“ bewirkte denn, daß die jüdischen geistlichen Führer ihn nicht begehrten?
12 In der inspirierten Heiligen Schrift wird das Aussehen des vollkommenen Jesus nicht beschrieben, aber wahrscheinlich sah er aus wie jeder andere Mann. Daher konnte er einmal inkognito, das heißt unerkannt, nach Jerusalem reisen (Johannes 7:9-13). Doch den Menschen erschien Jesus, der sicherlich ein stattlicher Mann war, durch das, was er vertrat und was er predigte und lehrte, anders. Die Öffentlichkeit war seinetwegen geteilter Meinung: „Es gab unter den Volksmengen viel Gemurmel über ihn. Die einen sagten: ,Er ist ein guter Mensch.‘ Andere sagten: ,Das ist er nicht, sondern er führt die Volksmenge irre.‘ Aus Furcht vor den Juden redete natürlich niemand öffentlich über ihn.“ Und warum hatten sie „Furcht vor den Juden“? Weil sie wußten, daß Jesus gesucht wurde: „Die Juden [suchten] ihn zu töten“ (Johannes 7:1, 12, 13). In den Augen der jüdischen geistlichen Führer im alten Jerusalem hatte er ‘kein Aussehen, daß sie ihn begehrt hätten’, das heißt, daß sie Jesus als Messias begehrt hätten.
13. (a) Wie bewirkten die geistlichen Führer der Juden im ersten Jahrhundert, daß Jesus sowohl den Juden als auch den Heiden nicht begehrenswert erschien? (b) Was beabsichtigten sie dadurch?
13 Im ersten Jahrhundert u. Z. wurde das religiöse Denken des jüdischen Volkes von seinen geistlichen Führern, die dem damaligen Judaismus anhingen, beherrscht. Unter ihrem Einfluß betrachtete das Volk die Dinge so wie sie. Diese geistlichen Führer sagten, Jesus sei ein Weintrinker, ein Freund der Steuereinnehmer und Sünder (Matthäus 11:19; Lukas 7:34; 19:1-7). Diese geistlichen Führer klagten Jesus bei dem Statthalter Pontius Pilatus an, indem sie sagten, er sei ein Lästerer, ein falscher Christus und stachle zum Aufruhr gegen das Römische Reich an, und später sagten sie auch, er sei ein „Betrüger“ (Matthäus 27:11-26, 62-64). Dadurch bewirkten sie, daß er sowohl den Juden als auch den Heiden nicht begehrenswert erschien. Die Männer, die die öffentliche Meinung beherrschten, verliehen ihm keine Schönheit. Sie beabsichtigten dadurch, im Volk das Verlangen nach ihm, dem wahren Messias, dem Nachkommen Abrahams und König Davids, im Keim zu ersticken. Nur ein kleiner Teil der Juden sah in Jesus die Schönheit des wahren Messias.
MAN VERLIEH IHM EIN ABSTOSSENDES AUSSEHEN
14. Was wird über die Behandlung des „Knechtes“ Jehovas in Jesaja 53:3 weiter gesagt?
14 In der Prophezeiung Jesajas über den „Knecht“ Jehovas wird noch mehr darüber gesagt, in welchem Maße Jesus Christus unter dem Volk, dem er als Mensch angehörte, verunglimpft wurde: „Er war verachtet und war von Menschen gemieden, ein Mann, bestimmt für Schmerzen und für das Vertrautsein mit Krankheit. Und es war, wie wenn sich jemandes Angesicht vor uns verbirgt. Er war verachtet, und wir hielten ihn für nichts“ (Jesaja 53:3).
15, 16. Von wem wurde Jesus „verachtet“ und „gemieden“, und warum?
15 Von wem wurde Jesus in Übereinstimmung mit der Prophezeiung über Jehovas „Knecht“ verachtet und gemieden? Es wird berichtet, daß das Volk Jesus bis zur letzten Woche seines Lebens auf der Erde gern hörte: „Und die große Volksmenge hörte ihm mit Lust zu“ (Markus 12:37). In einer Versammlung der Pharisäer und Oberpriester dagegen wurde einmal gesagt: „Es glaubt doch niemand von den Vorstehern oder den Pharisäern an ihn? Diese Volksmenge aber, die das ,Gesetz’ nicht kennt, verfluchte Leute sind sie“ (Johannes 7:48, 49). Die selbstgerechten geistlichen Führer und ihre Anhänger waren es also, die Jesus verachteten und mieden. Sie kamen nur zu ihm, wenn sie ihn kritisieren oder in seiner Rede fangen wollten, um ihn anklagen und ihren Anschlag ausführen zu können (Matthäus 12:22-30; Markus 12:13; Lukas 11:53, 54; 20:20-26).
16 Es überrascht nicht, daß die Mehrheit des Volkes, dem Jesus angehörte, unter dem Einfluß seiner geistlichen Führer anfing, Jesus samt seinen Nachfolgern zu verachten und zu meiden, als wäre er ein falscher Prophet, ein falscher Messias, ein Pseudochristus. Deshalb erging es Jesus so, wie wir in Johannes 1:10, 11 lesen: „Er war in der Welt, und die Welt kam durch ihn ins Dasein, aber die Welt erkannte ihn nicht. Er kam in sein Eigenes, aber sein eigenes Volk nahm ihn nicht auf.“ Es verhielt sich genauso, wie Jesus in der Synagoge von Nazareth (Galiläa), der Stadt, in der er aufgewachsen war, zu seinen Zuhörern sagte: „Wahrlich, ich sage euch, daß kein Prophet in seinem Heimatgebiet angenommen wird“ (Lukas 4:24). „Ein Prophet ist nicht ohne Ehre, ausgenommen in seinem Heimatgebiet und in seinem eigenen Hause“ (Matthäus 13:57; Markus 6:4; Johannes 4:43, 44). Aber wie viel entging doch den Menschen, die Gottes „Knecht“ verachteten und mieden!
17. Wie erwies sich Jesus als „ein Mann, bestimmt für Schmerzen und für das Vertrautsein mit Krankheit“, obwohl er nie krank war?
17 Jesus, der als vollkommener Mensch geboren war — ohne Erbsünde und Gebrechen —, war keinen Tag seines Erdenlebens krank. Dennoch wird in Jesaja 53:3 gesagt: „Er war ... ein Mann, bestimmt für Schmerzen und für das Vertrautsein mit Krankheit.“ Doch das bedeutete nicht, daß er persönlich Schmerzen gehabt hätte oder krank gewesen wäre. Er kam aus einer gesunden Umgebung, aus dem Himmel, aber er kam in eine kranke Welt, in eine von Schmerzen gepeinigte und mit vielerlei — auch tödlichen — Krankheiten vertraute Welt. Er kam wie ein liebevoller Arzt. Er heilte viele Menschen von ihren körperlichen Leiden und befreite sie von ihren Schmerzen. Vor allem aber kam er, um die mit Sünden beladenen Menschen von ihren geistigen Leiden zu erlösen und sie von den Schmerzen eines quälenden Gewissens zu befreien. Er mied weder die körperlich Kranken noch die geistig Kranken. Jesus sagte, als er bei dem Steuereinnehmer Zachäus in Jericho weilte und ihm half, geistig gesund zu werden: „Der Sohn des Menschen ist gekommen, um zu suchen und zu retten, was verloren war“ (Lukas 19:1-10). Als die jüdischen Schriftgelehrten und Pharisäer Jesus kritisierten, weil er mit Steuereinnehmern und Sündern, die nach geistiger Heilung trachteten, aß, sagte er: „Die Gesunden benötigen keinen Arzt, wohl aber die Leidenden. Ich bin gekommen, nicht um Gerechte, sondern Sünder zur Reue zu rufen“ (Lukas 5:27-32). Aber die jüdischen Oberpriester und die Schriftgelehrten und Pharisäer betrachteten Jesus als einen kranken, leidenden Mann, als einen Menschen, der ihre religiösen Dienste benötigte.
18. (a) Wessen Angesicht wird, wie in Jesaja 53:3 erwähnt, „verborgen“? (b) Wer „verbirgt“ sein Angesicht offenbar, wie das ein Vergleich zwischen verschiedenen Bibelübersetzungen zeigt?
18 Diesbezüglich wird in der Prophezeiung Jesajas (Kapitel 53:3) über Jehovas „Knecht“ gesagt: „Es war, wie wenn sich jemandes Angesicht vor uns verbirgt.“ Was verborgen wird, ist das Angesicht des „Knechtes“. Doch die Frage entsteht: Wer ist dafür verantwortlich? Verbirgt der „Knecht“ sein Angesicht wie ein Aussätziger, der nach dem mosaischen Gesetz das Angesicht verhüllen und ausrufen mußte: „Unrein!“? So wird dieser Text in der Rießler-Storr-Bibel wiedergegeben. Er lautet: „Wie einer, der sein Angesicht vor uns verhüllen muß.“ In der Bruns-Bibel lautet dieser Text jedoch: „Er war einer, vor dem man das Gesicht verbirgt.“ Wer verhüllt oder verbirgt also sein Angesicht? Verbirgt der Unansehnliche sein Angesicht vor uns, oder verbergen wir unser Angesicht vor ihm? Wenn wir das täten, wüßte der Unansehnliche, daß wir so entsetzt wären, ihn so geringschätzen oder ihn so verachten würden, daß wir nicht auf ihn schauen möchten. So ähnlich lautet der Text in der New English Bible: „Etwas, von dem die Menschen den Blick abwenden.“ Oder wie es in der Jerusalemer Bibel ausgedrückt wird: „Wie einer, vor dem man sein Gesicht verhüllt.“ Natürlich können wir das Gesicht vor dem Unansehnlichen verbergen, indem wir lediglich den Kopf wegwenden oder die Augen bedecken.
19, 20. (a) Hatte Jesus irgendeinen Grund, sein Gesicht aus Verlegenheit zu verhüllen? (b) Wer „verachtete“ ihn und ‘hielt ihn für nichts’, und auf welche Weise zeigten sie dies?
19 Doch Jesus Christus brauchte sich wegen nichts zu schämen; er brauchte sein Gesicht nicht aus Verlegenheit zu verhüllen oder zu verbergen. Er sah den Menschen ins Gesicht (Markus 3:5; 10:21). Seine Gegner und seine Feinde aber weigerten sich, ihn wohlwollend anzuschauen und ihn als den vorhergesagten „Knecht“, den von Gott gesandten Messias, anzuerkennen. In Jesaja 53:3 wird außerdem noch gesagt: „Er war verachtet, und wir hielten ihn für nichts.“ Man sah in ihm nicht den Messias; man schätzte seinen Wert nicht so hoch, daß er dem des Messias entsprochen hätte. Man schätzte ihn nicht höher ein als einen verkäuflichen Sklaven (2. Mose 21:32). Die Oberpriester in Jerusalem wollten Judas Iskariot dafür, daß er seinen Meister, Jesus Christus, verraten würde, dreißig Silberstücke, den Preis, den man in Israel für einen Sklaven bezahlte, geben (Matthäus 26:14-16; 27:3-10). In der Prophezeiung Sacharjas (11:12, 13) wird der Wert von dreißig Silberstücken für einen geistigen Hirten, wie es Christus Jesus war, sarkastisch als „majestätischer Wert“ bezeichnet.
20 Als die geistlichen Führer vor Pontius Pilatus, dem in der Provinz die Rechtsprechung oblag, eine Wahl treffen mußten, schätzten sie Jesus Christus geringer ein als einen Verbrecher, als den Räuber Barabbas. Von dem Statthalter Pontius Pilatus forderten sie an jenem Passahtag die Freilassung dieses Mörders anstatt die Jesu Christi, des „Knechtes“ Jehovas (Matthäus 27:15-26). Hätten diejenigen, die Jesus Christus aus dem Wege schaffen wollten, es noch weiter treiben können, um zu zeigen, wie sehr sie ihn verachteten? So wurde der „Knecht“ Jehovas, Jesus Christus, „für nichts“ gehalten.
DIEJENIGEN, DIE IHRE SCHULD EINGESTEHEN
21, 22. (a) Die Angehörigen welcher Nation bringt Jesaja mit der verkehrten Einstellung gegenüber Jehovas „Knecht“ in Verbindung? (b) Was hatten „Männer von Israel“ gemäß den Worten des Apostels Petrus dem „Knecht“ Jehovas getan?
21 Ist es uns aufgefallen, mit wem der inspirierte Prophet Jesaja das alles in Verbindung bringt? Er sagt nicht: ‘Er war verachtet, und die Heiden hielten ihn für nichts.’ Er sagt nicht: ‘Und es war, wie wenn sich jemandes Angesicht vor den Heiden [d. h. vor den nichtjüdischen Völkern] verbirgt.’ Statt dessen sagt Jesaja unter Inspiration: „Es war, wie wenn sich jemandes Angesicht vor uns verbirgt ..., und wir hielten ihn für nichts“ (Jesaja 53:3). Jesaja bringt das Volk, dem er selbst angehört, mit dieser verkehrten Einstellung und dieser verkehrten Handlungsweise gegenüber dem „Knecht“ Jehovas in Verbindung. Jesaja legt hier sozusagen ein Geständnis für seine Volksgenossen, das Volk Israel, ab. Deshalb sagte der Apostel Petrus einige Tage nach dem Pfingstfest des Jahres 33 u. Z. in der Säulenhalle Salomos im Tempel zu Jerusalem zu einer Volksmenge:
22 „Männer von Israel, warum wundert ihr euch hierüber [über die Wunderheilung, die Petrus und Johannes eben vollbracht hatten], oder warum schaut ihr uns unverwandt an, als hätten wir durch unsere eigene Kraft oder Gottergebenheit bewirkt, daß er [der Geheilte] gehen kann? Der Gott Abrahams und Isaaks und Jakobs, der Gott unserer Vorväter, hat seinen Knecht, Jesus, verherrlicht, den ihr eurerseits ausgeliefert und vor dem Angesicht des Pilatus verleugnet habt, als er beschlossen hatte, ihn freizulassen. Ja, ihr habt den Heiligen und Gerechten verleugnet, und ihr habt gebeten, daß man euch einen Mann, einen Mörder, schenke, wogegen ihr den Hauptvermittler des Lebens getötet habt. Gott aber hat ihn von den Toten auferweckt, von welcher Tatsache wir Zeugen sind. Demzufolge hat sein Name, durch unseren Glauben an seinen Namen, diesen Mann, den ihr seht und kennt, stark gemacht, und der Glaube, der durch ihn kommt, hat dem Mann diese vollständige Gesundheit vor euer aller Augen gegeben. Und nun, Brüder, ich weiß, daß ihr aus Unwissenheit gehandelt habt wie auch eure Vorsteher. Doch auf diese Weise hat Gott das erfüllt, was er durch den Mund aller Propheten zuvor angekündigt hatte, daß sein Christus leiden würde. Gott hat seinen Knecht, nachdem er ihn erweckt hatte, zuerst [zu euch] gesandt, um euch zu segnen, indem er einen jeden von euch von euren bösen Taten abwendet“ (Apostelgeschichte 3:12-18, 26; Lukas 23:18-25).
23. Wie bewiesen die Heiden, daß sie Jesus ebenso für nichts hielten, wie die Juden es taten?
23 Allerdings teilten die Heiden die Meinung der Juden, indem sie Jesus ebenfalls für nichts hielten. In Matthäus 27:27-31 lesen wir: „Dann nahmen die Soldaten des Statthalters Jesus in den Palast des Statthalters mit und versammelten die ganze Truppeneinheit um ihn. Und sie entkleideten ihn, legten ihm einen scharlachroten Mantel um, und sie flochten eine Krone aus Dornen und setzten sie auf sein Haupt und gaben ihm ein Rohr in seine rechte Hand. Und sie fielen vor ihm auf die Knie und trieben Spott mit ihm, indem sie sprachen: ,Guten Tag, du König der Juden!‘ Und sie spien ihn an und nahmen das Rohr und begannen ihn auf sein Haupt zu schlagen. Nachdem sie Spott mit ihm getrieben hatten, nahmen sie ihm schließlich den Mantel ab und legten ihm seine äußeren Kleider an und führten ihn ab, um ihn an den Pfahl zu bringen.“
24, 25. (a) Wessen Beispiel folgten diese Heiden jedoch lediglich? (b) Wie war Jesus bereits vor dem jüdischen Sanhedrin behandelt worden?
24 Doch diese Heiden folgten lediglich dem Beispiel der geistlichen Führer der Juden. In Matthäus 26:63-68 lesen wir, was geschah, nachdem Jesus auf die Anklagen geschwiegen hatte, die vor dem jüdischen Sanhedrin in Jerusalem — unter dem Vorsitz des Hohenpriesters — von vielen Zeugen gegen ihn vorgebracht worden waren:
25 „Da sprach der Hohepriester zu ihm: ,Bei dem lebendigen Gott stelle ich dich unter Eid, uns zu sagen, ob du der Christus, der Sohn Gottes, bist!‘ Jesus sprach zu ihm: ,Du selbst hast es gesagt. Doch ich sage euch: Von jetzt an werdet ihr den Sohn des Menschen zur Rechten der Macht sitzen und auf den Wolken des Himmels kommen sehen.‘ Da zerriß der Hohepriester seine äußeren Kleider und sprach: ,Er hat gelästert! Wozu brauchen wir weiter Zeugen? Seht! Jetzt habt ihr die Lästerung gehört. Was ist eure Meinung?‘ Sie entgegneten ihm: ,Er ist des Todes schuldig.‘ Darauf spien sie ihm ins Gesicht und schlugen ihn mit ihren Fäusten. Andere gaben ihm Backenstreiche und sprachen: ,Prophezeie uns, du Christus: Wer ist es, der dich schlug?‘ “
26. Wer veranlaßte, daß Jesus vor den römischen Statthalter gebracht wurde, um verhört zu werden?
26 Nach dieser Nachtsitzung des Sanhedrins in Jerusalem traten am frühen Morgen die Oberpriester und die Ältesten des Volkes zusammen, um zu beraten, wie sie Jesus, den der Sanhedrin als Lästerer zum Tode verurteilt hatte, beseitigen könnten. Von sich aus und nicht, weil der heidnische Regent, der römische Statthalter Pontius Pilatus, eine Forderung gestellt hatte, beschlossen sie, Jesus dem Pilatus zu übergeben und ihn wegen eines politischen Deliktes bei ihm zu verklagen (Matthäus 27:1, 2).
27. Von wem wurde, wie die Tatsachen zeigen, der Messias also dermaßen mißhandelt?
27 Niemand kann mit Recht bestreiten, daß Jesaja von Geburt ein Jude und daß er beschnitten war. In seiner inspirierten Prophezeiung rechtfertigt er seine Volksgenossen nicht. Auch sagt er nicht voraus, daß sie an der Mißhandlung, die Jehovas „Knecht“ erdulden müßte, unschuldig sein würden. Jesaja, selbst ein Angehöriger dieses Volkes, gebraucht in der Voraussage über die schimpfliche Behandlung dieses „Knechtes“ das Fürwort „wir“. Dieser außergewöhnliche „Knecht“ Jehovas sollte zu dem Volk, dem Jesaja angehörte, gesandt werden, und die geschichtlichen Tatsachen beweisen, daß dieser „Knecht“, der Messias, zu der von Jehova bestimmten Zeit zu diesem Volk kam. Der Prophet Jesaja sagt voraus, wie dieser messianische „Knecht“ behandelt werden würde. Und die historischen Tatsachen zeigen, daß auch die Heiden darein verwickelt wurden. Dafür gab es einen triftigen Grund, wie Jesajas Prophezeiung es zeigt.
28. Warum mußte Jesus Christus all diese Leiden und diese Schande erdulden?
28 Nun drängt sich uns die Frage auf: Warum gab Jehova seinen hervorragenden „Knecht“ diesen Leiden und dieser Schande preis? Zweifellos sollte dadurch etwas Bestimmtes festgestellt werden. Gott, der Allmächtige, ließ diese Leiden zu, um eine Streitfrage zu entscheiden. Jesus Christus, der verheißene „Knecht“, bewies, daß er diese Leiden und diese schimpfliche Behandlung zu ertragen vermochte, ja er schreckte nicht einmal vor einem qualvollen, schmählichen Tod am Hinrichtungspfahl zurück. Er bewies, daß er sich, ohne im geringsten zu klagen, Jehova Gott trotz all dieser Leiden vollständig unterordnete. Er erwies sich als absolut unschuldig und blieb dem Souveränen Herrn Jehova gegenüber loyal und treu. Das war es, was festgestellt werden sollte. Das war die wichtige Streitfrage, die durch diesen „Knecht“ Jehovas entschieden werden mußte.
29. (a) Wann wurde schon früher die Frage aufgeworfen, ob sich Jehovas Diener ihm unterordnen würden und ob sie ihm loyal ergeben und treu wären? (b) Warum wurde diese Frage in Verbindung mit Hiob aufgeworfen?
29 Im sechzehnten Jahrhundert v. u. Z., kurz vor der Geburt des Propheten Moses, wurde in Verbindung mit Hiob die klar formulierte Frage aufgeworfen, ob sich Jehovas Diener und Anbeter ihm unterordnen würden und ob sie ihm loyal ergeben und treu wären. Diese Frage war so wichtig, ja von universeller Bedeutung, weil sie von einer Geistperson im Himmel, von Jehovas hauptsächlichem Widersacher, Satan, dem Teufel, aufgeworfen wurde. Hiob war kein Hebräer, kein Israelit oder Jude, aber er betete inbrünstig Jehova als den lebendigen und allein wahren Gott an. Satan, der Teufel, hatte im Himmel Anhänger — die zu Dämonen gewordenen Engel. Daher mißfiel es ihm, daß Jehova auf Hiob aus dem Lande Uz als ein leuchtendes Beispiel hinwies, weil er Jehova aufrichtig, aus reinem Herzen anbetete und ihm völlig ergeben war. Satan glaubte nicht, daß Hiob oder irgendein anderes vernunftbegabtes Geschöpf im Himmel oder auf der Erde Jehova aus ehrlichen und selbstlosen Gründen anbetete. Satan ging es um einen Modellfall. Damit wollte er die Richtigkeit seiner Meinung beweisen, nämlich daß alle Geschöpfe nur aus Eigennutz zu Jehova Gott, dem universellen Souverän, hielten.
30. Was wollte Satan in bezug auf alle Diener Jehovas, die im Himmel und die auf der Erde, beweisen?
30 Satan schickte sich deshalb an, den Beweis zu erbringen, daß Jehova Hiob — und, abgeleitet von diesem Modellfall, auch allen seinen übrigen Dienern und Anbetern im Himmel und auf der Erde — zu Unrecht vertraute. Hatte nicht Satan, der Teufel, sich gegen Jehovas universelle Souveränität aufgelehnt? Gab es nicht Engel, die sich wie er gegen Gott aufgelehnt hatten und Dämonen geworden waren? Warum denn sollte irgendein anderes Geschöpf — so dachte er — anders sein als er und seine Dämonenengel? Satan glaubte und behauptete, daß alle Geschöpfe, die sich der universellen Souveränität Jehovas immer noch unterordneten, von Jehova bestochen worden seien. Würde er die Erlaubnis und die Gelegenheit dazu erhalten, so würde er durch Hiob, dessen Ergebenheit gegenüber Jehova als untadelig galt, den Beweis dafür erbringen.
31. (a) Bei welcher Gelegenheit forderte Satan Jehova wegen Hiob heraus? (b) Wie bewies Jehova sein Vertrauen zu Hiob?
31 In Gegenwart der versammelten himmlischen Söhne Gottes sagte Satan über Hiob, dem es damals gutging, zu Gott: „Aber zur Abwechslung strecke bitte deine Hand aus und taste alles an, was er hat, und sieh, ob er dir nicht direkt ins Angesicht fluchen wird.“ So groß war das Vertrauen, das Jehova in Hiob setzte, daß er eine solche Prüfung Hiobs ohne weiteres zuließ, um Satans herausfordernde Worte widerlegen zu können. Es war nicht Jehova, der alles antastete, was Hiob hatte. Das tat der heimtückische Satan, und dadurch erreichte dieser, daß Hiob, der bis dahin „der größte von allen Orientalen“ gewesen war, der Ärmste von allen wurde, ja daß er sogar seine sieben Söhne und seine drei Töchter verlor. Lehnte sich Hiob unter dem Druck dieses schweren Unglücks gegen die universelle Souveränität Jehovas auf?
32. Welche Tatsachen zeigen, ob Hiob sich unter diesem Druck auflehnte?
32 In den Worten Hiobs findet sich keine Spur von Auflehnung: „Nackt kam ich aus dem Leibe meiner Mutter, und nackt werde ich dorthin [zur Erde] zurückkehren. Jehova selbst hat gegeben, und Jehova selbst hat weggenommen. Der Name Jehovas sei fernerhin gesegnet!“ Und der Historiker, der diesen Bericht schriftlich festhielt, fügte die Worte hinzu: „In all diesem sündigte Hiob nicht, noch schrieb er Gott irgend etwas Ungebührliches zu“ (Hiob 1:1-22).
33. Welche weitere Prüfung kam über Hiob in Verbindung mit seiner Gesundheit und seiner Frau, und wie reagierte er darauf?
33 Satan, der immer noch an Hiob zweifelte, forderte Jehova heraus, zu gestatten, daß Hiob einer weiteren Prüfung unterzogen werde. Wiederum in Anwesenheit der versammelten himmlischen Söhne Gottes sagte Satan zu Gott: „Haut um Haut, und alles, was ein Mensch hat, wird er um seine Seele geben. Strecke zur Abwechslung doch deine Hand aus und rühre bis an sein Gebein und sein Fleisch, und sieh, ob er dir nicht direkt ins Angesicht fluchen wird.“ Jehova nahm diese Herausforderung an und erlaubte Satan, Hiob von Kopf bis Fuß mit einer schrecklichen, widerlichen Krankheit zu schlagen. Sein Fleisch verweste. Hiobs Frau glaubte nicht mehr, daß ihr Mann wieder genesen würde. Deshalb sagte sie zu ihm: „Hältst du noch an deiner unversehrten Lauterkeit fest? Fluche Gott und stirb!“ Würde Hiob auf Veranlassung seiner Frau, die auf einen Schlag ihre zehn Kinder verloren hatte, seine vorbildliche Lauterkeit aufgeben und dem Souverän des Universums fluchen? Nein, das tat er nicht. Im Geschichtsbericht lesen wir weiter: „Er aber sprach zu ihr: ,Wie eine der unverständigen Frauen redet, redest auch du. Sollen wir nur, was gut ist, von dem wahren Gott annehmen und nicht auch annehmen, was schlecht ist?‘ In all diesem sündigte Hiob nicht mit seinen Lippen“ (Hiob 2:1-10).
34. Wie wirkten die Argumente der drei angeblichen Tröster auf Hiob?
34 Nach einiger Zeit besuchten drei Männer, die Freunde Hiobs sein wollten, den todkranken Hiob in der Absicht, ihn zu trösten. Doch sie erwiesen sich als erbärmliche Tröster. Jeder von den dreien versuchte Hiob davon zu überzeugen, daß er — genau wie Satan Gott gegenüber behauptet hatte — in religiöser Hinsicht heuchle. Sie führten gegen Hiob ins Feld, daß er schon immer ein Sünder gewesen sei und daß Gott ihn deshalb bestrafe. Mit Recht bestritt Hiob das. Er beharrte darauf, bis dahin in Lauterkeit gewandelt zu sein, und sagte zu seinen Anklägern: „Es ist meinerseits undenkbar, daß ich euch gerechtsprechen sollte! Bis ich verscheide, werde ich meine unversehrte Lauterkeit nicht von mir weichen lassen!“ (Hiob 27:5). Obschon sich Hiob für einen Mann hielt, der bis zu seiner Erkrankung in Lauterkeit gewandelt war, vertrat er nicht die Meinung, daß Jehova seine universelle Souveränität auf eine unrechte, bedrückende Weise ausübte. Hiob lehnte sich nicht gegen Gott auf, obwohl Gott zugelassen hatte, daß er alles verlor, daß er krank wurde und daß man unwahre Anschuldigungen gegen ihn erhob, während er doch Jehova, dem universellen Souverän, treu gedient und nur ihn angebetet hatte.
35. Wie ging der Modellfall in Verbindung mit Hiob aus, und wer wurde dadurch gerechtfertigt?
35 Somit gelang es Satan nicht, Hiob zu veranlassen, Gott ins Angesicht zu fluchen. Er verlor diesen entscheidenden Modellfall. Sogar in bezug auf diesen unvollkommenen Mann erwiesen sich Satans herausfordernde Worte, die er an Gott gerichtet hatte, als unzutreffend. Satan mußte davon ablassen, Hiobs Gebein und Fleisch anzutasten, und Gott, der Allmächtige, heilte Hiob. Sein Fleisch wurde frischer als das eines Jugendlichen (Hiob 33:25). Er wurde wieder so jung, daß er zehn weitere Kinder — sieben Söhne und drei Töchter — zeugen konnte. Auch wurde er doppelt so reich, wie er gewesen war. Gott verlängerte sein Leben um hundertvierzig Jahre, so daß er sogar seine Urenkel sah (Hiob 42:10-17). Dadurch wurde natürlich Hiobs Ruf, ein Mann zu sein, der in unerschütterlicher Lauterkeit vor Jehova Gott, dem universellen Souverän, wandelte, wiederhergestellt. Doch vor allem wurde dadurch Jehova selbst als der Souverän des Universums gerechtfertigt. Diese Stellung nimmt er mit Recht ein. Er übt seine Souveränität so aus, daß sogar Menschen auf der Erde die Richtigkeit seiner Herrschaftsweise erkennen können und fest zu dieser höchsten Herrschaftsgewalt halten, auch wenn es für sie Leiden mit sich bringt.
36. (a) Wann und wie wurde die Frage der universellen Souveränität zum erstenmal aufgeworfen? (b) Von welcher Tragweite war die Frage, bei der es um die Lauterkeit der Geschöpfe Gottes ging?
36 Aber die Streitfrage wurde durch den Fall Hiob nicht entschieden. Auch war diese Streitfrage in den Tagen Hiobs nicht neu. Sie wurde nicht erst zu jener Zeit aufgeworfen, sondern damals war sie bereits über 2 400 Jahre alt. Wieso? Weil die Streitfrage schon im Garten Eden aufgeworfen wurde, kurz nachdem die ersten beiden Menschen, der vollkommene Adam und die vollkommene Eva, erschaffen worden waren. Damals sah der Geistsohn Gottes, der jetzt Satan, der Teufel, ist, eine Gelegenheit oder was er für eine Gelegenheit hielt, selbst Souveränität auszuüben — zumindest über die Menschheit, wenn nicht auch über die Engel. Er lehnte sich gegen seinen himmlischen Vater, Jehova, auf und erkannte dessen Souveränität nicht mehr an. Dann benutzte Satan Eva, um den vollkommenen Mann, Adam, zu verleiten, sich ihm in seiner Auflehnung gegen Jehova, den Souverän des Universums, anzuschließen. So wurde die Frage der universellen Souveränität zum erstenmal aufgeworfen. Dabei drehte es sich nicht nur um die Frage: „Wer von den Menschen wird Jehovas universeller Souveränität anhangen?“, sondern es drehte sich um die noch kritischere Frage: „Wer von den Geschöpfen im Himmel wird seine Lauterkeit gegenüber Gott, dem Höchsten, bewahren und treu und loyal zu seiner universellen Souveränität halten, wie es sich für jedes Geschöpf gehört?“
37. Warum war es angebracht, daß Jehovas führender himmlischer Sohn als Mensch auf der Erde in bezug auf die Frage der selbstlosen Ergebenheit gegenüber Jehovas universeller Souveränität auf die Probe gestellt wurde?
37 Aus diesem Grund betraf die alles überragende Streitfrage sogar den führenden himmlischen Sohn Gottes, Jehovas Hauptbeauftragten, ‘den Erstgeborenen aller Schöpfung’ (Kolosser 1:15; Offenbarung 3:14). Seine Amtsbezeichnung im Himmel war Logos, das heißt „Wort“ oder „Wortführer“ (Johannes 1:1-3). Von allen Geschöpfen Jehovas mußte gerade dieser höchste Beauftragte Gottes in bezug auf die Frage der selbstlosen Ergebenheit gegenüber Jehovas universeller Souveränität auf die Probe gestellt werden und sich bewähren. Bis zur Zeit Hiobs und noch mehr als fünfzehn Jahrhunderte lang danach war er seinem himmlischen Vater, Jehova, treu gewesen. Als der Hauptbeauftragte seines Vaters, als „das Wort“, hatte er untadelig gehandelt. Aber dabei hatte er keine körperlichen Schmerzen erdulden müssen; er war nicht aufs tiefste gedemütigt und unverdienterweise geschmäht worden. Er war damals nicht als Mensch auf der Erde gewesen wie der vollkommene Adam, der im Garten Eden war. Müßte aber dieser hochgeehrte und geachtete Beauftragte Gottes auf der Erde durch Satan, den Teufel, viel Schweres durchmachen, würde man sehen, ob er Gott noch treu bleiben und sich weiterhin seiner universellen Souveränität unterordnen würde. So folgerte Satan jedenfalls.
38, 39. Wie zeigte Jehova, daß er gleich nach der Auflehnung in Eden den Vorsatz gefaßt hatte, eine solche Probe vorzunehmen?
38 Dieser Herausforderung Satans konnte Gott, der Allmächtige, nur dadurch begegnen, daß er seinen einziggezeugten Sohn, den Logos, zur Erde sandte, indem er dafür sorgte, daß er als Mensch geboren wurde. Das zu tun, nahm sich Jehova, der volles Vertrauen zu seinem geliebten Sohn hatte und überzeugt war, daß er seinem himmlischen Vater absolut ergeben war, auch vor. Er faßte diesen Vorsatz, gleich nachdem es Satan, dem Teufel, gelungen war, den vollkommenen Menschen Adam zu veranlassen, Gott untreu zu werden. Dieser Vorsatz ist in den Worten Gottes enthalten, die er im Garten Eden an die symbolische Schlange richtete:
39 „Und ich werde Feindschaft setzen zwischen dir und dem Weibe und zwischen deinem Samen und ihrem Samen. Er wird dir den Kopf zertreten, und du wirst ihm die Ferse zertreten“ (1. Mose 3:15).
40. In welcher Prophezeiung wird geschildert, wieviel Gottes Sohn während dieser Probe leiden müßte?
40 Das Zertreten der Ferse des Weibes„samens“ bedeutete, daß der oberste himmlische Beauftragte Jehovas auf der Erde viel leiden müßte, und zwar durch den, der auch bewirkt hatte, daß Hiob so viel ungerechterweise leiden mußte. Mit weniger wäre Satan, der Teufel, nicht zufrieden. Er wäre sonst niemals überzeugt, daß die Probe in einer Weise durchgeführt worden sei, die es ihm ermöglicht hätte, seine Behauptung zu beweisen. Seine herausfordernden Worte in bezug auf Jehovas universelle Souveränität könnten, wenn eine solche Probe nicht zugelassen würde, nie voll und ganz widerlegt werden. Darüber war Jehova sich im klaren. Er war entschlossen, die Frage mit Hilfe seines größten Schatzes, den er im Himmel hatte, mit Hilfe seines einziggezeugten Sohnes, seines Hauptbevollmächtigten, zu entscheiden. Sein Entschluß, das zu tun, ist in der bemerkenswerten Prophezeiung über „meinen Knecht“, die wir in Jesaja 52:13 bis 53:12 lesen, zu finden.