Das Ziel verfehlen — Lauterkeit
„Denn alle haben gesündigt und ermangeln der Herrlichkeit Gottes.“ — Röm. 3:23, NW.
1. Von welcher Art eines Gottes ist Jehova, und mit wem verbindet er sich?
JEHOVA, unser Gott, ist ein heiliger, allweiser Gott, ein König von erhabenster Majestät. Er ist absolut lauter, rein, gerade, fleckenlos und gänzlich der Gerechtigkeit ergeben. Unlauterkeit, Unreinheit, Befleckung und Personen, die Gesetzlosigkeit pflegen, werden von ihm völlig verabscheut. Dieser absolut heilige und reine Gott kann sich einzig und allein mit solchen verbinden, die rein und heilig sind und ihre Lauterkeit ihm gegenüber bewahren. (Ps. 41:11, 12) Ihm allein gebührt zu Recht ausschließliche Ergebenheit, Liebe und Dienst. Zu Israel sagte er: „Denn ich bin Jehova, euer Gott; und ihr sollt euch heiligen, und ihr sollt euch selbst als heilig erweisen, denn ich bin heilig.“ David sprach: „Denn nicht ein Gott bist du, der an Gesetzlosigkeit Gefallen hat; bei dir wird der Böse nicht weilen.“ — 3. Mose 11:44, NW; Ps. 5:5.
2. Hat Jehova die Fähigkeit, zu segnen und glücklich zu machen? Weshalb ja oder nein?
2 Dieser heilige Gott-König ist auch der glückliche Gott. (1. Tim. 1:11, NW) Er ist stets in einem Zustand vollständigen Glücks. Dieser Majestätische ist daher der eigentliche Quell wahren Glücks. Von ihm her kommt jeder Segen und jedes vollkommene Geschenk. Als der „Vater der himmlischen Lichter“ ist Jehova allezeit auf der Höhe seiner Macht, um den mit ihm Verbundenen Glück und Segen zu bringen. Bei ihm gibt es keinen Aufstieg bis zur höchsten Machtstellung noch irgendwelchen Niedergang aus dieser Zenitstellung herab. Dieser „Vater der himmlischen Lichter“ ist nicht wie unsere buchstäbliche Sonne, die auf einer Sonnenuhr einen Wechsel des Schattens hervorruft, wenn sie von ihrem Aufgang im Osten emporsteigt bis zu ihrer höchsten Stellung, zur Zenitstellung droben am Himmel, und dann niedergeht zu ihrer Stellung des Untergangs im Westen. Über Jehovas absolute Zenitmacht, von der aus er segnen und glücklich machen kann, und damit wir volles Vertrauen haben können, daß er es auch tut, schreibt Jakobus: „Jede gute Gabe und jedes vollkommene Geschenk ist von oben her, da es herabkommt vom Vater der himmlischen Lichter, und bei ihm ist keine Veränderung von wechselndem Schatten.“ — Jak. 1:17, NW.
3. Wem gewährt Jehova gesetzliche Anerkennung, und warum?
3 Der heilige, glückliche Gott ist auch ein freundlicher Gott, ein treuer Helfer. Ja, er ist in der Tat der Freund aller jener, die in Beziehung zu ihm heilig und gerecht sind. Er ist der vertrauenswürdigste Freund. Er handelt ausschließlich mit jenen, die seine Freunde bleiben. Seine Freunde sind gekennzeichnet durch ihre Treue, ihre ausschließliche Ergebenheit und Lauterkeit gegen ihn als Person und als König. Seinen erprobten Freunden gewährt Jehova theokratische, gesetzliche Anerkennung, Gunstbezeugungen und Segnungen als solche, die in seiner glücklichen Organisation Mitverbundene sind. (Röm. 11:2) Wir beachten den Fall Abrahams, dem als erprobtem Freunde Gottes gesetzliche Anerkennung gewährt und der so durch Glauben gerechtfertigt wurde. „‚Abraham glaubte an Jehova, und es wurde ihm zur Gerechtigkeit gerechnet‘, und er wurde ‚Jehovas Freund‘ genannt.“ Israel war als Nation glücklich, als Jehova ihr freundlicher Helfer war. „Glücklich bist du, o Israel! Wer ist wie du, ein Volk, das sich der Rettung in Jehova erfreut? Ein Schild ist dein Helfer, und der ein Schwert ist, ist dein Erhabener.“ — Jak. 2:23; 5. Mose 33:29, NW.
4. Worauf zielt Gott mit Bezug auf seine Freunde ab? Beschreibe es bitte!
4 Worauf zielt der Gott theokratischer Freundschaft ab? Dieser, unser größter Freund, zielt auf das Gute ab, das, was ihm selbst als Gott-König und auch allen jenen, die in heiliger Einheit und Harmonie mit ihm sind, nie endendes Glück und Freude bringt. Der heilige Gott äußert sein Vorhaben des Guten seinen Dienern gegenüber, indem er ihnen Gelegenheiten schenkt, sich von einer Zeit des frohen Daseins zur anderen eines fortschreitenden Zustandes des Glücks zu erfreuen. In irgendeinem Zeitabschnitt ist der wahrhaft glückliche Zustand ein Zustand völliger Zufriedenheit, der Wonne und belebender Fröhlichkeit wegen der Menge guter Dinge, die von dem glücklichen Gott zur Lust und Freude derer immer neu geschaffen werden, die durch gesetzliche Verbundenheit mit ihm seine Freunde sind. „Nun wissen wir, daß Gott alle seine Werke zum Guten derer zusammenwirken läßt, die Gott lieben, derer, die nach seinem Vorsatz die Berufenen sind.“ — Röm. 8:28, NW.
EINE WEGLEITUNG FÜR DEN FREIEN WILLEN
5. Wie offenbart sich Jehova als ein liebender Vater, und weshalb?
5 Der heilige Gott ist auch ein liebender Vater. Als der erste und höchste Vater weiß er am besten, wie er seine familienähnliche Organisation freundlicher, gehorsamer Kinder zu leiten hat. Alle Geistgeschöpfe und der erste Mensch Adam wurden, als sie in Vollkommenheit erschaffen wurden, Söhne Jehovas. Da sie im Bilde und Gleichnis Gottes gemacht waren, hatte jeder von ihnen die wunderbare Gabe des freien Willens empfangen. Diese Gabe des freien Willens war etwas heilig Anvertrautes, das weislich verwendet werden mußte. Das einzelne Geschöpf, sei es ein Engel oder Mensch, konnte seinen freien Willen entweder auf gute Art anwenden, was zu fortgesetzter Heiligkeit und ewigem Leben führt, oder es konnte ihn auf schlechte Weise anwenden, was zu Verderbtheit, Unreinigkeit und schließlicher Ausrottung führt. Von Anfang an unternahm der Schöpfer und Vater Schritte, um seine Kinder, die einen freien Willen haben, auf dem wünschenswerten Wege zu leiten, dem Wege dauernden, vollkommenen Glücks. Wären sie freiwillig einem Wege der Lauterkeit gefolgt, so wären die Geschöpfe mit dem heiligen Gott, dem wirklichen Quell des Glücks und alles Guten, vorsatzgemäß, freudig und eng verbunden geblieben. — Ps. 25:21; Spr. 11:3; Luk. 3:38; 1. Mose 1:26.
6. Welche Schritte unternahm Jehova, um den ihm Unterordneten den rechten Weg zu weisen?
6 Welchen Schritt tat also der Gott der absoluten Freiheit, um den ihm Untergeordneten freien Willens den rechten Weg zu weisen? Er setzte ein Ziel der Lauterkeit oder Unsträflichkeit fest, das anzeigte, ob jemand seinem höheren Wohltäter, dem Gott-König, ausschließliche Ergebenheit zollte oder nicht, ein Ziel, das gewissen Handlungen eine gesetzliche Grenze setzte, über die hinaus es, gemäß der göttlichen Anordnung, kein Geschöpf wagen durfte, seinen freien Willen zu betätigen. Bestimmt hatte Jehova als der allmächtige Gott das absolute Recht, die sicheren Grenzen der relativen Freiheit für die von ihm erschaffenen Untergeordneten zu bestimmen. Dann sollten diese bekanntgegebenen gesetzlichen Grenzen das Geschöpf auch beständig an seine untergeordnete Stellung erinnern, die eine Stellung der Abhängigkeit war, und es sollte stets darauf bedacht sein, den göttlichen Willen seines souveränen Höheren zu ermitteln, gleichwie Jesus Christus das tat, als er auf Erden weilte. (Matth. 26:39) Überdies bedeuteten solch gesetzliche Einschränkungen für Gottes Geschöpfe kein Ungemach, indem sie ihnen etwas versagt hätten, was für ihr unmittelbares glückliches Dasein unerläßlich gewesen wäre. Auch enthielt Gott seinen Kindern nicht etwas vor, worauf sie ein gesetzliches Recht hatten. Und schließlich hatte Jehova das Recht, seine Freunde in bezug auf das Tun des Guten zu prüfen, gleichwie Abrahams Freundschaft geprüft wurde, als Gott ihn seinen einzigen Sohn opfern hieß, was das Gute darstellte, das Jehova durch die Darangabe seines eigenen Sohnes als Lösegeld zu tun vorhatte. — 1. Mose 22:1-14.
7. Wie müssen Gottes Diener sein Doppelamt respektieren? Wie tun sie die Herrlichkeit Gottes kund?
7 Jehova ist für alle in seiner Organisation sowohl der heilige Gott als auch der absolute König. Kraft seines Doppelamtes ist er berechtigt, ausschließliche Ergebenheit, vollkommenen Gehorsam und kundigen Dienst zu fordern. Diese Dienstleistung ausschließlich ihm gegenüber ist ein Ausdruck vollständiger Lauterkeit oder Unsträflichkeit. Dadurch, daß Geschöpfe das gesetzliche Ziel der Lauterkeit respektieren, das von dem Gott-König festgesetzt ist, bekunden sie ihre Loyalität und Treue gegen diesen wahrhaft Heiligen. Indem sie dieses festgesetzte Ziel dessen erreichen, was Gott als Bekundung von Freundschaft ansieht, stehen sie vor ihm in einer gesetzlich anerkannten Stellung. Da es Gottes Vorhaben ist, Geschöpfe hervorzubringen, die aus eigenem freiem Willen und aus Liebe Jehovas Willen tun möchten, bereiten ihm jene, die diesem göttlich vorgezeichneten Muster folgen, dadurch Lobpreis und Ruhm. Indem ein treues Geschöpf so das Ziel, Lauterkeit und Unsträflichkeit, erreicht, kann von ihm gemäß der Schrift auch gesagt werden, es offenbare die Herrlichkeit Gottes in ausschließlicher Ergebenheit. (1. Kön. 9:4; Ps. 26:1-11; 12) Als Bestätigung hierfür äußerte Josua die wahren Worte: „Er ist ein Gott, der ausschließliche Ergebenheit ihm gegenüber fordert.“ — Jos. 24:19, NW.
SÜNDE
8, 9. Was ist Sünde? Welcher Sinn liegt dem Wort „Sünde“ im Griechischen und Hebräischen zugrunde?
8 Was nun, wenn das Ziel ausschließlicher Ergebenheit, vollkommenen Gehorsams und des Bewahrens der Lauterkeit mißachtet (verletzt) wird? Dies bedeutet ein Verfehlen des Zieles. Es wird zu einer offenkundigen Verletzung des Gesetzes Gottes. Es hat zur Folge, daß jemand der Herrlichkeit Gottes ermangelt. Und vor allem wird es zur Treulosigkeit, zum Verrat gegen den Gott-König. All dies nennt man Sünde. All dies verdient die Todesstrafe, gleichwie Verrat innerhalb der Nationen heute die höchste Sanktion oder Strafe, den Tod, über einen Verräter bringt. In einer solchen Stellung der Unheiligkeit befinden wir uns heute alle. Paulus sagte mit Recht: „Denn alle haben gesündigt und ermangeln der Herrlichkeit Gottes.“ — Röm. 3:23, NW.
9 Der Apostel Paulus sprach zu Griechisch redenden Zuhörern. In Griechisch bedeutete das Wort für Sünde (griechisch: hamartía) ursprünglich verfehlen, wie zum Beispiel seinen Weg verfehlen. Dann wurde es auch für den Begriff gebraucht, etwas zu tun zu verpassen, seinen Zweck zu verfehlen, einen Punkt nicht zu treffen, fehlzugehen. Nun war Paulus aber ein Hebräer, und im hebräischen Teil der Bibel, aus dem er vorlas, bedeutete das Tätigkeitswort sündigen (hebräisch: חטא, chatá) ursprünglich ebenfalls nicht treffen, also verfehlen. Zum Beispiel lautet Richter 20:16 (NW): „Von all diesen Leuten waren siebenhundert auserlesene Männer linkshändig. Jeder derselben war ein Steinschleuderer, der ohne zu fehlen auf Haaresbreite traf.“ Auch in Sprüche 19:2 heißt es: „Es nützt nichts, zu handeln, bevor man denkt: mit Hastigsein verfehlt man das Ziel.“ (Mo) Man beachte ferner Sprüche 8:36: „Wer aber mich [die Weisheit] verfehlt, tut seiner Seele Gewalt an [schadet sich, AÜ]; alle, die mich hassen, lieben den Tod.“ (Fußn.) Sünde ist also ein Verpassen oder Verfehlen, nach dem Willen und Gesetz Gottes zu handeln. „Jeder, der Sünde pflegt, pflegt auch Gesetzlosigkeit, und so ist Sünde Gesetzlosigkeit.“ „Alle Ungerechtigkeit ist Sünde.“ — 1. Joh. 3:4; 5:17, NW.
10. Gibt es irgendeinen Beweis, daß Engel geprüft wurden? Wenn ja, wann und wie?
10 Gibt es irgendwelche biblische Beweise, daß Engel dadurch geprüft wurden, daß ihnen das Ziel vollkommener Lauterkeit gesteckt war? Ja. Petrus erwähnt Engel, die in Noahs Tagen „sündigten“ oder das Ziel verfehlten, und zeigt, daß Gott nicht zurückhielt, sie wegen ihrer Gesetzlosigkeit zu bestrafen. (2. Pet. 2:4, 5) Welchem Wege des freien Willens folgten jene Engel, die ein Verbot überschritten, das offenbar für ihren Lebenslauf aufgestellt war, und die so einen Mangel an ausschließlicher Ergebenheit offenbarten? Die Bibel antwortet uns hierauf. „Und es geschah, als die Menschen an Zahl zuzunehmen begannen auf der Oberfläche des Erdbodens und ihnen Töchter geboren wurden, da begannen die Söhne Gottes [die Engel] zu bemerken, daß die Töchter der Menschen schön waren, und sie nahmen sich zu Weibern von allen, die sie sich auslasen.“ (1. Mose 6:1, 2, NW) Jahre später offenbarte Jesus einen Teil dessen, was die vernünftigen Grenzen ausmachte, die Gott Engeln gesteckt hatte. Jesus sagte, daß treue, heilige Engel im Himmel weder heiraten noch verheiratet werden. (Matth. 22:30) Somit verfehlten all die Engel vor der Flut der Tage Noahs, die den Töchtern der Menschen beiwohnten, das Ziel vollkommenen Gehorsams. Diese übelgesinnten Engel erwiesen sich nicht als wahre Freunde Gottes, und zusammen mit ihrem Anführer, Satan dem Teufel, sind sie als Feinde aus Jehovas himmlischem Haushalt hinausgeworfen worden. Dadurch schlugen sie aus freiem Willen einen Lauf der Schlechtigkeit ein, wodurch sie Unglück über sich brachten, was mit ihrer gänzlichen Vernichtung enden wird. — Luk. 8:31.
DAS ZIEL ODER MERKMAL DER LAUTERKEIT IN EDEN
11. Welches war das Ziel der Lauterkeit, das Gott in Eden gesteckt hatte?
11 Was aber ist über den ursprünglich vollkommenen Menschen zu sagen? Was war das gesetzliche Ziel der Lauterkeit, das ihm gesteckt wurde, damit er vor seinem göttlichen Freund und Wohltäter, Jehova Gott, einen weisen Lauf einschlage? Es war ein klar festgelegtes, ausdrückliches Gesetz, dessen Verletzung Gott als einen Akt der Unfreundlichkeit, des Verrats und somit als Sünde betrachten mußte, und es wurde in bestimmter Weise dem vollkommenen Adam und seinem schönen Weibe vor Augen gehalten. „Und Jehova Gott auferlegte dem Menschen dieses Gebot: ‚Von jedem Baume des Gartens darfst du zur Sättigung essen. Aber was den Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen betrifft, davon sollst du nicht essen; denn an dem Tage, da du davon ißt, wirst du gewißlich sterben.‘“ In bezug auf dieses Ziel war nichts unbestimmt gelassen. Das Gebot war leicht zu verstehen und auch leicht zu halten. Die Folgen eines Verfehlens dieses Zieles wurden ebenfalls deutlich erklärt, daß nämlich der Mensch für einen solchen Akt des Verrats „gewißlich sterben“ werde. — 1. Mose 2:16, 17, NW.
12, 13. Warum war Gott berechtigt, dieses Ziel Adam und Eva vor Augen zu halten?
12 Jehova Gott hatte unbedingt das Recht, dem Menschen zu seinem Wohl dieses Ziel der Lauterkeit zu stecken. Er kannte den Menschen besser, als der Mensch sich selbst kannte, denn Jehova war der Schöpfer des Menschen. Wie Jehova wohl wußte, gereichte es dem Menschen zum Guten, durch dieses Ziel beständig daran erinnert zu werden, daß er von seinem Schöpfer abhängig und ihm, dem Höherstehenden, untergeordnet war. Tatsächlich bekundete Jehova als der Gott der Liebe wahre Liebe, indem er solch einen Wegweiser zwischen Gott und Mensch aufstellte. Diese gesetzliche Einschränkung verursachte Adam und seinem Weib kein Ungemach, denn es wurde ihnen dadurch nichts vorenthalten, was sie zu einem glücklichen Leben im Paradiesesgarten benötigt hätten. Sie besaßen das gesetzliche Recht, die Frucht von den anderen Bäumen zu essen, doch was diesen besonderen Baum betraf, war sie ihnen vorenthalten.
13 Ein überaus wertvolles Geschenk war für Adam bereit, sofern er bewiese, daß er dessen würdig sei. Jehova Gott hatte Adam und Eva in einem weitausgedehnten Besitztum im östlichen Teil einer Gegend der Erde, Eden genannt, untergebracht. Dieses große Besitztum war in hohem Grade kultiviert und von Gott zu einem prächtigen Paradiese, einem Gartenpark, bestimmt und angelegt worden. Außerdem war dieses Besitztum reichlich versehen mit zahmen Tieren von jeder Familienart. Ebenso war es wohl bepflanzt mit fruchttragenden Bäumen und Pflanzen von jeder Art. In der Tat sollte dieses Besitztum lediglich der Zugang zu dem schließlich noch ausgedehnteren Besitz des ganzen Erdballs sein, der unbeschreiblich reiche Mineralschätze birgt. Hier, inmitten begeisternder Schönheit, inmitten von Frieden und Harmonie und großem Reichtum der Natur fanden Adam und Eva eine glückliche Heimat. Sicherlich hatte der erhabene Gott und Geber jeder vollkommenen Gabe das Recht, Adam auf die Probe zu stellen, bevor er ihm als einem erprobten Freunde solch wertvolle Rechte auf dauernden Besitz verlieh. Wer würde heute eine unschätzbare Gabe an Besitztum freigebig einem Feinde vermachen? Niemand, der recht bei Sinnen ist, tut so etwas. Ebenso war es im Falle Gottes. Der Mensch mußte sich zuerst als ein loyaler, vertrauenswürdiger Freund des Gott-Königs erweisen. In Übereinstimmung mit diesem Grundsatz prüfte Jehova Gott später Jesus hier auf Erden auf seine Eignung und Würdigkeit, König der neuen Welt zu sein. — 1. Mose 2:8; Heb. 2:18.
14. Aus welchem weiteren Grunde wurden Adam und sein Weib vor Jehova geprüft?
14 Adam und Eva wurden ursprünglich ohne bestimmte Lebensfrist in dieses wunderbare Besitztum eingesetzt. Es scheint, daß allen anderen Arten animalischen Lebens, die auf der Erde gedeihen, eine begrenzte Lebensfrist gesetzt wurde. (2. Pet. 2:12) Jede besondere Tierart sollte eine gewisse Zeit leben und dadurch beitragen zum wachsenden Wohlstand der Erde, worauf sie ihr Dasein mit dem Tode beschlösse und ihre Nachkommen die Lebensarbeit, die dieser Rasse oder Art von Geschöpfen zugewiesen ist, fortsetzen ließe. (Beiläufig bemerkt, konnte Adam beobachten, wie die Tiere ihr Dasein beschlossen, und dies mußte dem Wort „Tod“, das Jehova gebraucht hatte, um ihm die Strafe für ein Verfehlen des Zieles der Unsträflichkeit anzukündigen, weiteres Gewicht gegeben haben.) Was aber Adam betrifft, bestimmte ihm Jehova Gott seine Lebensspanne nicht. Vielmehr wurde sein Leben unbefristet gelassen, und die Lebensdauer hing davon ab, ob er das gesetzliche Ziel der Loyalität erreichte. Indes war der Organismus des Menschen ursprünglich so erschaffen, daß er imstande gewesen wäre, ewig zu leben. So hatte Gott das weitere Recht, Adam und seine Nachkommen zu prüfen auf ihre Würdigkeit, sich der größten aller Gaben zu erfreuen, nämlich der Gabe einer nicht endenden Lebenszeit, des ewigen Lebens. Diese noch größere Gabe stand in Beziehung mit einem anderen gesetzlichen Wegweiser im Garten, der als „der Baum des Lebens“ bekannt ist. — 1. Mose 3:24, NW.
GUT UND BÖSE
15, 16. (a) Wozu sollte offenbar dieses Merkmal der Unsträflichkeit dienen, und weshalb? (b) Was für Beispiele anderer gesetzlicher Symbole gibt es?
15 Was scheint dadurch angezeigt zu sein, daß das Merkmal der Unsträflichkeit oder Lauterkeit mit dem „Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen“ zusammenhing? Es scheint, daß durch die buchstäbliche Berührung dieses verbotenen Baumes oder das Essen davon kein körperlicher Nutzen oder Schaden erwuchs. Vielmehr schien das Handeln in Verbindung mit diesem Baume das Gewissen in Mitleidenschaft zu ziehen. Wir sehen, daß die Bibel, als Adam und Eva später von der Frucht dieses Baumes aßen, nicht von einer körperlichen Reaktion berichtet, sondern andeutet, daß ihr Gewissen unverzüglich ein Schuldbewußtsein registrierte. „Dann wurden ihnen beiden die Augen aufgetan, und sie erkannten, daß sie nackt waren.“ (1. Mose 3:7, NW) Das Öffnen ihrer Augen hätte sich, nicht auf ihre physischen Augen beziehen können, denn diese müssen zur Zeit, da sie die ungesetzliche Tat begingen, offen gewesen sein. Somit waren es die ‚Augen ihres Herzens‘ oder Gewissens, die reagierten, und nicht, daß sie eine physisch größere Gehirnkapazität erhielten, die mit göttlicher Weisheit erfüllt worden wäre. (Eph. 1:18, NW) Eine weitere interessante Tatsache: Stets ist es ein Herrscher, der „erkennt“ oder beurteilt, was recht und falsch, d. h. gut und böse ist. Dies ist ersichtlich in Gottes Erklärung über Adams Austreibung aus dem Garten, woraus abgeleitet wird, daß Adam beschlossen hatte, selbst Beurteiler zu sein im „Erkennen“ dessen, was „gut“ und „böse“ ist. Durch dieses Handeln verwarf er die himmlischen, obrigkeitlichen Gewalten. „Und Jehova Gott fuhr fort zu sagen: ‚Der Mensch hier ist geworden wie einer von uns, zu erkennen Gutes und Böses.‘“ Diese Bemerkungen führen uns zu der Folgerung, daß der Baum als ein gesetzliches Signal, Symbol oder Wegweiser zwischen dem Gott-König und dem Menschen in ihrem Handeln miteinander als Regierender und Regierte diente. — 1. Mose 3:22, NW.
16 Was diesen Baum als eine Art Wegweiser betrifft, haben wir etwas von ähnlichem Sinn im Falle des Zeugnishaufens oder Steinhaufens, der in Galed als ein gesetzliches Zeichen zwischen Laban und Jakob aufgerichtet wurde und das gesetzliche Verhalten des einen zum anderen bestimmte. (1. Mose 31:48-53) Ein anderes Beispiel, ein solches der Neuzeit: Wenn ein sehr wichtiges gesetzliches Dokument in einen Briefumschlag gelegt und dieser dann mit Siegellack offiziell versiegelt wird, wird die Mitteilung, die einer ganz besonderen Adresse gilt, verletzt, wenn eine nicht dazu ermächtigte Person das Siegel erbricht. Nicht das buchstäbliche Aufbrechen des Siegels ist das Vergehen, sondern der gesetzwidrige Versuch, über ein verbotenes Siegel hinwegzugehen, das nur ein gesetzliches Sinnbild ist oder ein Verbot darstellt, in das einzudringen, was sich innerhalb des Umschlages befindet, ist das Vergehen.
17, 18. (a) Erkläre die Begriffe „gut“ und „böse“. (b) Wer bestimmt, was gut ist? Wodurch wird dies bestätigt?
17 Als nächstes fragen wir: Was ist „gut“ und was ist „böse“? Gut ist das, was recht, vollständig und in Harmonie mit Jehovas Richtlinien und Grundsätzen des richtigen Verhaltens ist. Böse ist das direkte Gegenteil. Es ist das, was unrecht und nicht in Übereinstimmung ist mit den Regeln und Grundsätzen des richtigen Verhaltens. Gott als Schöpfer erklärte und urteilte, daß die Ergebnisse verschiedener Schöpfungstage „gut“ seien. (1. Mose 1:10, 12, 18, 21, 25) Ist ein unreifer Mensch oder ein Kind in der Lage, Regeln des richtigen Verhaltens aufzustellen und somit zu bestimmen, was gut und böse ist? Nein, natürlich nicht. Aus diesem Grund müssen irdische Väter ihre Kinder in Zucht nehmen, um sie zu veranlassen, sich an die Maßstäbe des Guten zu halten, die von einer höheren Autorität festgesetzt werden. (Heb. 12:7-11) Nicht der Untergeordnete bestimmt die Richtlinien für das Gute, sondern der gesetzgebende Höhere tut dies. Jehova Gott ist der endgültige Richter und Herrscher, der in Tat und Wahrheit bestimmt, was gut und was böse ist.
18 Ein gewisser Mensch kam zu Jesus und fragte ihn, was gut sei. Jesus gab ihm die richtige Antwort, indem er ihm zeigte, daß Jehova Gott der einzige ist, der festlegt, was gut ist; und die Geschöpfe müssen das befolgen, was Gott befiehlt, weil Gott stets das Rechte befiehlt. „Nun, siehe! es trat einer zu ihm und sprach: ‚Lehrer, was für Gutes muß ich tun, um ewiges Leben zu erhalten?‘ Er sagte zu ihm: ‚Warum fragst du mich darüber, was gut sei? Da ist e i n e r, der gut ist. Doch wenn du ins Leben eingehen willst, so beobachte fortgesetzt die Gebote.‘“ — Matth. 19:16, 17, NW.
19, 20. (a) Wie wurde die Sünde auf dieser Erde eingeführt? (b) Weshalb betraf die ursprüngliche Sünde nicht den Verkehr der Geschlechter als etwas Unerlaubtes?
19 Das Recht Gottes Jehovas, zu bestimmen, was gut ist, wurde von Satan, dem Teufel, in Eden vor ungefähr sechstausend Jahren auf gemeine Weise in Frage gestellt. Er gab Eva einen falschen Gedanken ein und erweckte in ihr, der Untergeordneten, den unrechten Wunsch, ihrem souveränen Herrscher Jehova zu trotzen und selbst zu beurteilen, was gut und böse sei. „Denn Gott weiß, daß am selben Tage, da ihr davon eßt, euch die Augen aufgehen sollen und ihr wie Gott werden sollt, erkennend Gutes und Böses.“ Dieser üble Wunsch in Eva wurde befruchtet, und sie schritt zur Tat und aß von dem verbotenen Baum. „Demzufolge sah das Weib, daß die Frucht des Baumes gut war zur Speise, und daß sie eine Lust für die Augen war, ja, daß den Baum anzuschauen begehrenswert war. So begann sie, von seiner Frucht zu nehmen und davon zu essen. Danach gab sie auch ihrem Manne davon, als er bei ihr war, und er begann davon zu essen.“ Hier verfehlten Adam und Eva zu ihrer ewigen Schande Gottes Ziel des vollkommenen Gehorsams und der Unsträflichkeit. Von derselben Stunde an schlugen sie einen Lauf des Unglücks ein, der Gesetzlosigkeit, Unreinheit und des schließlichen Todes. Sie hatten der Herrschaft und dem Worte der souveränen Majestät selbst getrotzt und so eine Tat des Hochverrats begangen. — 1. Mose 3:5, 6; Jak. 1:14, 15, NW.
20 An diesem Punkte muß gesagt werden, daß Adams ursprüngliche Sünde nicht den Verkehr einbezog, der unerlaubt gewesen wäre, wie dies von gewissen Sekten der Christenheit behauptet wird. Geschlechtsverkehr war nicht der strittige Punkt, dieser war nicht das für den Menschen festgesetzte Ziel, denn es war durch ein früheres Gebot erlaubt worden, daß ein Ehemann mit seiner Frau Geschlechtsbeziehungen hat. (Siehe 1. Mose 1:28.) Die ursprüngliche Sünde, die Adam beging, war seine böse Tat, das gesetzte Ziel zu verfehlen. Sie bestand in seiner treulosen Verwerfung Jehovas als des Gott-Königs, indem er einen anderen Maßstab für das, was gut und böse war, annahm.
UNHEILIGE FOLGEN
21, 22. Welches waren die Folgen der Sünde Adams? Was ist Familien-Unzulänglichkeit?
21 Die Folgen dieser einen treulosen Tat willentlicher Sünde erwiesen sich als verheerend, nicht nur für Adam, sondern weltweit für die entstehende adamische Familie, „gleichwie durch einen Menschen Sünde in die Welt kam und Tod durch Sünde, und sich der Tod so über alle Menschen ausbreitete, weil sie alle gesündigt hatten“. (Röm. 5:12, NW) Adam, der nun ein Gesetzesübertreter und Feind seines früheren Gott-Königs war, wurde von Jehova sogleich vor Gericht geladen und zusammen mit dem Weibe und der von Satan beherrschten Schlange als schuldig befunden und verurteilt. Adam und sein Weib waren von da an als Verräter aus Gottes heiliger Organisation entlassen. Der Mensch wurde aus dem vollkommenen Garten Eden hinausgesandt, es wurde ihm eine begrenzte Lebenszeit gegeben, die mit dem Tode enden sollte, und er war gezwungen, im unkultivierten Teil der Erde Aufenthalt zu nehmen, um seinen Lebensunterhalt im Schweiße seines Angesichts zu verdienen. (1. Mose 3:16-19) Da Jehova Gott nun nicht mehr ihr liebender Freund und weiser Berater war, und da sie sich nicht mehr in Einheit befanden mit Gottes Organisation, waren Adam und Eva in ihrer Unerfahrenheit mit ihrem unreifen Urteil nun ganz auf sich selber angewiesen. Die Anstrengung und Anspannung, welche harte Arbeit mit sich brachte, die Enttäuschungen und herzzerbrechenden Erfahrungen in der von Menschen gemachten Organisation, ja die furchtbare Tragödie, den ersten Menschen sterben zu sehen, ihren eigenen Sohn umgebracht von einem mörderischen, erbosten Bruder — all diese Prüfungen trugen dazu bei, die Funktionen des einst vollkommenen menschlichen Organismus zu stören, d. h. seine Tätigkeit aus dem Gleichgewicht zu werfen. Krankheiten entwickelten sich, und schließlich war Tod die Folge. Man denke daran, wie die furchtbare Beanspruchung des Nervensystems des vollkommenen Menschen Jesus, als er am Stamme hing, seinen Tod beschleunigte.
22 Kinder ererben die Vorzüge und Mängel ihrer Eltern. Da Adam als unheiliger, verräterischer Verworfener starb, als einer, der das Besitzrecht auf den lieblichen Garten Eden nicht erworben und keinerlei Recht auf eine unbegrenzte Lebensspanne erlangt hatte, ererbten seine Nachkommen diese Unzulänglichkeiten oder Nachteile. So brachte Adam als patriarchalisches rebellisches Haupt Familien-Unzulänglichkeiten über das ganze Menschengeschlecht.
23, 24. (a) Welches Ausmaß erreichte die Sünde während der ersten 1600 Jahre? (b) Wie waren diese Folgen, von Jehovas Gesichtspunkt aus gesehen?
23 Da sich Adam nach seiner Austreibung auf eine unheilige, unvollkommene Beurteilung dessen, was gut und böse war, stützen mußte, verfehlte er in der verbleibenden Zeit seines 930 Jahre dauernden Lebens immer mehr, Gottes ursprüngliches Ziel wahrer Lauterkeit und Unsträflichkeit zu erreichen. Diese abwärtsführende Neigung zum Schlechten mußte bei seinen Nachkommen in einer Generation nach der anderen zu einer noch größeren Entartung führen. Schließlich wurden die Menschen nach etwa 1600 Jahren so unheilig und entartet und verfehlten das Ziel vollkommener Lauterkeit in solchem Grade, daß Jehova es bedauerte, daß er Menschen auf Erden gemacht hatte, und sich in seinem Herzen verletzt fühlte. Nur Noah erwies sich in hohem Grade als gerecht. Noah war nicht so entartet wie seine Zeitgenossen, obwohl auch ihm, weil er als Sünder geboren worden war, Gottes ursprüngliches Merkmal der Vollkommenheit fehlte. — Ps. 51:5.
24 „Somit sah Jehova, daß die Schlechtigkeit des Menschen groß geworden war auf der Erde, und jede Neigung der Gedanken seines Herzens war allezeit nur böse. Und Jehova empfand Bedauern, daß er Menschen gemacht hatte auf der Erde, und es schmerzte ihn in seinem Herzen. So sprach Jehova: ‚Ich werde die Menschen, die ich geschaffen habe, von der Oberfläche des Erdbodens hinwegtilgen, vom Menschen bis zum Haustier, bis zum kriechenden Tier und zum fliegenden Geschöpf der Himmel, denn ich bedaure, daß ich sie gemacht habe.‘ Noah aber fand Gunst in den Augen Jehovas … Noah war ein gerechter Mann. Er erwies sich als untadelig unter seinen Zeitgenossen; Noah wandelte mit dem Gott.“ (1. Mose 6:5-9, NW) Einige mögen fragen: Da doch Gott in der Flut der Tage Noahs alle vernichtete, ausgenommen acht gute Menschen, was sind denn seither die Aussichten des Menschen gewesen, zur Vollkommenheit emporgehoben zu werden? Siehe die Antwort auf diese Frage bitte im nachfolgenden Artikel.