Gerechtgesprochen durch Jehova
DIE Frage, ob man von Jehova gerechtgesprochen werde, kann nicht leichthin abgetan werden. Es ist eine Frage, von der Leben und Tod abhängt, denn nur jene, die Jehova gerechtspricht, werden ewiges Leben erhalten. Daß Jehova seine Diener gerechtspricht, dient nicht dem Zwecke, sie von den falschen Anklagen, die ihre Feinde, die sichtbaren und die unsichtbaren, wider sie erheben, freizusprechen, denn solche Anklagen beeinflussen ihn nicht. Vielmehr betrifft das Gerechtsprechen seiner Diener ihre Stellung vor ihm und ihre Befreiung von den Anklagen und Strafen, die sein eigenes Gericht über sie verhängt hat.
Weshalb ist es nötig, daß wir von Gott gerechtgesprochen werden? Weil unser erster Vater, Adam, willentlich dem Gesetz Gottes ungehorsam war und deshalb seine gerechte Stellung vor Gott und sein bedingtes Recht auf Leben verlor. Nachdem er diese unschätzbaren Besitztümer verloren hatte, konnte er sie nicht an seine Nachkommen weiterleiten, und so wurden sie alle in Sünde, Unvollkommenheit, ohne vor Gott gerecht dazustehen und ohne bedingtes Recht auf Leben geboren. Daher heißt es: „Da ist kein Gerechter, auch nicht einer“, denn ‚durch e i n e n Menschen kam Sünde in die Welt und Tod durch Sünde, und so breitete sich der Tod über alle Menschen aus, weil sie alle gesündigt hatten‘. — Röm. 3:10; 5:12, NW.
Durch seine Sünde brachte uns Adam der Gerechtigkeit Gottes gegenüber in die Schuld. Gott war nicht verpflichtet, eine Erlösung für uns zu beschaffen, um diese Schuld zu zahlen, aber weil Gott Liebe ist, hat er erbarmungsvoll für unsere Erlösung gesorgt, um diese Schuld für uns zu zahlen. Die Schrift offenbart, wie Gott gerecht sein und doch jene, die durch Adams Übertretung geschädigt sind, gerechtsprechen kann, nämlich durch ihren Glauben an das Loskaufsopfer Christi.
Lieferte aber das Gesetz nicht eine Grundlage, auf der die Israeliten gerechtgesprochen werden konnten? Nein, es lieferte sie nicht; in der Tat, das konnte es nicht. Weshalb? Weil es ihre Unzulänglichkeit nicht beseitigen, sie nicht von ihrer Schuld befreien konnte. Es gab ihnen lediglich einen Maßstab, etwas, wonach sie streben konnten, und dies ließ noch deutlicher hervortreten, wie weit sie den gerechten Anforderungen Gottes zu entsprechen verfehlten. Indem also das Gesetz auf die vielen Dinge, die die Sünde ausmachten, hinwies, ließ es tatsächlich die Sünde um so größer erscheinen. Und durch die Opfer, die es forderte, prägte es den Israeliten die Notwendigkeit eines gültigen Opfers ein und bewahrte sie zudem in der reinen Anbetung Jehovas, bis ihr Messias kam, der sie von der Sünde erlösen konnte.
Dennoch mögen einige fragen: Wurde denn Abrahams Glaube an Jehova ihm nicht „zur Gerechtigkeit gerechnet“? Doch, aber nur in dem Maße, daß „er ‚Jehovas Freund‘ genannt wurde“. Werden denn unvollkommene Menschen in verschiedenem Grade und zu verschiedenen Zwecken gerechtgesprochen? Jawohl. Abraham zum Beispiel hatte Glauben an Gottes Verheißung eines Samens, und wegen seines Glaubens nahm Gott ihn als Freund an. Aber Abraham wußte nicht, wer jener Same sein werde; somit konnte er nicht Glauben an Christus Jesus und sein Loskaufsopfer ausüben, und doch kann ohne dieses niemand gerechtgesprochen werden und die Hoffnung auf ewiges Leben haben. — Jak. 2:23, NW.
WER JETZT GERECHTGESPROCHEN WIRD
Wie konnte Christus Jesus eine Grundlage zur Gerechtsprechung unvollkommener Menschengeschöpfe beschaffen? Da sein vollkommenes Leben von seinem geistigen, vormenschlichen Dasein in den Schoß der Jungfrau Maria versetzt wurde, war er frei von adamischer Sünde. Als vollkommener Mensch war er dem vollkommenen Menschen Adam in Eden gleich, und durch ein Verbleiben in diesem gerechten Zustand der Gerechtigkeit hätte er ewiglich auf Erden leben können. Aber dies war nicht Gottes Vorhaben oder Wille für Jesus, und so wurde Jesus kein Weib gegeben mit dem Auftrag, fruchtbar zu sein und die Erde zu füllen. Statt dessen bestimmte Gott, daß Jesus sein König der neuen Welt werde. Somit war sein Aufenthalt auf Erden nur vorübergehend und gerade lang genug, damit er „Gehorsam lernte durch die Dinge, die er litt“, um von der ‚Wahrheit Zeugnis abzulegen‘ und „seine Seele zu geben als ein Lösegeld im Austausch gegen viele“. — Heb. 5:8; Joh. 18:37; Matth. 20:28, NW.
Indem Christus Jesus freiwillig sein Leben niederlegte, wurde ein gewisser Wert frei, das Verdienst, das er zum Nutzen anderer verwenden konnte. Nach seiner Auferstehung als ein Geist und nach seiner Auffahrt in den Himmel reichte er dieses Verdienst Gott dar, der es an Stelle der Forderungen, die seine Gerechtigkeit gegen das Menschengeschlecht erhob, annahm.
Hat jemand die Segnungen dieser Vorkehrung schon empfangen, und wenn ja, wer, wie und wann? Gleich von Pfingsten an hat der „Leib Christi“, der auf die 144 000 Glieder beschränkt ist, die Johannes mit dem Lamme „auf dem Berge Zion“ stehen sah, die Segnungen dieser Vorkehrung erhalten, und seine Glieder sind vor Gott gerechtgesprochen worden wegen ihres Glaubens an das Opfer Christi und wegen ihrer Hingabe, den Willen Jehovas zu tun. — Off. 14:1, NW.
Die Gerechtsprechung der Glieder dieses „Leibes“ ist nur ein Mittel zum Zweck. Zu welchem Zweck? Damit sie als Christi Fußstapfennachfolger zur Mitgliedschaft in seinem „Leibe“ auserwählt werden können. Im Alter von dreißig Jahren opferte Jesus als ein vollerwachsener, vollkommener Mann sein Menschenleben, so daß er ein himmlisches Erbe erlangen konnte.
Jene indes, die Christi Nachfolger sein möchten, können, da sie unvollkommen sind, Gottes Erfordernissen eines makellosen Opfers nicht entsprechen. Auch haben sie kein Recht auf Leben, das sie opfern können, wodurch ihnen die Hoffnung auf geistiges Leben zuteil würde. Aber auf Grund ihres Glaubens an das Opfer Christi und ihrer Hingabe an Jehova schreibt Jehova ihnen das Verdienst Christi zugute, macht sie so zum Opfer annehmbar und gibt ihnen etwas, was sie opfern können und was sie auch tatsächlich opfern, worauf Gott sie durch seinen Geist zu einer Hoffnung auf himmlisches Leben zeugt.
Statt daß sie tatsächlich gerecht sind, wird ihnen Gerechtigkeit durch Glauben zugerechnet, und sie können sich von der Sünde nicht gänzlich frei erhalten. Aber sie geben der Sünde nicht willentlich nach, und wenn sie auch immer wieder Fehler begehen, sind sie doch in der Lage, ihre gerechte Stellung vor Gott zu bewahren, indem sie sich auf das Verdienst Christi berufen, damit es zur Deckung ihrer Sünden auf sie angewandt werde. — 1. Joh. 1:9, 10; 2:1.
WIE STEHT ES MIT ANDEREN?
Christus Jesus lieferte ‚ein Sühnopfer, nicht nur für die Sünden seines Leibes, der christlichen Versammlung, sondern auch für andere aus dem Menschengeschlecht‘. (1. Joh. 2:2) Wann werden diese anderen, die treuen Menschen der alten Zeit, die vor der Zeit Christi starben, und jene von der allgemeinen Menschheit in ihren Grüften sowie diejenigen der „großen Menge“ anderer Schafe, die Jehova jetzt treu dienen, gerechtgesprochen werden? Wir haben gesehen, daß das Gerechtgesprochenwerden durch Glauben nur ein Mittel ist, das dem Zwecke dient, gewisse Personen zur Mitgliedschaft im Leibe Christi auszuerwählen, damit sie die himmlische Herrlichkeit mit ihm teilen können. Daraus folgt, daß keine Notwendigkeit besteht, allen jenen, deren Bestimmung die Erde ist, also den vorhin Erwähnten, Gerechtigkeit zuzurechnen.
Zu jenen, die zu den „anderen Schafen“ gehören, kann heute gesagt werden, daß sie ein Zeichen der Vergebung empfangen. Kraft ihres Glaubens an das Opfer Christi, ihrer Hingabe, den Willen Jehovas zu tun, und ihres Getrenntseins von der Welt werden sie dargestellt als solche, die „ihre Gewänder gewaschen und sie weiß gemacht haben im Blute des Lammes“. (Off. 7:14, NW) Da sie Jehova sowie Gerechtigkeit und Demut suchen, besitzen sie die Hoffnung, während der großen Drangsal von Harmagedon verschont zu werden und in die neue Welt der Gerechtigkeit einzugehen, ohne zuerst ins Grab sinken zu müssen. In der neuen Welt werden sie unter der Verwaltung Christi und seiner Körperschaft von Königen und Priestern allmählich tatsächliche Vollkommenheit erlangen.
Die treuen Menschen der alten Zeit, die starben, ehe Christus sein Leben als Lösegeld gab, haben „Gutes“ getan, indem sie einem gerechten Laufe folgten; und sie werden zu einer Auferstehung des Lebens hervorgebracht werden. Es wird ihnen eine Auferstehung zum Leben zuteil, nicht in dem Sinne, daß sie mit vollkommenem Körper hervorkommen, denn dies werden sie nicht, sondern in dem Sinne, daß sie, weil sie in der Vergangenheit ihre Lauterkeit treulich bewahrt haben, schon gut voran sind auf dem Wege zum Leben. Sie werden sich sogleich Christus, dem herrschenden König, verpflichten und ihm Untertanentreue zollen, und sie werden mit anderen an dem Vorrecht teilhaben, als „Fürsten“ zu dienen. — Ps. 45:16.
Die auferstandenen treuen Menschen der alten Zeit und die anderen Schafe werden zusammen die Erde zu einem Paradiese machen, worauf die Auferstehung der Menschheit im allgemeinen folgen wird, die Auferstehung jener, die in den „Gedächtnisgrüften“ sind und die „Schlechtes verübten“. (Joh. 5:28, 29, NW) Auch sie werden die Gelegenheit haben, sich das Loskaufsopfer Christi zunutze zu machen und Segen aus seiner Herrschaft zu erhalten, und werden dadurch bis zum Ende der Tausendjahrherrschaft Christi zur Vollkommenheit gelangt sein.
Dann werden alle, die auf Erden sind, auf eine letzte Probe gestellt, indem Satan und seine Dämonen aus dem Abgrund losgelassen werden, in den sie verwiesen worden waren für die Zeit, da das Werk des Aufrichtens der Menschheit während der Herrschaft Christi stattfand. Wenn auch während der Tausendjahrherrschaft jene, die sich den neuen Dingen nicht anpassen wollten, vernichtet worden sind, wird doch die Prüfung am Ende der tausend Jahre alle jene offenbaren, die im Herzen selbstsüchtig werden, und sie werden dann zusammen mit Satan und seinen Dämonen Vernichtung erleiden in dem, was als „der Feuersee“ und „der zweite Tod“ bezeichnet wird. (Off. 20:1-10, 14) Solche, die die Lauterkeit bewahren, werden von Jehova gerechtgesprochen, und ihnen wird das Recht auf ewiges Leben zuteil.
Zusammenfassend sehen wir also, daß von Pfingsten an bis in die Gegenwart hinein nur die Glieder des „Leibes Christi“ durch Glauben gerechtgesprochen werden; sie empfangen tatsächliche Gerechtigkeit in der „ersten Auferstehung“. Die übrigen Gehorsamen der Menschheit werden zum ewigen Leben gerechtgesprochen werden, nachdem sie die Prüfung am Ende der Tausendjahrherrschaft Christi bestanden haben werden.
Darum, aus Gesetzeswerken wird kein Fleisch vor ihm gerechtfertigt werden; denn durch Gesetz kommt Erkenntnis der Sünde. Jetzt aber ist, ohne Gesetz, Gottes Gerechtigkeit geoffenbart worden, bezeugt durch das Gesetz und die Propheten; Gottes Gerechtigkeit aber durch Glauben an Jesum Christum gegen alle, und auf alle, die da glauben. Denn … alle haben gesündigt und erreichen nicht die Herrlichkeit Gottes, und werden umsonst gerechtfertigt durch seine Gnade, durch die Erlösung, die in Christo Jesu ist. — Römer 3:20-24.