Kommentare eines Geistlichen über Weihnachtsbräuche
● Eine Weihnachtsansprache, die Prediger Robert T. Schleiter von der St.-Theresa-Kirche in Hutchinson, Kansas, im Jahre 1954 hielt, erschien im News-Herald von Hutchinson (22. Dezember 1954). Die Weihnachtsbräuche flüchtig betrachtend, sagte der betreffende Geistliche: „Bald kein Geld mehr, Freunde? Nehmt doch auf Kredit, es ist ja Weihnacht! Gebt alles aus, was ihr ausgeben möchtet, und vergeßt es, bis ihr am 2. Januar unseren Sammel-Kollektenbrief und die Neujahrskarte erhaltet … Man muß es außergewöhnliche Zurückhaltung nennen, daß bisher noch niemand das Lied ‚Stille Nacht, heilige Nacht‘ als Leitmotiv für eine Geschäftsreklame verwendet hat. Aber Musik liegt in der Weihnachtsluft, der Himmel weiß es, siebenundzwanzigmal in der Stunde: durch Lautsprecher auf der Straße wird auf besondere Weihnachts-Spenglerarbeit hingewiesen; ferner redet das Radio chemischen Waschanstalten mit dem Weihnachtsgeist das Wort; und in den Läden hören wir die Weise ‚White Christmas‘ [etwa: O du fröhliche …]. Und weitere 27mal hören wir Weihnachtsglockenklänge …
● Es war einmal, noch in den Tagen unserer Unschuld, da erhielten wir Weihnachtskarten von Freunden, die keiner Propaganda dienten. Aber auch dies haben wir in unserem Entwertungseifer geändert: Empfangen Sie bitte diese Kalenderblocks, die einem Beschäftigten seine Abmachungen in Erinnerung rufen sollen, und die Sie ferner daran erinnern, daß — wann immer Sie ein Gebiß benötigen — Dr. Glazel, der am Fließband arbeitende Zahnarzt, freundlicherweise Kredit gewährt! ‚Frohe Weihnachten‘, so tönt es von einem Hotel her, in dem du vor drei Jahren gerade lange genug weiltest, um zu entdecken, daß es dir dort nicht gefiel. ‚Frohe Weihnachten‘, rufen einige Versicherungsbeamte, ein Verkäufer von Küchenlinoleum und ein Dachdecker, der dir viel Freude wünscht und dabei hofft, daß dein Dach durchlässig sei. Und ferner ‚Recht frohe Weihnachten‘ von einer Gesellschaft für kleinere Anleihen, die etwa so an dich denkt wie ein Geier an eine erschöpfte Taube.“