Liebe erbaut die Neue-Welt-Gesellschaft
1, 2. (a) Weshalb werden die christlichen Zeugen Jehovas richtigerweise als eine Neue-Welt-Gesellschaft bezeichnet? (b) Welche Tatsachen und Bibelstellen zeigen, daß Liebe die Neue-Welt-Gesellschaft erbaut?
DIE christlichen Zeugen Jehovas sind als Neue-Welt-Gesellschaft bekannt, weil sie Gottes neue Welt bekanntmachen und sich als würdige Gesandte der neuen Welt benehmen. Sie lassen sich von dem Neuen-Welt-Grundsatz der Liebe leiten, der Liebe zu Jehova und zu ihrem Nächsten. Das ist eine so offensichtliche Tatsache, daß die Presse in ihren Berichten über die Kongresse „Triumphierendes Königreich“, die die Zeugen Jehovas im Jahre 1955 in Nordamerika und Europa durchführten, immer und immer wieder darauf hinwies.
2 Und so sollte es wirklich sein, denn ihr Führer, Jesus Christus, legte den größten Nachdruck auf Liebe, ja er erklärte sogar, daß man daran seine wahren Nachfolger erkennen könne. „Ein neues Gebot gebe ich euch, daß ihr einander liebt; so wie ich euch geliebt habe, sollt auch ihr einander lieben. Daran werden alle erkennen, daß ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe untereinander habt.“ Liebe ist „das vollkommene Band der Einheit“, das die Glieder der Neuen-Welt-Gesellschaft miteinander verbindet und sie stark macht, um der ganzen Welt eine geeinte Front zu bieten und Satans Doppelangriff der Verfolgung und des Materialismus abzuschlagen. „Zwei sind besser daran als einer“, und „eine dreifache Schnur zerreißt nicht so bald“. Was die Liebe zur Erbauung der Familie beiträgt, trägt sie auch aus denselben Gründen zur Erbauung der Neuen-Welt-Gesellschaft bei. — Joh. 13:34, 35; Kol. 3:14, NW; Pred. 4:9, 12.
LIEBE ERBAUT BEI ZUSAMMENKÜNFTEN
3, 4. Wie betrachtet Liebe die Zusammenkünfte des Volkes Gottes, und was tut sie diesbezüglich?
3 Die Liebe erbaut uns, nämlich die Neue-Welt-Gesellschaft, weil sie uns zu den verschiedenen Zusammenkünften und größeren Versammlungen Gott hingegebener Christen hinzieht, wo wir vermehrtes Licht über Gottes Wort, geistige Kraft und Ermunterung empfangen, um Jehova unablässig dienen zu können. Nicht nur das, sondern die Liebe läßt uns all diese Zusammenkünfte als Gelegenheiten wahrnehmen, andere zu erbauen. Liebe drängt uns, frühzeitig einzutreffen, um unsere Brüder und die gutgesinnten Fremdlinge herzlich zu begrüßen. Liebe veranlaßt uns, dem, was vom Podium aus gesagt wird, mit gespanntem Interesse zu folgen, denn wenn wir mit ungeteilter Aufmerksamkeit zuhören, erbauen wir den Redner. Liebe bewegt uns, nach der Zusammenkunft noch ein wenig dazubleiben, um mit unseren Brüdern Erfahrungen auszutauschen und einem Mitbruder, der in Bedrängnis sein mag, durch ein hilfreiches, ermutigendes Wort oder eine kleine Handreichung beizustehen. Wenn wir dies tun, so erbauen wir auch uns selbst, denn es steht fest, daß „der Tränkende auch selbst getränkt wird“. — Spr. 11:25.
4 Wer Liebe hat, wird auch andere dadurch zu erbauen suchen, daß er an solchen Zusammenkünften aktiv teilnimmt, so wie sich die Gelegenheit bietet. Es geht nicht nur darum, „unser Zusammenkommen nicht zu versäumen, wie es bei einigen Gewohnheit ist“, sondern auch darum, ‚an der öffentlichen Erklärung unserer Hoffnung festzuhalten‘, ‚aufeinander achtzugeben, um uns zur Liebe und zu rechten Werken anzuspornen‘, und ‚einander zu ermuntern, und das um so mehr, als wir den Tag herannahen sehen‘. So schrieb Paulus an die Römer: „Ich sehne mich danach, euch zu sehen, damit ich euch eine geistliche Gabe mitteile, um euch zu befestigen, oder besser gesagt, damit ihr euch gegenseitig ermuntert, jeder durch den Glauben des anderen, sowohl durch euren wie den meinen.“ — Heb. 10:23-25; Röm. 1:11, 12, NW.
5. Was müssen wir im voraus tun, um einander in den Zusammenkünften wirksam auferbauen zu können?
5 Liebe zu unseren Brüdern spornt uns auch an, unsere Aufgaben vorzubereiten, damit wir unsere Brüder erbauen können. Das werden wir ganz besonders tun, wenn wir beauftragt werden, vom Podium aus zu sprechen; auf diese Weise wird unser Fortschritt allen offenbar, und er gereicht ihnen zur Erbauung, wie uns geboten wurde: „Alles geschehe zur Erbauung … damit alle lernen und alle ermutigt werden.“ So merkwürdig es auch erscheinen mag, kann es leicht vorkommen, daß Diener in der Versammlung die Vorrechte, die sie in dieser Hinsicht haben, vernachlässigen. Sie lassen sich von der Vorbereitung für die ihrer Aufsicht unterstehenden Zusammenkünfte oder für ihre Programmaufgaben so in Anspruch nehmen, daß sie es manchmal versäumen, sich auf die Zusammenkünfte, die von anderen Brüdern geleitet werden, vorzubereiten, um auch in diesen etwas zur Erbauung der übrigen beizutragen. So mögen denn alle Verkündiger bei jeder Zusammenkunft den Rat des Apostels Paulus befolgen: „Laßt uns, während wir die Wahrheit reden, in allen Dingen durch Liebe heranwachsen zu ihm hin, der das Haupt ist, Christus. Von ihm aus trägt der ganze Leib — harmonisch zusammengefügt und durch jedes Gelenk, das das Erforderliche leistet, zur Zusammenarbeit geschaffen — gemäß der Funktion jedes einzelnen Gliedes in gebührendem Maße zum Wachstum des Leibes und zu seiner Auferbauung in Liebe bei.“ — 1. Kor. 14:26, 31; Eph. 4:15, 16, NW.
LIEBE WIRKT MIT IM SCHULUNGSPROGRAMM
6, 7. (a) Welche Beispiele zeigen, daß wir die Pflicht haben, an der Schulung anderer teilzunehmen? (b) Warum haben die Diener in dieser Beziehung besondere Verpflichtungen, und wie sollten sie sie erfüllen?
6 Liebe erbaut auch deswegen die Neue-Welt-Gesellschaft, weil sie uns veranlaßt, an dem Schulungsprogramm für den Predigtdienst teilzunehmen, sei es nun, daß wir helfen, oder sei es, daß uns geholfen wird. Ungeachtet der Pflichten, die ein reifer Verkündiger haben mag, wird er doch nie zu beschäftigt sein, um an diesem Programm teilzunehmen. Ohne Zweifel hat niemand von uns mehr zu tun als Jesus Christus, und er selbst fand Zeit, andere zu schulen. Als „er begann von Stadt zu Stadt und von Dorf zu Dorf zu ziehen, indem er predigte und die gute Botschaft vom Königreich Gottes kundtat … waren die Zwölf mit ihm“. Und wie viele Pflichten hatte Paulus! Dennoch schulte auch er andere. Somit: „Wir aber, die stark sind, sollten die Schwachheiten derer tragen, die nicht stark sind, und nicht uns selbst gefallen. Ein jeder von uns gefalle seinem Nächsten bezüglich dessen, was zu seiner Erbauung gut ist; denn auch Christus gefiel nicht sich selbst.“ Beiläufig bemerkt, beachte man auch hier, daß Liebe nicht Sentimentalität bedeutet. Sentimentalität begnügt sich damit, dem Nächsten einfach zu gefallen und willfährig seine Schwachheiten zu übersehen. Liebe dagegen gefällt dem Nächsten „bezüglich dessen, was zu seiner Erbauung gut ist“. — Luk. 8:1; Röm. 15:1-3, NW.
7 Da die ernannten Diener in der Versammlung größere Gaben und eine dementsprechend größere Gelegenheit haben, ihre Brüder zu erbauen, wird von ihnen natürlich verlangt, daß sie mehr geben: „In der Tat: von jedem, dem viel gegeben wurde, wird viel verlangt werden; und wen man über vieles setzt, von dem wird man mehr als das Übliche fordern.“ Das ist ja der Grund, weshalb Jehova Vorkehrung getroffen hat, daß in der Versammlung besondere Diener eingesetzt werden, wie Paulus es zeigt: „Und er gab einige als Apostel, einige als Propheten, einige als Missionare, einige als Hirten und Lehrer, im Hinblick auf die Schulung der Heiligen für das Dienstwerk, für den Aufbau des Leibes des Christus [sowie der „anderen Schafe“], bis wir alle hingelangen zur Einheit im Glauben und in der genauen Erkenntnis des Sohnes Gottes, zu einem vollerwachsenen Manne, zum Maße des Wuchses, der zur Fülle des Christus gehört.“ Und wie wird diese Schulung zum Predigtdienst durchgeführt? Mit Freude, Eifer, Selbstlosigkeit und in Demut, so wie Petrus es zeigt: „Hütet die euch anvertraute Herde Gottes, nicht unter Zwang, sondern willig, auch nicht aus Liebe zum unredlichen Gewinn, sondern mit Eifer, auch nicht als solche, die über jene herrschen, welche Gottes Erbteil sind, sondern indem ihr Vorbilder für die Herde werdet.“ — Luk. 12:48; Eph. 4:11-13; 1. Pet. 5:2, 3, NW.
8. Um welcher Personen willen sollten jene, die der Hilfe bedürfen, diese annehmen?
8 Solltest du dagegen zu denen gehören, die noch nicht fähig sind, an den Türen oder bei Rückbesuchen wirkungsvolle Predigten zu halten, dann wird die Liebe zu Jehova, zu den Menschen guten Willens und zu deinem Bruder dich dazu bewegen, seine Hilfe anzunehmen, wodurch du auferbaut wirst. Nur Stolz könnte dich veranlassen, diese Hilfe zurückzuweisen, aber Stolz ist nicht angebracht in der heutigen Zeit, da das ewige Geschick der Menschen guten Willens auf dem Spiel steht; und was ihr Geschick sein wird, mag in gewissen Fällen davon abhängen, wie wirkungsvoll wir ‚das Wort predigen‘. Denken wir ferner daran, daß es nicht nur Demut erfordert, Hilfe anzunehmen, sondern auch Demut, anderen Hilfe zu leisten. Möge sich also jeder Verkündiger in der Neuen-Welt-Gesellschaft von der Liebe zu Jehova, zum „Fremdling“ und zu seinen Brüdern getrieben fühlen, entweder anderen Hilfe zu leisten oder eine angebotene Hilfe anzunehmen, indem wir uns alle gern einander unterordnen. — 1. Pet. 5:5.
VORRECHTE DER FRAU, ERBAUEND ZU WIRKEN
9, 10. (a) Welche Vorrechte haben Schwestern, andere zu erbauen, und wie können sie davon am besten Gebrauch machen? (b) Was erfordert die Stellung, die die Bibel der Frau zuweist, und durch wen wird dies veranschaulicht?
9 Wenn auch christliche Frauen nicht all die verschiedenen Gelegenheiten haben, ihre Brüder aufzuerbauen, wie christliche Männer, so wird doch Liebe und eine vom Himmel stammende Weisheit sie veranlassen, die Vorrechte, die sie haben, wahrzunehmen und sie aufs beste zu nutzen. Wenn sich Schwestern gründlich vorbereiten, wird es ihnen möglich sein, in der Versammlung ihre Worte gut zu wählen und mit Zuversicht treffende ‚öffentliche Erklärungen‘ abzugeben, wobei sie im Interesse der gegenseitigen Erbauung aller Anwesenden so vielen als möglich Gelegenheit lassen, sich ebenfalls zu äußern. Das schließt auch die theokratische Predigtdienstschule ein, in der sich die Schwestern am Antwortgeben noch weit mehr beteiligen könnten, als es gewöhnlich der Fall ist. Auch werden sie dadurch, daß sie im Predigtdienst tüchtig werden, instand gesetzt, bei interessanten Demonstrationen mitzuwirken, um zu zeigen, wie man die Königreichsbotschaft an den Türen wirkungsvoll darbieten und Einwände überwinden kann, und sie werden auch interessante Erfahrungen zu erzählen haben. Auf diese Weise können sie einen wesentlichen Teil zur Erbauung ihrer Brüder beitragen, obwohl sie nicht das Vorrecht haben, ihren Brüdern zu sagen, was sie zu tun haben. Und haben nicht alle reifen Schwestern das Vorrecht, andere Schwestern zu schulen? Sicherlich!
10 Derselbe Grundsatz gilt auch in anderer Hinsicht. Die Schwestern können sehr viel dazu beitragen, ihre Brüder aufzuerbauen, indem sie einfach theokratisch sind, indem sie „Gottergebenheit, verbunden mit Genügsamkeit“, an den Tag legen. Wenn sie das, was vom Podium aus gesagt wird, demütig und aufrichtig in die Tat umsetzen, veranschaulichen und unterstreichen sie dadurch den Wert der geäußerten Worte. Bestimmt ist es unser Herzenswunsch, Ehre auf den Namen Jehovas zu bringen und unsere Brüder zu erbauen. Die Rolle, die der Frau in der Heiligen Schrift zugewiesen wird, versagt ihr diese Vorrechte nicht, sie stellt lediglich gewisse Anforderungen an ihre Geduld, ihren Takt und ihre Weisheit. So mögen wir daran denken, daß Debora, obwohl sie eine gesalbte Prophetin war, Barak nicht einfach befahl, sondern sich der Frageform bediente, als sie ihn auf die Anweisungen Jehovas aufmerksam machte: „Hat nicht Jehova, der Gott Israels, geboten?“ und ferner: „Ist nicht Jehova vor dir her ausgezogen?“ Das klang so, als ob sie ihn nur daran erinnern wollte. Welch vorzügliche Art für Schwestern, heute so zu Brüdern zu sprechen! Man beachte, daß auch Königin Esthers Wunsch, ihr Volk zu retten, von nicht mehr Erfolg hätte gekrönt sein können, wenn sie ihrem Gatten, dem König Ahasveros, hätte befehlen dürfen. Zweifellos können Schwestern viel zur Erbauung der Neuen-Welt-Gesellschaft beitragen, ohne daß sie über die Grenzen ihrer theokratischen relativen Freiheit hinausgehen; in der Tat, wenn sie nicht innerhalb dieser Grenzen bleiben, könnten sie zur Auferbauung nicht beitragen. — 1. Tim. 6:6; Richt. 4:6, 14, NW.
WIE LIEBE SONST NOCH ERBAUT
11. Welche Verpflichtungen haben wir im Hinblick auf Beleidigungen?
11 Liebe erbaut unsere Brüder auch, weil sie uns veranlaßt, zu vergeben und barmherzig und langmütig zu sein. Wenn es uns an Liebe mangelt, sind wir leicht beleidigt und schnell bereit, den Beleidiger zu strafen, was ihn aber nur schwächen und entmutigen könnte, so daß er schließlich gar des ewigen Lebens verlustig ginge. Wenn wir aber unserem Bruder liebevoll vergeben, dann stärken wir ihn, erbauen ihn, helfen ihm, seine Schwäche zu überwinden, so daß er ‚wie eine befestigte Stadt, wie der Riegel einer Burg‘ wird. Ungeachtet was ein Bruder uns zufügen mag, dürfen wir doch keinen Groll gegen ihn hegen. Wenn wir über die Kränkung nicht hinwegkommen, müssen wir in Übereinstimmung mit dem Gebot Jesu, das wir in Matthäus 18:15-17 lesen, zu ihm hingehen. Wir dürfen auch eine Sache nicht einfach als erledigt betrachten, wenn es sich herausstellt, daß wir selbst jemanden beleidigt haben, während wir selbst gegen den Betreffenden keinen Groll hegen. Nein, wir müssen demütig zu dem beleidigten Bruder hingehen und ihn wieder zu gewinnen suchen. (Matth. 5:23, 24) Kleiden wir uns also mit dem Gewand „der zarten Zuneigung des Mitleids, der Freundlichkeit, Niedriggesinntheit, Milde und Langmut. Ertragt einander weiterhin und vergebt einander bereitwillig, wenn jemand einen Grund zur Klage gegenüber einem anderen hat.“ ‚Gleichwie Jehova uns bereitwillig vergeben hat, so wollen auch wir es halten.‘ Dabei erbauen wir uns wiederum selbst, da dem Barmherzigen „Barmherzigkeit erwiesen“ wird. — Spr. 18:19, AÜ; Kol. 3:12,13; Matth. 5:7, NW.
12. An welche biblische Verpflichtung wird man sich in Liebe erinnern, um anderen keinen Anstoß zu geben?
12 Liebe erbaut die Neue-Welt-Gesellschaft ferner, weil sie mehr auf das Wohl der anderen als auf eigene „Rechte“ bedacht ist. Liebe ist aufmerksam und rücksichtsvoll, um nicht andere zum Straucheln zu veranlassen. Sie strebt „nach den Dingen, die dem Frieden dienen, und nach jenen, die zur gegenseitigen Erbauung gereichen“. Wer Liebe hat, reißt das Werk Gottes nicht nieder, weil er persönlich etwas bevorzugt. Gerade in diesem Zusammenhang schrieb Paulus: „Liebe erbaut.“ Ja, „alles ist erlaubt, aber nicht alles ist auferbauend. Jeder suche weiterhin nicht seinen eigenen Vorteil, sondern den des anderen.“ Indem wir so ‚einander die Bürden tragen, erfüllen wir das Gesetz Christi‘ und erbauen uns gegenseitig. — Röm. 14:19, 20; 1. Kor. 8:1; 10:23, 24; Gal. 6:2, NW.
13. Wie können materielle Mittel zur Erbauung verwendet werden?
13 Wir können unsere Brüder auch erbauen, indem wir ihnen Liebe in materieller Hinsicht erweisen, das heißt, indem wir ‚mit den Heiligen teilen gemäß ihren Bedürfnissen und Gastfreundschaft pflegen‘. Der geliebte Apostel Johannes brachte dies gut zum Ausdruck: „Wer die Mittel dieser Welt zum Lebensunterhalt hat und sieht seinen Bruder Mangel leiden und verschließt dennoch die Tür seines zarten Mitgefühls, wie bleibt da die Liebe Gottes in ihm? Kindlein, laßt uns nicht mit Worten, noch [nur] mit der Zunge lieben, sondern in Tat und Wahrheit.“ Und da sowohl der Unterhalt eines Königreichssaales als lokalen Zentrums der Neuen-Welt-Gesellschaft sowie die Durchführung des weltweiten Werkes der Verkündigung der guten Botschaft in 162 Ländern mit Kosten verbunden ist, baut die Liebe auch dadurch auf, daß sie uns antreibt, finanzielle Beiträge zu leisten und so Jehova mit unserer Habe zu ehren. — Röm. 12:13; 1. Joh. 3:17, 18, NW; Spr. 3:9.
14. Inwiefern baut Liebe auch durch das auf, was sie nicht tut?
14 Liebe erbaut auch durch das, was sie nicht tut. Sie untergräbt nicht etwa durch Konkurrenzsucht die Einheit der Organisation. „Liebe ist nicht eifersüchtig, sie prahlt nicht, bläht sich nicht auf.“ Sie bringt andere auch nicht in Verlegenheit oder sucht sie durch ein ungeziemendes Benehmen zum Unrechttun zu verleiten. „Sie benimmt sich nicht unanständig.“ Liebe läßt sich nicht leicht aus der Fassung bringen, indem man schnell ‚in die Luft geht‘. Liebe läßt sich nicht reizen. Sie läßt sich auch nicht zu Lügen herab, sie weidet sich nicht am Unrecht, „sie freut sich nicht über Ungerechtigkeit, sondern freut sich mit der Wahrheit“. Ja, um andere zu erbauen, müssen wir nicht nur das, was recht ist, lieben, sondern müssen auch das, was unrecht ist, hassen und meiden. — 1. Kor. 13:4-6, NW.
DIE LIEBE ERBAUT DEN „FREMDLING“
15. An welcher Tätigkeit teilzunehmen, veranlaßt uns die Liebe zum Fremdling? in welchem Ausmaß und unter welchen Umständen?
15 So wie Liebe den Familienkreis und die Neue-Welt-Gesellschaft auferbaut, so auferbaut sie auch den gutgesinnten „Fremdling“. Liebe hilft uns, seinen Hunger und seinen Durst nach Gerechtigkeit zu erkennen, und veranlaßt uns, etwas zu tun, nämlich nach ihm zu jagen und zu fischen, indem wir regelmäßig von Haus zu Haus gehen und unseren Standplatz an Straßenkreuzungen einnehmen, um die Königreichsbotschaft anzubieten, und zwar bei gutem oder schlechtem Wetter. Sie veranlaßt uns, in günstiger Zeit und dort, wo das Werk verboten ist, ‚in ungünstiger Zeit‘ zu predigen, ja sie läßt uns jede Möglichkeit zum gelegentlichen Zeugnisgeben zu Hause, am Arbeitsplatz, beim Einkaufen oder auf der Reise erkennen. Und Liebe macht uns beharrlich, so daß wir ‚vom Morgen bis zum Abend‘ nie nachlassen, das zu tun, was recht ist. — 2. Tim. 4:2, NW; Pred. 11:6; 2. Thess. 3:13.
16. Welches Ziel verfolgen wir beim Predigen?
16 Wenn wir aber den „Fremdling“ erbauen wollen, dürfen wir unser Ziel nie aus den Augen verlieren. Obwohl die Zeit, die wir für solche Menschen aufwenden, und die Schriften, die wir ihnen abgeben, eine wichtige Rolle spielen, sind sie doch nur verschiedene Mittel, durch die wir unser Ziel zu erreichen suchen, nämlich dem Fremdling behilflich zu sein, ein Glied der Neuen-Welt-Gesellschaft zu werden, an der Rechtfertigung des Namens Jehovas teilzuhaben und ewiges Leben in der neuen Welt zu erlangen. So wie Jesus müssen wir an ihrem Wohle wirklich interessiert sein: „Als er die Volksmengen sah, empfand er eine zarte Zuneigung zu ihnen, denn sie waren zerschunden und umhergestoßen worden wie Schafe, die keinen Hirten haben.“ Wir mögen „das Schwert des Geistes“ noch so gewandt schwingen und die Gelegenheiten in günstiger und ungünstiger Zeit noch so gut auskaufen, wenn wir aber nicht so wie Jesus eine zarte Zuneigung zu den Menschen haben, denen wir dienen, und dies nicht durch unsere Worte und Taten zum Ausdruck bringen, werden die gutgesinnten Fremdlinge nicht erbaut werden. — Matth. 9:36; 23:37; Joh. 11:35, NW.
17. Wie zu predigen, veranlaßt uns Liebe?
17 Durch Liebe werden unsere Predigten an den Türschwellen und bei Rückbesuchen aufrichtig, freundlich und warm klingen. Sollten wir den gutgesinnten Fremdling bei der ersten und zweiten Bemühung, ihn wieder zu besuchen, nicht zu Hause finden, wird uns Liebe anspornen, es noch ein drittes oder gar ein viertes Mal zu versuchen. Denkt daran: Liebe läßt sich nicht entmutigen; sie ist beharrlich. Wenn wir uns liebevoll für den Fremdling interessieren, werden wir eher imstande sein, mit ihm ein Heimbibelstudium beginnen zu können.
18. Weshalb besteht eine so große Differenz zwischen der Zahl der durchgeführten Heimbibelstudien und der Zahl derer, die im Jahre 1955 getauft wurden?
18 So führen wir denn bei dem gutgesinnten Fremdling regelmäßig ein Bibelstudium durch. Bedeutet dies, daß wir das Ziel, das wir mit ihm anstreben, bestimmt erreichen werden? Keineswegs! Das Jahrbuch 1956 (engl.) der Gesellschaft zeigt, daß im Laufe des Dienstjahres 1955 monatlich 337 456 Heimbibelstudien durchgeführt wurden. Die Zahl derer jedoch, die ihre Hingabe durch Untertauchen symbolisierten, betrug nur etwa ein Fünftel der Zahl der Bibelstudien. Da wir diese Studien jedoch im allgemeinen keine fünf Jahre durchführen, muß gefolgert werden, daß viele wieder eingestellt worden sind. Warum? Jesu Gleichnis von dem Sämann und dessen Samen sagt uns, daß Satans „Vögel“ oder seine Vertreter etliches von dem Samen aufpickten; anderes wurde durch die Dornen dieser Welt, das heißt durch ihre Sorgen, trügerischen Freuden und ihren Reichtum erstickt, und die Sonnenhitze der Verfolgung verbrannte das, was noch übrigblieb. Um diesen zerstörenden Kräften entgegenzuwirken, müssen wir fortgesetzt ein aufrichtiges Interesse am Wohle des „Fremdlings“ bekunden, müssen beharrlich Liebe an den Tag legen. — Luk. 8:4-15.
BEHARRLICHKEIT IN DER LIEBE ERBAUT
19, 20. (a) Zu welcher auferbauenden Art, unser Bibelstudium durchzuführen, veranlaßt uns die Liebe? (b) Wie wird dies durch die Erfahrung des Paulus mit den Thessalonichern veranschaulicht?
19 Achten wir deshalb darauf, daß wir unsere Heimbibelstudien niemals nur mechanisch durchführen, so daß sie zu einer trockenen, schablonenhaften Angelegenheit werden und wir nicht einmal merken, ob der Fremdling den Sinn des Studierten erfaßt oder nicht. Wenn er den Sinn nicht erfaßt, kann er nicht erbaut werden. Behalten wir im Gedächtnis, daß im Bilde vom Sämann jene, die Früchte hervorbrachten, in erster Linie ‚den Sinn davon erfaßten‘. Und gleichwie die Saat regelmäßig Sonnenschein und Regen braucht, so müssen auch wir regelmäßig, pünktlich und zuverlässig sein und so das rechte Beispiel geben. Wer es aufs Geratewohl versucht, offenbart nicht viel Liebe; er wird in dem gutgesinnten Fremdling keine Wertschätzung erwecken. Wir können es nicht umgehen, wir müssen dem Fremdling Liebe erweisen, müssen für ihn „wie ein Bergungsort vor dem Winde und ein Schutz vor dem Regensturm, wie Wasserbäche in dürrer Gegend [werden], wie der Schatten eines gewaltigen Felsens in lechzendem Lande“, wenn er stark genug werden soll, um dem religiösen Widerstand zu trotzen, den Versuchungen der Welt zu widerstehen und den Druck zu ertragen, dem er sich aussetzt, wenn er sich der Neuen-Welt-Gesellschaft anschließt. — Matth. 13:19-23, NW; Jes. 32:1, 2.
20 Der Apostel Paulus bekundete diese Liebe zu jenen, denen er die Wahrheit gebracht hatte. Er gedachte ihrer in seinen Gebeten, und wenn er nicht in der Lage war, sie zu besuchen, schrieb er ihnen ermunternde Briefe. (Gedenkst du in deinen Gebeten jener, mit denen du studierst?) Man beachte zum Beispiel, wie er zu den an der Wahrheit Interessierten in Thessalonich Liebe bekundete: „Wir sind in eurer Mitte zart geworden, wie wenn eine nährende Mutter ihre eigenen Kinder pflegt. Da wir denn eine innige Zuneigung zu euch haben, gefiel es uns wohl, euch nicht allein Gottes gute Botschaft mitzuteilen, sondern auch unsere eigenen Seelen, weil ihr uns lieb geworden wart.“ Sobald diese Thessalonicher die Wahrheit angenommen und dafür Stellung bezogen hatten, setzte eine heftige Verfolgung gegen sie ein, und Paulus mußte sie verlassen. Ihr geistiges Wohl lag ihm so sehr am Herzen, daß er, als er nicht mehr länger auf Nachricht warten konnte, Timotheus (der ihm selbst eine wertvolle Hilfe war) zu ihnen sandte, um zu erfahren, welche Fortschritte sie machten. Paulus freute sich zu hören, daß — nachdem er sie durch Liebe auferbaut hatte, so wie eine nährende Mutter ihr Kind hegt und pflegt und wie ‚ein Vater seine Kinder fortgesetzt ermahnt‘ — sie so standhalten konnten, daß ihr Glaube bekannt wurde. Da haben wir es! Damit die gutgesinnten Fremdlinge so erbaut werden können, daß sie reife Prediger und Glieder der Neuen-Welt-Gesellschaft werden, müssen wir sie nicht nur mit Königreichswahrheiten nähren, sondern müssen ihnen auch von ‚unseren eigenen Seelen, unserer Liebe, mitteilen‘. — 1. Thess. 2:7, 8, 11, NW.
21. Wen also erbaut die Liebe, und warum?
21 In der Tat, die Liebe baut die Glieder des theokratischen Familienkreises, die Glieder der Neuen-Welt-Gesellschaft und die gutgesinnten Fremdlinge auf. Liebe baut auf, weil Gott Liebe ist, weil sie uns veranlaßt, Gottes Gebote zu halten, und weil wir alle Liebe geben und Liebe empfangen müssen. Liebe baut auf, weil man durch Liebe die guten Eigenschaften der anderen, ihre Bedürfnisse und die Möglichkeiten, diese Bedürfnisse zu befriedigen, erkennt; sie baut auf, weil sie aktiv ist und gibt, weil sie selbstlos und großmütig ist, gelinde, herzlich und voll zarten Mitgefühls. Die Liebe baut auf, weil sie sich nicht entmutigen läßt, sondern beharrlich und langmütig ist, alles erträgt, alles hofft und alles erduldet. Ja, die Liebe erbaut, weil sie ‚nie versagt‘.