„Dein Wille geschehe auf Erden“ (13. Teil)
Im zweiten Jahr der Regierung des Königs Nebukadnezar von Babylon als Beherrscher der alten Welt sagte Jehova Gott den „Aufmarsch der Weltmächte“ voraus, mit dem sich das 4. Kapitel unseres Bibelstudienhilfsmittels „Dein Wille geschehe auf Erden“ befaßt. Doch der König Nebukadnezar konnte sich an den prophetischen Traum, durch den Gott die Dinge vorschatten ließ, nicht mehr erinnern. Jehovas Prophet Daniel rettete die Situation, die für die Weisen von Babylon sehr gefährlich geworden war, da diese dem König den Traum weder ins Gedächtnis zurückrufen noch ihm denselben deuten konnten. Daniel beschrieb den Traum in seinen Einzelheiten und gab dabei Jehova Gott für die Enthüllung des Geheimnisses die Ehre. Der König hatte von einem großen, metallenen Standbild geträumt, dessen Haupt von Gold, die Brust und die Arme von Silber, der Bauch und die Lenden von Bronze oder Kupfer, die Schenkel von Eisen und die Füße und Zehen von Eisen mit Ton vermischt waren. Das ganze Standbild wurde jedoch durch einen Stein, der sich ohne Hände von einem Berge losgerissen hatte und an das Bild schlug und es zermalmte, vollständig vernichtet. Wie Daniel erklärte, war das goldene Haupt König Nebukadnezar selbst. Was bedeutete das? Stellte demnach der Körper unterhalb des goldenen Hauptes eine unter König Nebukadnezar stehende, zeitlich begrenzte Organisation dar, und waren somit nur seine Unterschenkel und die Füße und Zehen von prophetischer Bedeutung?
17. Was stellte das metallene Bild dar, statt ein zum größten Teil zeitlich begrenztes Sinnbild zu sein, und wieso ist Nebukadnezar das symbolische Haupt von Gold?
17 Nein, dieses symbolische Standbild ist nicht ein zeitlich begrenztes Bild, bei dem nur die unteren Teile von prophetischer Bedeutung waren. Es ist von Kopf bis Fuß eine prophetische Darstellung fortschreitender Dinge, und auch das, was mit dem Bild geschieht, ist prophetisch. Nebukadnezar selbst wird nicht durch irgendeinen der unteren Teile des Standbildes, zum Beispiel durch die Schenkel von Eisen, dargestellt. Er hätte nicht einer dieser Teile und gleichzeitig das Haupt des Bildes sein können. Als König der Könige des babylonischen Weltreiches, der mit der Zulassung des Gottes des Himmels herrschte und dem gestattet wurde, Jerusalem und dessen Heiligtum zu zerstören, ist Nebukadnezar das goldene Haupt des symbolischen Standbildes.
18. Welche umfassendere Bedeutung hat dieses Haupt von Gold, und wann kam es demnach ins Dasein?
18 Er ist das Haupt von Gold, weil er das Haupt einer Dynastie von Herrschern des babylonischen Weltreiches war. Somit veranschaulicht das goldene Haupt in Wirklichkeit die mit Nebukadnezar beginnende Dynastie der babylonischen Weltmacht. Die Bibel selbst erwähnt zwei weitere zu dieser Dynastie gehörende Könige, nämlich Ewil-Merodak und Belsazar. (2. Kön. 25:27; Jer. 52:31; Dan. 5:1-30) Von Nebukadnezar wird berichtet, daß er von seiner Inthronisierung an (625 v. Chr.) dreiundvierzig Jahre regierte, also noch fünfundzwanzig Jahre, nachdem er Jerusalem und dessen Heiligtum im Jahre 607 v. Chr. zerstört hatte. Im Jahre 582 v. Chr. folgte dem Nebukadnezar unmittelbar Ewil-Merodak auf den Thron. Mit Belsazara, der im Jahre 539 v. Chr. umgebracht wurde, endete die Dynastie Nebukadnezars. (Dan. 5:30; 6:1) Das goldene Haupt des symbolischen Standbildes kam in Wirklichkeit ins Dasein, als Nebukadnezar durch die Zerstörung Jerusalems im Jahre 607 v. Chr. Weltherrscher wurde, worauf die „sieben Zeiten“ begannen.
19. Wie wurde durch das metallene Bild gezeigt, daß die babylonische Weltmacht nicht von Bestand sein würde, und wie geht dies aus der Deutung Daniels hervor?
19 Das Haupt von Gold war aber nicht alles an dem Traumbild. Unterhalb des Hauptes war der Körper, der aus verschiedenen Metallschichten bestand. Somit sollte die durch das goldene Haupt dargestellte Dynastie nicht bestehenbleiben. Die Weltgeschichte erwähnt zwischen Nebukadnezar und Belsazar weitere Könige. Nach der Zerstörung Jerusalems bestand die babylonische Weltmacht nur noch bis zum Jahre 539 v. Chr., also weniger als siebzig Jahre lang. Auf das Ende dieser babylonischen Weltmacht hinweisend, sagte Daniel in seiner Deutung weiter: „Nach dir [das heißt nach deiner Dynastie] wird ein anderes Königreich aufstehen, niedriger als du.“ (Dan. 2:39) Dieses Königreich wurde durch die Brust und die Arme von Silber dargestellt. Welches Königreich wird denn durch diesen Teil des Standbildes versinnbildlicht?
20. In welchem Sinne war das mit Silber verglichene „Königreich“ niedriger als das mit dem goldenen Haupt verglichene Königreich, und was wurde über Babylons Eroberer vorausgesagt?
20 Es war das „Königreich“ oder die Weltmacht der Meder und Perser. Der Ausdruck „Nach dir“ ist eine zeitliche Angabe und erinnerte Nebukadnezar daran, daß seine Dynastie von einer anderen Herrschermacht abgelöst werde, die zur Weltherrschaft gelangen würde. Diese sollte noch kommen. Die Worte: „… niedriger als du“, weisen auf das Niveau hin, auf dem diese im Vergleich zur babylonischen Weltmacht stehen würde. Sie sollte niedriger sein als das Haupt von Gold und wurde durch ein weniger kostbares Metall dargestellt, durch Silber. Diese medo-persische Weltmacht entwickelte eine Kultur, die der babylonischen an Glanz und weltlicher Pracht nicht nachstand. Aber sie hatte sich vor Jehova Gott nicht dadurch ausgezeichnet, daß sie sein Vorbild-Königreich in Jerusalem stürzte. Bevor Medo-Persien zur Weltmacht wurde, und zwar zur vierten in der biblischen Geschichte erwähnten Weltmacht, gelang es König Kores (oder Cyrus), dem Perser, Medien und Persien zu vereinen und danach das mächtige Königreich Lydien im westlichen Kleinasien zu besiegen. Jehovas prophetisches Wort sagte voraus, daß Kores gegen Babylon ziehen und es von seiner himmelhohen Stellung hinabstürzen werde. Danach werde durch ihn ein Wiederherstellungswerk durchgeführt, das Jehova in seinem Vorhaben für diesen persischen Eroberer vorgesehen habe. — Jes. 44:28.
21, 22. Durch welche Worte Jesajas, die dieser lange vorher geäußert hatte, wird bestätigt, daß Jehova Babylon den Händen des Kores auslieferte?
21 Daß in Wirklichkeit Gott, der Höchste, die Weltmacht Babylon Kores dem Großen auslieferte, wird durch die Worte des Propheten Jesaja bestätigt, der etwa zweihundert Jahre vorher erklärt hatte:
22 „So spricht Jehova zu seinem Gesalbten, zu Kores, dessen Rechte ich ergriffen habe, um Nationen vor ihm niederzuwerfen, und damit ich die Lenden der Könige entgürte, um Pforten vor ihm aufzutun, und damit Tore nicht verschlossen bleiben. Ich, ich werde vor dir herziehen und werde das Höckerichte eben machen; eherne Pforten werde ich zerbrechen und eiserne Riegel zerschlagen; und ich werde dir verborgene Schätze und versteckte Reichtümer geben, auf daß du wissest, daß ich Jehova bin, der dich bei deinem Namen gerufen hat, der Gott Israels. Um Jakobs, meines Knechtes, und Israel, meines Auserwählten, willen rief ich dich bei deinem Namen, ich gab dir einen Ehrennamen, und du kanntest mich nicht; ich bin Jehova, und sonst ist keiner, außer mir ist kein Gott; ich gürte dich, und du kanntest mich nicht: — auf daß man wisse vom Aufgang der Sonne und von ihrem Niedergang her, daß außer mir gar keiner ist. Ich bin Jehova, und sonst ist keiner! Ich habe ihn [einen, NW] erweckt in Gerechtigkeit, und alle seine Wege werde ich ebnen; er wird meine Stadt bauen und meine Weggeführten entlassen, nicht um Kaufgeld und nicht um ein Geschenk [Bestechung, AB], spricht Jehova der Heerscharen.“ — Jes. 45:1-6, 13, Fußnote.
23. (a) Wie gelangten die Streitkräfte des Kores in die ummauerte Stadt Babylon, und wer unterstützte die Perser bei der Einnahme dieser Stadt? (b) Wie wurde durch eine Botschaft Belsazars Feststimmung in Bestürzung umgewandelt?
23 Sonderbarerweise waren die Tore Babylons in der Nacht vom 6. auf den 7. Oktober 539 v. Chr. offengelassen worden, und so marschierten die Eroberungstruppen durch das ausgetrocknete Flußbett des Euphrats und drangen über die Kaianlagen des Stromes in die von gewaltigen Mauern umschlossene Stadt ein. Durch seinen Propheten Jesaja hatte Jehova vorhersagen lassen, daß Krieger aus Elam und Medien Kores bei der Einnahme von Babylon unterstützen würden. (Jes. 13:17-22; 21:2, 9) In Übereinstimmung damit schloß sich Darius, der Meder, der Onkel des Kores, dessen Streitkräften in ihrem siegreichen Unternehmen gegen die Stadt Babylon an. Der Prophet Daniel befand sich damals in ihr. Er studierte die göttlichen Prophezeiungen, also auch das, was von Jeremia niedergeschrieben worden war, der den Sturz Babylons oder Scheschaks ebenfalls vorhergesagt hatte. (Dan. 9:1, 2; Jer. 25:12-26; 50:1 bis 51:64) In der Nacht, in der das mächtige Babylon fiel und sein letzter König, Belsazar, getötet wurde, befand sich dieser mit seinen vielen Gewaltigen bei einem Festgelage und fühlte sich hinter den Mauern der Stadt in Sicherheit. Die Feststimmung wich jedoch der Bestürzung, als Jehova eine Menschenhand erscheinen ließ, die vor Belsazar an die Wand des Speisesaals merkwürdige Buchstaben schrieb. Schließlich mußte der Prophet Daniel herbeigerufen werden, damit er die Handschrift an der Wand lese und deute. Unter Inspiration stellte Daniel fest, daß die übernatürliche Botschaft eine Bestätigung dessen war, was Jehovas Propheten Jesaja und Jeremia längst vorhergesagt hatten. Daniel erklärte daß sein Gott, der Gott Israels, die Botschaft geschrieben habe. Er sagte:
24. Welchen Wortlaut hatte jene Botschaft, und wie deutete sie Daniel?
24 „Da wurde von ihm diese Hand gesandt und diese Schrift gezeichnet. Und dies ist die Schrift, welche gezeichnet worden ist: Mene, mene, tekel, upharsin [die Mehrzahlform des Wortes peres]. Dies ist die Deutung der Sache: Mene — Gott hat dein Königtum [die Tage deines Königtums, Me] gezählt und macht ihm ein Ende. Tekel — du bist auf der Waage gewogen und zu leicht erfunden worden. Peres — dein Königreich wird zerteilt und den Medern und Persern gegeben.“
25. Wie erfüllte sich die Botschaft in jener Nacht, und welcher Wechsel bezüglich der Weltherrschaft trat ein?
25 Noch bevor jene Nacht um war, erfüllte sich diese prophetische Handschrift an der Wand zur Rechtfertigung des Wortes Jehovas und seines Propheten Daniel. „In derselben Nacht wurde Belsazar, der König der Chaldäer, getötet. Und Darius, der Meder, bekam das Königreich, als er ungefähr zweiundsechzig Jahre alt war.“ (Dan. 5:24-28, 30; 6:1) Mit dem Tode dieses letzten babylonischen Königs der Dynastie Nebukadnezars hörte das goldene Haupt seines Traumbildes als Weltmacht zu existieren auf. Medo-Persien, das durch die Brust und die Arme von Silber versinnbildlicht wurde, übernahm als vierte Weltmacht, die in der biblischen Geschichte erwähnt wird, die Herrschaft. Das geschah im Jahre 539 v. Chr.
26. Wann und wie erfüllte sich die Prophezeiung über die jüdische Wiederherstellung, und nahm die Verödung Babylons gleich ihren Anfang?
26 Nach dem Tode seines Onkels, Darius’, des Meders, wurde Kores, der Perser, offenbar das alleinige Oberhaupt des persischen Reiches. Er führte das Wiederherstellungswerk durch, das durch Jesaja vorhergesagt worden war. Im Jahre 537 v. Chr.b trat der Erlaß des Kores für die in Babylon in der Verbannung lebenden gefangenen Juden in Kraft, und der treue jüdische Überrest wurde freigelassen, zu dem Zweck, in die Heimat zurückzukehren und das Heiligtum Jehovas und die heilige Stadt Jerusalem wiederaufzubauen. Die eroberte Stadt Babylon wurde nicht sogleich in Trümmer gelegt, wodurch sich Jehovas Prophezeiung über deren dauernde Verödung erfüllt hätte, sondern König Kores regierte noch von dieser Stadt aus.
27, 28. (a) Was veranschaulichten die Brust und die Arme von Silber im Standbild vom Traum Nebukadnezars? (b) Auf welche Weise vergrößerte Kambyses das persische Reich, und in welcher Beziehung standen Xerxes I. und Artaxerxes I. zu zwei biblischen Gestalten?
27 Die Brust und die Arme von Silber, von denen Nebukadnezar geträumt hatte, veranschaulichen ein „Königreich“, dessen Herrscherlinie mit Kores dem Großen begann, der eine Zeitlang mit seinem Onkel, Darius, dem Meder, zusammen regierte, und das mehr als zweihundert Jahre bestand. Zu dieser persischen Herrscherlinie gehörten nicht nur die wenigen Könige, deren Namen in der Bibel erwähnt werden. Kores war der erste Arier oder erste Vertreter des japhetitischen Zweiges der Menschheitsfamilie, der ein Weltherrscher wurde. Als solcher regierte Kores der Große neun Jahre. Sein Nachfolger, König Kambyses, der im Jahre 529 v. Chr. auf den Thron kam, dehnte das persische Reich weiter aus, indem er im Jahre 525 v. Chr. Ägypten eroberte. Ihm folgte im Jahre 522 v. Chr. ein Usurpator, ein Magier namens Gaumata, der sich als Smerdis ausgab. Dieser regierte nicht ganz acht Monate und wurde durch den ersten Perserkönig, der den Namen Darius trug, umgebracht, worauf dieser im Jahre 521 v. Chr. König wurde.
28 Dieser Perser, Darius I., führte einen Feldzug gegen die Griechen, erlitt aber in der Schlacht bei Marathon eine vollständige Niederlage. Ihm folgte 486/485 v. Chr. Xerxes I. oder Ahasveros, der Gatte der in der Bibel erwähnten Königin Esther. (Esther 1:1-3; 3:7) Auch er versuchte — ohne Erfolg — Griechenland zu erobern; er erlitt am Paß der Thermopylen bedeutende militärische Verluste und wurde in der Seeschlacht bei Salamis im Jahre 480 v. Chr. vernichtend geschlagen. Sein Nachfolger war Artaxerxes I., Longimanus genannt, weil seine rechte Hand länger war als seine linke. Im zwanzigsten Jahr dieses Artaxerxes oder im Jahre 455 v. Chr. machte dieser seinen jüdischen Mundschenken Nehemia zum Statthalter der Provinz Juda und gab ihm den Auftrag, nach Jerusalem zu gehen und dessen Mauern wiederaufzubauen. Mit dem Wiederaufbau der Mauern Jerusalems durch Nehemia begannen die „siebzig Wochen“ von Jahren, die in Daniel 9:24-27 erwähnt werden und die den Zeitpunkt für das Erscheinen wie auch für den Tod des Messias oder Christus, Jesu von Nazareth, festlegten. — Neh. 1:1; 2:1-18.
29. Mit der Regierung welches Königs endete die persische Weltmacht, und von wem wurde die nächste Weltmacht aufgerichtet?
29 Dann kamen der Reihe nach König Xerxes II., Darius II. (der Perser), Artaxerxes II. Mnemon, Artaxerxes III. Ochos, Arses, der zwei Jahre regierte (338—336 v. Chr.), und schließlich Darius III. Codomannus, dessen Regierung im Jahre 331 v. Chr. ein jähes Ende fand. Mit ihm endete die persische Weltmacht, die in dem Traumbild Nebukadnezars durch die Brust und die Arme von Silber versinnbildlicht wurde. Dies geschah durch die Niederlage, die er in jenem Jahre in der Schlacht bei Gaugamela erlitt, in der Nähe des Gebietes, wo sich einst Ninive, die Hauptstadt des assyrischen Weltreiches, befand. Durch wen wurde er besiegt? Durch die Mazedonier, die durch Alexander den Großen die nächste Weltmacht, das mazedonische oder griechische Weltreich — die fünfte Weltmacht —, aufrichteten.
DIE FÜNFTE, SECHSTE UND SIEBENTE WELTMACHT
30. Wie sagte Daniel in seiner Deutung dieses mazedonische oder griechische Reich voraus, und wie kam es, daß dieses „über die ganze Erde“ herrschte?
30 Wir kommen nun bei unserem Studium des metallenen Standbildes von dem Traum Nebukadnezars zu dem „Bauch und seinen Lenden von Erz [Bronze oder Kupfer]“. Der Prophet Daniel sagte zu Nebukadnezar, daß dieser Teil des Standbildes ein Königreich oder ein Herrscherhaus darstelle. Er sagte: „Nach dir wird ein anderes Königreich aufstehen, niedriger als du; und ein anderes, drittes Königreich, von Erz [Bronze, RS], welches über die ganze Erde herrschen wird“. (Dan. 2:39) Alexander war der Sohn König Philipps II. von Mazedonien, der seine Macht südwärts über ganz Griechenland ausdehnte und dem Stadtstaatensystem der Griechen ein Ende machte. Alexander setzte das ehrgeizige Unternehmen seines Vaters fort und drang auf seinem Eroberungsfeldzug gegen das persische Reich im Osten bis nach Asien vor. Dieser Alexander der Große wurde, wie wir noch sehen werden, in der Prophezeiung Daniels vorhergesagt. Er errang einen Sieg nach dem anderen über den Perserkönig Darius III., entriß diesem im Jahre 331 v. Chr. die Stadt Babylon und schlug ihn in der Schlacht bei Gaugamela. Dadurch brach die persische Weltmacht zusammen; Alexander von Mazedonien wurde Weltherrscher und richtete die fünfte Weltmacht auf, die in der biblischen Geschichte erwähnt wird. Im Jahre 327 v. Chr. dehnte er seine Eroberungsfeldzüge bis nach den westlichen Teilen Indiens aus. Sein Reich war größer als alle vorangegangenen Weltreiche. Von diesem Standpunkt aus war dieses durch die Bronze oder das Kupfer dargestellte Königreich ein Reich, „welches über die ganze Erde herrschen“ sollte.
31. Welche Sprache wurde durch die Feldzüge, die Alexander zur Ausdehnung seines Reiches unternahm, zur internationalen Sprache, und für die Verkündigung welcher guten Botschaft war sie daher überall geeignet?
31 Alexander der Große regierte nur acht Jahre als Weltherrscher und starb im Jahre 323 v. Chr. in Babylon. Im Laufe seiner Feldzüge entstand das sogenannte Koiné-Griechisch oder die griechische Gemeinsprache, in der die Christlichen Griechischen Schriften der Bibel geschrieben wurden. Als Folge der gewaltigen Ausdehnung des Reiches Alexanders und der griechischen Kolonien, die er gründete, wurde das Koiné-Griechisch die internationale Sprache. Es war deshalb in den Tagen der Apostel Christi die geeignete Sprache, um die gute Botschaft von Gottes Königreich, das durch Christus regiert wird, überall in der damals bekannten Welt zu verkündigen.
32. Warum endete das durch den Bauch und die Lenden von Bronze dargestellte Königreich nicht beim Tode Alexanders, und worin ging sein Reich allmählich auf?
32 Mit dem Tode Alexanders im Jahre 323 v. Chr. endete das durch den Bauch und die Lenden von Bronze (Kupfer) dargestellte „Königreich“ jedoch noch nicht, um von dem eisernen Teil des symbolischen Standbildes abgelöst zu werden. Die beiden Söhne Alexanders und sein Bruder, die als Nachfolger in Frage gekommen wären, wurden im Laufe von vierzehn Jahren ermordet. Alexanders Reich wurde aufgeteilt, indem vier seiner Feldherren die Macht über je einen Teil desselben übernahmen. Im Verlauf von weniger als fünfzehn Jahren nach dem Tode Alexanders entstanden drei selbständige hellenistische oder griechische Reiche, von denen jedes seine eigene Königslinie hatte. Eines dieser hellenistischen Reiche hatte seinen Stützpunkt in Mazedonien, ein anderes in Syrien und ein drittes in Ägypten. Die beiden letztgenannten gingen darauf aus, Ägypten, den Nahen Osten und Asien ostwärts bis nach Indien zu hellenisieren oder gräzisieren. Während dieser Zeit wurden die Hebräischen Schriften der Propheten Jehovas in die damalige griechische Umgangssprache übersetzt, wodurch die sogenannte griechische Septuaginta entstand, die von den ersten Christen benutzt wurde. Im Laufe der Zeit gingen diese hellenistischen Reiche in der aufsteigenden römischen Weltmacht auf, und zwar zuerst das mazedonische, dann das syrische und schließlich, im Jahre 30 v. Chr., das ägyptische.
33. Wie sagte Daniel durch seine Deutung diese nächste Weltmacht voraus, und weshalb weisen die zwei eisernen Schenkel nicht auf eine Spaltung des Reiches hin?
33 In jenem Jahr wurde das hellenistische Königreich Ägypten Rom unterworfen, und Ägypten wurde eine von einem römischen Statthalter regierte Provinz. Spätestens in diesem Jahr (30 v. Chr.) wurde Rom die führende Weltmacht, nämlich die sechste Weltmacht. Damit kam in dem Aufmarsch der Weltmächte, der durch das metallene Standbild in Nebukadnezars Traum gezeigt wird, die durch die Schenkel von Eisen dargestellte Weltmacht ins Dasein. Daniel, der Nebukadnezars Traum deutete, sagte diesem folgendes voraus: „Und ein viertes Königreich wird stark sein wie Eisen; ebenso wie das Eisen alles zermalmt und zerschlägt, so wird es, dem Eisen gleich, welches zertrümmert, alle diese zermalmen und zertrümmern.“ (Dan. 2:40) Der Umstand, daß das Standbild zwei Schenkel von Eisen hatte, bedeutet nicht, daß die durch die Schenkel veranschaulichte Weltmacht in einen Osten und einen Westen oder in einen Norden und Süden aufgeteilt gewesen wäre, sowenig wie der Umstand, daß es zwei Arme von Silber hatte, bedeutete, daß die persische Weltmacht politisch in zwei verschiedene Lager geteilt war. Die römische Weltmacht, die sechste der in der biblischen Geschichte erwähnten Weltmächte, machte manche Umwandlung durch und erwies sich als stärker als die durch das Gold, das Silber und die Bronze (Kupfer) dargestellten Weltreiche, die ihr vorausgegangen waren. Ihre Stärke und ihre zermalmende Kraft ließen sie tatsächlich wie Eisen erscheinen.
(Fortsetzung folgt)
[Fußnoten]
a Durch Daniel war Belsazar unserer Welt schon lange bekannt, bevor den Bibelkritikern durch die moderne Archäologie der Mund gestopft wurde, als diese den weltlichen Nachweis erbrachte, daß Belsazar eine geschichtliche Gestalt ist. So las man zum Beispiel im Jahre 1929 in den Yale Oriental Series. Resarches, Band XV, folgendes:
„Hinweise auf Belsazar in Keilschriften haben so viel Licht auf die Rolle geworfen, die er gespielt hat, daß sein Platz in der Geschichte deutlich zutage tritt. Viele Texte lassen erkennen, daß Belsazar beinahe dieselbe Stellung innehatte und beinahe dasselbe Ansehen genoß wie Nabonid. Die Dualherrschaft ist bei den meisten der letzten neubabylonischen Regierungen eine erwiesene Tatsache. Nabonid herrschte als höchste Macht von seiner Residenz in Tema in Arabien aus, während Belsazar als Mitregent im Heimatland amtete und seinen Einfluß von Babylon aus geltend machte. Belsazar war offensichtlich kein unbedeutender Vizekönig, sondern er wurde mit ‚dem Königtum‘ betraut.“ — Siehe Seite 186 des 14. Kapitels, betitelt „Die Bedeutung nichtkeilschriftlicher Hinweise auf Belsazar“ in Band XV der obenerwähnten Serie, der betitelt ist: „Nabonidus and Belshazzar — A Study of the Closing Events of the Neo-Babylonian Empire“, von Raymond Philip Dougherty, William M. Laffan, Professor für Assyriologie und babylonische Literatur und Kurator der babylonischen Sammlung an der Yale University, New Haven, Connecticut, USA.
b Siehe Und die Bibel hat doch recht von Werner Keller (1955), S. 303