Wann wird Bedrückung enden?
WARUM haben die Kriege und Kämpfe, die der Mensch zur Beseitigung der Bedrückung geführt hat, nicht zu dem gewünschten Ziel geführt? Warum ist es ihm bis heute noch nicht gelungen, eine Gesellschaftsordnung zu schaffen, in der es keine Bedrückung mehr gibt? Warum verschwindet die Bedrückung auch nicht durch Wirtschaftsreformen, sondern geht mit diesen Hand in Hand? Um diese Fragen zu beantworten, müssen wir den eigentlichen Ursprung der Bedrückung kennenlernen.
Die Menschen haben schon seit Jahrhunderten um die Befreiung von Bedrückung gebetet, haben darum gekämpft und sind dafür gestorben. Doch meistens haben ihre Bemühungen lediglich dazu geführt, daß ein bedrückendes System durch ein anderes ersetzt wurde. Karl Marx glaubte, nach wissenschaftlichen Methoden demonstrieren zu können, daß es heutzutage anders sei. Er wollte ein Regierungssystem entwickeln, das, wie er dachte, die wahre Emanzipation des Menschen, nicht eine neue Art Bedrückung, herbeiführen sollte. Das war der Anfang des Kommunismus, des bedrückendsten Systems, das je bestanden hat. Der beste Beweis dafür sind die chinesischen Volkskommunen; ungefähr 98 Prozent der chinesischen Bauern wurden dadurch in ein Kollektivsystem hineingezwungen. Ihre persönlichen Rechte und Freiheiten wurden aufgehoben, und ihr Eigentum wurde verstaatlicht. Das sind die Früchte eines Systems, durch das, wie Marx glaubte, die Bedrückung beseitigt und die wahre Emanzipation herbeigeführt werden sollte.
Es gibt natürlich verschiedene Arten von Bedrückung. In vielen Teilen der Welt beobachtet man eine Art, die man als industrielle Bedrückung bezeichnen könnte. Gewaltige Industriebetriebe verfügen über Tausende von Arbeitern, die mehr oder weniger knechtische Arbeiten verrichten müssen; sie schreiben ihnen die Arbeitszeit und indirekt auch ihren Lebensstandard vor. Die Forderung besserer Arbeitsbedingungen und höherer, den steigenden Lebenskosten angepaßter Löhne führt oft nur zu noch größerer Bedrückung. Wenn die Arbeitgeber gezwungen werden, höhere Löhne zu zahlen, erhöhen sie oft einfach die Preise für ihre Produkte, um die Mehrauslagen zu decken; demzufolge steigen auch die Verkaufspreise, und so bezahlt schließlich der Arbeiter, der die Produkte kaufen muß, seine eigene Lohnerhöhung. Durch den 116tägigen Streik, den die Stahlarbeiter jüngst in den Vereinigten Staaten durchführten, hatten 500 000 Arbeiter einen Lohnausfall von schätzungsweise 1 160 000 000 Dollar. Wann werden sie diesen Verlust durch ihre Lohnerhöhung je wettgemacht haben? Vielleicht überhaupt nie. Folglich sind Streiks und Tarifabkommen nicht das Mittel, durch das die wirtschaftliche Bedrückung beseitigt werden wird.
In Amerika ist die Bedrückung des Farmers so groß, daß sie während der Präsidentschaftswahlen jeweils zu einer nationalen Streitfrage wird. Die Großgrundbesitzer haben den kleinen Farmer beinahe völlig verdrängt. Er kommt mit seinen paar Zentnern Getreide gegen die Millionen der Reichen nicht auf. Und so muß er sie oft um einen Preis verkaufen, der unter den Produktionskosten liegt, was zu seinem Ruin führt, und das ist Bedrückung.
Die Massenfilialbetriebe, die heute von riesigen Handelsgesellschaften geführt werden, üben auf die Festsetzung der Preise einen großen Einfluß aus. Oft unterbieten die Großunternehmen den Kleinhändler so lange, bis er aus dem Handel verdrängt und sein Geschäft ruiniert ist. Dann werden die Preise erhöht. Der Käufer und der Produzent sind die Leidtragenden; der eine, weil er die hohen Preise zahlen muß, der andere, weil er mit Verlust verkaufen muß, und jene, die den Markt beherrschen, sind die Profitmacher. Und das Ergebnis? Der Kleinhändler verschwindet aus dem Dasein, und die Bevölkerung trägt den Schaden.
Untersuchungen, die in den Vereinigten Staaten jüngst auf dem Gebiet der Preispolitik in der Arzneimittelindustrie vorgenommen wurden, brachten eine andere Art von Bedrückung ans Licht. Man stellte fest, daß gewisse Arzneien zu Preisen verkauft werden, die 7000 bis 10 000 Prozent über den Rohstoffkosten liegen! In einem Falle beliefen sich diese auf 14 Cents, und das Produkt wurde für 15 Dollar verkauft. Man teilte dem Untersuchungsausschuß mit, daß große Konzerne „die Öffentlichkeit allein für ärztlich verschriebene Arzneien jährlich um 750 000 000 Dollar überfordern“. Gewisse Arzneien sind so teuer, daß manche Leute gar nicht die Möglichkeit haben, sich Heilmittel zu beschaffen, oder daß sie zögern, die ihnen verschriebenen Mittel, wenn sie sie benötigen, zu beziehen. Bedrücker kümmern sich wenig um die Gesundheit der Bevölkerung, wenn sie nur Profit erzielen.
Der verabscheuungswürdige Handel mit Negerkindern, die geraubt und als Knechte verkauft werden, soll nach einem Bericht, der in der Zeitschrift Life vom 11. Januar 1960 erschien, in Nigeria einträglich sein. Es heißt in dem Artikel: „Manchmal wird das Kind … einem einheimischen Anhänger des Jujukultes verkauft, der glaubt, wenn er seinem Gott ein Menschenopfer darbringe, werde er reich, oder wenn er gewisse Teile des Getöteten esse, werde er wieder jung, oder er könne sein Leben verlängern. Zur Zeit werden für ein Kind 300£ (ca. 3500 DM) gezahlt.“
Wann wird die Bedrückung enden? Keine Macht kann sie aus der Welt schaffen, solange die Ursache, die sie unvermeidlich macht, besteht. Damit die Bedrückung beseitigt werden kann, muß das Übel an der Wurzel gefaßt werden, das heißt, Satan, der Teufel, der Gott dieses Systems der Dinge, müßte beseitigt werden. (2. Kor. 4:4, NW) Satan auszuschalten sowie jene, die ebenso selbstsüchtig sind wie er, bedeutet, die Erde von Bedrückung zu befreien. Aus diesem Grunde haben die Nationen kein Gelingen gehabt, denn nur Gott kann Satan vernichten und Habsucht ausrotten. Das hat Jehova zu tun versprochen. „Der Gott, der Frieden gibt, wird Satan in kurzem unter euren Füßen zermalmen“, schrieb der Apostel Paulus. (Röm. 16:20, NW) Dieses Zermalmen wird in Harmagedon, dem Krieg Gottes gegen die Bösen, geschehen. Darauf folgt eine neue Welt, die von Gott geschaffen und von Bedrückung völlig frei sein wird. Der Herrscher dieser neuen Welt ist Jesus Christus, der Friedefürst, der, als er auf Erden war, „durch das Land zog und Gutes tat und alle heilte, die vom Teufel tyrannisiert [bedrückt] wurden“. (Apg. 10:38, NW) Nun wird er als König der neuen Welt von seinem himmlischen Thron aus allen Bedrückern und jeder Art von Bedrückung ein vollständiges Ende bereiten. Dann wird es vorbei sein mit der bedrückenden Einrichtung der Kommunen, mit den habsüchtigen Großindustriellen und Handelsriesen, mit den religiösen und militärischen Bedrückern. Die inspirierte Verheißung lautet: „Erretten wird er den Armen, der um Hilfe ruft, und den Elenden, der keinen Helfer hat. Von Bedrückung und Gewalttat wird er ihre Seele erlösen, und ihr Blut wird teuer sein in seinen Augen.“ „Denn die Übeltäter werden ausgerottet werden; aber die auf Jehova hoffen, diese werden das Land [die Erde, NW] besitzen.“ — Ps. 72:12, 14; 37:9.