Zerbrochen wird das Joch des Bedrückers
„Denn erretten wird er den Armen, der um Hilfe ruft, und den Elenden, der keinen Helfer hat; er wird sich erbarmen des Geringen und des Armen, und die Seelen der Armen wird er retten. Von Bedrückung und Gewalttat wird er ihre Seele erlösen, und ihr Blut wird teuer sein in seinen Augen.“ — Ps. 72:12-14.
1. Wonach streben die Menschen heute? Was wissen sie jedoch nicht?
IN DER ganzen Welt ertönt heute der Ruf nach Freiheit. Überall möchten die Menschen frei sein. Sie möchten die Freiheit haben, ihre Regierung und ihre Lebensweise selbst zu wählen. Sie möchten die Freiheit haben, Gott anzubeten, wie und wann sie wollen. Sie möchten frei werden von dem programmierten Leben unserer Zeit, von den versklavenden Forderungen der Industrie, von den drückenden Steuerlasten und von den hohen Lebenskosten. Sie möchten frei werden von Militarismus und Bürokratie, frei von Wissenschaft und Technik, die sie zu Computer-Lochkarten degradiert haben, ja sie möchten frei werden von religiösem Aberglauben und von Priesterherrschaft. Überall möchten die Menschen von der Sklaverei des gegenwärtigen Systems der Dinge frei werden, aber sie wissen nicht, wie sie sich von ihren Bedrückern befreien können. Was können sie tun?
2. Was sollten Menschen, die sich nach Freiheit sehnen, jetzt unter anderem tun?
2 Menschen, die sich nach Freiheit sehnen, sollten zunächst die Ursache ihrer Versklavung ermitteln. Sobald sie die Ursache kennen, erkennen sie auch das Mittel zu deren Beseitigung. Sie sollten ferner versuchen, sich in dieser Sache Gottes Standpunkt zu eigen zu machen, indem sie sein Wort, die Bibel, erforschen und ihr Leben nach seinem Willen ausrichten. (Spr. 3:5-7) Sie sollten einsehen lernen, daß es ohne Gott keine wahre Freiheit gibt und daß jedes Vorgehen, das dem Gesetz Gottes widerspricht, nur zu Bedrückung und Versklavung führt. Es wäre auch gut, sie würden daran denken, daß ein Handeln ohne Berücksichtigung von Schranken oder Grenzen nicht Freiheit, sondern Chaos zur Folge hat. Das lehrt schon die Geschichte.
3. (a) Wo kam die Bedrückung auf, durch wen, und wie? (b) Wozu führte der Traum des Menschen von einer Welt ohne Grenzen?
3 Im Garten Eden lernte der Mensch durch den, den die Bibel Satan, den Teufel, nennt, Unterdrückung und Sklaverei kennen. (Offb. 12:9) Statt Gottes Geboten und Gesetzen zu gehorchen und so unter dem göttlichen Joch zu bleiben, zogen Adam und Eva es vor, auf den Teufel zu hören und ihrem eigenen Ich zu dienen. Durch ihren Ungehorsam kamen sie unter das Joch des Teufels. Sie wurden Sklaven der Selbstsucht, Diener der Sünde. (Röm. 6:16-18) Sie durften nicht mehr innerhalb der Grenzen des Gartens Eden bleiben, sondern wurden in die weite, grenzenlose Welt hinausgetrieben, in der sie so handeln konnten, wie sie wollten. Sie konnten frei über die Erde verfügen. Waren sie aber wirklich frei? Nein; außerhalb der Familie Gottes gibt es keine Freiheit. Das Gesetz der Sünde und des Todes wirkte jetzt in ihren Gliedern. Die Werke des Fleisches wurden in einer abscheulichen Form offenkundig, als Kain seinen Bruder Abel ermordete. Schon nach kurzer Zeit war die Erde voll von Verbrechen und Gewalttat. (1. Mose 4:8; 6:5; Gal. 5:19-21) Der kühne Traum der ersten Menschen von einer von Gott unabhängigen, neuen und besseren Welt, einer Welt ohne Grenzen, erfüllte sich nicht. Ihre Welt wurde in Wirklichkeit eine bedrückende, verderbte, dem Tod und dem Untergang geweihte Welt. — 1. Mose 6:7.
4. (a) Worum haben sich die Menschen seit der Sintflut bemüht, und warum sind ihre Bemühungen bis heute vergeblich gewesen? (b) Was muß bei der Beseitigung der Bedrückung in Betracht gezogen werden? Was ist durch menschliche Bemühungen erreicht worden?
4 Seit der Flut der Tage Noahs, durch die die damalige Welt vernichtet wurde, haben die Menschen versucht, durch Regierungen und durch andere Mittel die in Eden verlorenen Freiheiten ohne Jehova Gott zurückzugewinnen. (2. Petr. 2:5) Sie haben gebetet, haben Kriege geführt und sind in den Tod gegangen, um frei zu werden, aber die Tatsachen zeigen, daß die Menschheit nach wie vor unter den bitteren Folgen der Auflehnung Adams gegen Gottes Gesetz leidet und daß die Welt immer noch von Satan beherrscht wird. Jesus Christus nannte Satan den „Herrscher dieser Welt“. (Joh. 12:31; 14:30) Der Apostel Paulus bezeichnete ihn als den „Gott dieses Systems der Dinge“, der „den Sinn der Ungläubigen verblendet hat“. (2. Kor. 4:4) Der Apostel Johannes schrieb warnend: „Die ganze Welt liegt in der Macht dessen, der böse ist.“ (1. Joh. 5:19) Alle Nationen werden von Satan beherrscht. Jesus Christus bestritt diese Tatsache nicht, als Satan ihm die Königreiche der Welt zu übergeben versprach, sofern Jesus ihm einen Akt der Anbetung erweise. (Matth. 4:8-10) Deshalb werden die Nationen durch nichts, was sie unternehmen, die Bedrückung beseitigen können, solange sie vom Gott der Bedrückung, von Satan, dem Teufel, beherrscht werden. Die Bedrückung beseitigen bedeutet, das Problem an der Wurzel zu fassen, das heißt Satan selbst zu beseitigen. Es bedeutet ferner, die Menschheit von der Knechtschaft der Erbsünde loszukaufen. Da Satan außerhalb der Reichweite des Menschen — sowohl des einzelnen als auch ganzer Nationen — ist, muß sich die Menschheit nach jemand anders umsehen, der ihr zu Hilfe kommt und das Joch ihres Bedrückers zerbricht. Da alle Menschen Nachkommen des Sünders Adam sind, haben sie alle die Mängel der Sündhaftigkeit und den Lohn der Sünde, den Tod, von ihm ererbt. (Röm. 5:12; 6:23) Sie müssen deshalb die Befreiung von der Knechtschaft der Sünde von einer anderen Seite erwarten. (Hiob 14:4; Ps. 49:7) Darum haben sich die Nationen bis heute vergeblich bemüht. Sie vermögen nicht, das Übel an der Wurzel zu fassen. Durch ihre Bemühungen ist höchstens ein bedrückendes System durch ein anderes abgelöst worden.
BEDRÜCKENDE SYSTEME DER VERGANGENHEIT
5. (a) Was beweist, daß Ägypten ein bedrückendes System war? (b) Wer befreite die Israeliten aus der ägyptischen Knechtschaft?
5 Ägypten, die erste Weltmacht, entwickelte sich allmählich zu einem bedrückenden System. Mehrere Generationen der Kinder Israel dienten den grausamen Pharaonen jenes Landes. Die Bibel enthält über ihre Bedrückung folgenden wahrheitsgetreuen Bericht: „Da setzten sie [die Ägypter] Zwangsarbeitsoberste über sie [die Israeliten], zu dem Zwecke, sie beim Tragen ihrer Lasten zu bedrücken; und sie gingen daran, für Pharao Städte als Vorratsplätze zu bauen, nämlich Pithom und Ramses. Je mehr man sie aber bedrückte, um so mehr vermehrten sie sich und um so mehr breiteten sie sich ständig aus, so daß es ihnen vor den Söhnen Israels graute. Demzufolge zwangen die Ägypter die Söhne Israels tyrannisch zum Sklavendienst. Und sie verbitterten ihr Leben fortgesetzt durch harten Sklavendienst bei Lehmmörtel und Ziegelsteinen und mit jeder Art Sklavendienst auf dem Felde, ja jeder Art ihres Sklavendienstes, zu dem sie sie tyrannisch als Sklaven gebrauchten.“ (2. Mose 1:11-14, NW) Das Joch der ägyptischen Bedrücker wurde nicht durch irgendeinen klugen Israeliten, sondern durch Gott, den Allmächtigen, selbst zerbrochen. Er erinnerte die Israeliten an diese Tatsache mit den Worten: „Ich bin Jehova, euer Gott, der euch aus dem Land Ägypten, aus dem Sklavendienst für sie, herausbrachte, und ich zerbrach dann die Stangen eures Jochs und ließ euch aufrecht gehen.“ (3. Mose 26:13, NW) Jehova hatte das Joch ihres Bedrückers zerschlagen; daran sollten sie sich erinnern, und wir tun gut, dies auch nicht zu vergessen.
6. Was bedeuteten Freiheit und Versklavung für die Israeliten?
6 Gehorsam gegenüber Gott bedeutete Freiheit. Ihm nicht zu gehorchen bedeutete, unter das Joch der Sklaverei zu kommen. Jehova warnte die Israeliten mit den Worten: „Wenn ihr mir aber nicht gehorchet und nicht alle diese Gebote tut, und wenn ihr meine Satzungen verachtet, und eure Seele meine Rechte verabscheut, so daß ihr nicht alle meine Gebote tut, und daß ihr meinen Bund brechet, so werde auch i c h ... mein Angesicht wider euch richten.“ (3. Mose 26:14-17) Wenn sie nicht auf ihren Gott hörten, wenn sie sich ihm willentlich widersetzten und sich nicht von ihm zurechtweisen ließen, würde ihr Ungehorsam schließlich zu ihrer Vernichtung führen. „Du [wirst] deinen Feinden dienen, ... und er wird ein eisernes Joch auf deinen Hals legen, bis er dich vertilgt hat.“ — 5. Mose 28:15, 48; 3. Mose 26:18-41.
7. Welche verschiedenen Bedeutungen hat das Wort Joch im sinnbildlichen Sprachgebrauch, und warum können wir sagen, die Israeliten hätten verstanden, was Gott meinte, als er sagte, er werde ein eisernes Joch auf ihren Hals legen?
7 Die Juden wußten genau, wovon Jehova sprach, denn sie trieben Ackerbau und waren daher mit den verschiedenen Jocharten vertraut. Ein eisernes Joch war ein Sinnbild harter Knechtschaft. (Jer. 28:14) Es war auch ein Sinnbild für Unglück oder Leiden. Die Demütigung und Bedrückung einer Nation durch eine andere bezeichneten die Juden als das Joch der Knechtschaft. (Jer. 27:8; 28:4) Die Befreiung von Sklaverei oder Unterdrückung wurde als das ‘Zerbrechen des Jochs’ bezeichnet. (Jes. 9:4; 14:25; Jer. 28:2) Als Jehova daher sagte, er würde „ein eisernes Joch“ auf ihren Hals legen, wenn sie nicht auf ihn hören würden, wußten sie, daß dies Sklaverei und Vernichtung bedeutete.
8. Wann und wie vermehrte das Volk Israel seine Lasten?
8 Das Volk Israel war jedoch schwer von Begriff. Es weigerte sich immer wieder, auf die Stimme Jehovas zu hören, und mußte dann jeweils die Folgen tragen. Im Jahre 1117 v. u. Z. baten die Israeliten den Propheten Samuel, ihnen einen König zu salben. Samuel wies sie warnend darauf hin, daß ein König für sie eine zusätzliche Last bedeuten werde, denn Könige würden tyrannisch und anspruchsvoll sein. „Aber das Volk weigerte sich, auf die Stimme Samuels zu hören; und sie sprachen: Nein, sondern ein König soll über uns sein.“ (1. Sam. 8:18, 19) Saul wurde zum König gesalbt. Bald danach begannen die Israeliten zu spüren, was es bedeutete, einen menschlichen König über sich zu haben. Diese Last wurde im Laufe der Zeit immer schwerer.
9. (a) Wann wurde die Bedrückung zu einem Landesproblem, und wozu führte dies? (b) Woran sollten wir uns erinnern?
9 Hundertzwanzig Jahre nachdem Saul König über Israel geworden war, wurde die Bedrückung zu einem Landesproblem. In den letzten Jahren seines Lebens wurde König Salomo ein strenger Herrscher. Als Rehabeam, sein Sohn, ihm auf dem Thron folgte, baten ihn die Israeliten, ihnen ihre Last zu erleichtern. Sie sagten: „Dein Vater hat unser Joch hart gemacht; du aber, erleichtere nun den harten Dienst deines Vaters und sein schweres Joch, das er auf uns gelegt hat, so wollen wir dir dienen.“ König Rehabeams Antwort war: „Nun denn, mein Vater hat euch ein schweres Joch aufgeladen, ich aber will zu eurem Joche hinzutun.“ (1. Kö. 12:1-11) Dieses Vorgehen führte zu einer Empörung und zu einer Teilung des Königreiches Israel, die 390 Jahre, nämlich bis zur Zerstörung des Königreiches Juda durch die Babylonier im Jahre 607 v. u. Z., bestehenblieb. Die Juden, die damals am Leben geblieben waren, wurden als Gefangene nach Babylon weggeführt, wo sie als Arbeitssklaven dienen mußten. Nach achtundsechzig Jahren Gefangenschaft kam ihnen wiederum Jehova Gott zu Hilfe. Er zerschlug das Joch ihres Bedrückers und sorgte dafür, daß sie zwei Jahre später freigelassen wurden und in ihre Heimat zurückkehren konnten. Wir tun gut, uns auch daran zu erinnern. — Esra 1:1, 2.
10. Was lehren uns diese geschichtlichen Tatsachen?
10 Diese Tatsachen kann heute kein Mensch, ungeachtet seiner Nationalität, bestreiten oder von der Hand weisen. Wir können auch heute daraus die gleiche Lehre ziehen. Ohne Gott gibt es keine Freiheit. Niemand kann die Menschheit von Satans Herrschaft befreien außer Gott selbst. Personen, die das, was Gottes Wort hierüber sagt, nicht anerkennen, sind vom Gott des gegenwärtigen Systems der Dinge verblendet. Sie werden bald feststellen müssen, daß ihre Bemühungen, das Joch zu zerbrechen, viel zu schwach sind, daß sie vereitelt werden oder sich sogar als Bumerang auswirken. Sie können höchstens ein bedrückendes System durch ein anderes ersetzen.
BEDRÜCKENDE SYSTEME DER GEGENWART
11. Was strebte Karl Marx an? Inwiefern hat sich seine Idee als ein völliger Fehlschlag erwiesen?
11 Der deutsche Sozialist Karl Marx dachte zum Beispiel, er könne auf wissenschaftlicher Grundlage beweisen, daß es heute anders sei. Er begann ein Regierungssystem zu entwickeln, das, wie er dachte, zu wahrer Freiheit, nicht zu einer neuen Bedrückung führen würde. Das war der Anfang des Kommunismus, des bedrückendsten Systems, das es bis heute gegeben hat. Die rotchinesischen Volkskommunen sind der beste Beweis für das harte Joch, das diese Menschen tragen müssen, denn etwa 98 Prozent der chinesischen Bauern sind in ein Zwangskollektiv eingegliedert worden. Ihre persönlichen Rechte und Freiheiten sowie ihr Eigentum sind an den Staat übergegangen. Das sind die Früchte eines Systems, von dem Marx glaubte, es werde die Bedrückung beseitigen und der ganzen Menschheit wahre Freiheit bringen. Wurde Marx nicht von Satan zu dem Glauben verleitet, eine gottlose, materialistische Gesellschaftsordnung führe Freiheit herbei? Ganz bestimmt! Millionen und aber Millionen Menschen haben die marxistischen Lehren angenommen. Sie sind gottlos und materialistisch, aber nicht frei geworden. (2. Kor. 11:14, 15) Denn ohne Gott gibt es keine Freiheit.
12, 13. Welchen Formen der Bedrückung begegnet man in der kapitalistischen Welt?
12 „Geht es den Menschen denn in der kapitalistischen Welt besser?“ mag jemand fragen. In mancher Hinsicht ja. Aber auch in diesen Ländern begegnet man fast auf Schritt und Tritt den verschiedensten Formen der Bedrückung. Die Großindustrie zwingt Hunderttausende von Menschen zu mühseligen Arbeiten; sie bestimmt nicht nur ihre Arbeitsstunden, sondern indirekt auch ihren Lebensstandard. Der Kampf der Arbeiter um bessere Arbeitsverhältnisse und höhere Löhne führt oft nur noch zu größerer Bedrückung. Wenn Arbeitgeber durch Streiks oder Schlichtungsvereinbarungen gezwungen werden, höhere Löhne zu zahlen, erhöhen sie oft die Preise ihrer Erzeugnisse dementsprechend, um die höheren Kosten zu decken, und der Arbeiter, der die Erzeugnisse kaufen muß, bezahlt schließlich seine eigene Lohnerhöhung. Streiks und Tarifverhandlungen haben das Joch des Bedrückers im Gebiet des Kapitalismus nicht zerbrochen.
13 Eine besondere Form der Bedrückung sind die hohen Steuern, die seit einigen Jahren erhoben werden. Die Vereinigten Staaten haben in den Jahren 1959 bis 1969 allein für die Verteidigung über 630 000 000 000 Dollar ausgegeben. Das bedeutet, daß jeder arbeitende Steuerzahler des Landes Tausende von Dollar zu dieser gigantischen Summe beitragen mußte! Laut dem Jahresbericht des amerikanischen Amtes für Abrüstung und Rüstungskontrolle haben die Nationen in den vergangenen sechs Jahren insgesamt mehr als 1 000 000 000 000 Dollar für die Rüstung ausgegeben! Welch ungeheure Last!
14. Welche Fragen könnten wir uns stellen?
14 Haben diese großen Geldauslagen den Menschen irgendwelche Erleichterung oder zumindest eine gewisse Sicherheit gebracht? Sind die Menschen dadurch veranlaßt worden, sich Gott zuzuwenden und von ihm Befreiung zu erwarten? Haben neuzeitliche Systeme ihnen den geringsten Anlaß zur Freude gegeben? Bevor wir eine Lösung vorschlagen, wollen wir kurz das Chaos betrachten, das die heutigen Systeme hervorgerufen haben.
FRÜCHTE DER HEUTIGEN BEDRÜCKUNG
15, 16. (a) Welche Früchte haben diese bedrückenden Systeme hervorgebracht? (b) Welche Prophezeiungen werden dadurch erfüllt?
15 Im Verlauf weniger Jahre haben die Menschen den Aufstieg gewalttätiger Diktatoren, wie Adolf Hitler und Benito Mussolini, erlebt, die die Welt in ein blutiges Chaos gestürzt haben. Sie sind Zeuge der grausamen Säuberungsaktionen Josef Stalins und der Roten Garde in China gewesen. Sie haben den kalten Krieg verfolgt, der 1948 begonnen hat, die russische Blockade Berlins, die erste Übernahme der Tschechoslowakei und die Errichtung des Eisernen Vorhangs in Europa. Sie sind in den letzten Jahren Zeuge der ständigen Kämpfe zwischen Israel und den Arabern gewesen. Rotchina brachte seine erste Wasserstoffbombe zur Explosion, die Bolivianer töteten Che Guevara, in Nigeria tobte der Bürgerkrieg, und in Vietnam und Kambodscha wird je länger, je mehr Blut vergossen. Die Welt hörte von wilden Krawallen in Detroit, Chicago, Los Angeles, Newark, New York und in anderen Städten. Sie sah, wie der französische Franc und das englische Pfund abgewertet wurden und wie die Goldkrise die wirtschaftlichen Grundlagen der Welt erschütterte. Sie erfuhr von der ersten Herztransplantation und sah, wie die ersten Menschen in einem Raumschiff den Mond umkreisten und darauf landeten.
16 Die Welt sah auch, wie Verbrechen und Gewalttat überhandnahmen. Sie sah, wie unbekannte Männer sich einen Namen zu machen suchten, indem sie irgendeinen verheißungsvollen Staatsmann töteten. Im April 1968 löste die Ermordung Martin Luther Kings Negerkrawalle in 125 Städten der Vereinigten Staaten aus, bei denen es 46 Tote und 2 600 Verwundete gab und 55 000 Angehörige der Nationalgarde eingesetzt werden mußten, um die Ordnung wiederherzustellen. Im Juni 1968 kam es zum zweiten Kennedy-Mord, dem ein vielversprechender junger Politiker an der Schwelle seiner Macht zum Opfer fiel. Protestkundgebungen der Studenten führten zu Unruhen in Belgien, England, Ägypten, Indonesien, Italien, Japan, Mexiko, Polen, Spanien, Westdeutschland und in den Vereinigten Staaten. Wir leben tatsächlich in den von der Bibel vorhergesagten ‘kritischen Zeiten, mit denen man schwer fertig wird’ und in denen „die Menschen ohnmächtig werden vor Furcht und Erwartung der Dinge, die über die bewohnte Erde kommen“. (2. Tim. 3:1; Luk. 21:26) Doch dies sind die Früchte der Systeme, die die Menschen in ihrer Ratlosigkeit unbedingt aufrechterhalten wollen
URSACHE UND WIRKUNG DES WELTWEITEN CHAOS
17. Was ist scheinbar die Ursache dafür, daß das Weltgeschehen sich in einem solchen Tempo entwickelt, und wozu hat diese Entwicklung geführt?
17 Obwohl es fast so aussieht, als ob das Weltgeschehen sich von ungefähr, rein zufällig, in einem solch furchterregenden Tempo entwickle, scheint doch das Ganze mit einer bestimmten Absicht verbunden zu sein. In der Zeitschrift Time vom 30. August 1968 hieß es: „Überall, in kommunistischen und in kapitalistischen Ländern sowie in ehemaligen Kolonien, herrscht ein großes Verlangen nach mehr Freiheit und nach einem höheren Lebensstandard.“ Millionen Menschen forderten mehr, hieß es in der Zeitschrift Time weiter, und wenn ihre Forderungen nach höheren Löhnen, nach Gleichberechtigung und nach besseren Bildungsmöglichkeiten nicht schnell genug erfüllt würden, würden sie ungeduldig. „Wachsende Unzufriedenheit mit den alten politischen Einrichtungen ist überall die Folge. Der Wunsch, selbst zu handeln, erregt die Gemüter und führt fast täglich zu Zusammenstößen, die dem Gesetz und der Vernunft hohnsprechen.“ Das hat bewirkt, daß der Respekt vor jeder Form von Autorität geschwunden ist. Die Jugend hat gesehen, daß Multimilliarden-Dollar-Programme die Armut nicht zu beseitigen vermochten, daß die Bürgerrechtsgesetze den Negern immer noch nicht zu ihrem Recht verholfen haben, daß eine akademische Bildung und finanzieller „Erfolg“ dem Menschen nicht das geben, was er braucht, daß viele aus ihren Reihen die alten Sittennormen aufgegeben haben, daß die Versprechen von Politikern nur zu neuen Krisen und Erschütterungen geführt haben und deswegen schon viele junge Menschen am Leben völlig verzweifelt sind.
18. (a) Welche alltäglichen Vorkommnisse beweisen, daß Jugendliche diese Welt als hoffnungslos betrachten? (b) Was tun sie, wie vorhergesagt?
18 Es macht keine Freude mehr, jung zu sein. Die heutige Jugend sieht sich einer gefährlichen, hoffnungslosen und chaotischen Welt gegenüber. Sie reagiert daher oft mit Gewalttat, Vandalismus und Verbrechen. Bandenunruhen, Studentenkrawalle, Trinkgelage und Sexorgien sind ein Zeichen für die blinde Empörung gegen die Unmenschlichkeiten, die verwirrenden Sittenbegriffe und das bedrückende Joch der Welt. Viele Jugendliche, die sich im „Rennen“ um eine akademische Bildung befinden, greifen zu Beruhigungspillen, zu Aufputschmitteln und anderen Rauschmitteln. Nach einer Erhebung, die vor kurzem an der Universität in Toronto durchgeführt wurde, nahmen 37 Prozent der Studenten und 36 Prozent der Studentinnen Rauschmittel, um ihr Studienpensum zu erfüllen. Viele begehen Selbstmord. 30 Prozent der Studenten und 17 Prozent der Studentinnen an dieser Universität gaben zu, schon Selbstmordgedanken gehabt zu haben. An der Yale-Universität stehen Selbstmordfälle unter den Studenten neben Unglücksfällen an zweiter Stelle als Todesursache. In Ljubljana (Jugoslawien) entdeckte die Polizei unter Jugendlichen so etwas wie einen Selbstmordklub. Die jungen Leute zogen Lose, um zu bestimmen, wer als nächster sterben sollte. Das ist die traurige, gedrückte Lage, in die die heutige Welt schließlich geraten ist. Der inspirierte Spruchdichter sagt: „Wenn ... ein Gesetzloser herrscht, seufzt ein Volk.“ (Spr. 29:2) Und die Bedrückten „seufzen und jammern über all die Greuel, die in ihrer Mitte geschehen“. (Hes. 9:4) Doch was können die Menschen tun?
19. (a) Wem geben Jugendliche oft die Schuld für die gegenwärtigen Zustände? Doch wer ist daran schuld? (b) Welchen Beweis haben wir dafür? (c) Woher muß demnach Hilfe kommen?
19 Bewußt oder unbewußt geben die meisten Jugendlichen den Erwachsenen die Schuld für die Misere, in der sie sich befinden. Das ist ein Fehler. Die Erwachsenen haben unter den Verhältnissen des heutigen Gesellschafts- und Wirtschaftssystems nämlich genauso zu leiden wie die Jugendlichen. Sie müssen die gleichen Lasten tragen und sehnen genauso einen Wechsel herbei wie sie. Die eigentliche Ursache der Bedrückung ist, wie die Bibel sagt, Satan, der „die ganze bewohnte Erde irreführt ... Wehe der Erde und dem Meer, weil der Teufel zu euch hinabgekommen ist und große Wut hat, da er weiß, daß er nur eine kurze Frist hat.“ (Offb. 12:9, 12) Da die Bedrückung von Satan und von den von ihm geschaffenen Systemen ausgeht, ihre Wurzeln also im geistigen Reich hat, ist es für den Menschen unmöglich, sich selbst zu befreien. Es ist ihm nur mit Gottes Hilfe möglich, frei zu werden. Die Bedrückten sollten daher vernünftigerweise zu Gott aufblicken, der verheißen hat, das Joch des Bedrückers zu zerschmettern, und der es auch tun wird. — Ps. 37:34.
DAS JOCH DES BEDRÜCKERS ZERSCHLAGEN
20. (a) Warum können wir hoffnungsvoll in die Zukunft blicken? (b) Wie wird Gott das ganze Universum von jeder Bedrückung befreien?
20 Nach der Bibel hat Gott verheißen, die für die ganze Menschheit heute so bedrohlich aussehende Zukunft zu ändern. Der herrliche Planet Erde wird für gerechte Menschen wiederhergestellt werden. Statt Chaos wird Ordnung herrschen und statt Krieg Frieden, die Menschen werden in Sicherheit leben und Freiheit in Fülle genießen. (Ps. 46:8, 9; Offb. 21:1-4) Wie wird Gott diese Zustände herbeiführen? Indem er Satan und dessen Dämonenhorden im unsichtbaren Reich vernichtet und jede Spur seiner sichtbaren Organisation auslöscht. Angesichts der verwickelten Probleme unserer Tage schrieb die Zeitschrift Time noch: „Die einzige Lösung besteht darin, unsere Gesellschaftsordnung zu beseitigen und neu zu beginnen.“ Genau das beabsichtigt Gott zu tun. Durch seinen Propheten Daniel erklärte er: „In den Tagen dieser Könige wird der Gott des Himmels ein Königreich aufrichten, welches ewiglich nicht zerstört, und dessen Herrschaft keinem anderen Volke überlassen werden wird; es wird alle jene [bedrückenden] Königreiche zermalmen und vernichten, selbst aber ewiglich bestehen.“ — Dan. 2:44.
21. Wann wird jede Bedrückung beseitigt sein, und wie wird der Mensch frei gemacht?
21 Dieses Königreich ist im Himmel unter Christus Jesus, seinem König, bereits an der Macht. (Offb. 11:15) In Harmagedon, im „Krieg des großen Tages Gottes, des Allmächtigen“, wird Jesus Christus als Gottes Urteilsvollstrecker amten; er wird die Erde von allen Feinden Gottes säubern und gerechte Zustände herbeiführen. Deshalb beten wir: „Dein Königreich komme. Dein Wille geschehe, wie in, Himmel, so auch auf der Erde.“ (Offb. 16:14, 16; Matth. 6:10; 2. Petr. 3:13) Christus wird auch Satan und dessen Dämonen unschädlich machen, indem er sie zermalmt. (Röm. 16:20) Unter der Herrschaft des Königreiches wird jede Bedrückung von der Erde vollständig verschwinden. Der regierende Christus wird dann den Wert seines Loskaufsopfers auf die wirksamste Art anwenden und die Folgen der Erbsünde aufheben. (Matth. 20:28; Röm. 5:17, 21) „Der Tod wird nicht mehr sein, noch wird Trauer, noch Geschrei, noch Schmerz mehr sein.“ (Offb. 21:4) Die Menschen werden zur Ehre Gottes vollkommen werden.
22, 23. (a) Was beten Diener Gottes in der festen Zuversicht, daß Gott seine Verheißungen erfüllt? (b) Worauf können wir uns zuversichtlich freuen, und wie handeln alle, die Gerechtigkeit lieben? (c) Was kann von denen gesagt werden, die jetzt schon von der Knechtschaft der gegenwärtigen Welt befreit werden möchten, und was können sie tun?
22 Alle, die an Gottes Verheißungen glauben, beten nun wie der Psalmist: „O Gott, gib dem Könige deine Gerichte, und deine Gerechtigkeit dem Sohne des Königs! Er wird dein Volk richten in Gerechtigkeit und deine Elenden nach Recht. ... Er wird Recht schaffen den Elenden des Volkes; er wird retten die Kinder des Armen, und den Bedrücker wird er zertreten.“ (Ps. 72:1-4, 11-14) Alle, die bedrückt werden, können in dieser Stunde der Entscheidung und des Umbruchs auf Jehova hoffen. Vertraust du darauf, daß er Rettung und Befreiung herbeiführen wird? Alle, die Gerechtigkeit lieben, tun dies. — 1. Kö. 8:56.
23 Es ist sogar möglich, heute schon, bevor Gott diese wunderbare Befreiung von allen Bedrückern herbeiführt, von der Knechtschaft der gegenwärtigen bösen Welt frei zu werden. Der nächste Artikel zeigt, wie dies möglich ist und wie man in unserer Zeit Erquickung finden kann. Wir laden dich ein, diesen Artikel zu lesen, sofern du abgespannt bist und Erquickung finden möchtest für deine Seele.