Beharrlichkeit belohnt
ICH diene in unserer Versammlung in Coatepeque (Quezaltenango, Guatemala) als Sonderpionier. Bei meinem ersten Besuch in dem Nachbardorf Flores Costa Cuca sprach ich einen jungen Mann an, der gerade von der Post kam, und wollte ihm die Predigt halten und Schriften anbieten. Doch er hatte es offenbar eilig. Während er sein Pferd bestieg, sagte er zu mir, religiöse Bücher würden ihn sowieso nicht interessieren, er finde es jedoch merkwürdig, daß die Bücher so billig seien.
Zwei Wochen später besuchte ich dieses kleine Dorf wieder. Diesmal traf ich diesen jungen Mann bei der Arbeit auf dem Felde an, etwa anderthalb Kilometer vom Dorf entfernt. Wir gingen zusammen in sein Haus, um miteinander zu reden. Er war höflich und nett, aber meine Erklärungen über den Zweck meines Besuches fanden bei ihm keinen Widerhall. Wir kamen jedoch überein, unser Gespräch bei meinem nächsten Besuch fortzusetzen.
Von da an besuchte ich ihn regelmäßig. Mehr als einmal studierten wir da, wo er gerade arbeitete — er war Straßenarbeiter und stellte mit Zementbeton befestigte Bürgersteige her. Als Stühle dienten uns zwei große Steine, und Schatten spendeten uns die Bäume. Er schätzte sehr, daß ich nie länger als eine Stunde mit ihm studierte. So wußte er immer genau, wieviel Zeit wir für das Studium brauchten. Wir studierten zwei Jahre lang regelmäßig miteinander.
Mein größtes Problem war seine ausgesprochene Gleichgültigkeit. Es war ihm ganz egal, ob es eine Feuerhölle oder einen dreieinigen Gott gebe oder nicht. Eines Tages wurde er von einer protestantischen Organisation zu einer Zusammenkunft eingeladen und erhielt auch Schriften, in denen die Watch Tower Society und unser Werk angegriffen wurden. Jetzt wachte er plötzlich auf! Er stellte Fragen und wollte über alles genauen Bescheid haben. Jetzt wollte er die Wahrheit wissen!
Er studierte aber nicht nur die Bibel, sondern sprach auch mit anderen über das, was er lernte. Einige Monate später, als der Kreisdiener bei uns zu Besuch war, symbolisierte er seine Hingabe für Jehova Gott durch die Wassertaufe. Geduldig erklärte er seinen Angehörigen die Wahrheit, aber seine Eltern glaubten ihm nicht einmal, daß er die richtige Bibel studiere. Sofort brachte er ihnen die katholische Nacar-Colunga-Übersetzung der Bibel nach Hause, damit sie sich überzeugen könnten.
Etwa eine Woche später trat die Wirkung ein. Seine Eltern warfen alle religiösen Holzfiguren und alle Heiligenbilder weg. Sogar sein Gehilfe, ein aufrichtiger Katholik, begann die Bibel zu studieren.
Mein neuer Glaubensbruder begann nun mit anderen zu studieren. Heute ist in seinem Haus ein Versammlungs-Dienstzentrum, zu dem fünf Gott hingegebene Brüder zählen. Drei von ihnen sind bereits Ferienpioniere gewesen, auch derjenige, mit dem ich studiert hatte. Er hatte sich dazu entschlossen, obschon er körperbehindert ist, weil er früher einmal Kinderlähmung hatte.
Vor kurzem sagte dieser Bruder zu mir: „Dank der unverdienten Güte Jehovas und der Beharrlichkeit seiner Diener weiß ich jetzt nicht nur, daß er existiert und der Höchste ist, sondern ich verstehe auch, warum ich lebe und was er von mir verlangt. Ich habe Glauben, und was noch wichtiger ist, ich weiß, warum ich das glaube. Ich kenne die Wahrheit.“
Jehova segnet unsere Beharrlichkeit, wenn wir ihm in Liebe dienen.