Sie predigen auf der ganzen bewohnten Erde
ZWEI Tage vor seinem Tod äußerte Jesus eine Prophezeiung, die sich während seiner zweiten Gegenwart, kurz vor dem Ende des bestehenden Systems der Dinge, erfüllen sollte. Er sagte unter anderem: „Diese gute Botschaft vom Königreich wird gepredigt werden auf der ganzen bewohnten Erde, allen Nationen zu einem Zeugnis.“ — Matth. 24:14, NW.
Denke einen Augenblick über diese Worte Jesu nach. Überlege, was alles nötig ist, um sie zu erfüllen: wieviel Zeit, Kraft und Geld, wie viele Hilfskräfte und welch gewaltige Organisation, abgesehen von der Bereitschaft, Entschlossenheit und dem Mut der Prediger. Ja wirklich, welch gewaltige Aufgabe, den Milliarden von Erdbewohnern die Botschaft von Gottes Königreich zu predigen!
Da aber Jesus sagte, diese Botschaft werde gepredigt werden, und da die außerordentlichen Weltereignisse erkennen lassen, daß unsere Generation in der Zeit lebt, in der sich seine Worte erfüllen, erhebt sich die Frage: Was geschieht auf diesem Gebiet? Mehr als viele denken. Da du anhand des in der letzten Wachtturm-Ausgabe erschienenen Artikels „Die Bibel — die Grundlage der Gesellschaft der Königreichszeugen“ die Organisation kennengelernt hast, die die Verkündigung des Königreiches nach den Richtlinien der Bibel durchführt, wirst du dich bestimmt freuen, einen Überblick über ihre weltweite Tätigkeit zu erhalten.
DIE HEUTIGE ZENTRALE
So wie die Christenversammlung im ersten Jahrhundert von Jerusalem aus geleitet wurde, wird das weltweite Werk der Verkündigung des Königreiches heute von dem günstig gelegenen Brooklyn, New York, aus geleitet. Wenn man von New York über die Manhattan- oder die Brooklyn-Brücke nach Brooklyn kommt, sieht man zwei große mattgelbe, grünverzierte Gebäude, die von der einen Brücke zur anderen reichen. An dieser ideal gelegenen Stelle mit den besten Transportmöglichkeiten, wo sie täglich im Blickpunkt von Tausenden stehen, befinden sich die Druckereigebäude des Hauptsitzes der Zeugen Jehovas, in denen täglich Hunderttausende von Bibeln, Büchern und Zeitschriften hergestellt werden, die Gottes Königreich kundmachen.
Etwa 10 Minuten davon entfernt, kommt man zu zwei schönen zwölfstöckigen Gebäuden aus rotem Backstein, die gegenüber den Wolkenkratzern Unter-Manhattans den berühmten New Yorker Hafen überragen und auf denen sich je ein rechtwinkliger Turm erhebt — der internationalen Zentrale der Watchtower Society und dem Heim der in ihr beschäftigten Prediger und der Studenten der Watchtower Bible School of Gilead. Außer der Bibelschule befinden sich in diesen Gebäuden auch die Büros, von denen aus das weltweite Predigtwerk und das Werk der Gesellschaft in den Vereinigten Staaten geleitet werden. Was geschieht aber eigentlich alles, damit die Königreichsbotschaft in der ganzen Welt gepredigt werden kann, wie Jesus es vorhergesagt hat? Besuchen wir doch einmal gemeinsam die Zentrale der Watchtower Society, und wir können es selbst sehen!
BESUCH DES BETHELS
Das erste, was einen beeindruckt, wenn man die beiden Gebäude des Hauptsitzes in dem schönen Wohnviertel an der Columbia Heights zum erstenmal sieht, ist ihre Größe. Sie sind über 30 Meter hoch und nehmen beinahe die Fläche von zwei durchschnittlichen Häuserblocks ein. Man ist daher nicht überrascht zu erfahren, daß darin 950 Personen bequem in Zweierzimmern untergebracht werden können. Von einem schmiedeeisernen Tor aus führt ein etwa 35 Meter langer Weg durch einen schönen Garten mit unzähligen Blumen in allen Farben zum Eingang des neueren der beiden Gebäude, die als Bethel bekannt sind, eine Bezeichnung, die „Haus Gottes“ bedeutet.
Alle Bewohner des Bethels sind ordinierte Prediger der Zeugen Jehovas, die ebenso sehr daran interessiert sind, daß die Botschaft von Gottes Königreich auf der ganzen bewohnten Erde verkündet werde, wie ihre mehr als 900 000 Mitprediger in der übrigen Welt. Sie betrachten es daher alle als ein Vorrecht, zur Förderung dieses Predigtwerkes irgendeine Arbeit im Bethel zu verrichten. Sie tun es freiwillig und erhalten außer Verpflegung und Unterkunft im Heim und einer monatlichen Entschädigung von 14 Dollar für persönliche Bedürfnisse keine materielle Vergütung.
Während vor zwölf Jahren noch nur 355 Personen benötigt wurden, um die Arbeit im Bethel zu bewältigen, gehörten 1962 654 Personen aus 33 Nationen und 103 Studenten der Gileadschule (die jedes Jahr eine neue Klasse aufnimmt) aus 52 Ländern zu der Familie. Wirklich eine internationale Gemeinschaft, und dennoch welch wunderbare Einheit und Liebe! Wenn man erfährt, wie diese Familie und wie Jehovas Zeugen in der ganzen Welt ihren Tag beginnen, dann begreift man, wieso unter ihnen Frieden und Einheit herrschen.
Um 6.30 Uhr werden die Glieder der Familie durch ein Klingelzeichen geweckt. Einige Minuten vor sieben strömen sie aus ihren Zimmern herbei und begeben sich in endlosen Reihen die Treppen hinunter in die beiden großen Speisesäle im Kellergeschoß, die 950 Personen fassen können. Die Bewohner des neuen Gebäudes gelangen durch einen geräumigen Tunnel, der unter der Straße durchführt, in die Speisesäle.
Punkt sieben bittet der Präsident oder bei seiner Abwesenheit der Vizepräsident ein Glied der Familie, den Bibeltext für den betreffenden Tag aus dem Jahrbuch der Zeugen Jehovas vorzulesen. Dann fordert er einige, die im voraus beauftragt wurden, die Fragen zu beantworten, die zu dem Bibeltext gestellt werden, auf, einen Kommentar zu geben. Sie haben sich gründlich vorbereitet und ihre Kommentare können durch die Verstärkeranlage in beiden Speisesälen gehört werden. Jedes Glied der Familie kommt bei diesen allmorgendlichen Besprechungen, die durch die Bemerkungen des Präsidenten abgeschlossen werden, alle paar Wochen einmal an die Reihe. Nach dieser Betrachtung wird ein Gebet gesprochen und dann das Frühstück aufgetragen. Durch diese täglichen, zwanzig- bis dreißigminütigen geistlichen Betrachtungen prägen sich einem Gottes gerechte Gesetze ein und wird man ermuntert, tagsüber Gottes Wort zu befolgen. Zu einer solchen Betrachtung des Wortes Gottes spornen Jehovas Zeugen in ihrem weltweiten Predigtwerk auch andere an, und das wirkt sich sehr segensreich aus.
Nach etwa fünfzehn bis zwanzig Minuten wird das Frühstück mit einem Gebet beendet. Dann gehen die Glieder der Familie an ihre Arbeit im Heim oder in der Druckerei, und die Studenten begeben sich in ihre Klassenzimmer im Obergeschoß des neuen Gebäudes über der Straße. Um 8 Uhr laufen die Rotationspressen, klappern die Schreibmaschinen, machen die einen die Betten und die anderen säubern das Haus.
BESUCH DER DRUCKEREI
Sicher möchtest du auch wissen, was die 420 Prediger tun, die zur Druckerei hinübergehen. Wenn man auf die beiden Gebäude zukommt, die zusammen eine Fläche von zwei durchschnittlichen Häuserblocks einnehmen und von denen das eine neun und das andere dreizehn Stockwerke hat, versteht man, daß so viele Leute nötig sind, um einen solchen Betrieb aufrechtzuerhalten. Beide Gebäude zusammen haben eine Grundfläche von fast 33 000 qm. Die gewaltige Arbeit, die zur Förderung des weltweiten Predigtwerkes hier geleistet wird, macht dies jedoch erforderlich.
Im dreizehnten Geschoß der neuen Druckerei ist die Ablage der Adreßplatten von über 1 500 000 Wachtturm- und Erwachet!-Abonnenten untergebracht. Hier siehst du auch sechzehn Graphotypemaschinen, die die Platten prägen. Im sechsten Geschoß, von dem aus ein Verbindungsgang zum anderen Gebäude über die Straße führt, sind die Druckpressen, unter anderem zwei Flachpressen und sechzehn große Rotationsmaschinen, von denen drei in der Minute nahezu je 500 Zeitschriften drucken. Die Hälfte dieser Pressen wurde in den letzten sechs Jahren gekauft, um mit der gewaltigen Verbreitung bibelerklärender Schriften durch die Königreichsverkündiger Schritt zu halten.
Im Jahre 1962 wurden hier 120 148 965 Exemplare der Zeitschriften Der Wachtturm und Erwachet! und 6 096 048 Bibeln und Bücher sowie Millionen von Broschüren in insgesamt 128 Sprachen gedruckt. Die Watchtower-Druckereien außerhalb der Vereinigten Staaten, die Schriften in 34 weiteren Sprachen erzeugen, druckten im Jahr zuvor 69 000 000 Exemplare der Zeitschriften Der Wachtturm und Erwachet!. Das heißt also, daß durchschnittlich täglich über eine halbe Million Zeitschriften gedruckt werden, die die Königreichsverkündiger benötigen.
Wenn du schon die Druckerei besichtigst, wird es dich sicher auch interessieren, die zweiundzwanzig Linotype-Setzmaschinen zu sehen — so viele findet man oft nicht einmal in großen Zeitungsdruckereien. Auf diesen Maschinen werden die Unmengen von Schriften, die hier gedruckt werden, gesetzt. In der Stereotypie werden die halbrunden Metallplatten für den Druck auf den Rotationsmaschinen hergestellt, und in den beiden großen Nickelbädern werden sie mit einer dünnen Nickelschicht überzogen, so daß man damit über eine Million Zeitschriften drucken kann, ohne daß sie abgenutzt werden. Auf unserem Rundgang durch die Druckerei sehen wir auch noch dreizehn kleinere Flach- und Akzidenzpressen. Auf diesen Pressen werden jedes Jahr unzählige Millionen von verschiedenen Formularen und etwa 145 Millionen Handzettel für die Ankündigung biblischer Vorträge gedruckt.
An der Buchbinderei möchtest du bestimmt nicht vorübergehen, ohne sie gesehen zu haben. Es ist geradezu spannend zu sehen, wie die Bücher von der Rückenleimmaschine bis zur Einhängemaschine gelangen, wo schließlich der Deckel angebracht wird. Mit den drei Maschinen, die hier in Betrieb sind, können am Tag durchschnittlich 30 000 Bücher und Bibeln gebunden werden. Seitdem die Neue-Welt-Übersetzung der Heiligen Schrift im April 1961 in Englisch erschien, sind an diesen Maschinen bereits über 2 300 000 Exemplare fertiggestellt worden.
Vielleicht findest du aber die Farbenproduktionsabteilung, die Werkstatt und die Tischlerei ebenso interessant. Ja, die Watchtower Society erzeugt ihre Druckfarben selbst — über hundert Tonnen im Jahr in etwa fünfzig Farben! Im Jahre 1961 stellte sie außerdem über 9000 Liter Farbe her, um die Gebäude innen und außen instand zu halten, und achtzig Tonnen Kleister und Leim zum Einbinden der Bücher und Bibeln und zum Verpacken der Zeitschriften.
Die hübschen Schränke, Bücherregale und Schreibtische in den Zimmern des Bethelheims wurden alle in der modernen Tischlerei gemacht, und verschiedene Maschinen, die wir auf unserem Rundgang durch die Druckerei gesehen haben — zum Beispiel die vier Zeitschriften-Verpackungsmaschinen und die Vorsatzanklebemaschine —, wurden von Predigern, die in der Werkstatt arbeiten, entworfen und gebaut. Diese Abteilungen setzen die Betriebskosten jedes Jahr um Tausende von Dollar herab, und dieses Geld kann direkt zur Förderung des Predigtwerkes verwendet werden.
Während du ins Bethel zurückkehrst, um gemeinsam mit der großen, christlichen Familie das Mittagsmahl einzunehmen, mußt du dir unwillkürlich sagen: „Diese Organisation nimmt es mit der Erfüllung der Prophezeiung Jesu über die Verkündigung der Königreichsbotschaft auf der ganzen bewohnten Erde wirklich ernst.“
DIE FARMEN DER WATCHTOWER SOCIETY
Während du im Speisesaal sitzt, wirst du wahrscheinlich staunen über die riesigen Mengen, die erforderlich sind, um den hungrigen Magen dieser Hunderte von Arbeitern zu befriedigen. Für eine Mahlzeit werden zum Beispiel 140 Hähnchen benötigt, und bei zwei Mahlzeiten verspeist die Familie die dem Gewicht eines ansehnlichen Rindes entsprechende Menge an Fleisch. Es mag dich auch interessieren zu erfahren, daß fast alles, was auf den Tisch kommt, auf den beiden Farmen der Watchtower Society erzeugt wird, von denen die eine, bekannt als „Bergfarm“, in New Jersey, etwa 100 km westlich von Brooklyn, liegt. Die andere, die „Königreichsfarm“, befindet sich in der Nähe von Ithaca, im Norden des Staates New York, etwa 400 km von New York entfernt. Auf diesen Farmen arbeitet je eine Familie von Predigern, um ihre christlichen Brüder im Bethel mit der materiellen Speise zu versorgen.
SCHULEN FÖRDERN DIE VERKÜNDIGUNG DES KÖNIGREICHES
Auf der „Königreichsfarm“ befindet sich auch die Königreichsdienstschule, in der einmonatige Ausbildungs- und Bibelstudienkurse für Versammlungsaufseher und Sonderbeauftragte der Zeugen Jehovas, die aus allen Gebieten der Vereinigten Staaten kommen, durchgeführt werden. Seit ihrer Gründung, im März 1959, haben weit über 2500 Aufseher einen solchen Kursus mitgemacht. Die Königreichsdienstschule gibt es auch in vielen anderen Ländern. Vielleicht fragst du dich nun, worin sich denn diese Schule von der Gileadschule unterscheide, deren schöne Klassenzimmer und deren Bibliothek mit 10 000 Büchern im Bethel in Brooklyn untergebracht ist.
Während des zweiten Weltkrieges kam der Präsident der Watchtower Society auf den Gedanken, eine Schule zur Ausbildung von Missionaren ins Leben zu rufen, die die Königreichsbotschaft in ferne Länder tragen sollten. Dieser Gedanke wurde von den übrigen Gliedern des Direktoriums mit Begeisterung aufgenommen, und im Februar 1943 wurde die Gileadschule auf der „Königreichsfarm“ mit der ersten Klasse eröffnet. Bis diese Schule nach Brooklyn verlegt wurde (1961), hatten 3638 Studenten aus 95 Ländern den fünfmonatigen Kursus abgeschlossen und waren nach mehr als 100 Ländern gesandt worden. In vielen dieser Länder waren sie die ersten Prediger der Königreichsbotschaft, aber im Laufe der Jahre schlossen sich ihnen Tausende an, die die Botschaft angenommen hatten.
Die jetzige Gileadschule in Brooklyn führt einen zehnmonatigen Kursus durch, in dem reife Diener Gottes ausgebildet werden, die dann die Leitung dieser großen Organisation von Predigern in den verschiedenen Ländern übernehmen können. Auf diese Weise soll die weltweite Organisation der Zeugen Jehovas mit der Zeit überall nach den Richtlinien der Bibel und nach dem Muster, dem man in der Zentrale folgt, geleitet werden. Diese Männer werden auch auf allen Gebieten des Buch- und Zeitungsdrucks unterwiesen und praktisch geschult, damit die Druckereien in den anderen Ländern ebenfalls möglichst leistungsfähig werden.
Jehovas Zeugen predigen eine einheitliche Botschaft von Gottes Königreich in 189 Ländern. Du wirst dich bestimmt freuen, einige Einzelheiten über die Entwicklung dieses Predigtwerkes und die Art und Weise, wie es durchgeführt wird, zu erfahren, denn wenn auch die Botschaft einheitlich ist, so haben die Menschen doch verschiedene Sitten und Bräuche und nehmen sie deshalb oft ganz unterschiedlich auf.
EURASIEN
Das vom Krieg arg mitgenommene Europa war für die Verkündigung der guten Botschaft vom Königreich ein fruchtbares Feld während es in Asien, wo die Menschen Sklaven tiefwurzelnder heidnischer Überlieferungen sind, die es ihnen erschweren, die biblische Wahrheit anzunehmen, langsamer vorwärtsging. Im Kriegsjahr 1942 gab es in dreizehn europäischen Ländern insgesamt 22 796 Zeugen Jehovas und in sechs asiatischen Ländern 406. Zehn Jahre später betrug die Gesamtzahl jedoch bereits das Siebenfache, denn nun predigten 161 141 Zeugen in 43 Ländern. Seither hat sich die Zahl der Königreichsprediger in Europa und Asien verdoppelt, es sind heute über 349 000, und zwar auf beiden Seiten des Eisernen Vorhangs.
In zehn Ländern hinter dem Eisernen Vorhang predigen über 120 000 Zeugen Jehovas die Botschaft von Gottes Königreich, und viele büßten deswegen schon ihre Freiheit, ja sogar das Leben ein. In der letzten Klasse der Gileadschule waren vier Studenten, die insgesamt fünfundzwanzig Jahre in kommunistischen Gefängnissen zugebracht hatten; sie hatten aber nicht aufgehört, zu studieren und zu predigen. Einer von ihnen berichtete, wie sie es taten. „Während unseres viertelstündigen Rundgangs, den wir täglich im Gefängnishof machen mußten, flüsterten wir, sobald der Wärter nicht schaute, dem vor uns gehenden Gefangenen zu, was wir ihm sagen wollten. Wir wußten, daß wir, wenn man uns erwischen würde, drei Wochen in die Isolierung kämen. Aber die Botschaft mußte gepredigt werden, und so taten wir es eben auf diese Weise. Wir waren für die Gefängniswärter wirklich ein Problem. Sie wußten, daß wir, wenn sie uns beisammenließen, den ganzen Tag studieren, und wenn sie uns trennten, bei jeder Gelegenheit predigen würden.“
In Westeuropa ist das Predigtwerk nicht den Einschränkungen unterworfen wie hinter dem Eisernen Vorhang, und es dehnt sich wunderbar aus. Je näher Bevölkerung und Behörden das Werk der Zeugen Jehovas kennenlernen, desto eher sind sie geneigt, auf ihre Botschaft zu hören, ja sie freuen sich, wenn Jehovas Zeugen in ihren Städten Kongresse abhalten. In den Niederlanden zum Beispiel begegnete man den Zeugen Jehovas nach dem Krieg im allgemeinen sehr mißtrauisch und feindlich, heute dagegen wird ihr Werk in der Presse günstig beurteilt, und vor kurzem wurden sie von einer Amsterdamer Rundfunkstation eingeladen, in einer Sendung über ihre Organisation und ihre Lehren zu sprechen.
Die meisten in Europa verbreiteten Schriften werden in den verschiedenen europäischen Ländern gedruckt. In England, wo heute über 49 000 Verkündiger tätig sind, wurden zum Beispiel im Jahre 1961 in der neuen Druckerei über 18,5 Millionen Exemplare der Zeitschriften Der Wachtturm und Erwachet! gedruckt. In Westdeutschland predigen über 70 000 Zeugen Jehovas. Sie haben in der Nähe von Wiesbaden, in einer herrlichen Waldlandschaft, ein großes Bethelheim und eine Druckerei, in der letztes Jahr nahezu 18 Millionen Exemplare der Zeitschriften Der Wachtturm und Erwachet! in Deutsch gedruckt wurden. In den Druckereien in Dänemark, Schweden, Finnland und der Schweiz werden jedes Jahr ebenfalls Millionen dieser bibelerklärenden Zeitschriften in verschiedenen europäischen Sprachen gedruckt.
Obwohl das Predigtwerk in Asien noch nicht den Umfang angenommen hat wie in Europa, sind in einigen Gebieten doch erfreuliche Fortschritte gemacht worden. Ob man mit Orientalen über Gottes Königreich spricht oder mit Europäern ist ein großer Unterschied. Es ist interessant, von Predigern aus Japan und Korea zu hören, wie sie das Predigtwerk in ihren Ländern durchführen. Die Menschen sollen dort sehr höflich und freundlich sein. Oft soll man hereingebeten werden und eine Predigt anhand der Bibel halten können. Natürlich muß man seine Schuhe ausziehen, bevor man die Wohnung betritt, dann wird einem ein Kissen angeboten und man setzt sich auf den Boden.
Die Asiaten sind im allgemeinen sehr wißbegierig und gesprächig. In der Regel nehmen sie die bibelerklärenden Schriften gern entgegen. Leider sind die Familienbande, die sie mit jahrhundertealten religiösen Überlieferungen verbinden, jedoch oft so stark, daß sie sich nur schwer davon lösen und für die biblische Wahrheit Stellung nehmen. Doch wenn sie es tun, und das geschieht in jüngster Zeit immer häufiger, dann ruft die Wahrheit eine erstaunliche Umwandlung bei ihnen hervor, und sie werden eifrige Prediger der Wahrheit. Etwa 7 Prozent der Zeugen Jehovas in Korea sind Vollzeitdiener, die im Monat mindestens 100 Stunden predigen, und weit über 1000 von den 4200 Zeugen haben irgendwann einmal Vollzeitdienst geleistet.
In Indien macht das Predigtwerk nur langsam Fortschritte; bis heute sind dort erst knapp 2000 Zeugen tätig, aber einige, die sich seit kurzem für die Wahrheit interessieren, entwickeln einen außerordentlichen Eifer. In einem Brief, der vor einiger Zeit aus Indien einging, wird von einigen großen Familien, die die Wahrheit angenommen haben, folgendes berichtet: „Sie haben einen eigenen Königreichssaal gebaut, sind sehr eifrig und durch die Wahrheit fest vereint. Selbst zehnjährige Kinder halten unerschrocken die ganze Predigt allein und finden sich in der Bibel erstaunlich gut zurecht ...
In manchen Gebieten sind große Entfernungen und schlechte Verkehrsmöglichkeiten ein großes Problem. Damit die Verkündiger um 10 Uhr im Gebiet sind, müssen sie um 7.30 Uhr von zu Hause weg und zuerst sechs bis sieben Kilometer mit dem Ruderboot auf dem Fluß, dann fünf bis sechs Kilometer zu Fuß durch Felder und Urwald und schließlich noch fünf Kilometer mit dem Bus zurücklegen.“ Sie wollen jedoch unbedingt am Predigen der guten Botschaft teilhaben.
AFRIKA
Wahrscheinlich in keinem anderen Erdteil hat die Predigttätigkeit eine solch gewaltige Wirkung gehabt wie in Afrika. Die Afrikaner, die Zeugen Jehovas geworden sind, haben heidnische Bräuche und abergläubische Ansichten aufgegeben und halten sich nun an die hohen sittlichen Normen der Bibel, zu denen auch die Einehe gehört. Dankbarkeit und Wertschätzung für die biblische Wahrheit haben diese Afrikaner dazu angespornt, tüchtige Prediger zu werden; demzufolge ist die Zahl der Königreichsprediger in Afrika in zehn Jahren, von 1942 bis 1952, um das Siebenfache gestiegen: von 10 070 auf 72 228. Seither hat sich diese Zahl nahezu verdoppelt, denn heute gibt es in Afrika über 134 000 Prediger der guten Botschaft.
Regierungsbeamte und Arbeitgeber sind erstaunt über die Wandlung, die mit den Afrikanern vor sich geht, wenn sie Zeugen Jehovas werden. Sie werden die zuverlässigsten und vertrauenswürdigsten Arbeiter, und die meisten von ihnen lernen in den Kursen, die in den Königreichssälen durchgeführt werden, lesen und schreiben. Das Bemerkenswerteste sind jedoch ihre großen Kongresse, bei denen sich oft über 30 000 Zeugen Jehovas aus verschiedenen Stämmen friedlich versammeln. Regierungsbeamte, die solchen Kongressen schon beiwohnten, um mit eigenen Augen zu sehen, wie so etwas möglich sei, kamen nicht aus dem Staunen heraus.
In manchen Gegenden sind ganze Dörfer Zeugen Jehovas geworden. Die Zeugen müssen deshalb in andere Gebiete gehen, um zu predigen. Dieser erstaunlichen Ausdehnung des Predigtwerkes zufolge kommt heute in Nordrhodesien auf 82 Einwohner ein Zeuge Jehovas, in Njassaland auf 185 einer und in Südrhodesien auf 322 einer. Vor drei Jahren wurden in Johannesburg, Südafrika, ein großes Bethelheim und eine Druckerei eröffnet, in der jedes Jahr über zwei Millionen Exemplare der Zeitschriften Der Wachtturm und Erwachet! in neun afrikanischen Sprachen gedruckt werden. Afrika kann, was die biblische Aufklärung betrifft, nicht mehr als der dunkle Erdteil bezeichnet werden.
DIE INSELN DES MEERES
Die Königreichsbotschaft ist sogar bis auf die fernen Inseln im Atlantik, im Karibischen Meer, im Mittelmeer und im Pazifik vorgedrungen. Auf vielen dieser Inseln, zum Beispiel auf den Philippinen, in Australien und auf Neuseeland, ist die gute Botschaft vom Königreich sehr gut aufgenommen worden. Während 1942 auf neun dieser Inseln erst 5570 Königreichsprediger tätig waren, predigten zehn Jahre später bereits 44 111 auf 27 Inseln, und heute sind es doppelt so viele: über 89 000, und sie verbreiten die gute Botschaft auf über 60 Inseln und Inselgruppen des Meeres.
Ein Brief, der vor einiger Zeit von den Salomoninseln einging, läßt erkennen, wie begeistert die Königreichsbotschaft dort oft aufgenommen wird. Einige Dorfbewohner waren mit der Religion, die ihnen die Missionare der Christenheit gebracht hatten, nicht mehr zufrieden und gründeten daher einen eigenen Kult. Da sie aber alles interessierte, was mit Religion zu tun hatte, sandten sie, als sie von Jehovas Zeugen und ihrem Werk hörten, eine Abordnung nach Honiara, der Hauptstadt, um Näheres darüber zu erfahren. Die Abgesandten brachten gute Nachricht. Ja, einer war sogar so beeindruckt, daß er gleich einen Königreichssaal baute in der Erwartung, daß Jehovas Zeugen eines Tages kämen.
Als sie schließlich von vier Königreichsverkündigern besucht wurden, versammelten sich über 450 Eingeborene, um den öffentlichen Vortrag zu hören. Danach beschloß man, in der darauffolgenden Woche ein Lehrprogramm durchzuführen. Dem Unterricht, der jeweils morgens um 6.30 Uhr begann und bis nach Mitternacht dauerte, wohnten 150 Personen bei. Und das Ergebnis? „Nach vielen überzeugenden Beweisen und schlagkräftigen Argumenten, die unmöglich alle in einem einzigen Brief wiedergegeben werden können, entschieden sich sämtliche Lehrer und Pastoren für die Wahrheit. Die über zwanzig Kirchen wurden umbenannt und heißen nun Königreichssäle, und in allen achtundzwanzig Dörfern studiert man jetzt die neun Predigten, die wir zurückgelassen haben. Die Leute waren alle begeistert und sandten mir hinterher zwanzig Pfund, damit ich eine Tafel und Kreide kaufen könne. Ihre früheren Lehrer und Pastoren verkündigen und lehren jetzt anhand der Predigten. Sie haben ihre Riten aufgegeben und bemühen sich, alles möglichst genau so zu tun, wie wir es tun.“ So wird heute die Königreichsbotschaft selbst auf den fernsten Inseln des Meeres gepredigt.
SÜDAMERIKA
In diesem Erdteil, der schon jahrhundertelang von der römisch-katholischen Kirche beherrscht wird, ist das Analphabetentum immer noch stark verbreitet, sind uneheliche Kinder sehr zahlreich und ist die Ehe nach Gewohnheitsrecht allgemein üblich. Unter diesen Verhältnissen machte das Werk der Königreichsverkündigung anfänglich nur langsam Fortschritte: 1942 gab es in Südamerika erst 807 Verkündiger, 1952 waren es bereits 11 795, und heute predigen in allen südamerikanischen Ländern insgesamt über 45 000 Zeugen. In den letzten Jahren ist das Werk der Zeugen Jehovas in diesen Ländern von der Öffentlichkeit immer mehr beachtet worden.
In der Stadt São Paulo, im Süden Brasiliens, und in ihren Vororten gibt es zum Beispiel über 70 Versammlungen der Zeugen Jehovas mit über 5500 Königreichsverkündigern. In einem wöchentlichen Fernsehprogramm, das sich schätzungsweise 1 500 000 Personen ansehen, wird die Bevölkerung dieses Gebietes regelmäßig auf die Königreichsbotschaft aufmerksam gemacht.
Als Jehovas Zeugen im Januar 1962 in São Paulo einen Landeskongreß abhielten, hießen die Beamten der Stadt sie willkommen und halfen ihnen, verschiedene Schwierigkeiten, die in Verbindung mit dem Kongreß entstanden, zu überwinden. Rundfunk, Fernsehen und zahllose, spaltenlange Artikel in den Zeitungen machten den Kongreß weit und breit bekannt. Und wie reagierte die Öffentlichkeit? Erstaunlich! Während es in ganz Brasilien nicht einmal 30 000 Königreichsverkündiger gibt, erschienen über 48 000 Personen zu dem öffentlichen Vortrag „Wenn sich alle Nationen unter Gottes Königreich vereinen“!
NORDAMERIKA
In Nordamerika, wo sich die Zentrale dieses weltweiten Predigtwerkes befindet, ist ein ständiges Wachstum zu beobachten, nicht nur in den Vereinigten Staaten, sondern auch in Kanada, Mexiko und Zentralamerika. Im Jahre 1945 betrug die Zahl der Prediger 75 589, 1952 waren es jedoch schon 168 732, und heute verbreiten von Alaska bis Panama über 345 000 Personen die Botschaft von Gottes Königreich.
In der ganzen Welt sind heute weit über 950 000 Königreichsverkündiger tätig. Jede Woche kommen sie mit Millionen von Menschen in Berührung, und mit vielen sprechen sie in ihren Wohnungen regelmäßig über die Bibel. Sie predigen die gute Botschaft vom Königreich tatsächlich „auf der ganzen bewohnten Erde“. Sie folgen dabei dem Beispiel, das ihnen Christus Jesus gegeben hat, und erfüllen somit seine Prophezeiung, die sich auf unsere Zeit bezieht. Sie tun es nicht oberflächlich, sondern mit größtem Eifer, da sie wissen, daß nach den Worten Jesu dem Predigen der guten Botschaft vom Königreich das Ende des gegenwärtigen bösen Systems der Dinge in Gottes Krieg von Harmagedon folgen soll. — Matth. 24:14; Offb. 16:16.
Hunderttausende Gott hingegebener Männer, Frauen und Jugendlicher beteiligen sich, von Liebe zu Gott und zu ihren Nächsten getrieben, eifrig an diesem bedeutsamen Werk, ungeachtet der Schwierigkeiten, die es für sie mit sich bringen mag. Jedes Jahr schließen sich ihnen weitere Zehntausende an. Auch dir bietet sich jetzt die Gelegenheit, für Jehova Gott und sein Königreich Stellung zu beziehen und dadurch ein Anwärter auf die ewigen Segnungen seiner gerechten neuen Welt zu werden.
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Internationale Zentrale der Zeugen Jehovas
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Druckereigebäude der Watch Tower Society in Brooklyn, New York