Die Einheit der Familie Gottes
„Siehe, wie gut und wie lieblich es ist, wenn Brüder in Einheit beisammen wohnen!“ — Ps. 133:1, NW.
1. Wo überall herrscht heute Uneinigkeit?
WIR leben in einer uneinigen Welt. Überall sehen wir Zwietracht und Feindschaft, besonders wenn wir an die internationalen Beziehungen denken. Die Welt ist in einen Ost- und einen Westblock und in einen neutralen Block aufgeteilt. Aber selbst innerhalb dieser Nationengruppen und innerhalb dieser Nationen selbst herrschen Spannungen und Uneinigkeit. Auch in den einzelnen Gliedstaaten, Provinzen und Gemeinden, ja oft sogar in der Familie, dem grundlegenden Bauglied der menschlichen Gesellschaft, finden wir diese Spannungen und diese Uneinigkeit. Sie herrschen nicht nur zwischen Vätern und Müttern, sondern auch zwischen Eltern und Kindern. Wie wahr sind doch die Worte Jesu: „Ein Bruder [wird] den Bruder zum Tode überliefern und ein Vater ein Kind, und Kinder werden gegen die Eltern aufstehen und sie zu Tode bringen lassen.“ — Mark. 13:12, NW.
2. Warum wird unsere Zeit als ein Zeitalter der Uneinigkeit bezeichnet?
2 Man kann unsere Zeit zu Recht als ein Zeitalter der Uneinigkeit und des Unfriedens bezeichnen. Der Friede ist von der Erde weggenommen, wie es in dem letzten Buch der Bibel, der Offenbarung, vorhergesagt wurde: „Und ein anderes, ein feuerfarbenes Pferd kam hervor; und dem auf ihm Sitzenden wurde gewährt, den Frieden von der Erde wegzunehmen, so daß sie einander hinschlachten würden, und ein großes Schwert wurde ihm gegeben.“ (Offb. 6:4, NW) Der Erste und Zweite Weltkrieg, die beiden größten Kriege der Geschichte, waren eine Erfüllung dieser Worte. Damit nicht genug, rüsten die Nationen fieberhaft für einen dritten Weltkrieg.
3. (a) Vermochten die Religionen dieser Welt ein einigendes Band zu bilden? (b) Was mußte die Geistlichkeit zugeben?
3 Dieses erschreckende Bild der Uneinigkeit in der ganzen Welt muß selbst die Illusionen jener Menschen zerstören, die aufrichtig gehofft haben mögen, daß die vielen Kirchen und Religionen ein einigendes Band bilden würden, das stark genug wäre, die Menschen zusammenzuschließen. Auch die sogenannten christlichen Kirchen haben diese Einheit nicht zustande gebracht. Selbst die von vielen begeistert aufgenommene ökumenische Bewegung, die darauf abzielt, die vielen von einander abweichenden religiösen Glaubensgemeinschaften zu vereinigen, wird kein Gelingen haben. Am Schlusse der Tagung des Weltkirchenrates, die 1948 in Amsterdam (Niederlande) stattgefunden hatte, veröffentlichte die Vollversammlung eine Erklärung, in der offen zugegeben wurde, wie uneins die Kirchen unter sich sind. Es hieß darin unter anderem wie folgt: „Wir sind voneinander getrennt nicht nur in Fragen der Lehre, der Ordnung und der Überlieferung, sondern auch durch unseren sündigen Stolz: Nationalstolz, Klassenstolz, Rassenstolz. Deshalb sind wir nicht imstande, von uns selber aus die Einheit der Kirche zu schaffen.“ (National-Zeitung, Basel, Nr. 425, vom 14. September 1948) Damit gaben die Kirchen ihre Uneinigkeit selbst zu. Ja, die sogenannten christlichen Kirchen haben nicht nur verfehlt, die Menschen zu vereinen, sondern haben durch ihre Teilnahme an der Politik und den Kriegen die Uneinigkeit unter ihnen noch gefördert. Läßt sich das mit der wahren Versammlung Gottes vereinbaren? Nein. Der Apostel Paulus wirft die Frage auf: „Besteht der Christus geteilt?“ (1. Kor. 1:13, NW) Es ist bestimmt nicht schwer zu erkennen, daß diese weltlichen Kirchen nicht die wahre Versammlung Gottes sein können. Das bestätigen auch folgende Worte, die in einem Kirchenblatt erschienen: „Es ist dem Fürsten dieser Welt [Satan] gelungen, die Kirche in eine sozusagen freiwillige Gefangenschaft zu bringen.“ — Johannes- und Markus-Gemeindeblatt, Bern (Schweiz), 4. Juli 1959.
4. Was beweist, daß wahre christliche Einheit möglich ist?
4 Wenn man die gegenwärtige Weltlage betrachtet, könnte man versucht sein zu fragen: „Ist wahre christliche Einheit in unserer Welt mit ihren politischen, ideologischen und sozialen Gegensätzen und ihren jahrhundertealten Kirchenspaltungen und religiösen Meinungsverschiedenheiten denn ein unerreichbares Ideal?“ Viele Beobachter mögen diesen Eindruck haben. Wahre christliche Einheit ist jedoch nicht nur ein Ideal, ein Traum, sondern Wirklichkeit. Sie ist allerdings nicht in dieser Welt und ihren weltlichen Kirchen und Religionsgemeinschaften zu finden, sondern nur bei der Gruppe von Menschen, die, obwohl sie in dieser Welt lebt, kein Teil von ihr ist. Diese Gruppe ist bekannt als die Neue-Welt-Gesellschaft der Zeugen Jehovas und bildet inmitten der wüstenähnlichen Verhältnisse dieser uneinigen Welt eine Oase des Friedens und der Einheit. Wie ist das möglich? Was hat zu dieser Einheit geführt?
DIE GEISTIGE GRUNDLAGE DER CHRISTLICHEN EINHEIT
5. Worauf beruht christliche Einheit?
5 Die Einheit der wahren Christen ist keinem Menschen zu verdanken. Gleichwie die Befreiung der Israeliten aus der ägyptischen Sklaverei keinem Menschen zuzuschreiben war, ist auch die Befreiung der christlichen Zeugen Gottes aus der Welt, die sinnbildlich mit Ägypten verglichen wird, keinem unvollkommenen Menschen zuzuschreiben. (Offb. 11:8) Jehova Gott schuf die Voraussetzung für diese Befreiung, indem er seinen Sohn Jesus Christus in die Welt sandte, damit er die Wahrheit predige, eines Opfertodes sterbe, von den Toten auferweckt und verherrlicht werde und dann Gottes Geist auf seine Nachfolger ausgieße. Dadurch wurde der Weg zur Bildung der Christenversammlung und damit zur christlichen Einheit erschlossen. — Joh. 18:37; Matth. 20:28; Joh. 10:7.
6. Auf welche Gemeinschaft wies Jesus hin?
6 Die Einheit unter den Gliedern der wahren Versammlung Gottes sollte echt sein. Das geht auch aus dem Gebet hervor, das Jesus Christus kurz vor seinem Tod an seinen himmlischen Vater richtete: „Ich bitte nicht nur“, sagte er, „in bezug auf diese, sondern auch in bezug auf jene, die durch ihr Wort an mich glauben, damit sie alle eins seien, so wie du, Vater, Gemeinschaft hast mit mir und ich Gemeinschaft habe mit dir, daß auch sie Gemeinschaft mit uns haben, damit die Welt glaube, daß du mich ausgesandt hast. Auch habe ich ihnen die Herrlichkeit gegeben, die du mir gegeben hast, damit sie eins seien, so wie wir eins sind, ich in Gemeinschaft mit ihnen und du in Gemeinschaft mit mir, damit sie vollkommen eins gemacht werden.“ — Joh. 17:20-23, NW.
7. Wie beeinflußt die Erkenntnis der Wahrheit die Einheit, und was hindert manche, zu dieser Einheit zu gelangen?
7 Das mindeste, was wir aus diesem Gebet lernen können, ist, daß die wahren Nachfolger Christi zu einer Einheit gelangen sollten, die mit der Einheit zu vergleichen ist, die zwischen Jehova und seinem Sohn Jesus Christus herrscht. Gott will, daß alle Geschöpfe, denen er ewiges Leben verheißt, eins seien, und die vollkommene Einheit zwischen ihm und seinem einziggezeugten Sohn ist für ihre Einheit maßgebend. Einheit ist nur da möglich, wo man übereinstimmend denkt und handelt. Die solide Grundlage, auf der eine solche Einheit aufgebaut werden kann, ist die genaue Erkenntnis des Wortes Gottes, der Bibel. Diese Wahrheit macht die Menschen frei und vereint sie. „Wenn ihr in meinem Worte bleibt, seid ihr wirklich meine Jünger, und ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen.“ (Joh. 8:31, 32, NW) Die Jünger Jesu waren mit den Lehren und Taten des Sohnes Gottes einverstanden. Sie wurden mit ihm eins. Sie änderten ihre Lebensweise und folgten ihrem Meister nach. Die Pharisäer dagegen waren mit seinen Lehren und Werken nicht einverstanden. Ihr Stolz und ihre falsche Auslegung der Heiligen Schrift hinderten sie daran, mit ihm eins zu werden. So ist es auch heute.
8. In welcher Hinsicht hilft der Geist Gottes einem aufrichtigen Christen?
8 Die geoffenbarte Wahrheit des Wortes Gottes kann nur von Menschen erfaßt werden, die aufrichtig und wahrheitsliebend sind und von Gottes heiligem Geist in diese Wahrheit geleitet werden. Der heilige Geist bringt dann in diesen Menschen die wunderbaren Früchte des Geistes hervor und reinigt sie von den in Galater 5:19-21 erwähnten Werken des Fleisches, die auf die menschlichen Beziehungen zersetzend wirken. Zu diesen Werken gehören unter anderem Feindschaften, Streit, Eifersucht, Wutausbrüche, Wortzänkereien, Spaltungen, Sekten, Neidereien, ja alles, was die Menschen trennt und kleinere oder größere Unstimmigkeiten hervorruft. Diese schlechten Merkmale verschwinden unter dem Einfluß des Geistes Gottes, wenn auch nicht über Nacht, plötzlich, so doch allmählich. Es ist ein Werdegang, der mit dem Heranwachsen von Früchten verglichen werden kann, die auch Zeit brauchen, um sich zu entwickeln und reif zu werden. Menschen, die von Gottes Geist oder seiner wirksamen Kraft völlig durchdrungen sind, werden liebenswürdig, freundlich, friedfertig, geduldig, gütig, milde und rücksichtsvoll gegeneinander. (Gal. 5:22, 23) Gottes Geist ist für die wahre christliche Einheit somit ein unerläßlicher Faktor. Ohne Gottes Wort und seinen Geist ist diese Einheit undenkbar.
ORDNUNG, EINE WEITERE VORAUSSETZUNG
9. Was haben Jehovas Zeugen als weltweite christliche Familie erkannt?
9 Einheit ist aber auch eng verbunden mit Ordnung, so wie Uneinigkeit mit Unordnung verbunden ist. Eine Familie, in der keine Einheit herrscht, kennt auch kein harmonisches, ordentliches Familienleben. In einer solchen Familie geht meistens jeder — Vater, Mutter und Kinder — seine eigenen Wege. Die Familienordnung ist gestört. Die Gruppe der christlichen Zeugen Jehovas kann mit einer weltweiten Familie verglichen werden. Da Einheit und Ordnung eng miteinander verbunden sind, muß jedes Glied dieser großen Familie die Ordnung, die diese „Hausgenossen Gottes“ beherrscht, anerkennen und respektieren. Gott ist ein Gott der Ordnung. „Denn Gott ist nicht ein Gott der Unordnung, sondern des Friedens.“ (1. Kor. 14:33, NW) Er selbst ist der Mittelpunkt und das Haupt dieser wunderbaren Ordnung oder Einrichtung. Alle Glieder seiner großen Familie beugen sich daher vor ihm aus Liebe zu ihm. Sie haben alle erkannt, daß Jehova seinen Sohn Jesus Christus zum Erben aller Dinge eingesetzt und ihm alle Gewalt im Himmel und auf der Erde gegeben hat. (Matth. 28:18; Hebr. 1:2) Jesus Christus nimmt somit den zweiten Platz in dieser göttlichen Einrichtung der Dinge ein und sollte von allen Gliedern der Familie Gottes anerkannt werden. Wer den Sohn nicht anerkennt, wird auch von der Familie Gottes nicht anerkannt und hat in ihr keinen Platz. „Wer Glauben an den Sohn ausübt, hat ewiges Leben; wer dem Sohne nicht gehorcht, wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn Gottes bleibt auf ihm.“ — Joh. 3:36, NW.
10. Welche Ansicht haben manche über die wahre Kirche? Wie widerlegt die Bibel diese Ansicht jedoch?
10 Die Ordnung in der Familie Gottes kommt hier auf der Erde auch sichtbar zum Ausdruck. Ordnung ist verbunden mit Organisation. Viele Menschen glauben allerdings, die wahre Kirche sei keine organisierte Gruppe von Menschen, sondern setze sich aus vielen Einzelpersonen zusammen, die in allen Glaubensgemeinschaften der sogenannten christlichen Religion verstreut seien. Für sie ist das die einzig logische Erklärung angesichts der Verwirrung und der vielen Widersprüche in den verschiedenen Kirchen. Diese Ansicht oder dieser Glaube ist jedoch nicht schriftgemäß. Bestimmt gibt es in den verschiedenen Kirchen, die zu Babylon der Großen gehören, viele aufrichtige Menschen. Die Bibel zeigt jedoch, daß sie aus Babylon, dem Weltreich der falschen Religion, herausgerufen werden und daß sie herauskommen müssen, wenn sie von Gott angenommen werden wollen. Der Apostel Paulus sagt: „Laßt euch nicht in ein ungleiches Joch mit Ungläubigen spannen. Denn welche Genossenschaft besteht zwischen Gerechtigkeit und Gesetzlosigkeit? Oder welche Teilhaberschaft hat Licht mit Finsternis? Welche Harmonie besteht ferner zwischen Christus und Belial? Oder welchen Anteil hat ein Gläubiger mit einem Ungläubigen? Und welche Übereinstimmung besteht zwischen Gottes Tempel und Götzen? ... ‚„Darum geht aus ihrer Mitte hinaus und sondert euch ab“, spricht Jehova, „und hört auf, das Unreine anzurühren“‘; ‚„und ich will euch aufnehmen.“‘ ‚„Und ich werde euch ein Vater sein, und ihr werdet mir Söhne und Töchter sein“, spricht Jehova, der Allmächtige.‘“ (2. Kor. 6:14-18, NW) Auch Johannes schrieb: „Babylon, die große, ist gefallen, ... Geht aus ihr hinaus, mein Volk, wenn ihr nicht mit ihr teilhaben wollt an ihren Sünden, und wenn ihr nicht einen Teil ihrer Plagen empfangen wollt.“ — Offb. 18:2, 4, NW.
11. Wie bewiesen die ersten Christen, daß sie nur einen Glauben als den wahren Glauben anerkannten?
11 Wäre Einheit im Denken und Handeln möglich, wenn die wahre Versammlung Gottes aus Menschen bestünde, die in allen Kirchensystemen der Christenheit verstreut wären? Ja, wäre die Einheit möglich, die die frühchristliche Kirche beherrschte und die im 4. Kapitel des Epheserbriefes so eindrucksvoll beschrieben wird? Wir lesen dort unter anderem: „Da ist e i n Leib und e i n Geist, so wie ihr in der e i n e n Hoffnung berufen worden seid, zu der ihr berufen wurdet; e i n Herr, e i n Glaube, e i n e Taufe; e i n Gott und Vater aller, der über allen und durch alle und in allen ist.“ (Verse 4-6, NW) Damit die ersten Christen zu dieser Einheit gelangen konnten, gaben sie ihre frühere Religion auf und wurden in der Christenversammlung vereint. Die jüdischen Jünger Jesu wandten sich vom Judaismus und seinen Sekten und die griechischen und römischen Christen von den damaligen philosophischen Systemen und dem Götzenkult ab. Sie kehrten diesen Systemen den Rücken, ganz gleich, wie eng sie mit ihnen verbunden waren, ja sie gingen aus der falschen, babylonischen Religion hinaus und schlossen sich der sichtbaren Gemeinschaft der einen Christenversammlung an.
12. Welche Ordnung bestand in den frühchristlichen Versammlungen?
12 Diese Gemeinschaft hatte ihre Ordnung oder Organisation. Sie hatte eine Führung oder Leitung, die aus den Aposteln und anderen reifen Männern bestand. Die einzelnen Versammlungen hatten ihre Aufseher und Dienstamtgehilfen. (1. Tim. 3:1-9, NW) Ihre Belehrung und Unterweisung beruhte auf ein und derselben Grundlage: auf Gottes inspiriertem Wort. Sie wurden ermahnt, die örtlichen Aufseher und die leitende Körperschaft anzuerkennen. Einer der Brüder, die eine besonders verantwortliche Stellung einnahmen, der Apostel Paulus, schrieb ihnen: „Gehorcht denen, die unter euch die Führung übernehmen und seid unterwürfig, denn sie wachen beständig über eure Seelen als solche, die Rechenschaft ablegen werden, damit sie dies mit Freude und nicht mit Seufzen tun können, denn das wäre euch zum Schaden.“ (Hebr. 13:17, NW) Dadurch, daß die Versammlungen die Brüder, die die Leitung des örtlichen oder des gesamten Werkes innehatten, anerkannten, wurde die Einheit bewahrt. Diese Anerkennung war notwendig, obwohl alle diese Aufseher und verantwortlichen Brüder unvollkommen waren und Fehler machen konnten. Diese Aufseher hatten Gottes Geist.
13. Welchen Rat gab Paulus im Interesse der Einheit?
13 Die Aufseher durften nicht predigen und lehren, was sie wollten, noch durften sie nur bestimmte Teile des Wortes Gottes anerkennen. Dasselbe galt auch für andere Glieder der Versammlung, die beauftragt wurden zu predigen. Sie durften nicht einfach irgend etwas predigen. Sie mußten die Wahrheit predigen. Logischerweise mußten sie daher alle dieselbe Botschaft verkünden, ob es nun in Jerusalem, Rom oder Korinth war. „Nun ermahne ich euch, Brüder, ... daß ihr alle übereinstimmend redet und daß keine Spaltungen unter euch seien, sondern daß ihr im gleichen Sinn und im gleichen Gedankengang eng vereint sein mögt.“ (1. Kor. 1:10, NW) Da war kein Platz für Bewegungen mit gegenteiligen Ansichten, wie das heute der Fall ist, da es in ein und derselben Kirche eine „positive“ Gruppe gibt und auch eine „liberale“, die sogar den Opfertod Jesu und seine Auferstehung leugnet. Der Apostel Paulus schrieb an den Aufseher Titus, er solle „Unverdorbenheit“ in seiner Lehrtätigkeit bekunden und „gesunde Rede, die nicht verurteilt werden kann“, verkünden. (Tit. 2:7, 8, NW) Diese Worte galten bestimmt nicht nur Titus und seiner Versammlung, sondern allen christlichen Aufsehern, den damaligen und den heutigen.
14. Wie sollte gegen Personen vorgegangen werden, die Spaltungen verursachten?
14 Um die Einheit zu bewahren und die Entstehung von Sekten und Spaltungen zu verhüten, schrieb der Apostel Paulus — der ein Glied der damaligen leitenden Körperschaft war — in seinem Brief an die Thessalonicher: „Wenn aber jemand unserem durch diesen Brief gesandten Wort nicht gehorcht, so haltet diesen bezeichnet, und hört auf, Umgang mit ihm zu haben, damit er beschämt werde.“ (2. Thess. 3:14, NW) Jemand, der die inspirierte Lehre des Apostels nicht annehmen wollte, war für die Glieder der Versammlung kein guter Umgang. Er wurde nicht als Redner zugelassen und erhielt somit keine Gelegenheit, seine Ansichten, die dem geschriebenen und gesprochenen Wort des Apostels widersprachen, darzulegen. Er sollte ignoriert werden, damit er sich der Unsinnigkeit seiner Einstellung bewußt würde und auf Grund der ernsten Ermahnung schließlich wieder gehorsam würde. Dadurch bewahrte die Versammlung die Einheit in ihren eigenen Reihen und blieb auch mit den anderen Versammlungen und den leitenden Brüdern in Übereinstimmung.
15. Worauf beruht die Einheit derer, die sich von der babylonischen Religion abgewandt haben?
15 Die gleiche Ordnung und die gleichen Grundsätze finden wir auch in den wiederhergestellten christlichen Versammlungen der Zeugen Jehovas. In den vergangenen Jahrzehnten haben sich Hunderttausende von Menschen guten Willens von der babylonischen Religion der Kirchen, in die sie meist hineingeboren wurden, abgewandt. Sie haben die gesunde Botschaft des Königreiches Gottes angenommen, haben sich Jehova hingegeben und sich den organisierten Versammlungen der Zeugen Jehovas angeschlossen. Ob früher Katholiken, Protestanten, Juden, Buddhisten, Moslems oder Anhänger eines anderen Glaubens oder gar Atheisten, begegnen sie sich heute auf der gemeinsamen Grundlage der biblischen Wahrheit und bilden die große Familie Gottes unter seinem Königreich. Sie haben eine Einheit gefunden, die sie vorher nicht gekannt haben.
KEINE DIKTATUR
16. Was ist eine Diktatur, und welche Fragen erheben sich in dieser Beziehung?
16 Manche Leute, denen die weltweite Einheit der Zeugen Jehovas aufgefallen ist und die gesehen haben, daß sie sich alle an bestimmte Grundsätze halten, haben gefragt, ob sie nicht eine Diktatur hätten. Unter „Diktatur“ versteht man im allgemeinen eine unumschränkte Gewaltherrschaft. Millionen Menschen leben heute unter einer solchen Diktatur, und gewöhnlich werden diese Regierungen von den Kirchen weitgehend unterstützt. Wie viele von denen, die unter einer Diktatur leben, sind aber mit dieser Regierungsform zufrieden? Wie viele leiden ungerechterweise unter einer Diktatur? Wie viele sehnen sich danach, von einer solchen Regierung befreit zu werden? Die meisten, die unter einer Diktatur leben, haben sie nicht selbst gewählt. Sie wurde ihnen aufgezwungen. Es bleibt ihnen aber nichts anderes übrig, als sich damit abzufinden.
17. Welcher Unterschied besteht zwischen der Herrschaft Gottes und einer Diktatur?
17 Gottes Königreich ist jedoch keine Diktatur, und die Neue-Welt-Gesellschaft der Zeugen Jehovas ist auch nicht diktatorisch. Ein Diktator regiert durch Zwang; Jehova Gott appelliert aber an den freien und guten Willen aufrichtiger Menschen. Er zwingt niemanden, ihm zu dienen. „Erwählet euch heute, wem ihr dienen wollt.“ (Jos. 24:15) Das war schon immer Jehovas Grundsatz und ist es auch heute noch. Niemand wird gezwungen, die theokratische Organisation, die in der Familie Gottes heute wirkt, anzuerkennen. Jeder kann wählen, was er tun will. Jehova gewinnt seine Untertanen, indem er ihnen beweist, daß er sie liebt, und er erwartet von ihnen, daß sie ihn rückhaltlos lieben. (Matth. 22:37, 38) Die Herrschaft Gottes beruht durch und durch auf Liebe. Das ist bei einer Diktatur nicht der Fall. Die Herrschaft Gottes beruht ferner auf vollkommener Gerechtigkeit, Weisheit und Macht. Auch das findet man bei einer Diktatur nicht. Da Jehova der Schöpfer aller Dinge ist, hat er das unumschränkte, unbestreitbare Recht auf den vollkommenen Gehorsam und die Hingabe seiner Geschöpfe. Keine Diktatur kann solche Rechte beanspruchen.
18, 19. (a) Was erwartet Gott von uns? (b) Welche Einstellung sollten wir als Glieder der Familie Gottes haben?
18 Der Christ kann seine Liebe zu Gott und seinem Königreich unter Christus durch seinen Gehorsam gegenüber den Geboten Gottes beweisen. „Denn darin besteht die Liebe zu Gott, daß wir seine Gebote halten.“ (1. Joh. 5:3, NW) Wir gehorchen Gott nicht aus Zwang, sondern aus freien Stücken und aus Freude. Es ist für uns nicht eine Last, unter der wir seufzen und leiden. „Mein Joch ist sanft und meine Last ist leicht“, sagte der König des Königreiches Gottes. (Matth. 11:30, NW) Den Willen Gottes zu tun macht glücklich. Das bestätigte auch der Psalmist mit den Worten: „Glückselig der Mann, der Jehova fürchtet, der große Lust hat an seinen Geboten!“ — Ps. 112:1.
19 Es besteht somit ein gewaltiger Unterschied zwischen einer Diktatur und der Organisation Jehovas. Unzählige Menschen würden der Diktatur, unter der sie leben, entfliehen, wenn sie könnten. Wir sehen aber, daß jährlich Zehntausende aufrichtiger Menschen zu Gottes Königreich fliehen, weil es ihnen ewiges Leben und Glück verspricht. Sie werden in die Einheit der Familie Gottes aufgenommen. „Siehe, wie gut und wie lieblich es ist, wenn Brüder in Einheit beisammen wohnen!“ — Ps. 133:1, NW.
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„Ich bitte ..., damit sie eins seien, so wie wir eins sind.“
[Bild auf Seite 428]
Der Apostel Paulus schrieb: „Gehorcht denen, die unter euch die Führung übernehmen.“