„Führe deinen Dienst völlig durch“
1. Wie sollte der Christ seinen Dienst betrachten?
GOTT erwartet von seinen Anbetern, daß sie etwas tun. Er hat für sie stets Arbeit, und da sie in seinem Auftrag wirken, kann von ihnen mit Recht gesagt werden, sie seien seine Diener. Sie sollten ihre Arbeit nicht leicht nehmen, sondern sie als ein Verwalteramt betrachten. Sie ist ein großes Vorrecht und macht sehr glücklich, bringt aber auch eine große Verantwortung mit sich. Das sollte uns jedoch nicht zurückschrecken lassen, denn Gott kennt unsere Unvollkommenheiten und Schwachheiten und hat in seiner unverdienten Güte sehr viel getan, um uns zu helfen.
2. Welcher Geist spricht aus den Briefen des Apostels Paulus an Timotheus, und auf welche wichtige Voraussetzung für den Dienst weisen sie hin?
2 Diese Gedanken beschäftigten offenbar den Apostel Paulus, als er seine beiden Briefe an Timotheus schrieb, die heute zur Heiligen Schrift gehören. Diese Briefe sind von ernsten Ermahnungen und Ermunterungen, verbunden mit zeitgemäßen Warnungen, durchdrungen. Er schreibt zum Beispiel: „Ich gebiete dir feierlich ...: predige das Wort, halte dringend darauf in günstiger Zeit, in unruhvoller Zeit, überführe, erteile Verweise, ermahne, mit aller Langmut und der Kunst des Lehrens.“ Dann sagt er warnend, es würden viele „ihre Ohren von der Wahrheit abwenden“, und schließt dann mit den Worten: „Du aber bleibe in allen Dingen besonnen, erleide Ungemach, verrichte das Werk eines Evangelisten, führe deinen Dienst völlig durch.“ Einige Verse vorher finden wir jedoch einen Hinweis auf die wichtigste Voraussetzung für die Durchführung dieses Dienstes. Worin besteht diese Voraussetzung? Paulus schreibt Timotheus: „Von Kindheit an [hast du] die heiligen Schriften gekannt ..., die dich weise zu machen vermögen zur Rettung.“ Dann fügt er hinzu: „Die ganze Schrift ist von Gott inspiriert und nützlich zum Lehren, zum Tadeln, zum Richtigstellen der Dinge, zur Erziehung in der Gerechtigkeit, damit der Mensch Gottes völlig tauglich sei, vollständig ausgerüstet für jedes gute Werk.“ — 2. Tim. 4:1-5; 3:15-17, NW.
3. Wodurch zeichnen sich Jehovas Zeugen besonders aus, und bedeutet das, daß sie Übermenschen wären?
3 Wir können nicht genug betonen, wie wichtig es ist, uns in unserem Dienst innerhalb und außerhalb der Organisation Gottes, das heißt bei unserer Predigttätigkeit, streng an Gottes Wort zu halten. Dadurch unterscheiden sich Jehovas Zeugen von den Kirchen der Christenheit. Wir stützen uns nicht auf Traditionen oder Glaubensbekenntnisse oder auf unsere eigenen Ansichten. Allem liegt die Bibel zugrunde: dem Aufbau der Organisation, der Durchführung unserer Zusammenkünfte, der Aufrechterhaltung von Zucht und Ordnung, der Beschaffung der finanziellen Mittel, unseren Lehren und unseren Lehrmethoden. Wird etwas geändert, so geschieht es, weil man das, was die Bibel darüber sagt, besser versteht. Wollen wir als Diener Gottes Erfolg haben, so müssen wir uns an die Bibel, Gottes Wort, halten. Das setzt voraus, daß wir die Bibel kennen und uns aufrichtig und unentwegt bemühen, ihre Grundsätze selbst anzuwenden und anderen, die das Wort der Wahrheit annehmen, helfen, sie ebenfalls anzuwenden. Sage nicht, das könntest du nicht. Tausende von Zeugen Jehovas in der ganzen Welt können es, und keiner von ihnen ist ein Übermensch. Sie haben aber gelernt, sich Jehovas Vorkehrungen zunutze zu machen und sich auf ihn zu verlassen. Sie bleiben durch das Gebet eng mit ihm verbunden und halten sich eng an sein Wort und seine Organisation, die wichtigsten Kanäle, durch die ihnen sein heiliger Geist zugeht. — Phil. 4:13.
DER DIENST INNERHALB DER ORGANISATION
4. Wodurch wurde der Dienst der Heiligtumsklasse in den Tagen Davids und Salomos trefflich veranschaulicht?
4 Wenn wir bedenken, daß die Christenversammlung mit „einem heiligen Tempel für Jehova“ verglichen wird, mit „einer Stätte ..., die Gott durch den Geist bewohnen wird“, und daß nun alle schafähnlichen Menschen eingeladen werden, sich den noch auf der Erde weilenden Gliedern des Überrests dieser Heiligtumsklasse anzuschließen um mit ihnen zusammen Gott heiligen Dienst darzubringen, werden wir uns des Ernstes und des Ausmaßes des Dienstes, der innerhalb der Organisation Gottes zu verrichten ist, eher bewußt. Das wird in einer gewissen Hinsicht durch das veranschaulicht, was aufgrund der gründlichen Vorbereitungen geschah, die David für den Bau des buchstäblichen Tempels und die damit verbundenen Dienste traf. Er teilte die Leviten in verschiedene Dienstabteilungen ein, zu denen unter anderem auch viertausend Sänger gehörten, die, wie David sagte, „Jehova loben [sollten] mit den Instrumenten, die ich gemacht habe, um zu loben“. Davids Sohn Salomo bestellte nach der Anordnung seines Vaters die Priesterabteilungen, die regelmäßig im Tempel Dienst taten, und „die Leviten zu ihren Amtsverrichtungen, nämlich den Lobgesang darzubringen und den Priestern Dienst zu leisten, wie es an jedem Tag erforderlich war“. Dieser Dienst zur Lobpreisung Jehovas — ihr Gesang und ihre Verrichtungen im Tempel — mußte harmonisch durchgeführt werden. — Eph. 2:21, 22, NW; 1. Chron. 23:5; 2. Chron. 8:14, He.
5. Welchen Vergleich, führt Paulus mit Bezug auf diesen Dienst an?
5 Der Apostel Paulus weist in seinem Brief darauf hin, daß dieses Erfordernis auch beim geistigen Tempel erfüllt werden muß und gebraucht als Veranschaulichung den menschlichen Körper. Er erwähnt zuerst, daß Christus, als er in die Höhe aufgefahren sei, „Gaben in Form von Menschen“ — Apostel, Propheten, Evangelisten, Hirten und Lehrer — gegeben habe, „im Hinblick auf die Schulung der Heiligen für das Dienstwerk, für die Auferbauung des Leibes des Christus“. Er vergleicht die Christenversammlung und ihre Glieder in ihrem Anfangszustand mit Unmündigen, die als Gesamtheit und als einzelne heranwachsen und zur Reife gelangen müssen. Wie das unter der Leitung Christi, des Hauptes, geschieht, bringt Paulus durch folgende Worte treffend zum Ausdruck: „Von ihm aus bewirkt der ganze Leib, harmonisch zusammengefügt und durch jedes Gelenk, welches gibt, was nötig ist, zur Zusammenarbeit veranlaßt, gemäß dem gebührenden Maß der Funktion jedes einzelnen Gliedes, das Wachstum des Leibes zu dessen Auferbauung in Liebe.“ — Eph. 4:8-16, NW.
6. Wie kann dieser Vergleich mit dem menschlichen Körper heute angewandt werden?
6 Hier spricht der Apostel ganz offensichtlich von dem Dienst, der innerhalb der Organisation und zu deren Auferbauung verrichtet werden sollte. Die heutige Christenversammlung ist nach denselben Grundsätzen und Methoden aufgebaut wie die frühchristliche Kirche oder Versammlung. Beim menschlichen Körper bilden die kleinen und großen Gelenke die wichtigsten Verbindungen, die für eine harmonische Zusammenarbeit aller Körperteile sorgen. Ähnlich verhält es sich mit der Neuen-Welt-Gesellschaft der Zeugen Jehovas, einschließlich ihrer leitenden Körperschaft, als Gesamtheit und mit den einzelnen Versammlungen: die Hauptverantwortung für eine gute Zusammenarbeit ruht auf den ernannten Dienern den „Gaben in Form von Menschen“. Sie sind die Gelenke. — Eph. 4:8, NW.
7. Wer wird dadurch ermuntert, daß „jedes einzelne Glied“ seinen Teil tut?
7 Der Apostel läßt es aber nicht dabei bewenden. Als weitere Voraussetzung führt er das „gebührende Maß“ der „Funktion jedes einzelnen Gliedes“ an. (Eph. 4:16, NW) Damit meint er jeden Mann und jede Frau, ob jung und unerfahren oder alt und gebrechlich. Sage nicht, du seiest nicht wichtig. Das stimmt nicht. Sobald du mit Jehovas Zeugen in Verbindung kommst, können andere durch dich ermuntert werden, sofern du gute Fortschritte machst. Den Eifer eines Menschen guten Willens beim Heimbibelstudium zu beobachten, oder neue Gesichter nicht nur einmal, sondern regelmäßig in unseren Zusammenkünften zu sehen, ist sehr ermutigend und beweist, daß Jehova uns in unserem Dienst segnet und uns durch seinen Geist leitet. Besonders auferbauend ist es auch zu sehen, wie Ältere und Gebrechliche keine Mühe scheuen, die Zusammenkünfte zu besuchen und sich am Zeugniswerk zu beteiligen, selbst wenn sie nur sehr wenig tun können. Es ist wie beim menschlichen Körper, bei dem selbst das kleinste Glied seine Rolle in gebührendem Maße spielt. Wir mögen uns dessen nicht bewußt sein, solange alles in Ordnung ist. Ist aber nur das kleinste Glied beschädigt — sagen wir, bei einer Zehe sei der Nagel eingewachsen —, so merken wir das sehr schnell. Wir sollten stets daran denken, daß jeder von uns an dem Dienst, der innerhalb der Organisation Gottes oder innerhalb der Versammlung, zu der wir gehören, verrichtet werden muß, in gebührendem Maß teilhaben kann zu ihrer „Auferbauung in Liebe“. Es gibt noch viel zu tun, und wir können auf diesem Gebiet immer noch Fortschritte machen. Bei beiden Vergleichen hebt Paulus das Wachstum hervor, denn er spricht nicht nur vom „Wachstum des Leibes“, sondern sagt auch: „Mit ihm wächst der ganze Bau ... zu einem heiligen Tempel für Jehova.“ — Eph. 4:16; 2:21, NW.
DER DIENST AUSSERHALB DER ORGANISATION
8. Was sagt die Bibel über die Christen als Lichtträger?
8 Die Bibel stellt aber die Christenversammlung der 144 000 Königreichserben nicht nur als einen heiligen Tempel dar, sondern bezeichnet sie auch als eine „heilige Priesterschaft“. Der Apostel Petrus verbindet die beiden Bilder miteinander, wenn er schreibt: „Ihr selbst [werdet] als lebendige Steine aufgebaut zu einem geistigen Haus für den Zweck einer heiligen Priesterschaft.“ Welchem Zweck dient diese Priesterschaft? Der Apostel antwortet: „Ihr aber seid ‚ein auserwähltes Geschlecht, eine königliche Priesterschaft, eine heilige Nation, ein Volk zum besonderen Besitztum, damit ihr die Vorzüglichkeiten dessen weit und breit verkündet‘, der euch aus der Finsternis in sein wunderbares Licht berufen hat.“ Jesus selbst wies darauf hin, daß seine wahren Nachfolger Lichtträger sein würden. Er sagte: „Ihr seid das Licht der Welt. Eine Stadt kann nicht verborgen sein, wenn sie auf einem Berge liegt ... laßt euer Licht vor den Menschen leuchten, damit sie eure vortrefflichen Werke sehen und euren Vater, der in den Himmeln ist, verherrlichen.“ Das stimmt mit einer wunderbaren Prophezeiung Jesajas, die sich heute erfüllt, überein. In dieser Prophezeiung wird Zion, Gottes Organisation, die mit einer auf einem Berge liegenden Stadt verglichen wird, aufgefordert: „Stehe auf, leuchte!“ Wie wirkt sich das aus? „Und Nationen wandeln zu deinem Lichte hin, und Könige zu dem Glanze deines Aufgangs. Erhebe ringsum deine Augen und sieh! sie alle versammeln sich, kommen zu dir.“ Das deckt sich auch mit der inspirierten Erklärung, daß unter Gottes Verwaltung „in dem Christus wieder alle Dinge“ zusammengebracht werden. — 1. Petr. 2:5, 9; Matth. 5:14-16, NW; Jes. 60:1-4; Eph. 1:10, NW.
9. Wie argumentiert Paulus über den neuen Bund und dessen Dienst?
9 Beachten wir nun, wie Paulus zeigt, daß wir als Diener Gottes Lichtträger sein müssen. In seinem Brief an die Korinther sagt er, Gott habe uns „hinreichend befähigt ..., Diener eines neuen Bundes zu sein“. Dann stellt er diesen neuen Bund, der durch Christus, den Mittler, mit der Christenversammlung geschlossen wurde, dem alten Bund, dem Gesetzesbund, gegenüber, der durch Moses als Mittler mit dem Volk Israel geschlossen worden war. Er zeigt, daß „die Darreichung des Geistes“ unter dem neuen Bund in jeder Hinsicht viel herrlicher sei als die Herrlichkeit des Rechts, „das den Tod darreicht und das mit Buchstaben in Steine eingegraben wurde“. Als Moses mit den zwei Tafeln des Zeugnisses vom Berge Sinai herabstieg, strahlte sein Gesicht, „so daß die Söhne Israels Moses nicht unverwandt ins Angesicht schauen konnten“. In seinen weiteren Ausführungen zeigt Paulus aber, daß die Schwierigkeit bei den Söhnen Israels selbst lag. „Ihr geistiges Wahrnehmungsvermögen wurde abgestumpft ... Ja, bis heute liegt, sooft Moses gelesen wird, ein Schleier auf ihren Herzen. Doch“, fährt er fort, „wenn eine Umkehr zu Jehova erfolgt [das heißt, wenn sie sich ihm ganzherzig unterwerfen und hingeben], wird der Schleier weggenommen.“ Dann nimmt er auf den Dienst Bezug, mit dem die Teilhaber an dem neuen Bund oder die mit ihnen eng Verbundenen, zum Beispiel die „anderen Schafe“, betraut worden sind, und sagt, wir alle würden „mit unverhülltem Angesicht wie Spiegel die Herrlichkeit Jehovas widerstrahlen“. — 2. Kor. 3:6-8, 14-18, NW; 2. Mose 34:29-35; Hebr. 9:15.
10. In welchem Sinne können wir „wie Spiegel die Herrlichkeit Jehovas widerstrahlen“?
10 Du fragst dich nun vielleicht, wie schwache, sterbliche Geschöpfe Jehovas Herrlichkeit widerstrahlen könnten, wenn sie doch sein Angesicht nicht sehen und leben können. (2. Mose 33:20; siehe auch 1. Timotheus 6:16) Diese Herrlichkeit geht nicht nur von Jehova selbst aus. Auch sein Vorhaben, dessen Mittelpunkt sein Königreich unter seinem geliebten Sohn ist, strahlt eine unvergleichliche Herrlichkeit aus. Die Botschaft von diesem Königreich, die wichtigste Wahrheit der Bibel, und andere damit verbundene Wahrheiten gehörten zu den „Großtaten Gottes“, die die ersten Christen — auf die zu Pfingsten der heilige Geist ausgegossen worden war — zu verkündigen begannen. Mit dieser Verkündigung begann ihr Dienst außerhalb der Organisation. (Apg. 2:11) Paulus sagt von diesem Dienst, wir würden „das Wort Gottes [nicht] verfälschen, sondern uns selbst durch das Kundmachen der Wahrheit jedem menschlichen Gewissen vor Gott empfehlen“. — 2. Kor. 4:1, 2, NW.
11. Welche Ergebnisse und Früchte unseres Dienstes können wir erwarten?
11 Ja, das ist unser Auftrag: das Kundmachen der Wahrheit. Wir lassen uns nicht entmutigen, wenn wir feststellen, daß „der Gott dieses Systems der Dinge [Satan] den Sinn der Ungläubigen verblendet“, und ihre Sinne und Herzen deshalb dicht verhüllt sind. Nicht alle Menschen sind ungläubig. Viele, ja sehr viele sind immer noch unfreiwillige Gefangene Satans. Sie „seufzen und jammern über all die Greuel“, die in Satans System der Dinge geschehen. Es gehört zu unserer Aufgabe, „den Gefangenen die Freilassung zu predigen und den Blinden die Wiederherstellung des Augenlichts“. — 2. Kor. 4:4, NW; Hes. 9:4; Luk. 4:18, NW.
12. Wie läßt Gott heute das Licht aus der Finsternis strahlen?
12 Welch ein beglückender Auftrag und welch gewaltige Verantwortung, besonders heute, am Tage der Aufrichtung des Königreiches! Jesus sagte in seiner Prophezeiung über den Abschluß dieses Systems der Dinge: „Diese gute Botschaft vom Königreich wird auf der ganzen bewohnten Erde gepredigt werden, allen Nationen zu einem Zeugnis; und dann wird das Ende kommen.“ (Matth. 24:14, NW) Gottes Verheißungen und Prophezeiungen müssen und werden sich alle ausnahmslos erfüllen. Manchmal erfüllen sie sich buchstäblich, manchmal aber auch in einem bildlichen oder geistigen Sinne. Das bestätigt auch Paulus, indem er das erste niedergeschriebene Gebot anführt: „Das Licht strahle aus der Finsternis.“ Diese Worte erfüllten sich buchstäblich. Paulus zeigt aber dann, daß sie sich auch in einem geistigen Sinne erfüllen, wenn er hinzufügt: „Und er hat in unsere Herzen hineingestrahlt, um sie mit der herrlichen Erkenntnis Gottes durch Christi Angesicht zu erleuchten.“ — 2. Kor. 4:6, NW.
13. Warum hat Gott unvollkommene Geschöpfe mit diesem Dienst betraut?
13 Betrachten wir uns selbst, so stellen wir fest, daß wir als Spiegel sehr fehlerhaft sind. Zu unserem Trost und um uns zu zeigen, daß wir bei der Erfüllung unseres Auftrages nicht auf unsere menschliche Kraft und Weisheit angewiesen sind, erklärt Paulus: „Wir haben aber diesen Schatz [des Dienstes] in irdenen Gefäßen, damit die Kraft, die über das Normale hinausgeht, Gottes sei und nicht die aus uns selbst.“ Gott hat dafür gesorgt, daß wir ihm trotz unserer Unvollkommenheit auf annehmbare Weise dienen können. Das heißt aber nicht, daß wir uns nicht bemühen sollten, uns als „Spiegel“ möglichst rein und fleckenlos zu erhalten. — 2. Kor. 4:7, NW; siehe auch 1. Korinther 1:26-31.
EINHEIT — EIN UNERLÄSSLICHES ERFORDERNIS
14. Welche Art von Einheit sieht man heute in der Welt, und auf welchen Beweggründen beruht diese Einheit?
14 Einheit ist für unseren Dienst unbedingt erforderlich. In der Welt findet man bei politischen Parteien oder in Kriegszeiten zwar oft auch eine gewisse Einheit. Auch im religiösen Lager bemüht man sich um Einheit, obwohl der Weg zu diesem Ziel verhältnismäßig mühselig und beschwerlich zu sein scheint. Beruht Einheit in der Welt im allgemeinen aber nicht oft auf Furcht, auf der Furcht vor einem gemeinsamen Feind? Sehr oft treten die alten Schwierigkeiten wieder auf, sobald die Gefahr vorüber ist. Eine Einheit, die auf solchen Beweggründen beruht, kann sehr leicht erschüttert und zerstört werden. Diese Menschen werden nicht durch die Liebe zusammengehalten. Nur die Liebe, und zwar eine gottähnliche Liebe, kann eine echte, wahre Einheit herbeiführen, die von ewigem Bestand sein wird. Wir wollen nun einmal sehen, wie diese Liebe bei denen wirkt, die unter der Verwaltung Christi zusammengebracht worden sind.
15. Was muß man als erstes tun, um mit Gott in Harmonie zu gelangen?
15 Den ersten Schritt zur Einheit einer Gruppe von Menschen muß der einzelne tun. In unserem Fall handelt es sich um Christen oder Menschen, die Christen geworden sind. Der erste und wichtigste Schritt auf dem Weg zu diesem Ziel ist ein harmonisches Verhältnis zu Gott. Viele glauben, dieser Schritt sei ein inneres Erlebnis, eine plötzliche Bekehrung. Wirkliche Harmonie oder Einheit setzt jedoch eine bessere Grundlage voraus. Um mit Gott in Harmonie zu gelangen, muß man seine Gedanken über alles, was ihn betrifft, kennen. Das ist einer der wichtigsten Gründe, weshalb uns Gott sein Wort, die Bibel, gegeben hat. Dieses Buch macht uns mit den Gedanken und dem Willen des Allerhöchsten bekannt. Während wir es studieren und uns mit seinem Inhalt gründlich vertraut machen, wird unser Sinn durch seine guten Gedanken beeinflußt, und wir werden veranlaßt, die guten Werke, „die Gott im voraus [für uns] bereitet hat“, zu tun. — Eph. 2:10, NW.
16. Welche Rolle spielt dabei das Herz, und welche segensreichen Auswirkungen hat diese Handlungsweise?
16 Herz und Sinn müssen zusammenwirken. Je mehr wir lernen und an Erkenntnis zunehmen, desto besser werden wir Gott, den Quell aller Kenntnisse und aller Weisheit, erkennen. Dankerfüllten Herzens werden wir ihn anbeten, uns ihm hingeben und uns taufen lassen. Dadurch gelangen wir in ein harmonisches Verhältnis zu ihm. Um dieses Verhältnis und die geistige Übereinstimmung aufrechtzuerhalten, müssen wir sein Wort weiter studieren. Wir dürfen dieses Studium nie aufgeben. Das kommt in folgenden Worten des Psalmisten sehr schön zum Ausdruck: „Glückselig der Mann, der ... seine Lust hat im Gesetz Jehovas und über sein Gesetz sinnt Tag und Nacht!“ Wie wirkt sich das aus? „Er ist wie ein Baum, gepflanzt an Wasserbächen, der seine Frucht bringt zu seiner Zeit, und dessen Blatt nicht verwelkt; und alles, was er tut, gelingt.“ Könnte man sich einen größeren Segen wünschen? — Ps. 1:1-3.
17. Wieso konnte Jesus sagen, es sei ihm eine Lust, Gottes Willen zu tun, obwohl er wußte, welche Leiden das für ihn mit sich bringen würde?
17 Dieser Gedanke wird auch durch den prophetischen Ausspruch des Psalmisten bestätigt, den Jesus erfüllte, als er bei seiner Taufe sagte: „Deinen Willen zu tun, mein Gott, ist meine Lust, und dein Gesetz wohnt in meinem Innern.“ (Ps. 40:8, NW; siehe auch Hebräer 10:5-7) Wieso konnte Jesus sagen, Gottes Willen zu tun sei seine Lust, wenn er doch aus den heiligen Schriften, zum Beispiel aus Jesaja, Kapitel 53, wußte, daß der Weg, den er gehen mußte, um sein Hingabegelübde zu erfüllen, für ihn unsagbare Leiden und die größte Schmach mit sich bringen würde, daß er verachtet, durchbohrt und zerschlagen werden würde, ja schließlich „seine Seele dem Tode“ preisgeben sollte? (Jes. 53:3, 5, 12, SB) Weil das Wort und das Gesetz seines Vaters in seinem Innern wohnten. Gestützt auf seine vollkommene Erkenntnis des Wortes Gottes und sein vollkommenes Gedächtnis kannte er die Gedanken seines Vaters über alles, was ihn betraf, und das wies ihm den Weg und half ihm alles ertragen. Er wußte, daß sein Tod in den Augen Jehovas „kostbar“ war. Er konnte deshalb, wie es prophezeit worden war, sagen: „Dir [Jehova] will ich Dankopfer opfern ... Ich will Jehova meine Gelübde bezahlen.“ Jesus ist das vollkommene Vorbild eines Geschöpfes, das mit Jehova übereinstimmt. — Ps. 116:15-18, Fußnote; siehe auch Johannes 5:19, 30.
18. Welche Gedanken werden besonders in den Ratschlägen an die Ehefrauen betont?
18 Auch die Familieneinheit gilt es zu berücksichtigen, denn die Neue-Welt-Gesellschaft besteht zum größten Teil aus Familien. Den Schlüssel zu dieser Einheit finden wir in den aufschlußreichen Worten an die Ehemänner oder Familienhäupter. Wie diese Einheit erreicht wird, erfahren wir aus den ausführlichen Ratschlägen, die Paulus Ehefrauen und Ehemännern gibt. Wir erwähnen zuerst die Frauen, denn Paulus und Petrus wenden sich mit ihren Ratschlägen ebenfalls zuerst an sie. (Eph. 5:22-33; 1. Petr. 3:1-7) Beide Apostel betonen, daß die Frauen ihren Männern in allem untertan sein sollten, „so wie die Versammlung dem Christus untertan ist“. Diese Untertänigkeit zeigt sich am besten durch einen „stillen und milden Geist“. Das ist für die Familieneinheit unerläßlich. Wie war es doch damals beim ersten Menschenpaar? Sündigte nicht die Frau zuerst, und versetzte nicht sie durch ihren Hang zur Unabhängigkeit der Familieneinheit den ersten Schlag? — Eph. 5:24; 1. Petr. 3:4, NW.
19. Worin besteht die Hauptverantwortung der Ehemänner, und wozu führt es, wenn sie dieser Verantwortung richtig nachkommen?
19 Der Schlüssel zur Lösung des Problems wurde jedoch nicht den Frauen gegeben. Paulus überträgt die Verantwortung vor allem den Männern. Er sagt zu ihnen: „Ihr Ehemänner, fahrt fort, eure Frauen zu lieben, wie auch der Christus die Versammlung geliebt und sich für sie dahingegeben hat.“ (Eph. 5:25, NW) Wer diese christusähnliche Liebe — eine Liebe, die echte Wärme ausstrahlt und völlig rein und selbstlos ist — richtig verstehen und richtig anwenden möchte, muß sein ganzes Leben daran arbeiten. Das ist ein weiterer Grund dafür, sich eng an die Heilige Schrift und ihre Belehrungen über dieses Thema zu halten. Je besser der Mann diese Liebe zu bekunden lernt, um so mehr lernt die unterwürfige Frau, ihn in allem zu unterstützen, und auf diese Weise entsteht eine Einheit, die beiden zu einer Quelle der Kraft, des Friedens und des Glücks wird. Da auch die Kinder in dieser Atmosphäre aufwachsen und nach den gleichen Grundsätzen erzogen werden, entsteht eine glückliche, geeinte Familie, die der Neuen-Welt-Gesellschaft und vor allem Jehova Ehre bereitet. Anders ist es natürlich in einem geteilten Haus, aber auch da sollte der Gläubige, sei es der Mann oder die Frau, ein harmonisches Familienverhältnis herbeizuführen suchen, indem er sich an die biblischen Grundsätze hält, Gott um Führung und Leitung bittet und dann den Ausgang ihm überläßt.
20. Warum müssen sich Diener „erniedrigen“ wie ein kleines Kind? Vor welchen Gefahren schützen sie sich dadurch?
20 Nun möchten wir unsere Aufmerksamkeit den Dienern in der Versammlung zuwenden, die den Gelenken des menschlichen Körpers entsprechen. Es fällt diesen Dienern manchmal schwer zu erkennen, daß Einheit und Demut Hand in Hand gehen. Warum fällt es ihnen so schwer? Weil sie ihre Stellung oft nicht im rechten Lichte sehen. Der „gesalbte Cherub“ hatte eine wunderbare Stellung „auf Gottes heiligem Berge“, denn er führte die Aufsicht „in Eden, dem Garten Gottes“. Er war damit aber nicht zufrieden. Er trachtete nach einer höheren Stellung, und in den Tagen Babylons wollte er sich sogar dem Höchsten „gleich machen“. (Hes. 28:13-15; Jes. 14:14) Auch die zwölf Jünger Jesu neigten dazu, sich über ihre Stellung Gedanken zu machen, und einmal gerieten sie sogar in einen „hitzigen Wortstreit“, bevor sie überhaupt in eine Stellung eingesetzt worden waren. Wie menschlich! Jesus sagte ihnen, sie müßten sich „erniedrigen“ wie ein kleines Kind. Manchmal tritt auch eine Frau auf den Plan wie damals „die Mutter der Söhne des Zebedäus“, die den Herrn bat, er möchte ihren Söhnen eine besondere Stellung geben. Es scheint daher angebracht, daß Diener und ihre Frauen sowie alle übrigen den Rat des Apostels Petrus beachten: „Ihr alle aber, gürtet euch mit Demut gegeneinander, denn Gott widersteht den Hochmütigen, den Demütigen aber verleiht er unverdiente Güte.“ — Luk. 22:24; Matth. 18:1-4; 20:20-28; 1. Petr. 5:5, NW; siehe auch Johannes 13:14, 15.
21. Wie wendet Paulus das Bild vom Pflanzen und Begießen auf bestimmte Diener an?
21 Paulus gab auch den Dienstamtgehilfen und der Versammlung in Korinth, in der es „Eifersucht und Streit“ gab, vorzüglichen Rat. Er erinnerte sie, daß selbst Diener in den verantwortlichsten Stellungen, die in geistigem Sinne pflanzen und begießen würden, ohne Gott nichts seien, da er allein imstande sei, eine Versammlung wie eine Pflanze wachsen und gedeihen zu lassen. Wir können nicht bewirken, daß jemand die Wahrheit erkennt und daran glaubt. Bei jedem, der gläubig wird und sich den Christen anschließt, geschieht es „so wie der Herr es einem jeden gewährt hat“. Die Einheit betonend, fügt Paulus hinzu: „Der Pflanzende ... und der Begießende sind eins.“ Wieso? Weil sie an e i n e m Werk beteiligt sind. „Wir sind Gottes Mitarbeiter.“ Das enthebt uns jedoch unserer persönlichen Verantwortung nicht, denn jeder wird „seinen eigenen Lohn gemäß seiner eigenen mühevollen Arbeit empfangen“. — 1. Kor. 3:3-9, NW.
22. (a) Warum erfüllten die Israeliten ihre Verpflichtungen Jehova gegenüber nicht, und welches Bild führte er ihnen daher vor Augen? (b) Wie wandte Jehova dieses Bild an?
22 Wie wir aus Gottes Wort, das durch Tatsachen und Beweise bestätigt wird, wissen, hat der Allerhöchste in allem, was er sich vornimmt, Gelingen. Er verheißt jedem einzelnen, der mit ihm in Harmonie bleibt und sich eng an sein Wort hält, Gelingen. (Ps. 1:1-3) Er verheißt aber auch der ganzen Gruppe von Gläubigen, die „an der Grenze der Fülle der bestimmten Zeiten“ zur Einheit mit Christus zusammengebracht wird, Gelingen. (Eph. 1:10, NW) Die natürlichen Israeliten gingen in ihrem Verlangen nach Unabhängigkeit ihre eigenen Wege. Jehova sagte ihnen deshalb, seine Gedanken und Wege seien weit höher und ganz verschieden von ihren Gedanken und Wegen. Israel erfüllte seine Verpflichtungen Jehova gegenüber nicht. Heißt das aber, daß sich Jehovas Vorhaben nicht erfüllte? Er veranschaulichte das anhand des Regens und des Schnees, die vom Himmel herabfallen und erst (in Form von Dunst) wieder dahin zurückkehren, wenn sie die Erde getränkt und befruchtet haben, um dem Sämann Samen und dem Essenden Brot zu geben. Dann wandte er dieses Bild auf eindrucksvolle Weise an, indem er sagte: „Also wird mein Wort sein, das aus meinem Munde hervorgeht; es wird nicht leer zu mir zurückkehren, sondern es wird ausrichten, was mir gefällt, und durchführen, wozu ich es gesandt habe [bestimmt Gelingen haben in dem, wozu ich es gesandt habe, NW].“ Wozu sandte Gott sein Wort, das „bestimmt Gelingen haben“ sollte? Mit Bezug auf das geistige Israel, die Christenversammlung, und ihre schafähnlichen Gefährten lesen wir in der Prophezeiung weiter: „In Freuden werdet ihr ausziehen und in Frieden geleitet werden.“ Darauf folgt eine herrliche, bildhafte Beschreibung des wiederhergestellten Paradieseszustandes, in dem sich die unter der Verwaltung Christi zur Einheit zusammengebrachten treuen Diener Gottes, bildlich gesprochen, befinden. „Es wird Jehova zum Ruhme, zu einem ewigen Denkzeichen sein, das nicht ausgerottet wird.“ — Jes. 55:8-13.
23. Wie tröstet und ermuntert uns Jehova heute?
23 Welch ein Gegensatz zu der heutigen wider sich selbst entzweiten Welt und ihren sich bekämpfenden Reichen! Jehova sendet nun sein Wort, seine reine Botschaft der Wahrheit, aus und hilft uns in seiner Güte es zu verstehen. Durch den Reichtum seiner unverdienten Güte hoffen wir, unseren Dienst, eng miteinander vereint, völlig durchzuführen. Jehova sagte über unsere Zeit folgendes voraus: „Denn alsdann werde ich die Lippen der Völker in reine Lippen umwandeln, damit sie alle den Namen Jehovas anrufen und ihm einmütig dienen.“ — Zeph. 3:9.