Ihr Kennzeichen ist Liebe
„Daran werden alle erkennen, daß ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe unter euch habt.“ — Joh. 13:35.
1. Kann mit Recht gesagt werden, die Liebe währe ewig? Warum?
„DIE Liebe währt ewig.“ Diese Inschrift trug der Ehering, den Abraham Lincoln seiner Braut schenkte. Was die beiden unter diesem Spruch verstanden, mag ungewiß sein, doch diese Worte haben etwas Wahres an sich. „Gott [ist] Liebe“ lesen wir in 1. Johannes 4:8, und Gott war immer da. „Die Zahl seiner Jahre, sie ist unerforschlich.“ (Hiob 36:26) Jehova und die Liebe haben somit immer existiert, und da Gott ohne Anfang und ohne Ende ist, wird die Liebe tatsächlich ewig währen. — Ps. 90:1, 2; Offb. 10:6; Hab. 1:12.
2. Warum können Christen Liebe erweisen? Wie lange werden treue Christen dies tun können?
2 Da der Mensch im Bilde Gottes erschaffen wurde, besitzt er diese Eigenschaft, die Liebe, ebenfalls. (1. Mose 1:26) Leider wendet man sie im täglichen Leben aber im allgemeinen nicht an. Christen lassen sich jedoch vom Geiste Gottes leiten. Sie erweisen Liebe, „weil die Liebe Gottes durch den heiligen Geist, der [ihnen] ... gegeben wurde, in [ihre] ... Herzen ausgegossen worden ist“. (Röm. 5:5) Ja, da Christen die Aussicht haben, ewig zu leben, können sie, sofern sie Gott treu bleiben, in alle Ewigkeit wahre Liebe erweisen. Ihre Liebe ist in dieser alten, lieblosen Welt ein besonderes Merkmal, das sie als Nachfolger Christi kennzeichnet.
3. (a) Welche Eigenschaft ist das Kennzeichen der Nachfolger Christi, und wie bestätigt Tertullian, daß die ersten Christen diese Eigenschaft besaßen? (b) Wodurch haben sich Jehovas Zeugen verpflichtet, brüderliche Liebe zu bekunden?
3 „Daran werden alle erkennen“, sagte Jesus, „daß ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe unter euch habt.“ (Joh. 13:35) Die Gedanken und Handlungen der ersten Christen waren so sehr von Liebe durchdrungen, daß diese unter den Heiden wegen ihrer brüderlichen Liebe besonders bekannt waren. Tertullian führt in seiner Schrift Apologeticum die Worte solcher Weltmenschen an: „‚Seht‘, sagen sie, ‚wie sie sich gegenseitig lieben ... und wie sie für einander zu sterben bereit sind‘.“ Diese brüderliche Liebe ist unter den wahren Nachfolgern Christi auch heute zu beobachten; auch sie zeichnen sich durch sie aus. Inmitten einer unruhvollen, lieblosen Welt nahmen Jehovas Zeugen im Jahre 1958 auf ihrem internationalen Kongreß „Göttlicher Wille“ vor aller Öffentlichkeit eine Resolution an, in der sie unter anderem folgendes erklärten: „... daß wir, bildlich gesprochen, unsere Schwerter zu Pflugscharen und unsere Speere zu Winzermessern umgeschmiedet haben und daß wir, obwohl wir aus vielen Nationen stammen, nicht das Schwert gegeneinander erheben werden, weil wir als Christen Brüder und Glieder der e i n e n Familie Gottes sind; und daß wir auch nicht mehr lernen werden, gegeneinander Krieg zu führen, sondern in Frieden, Einheit und brüderlicher Liebe auf Gottes Wegen wandeln wollen.“ Diesen festen Entschluß haben sie in die Tat umgesetzt, und durch ihre Handlungsweise haben sie bewiesen, daß sie die Ermahnung des Apostels Paulus befolgen: „Habt in brüderlicher Liebe innige Zuneigung zueinander.“ (Röm. 12:10) Die Liebe, die Jehovas Zeugen zueinander haben, kennzeichnet sie als Nachfolger Christi. In welcher Beziehung können sie aber außerdem noch mit den ersten Christen verglichen werden?
BRÜDERLICHE LIEBE BEKUNDEN
4. Führe ein Beispiel an, das zeigt, daß Christen in der Vergangenheit durch das Band der Liebe eng miteinander verbunden waren und es auch heute noch sind.
4 Die ersten Christen bewiesen in großen und kleinen Dingen, daß sie einander aufrichtig liebten und eng miteinander verbunden waren. Übersandten zum Beispiel Petrus, Paulus und Johannes ihren Glaubensbrüdern mit den Briefen, die sie ihnen unter Inspiration schrieben, nicht stets ihre christlichen Grüße? Nicht nur sie taten das. Christen in Rom, Korinth, Philippi und anderswo ließen durch die von Gott geleiteten Schreiber ihren Mitdienern Gottes in anderen Ländern ihre Liebe und Grüße ausrichten. (Röm. 16:21-23; 1. Kor. 16:19-21, 24; Phil. 4:21, 22; 1. Petr. 5:13; 3. Joh. 14) Das zeigt, daß die ersten Christen durch das Band der Liebe eng miteinander verbunden waren. Eine solch enge Verbindung besteht auch heute unter den Zeugen Jehovas. Wie oft hat doch schon eine Versammlung einer anderen ihre christliche Liebe und ihre Grüße übermitteln lassen, manchmal sogar über Meere hinweg, rund um den Erdball. Wahre Christen lieben einander heute ebenso inbrünstig wie damals. — 1. Petr. 1:22.
5. (a) Was sollen nach der Auffassung einiger die sogenannten „Liebesmahle“ gewesen sein? Waren sie vorgeschrieben? (b) Welche Gelegenheiten, in Liebe zusammenzukommen, bieten sich Christen heute?
5 Die ersten Christen hielten von Zeit zu Zeit sogenannte „Liebesmahle“. (Jud. 12) Die Bibel beschreibt diese Feste nicht näher. Nach der Auffassung einiger handelte es sich dabei um Gastmähler, zu denen wohlhabende Christen ihre bedürftigen Glaubensbrüder einluden. Waisen und Witwen, Reiche und Minderbemittelte saßen bei dieser Gelegenheit im Geiste der Brüderlichkeit gemeinsam an einem reich gedeckten Tisch. Diese „Liebesmahle“ wurden anscheinend auch noch nach dem Abfall gefeiert, bis sie schließlich wegen damit verbundener Mißstände vollständig abgeschafft wurden. Wenn wir auch nicht genau wissen, welchen Charakter diese Liebesmahle bei den wahren Christen des ersten Jahrhunderts hatten, so können wir doch überzeugt sein, daß dabei ein Geist brüderlicher Liebe herrschte. Diese Liebesmahle waren nicht vorgeschrieben. Wir lesen in der Bibel nichts davon, daß sie durchgeführt werden sollten; darum haben wahre Christen sie in der heutigen Zeit auch nicht wieder eingeführt. Auf den Kongressen der Zeugen Jehovas haben aber auch heute geistige Brüder und Schwestern Gelegenheit, in Liebe zusammenzukommen, gemeinsam in der Kongreß-Cafeteria buchstäbliche Mahlzeiten einzunehmen und vor allem gemeinsam die reichhaltige geistige Speise zu genießen. — Mal. 3:10.
6. (a) Beschreibe die Zusammenkünfte der ersten Christen. (b) Wieso wirkte sich ihr Umgang mit ihren Brüdern in doppelter Hinsicht zu ihrem Nutzen aus?
6 Die ersten Christen kamen regelmäßig zusammen, um sich gegenseitig zu ermuntern. (Hebr. 10:24, 25) Bei diesen Zusammenkünften konnten sie nicht nur viel lernen, sondern waren auch in angenehmer Gesellschaft. Tertullian, der um das Jahr 190 bekehrt wurde, schrieb über die Christen seiner Tage: „Zusammen kommen wir zu gemeinsamem Beisammensein, um Gott gleichsam in geschlossenem Trupp im Gebet mit Bitten zu bestürmen ... Zusammen kommen wir zur Verlesung der göttlichen Schriften.“ Die ersten Christen wußten den Umgang, den sie mit ihren Brüdern bei den Zusammenkünften und bei anderen Gelegenheiten hatten, zu schätzen. Was wäre zum Beispiel mit den Christen in Korinth geschehen, wenn sie mit den unmoralischen Bürgern ihrer Stadt Umgang gepflegt hätten? In der Encyclopædia Britannica wird über Korinth gesagt: „Die der Ausschweifung und Sinnlichkeit dienenden Bräuche, die in Verbindung mit der Verehrung der Aphrodite gepflegt wurden, ... förderten den natürlichen Hang einer Großstadt zur Schlechtigkeit und zu üppigem Wohlstand.“ (11. Ausgabe, Band 7, Seite 151) Das war das Korinth in den Tagen des Apostels Paulus. Wahre Christen in dieser Stadt handelten darum weise, wenn sie die inspirierten Worte Pauli zu Herzen nahmen: „Laßt euch nicht irreführen. Schlechte Gesellschaft verdirbt nützliche Gewohnheiten.“ (1. Kor. 15:33) Sie pflegten Umgang mit ihren christlichen Brüdern, und das wirkte sich in doppelter Hinsicht zu ihrem Nutzen aus: Es war für sie ein Schutz und förderte unter ihnen einen guten Familiengeist, eine herzliche Atmosphäre brüderlicher Zuneigung.
7. (a) Warum sollten Christen heute auf ihren Umgang achten? Wozu führt gute Gesellschaft in der Christenversammlung? (b) Was könnten Christen unter anderem tun, wenn sie gemütlich beisammen sind?
7 Heute versammeln sich die christlichen Zeugen Jehovas regelmäßig, um gemeinsam die Heilige Schrift zu betrachten. Sie ermuntern einander, diesen Zusammenkünften beizuwohnen und helfen einander dabei auch. Da sie in einer sittlich völlig verderbten Welt leben, achten sie streng auf ihren Umgang. Während schlechte Gesellschaft nützliche Gewohnheiten verdirbt, fördert gute Gesellschaft gute Gewohnheiten. Gute Gesellschaft dient als Schutz und führt in der Christenversammlung zu einer herzlichen Atmosphäre und einem Familiengeist. Kommen Christen gelegentlich gesellig zusammen, so sollten sie sich über Dinge unterhalten, die auferbauen. Warum seine ganze Aufmerksamkeit dem Fernsehprogramm schenken, wenn man seine Brüder besucht? Warum nicht Erfahrungen austauschen oder sich die Zeit mit biblischen Spielen oder mit biblischem Rätselraten vertreiben? Vielleicht verbringen christliche Eltern — junge und ältere — von Zeit zu Zeit gern einen schönen Abend im Kreise ihrer Familie. Das ist schön! Gäbe es eine bessere Gelegenheit, gemeinsam das Wort Gottes zu studieren, um sich so vielleicht auf das wöchentliche Versammlungsstudium des Wachtturms vorzubereiten? Das soll Spaß machen? Sicher! Darüber hinaus werden Christen durch ein solches Studium noch enger miteinander verbunden. Laßt jedenfalls nie zu, daß solche Abende ausarten und Gott dadurch schließlich entehrt wird! — 1. Kor. 10:31; Eph. 5:3-5.
8. (a) Was trägt zur Förderung der brüderlichen Liebe, der herzlichen Atmosphäre und des Familiengeistes unter Jehovas Zeugen bei? (b) Welche Begebenheit in Verbindung mit Paulus zeigt, ob Christen brüderliche Liebe haben oder nicht?
8 Die brüderliche Liebe und der Familiengeist unter Christen werden aber noch durch etwas anderes gefördert. Durch was denn? Alle Diener Jehovas beten zu dem allein wahren Gott. Wo sie auch sein mögen, erheben sich ihre Gedanken und Stimmen im Gebet zu ein und demselben himmlischen Vater. Kein Wunder, daß sie vereint sind! (Eph. 4:4-6) Sie beten alle durch Christus und bitten um Dinge, die von Gott anerkannt werden. (Joh. 14:6, 14) Sie haben daher die Gewißheit, daß Gott sie erhört, „ungeachtet dessen, was [sie] ... gemäß seinem Willen bitten“. (1. Joh. 5:14) Christen gedenken ihrer Brüder heute ebensooft wie die ersten Christen. (Kol. 1:9; 2. Thess. 1:11; 2. Kor. 9:14; Phil. 1:3-5; Philem. 4; Röm. 1:9, 10) Paulus gedachte zum Beispiel seiner Glaubensbrüder in seinen Gebeten; er äußerte aber auch die Bitte: „Betet weiterhin für uns.“ (Hebr. 13:18; 2. Kor. 1:11; Röm. 15:30) So wie es bei Christen heute üblich ist, beteten auch die Gläubigen im ersten Jahrhundert gemeinsam, wenn sie zusammenkamen. Als zum Beispiel Paulus einmal in Milet mit den älteren Männern der Versammlung von Ephesus zusammenkam, „kniete er mit ihnen allen nieder und betete“. Welch tiefe Liebe dadurch zum Ausdruck kam, geht aus der Fortsetzung des Berichts hervor: „In der Tat, da brachen alle in ziemliches Weinen aus, und sie fielen Paulus um den Hals und küßten ihn zärtlich, denn das Wort, das er gesagt hatte, daß sie sein Angesicht nicht mehr sehen würden, hatte sie besonders schmerzlich berührt.“ Beweisen Christen brüderliche Liebe? Die erwähnte Begebenheit beantwortet diese Frage unmißverständlich mit Ja! Wer wollte noch daran zweifeln, daß diese christlichen Aufseher den treuen Apostel Paulus inbrünstig liebten? — Apg. 20:16-18, 36-38.
DIE LIEBE TRIUMPHIERT ÜBER LEIDEN
9. Welche Liebe stellten die ersten Christen allem voran? Welche Gewißheit hatten sie?
9 Die Liebe und das Gebet halfen den ersten Christen, trotz Verfolgungen und Prüfungen ihre Einheit zu bewahren und stark zu bleiben. Sie schlossen in ihren Gebeten zu Jehova sogar die Bitte um vermehrte Liebe ein. Paulus schrieb zum Beispiel an die Philipper: „Denn Gott ist mein Zeuge, wie ich mich nach euch allen mit solch inniger Zuneigung sehne, wie sie Christus Jesus hat. Und um das bete ich weiterhin, daß eure Liebe noch mehr und mehr überströme mit genauer Erkenntnis und allem Unterscheidungsvermögen.“ (Phil. 1:8, 9) Daß die treuen Christen des ersten Jahrhunderts eine überströmende Liebe zueinander hatten, steht außer allem Zweifel. Lag ihnen aber an ihren Angehörigen und Freunden mehr als an der Bewahrung ihrer Lauterkeit gegenüber Gott und ihrem Gehorsam ihm gegenüber? Nein! Sie stellten ihre Liebe zu Gott allem voran. Sie waren deshalb auch bereit, wenn nötig in Treue zu sterben. Es war für sie bestimmt nicht leicht, zuzusehen, wie ihre geliebten christlichen Brüder verbrannt oder auf eine andere grausame Weise umgebracht wurden oder gar selbst einen solchen Tod vor Augen zu haben. In all ihren Leiden hatten jene Christen aber die Gewißheit, daß sie von ihren Brüdern und vor allem von ihrem treuen Gott, Jehova, geliebt wurden.
10. Welche Folgen hatte der Brand Roms (64 n. Chr.) für die Christen?
10 Für den Brand Roms (64 n. Chr.) machte die Bevölkerung im allgemeinen Nero verantwortlich. Er suchte jedoch die Schuld auf die verachteten Christen abzuwälzen. Tacitus schreibt in seinen Annalen: „So ließ denn Nero jene Menschen als Thäter angeben und denselben die ausgesuchtesten Strafen anthun, ... welche Geständnisse ablegten, und nach deren Angabe eine außerordentliche Zahl Menschen, die nicht eben wegen der ihnen zur Last gelegten Brandlegung, wohl aber als Gegenstände des Hasses für die ganze Welt schuldig erkannt wurden. Man hatte noch seinen Scherz mit den Sterbenden, daß man sie mit Tierhäuten bedecken und so von Hunden zerreißen oder ans Kreuz genagelt und zum Anzünden hergerichtet sterben ließ, und daß sie, wenn’s mit dem Tage aus war, zur nächtlichen Beleuchtung brennen sollten.“
11. Wessen Liebe werden treue Christen stets verspüren? Wie drückte Paulus das aus? Wie zeigt sich das bei Christen heute?
11 Das ist nur ein Beispiel dafür, wie grausam die treuen Nachfolger Christi des ersten Jahrhunderts verfolgt wurden. Sie mochten wegen ihrer Unerschrockenheit und ihrer Liebe zu Gott leiden, ja mußten vielleicht sogar sterben, aber die Liebe, die Gott zu ihnen hatte, verließ sie nie. Auf sie und ihre christlichen Brüder und Schwestern des 20. Jahrhunderts treffen die Worte zu, die Paulus den Gläubigen in Rom etwa acht Jahre vor dem großen Brandunglück geschrieben hatte: „Denn ich bin überzeugt, daß weder Tod noch Leben, noch Engel, noch Regierungen, noch Gegenwärtiges, noch Zukünftiges, noch Mächte, noch Höhe noch Tiefe, noch irgendeine andere Schöpfung imstande sein wird, uns von Gottes Liebe zu trennen, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn.“ (Röm. 8:38, 39) Auch heute leiden viele Christen. Ob sie nun bei ihren Angehörigen auf Widerstand stoßen, in einem Gefängnis schmachten, das harte Leben in einem sibirischen Zwangsarbeitslager ertragen müssen oder der grausamen Behandlung ihrer Verfolger ausgesetzt sind, dürfen sie doch die Gewißheit haben, daß sie die Liebe ihrer Mitdiener Jehovas auf der ganzen Erde und die unerschütterliche Liebe Gottes stets verspüren werden. Selbst der Tod kann diese Treuen nicht von der Liebe Gottes trennen. Welcher Feind könnte also über sie triumphieren? — Matth. 10:28.
12. Wie betrachten Christen einander? Wie bestätigt das Tertullian?
12 Christen beweisen aber nicht nur in Zeiten der Verfolgung, daß sie eng miteinander verbunden sind und einander lieben. Sie bekunden einander ihre Liebe und ihre brüderliche Zuneigung auch im täglichen Leben, ja in jeder Lage. Die ersten Christen betrachteten einander als Brüder und Schwestern. (Apg. 9:17; 21:20; 1. Kor. 1:1; 16:12; Röm. 16:1; Jak. 2:15; Hebr. 13:23) Tertullian schrieb über die Wut der Ungläubigen auf die Christen seiner Tage: „Auch daß wir einander Brüder nennen, macht sie, glaube ich, aus keinem anderen Grunde toll als deshalb, weil bei ihnen selbst jeder Verwandtschaftsname nur geheuchelter Liebe entspringt.“ Wahre Nachfolger Christi betrachten einander heute — genauso wie in den ersten Tagen des Christentums — als Brüder und Schwestern. Ob jung oder alt, achten sie ihre Mitchristen. (1. Tim. 5:1, 2) Sie kennen keine Vorurteile gegen Angehörige anderer Nationen und auch keine Rassenschranken. Sie haben in der Tat eine „inbrünstige Liebe zueinander“. — 1. Petr. 4:8.
WIE DIE LIEBE ERBAUT
13. (a) Wie erweist der christliche Ehemann Liebe? Wie wirkt sich das aus? (b) Wie sorgt ein christlicher Ehemann für seine Familie?
13 „Liebe ... erbaut“ schrieb Paulus. (1. Kor. 8:1) Der christliche Ehemann sollte als Haupt der Familie durch seine Liebe, Rechtschaffenheit und sein Interesse an geistigen Dingen ein gutes Beispiel geben. Ist er gerechtigkeitsliebend, so ist er auch rechtschaffen. Er ist nicht unehrlich und gibt seiner Frau und seinen Kindern in dieser Hinsicht also kein schlechtes Beispiel. Liebt er Jehova und die gerechten Grundsätze des Wortes Gottes wirklich, dann richtet er sich auch danach aus. Seine Ansichten und seine Entscheidungen beruhen dann auf den Geboten und Grundsätzen der Bibel. Dadurch entsteht in der Familie eine Atmosphäre, in der geistige Interessen vorherrschen. Ein liebender Ehemann nimmt auf seine Frau Rücksicht. Er spricht nicht geringschätzig von ihr, wie weltliche Ehemänner oft von ihren Frauen sprechen. Im Gegenteil, der christliche Ehemann erbaut seine Frau. Er lobt sie, wenn sie etwas Gutes gekocht hat und auch bei anderen Gelegenheiten. Er berücksichtigt ihre körperlichen Unzulänglichkeiten, ist auf ihr Wohl bedacht und ist daran interessiert, daß sie geistig mit ihm Schritt hält. Er verwendet nicht so viel Zeit auf die Vorbereitung von Vorträgen, für den Predigtdienst, für die Erledigung theokratischer Aufgaben oder für andere Dinge, daß er Frau und Kinder vernachlässigen muß. Er sorgt für sie liebevoll in materieller und geistiger Hinsicht. — 1. Tim. 5:8; Eph. 5:25-29.
14. Wie kann ein Christ für die geistigen Bedürfnisse seiner Familie sorgen? Wie wirkt sich das aus?
14 Wie kann ein christlicher Ehemann und Vater für die geistigen Bedürfnisse seiner Familie sorgen? Er kann unter anderem einen vernünftigen, praktisch durchführbaren Zeitplan für das Familienstudium ausarbeiten und dafür sorgen, daß er eingehalten wird. Gibt es etwas Schöneres und Auferbauenderes als Gottes Wort regelmäßig in Frieden und Ruhe im Kreise der Familie zu studieren? Das ist auch mit dem Rat der Bibel in Übereinstimmung. (5. Mose 6:7-9; Eph. 6:4) Durch ein Familienstudium der Bibel oder christlicher Publikationen und durch das gemeinsame Gebet entsteht ein Zusammengehörigkeitsgefühl, das zu echtem Glück führt. In einer solchen Familie herrschen eine überströmende Liebe und wahre Freude.
15. Wie kann eine christliche Ehefrau Liebe bekunden?
15 Die liebende Ehefrau ist ihrem Mann ergeben und treu. Als echte Christin befolgt sie den Rat des Apostels Paulus: „In der Tat, so wie die Versammlung dem Christus untertan ist, so seien es auch die Ehefrauen ihren Männern in allem ... die Frau [sollte] tiefen Respekt vor ihrem Mann haben.“ (Eph. 5:24, 33) Der Fleiß, mit dem eine Frau ihre Hausgeschäfte besorgt, ist ein Beweis ihrer Liebe. Ihre Liebe kommt aber auch dadurch zum Ausdruck, daß sie in der Kindererziehung mit ihrem Mann zusammenarbeitet. Die Zusammenarbeit der Eltern in dieser Hinsicht fördert die Liebe. Alles, was die Familie tut, geschieht in Liebe, und dadurch werden ihre geistigen Interessen gefördert. — Spr. 31:10-31.
16. Wie können christliche Kinder ihre Eltern erbauen? Wie können sie beweisen, daß sie Gott lieben und sein Wort respektieren?
16 Aber auch die Kinder können ihre Eltern durch ihre Liebe erbauen. Sie können Arbeiten verrichten, die ihnen die Eltern auftragen. Sie können durch ihre Hilfsbereitschaft Liebe bekunden. Welche Freude können sie ihren Eltern bereiten, wenn sie die Bibeln und die christlichen Publikationen für das Familienstudium bereitlegen! Sie können auch zeigen, wie sehr sie Jehova lieben, indem sie ihren Eltern gehorchen. Durch ihren Gehorsam beweisen sie, daß sie Gott und sein Wort lieben und respektieren. „Ihr Kinder, seid euren Eltern in allem gehorsam, denn das ist wohlgefällig im Herrn.“ — Kol. 3:20.
17. (a) Was bewirkt die Liebe in christlichen Zusammenkünften? Warum? (b) Wie sollten wir reagieren, wenn in der Versammlung jemand wortlos an uns vorbeigeht?
17 Die Liebe erbaut auch in der Versammlung. Sie drängt uns, die Zusammenkünfte zu besuchen und uns zu beteiligen. Warum? Weil wir dort gegenseitig unsere Sinne schärfen können. Unsere Anwesenheit ermuntert die anderen. Unsere Kommentare stärken und erbauen sie. (Spr. 27:17; Pred. 4:9-12; Matth. 18:20) Angenommen aber, jemand geht in der Versammlung wortlos an uns vorbei. Sind wir dann schnell beleidigt, oder bekunden wir Liebe? Vielleicht hat der Betreffende ein schweres Problem. Vielleicht war er eben in Gedanken vertieft. Was benötigt er in diesem Augenblick? Bestimmt nicht deine kühle Ablehnung, sondern deine warme Anteilnahme, deine Liebe. Begegne ihm liebevoll und mit Verständnis. Das ist viel besser, als über seine Brüder schlecht zu denken oder schlecht zu reden. — Kol. 3:12, 13.
18. Muß man reich sein an irdischen Gütern, um gastfreundlich sein zu können? Wie können wir andere durch unsere Gastfreundschaft erbauen?
18 Wir können unsere Liebe zu unseren Brüdern auch dadurch beweisen, daß wir sie materiell unterstützen, wenn sie in Not sind. Wir können ihnen durch unsere Gastfreundschaft Liebe erzeigen. Um gastfreundlich zu sein, braucht man nicht unbedingt an irdischen Gütern reich zu sein. Wie sehr würde sich doch zum Beispiel ein Christ, der wegen seines Glaubens leidet, freuen, wenn ihn jemand zu einem kleinen Gedankenaustausch einlädt. Wir sollten uns nicht in seine persönlichen Angelegenheiten mischen. Wir können ermunternde Erfahrungen erzählen oder über Gottes Segnungen sprechen, die wir heute schon genießen und die uns in Zukunft noch zuteil werden. Auf diese Weise zu geben kostet kein Geld. Wir können so aber unsere Liebe zu unserem Bruder beweisen. Könnte es für uns etwas Kostbareres geben? Manche sind auch geistig schwach. Durch unsere Liebe können wir in ihrem Herzen vielleicht eine größere Wertschätzung für ihre Vorrechte erwecken. Vielleicht können wir mit ihnen die Bibel und christliche Publikationen studieren oder sie im Predigtdienst schulen. Halte stets nach Gelegenheiten Ausschau, brüderliche Liebe zu bekunden. — Hebr. 13:1, 2.
WEITERHIN LIEBE ERWEISEN
19. Warum sollten wir uns eng an Gottes Organisation halten? Wessen Einstellung sollten wir haben?
19 Vor allem aber sollten wir unsere loyale Liebe zu Gott bewahren. Wir sollten uns eng an die Organisation halten, die er gebraucht. Wende dich nie von ihr ab, denn wohin wolltest du gehen? Die göttliche Wahrheit ist sonst nirgends zu finden. Wir sollten stets die Einstellung haben, die Petrus zu der Zeit hatte, als sich viele von Christus abwandten. Wir lesen: „Deswegen wandten sich viele seiner Jünger den hinter ihnen liegenden Dingen zu und gingen nicht mehr mit ihm. Daher sagte Jesus zu den Zwölfen: ‚Ihr wollt doch nicht etwa auch weggehen?‘ Simon Petrus antwortete ihm: ‚Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte ewigen Lebens; und wir haben geglaubt und erkannt, daß du der Heilige Gottes bist.‘“ (Joh. 6:66-69) Sei weiterhin loyal, bekunde Liebe, und trage dazu bei, daß in der Christenorganisation eine herzliche Atmosphäre, ein Familiengeist, herrscht. In einer Familie, in der Liebe herrscht, freut man sich, alles gemeinsam zu tun. Wie schön ist es doch daher, zu sehen, daß wahre Christen eine von Gott geleitete glückliche Familie bilden, die zusammen arbeitet, zusammen betet und in allen Lagen zusammenhält.
20. Was sollten wir in den kommenden schweren Zeiten tun?
20 In den schweren Zeiten, denen wir nun, da das Ende dieser Welt immer näher rückt, entgegengehen, sollten wir Jehova wirklich in Liebe zugetan sein und unser Herz gegenüber unseren christlichen Brüdern — den neu hinzugekommenen und denen, die schon länger mit uns verbunden sind — weit werden lassen. Paulus schrieb an die Korinther: „Unser Mund hat sich vor euch aufgetan, ihr Korinther, unser Herz ist weit geworden. Ihr habt in uns keinen engen Raum, aber in euren eigenen Gefühlen inniger Zuneigung habt ihr engen Raum. So werdet als Entgelt — ich rede wie zu Kindern — auch ihr weit.“ (2. Kor. 6:11-13) Möchten wir doch alle unser Herz weit werden lassen und wahre Liebe erweisen!
21. Wie kostbar ist die Liebe gemäß den Worten der Sulamitin, und wie lange währt sie?
21 Denken wir an die schöne prophetische Liebesgeschichte der Sulamitin und ihres geliebten Hirten, von der das Hohelied Salomos berichtet. Welch wunderschöne Worte legte doch Salomo diesem Mädchen in den Mund! Sie passen vorzüglich auf die Liebe des Überrests der gesalbten Nachfolger Christi zum Sohne Gottes; sie sind aber auch für alle übrigen Christen von großem Wert. Mit welch unvergleichlich schönen Worten preist die Sulamitin doch die unerschütterliche, treue Liebe, wenn sie sagt: „Lege mich wie einen Siegelring an dein Herz, wie einen Siegelring an deinen Arm! Denn die Liebe ist gewaltsam wie der Tod, hart wie der Scheol ihr Eifer; ihre Gluten sind Feuergluten, eine Flamme Jahs. Große Wasser vermögen nicht die Liebe auszulöschen, und Ströme überfluten sie nicht. Wenn ein Mann allen Reichtum seines Hauses um die Liebe geben wollte, man würde ihn nur verachten.“ (Hohesl. 8:6, 7) Ja, die Liebe ist wirklich etwas Kostbares und Ewigwährendes!
22. Welche Schuld hat jeder Christ? Kann er sie je vollständig tilgen? Wie begründest du deine Antwort?
22 Jeder Christ hat bei seinem Nächsten eine Schuld, die er nie vollständig tilgen kann. „Seid niemandem irgend etwas schuldig“, schreibt Paulus, „außer daß ihr einander liebt; denn wer seinen Mitmenschen liebt, hat das Gesetz erfüllt.“ (Röm. 13:8) Du bist zeit deines Lebens schuldig, andere zu lieben. Vergiß nicht: Die Liebe währt ewig. Beweise als Christ heute echte Liebe, und du wirst in der wunderbaren neuen Ordnung der Dinge, die der liebende Gott, Jehova, verheißen hat, ewig lieben können.