Die Geschichte der deutschen Bibel
DIE Sprachverwirrung beim Turm zu Babel leitete gewaltige Umwälzungen auf dem Gebiet der Sprache ein, die bis heute noch nicht zum Stillstand gekommen sind. Alle gesprochenen Sprachen sind lebendig. Fortwährend entstehen neue Wörter. Man denke nur an die vielen neuen Ausdrücke, die auf technischem Gebiet eingeführt worden sind. Manche Wörter erfahren auch einen Bedeutungswandel oder kommen mit der Zeit völlig außer Gebrauch.
Diese Entwicklungen und Umwälzungen auf dem Gebiet der Sprache stellen für die weltweite Verbreitung eines Buches große Hindernisse dar, denn es ist nicht nur erforderlich, ein solches Buch in alle Sprachen zu übersetzen, sondern auch, wenn es übersetzt ist, seine Sprache lebendig zu erhalten.
Gegen dieses scheinbar unüberwindbare Hindernis mußten Menschen, die Gottes Wort liebten und die daher an dessen Verbreitung unter allen Völkern interessiert waren, ständig ankämpfen. Ihre Mühen waren nicht umsonst. Auf dem Gebiet der Bibelübersetzung ist wirklich großartiges geleistet worden, wenn man bedenkt, daß die Bibel bis heute vollständig oder teilweise in mehr als 1200 Sprachen und Dialekte übersetzt worden ist.
DIE ERSTE BIBEL IN GERMANISCHER SPRACHE
Die deutsche Schriftsprache, die heute nicht nur in Deutschland, sondern auch in Österreich und Luxemburg und in Teilen Frankreichs und der Schweiz in Gebrauch ist, hat sich aus den Sprachen herausgebildet, die von verschiedenen Germanenstämmen, die im Gebiet des späteren Deutschen Reiches ansässig waren, gesprochen wurden. Die erste bekannte Bibelübersetzung in eine germanische Sprache ist die Gotenbibel Wulfilas, die vielfach als die erste deutsche Bibelübersetzung bezeichnet wird. Wahrscheinlich ist es aber richtiger, von der ersten germanischen Bibelübersetzung zu sprechen, da nicht die Goten, sondern die Westgermanen als Vorfahren der heute deutsch sprechenden Bevölkerung gelten müssen.
Wulfila, der Übersetzer der Gotenbibel, war selbst kein Germane. Seine Großeltern stammten aus Kleinasien und wurden von gotischen Kriegern als Sklaven aus ihrer Heimat verschleppt. Nach der Überlieferung wurde Wulfila (zu deutsch „Wölfchen“) bereits mit neunundzwanzig Jahren zum Bischof der Donaugoten geweiht. Als sich Wulfila um das Jahr 350 u. Z. an seine Übersetzungsarbeiten machte, stand er vor großen Schwierigkeiten, denn das Umgangsgotisch, die Sprache der gotischen Krieger, hatte einen verhältnismäßig armen Wortschatz. Es war eine Sprache, die ungeeignet schien, das überaus reiche Gedankengut der Heiligen Schrift zum Ausdruck zu bringen. So erwies sich Wulfila als genialer Sprachschöpfer, und es gelang ihm, die Bibel so zu übersetzen, daß sie von seinen Landsleuten verstanden werden konnte. Zudem mußte Wulfila eine eigene Schrift erfinden, bevor er an die Arbeit gehen konnte. Dabei diente ihm das griechische Alphabet als Vorbild, das er jedoch durch Einfügung einzelner Runen (germanischer Schriftzeichen) etwas abänderte.
Die bekannteste und wertvollste Abschrift der Gotenbibel Wulfilas ist der heute in der Universitätsbibliothek von Uppsala, Schweden, aufbewahrte Codex argenteus, der in silbernen und goldenen Buchstaben auf purpurfarbenem Pergament geschrieben ist. Von den um das Jahr 1550 gefundenen 330 Blättern sind nur 187 erhalten geblieben.
DIE DEUTSCHE BIBEL IM FINSTEREN MITTELALTER
Die in den Jahrhunderten nach dem Konzil zu Nizäa erfolgende „Christianisierung“ Europas geschah nicht auf dem Wege einer individuellen Einzelbekehrung, sondern in Form von Massenbekehrungen durch Stammesbeschluß oder den Willen eines Fürsten. Das „Christentum“ war in dem weit nach Norden reichenden Imperium Romanum Staatsreligion geworden. Dieser Umstand brachte es mit sich, daß die neugewonnenen „Christen“ bei weitem nicht intensiv genug in der Heiligen Schrift unterwiesen wurden.
Auch wurde die Unterweisung des Volkes im Lesen und Schreiben von den führenden Männern sträflich vernachlässigt. So wundert es uns nicht, daß selbst unter den Geistlichen große Unwissenheit und ein Mangel an Erkenntnis über biblische Wahrheiten herrschte. Dr. Oscar Paret schreibt in seinem Buch Die Bibel, ihre Überlieferung in Druck und Schrift (Stuttgart, 1949; Seite 25): „Wie tief die Bildung im frühen Mittelalter [um 800] allgemein noch gestanden hatte, kann man aus der Verordnung Karls des Großen schließen, daß jeder Geistliche wenigstens das Vaterunser und das Glaubensbekenntnis kennen müsse.“ Die meisten Geistlichen waren ohne eine vollständige Bibel. Adolf Risch schreibt in seinem Buch Die deutsche Bibel in ihrer geschichtlichen Entwicklung (Berlin-Lichterfelde, 1907; Seite 10): „Selbst die große Masse des Klerus lernte meist den wesentlichen Inhalt der Vulgata nur aus Auszügen und kirchlichen Handbüchern in kirchlicher Auswahl und Beleuchtung kennen.“ Der Bedarf an Bibeln konnte bei weitem nicht gedeckt werden, da die Vervielfältigung durch Abschreiben sehr mühsam und nur sehr langsam voranging. Zudem verwandten die meisten Abschreiber ihre Zeit hauptsächlich dazu, die lateinische Vulgata, Werke von Kirchenvätern und Heiligenlegenden abzuschreiben.
Die „Christianisierung“ Deutschlands erfolgte interessanterweise von Norden her, und zwar durch iroschottische und angelsächsische Missionare. Von den Schriften, die diese Missionare verwandten, ist wahrscheinlich nur noch ein Stück erhalten geblieben, und zwar der in lateinischer Sprache verfaßte Codex Fuldensis, der im Mittelalter sehr oft abgeschrieben wurde und vielfach für spätere Übertragungen in die deutsche Sprache Verwendung fand. Bei diesem Kodex handelt es sich nicht um den reinen Bibeltext, wie wir ihn heute von unseren Bibeln her kennen, sondern um eine sogenannte Evangelienharmonie, eine fortlaufende Erzählung des Lebens Jesu, die sich aus dem Stoff der vier Evangelien zusammensetzt.
DIE ERSTEN DEUTSCHEN BIBELÜBERSETZUNGEN
Die ersten eigentlich deutschen Übersetzungen biblischen Stoffes stammen aus der Zeit, in der der Heliand geschrieben wurde (825—835). Aus noch früherer Zeit sind wohl lateinische Texte mit deutschen Glossen (Randbemerkungen) bekannt. Diese Glossen, die den Geistlichen bei der Schriftauslegung behilflich sein sollten, können aber nicht als vollwertige Übersetzungen gewertet werden, da es sich oft nicht nur um Textwiedergaben, sondern um Erklärungen handelt. Ferner sind aus der Zeit um das Jahr 800 u. Z. sogenannte Interlinearübersetzungen bekannt. Hier befindet sich über jedem lateinischen Wort das entsprechende deutsche Wort. Vermutlich waren diese Texte in Klosterschulen in Verwendung.
Um das Jahr 1000 u. Z. entstand eine freie Übersetzung der Psalmen von Notker Labeo, dem Vorsteher der berühmten Schule des Klosters St. Gallen in der Schweiz. Seine Übersetzung diente jahrhundertelang als Vorlage für weitere Übertragungen der Psalmen in die deutsche Muttersprache. Zu erwähnen wäre hier noch die etwa aus derselben Zeit stammende Übersetzung des Hohenliedes von Walliram, der aus Worms stammte. Sein dreispaltiger Text enthält in der Mittelspalte den Text der Vulgata, links eine lateinische Umdichtung in einer besonderen Versform und rechts eine freie deutsche Übersetzung, die nach Aussagen von Sprachgelehrten zum Schönsten gehört, was aus jener Zeit erhalten geblieben ist.
Die älteste bekannte deutsche Übertragung biblischer Schriften ist eine Übersetzung des Matthäusevangeliums aus dem achten oder neunten Jahrhundert, der sogenannte Mondseer Matthäus. Durch Zufall entdeckte man in den 1830er Jahren, daß die Holzdeckel und Rücken einiger aus dem Kloster Mondsee in Oberösterreich stammenden Bücher mit Pergamentstücken, die aus einem Buch stammten, beklebt waren. Durch mühevolle Arbeit gelang es, die Streifen abzulösen und sie zusammenzustückeln. Dreiundzwanzig Blätter des Mondseer Matthäus wurden auf diese Weise wiederhergestellt. Auf der linken Buchseite dieser Handschrift findet sich der lateinische Vulgata-Text und auf der rechten der deutsche Text in einer fränkisch-bayrischen Mundart.
Lange vor Luther, dem deutschen Reformator und Bibelübersetzer, und lange vor Gutenberg, dem Erfinder des Druckens mit beweglichen Lettern, sind demnach viele Bibelteile, ja ist sogar die ganze Bibel in die deutsche Sprache übersetzt worden. Die älteste der etwa fünfzig erhalten gebliebenen handgeschriebenen Bibeln in deutscher Sprache ist die Augsburger Pergamenthandschrift der Christlichen Griechischen Schriften aus dem Jahr 1350.
Luther war demnach bei weitem nicht der erste, der die Bibel in die deutsche Sprache übersetzte, wie oft fälschlich angenommen wird. Dr. Oscar Paret schreibt in seinem obenangeführten Buch auf Seite 23: „Das ... deutsche Bibelarchiv in Hamburg hat anhand der Handschriften, die oft nur bruchstückweise erhalten sind, und unter Berücksichtigung der frühesten Drucke, z. B. vom 6. Psalm, noch 97 verschiedene deutsche Übersetzungen aus vorlutherischer Zeit gefunden, vom 1. Korintherbrief 60 verschiedene Übersetzungen.“ Dazu bemerkt er jedoch noch, daß verschiedene Übersetzungen einen großen Mangel an Kenntnis der alten Sprachen und der deutschen Sprache verraten.
Keine dieser Übersetzungen erfuhr jedoch eine weite Verbreitung. Zum einen konnten sie nicht ausreichend vervielfältigt werden, und zum andern war ihr Preis so hoch, daß eine Privatperson sie so gut wie nicht erwerben konnte. Besonders kostbar ausgestattete Exemplare konnten nur Fürsten und Könige bezahlen. Es sind hier und da Hinweise auf den Preis solcher Bibeln gefunden worden. Im Jahre 1388 zum Beispiel erwirbt die Abtei Johannisberg im Rheingau eine Bibel zum Preise von 70 florentinischen Goldgulden. Für ein bis zwei Goldgulden konnte man damals einen fetten Ochsen kaufen. Eine Bibel stellte daher den Gegenwert einer stattlichen Rinderherde dar.
DIE ERSTEN GEDRUCKTEN DEUTSCHEN BIBELN
Selbst als die Bibel gedruckt werden konnte, war sie anfangs immer noch sehr teuer. Der Straßburger Drucker Mentelin gab 1466 die erste gedruckte deutsche Bibel heraus, und das nur 10 Jahre nach der Gutenberg-Bibel (Vulgata-Text), die allgemein als das erste mit beweglichen Lettern gedruckte Buch angesehen wird. Die Mentelin-Bibel kostete damals umgerechnet etwa 2000 bis 2500 DM. In einem erhalten gebliebenen Exemplar findet sich der genaue Eintrag: „1466 27 Junio war dicz buch gekaft uneingepunden umb 12 gulden.“ Wie hoch dieser Preis in Wirklichkeit war, geht aus dem folgenden Zitat hervor: „Die Summe von 50 Gulden entspricht in dieser Zeit einem mittleren Jahreseinkommen. Soviel erhält beispielsweise der Leipziger Obervogt, der fachkundige Berater des für das Bauwesen verantwortlichen Ratsmitglieds.“ (Dr. Friedrich Schulze in Deutsche Bibeln, Leipzig, 1934; Seiten 8, 9) Die Textvorlagen der Mentelin-Bibel waren heute noch vorhandene Handschriften aus dem Mittelalter.
Im Jahre 1470 erschien ebenfalls in Straßburg schon die zweite gedruckte Bibel in deutscher Sprache, die jedoch im wesentlichen einen Nachdruck der Mentelin-Bibel darstellte. In kurzer Folge erschienen daraufhin auch in anderen deutschen Städten, in Nürnberg und Augsburg oberdeutsche und in Lübeck und Köln niederdeutsche, Bibeldrucke. 1522 erschien als letzte deutsche vorlutherische Bibel die Halberstädter Bibel in niederdeutscher Sprache.
REAKTION DER KATHOLISCHEN KIRCHE
Schon vor Luther nahm demnach die Bibelverbreitung einen Aufschwung. Das geschah natürlich nicht ohne den Widerstand der katholischen Hierarchie, die mehrfach Bibelleseverbote und Bibelübersetzungsverbote aussprach. (Zensuredikt des Erzbischofs Berthold von Mainz gegen alle Übersetzungen der Bibel und anderer Bücher aus der griechischen, lateinischen oder einer anderen Sprache vom 22. März 1485) Laien, die die Bibel in ihrer Muttersprache lesen wollten, wurde mit Exkommunikation und hohen Geldstrafen gedroht. Der katholische Bibelgelehrte Dr. Hans Rost schreibt in seinem Buch Die Bibel im Mittelalter (Augsburg, 1939; Seite 76): „Da immer wieder die Gefahr bestand, daß durch Bibeln und andere theologische Bücher in der Muttersprache heimliche Gottesdienste und Laienpredigten abgehalten wurden in bewußter Entfernung von der offiziellen Lehr- und Bibelauffassung, so hat die Kirche von Fall zu Fall stets wieder mit Verboten eingesetzt.“ Die Haltung der katholischen Kirche wird verständlich, wenn man in der Lübecker Bibel von 1494 als Randbemerkung zu Matthäus 16:18 folgendes liest: „Du bist Petrus, een bekenner des waren stenes Christi, unde up dessen steen, den du bekant heßt, uppe Christum, scall ik buwen mine kerken.“ Nach dieser Randbemerkung konnte jeder Leser verstehen, daß Christus, nicht Petrus, der Stein ist, auf dem die Kirche aufgebaut wurde. Prof. D. Dr. von Dobschütz schreibt in seinem Buch Die Bibel im Leben der Völker (Seite 127): „Wo die Bibel in Volkssprachen auftauchte, lehnte die Kirche das ab und versuchte es zu unterdrücken.“ Die Verbreitung der Bibel in der Sprache des Volkes konnte jedoch nicht aufgehalten werden. Die Häufung der Bibelleseverbote von seiten der Hierarchie beweist, wie wirkungslos sie in Wirklichkeit waren. 1483 erschien die Koberger-Bibel, die verbreitetste Bibel vor Luther. Die Nürnberger Werkstatt, in der sie gedruckt wurde, war die erste Großdruckerei. Koberger arbeitete mit vierundzwanzig Druckpressen und beschäftigte hundert Gesellen.
LUTHERS BIBELÜBERSETZUNG
Mit Luthers Bibelübersetzung begann für die deutsche Bibel ein nicht mehr aufzuhaltender Siegeszug. Luther verstand es meisterhaft, eine Sprache zu wählen, die jeder verstehen konnte. Er selbst schrieb in seinem Sendbrief vom Dolmetschen (1530): „Man muß die Mutter im Hause, die Kinder auf der Gasse, den gemeinen [einfachen] Mann auf dem Markte darüber befragen und ihnen auf das Maul sehen, wie sie reden, und darnach dolmetschen.“ Seine Übersetzung wurde begeistert aufgenommen. Bis zu seinem Tod im Jahre 1546 erlebte er dreizehn Neuauflagen der ganzen Bibel und einundzwanzig Auflagen des sogenannten Neuen Testaments. In jeder Auflage hatte er Verbesserungen vorgenommen. Die Nachfrage nach der Bibel war jedoch so groß, daß die Drucker, die im Auftrage Luthers arbeiteten, nicht nachkamen. So wurde überall in Deutschland seine Übersetzung nachgedruckt, allerdings nicht immer mit der nötigen Sorgfalt.
Man hat insgesamt 253 Nachdrucke festgestellt, die alle noch zu Lebzeiten Luthers innerhalb von vierundzwanzig Jahren entstanden sind. Die Bibel war aber immer noch verhältnismäßig teuer. Der Kirchenhistoriker Walter Köhler schreibt, daß das Neue Testament „so teuer wie ein Pferd“ gewesen sei.
Luthers Bibelübersetzung hatte natürlich viele Gegner auf den Plan gerufen. Einer von ihnen, der Herzog Georg von Sachsen, beauftragte Hieronymus Emser mit der Schaffung einer neuen deutschen Übersetzung, die die Luther-Übersetzung ersetzen sollte. Luthers „vermessen Dolmatschung“ (vermessene Übersetzung) wurde aber durch den von Emser geschaffenen, von der „Christlichen kirchen bewerten text“ (von der Kirche gebilligten Text) nicht verdrängt. Bis zum heutigen Tag ist die Luther-Übersetzung, die inzwischen natürlich mehrfach revidiert werden mußte (letzte Revision 1964), die verbreitetste deutsche Bibelübersetzung geblieben, obwohl seitdem zahlreiche neue deutsche Bibelübersetzungen erschienen sind.
NEUERE DEUTSCHE ÜBERSETZUNGEN
Auf dem Gebiet der Sprachforschung sind seit Luther enorme Fortschritte erzielt worden, besonders im neunzehnten und zwanzigsten Jahrhundert. Auch sind viele Manuskriptfunde gemacht worden, die eine immer genauere Wiedergabe der Bibel ermöglichten. Mancher Fehler, der sich aufgrund von Mängeln in der Überlieferung des Urtextes eingeschlichen hatte, konnte durch die Funde alter Manuskripte und die verbesserte Kenntnis der alten Sprachen in neuen Übersetzungen ausgemerzt werden.
So entstanden gute und zuverlässige deutsche Bibelübersetzungen, die in mancher Beziehung Luthers Wiedergabe übertrafen. Was die Genauigkeit der Übersetzung betrifft, so ragen besonders die Elberfelder Bibel und die Zürcher Bibel in ihrer heutigen Form heraus. Von protestantischer und von katholischer Seite sind in neuerer Zeit eine ganze Reihe vollständig neuer Übersetzungen herausgebracht worden. Zu den bekanntesten protestantischen Vollbibeln gehören neben der Luther-Übersetzung die Übersetzungen von Kautzsch, Menge und Schlachter; auf katholischer Seite sind es die Übersetzungen von Allioli (Arndt), Rießler-Storr und Hamp-Stenzel-Kürzinger. Zu erwähnen wären noch die jüdischen Übersetzer Zunz und Buber, die in neuerer Zeit die Hebräischen Schriften in deutsch herausgebracht haben. Der mit Hebraismen vertraute Bibelleser wird besonders aus der Übersetzung Bubers manchen interessanten Gedanken schöpfen können.
Als zu Beginn des vorigen Jahrhunderts auch im deutschsprachigen Raum mehrere Bibelgesellschaften gegründet wurden, nahm die Bibelverbreitung bis zu diesem Zeitpunkt nie dagewesene Ausmaße an. Durch Massenherstellung von Bibeln konnte der Preis enorm gesenkt werden. So wurde das Buch der Bücher in vielen deutschen, meist protestantischen, Familien zu einer Art Hausbuch. Leider wird aber das Bibellesen in den letzten Jahrzehnten auch in Deutschland immer weniger gepflegt. Die jüngere Generation ist von der hektischen Betriebsamkeit des Lebens so gefangengenommen, daß sie glaubt, keine Zeit mehr für die Erforschung des Wortes Gottes zu haben. Den wenigsten wird dabei bewußt, welch kostbaren Schatz sie durch ihre Gleichgültigkeit von sich weisen.
JEHOVAS ZEUGEN UND DIE VERBREITUNG DER BIBEL
Jehovas Zeugen waren schon immer sehr an der Verbreitung der Bibel unter allen Völkern der Erde interessiert, und überall haben sie mit den Mitteln, die ihnen zur Verfügung standen, die Bibelverbreitung gefördert. Dabei machten sie Gebrauch von den verschiedensten Übersetzungen. Ja sogar auf dem Gebiet der Bibelübersetzung selbst sind sie produktiv gewesen. Im Jahre 1961 konnte in englischer Sprache die Neue-Welt-Übersetzung der Heiligen Schrift (aus dem Urtext übersetzt) in einem Band herausgegeben werden, nachdem bereits in den vorausgegangenen elf Jahren verschiedene Teilbände erschienen waren.
Es wurde der Plan gefaßt, diese hervorragende Übersetzung auch in einer deutschen, französischen, holländischen, italienischen, portugiesischen und spanischen Version herauszubringen. Unverzüglich machten sich die Übersetzer an die Arbeit, und bereits 1963 konnten die Christlichen Griechischen Schriften in diesen Sprachen herausgegeben werden. Von der deutschen Version sind inzwischen schon 445 000 Exemplare gedruckt worden.
Nachdem du nun diesen Artikel gelesen hast, wirst du bestimmt erkannt haben, wieviel Mühe und Arbeit über Jahrhunderte hinweg aufgewandt worden ist, um das Buch der Bücher, das Wort Jehovas, den Menschen nahezubringen. Unzählige haben dem Dienst am Worte Jehovas ihr ganzes Leben gewidmet, viele haben es sogar dafür geopfert. Auch für dich kann die Bibel zu einem kostbaren Schatz werden, wenn du sie täglich liest und sie in Gemeinschaft mit anderen treuen Christen erforschst.
„Du aber, beharre in den Dingen, die du gelernt hast und zu glauben überzeugt worden bist, da du weißt, von welchen Personen du sie gelernt hast, und daß du von Kindheit an die heiligen Schriften gekannt hast, die dich weise zu machen vermögen zur Rettung durch den Glauben in Verbindung mit Christus Jesus. Die ganze Schrift ist von Gott inspiriert und nützlich zum Lehren, zum Tadeln, zum Richtigstellen der Dinge, zur Erziehung in der Gerechtigkeit, damit der Mensch Gottes völlig tauglich sei, vollständig ausgerüstet für jedes gute Werk.“ — 2. Tim. 3:14-16.