Auf der Suche nach dem Weg zum Quell des Lebens
„Er verordnete die bestimmten Zeitabschnitte und die festgesetzten Wohngrenzen der Menschen, damit sie Gott suchen, ob sie ihn wohl tastend fühlen und wirklich finden möchten.“ — Apg. 17:26, 27.
1. (a) Was haben sich gottesfürchtige Menschen seit Adams Versagen gefragt? (b) Warum scheint Jehova so weit vom Menschen entfernt zu sein?
SEIT der Zeit, da unsere Ureltern aus dem Garten Gottes vertrieben wurden und den Kampf ums Dasein auf der öden, noch unvorbereiteten Erde aufnehmen mußten, haben gottesfürchtige Männer und Frauen nach einer Möglichkeit gesucht, mit dem großen Quell des Lebens in Verbindung zu treten. Die Frage, wie sie dem großen Schöpfer wieder näherkommen und zu ihm wieder das gleiche vertraute Verhältnis haben könnten wie einst Adam, ist für sie etwas vom Wichtigsten gewesen. Sie haben irgendwie die Wahrheit erkannt, die ein Prophet Gottes einmal folgendermaßen zum Ausdruck brachte: „Du [Jehova] bist zu rein von Augen, um Böses zu sehen, und Mühsal vermagst du nicht anzuschauen.“ Die Erinnerung an die am Eingang im Osten des Gartens Eden aufgestellten Cherube mit der „flammenden Klinge eines Schwertes“ sollte die Menschen noch lange immer wieder erkennen lassen, daß nur gereinigte und geläuterte Geschöpfe sich ohne Gefahr Gott nahen können. Moses erinnerte das Volk Israel später an diese Tatsache, als er sagte: „Jehova, dein Gott, ist ein verzehrendes Feuer, ein Gott, der ausschließliche Ergebenheit fordert.“ Die Unvollkommenheit und Unreinheit des gefallenen Menschen setzten ihn dem einem vernichtenden Feuer gleichenden gerechten Todesurteil Jehovas aus. Wie sollte er sich je ohne Gefahr den „ewigen Gluten“ des heiligen Souveräns des Universums nahen können? — Hab. 1:13; 1. Mose 3:24; 5. Mose 4:24, NW; Jes. 33:14.
2. Was hat Jehova für den ihm entfremdeten Menschen getan?
2 Wäre der Mensch auf sich selbst angewiesen gewesen, so hätte er nie eine annehmbare Möglichkeit gefunden, mit dem Schöpfer in Verbindung zu treten. Glücklicherweise hat ihn der Schöpfer aber nicht sich selbst überlassen. Jehova bewies sein großes Mitleid mit seinen behinderten Geschöpfen, indem er den schließlichen Triumph der Gerechtigkeit vorhersagte und den Menschen eine Möglichkeit offenließ, mit ihm in Verbindung zu treten. Der „schirmende Cherub“ in Eden hätte zweifellos dafür sorgen sollen, daß die Interessen der reinen Gottesanbetung auf der Erde geschützt und gefördert worden wären. Gott gebrauchte weiterhin Engel als Mittler und bewies dadurch hinreichend, daß er „seine Engel zu Geistern [macht] und seine öffentlichen Diener zu einer Feuerflamme“. — 1. Mose 3:15; Hes. 28:14; Hebr. 1:7.
3. Welche Beispiele zeigen daß Jehova mit unvollkommenen Menschen, die ihn suchten in Verbindung trat?
3 So wurde zum Beispiel Moses durch einen Engel, der ihm im brennenden Dornbusch erschien, beauftragt, als Anführer und Befreier der Israeliten zu wirken. Als Gideon von Gott zum Befreier und Richter bestimmt wurde, ließ der Engelbote das dargebrachte Opfer durch ein übernatürliches Feuer verzehren. Der himmlische Bote, der den Eltern Simsons erschien, um ihnen die Geburt eines außergewöhnlichen Sohnes anzukündigen, fuhr, nachdem er die gute Botschaft ausgerichtet hatte, in der Flamme des Altars, auf dem Manoah und seine Frau Jehova ein Brandopfer dargebracht hatten, in die Höhe. In den Tagen Lots retteten Engel diesen gottesfürchtigen Mann und seine Töchter, als die Städte des ganzen Bezirks durch Feuer zerstört wurden. Diese Beispiele zeigen, wie Gott dafür gesorgt hat, daß gottesfürchtige Menschen mit ihm in Verbindung sein können.
4. Auf welch verschiedene Weise gebrauchte Jehova Engelboten im Verkehr mit gerechtigkeitsliebenden Menschen?
4 Aus dem zuverlässigen Bericht der Bibel geht hervor, daß Engel den Bedürfnissen des Menschen und den Interessen der Gottesanbetung schon auf ganz verschiedene Weise gedient haben. Sie übermittelten Menschen Gottes Wort und belehrten sie darüber (Luk. 1:19); sie erschienen in der Gegenwart Gottes, um für Menschen einzutreten (Matth. 18:10); sie überwachten sorgfältig Gottes Interessen hier auf der Erde und erstatteten dem großen Souverän Bericht über die Entwicklung der Dinge. (Dan. 10:12-14; Sach. 1:10) Besonders begünstigte Menschen sahen sie in Visionen, verkörpert als vier symbolische lebende Geschöpfe oder als unzählige Myriaden, die als Organisation im Himmel der Himmel vor dem König der Ewigkeit versammelt waren und ihn durch Lobgesänge und Danksagung anbeteten. (Dan. 7:10; Offb. 4:6-8) Wir können Jehova sehr dankbar sein, daß die Menschheit nicht vollständig von der Verbindung mit ihm abgeschnitten worden ist.
5. Wie zeigte Jehova, daß ihm das gerechte patriarchalische System unter den Menschen auf der Erde wohlgefällig war?
5 Welche wichtige Rolle Engel spielen, um die Verbindung zwischen Mensch und Gott aufrechtzuerhalten, und wie sie den sündigen Menschen vor Gottes ungemilderter Gerechtigkeit schützen, prägte sich dem Jakob bestimmt tief ein, als er den Traum hatte, in dem er eine große Leiter sah, die von der Erde bis an den Himmel reichte und auf der Engel hinauf- und herabstiegen. Jakob gehörte zu einer Reihe gläubiger Patriarchen oder Familienhäupter, denen Jehova durch Engel, die ihm dienten, seinen Willen und sein Vorhaben kundtat. Das beweist, daß jenes patriarchalische System, durch das sich die Menschen in ihren Familiengruppen ausbreiteten und die ganze Erde bevölkerten, Jehova wohlgefällig war. Unter diesem System wurde der Vater einer Familie oder das Oberhaupt eines Stammes der Fürst und Priester der Familie oder des Stammes, der dafür zu sorgen hatte, daß die für eine gerechte Herrschaft und für die reine Gottesanbetung gültigen Grundsätze befolgt wurden. Als Fürst und Priester ließ jeder achtbare Familienvater Gerechtigkeit walten, wobei er sich Gottes Gerechtigkeit zum Vorbild nahm, und er sorgte für die Aufrechterhaltung der reinen Gottesanbetung, indem er für seine Angehörigen Opfer darbrachte und ihnen im allgemeinen als Gottes Vertreter diente und für sie bei Gott Fürsprache einlegte.
6. Welche Bedeutungen liegen dem hebräischen Wort, das mit „Priester“ wiedergegeben wird, unter anderem zugrunde?
6 Die Herkunft des hebräischen Wortes kohén, das mit unserem Wort „Priester“ wiedergegeben wird, ist ungewiß. Nach der Auffassung eines Gelehrten enthält kohén den Begriff von „anstelle eines anderen etwas tun oder für ihn als Vermittler amten“. Das Wort bedeutet „Priester“ und in einigen Texten „Stellvertreter; Hauptpriester oder Beamter“. (2. Sam. 8:18; 1. Chron. 18:17) Ein damit verwandtes arabisches Wort bedeutet „näher kommen, sich nähern, vertrauten Zutritt haben“. Ein verwandtes babylonisches Wort hat die Bedeutung von „geweiht, einer Gottheit huldigen“. Nach einer anderen Autorität „war ‚Priester‘ oder ‚Vorsteher‘ ein Titel, der oft Fürsten und Königen oder einer der Gottheit geweihten Sache oder Person beigelegt wurde“. Noah, Sem, Abraham, Jakob, Hiob und Amram sind nur einige jener ersten Patriarchen, die ihrer Familie gewissenhaft vorstanden und für die Interessen der reinen Gottesanbetung eintraten. Die Bibel gebraucht für sie die Bezeichnung „Priester“, kohén (hebräisch) oder hieréus (griechisch), jedoch nicht.
EINDRINGLINGE UND USURPATOREN
7. Zeige, wie Nimrod dem Willen Jehovas entgegenwirkte.
7 Es gab jedoch Männer, die das Amt des patriarchalischen religiösen Oberhauptes schändeten und mißbrauchten und deshalb nicht würdig waren, den heiligen und liebenden Schöpfer zu vertreten. Sie nutzten das Amt aus, um ihre Macht auszudehnen und sich, wie sie dachten, einen unvergänglichen Namen zu machen. Nimrod gehört zu den ersten, die sich dadurch hervortaten, daß sie der Führung des Teufels folgten und versuchten, ihre Mitmenschen zu veranlassen, sie statt Gott anzubeten. Allem Anschein nach war er kein Erstgeborener, sondern hatte die Rechte und die Stellung, die eigentlich den älteren Söhnen Kuschs zugestanden hätten, wahrscheinlich an sich gerissen. Seine Verachtung der patriarchalischen Ordnung zeigte sich darin, daß er in die Gebiete benachbarter Familien und Stämme eindrang und sie sich unterwarf, und auch darin, daß er die Menschen in geschlossene, leicht zu beherrschende Stadt-Organisationen zusammenschloß. — 1. Mose 10:7-12.
8. Was zeigt, daß Assyrien und Babylon dem Beispiel Nimrods folgten?
8 Nimrod setzte sich über Gottes Vorhaben mit dem Menschen hinweg und gründete einen religiös-politischen Diktaturstaat, dessen Staatschef er selbst war. Über die Ergebnisse seiner ehrgeizigen Bestrebungen und der seiner Nachfolger berichtet ein Geschichtswerk folgendes: „An der Lehre vom ‚Gottesgnadentum der Könige‘ hielt man in Babylon und Assyrien streng fest. Wenn die Monarchen davon sprachen, sie seien von diesem oder jenem Gott zum Herrscher des Landes ernannt worden, dann war dies keine leere Phrase. Der König war der auf der Erde wirkende Vikar oder Stellvertreter der Gottheit, der göttliche Gunst genoß und von den Göttern ins Vertrauen gezogen wurde. In alter Zeit waren die Funktionen des Priesters unzertrennlich mit dem Königtum verbunden. Die ältesten Könige Assyriens nannten sich ‚Priester Assurs‘.“a
9. Wie beweist die Geschichte Ägyptens, daß dort keine richtige patriarchalische Herrschaft ausgeübt wurde?
9 Nimrods Handlungsweise wurde das Vorbild für alle ehrgeizigen Männer der Familien, die später, als Jehova die Sprache der Turmbauer verwirrt hatte, von Babylon aus nach allen Richtungen zogen. (1. Mose 11:5-8) Über die Pharaonen lesen wir: „In Ägypten blieb der König der einzige Vermittler zwischen Göttern und Menschen. Selbst als sich die Priesterschaft entwickelt und man begonnen hatte, den Göttern ständig Opfer für die Menschen darzubringen, waren die Priester nicht die Vermittler, denn sie vertraten lediglich den König. ... Die Priester brachten zwar die Opfer dar, nahten sich den Göttern und vermittelten zwischen Mensch und Gott, aber sie taten es im Namen des Königs.“b
10, 11. Sind auch andere Länder dem Beispiel Nimrods gefolgt?
10 Was das alte Inkareich betrifft, das das Gebiet des heutigen Peru umfaßte, führen Gelehrte Beweise an, die zeigen, daß der Kult der Inkadynastie an die Stelle einer früheren Religion trat, die den Glauben an ein höchstes Wesen, einen Schöpfer aller Dinge, einschloß. Die neue Religion „wurde vor allem im Interesse der Königsfamilie gegründet und so gelenkt, daß dadurch vorwiegend deren Ansprüche und deren Macht gestützt wurden. Durch sie konnten sie [die Inkas] ihre Macht mehr festigen und ausdehnen als die mächtigsten Aristokratien des Ostens.“c „Die Priesterschaft bildete eine kompliziert aufgebaute Hierarchie, die unter der Leitung des Inkaherrschers stand, der so göttlich war, daß nur seine Schwester heilig genug war, seine Frau zu sein. Die wichtigsten Ämter nach dem Herrscher wurden von Angehörigen der königlichen Inkafamilie bekleidet.“d
11 Indiens Geschichte läßt den gleichen Zerfall der patriarchalischen Ordnung erkennen. Über die Angehörigen der herrschenden Kaste berichtet ein Historiker: „Religiöse Handlungen dürfen nur unter ihrer Aufsicht vollzogen werden, und ohne sie kann der Verkehr zwischen Mensch und Göttern nicht aufrechterhalten werden. Der Brahmane gilt von Geburt als besonders heilig; er ist für höhere Ziele bestimmt als andere Menschen, und der Unterschied zwischen ihm und ihnen muß sich während seines ganzen Lebens in allen seinen Taten und Gewohnheiten zeigen. Er ist der natürliche Herr aller Klassen.“e
12. Wozu haben sich selbstsüchtige Herrscher gemacht?
12 Wir sehen also, daß es auf der ganzen Welt selbstsüchtige Menschen gegeben hat, die sich statt als Mittler eher als Hindernis zwischen Gott und die Menschen gestellt und die erklärt haben, nur durch ihre Fürsprache und auf ihren Wunsch sei es möglich, die Gunst des Himmels zu erlangen. Durch geheimnisvolle Machenschaften und durch die Macht der Religion gelang es ihnen, eine bedrückende Herrschaft über ihre Mitmenschen zu errichten und aufrechtzuerhalten. Die Geschichtsbücher sind voll von Berichten über die Grausamkeiten und Leiden, die den versklavten Untertanen dieser als Diener der Gerechtigkeit auftretenden Gewaltherrscher zugefügt wurden.
GOTTESFÜRCHTIGE PATRIARCHEN
13. Hat Noah dem göttlichen Maßstab für patriarchalische Priester entsprochen?
13 Wie erfrischend ist dagegen der Bericht über die gottesfürchtigen Patriarchen, die ihren Verpflichtungen zur Ehre Gottes und zum Segen der Menschen nachkamen! Betrachten wir zum Beispiel Noah. Bei seiner Geburt wurde über ihn vorhergesagt, er werde seiner Familie Trost bringen. Und die späteren Ereignisse bestätigten diese Vorhersage. Noah suchte Gott so eifrig, daß er von Jehova besonders begünstigt wurde. Er bemühte sich, Gottes Gerechtigkeit zu erreichen, er handelte — im Gegensatz zu Nimrod — seinen Mitmenschen gegenüber untadelig und wandelte demütig mit Gott. Er war unter seinen Zeitgenossen ein Prediger der Gerechtigkeit, wodurch er bewies, daß ihm das Wohl der Menschen am Herzen lag. Wenn auch die Mehrheit nichts wissen wollte und ihn verspottete, so hörten zu seiner Freude doch seine Angehörigen auf seine Lehre und überlebten mit ihm die weltweite Katastrophe. Als er die Arche, in der er und seine Familie die Flut überlebten, verließ, amtete er als Priester, indem er den Gottesdienst seiner Familie leitete und Jehova für sich und seine Angehörigen ein Dankopfer darbrachte. — 2. Petr. 2:5; 1. Mose 8:20.
14. Was zeigt unter anderem, daß Abraham darauf bedacht war, das zu tun, was Jehova von Familienhäuptern verlangte?
14 Über Abraham erfahren wir aus den geschichtlichen Aufzeichnungen, daß er ein hervorragendes Familienhaupt war und seine religiösen Verpflichtungen sehr ernst nahm. Obwohl er nicht der Erstgeborene war, führte er, besonders nach dem Tode seines Vaters Tarah, seine Familie in das Land, von dem Gott zu ihm gesprochen hatte. Als ihm der Bund bestätigt wurde, gemäß dem seine Nachkommen das Land besitzen sollten, das er durchzog, hieß ihn Jehova, die Aufgaben eines Priesters zu erfüllen und die geschlachteten Opfertiere herzurichten. (1. Mose 15:9-18) Auch als ihm geboten wurde, seinen vielversprechenden Sohn und Erben zu opfern, den er durch Gottes Eingreifen noch in seinem hohen Alter hatte heranwachsen sehen, amtete er als Familienpriester. Auf seinen Wanderungen errichtete er verschiedentlich Altäre zur Anbetung Jehovas und rief den heiligen Namen seines Gottes öffentlich an, so daß die damaligen Bewohner des Landes Kanaan etwas über den wahren Gott hörten. Er lehrte auch sein ganzes Haus, den höchsten Gott zu ehren und zu lieben. Denken wir ferner daran, wie er sich bei Jehova für die vielleicht gerechten Bewohner der verderbten Stadt Sodom bei Gomorra ins Mittel legte. — 1. Mose 12:8; 13:18; 18:19, 22-23.
15. Was für ein Priester war Melchisedek?
15 Der nächste, dem wir im Geschichtsbericht begegnen, ist Melchisedek. Von ihm sagt die Bibel nicht, woher er stammte, wie lange er lebte und wann er starb. Er ist jedoch der erste, der in der Bibel als „Priester“, besonders als „Priester Gottes, des Höchsten“, bezeichnet wird, was darauf schließen läßt, daß er die Anbetung des wahren Gottes im Königreich Salem treu aufrechterhielt und sich nicht an dem abscheulichen, entsittlichenden Kult der heidnischen Kanaaniter beteiligte. Er ging Abraham entgegen und segnete ihn, als dieser von seinem Sieg zurückkehrte, durch den er Lot befreit hatte. Melchisedek tat dies ohne Zweifel unter der Leitung Jehovas. Auch der Patriarch Abraham faßte dies offenbar so auf, was daraus hervorgeht, daß er dem Priester-König von Salem großzügig den Zehnten der ganzen Beute gab, die er bei seinem Sieg über die verbündeten Könige aus dem Norden gemacht hatte. — 1. Mose 14:18-20.
16, 17. Warum war Isaaks und Jakobs Handlungsweise Jehova wohlgefällig?
16 Isaak und Jakob hielten an der Lehre Abrahams fest. Sie kamen zeit ihres Lebens treu ihrer von Gott empfangenen „Salbung“ nach, das heißt, sie erfüllten seinen Auftrag, einen Anteil an der Zubereitung und Entwicklung eines Samens oder einer heiligen Nation zu haben, die schließlich das Land der Verheißung ererben sollte. Sie wurden von Jehova, dessen besondere Vertreter sie waren, stets geleitet und beschützt. Von ihnen heißt es in der Bibel, Jehovas Augen seien zum Guten auf sie gerichtet gewesen: „Er ließ keinem Menschen zu, sie zu bedrücken, und ihretwegen strafte er Könige: ‚Tastet meine Gesalbten nicht an und meinen Propheten tut nichts Übles!‘“ (Ps. 105:14, 15) Wie Gottes Wille es von ihnen verlangte, hielten sie sich nur als vorübergehend Ansässige im Lande auf, im Gegensatz zu den habsüchtigen materialistischen Kanaanitern, die sich dort angesiedelt hatten. Sie standen ihrem Haus vor und förderten die wahre Gottesanbetung. Überall, wohin sie kamen, rückten sie den Gott, den sie anbeteten, in ein vorteilhaftes Licht.
17 Der junge Jakob wird als „ein Mann ohne Tadel, der in Zelten wohnte“, beschrieben. (1. Mose 25:27, NW) Daß er, obwohl er nicht der Erstgeborene war, den Segen und die Gunst Jehovas schätzte, die Gleichgültigkeit seines Bruders Esau in dieser Beziehung aber erkannt hatte, ist an dem Handel zu erkennen, den er abschloß, um das Erstgeburtsrecht zu erhalten. Materielle Vorteile waren für ihn nicht so wichtig wie die kostbaren Vorrechte und Verpflichtungen, die an den rechtmäßigen Erben des treuen Isaak übergehen sollten. Jakobs tiefe Wertschätzung für den Schutz, mit dem Jehova ihn in Zeiten der Drangsal umgeben hatte, veranlaßte ihn zu geloben, von all seinen Erträgen regelmäßig den Zehnten für den Dienst des wahren Gottes zu geben. (1. Mose 28:22) Von nicht geringer Bedeutung unter den besonderen Aussprüchen, die Gott durch diesen treuen Vertreter äußerte, war der Segen, den dieser kurz vor seinem Tod über seine Söhne aussprach. — 1. Mose 49:1-28.
18. Warum büßte Ruben die Vorrechte des Erstgeburtsrechts ein, und was hatte dies zur Folge?
18 Nach patriarchalischer Sitte hätte Ruben, Jakobs Erstgeborener, das Erstgeburtsrecht in Israel ererben sollen. Ruben hatte aber das Recht darauf verloren, weil er mit der Nebenfrau seines Vaters, der Mutter einiger seiner Brüder, Hurerei begangen hatte. Dadurch hatte er sich der schlimmsten Mißachtung der als heilig geltenden Verbindungen im Hause seines Vaters schuldig gemacht. Er war deshalb nicht geeignet, als Besitzer des Erstgeburtsrechts die Führung innezuhaben. (1. Mose 49:4) Darum gingen die zwei Teile des Erbes, die ihm durch das Erstgeburtsrecht zugestanden hätten, an Joseph über, die Herrschaft an Juda und das Priestertum an das Haus Levi. Als Rubens Nachkommen Dathan und Abiram zu Mose Zeiten das eingebüßte Recht auf die Herrschaft an sich reißen wollten, handelte Jehova unverzüglich, um sein durch Jakob gegebenes Wort aufrechtzuerhalten. Jene Rubeniter mußten es mit dem Leben bezahlen, daß sie es gewagt hatten, das Recht Jehovas, zu erniedrigen, wer ihm mißfällt, und zu erhöhen, wer ihm wohlgefällt, in Frage zu ziehen. — 4. Mose, Kapitel 16.
19. Zu welchem Schluß kommen wir, wenn wir die Aufzeichnungen über die Erfahrungen Hiobs lesen?
19 Ein anderer Mann, der als wahrer Diener Gottes besonders hervortrat, war Hiob, dessen Geduld und Gottergebenheit gründlich erprobt wurden, indem ihn ein Unglück nach dem anderen traf. Er wurde seiner Kinder beraubt, verlor seine Freunde und mußte eine sehr schmerzhafte Krankheit durchmachen. Dennoch pries er vor Angehörigen und Freunden seinen Gott; er machte ihm wegen der furchtbaren Schläge, die ihn trafen, keine Vorwürfe. Im Gegensatz zu den treulosen Priestern der alten und der heutigen Zeit sagte er nie, Gott handle ungerecht, weil er das Böse zuließ. Schon als es ihm noch gutging, war ihm stets daran gelegen, daß seine Kinder im richtigen Verhältnis zu Gott standen, und er brachte immer wieder für sie Opfer dar, denn er sagte sich: „Vielleicht haben meine Söhne gesündigt und haben in ihrem Herzen Gott geflucht.“ (Hiob 1:5, NW) Als er von seinen Gegnern verleumdet wurde, trat er für die Gerechtigkeit und den Namen Jehovas ein. Nachdem er schließlich geheilt und von all seiner Drangsal erlöst war, mußte er für seine spitzzüngigen Kritiker bitten, damit ihr Opfer der Reue von Gott angenommen wurde und sie am Leben blieben. Das „Ende“ Hiobs beweist unzweifelhaft, daß der Dienst, den er als Priester und Familienhaupt verrichtete, Jehova wohlgefällig war. — Hiob 42:8, 12.
20. Führe Einzelheiten aus dem Leben Mose an, die beweisen, daß er ein treuer Unterstützer des Vorhabens Gottes war.
20 Im vorgeschrittenen Alter von achtzig Jahren wurde Moses durch den Engel Jehovas zum Propheten, Befreier, Anführer, Mittler und Priester der Nation Israel berufen. (Ps. 99:6) Mose erste Aufgabe bestand darin, diese Vorbildnation aus der Knechtschaft Ägyptens hinauszuführen. Als Mittler zwischen seinen halsstarrigen Mitisraeliten und Jehova mußte Moses immer wieder eingreifen und die vernichtenden Schläge abwehren, die Jehova über das ungehorsame, undankbare Volk bringen wollte. (2. Mose 32:10-14; 4. Mose 14:11-19) Auch bei der Schließung des göttlichen Bundes mit dieser Nation amtete er als Mittler, denn es war bis dahin noch keine nationale Priesterschaft gegründet worden. Als zuverlässiger Bote übermittelte er dem Volk alles, was Gott diesem zu sagen hatte, und sorgte dafür, daß es den göttlichen Forderungen entsprach. Bereitwillig stand er dem großen Lager des Volkes als Richter zur Verfügung. Er verteidigte eifrig die wahre Gottesanbetung und handelte sehr schnell gegen Personen, die sie beeinträchtigten. Trotz der großen Verantwortung, die auf ihm ruhte, und trotz der ihm von Gott verliehenen Vorrechte verriet er nicht die geringste Spur von Selbstsucht und Ehrgeiz; das geht aus den Aufzeichnungen über ihn deutlich hervor. Es konnte mit Recht von ihm gesagt werden: „Moses war bei weitem der sanftmütigste aller Menschen, die es auf der Oberfläche des Erdbodens gab.“ — 2. Mose 18:17, 18; 32:32; 4. Mose 12:3, NW.
21. Vor welcher Wahl stand Moses, und wozu entschied er sich richtigerweise?
21 Vergessen wir nicht, daß Moses am Hofe des Pharaos in aller Weisheit Ägyptens erzogen worden war. Er hatte beobachten können, wie die Priesterklasse dieses Landes durch ihre Machenschaften das Volk beherrschte, sich selbst bereicherte und dabei stets den bedrückenden Herrscher als den von den Göttern Begünstigten unterstützte. Obwohl er durch die Verfolgung eigener ehrgeiziger Ziele in Ägypten möglicherweise zu Reichtum und Macht hätte gelangen können, zog er es vor, sich zu Jehovas Volk zu bekennen und die Schmach auf sich zu nehmen, die es als ein Volk, dessen Gott ihm kein eigenes Land gegeben hatte, offenbar erleiden mußte. Die ägyptischen Spötter ahnten nicht, was ihnen und ihrem stolzen Land bevorstand. — Hebr. 11:24-26.
22. Welche Fragen blieben offen, obwohl Jehova durch Engel mit gerechtigkeitsliebenden Menschen verkehrte, und was war im Hinblick auf den Weg zu Gott zu hoffen?
22 Bis zu Mose Zeiten war es nur einigen gottesfürchtigen Familien vergönnt gewesen, durch Engelboten mit dem Schöpfer in Verbindung zu stehen. Dadurch wurde zwar der Glaube an einen großen, wohltätigen Gott aufrechterhalten, aber es blieben noch viele Fragen offen. Wie konnten unvollkommene Menschen mit ihrem Schöpfer, der rein und lauter war, versöhnt werden? Würde die Schranke zwischen ihnen und Gott, die weder von vollkommenen Engeln noch von treuen, aber unvollkommenen Patriarchen überwunden werden konnte, jemals beseitigt werden? Wie sollte die Knechtschaft der Sünde und des Todes beseitigt werden können? Würden Generationen weiterhin kommen und gehen wie das Gras, das aufsproßt und nur kurze Zeit bleibt und dann welkt? Die treuen Familienhäupter müssen oft über diese und ähnliche Fragen nachgedacht haben, wenn sie nachts den Himmel betrachteten und dadurch etwas von der Größe der Schöpfung Gottes erkannten. Es blieb ihnen nichts anderes übrig, als geduldig zu warten, bis Jehova ihnen sein Vorhaben nach und nach offenbarte. Er unterrichtete seine Diener im voraus über das Kommen der Sintflut, über die Zerstörung des Landes Sodom und über die sichere Befreiung aus Ägypten. Sie hatten einen Gott, der sein Wort hielt. Das war bestimmt ein hinreichender Grund zu hoffen, daß er ihnen zu seiner Zeit den Weg zum Leben und zum Frieden mit ihm zeigen würde.
[Fußnoten]
a Religion of Babylonia and Assyria von M. Jastrow, S. 374.
b Ancient Religions (Ausgabe 1750), herausgegeben von V. Ferm, S. 37, 293.
c Harper’s New Monthly Magazine, Juni 1853, „Das alte Peru — sein Volk und seine Denkmäler“.
d Ancient Religions (Ausgabe 1750), herausgegeben von V. Ferm, S. 37, 293.
e History of Religion, Allan Menzies, S. 337.
[Bild auf Seite 525]
In einem Traum wurde Jakob gezeigt, daß Engel mithelfen, die Verbindung zwischen Gott und Mensch aufrechtzuerhalten.
[Bild auf Seite 528]
Noah leitete den Gottesdienst seiner Familie.