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  • Das Gleichgewicht bewahren im Umgang mit unseren Mitmenschen
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Der Wachtturm verkündet Jehovas Königreich 1969
w69 15. 1. S. 48-54

Das Gleichgewicht bewahren im Umgang mit unseren Mitmenschen

‘Wer Gott liebt, liebe auch seinen Bruder.’ — 1. Joh. 4:21.

 1. Was setzt die Bewahrung des christlichen Gleichgewichts außer Liebe zu Gott noch voraus, und wie zeigt dies der Apostel Johannes?

DIE ausschließliche Anbetung Jehovas, unseres himmlischen Vaters, ist zur Bewahrung des christlichen Gleichgewichts unerläßlich, aber untrennbar damit verbunden ist die Liebe zu unseren Mitmenschen, besonders zu denen, die uns im christlichen Glauben verwandt sind. (Gal. 6:10) Wir müssen also auch das richtige Verhältnis zu unseren christlichen Brüdern haben, wenn wir christliches Gleichgewicht bewahren möchten. Der Apostel Johannes wies treffend auf diese Tatsache hin, als er schrieb: „Wenn jemand erklärt: ‚Ich liebe Gott‘, und haßt doch seinen Bruder, so ist er ein Lügner. Denn wer seinen Bruder nicht liebt, den er gesehen hat, kann Gott nicht lieben, den er nicht gesehen hat. Und wir haben dieses Gebot von ihm, daß, wer Gott liebt, auch seinen Bruder liebe.“ — 1. Joh. 4:20, 21.

 2. Wie denken viele Weltmenschen über ihr Verhältnis zu ihren Mitmenschen? Wie sollte dagegen ein Christ seinen Mitmenschen gegenüber eingestellt sein?

2 Was schließt aber die Liebe zu unseren Mitchristen alles ein? Was ist unter einem richtigen Verhältnis zu ihnen zu verstehen? Wie sollten wir unseren Glaubensbrüdern in der Christenversammlung gegenüber eingestellt sein? In der Welt ist man geneigt, Freundschaften oder Bekanntschaften anzuknüpfen, durch die man zu Ehre und Ansehen gelangt. Man denkt auch gern, man sei mehr oder besser als andere. Viele stehen auf dem Standpunkt, man müsse andere betrügen oder übervorteilen, bevor man von ihnen betrogen oder übervorteilt werde. Wie ganz anders ist doch ein Christ eingestellt, der das richtige Gleichgewicht hat! Die inspirierte Ermahnung des Wortes Gottes lautet: „[Tut] nichts aus Streitsucht oder aus Selbstgefälligkeit ..., sondern in Demut [achtet] die anderen höher ... als euch selbst, indem ihr nicht nur eure eigenen Dinge im persönlichen Interesse im Auge behaltet, sondern im persönlichen Interesse auch die der anderen. Bewahrt diese Gesinnung in euch, die auch in Christus Jesus war, der, obwohl er in Gottes Gestalt existierte, ... sich selbst [entäußerte] und ... Sklavengestalt an[nahm].“ — Phil. 2:2-7.

 3. Wie wäre das Leben, wenn jedermann so eingestellt wäre wie Christus?

3 Überlege einmal, wie angenehm das Leben wäre, wenn alle Menschen diesen biblischen Rat befolgen und Jesus Christus nachahmen würden. Dann würde niemand selbstsüchtig das Eigentum oder die Fähigkeiten eines anderen begehren; niemand würde versuchen, sich hervorzutun, um zu beweisen, daß er besser sei als andere. Auch würde niemand einen anderen bloßstellen wollen, um ihn in Verlegenheit zu bringen. Die selbstsüchtige, weltliche Einstellung, die jemand veranlaßt, zu denken, er sei mehr oder besser als andere, stört das Gleichgewicht und die Beziehungen unter den Menschen. Christen sollten daher unbedingt den Rat des Apostels Paulus beherzigen:

 4, 5. Welchen biblischen Rat sollten wir befolgen? Ist es aber immer leicht, dies zu tun?

4 „Formt euch nicht mehr nach diesem System der Dinge, sondern werdet durch die Neugestaltung eures Sinnes umgewandelt ... ich [sage] einem jeden, der sich dort unter euch befindet, nicht höher von sich zu denken, als zu denken nötig ist ... Habt in brüderlicher Liebe innige Zuneigung zueinander. In Ehrerbietung komme einer dem anderen zuvor. Seid gegen andere gleichgesinnt wie gegen euch selbst; sinnt nicht auf hohe Dinge, sondern laßt euch mit den niedrigen Dingen mitführen. Werdet nicht verständig in den eigenen Augen.“ — Röm. 12:2, 3, 10, 16.

5 Wir werden aber zugeben müssen, daß es viel leichter ist, davon zu reden, daß wir unsere Brüder lieben sollten, daß wir demütig sein, nichts aus Streitsucht oder Selbstgefälligkeit tun und die anderen höher achten sollten als uns selbst, als diesen inspirierten Anweisungen entsprechend zu handeln. Selbst die Apostel Jesu Christi hatten eine Zeitlang nicht das richtige Gleichgewicht, weil sie falsch eingestellt waren. Das zeigte sich ebenfalls beim letzten Passah, das Jesus am 14. Nisan des Jahres 33 u. Z. in einem Obersaal in Jerusalem feierte.

DER WORTSTREIT ÜBER DIE FRAGE, WER DER GRÖSSTE SEI

 6. (a) Welche scharfe Auseinandersetzung entstand unter den Aposteln Jesu in der Passahnacht des Jahres 33 u. Z., und was gab wenige Tage vorher Anlaß zu einem ähnlichen Wortstreit? (b) Was sagte Jesus über das richtige Verhältnis seiner Nachfolger zueinander?

6 Nach dem Abendmahl des Herrn entstand eine scharfe Auseinandersetzung unter den Aposteln über die Frage, „wer von ihnen der Größte zu sein scheine“. (Luk. 22:24) Nur wenige Tage vorher, als sie nach Jerusalem unterwegs waren, um dort die ereignisreiche letzte Woche der irdischen Dienstzeit Jesu zu verbringen, war diese Sache schon einmal zur Sprache gekommen. Die Mutter der Apostel Jakobus und Johannes kam bei dieser Gelegenheit zu Jesus und bat ihn, er möchte ihren Söhnen in seinem Königreich eine besondere Stellung verleihen. „Als die zehn anderen davon hörten“, berichtet die Bibel, „wurden sie über die beiden Brüder unwillig.“ Jesus trat jedoch dazwischen und beschwichtigte ihren Zorn, indem er sie darauf hinwies, daß in Gottes Organisation eine ganz andere Ordnung herrsche, als sie es von der Welt gewohnt seien. Personen in verantwortlichen Stellungen unter ihnen müßten ihren Freunden dienen. „Wer unter euch der Erste sein will, soll euer Sklave sein; geradeso wie der Sohn des Menschen nicht gekommen ist, um bedient zu werden, sondern um zu dienen und seine Seele als ein Lösegeld im Austausch gegen viele zu geben.“ — Matth. 20:17, 20-28.

 7. Was erschwerte es den Aposteln, die Bedeutung des Rates Jesu richtig zu verstehen?

7 Allem Anschein nach verstanden die Apostel aber nicht recht, was Jesus damit meinte. Was er ihnen sagte, war für sie offenbar etwas völlig Neues, etwas ganz anderes als das, was sie zu sehen gewohnt waren, und es vermochte die weltliche Ansicht nicht aus ihrem Sinn zu verdrängen. Sie beharrten bei ihrer verkehrten Ansicht über ihr Verhältnis zueinander. Vielleicht dachten sie an die Zeit zurück, da die israelitischen Könige aus dem Geschlecht Davids herrschten, und stellten sich vor, Jesus Christus, der messianische König, werde auch das Haupt einer irdischen Regierung sein, in der es Männer gäbe, die eine hohe Stellung oder einen hohen Rang bekleideten. Sie mögen den ehrgeizigen Wunsch gehabt haben, in einer solchen Stellung zu dienen. Wie der Jünger Lukas berichtet, entstand deshalb nach der Einsetzung des Abendmahls des Herrn „ein hitziger Wortstreit unter ihnen darüber, wer von ihnen der Größte zu sein scheine“. — Luk. 22:24.

 8. (a) Wie muß dieser Wortstreit Jesus berührt haben? (b) Was zeigt diese Begebenheit?

8 Beachten wir, daß es nicht nur eine kleine Meinungsverschiedenheit war, sondern ein „hitziger Wortstreit“. Diese Angelegenheit hatte die Apostel offenbar schon länger beschäftigt, und nun führte sie zu einem richtigen Wortgefecht. Jesus muß darüber sehr betrübt gewesen sein. Monatelang war er unter ihnen gewesen und hatte ihnen durch seine Demut und Bescheidenheit ein gutes Beispiel gegeben. Und gerade jetzt mußten sie sich wegen so etwas streiten. Es war die letzte Nacht seines irdischen Daseins, und seine Abschiedsworte sollten den Aposteln wegweisend sein und sie ermutigen. Ohne Zweifel hatte das, was Jesus in dieser Nacht über Gottes Königreich gesagt hatte, Anlaß zu diesem Streit unter den Aposteln gegeben. Das zeigt, wie sehr der Wunsch, etwas Besseres zu sein, eine hohe Stellung zu bekleiden und großes Ansehen zu genießen, bei einem unvollkommenen Menschen eingefleischt sein kann.

JESU LIEBEVOLLE BELEHRUNG UND SEIN BEISPIEL

 9. Wie schlichtete Jesus diesen Streit?

9 Wie schlichtete Jesus diesen Streit? Wies er seine Jünger streng zurecht? Demütigte er sie, indem er sie scharf kritisierte? Nein, liebevoll und zweifellos in einem gefälligen Ton erklärte er ihnen nochmals geduldig, daß es unter Christen nicht so sei wie unter Weltmenschen. Er sagte: „Die Könige der Nationen spielen sich als Herren über sie auf, und jene, die Gewalt über sie haben, werden Wohltäter genannt. Ihr aber sollt nicht so sein, sondern möge der, der unter euch der Größte ist, wie der Jüngste werden, und der, der als Oberster amtet, wie der Dienende.“ Dann stellte er ihnen die Frage: „Wer ist größer, der zu Tische Liegende oder der, der bedient?“ Selbstverständlich ist der, der zu Tische liegt und bedient wird, der Größere. Jesus sagte jedoch: „Ich aber bin in eurer Mitte wie der Dienende.“ — Luk. 22:25-27.

10. Welche Fragen darüber, ob die Apostel die Worte Jesu verstanden, erheben sich?

10 Begriffen sie diesmal, was Jesus ihnen sagen wollte? Verstanden sie jetzt völlig, daß alle Christen Brüder sein sollten und daß jemand, der in der Christenorganisation mehr Verantwortung hatte, wie der „Jüngste“ unter ihnen, das heißt der Demütigste, sein und die anderen höher achten sollte? (Matth. 23:8-12) Verstanden sie, daß in der Christenorganisation ganz anders gehandelt werden sollte, als es in der Welt üblich war? Die Jünger anerkannten die Tatsache, daß Jesus ihr Lehrer und Führer und somit der Größte unter ihnen war; darüber stritten sie sich nicht. Dennoch hatte er ihnen etwas früher an jenem Abend die Füße gewaschen. (Joh. 13:1-12) Er hatte sie tatsächlich bedient!

11. Auf welche Weise diente Jesus seinen Nachfolgern?

11 Mit den Worten: „Ich aber bin in eurer Mitte wie der Dienende“, wollte Jesus also offenbar nicht einfach sagen, daß er ihnen als Lehrer in geistiger Hinsicht diene. Nein, er bediente sie buchstäblich, wie ein Diener, indem er etwas tat, was normalerweise die Aufgabe weniger wichtiger Personen war. Er hatte an jenem Tag, dem letzten, an dem er mit ihnen im Fleische zusammen war, Petrus und Johannes nach Jerusalem vorausgeschickt, „und sie machten die Dinge für das Passah bereit“. — Matth. 26:17-19; Luk. 22:7-16; Mark. 14:12-18.

12. Auf welch ganz besondere Weise diente Jesus den zwölf Aposteln, bevor dieser Wortstreit entstand und er ihnen sagte, wie sie sich verhalten sollten?

12 Der Apostel Johannes, ein Augenzeuge dessen, was in jener Nacht geschah, schreibt darüber folgendes: „[Jesus] erhob ... sich vom Abendmahl und legte seine äußeren Kleider beiseite. Und er nahm ein leinenes Tuch und gürtete sich. Danach goß er Wasser in ein Becken und fing an, den Jüngern die Füße zu waschen und sie mit dem leinenen Tuch, mit dem er umgürtet war, abzutrocknen.“ (Joh. 13:2-5) Kannst du dir das vorstellen? Jesus ging von einem seiner Apostel zum anderen, kniete vor ihnen nieder, wusch ihre Füße und trocknete sie — sogar die des Judas Iskariot!

DIE BEDEUTUNG SEINER HANDLUNG

13. Welche biblischen Beispiele zeigen, daß es damals üblich war, anderen die Füße zu waschen, und wer mußte dies gewöhnlich tun?

13 Jemandem die Füße zu waschen war an sich damals nichts Außergewöhnliches. In orientalischen Ländern waren die Straßen oft staubig, und da die Leute meistens Sandalen trugen oder barfuß gingen, wurden ihre Füße schmutzig. Wenn daher jemand ein Haus betrat, ließ der Hausherr ihm zum Zeichen der Gastfreundschaft die Füße waschen. Sowohl Abraham als auch Lot erwiesen Fremden, die, wie es sich später herausstellte, verkörperte Engel waren, auf diese Weise Gastfreundschaft. (1. Mose 18:4; 19:2; Hebr. 13:2) Ein Pharisäer, bei dem Jesus zu Gast war, versäumte es aber, ihm diese freundliche Geste zu erweisen. (Luk. 7:44) Die Fußwaschung galt als eine sehr geringe Arbeit, die gewöhnlich dem niedrigsten Diener des Hauses übertragen wurde. Die junge Abigail bewies daher echte Demut, als sie zu den Dienern Davids sagte: „Siehe, deine Magd als Dienerin, um die Füße der Knechte meines Herrn zu waschen.“ — 1. Sam. 25:41; 1. Tim. 5:10.

14. Warum wusch Jesus diesmal seinen Aposteln die Füße, und wie reagierte Petrus zuerst?

14 Um seiner Belehrung den nötigen Nachdruck zu verleihen, beschloß Jesus, seinen Aposteln diesen so geringen und doch so notwendigen Dienst zu erweisen. Er begann ihnen die Füße zu waschen. Der Apostel Petrus verstand nicht, warum Jesus dies tat, und protestierte dagegen, daß sein Meister ihn wie ein geringer Sklave bedienen sollte. Jesus sagte aber zu Petrus: „Was ich tue, verstehst du jetzt nicht, doch wirst du es nach diesen Dingen verstehen.“ Als er dann mit dem Waschen fertig war und seine äußeren Kleider wieder angelegt und sich wieder am Tisch niedergelegt hatte, sagte er zu seinen Aposteln:

15. Wie erklärte Jesus seinen Nachfolgern, warum er ihnen die Füße gewaschen habe?

15 „Wißt ihr, was ich euch getan habe? Ihr redet mich mit ‚Lehrer‘ und ‚Herr‘ an und ihr sagt es mit Recht, denn ich bin es. Wenn nun ich euch, obwohl Herr und Lehrer, die Füße gewaschen habe, so seid auch ihr verpflichtet, einander die Füße zu waschen. Denn ich habe euch das Beispiel gegeben, damit so, wie ich euch getan habe, auch ihr tun sollt. Wahrlich, wahrlich ich sage euch: Ein Sklave ist nicht größer als sein Herr, noch ist ein Gesandter größer als der, der ihn gesandt hat. Wenn ihr diese Dinge wißt, glücklich seid ihr, wenn ihr sie tut.“ — Joh. 13:6-17.

16. Was wollte Jesus ihnen dadurch einprägen?

16 Welch wirkungsvolle Art, seinen Aposteln einzuprägen, daß sie demütig gesinnt sein sollten, und ihnen vor Augen zu führen, daß sie nicht um der Ehre und des Ansehens willen nach einem Amt streben, sondern bereit sein sollten, einander die niedrigsten Dienste zu erweisen! Jesus führte damals nicht die Fußwaschungszeremonie ein, die in gewissen Religionsgemeinschaften der Christenheit üblich und mit viel Heuchelei verbunden ist. Nein, er wollte ihnen damit begreiflich machen, daß sie demütig gesinnt, auf das Wohl anderer bedacht und bereit sein sollten, für ihre Brüder selbst die geringste Arbeit zu tun. Diese Einstellung haben Christen, die das richtige Gleichgewicht haben, einander gegenüber.

17. Was beweist, daß die Apostel verstanden, was Jesus ihnen sagen wollte?

17 Petrus und die anderen Apostel verstanden, was er sagen wollte. (1. Petr. 3:8) Die Treuen nahmen es sich wirklich zu Herzen, denn aus dem Bibelbericht geht hervor, daß sie diese Gesinnung beibehielten und vereint zusammenwirkten, um die Christenversammlung zu stärken. Keiner von ihnen strebte ehrgeizig nach Ehre und Ansehen. Als sogar einige Jahre später die Streitfrage um die Beschneidung entstand und sich „die Apostel und die älteren Männer“ in Jerusalem versammelten, um die Angelegenheit ordnungsgemäß zu besprechen, hatte offenbar kein Apostel den Vorsitz, sondern der Jünger Jakobus, der Halbbruder Jesu. — Apg. 15:6-29; 12:1, 2.

EIN NEUES GEBOT

18. Wie lenkte Jesus später die Aufmerksamkeit der Jünger nochmals auf das Beispiel, das er ihnen gegeben hatte?

18 Nachdem Jesus seinen Aposteln die Füße gewaschen und Judas Iskariot hinausgeschickt hatte, lenkte er die Aufmerksamkeit der elf Jünger, die noch zurückgeblieben waren, wiederum auf das Beispiel, das er ihnen gegeben hatte, indem er sagte: „Ein neues Gebot gebe ich euch, daß ihr einander liebt, so wie ich euch geliebt habe, daß auch ihr einander liebt. Daran werden alle erkennen, daß ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe unter euch habt.“ (Joh. 13:34, 35) Als beschnittene, unter dem Gesetz stehende Juden waren die Apostel bereits verpflichtet, ihren Nächsten zu lieben wie sich selbst. (Matth. 22:39; 3. Mose 19:18) Doch nun sagte Jesus, seine wahren Nachfolger würden daran erkannt werden, daß sie eine noch umfassendere, höhere Liebe hätten — eine Liebe, die seiner Liebe entspräche.

19. Auf welch einzigartige Weise bewies Jesus seine Liebe?

19 Jesus bekundete tatsächlich eine einzigartige Liebe. Unermüdlich diente er anderen und war mehr auf ihre Interessen bedacht als auf seine. Seine Tätigkeit, die darin bestand, anderen zu helfen, auf den Weg des Lebens zu gelangen, nahm ihn so sehr in Anspruch, daß er manchmal sogar auf die üblichen Bequemlichkeiten, an die der Mensch gewöhnt ist, verzichtete. (Luk. 9:58) Diese Liebe war umfassender als die Nächstenliebe, die der Gesetzesbund verlangte. Du wirst dich noch erinnern, daß Jesus, als er von der Mutter der beiden Apostel auf deren Veranlassung gebeten wurde, ihnen die wichtigsten Stellungen im Königreich zu übertragen, sagte: „Der Sohn des Menschen ist nicht gekommen, um bedient zu werden, sondern um zu dienen und seine Seele als ein Lösegeld im Austausch gegen viele zu geben.“ (Mark. 10:35-45; Matth. 20:20-28) Jesus suchte nie, sich selbst zu verherrlichen, sondern war stets bereit, seinen Nachfolgern zu dienen, und demütigte sie schließlich so weit, daß er für sie starb. Welch erhabene, beispielhafte Liebe! — Phil. 2:8; Joh. 15:12, 13.

20. Wie wird es sich auf unser Verhältnis zu unseren christlichen Brüdern auswirken, wenn wir die beispielhafte Liebe Jesu nachahmen?

20 Als Christen sind wir verpflichtet, Jesus nachzuahmen. Wir sollten nicht nur Jehova Gott so lieben wie er, sondern auch seine selbstlose Liebe zu seinen Nachfolgern sollten wir nachahmen. (1. Joh. 4:20, 21) Hast du die gleiche Liebe wie er? Würdest du dein Leben für deine christlichen Freunde hingeben? Es mag zwar von uns nicht verlangt werden, daß wir unser Leben buchstäblich für sie opfern, aber wir sollten eine solche Liebe zu ihnen haben, daß wir bereit wären, es nötigenfalls zu tun. „Wir sind verpflichtet, unsere Seelen für unsere Brüder dahinzugeben“, erklärte der Apostel Johannes. (1. Joh. 3:16; Röm. 16:3, 4) Überlege deshalb nun: Sollten wir, wenn wir eine solche Liebe haben, nicht bereit sein, demütig den Interessen unserer Brüder zu dienen? Sollten wir gegenüber denen, für die wir bereitwillig unsere Seele dahingeben würden, nicht freundlich und rücksichtsvoll sein? Bemühte sich Jesus nicht, seinen Nachfolgern gerade dies einzuprägen?

DEN SINN NEUGESTALTEN

21. Warum müssen Christen umgewandelt werden, indem sie ihren Sinn neugestalten?

21 Um das richtige Verhältnis zu seinen christlichen Brüdern zu haben, muß man also den Rat befolgen: „Formt euch nicht mehr nach diesem System der Dinge, sondern werdet durch die Neugestaltung eures Sinnes umgewandelt.“ (Röm. 12:2) Christen sind ganz anders eingestellt als Weltmenschen. In der Welt sind Personen, die eine besondere Ausbildung genossen haben, zum Beispiel Geistliche, Ärzte, Wissenschaftler oder Rechtsanwälte, gewöhnlich von sich eingenommen und denken, sie seien mehr als andere. Ähnlich verhält es sich mit Personen, die besonders begabt sind, wie Sport- oder Filmgrößen, oder Menschen, die auffallend schön oder außergewöhnlich intelligent sind. Die Bewunderung, die ihnen zuteil wird, macht sie oft überheblich. Vergessen wir aber nicht, daß jemand, der christliches Gleichgewicht hat, „in Demut die anderen höher achtet“ als sich selbst. — Phil. 2:3.

22. Was bedeutet es, demütig gesinnt zu sein und andere höher zu achten als sich selbst?

22 Was bedeutet es denn, demütig zu sein und andere höher zu achten als sich selbst? Es bedeutet zum Beispiel nicht, daß ein geübter Geigenspieler denken sollte, ein Freund, der noch nie eine Geige in der Hand gehabt hat, könne besser spielen als er. Es ist ganz klar, daß dies nicht der Fall ist. Manche Leute haben eine gute Ausbildung genossen oder sind besonders begabt und sind anderen, die diese Ausbildung nicht genossen haben oder nicht so begabt sind wie sie, deshalb überlegen. Das heißt aber nicht, daß sie deswegen mehr seien als andere. Sie sollten sich darauf nichts einbilden und deswegen nicht auf andere herabsehen. Die Bibel nimmt hier auf die geistige Einstellung eines Menschen Bezug, und ein aufrichtiger Christ sollte so eingestellt sein, daß er andere höher achtet als sich selbst. Er sollte nicht denken, er sei mehr als andere und sie müßten ihn deshalb bedienen. Bestimmt hätte Jesus alles, was die Apostel zu tun unternahmen oder zu tun beabsichtigten, weit besser tun können. Dennoch diente er ihnen demütig, ja er wusch ihnen sogar die Füße!

23. Worin unterscheiden sich Christen, die das richtige Gleichgewicht haben, von vielen Weltmenschen?

23 Wie erfrischend und angenehm ist es doch, mit Menschen zusammen zu sein, die diese demütige Gesinnung bekunden! Sie haben das richtige Gleichgewicht und beweisen es durch ihr Verhältnis zu ihren christlichen Brüdern. Sie sind ganz anders als Personen, die zum gegenwärtigen System der Dinge gehören. Selbst wenn sie mehr Geld haben oder begüterter sind als andere, denken sie nicht, sie sollten besonders beachtet werden. Sie wissen, daß Geld sie nicht über andere Menschen erhebt, und sie handeln auch entsprechend. (1. Tim. 6:17) Auch denken wahre Christen nicht, sie seien besser als andere, weil sie eine bestimmte Hautfarbe haben oder einer bestimmten Nation angehören. Sie bleiben demütig und achten selbst Angehörige weniger beliebter Rassen oder Nationen höher als sich selbst. — Röm. 10:12.

24, 25. Wer sollte im Erweisen von Liebe und im Bekunden von Demut besonders mit gutem Beispiel vorangehen?

24 Diese demütige Gesinnung sollten besonders die ernannten Aufseher, die Dienstamtgehilfen und andere, die in der Christenorganisation mit besonderen Dienstvorrechten betraut sind, haben. Die übrigen Glieder der Versammlung werden zwar angespornt, mit denen, die die Führung innehaben, zusammenzuarbeiten und ihren Glauben nachzuahmen, doch diese sollten nicht denken, sie seien mehr als andere, weil sie die Zusammenkünfte leiten, vielleicht bessere Redner oder Organisatoren sind oder weil sie dem Dienst Jehovas mehr Zeit widmen können. (Hebr. 13:7, 17) Der Apostel Petrus gebot, nachdem er die jüngeren Männer aufgefordert hatte, den älteren Männern, die die Herde Gottes hüten sollten, untertan zu sein: „Ihr alle aber, gürtet euch mit Demut gegeneinander, denn Gott widersteht den Hochmütigen, den Demütigen aber verleiht er unverdiente Güte.“ (1. Petr. 5:5) Niemand ist ausgeschlossen. Alle, auch die, die die Führung innehaben, sollten sich mit Demut gürten. „Seid einander untertan in der Furcht Christi“, gebietet die Bibel. — Eph. 5:21.

25 Der Aufseher sollte durch seine Bescheidenheit und Demut mit gutem Beispiel vorangehen. Jesus Christus, der rechte Hirte, tat dies. Er bemühte sich sehr, durch sein Beispiel seinen Nachfolgern zu zeigen, daß sie Liebe haben und demütig sein sollten. Das sollte auch der Aufseher tun. Er ist kein Chef, sondern ein Diener seiner Brüder. (Matth. 20:25-27) Das sollte er stets im Sinn behalten. Ja jeder Christ sollte sich dies gut einprägen, denn wenn wir im Umgang mit unseren Brüdern das richtige Gleichgewicht bewahren wollen, müssen wir sie lieben und dürfen nie denken, wir seien mehr als sie. — 1. Joh. 4:21; Phil. 2:2-4.

26. Was sollte uns anspornen, jetzt christliches Gleichgewicht zu bewahren?

26 Versetze dich im Geiste einmal in die Zeit, da alle Menschen diese wohltuende Gesinnung haben werden! Welch herrliche Wohnstätte die Erde dann sein wird! Ihre Bewohner werden vollkommen „mit der innigen Zuneigung des Erbarmens, mit Güte, Demut, Milde und Langmut“ und ganz besonders mit Liebe gekleidet sein. (Kol. 3:12-14) Ja alle werden dann Jehova Gott mit ganzem Herzen, ganzem Sinn, ganzer Seele und ganzer Kraft lieben und zu ihren Brüdern die Liebe haben, die Christus bewiesen hat. Welch ein Ansporn, jetzt das Gleichgewicht zu bewahren, um diese Zeit zu erleben!

[Bild auf Seite 50]

Jesus lehrt seine Apostel Demut.

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